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Nr. 12146
Bonn, Dienstag, 17. Februar 1925.
35. Jahrgang
Hemmungen.
Mit berechtigtem Erstaunen vernimmt man in Deutschland, daß die Frage der Veröffentlichung des Militärkontrollberichtes noch immer ein Gegenstand der Erörterung in Ententekreisen ist. Der Bericht sei streng vertraulich. Nur Auszüge und allgemeine Schlußfolgerungen dürften eventuell der Oeffentlichkeit unterbreitet werden. Hätte man dem Berliner Kabinett Angaben und Anklagen der Kontrollkommission vor dem Räumungstermin übermittelt, dann wäre der Verzicht auf die Veröffentlichung dieses Materials und seiner schwierigen und strittigen Einzelheiten vielleicht zu rechtfertigen gewesen. Man hätte den Standpunkt geltend machen können, daß es nicht auf alarmierende Propaganda, sondern auf ruhigen Ausgleich der Gegensätze in diskreter Verhandlung ankäme. In Wirklichkeit hat man aber drüben eine ganz andere und sehr unerfreuliche Methode befolgt. Man hat den Räumungstermin verstreichen lassen, ohne zu räumen, und hat diese Aufsehen erregende Unterlassung damit begründet, daß der Bericht Deutschland schon schwer belasten würde. Von diesem Kontrollbericht wurden dann in der Ententepresse unkontrollierbare Einzelheiten in kleinen Dosen der Welt serviert, und schließlich hat der französische Ministerpräsident in einer Kammerrede, die nachträglich in ganz Frankreich an die Mauern geklebt wurde, die schärfsten Anschuldigungen gegen Deutschland erhoben. Unter diesen Umständen erscheint eine ungekürzte und unfrisierte Veröffentlichung des gesamten Berichtes als das Mindeste, was Deutschland von dem guten Willen und dem guten Glauben der Gegenseite verlangen darf.
Bei der prinzipiell gegensätzlichen Einstellung, die selbst im neutralen Ausland noch vielfach gegen uns herrscht, könnte sonst leicht der Eindruck erweckt werden, wir wären so schwere Verbrecher, daß man aus reinem Zartgefühl für uns oder für die in den letzten Jahren sehr strapazierten Nerven der Mutter Europa garnicht den Schleier von allen unseren Sünden hinwegziehen könnte. Etwas in diese Kerbe schlägt bereits das Journal de Genéve, indem es schreibt:
Es scheint, daß es England und Frankreich schwer fällt, sich über die Veröffentlichung des Berichts zu einigen. Warum? Enthält er zuviel Material oder zu wenig? Hat man Angst, daß man Köln nicht mehr verlassen kann, oder glaubt man, daß man die Tatsache der Nichträumung Kölns nicht wird verteidigen können? Die Versicherungen des Generals Morgan lassen uns erkennen, daß entsetzliche Dinge festgestellt wurden. Andere Zeugen, die den Bericht der Kommission lasen, gestatten die Annahme, daß der Bericht mehr Befürchtungen als Tatsachen enthalte. Die Zweifel sind gefährlich. Sie dürfen nicht andauern. Das Dokument muß ohne Verzögern veröffentlicht werden, denn es darf nicht geduldet werden, daß nicht wieder gutzumachende Worte gesprochen werden, ohne daß jemand weiß, warum.
Daß die oben erwähnte Rede Herriots auch in England kein reines Wohlgefallen erregt hat, zeigen Auslassungen der englischen Presse, nach denen der englische Außenminister Austen Chamberlain seit mehr als einem Monat auf die deutsche Reichsregierung einwirke, um deren Zustimmung zu einem allgemeinen Sicherheitspakt zu erlangen. Wenn Herriot am 28. Januar nicht die bekannte Rede gehalten hätte, so würde nach englischer Auffassung Dr. Luther mit einem günstigen Anerbieten an die Verbündeten herangetreten sein. Doch sei es noch möglich, daß der deutsche Kanzler unter dem Einfluß von Lord 'Abernon seinen Plan wieder aufnehme, auf den er Ende Januar zu verzichten schien.
