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Geupifchriftleiter: Deter Reuffen Anzeigen Deter Lederinler, Alls in Bonn.

Seine Berpflichtung zur Rückgabe

unverlangter Manuskrivte.

Nr. 12000

Bonn, Samstag, 23. Augusi 1924.

Deutscher Reichstag.

TU Berlin, 22. Aug. Die Reichstagssitzung, die die inisterreden über die Londoner Abmachungen ingen soll, hatte eine große Menge angelockt. Etwa 500 chaulustige, die keine Eintrittskarten für den Reichstag ehr bekommen haben, bewegen sich auf den Straßen br dem Gebäude, um wenigstens der Ankunft der be­innten Politiker beizuwohnen. Lange vor Beginn der sitzung sind die Tribünen dicht besetzt. Auf der Diplo­atenloge sieht man kaum noch einen leeren Platz, dagegen leist der Sitzungssaal um 3 Uhr nachmittags noch große sicken auf. Der Beginn verzögerte sich, weil der Ael­stenrat noch einmal zusammengetreten war, um über Lage zu beraten. Die Freilassung des Samstags von er Plenarsitzung, die angefochten worden war, wurde n Aeltestenrat bestätigt. Der Auswärtige Ausschuß wird o am Samstag noch Zeit haben, die Beratungen der esetze für die Ausführung der Londoner Abmachungen tzusetzen.

Erst bei Beginn der Sitzung erschienen die Abgeordneten großer Anzahl. Am Regierungstisch Reichskanzler arx, Vizekanzler Jarres, Reichsaußenminister Dr. resem ann, Minister für die besetzten Gebiete Dr. ifle, Reichsverkehrsminister Oeser, Arbeitsminister Brauns, Reichswehrminister Dr. Geßler, Ernäh­bgsminister Graf Kanitz, Wirtschaftsminister Hamm, anzminister Dr. Luther,

Präsident Wallraf eröffnet die Sitzung um 3,45 Uhr. nächst werden als Beisitzer im Staatsgericht gewählt die bgeordneten Graf v. Merveldt(Deutschnational) und ebe(Soz.): als Stellvertreter Dr. Schetter(Zentrum) d Katz(Kom.),(Heiterkeit).

Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Abg. Kat om.), es stehe eine Erklärung über die Auslieferung s deutschen Volkes an das internationale sapital auf der Tagesordnung. Er beantrage statt dessen if die Tagesordnung zu setzen: Die Ueberleitung der ka­stallstischen Wirtschaft in die Hände der Arbeiter. sochauende Heiterkeit.) Der Redner beantragte, das von i Kommunisten eingebrachte Gesetz über die Soziali­lierung, den Antrag gegen die Richter des Staatsge­siotshofes, namentlich gegen Präsident Niedner, die In­erzellation gegen die Rechtsprechung des Staatsgerichts­hots, gegen die bayrische Polizei und gegen Noske zu be­haideln. Er beantragte ferner, sofort nach der Regie­fuzverklärung in die Debatte einzutreten und unmittel­haf nach dieser Aussprache den Reichstag auf zulösen. Ionische Bravorufe bei der Mehrheit.) Wir befinden un damit in Uebereinstimmung mit unseren Brüdern enseits des Rheins.(Händeklatschen bei den mmunisten.) Mit ihnen bekämpfen wir diesen Ver slavungsvertrag. Nieder mit dem Kapitalismus, lebe die internationale Solidarität der Arbeiter gegen de Ausbeutung in Deutschland wie in Frankreich.(Er­tutes Händeklatschen bei den Kommunisten). Der Antrag #ird gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.

Das Haus trat in die Tagesordnung ein. Als jedoch Zeichskanzler Marx hierauf die Rednertribüne betritt, un die Erklärung der Regierung abzugeben, er­Abt sich bei den Kommunisten ungeheurer Lärm. Sie rufen Terror, Amnestie, und lassen auch den Präsi­denten nicht zu Wort kommen. Präsident Wallraf schließt, nachdem er den Abg. Dr. Schwartz=Berlin (Kom.) mehrmals zur Ordnung gerufen