Wichtiger als diese etwas vagen Andeutungen erscheint uns eine Denkschrift Lord Balfours, eines der tiefgründigsten englischen Politiker. Sie knüpft an das Genfer Protokoll an und hat zum hauptsächlichsten Inhalt eine Darlegung der Gefahr, die entstehen würde, wenn Deutschland endgültig in die Arme Rußlands getrieben würde. Das sei bei der heutigen Politik auf die Dauer unvermeidlich. Die Denkschrift zollt dem Charakter künftiger Kriege und der Rolle, die die Chemie in ihnen spielen wird, besondere Aufmerksamkeit. Es sei für Deutschland ein Leichtes, chemische und andere Fabriken in Rußland zu errichten. Die Lage würde wesentlich anders sein, wenn Deutschland bei dem Sicherheitspakt mitwirken würde.
Man will also doch langsam von dem Standpunkt abgehen, Deutschland nur als ein Objekt von Verhandlungen zu bezeichnen.
Hoffentlich bringen innerpolitische Hemmungen uns nicht um die Möglichkeit, die günstigen Punkte der heutigen europäischen Konstellation zu benutzen. Leider hat mon berechtigte Zweifel, wenn man beispielsweise in der Köln. Zeitung liest, das
zur Stunde noch garnicht gebildete— Preußenkabinett Marx sei nichts anderes als ein Vorstoß der republikanischen Parteien in der Frage der Reichspräsidentenwahl. Marx solle als sogenannter republikanischer Kandidat vom Reichsbanner und den andern republikanischen Verbänden durchgesetzt werden Diesem Bestreben müsse schärfster Kampf angesagt werden. Das sieht nicht nach innerem Ausgleich aus, und wie sehr doch von allen Seiten über das Ziel hinausgeschossen wird, zeigt die Denkschrift der Reichsregierung über die Micum=Entschädigungen, die wir an anderer Stelle ausführlich wiedergeben. Danach ist die Entschädigungspflicht des Reiches unbestreitbar. Eine Bevorzugung von Industriegruppen hat nicht stattgefunden. Also eigentlich viel Lärm um nichts.
Am den Kontrollbericht.
Immer langsam voran!
P Paris, 17. Febr. Der Abschlußbericht der Militärkontrollkommission hat nochmals eine letzte Verzögerung erlikten. Er wird Mittwoch der Botschafterkonferenz zugehen, die übrigens auch für die Veröffentlichung zuständig ist.
— oder garnicht!
P London, 17. Febr. Unter dem Titel„Ein politischer Fehler“ schreibt Reynolds Paper, daß das englische Publikum mit Verwunderung vernehmen werde, daß der Bericht der Kontrollkommission wahrscheinlich nicht veröffentlicht werde, und daß England sei es, das sich der Veröffentlichung widersetze. Das sei ein großer politischer Fehler, denn man habe immer erklärt, daß Köln mit Rücksicht auf den Inhalt des Berichtes nicht geräumt worden sei. Das deutsche Volk habe ein Recht darauf, zu wissen, aus welchen positiven Gründen die Räumung verweigert worden sei.
F London, 16. Febr.: Im Unterhaus fragte heute Kennworthy, welche nächsten Schritte die Regierung in Bezug auf die Räumung Kölns zu tun gedenke. Baldwin antwortete, daß, nachdem der deutschen Regierung Mitteilung gemacht worden wäre, es an Deutschland liegen werde, die jestgestellten Fehler gutzumachen, von deren Erfüllung nach dem Versailler Vertrag die Räumung abhänge. In offiziellen Kreisen verlautet, daß Dienstag der Entwaffnungsbericht hier eintreffen wird. Sein Inhalt sei der Regierung durchaus unbekannt. Wenn nicht unerwartete Schwierigkeiten sich in Frankreich entgegenstellen, wird Herriot noch zum Wochenende in London zur Besprechung des Kontrollberichtes erwartet.
WTB Paris, 17. Febr. Der Vorsitzende der Interalliierten Militärkontrollkommission, General Walch wird, wie die Morgenblätter melden, den Bericht der Interallüierten Militärkontrollkommission über die Generalinspektion in Deutschland am Mittwoch persönlich in Paris übergeben. Er ist, wie Havas aus Berlin berichtet, in Begleitung des englischen Generals Wanchepp gestern nacht nach Paris abgereist. Auch der Kommandeur der englischen Truppen in Köln, General Cane, ist gestern in Paris eingetroffen.
WTB Paris, 17. Febr. Wie die Petit Parisien meldet. hat die deutsche Handelsvertragsdelegation bezüglich der französischen Vorschläge, die am Samstag überreicht wurden die Reichsregierung befragt. Sie erwarte am Mittwochoder Donnerstag die Antwort. Bis dahin fänden vermutlich keine Verhandlungen zwischen denbeiden Delegationen statt.
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Der Kampf um den Franken.
P London, 17. Febr. In Börsenkreisen ist man der Ansicht, daß der Frankensturz der letzten Tage den französischen Getreidekäufen im Auslande zuzuschreiben sei. Als Beweis dafür weist man darauf hin, daß der Frankensturz gleichzeitig in Newyork, Montreal, Buenos Aires und London erfolgt ist, d. h. an allen Plätzen, wo Getreide für die Einfuhr nach Frankreich gekauft wird.
P Paris, 17. Febr. Die Baisse des Franken hat gestern keine weiteren Fortschritte gemacht. Die Besprechungen, die Ministerpräsident Herriot Samstag mit maßgebenden Parlamentarier der Kammer und des Senats sowie mit dem Finanzminister hatte, scheinen fürs erste zwei Resultate gezeitigt zu haben; zunächst die, daß Kammer und Senat die Budgetdebatte in einem beschleunigten Tempo beendigen, und dann, daß die gegen das mobile Kapital gerichteten Kontrollmaßnahmen eine Lockerung erfahren. In der Rede, in der Ministerpräsident Herriot gestern nachmittag in die Generaldebatte über das Budget eingegriffen hat, richtete er einen Appell an die Oeffentlichkeit, der das Vertrauen des Landes wiederherstellen soll. Die Aufhebung des Zinsscheinborderau bestätigt die von der englischen Presse vertretene Auffassung, daß die neuerliche Baisse des Franken auf eine von Frankreich selbst ausgehende Kapttalflucht großen Stiles zurückzuführen sei.
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Im Saarland.
WTB Paris, 17. Febr. Eine englische Zeitung hatte gemeldet, die französischen Truppen, die seit dem Waffenstillstand das Saargebiet besetzt halten, gemäß Beschlüssen, deren Ausführung hatte aufgeschoben werden müssen, zurückgezogen werden. In dieser Fassung ist, so wird in Paris offiziös erklärt, diese Nachricht nichtrichtig. Anlaß zu ihr habe die Verlegung eines Artillerieparks aus der Nähe Saarbrückens nach Diedenhofen gegeben. Es finde keine allgemeine Räumung statt, aber es sei sicher, daß eine Verringerung der französischen Truppen sich ergeben werde im Verhältnis zu der Entwicklung, die die von französischen Offizieren befehligte lokale Gendarmerie nehme.
* Paris, 16. Febr.„Daily Mail“ meldet aus Saarbrücken, daß offizielle Verhandlungen über die Zurück ziehung der französischen Garnison aus Saarbrücken im Gange seien. Diese würde nach Forbach, St. Avold und Saargemünd zurückgezogen und durch die im Friedensvertrag vorgesehene lokale Gendarmerie ersetzt werden. In Notfällen würden französische Zolloffiziere bei der Aufrechterhaltung der Ordnung mitwirken.
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Vom Preußen-Kabinett Marx.
P Berlin, 17. Febr. Heute hofft Herr Marx sein Kabinett dem preußischen Landtag vorstellen zu können. Es wird allem Anschein nach ein Kabinett der Weimarer Koalition sein. Man wird die Herren Hirtsiefer
und Am Zehnhoff wieder als Wohfahrts= und Justizminister begrüßen können, während der Demokrat Dr. Wendorff das Landwirtschaftsministerium einem Zentrumsmann überlassen muß, welchem, steht noch nicht fest. Dafür sollen das Handels= und das Finanzministerium mit den demokratischen Abgeordneten Dr. Schreiber und Dr. Höpker=Aschhoff besetzt weiden, neben denen der gleichfalls demokratische Staatssekretär Becker als Kultusminister bestellt werden wird. Als Minister des Innern kommt für Herrn Marx Herr Severing in Frage. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion hat gestern Herrn Marx noch ein Schreiben zugehen lassen, in dem zu der Frage der Bildung eines Kabinetts der Volksgemeinschaft Stellung genommen wird. Es hat keinen Zweck mehr, auf dieses Schreiben noch des näheren einzugehen, da das von Herrn Marx erstrebte Kabinett der Volksgemeinschaft in Preußen ebenso unmöglich ist, wie es das im Reiche war. Es sei nur hervorgehoben, daß die Sozialdemokratie erklärt, sie könne die „Deutschnationale Volkspartei„weder als christlich noch als national anerkennen“.
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Auf des Nlessers Schneide.
P Paris, 17. Febr. Die Abendausgabe der„Information" teilt mit, daß eine Antwort der deutschen Delegation auf den Brief des Handelsministers Rainaldy noch nicht eingetroffen ist. Die nächsten 24 Stunden würden die Entscheidung darüber bringen, ob die Verhandlungen über den Handelsvertrag fortgesetzt oder abgebrochen werden sollen.
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Ein Hotverordnungsrecht des Reichstags?
P Berlin, 17. Febr. In der gestrigen Sitzung des Reichstages kündigte der Reichsinnenminister Schiele einen Gesetzenwurf an, durch den der Reichsregierung unter gewissen Kautelen ein Notverordnungsrecht während der Dauer der Abwesenheit des Reichstages gegeben werden soll. Der Antrag eines solchen Gesetzentwurfes liege dem Reichskabinett bereits vor und werde in aller Kürze den gesetzgebenden Körperschaften zugehen. Das Reichsinnenministerium wird für seine beschleunigte Erledigung mit allen Kräften eintreten. Der Minister verwies auf das Notverordnungsrecht von Regierungen, wie es die Verfassungen von Preußen, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen und Oldenburg bereits vorsehen. Er kündigte weiter an, daß den Ländern bei der Ausführung der Notverordnungen in Fällen, die ausschließlich das Land selbst betreffen, mehr Spielraum für dessen Maßregeln gelassen werden soll. Durch entsprechende Aenderung des§ 48 soll ihnen unter gewissen Kautelen ein solcher Spielraum sowie das Recht zu selbständigen Aenderungen gegeben werden. Grundsatz werde hierbei bleiben müssen, daß Quelle des gesamten Rechtes die Zentralgewalt des Reichspräsidenten bleibe.
Grenz dahin gekennzeichnet habe, er wolle einen Raubmord vortäuschen, kam es zu einem Zwischenfall. Rechtsanwalt Dr. Wolff erhob dagegen Einspruch, daß der Vorsitzende dem Angeklagten die Frage der Anklageschrift Wort für Wort vorlese, statt schildern zu lassen. Darin liege eine subjektive Behandlung. In höchster Erregung machte auch der Angeklagte Margies dem Vorsitzenden diesen Vorwurf. Der Vorsitzende verbat sich das Verhalten des Angeklagten und drohte ihm mit der Entfernung aus dem Saal. Neumann schilderte dann, wie er in Frankfurt a. M. ankam und sich dort mit Wollenberg in Verbindung setzte. Wollenberg erklärte, daß außer Jauche und Wetzel auch der Kriminaloberwachtmeister Schlotter, der der größte Kommunistengegner sei, und der württembergische [Innenminister Boltz, der als größter Kommunistenfresser bezeichnet wurde, erledigt werden müßten. Der Angeklagte schildert weiter eingehend die einzelnen Zusammenkünfte zur Vorbereitung des Mordes. Es trat dann eine Mittagspause ein.
Nachdem im weiteren Verlaufe der Verhandlung der Angeklagte Neumann noch Auskunft über den Plan zur Erledigung Wetzels gegeben hatte, wurden die Verhandlungen auf Dienstag vormittag vertagt.
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Richter im Ruhestand!
P Berlin, 17. Febr. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat das preußische Staatsministerium durch Beschluß vom 14. Februar den Polizeipräsidenten Richter auf Grund der Verordnung vom 26. Februar 1919 betreffs einstweilige Versetzung der unmittelbaren Staatsbeamten in den Ruhestand mit sofortiger Wirkung in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
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Engelbert enklassen.
P Berlin, 17. Febr. Die Verhaftung des angeblich in die Kutisker=Affäre verwickelten Rechtsanwalt Dr. Engelbert, des Sozius von Justizrat Dr. Werthauer, ist von der Strafkammer entgegen dem Beschluß des Untersuchungsrichters aufgehoben worden. Es wurde dem Antrag auf Haftentlassung gegen Sicherheit gestern stattgegeben. Rechtsanwalt Dr. Engelbert wird gegen eine Kaution von 50000 Mark aus der Haft entlassen.
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Neue Erdbeben in Japan.
P Paris, 17. Febr. Nach Meldungen aus Tokio wurde in Meyebashi, einer Stadt 120 Kllometer östlich Tokio, neuerdings ein sehr heftiges Erdbeben verspürt. Die Bevölkerung, etwa 60 000 Menschen, verließen fluchtartig die Häuser. Der Schaden ist unbedeutend. Das Erdbeben konnte auch in Tokio verspürt werden.
Das Vortmunder Grubenunglück.
Berlin, 16. Febr. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst meldet, hat zur einheitlichen Verwaltung und Verwendung der aus Anlaß des Grubenunglückes auf der Zeche Minister Stein eingegangenen und noch eingehenden Spenden der Minister für Handel und Gewerbe einen Ausschuß eingesetzt, der aus dem Berghauptmann zu Dortmund als Vorsitzenden, dem Oberpräsidenten in Münster, dem Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, dem Landrat des Landkreises Dortmund, einem Vertreter der Zechenverwaltung und zwei Vertretern des Betriebsrates besteht.
Am Dienstag, den 17. Februar, dem Tage der Beerdigung der bei der Schlagwetter=Explosion auf der Zeche Minister Stein verunglückten Bergleute, werden auf Anordnung des preußischen Staatsministeriums die staatlichen und kommunalen Gebäude halbmast flaggen.
* Dortmund, 16. Febr. Insgesamt sind an Spenden für die Hinterbliebenen bisher 750 000 Mark eingezahlt worden. Man erwägt die Frage der Errichtung einer Unterstützungskasse für die Hinterbliebenen sämtlicher im Bergbau verunglückten Bergleute.
Den großen Anstrengungen der Bergungsmannschaften gelang es nunmehr auch, die letzten sechs Leichen, die sich in dem Flöz Ida befanden, zu Tage zu fördern.
* Düsseldorf, 16. Febr. Die Stadt Düsseldorf hat für die Angehörigen der Opfer des furchtbaren Bergwerksunglücks auf der Zeche Minister Stein bei Dortmund 5000 Mark gespendet. In einem Brief an den Oberbürgermeister von Dortmund bringt die Stadt Düsseldorf der Nachbarstadt und den Hinterbliebenen der Bergleute, die ein Opfer ihres schweren Berufes geworden sind, und auch den Verletzten tiefstes und herzlichstes Beileid zum Ausdruck.
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Der Tscheka-Prozeß in Leipzig.
TU Leipzig, 16. Febr. Die Montagsverhandlung im Tscheka=Prozeß brachte die weitere Vernehmung des Angeklagten Neumann. Neumann äußerte sich zunächst über den Auftrag, Stinnes zu erledigen. Er habe diesen Auftrag nach Abbruch des Falles Seeckt von Hellmuth erhalten und auch den verschiedensten Gruppenmitgliedern mitgeteilt. Stinnes sollte im Esplanade=Hotel beobachtet werden; aber auch nach Mülheim sollte jemand zu seiner Beobachtung geschickt werden. Zu diesem Zweck seien falsche Ausweise mit französischem Visum besorgt worden. Der Plan wurde aber nicht weiter verfolgt, weil Hellmuth Ende Dezember dem Angeklagten die Weisung gab, zunächst den Großindustriellen Borrsig zu erledigen. Durch diese Tat sollte im Anschluß an den Berliner Metallarbeiterstreik der Kampfwille der Arbeiterschaft gesteigert werden. Auch dieser Plan wurde nachher nicht weiter verfolgt, da der Metallarbeiterstreik eine für die Arbeiter ungünstige Wendung genommen hatte. Der Angeklagte gab weiter an, daß er dann mit der Erledigung zweier Spitzel beauftragt worden sei. Der eine sei Rausch gewesen, der andere ein Frl. Zehnpfund, die als Stenotypistin in der Kommunistischen Buchhandlung mit dem Berliner Polizeipräsidium in Verbindung stand. Im Januar habe er von Hellmuth den Auftrag bekommen, einige Spitzel in Süddeutschland zu erledigen. Er setzte sich darauf mit dem militärischen Oberleiter des Bezirks Südwest, Wollenberg, in Verbindung. Zunächst wurden als die zu erledigenden Spitzel Braune und Müller genannt. Dann erklärte Wollenberg, es kämen nur Jauche in Heidelberg und Wetzel in Stuttgart in Frage. Dann habe er, Neumann, erfahren, daß in Zella=Mehlis ein gewisser Grenz einige tausend Dollar unterschlagen habe, die für Waffenkämpfe bestimmt waren. Er begab sich sofort nach Zella=Mehlis, um Grenz zu erledigen, erfuhr aber, daß Grenz verschwunden sei und auch nur schwer zu ermitteln sein werde.
Als der Vorsitzende den Angeklagten Neumann darauf hinwies, das Margies seinen Plan zur Beseitigung des
Letzte Post.
WTB Bochum, 16. Febr. In den letzten Tagen sind in verschiedenen Städten, namentlich in Düsseldorf und Bochum, von den Franzosen Verhaftungen größeren Umfanges vorgenommen worden. Insgesamt dürfte es sich um rund 40 Personen handeln, denen von seiten der Franzosen Beteiligung an Rechtsorganisationen vorgeworfen wird. Nähere Ermittelungen sind nicht möglich, weil sich die Verhafteten in strenger Einzelhaft befinden. Es ist nicht einmal möglich, die Namen der Verhafteten anzugeben, da selbst den Vertretern der Geistlichkeit und der charitiativen Organisitionen die größten Schwierigkeiten hinsichtlich des Besuches der Gefangenen gemacht werden.
P Berlin, 17. Febr. Der Heushaltungsausschuß des bayerischen Landtages hat mit 15 gegen 11 Stimmen kommunistische, sozialdemokratische und völkische Anträge auf völlige Aufhebung des Ausnahmezustandes und auf Rückgabe des beschlagnohmten Eigentums der verbotenen Verbände abgelechnt.
P Salzburg, 17. Febr. Gestern früh wurde ein Personenzug auf der Fahrt zwischen St. Wolfgeng und Strobl vom Sturme zur Ent gleisung gebracht und mehrere Wagen über die Böschung geschleudert. Ein Schaffner wurde von einem umstürzenden Wagen erdrückt ein zweiter Schaffner ssowie ein anderer Bahnbedientester und etwa 15 Pessagiere erlitten Verletzungen, hauptsächlich Schnittwunden. Ein von Ischl requirierter Hilfszug mit Arzten wurde unweit der Unfallstelle ebenfalls vom Sturme erfaßt und umgeworfen. Der Verkehr mußte einstweilen eingestellt werden. Die Telefon= und Telegraphenverbindungen sind durch den Sturm unterbrochen.
P München, 17. Fehr. Eine Feuersbrunst entstand Samstag abend in Ehrwald, wo bis 19 Uhr fünf Häuser ebbrannten. Die telegraphischen Verbindungen mit Ehrwald und Umgebung und mit der Zugspitze sind unterbrochen.
P Wien, 17. Febr. Wie der„Morgen“ meldet, brach Sonntag abend auf dem Gute Gersthagen bei Salzburg Feuer aus, das infolge des orkanartigen Sturmes in kürzester Zeit den genzen Besitz und einige umliegende Gehöfte eingeäschert. Meterlange brennende Balken wurden von dem Sturme fortgeführt und entzündeten in dem zwanzig Minuten entfernten Dorfe Altendamm ebenfalls einen Brand, der auf etwa fünfzig Häuser übergriff. Das Eingreisen der Feuerwehr blieb ergebnislos.
P London, 17. Febr. In der Augustinerabtei der Kathedrale von Canterbury wurden die Gräber von vier sächsischen Königen gefunden. Die Gräber stammen aus dem 12. Jahrhundert.
* Berlin, 16. Febr. An den internationalen Devisenhauptplätzen war gegen Wochenschluß auf die abwärtsweisende Bewegung des französischen Franken das Hauptaugenmerk gerichtet. Zu Beginn der neuen Woche hat der Frankenkurs eine Beruhigung erfahren, zum Teil sind die letzten allerdings ziemlich beträchtlich gesenkten Kurse wieder etwas gebessert. Aus Zürich kommt der Franken heute weiter schwach. aus London und Amsterdam jedoch etwas gebessert. Das Pfund liegt gegenüber Newyork unverändert. Die Mark liegt in London(20,04), Bürich(.2355) fast unverändert, in Amsterdam (.5922½ bis 0,5927½) recht fest. Sonst war die Devisenbewegung wie solgt: London meldet Paris 9,52, Brüssel 94.50, Newvork 4,774; Paris meldet Newyork 19.14, London 91.25. Aus Zürich kommen folgende Kurse: Newyork 5,19¼, London 24.78, Paris 26,60, Brüssel 25.90. Amsterdam meldet London 11.87¼ bis 11.88¼, Paris 13.00—13.05, Brüssel 12,50 bis 12.55, Newvork.48¾ bis.49.
Dollarschätze gesucht und weiter befestigt 90 1/8. Goldmünzen: Dollar 4,227—4,247, Sovereigns ohne Notiz. 20=Fr.= Stücke 16.223 bis 16.305, Pfundnoten 20,015—20,115, desal. kleine 19.997 bis 20.097.
Die heutige Nummer umsaßt 12 Seiten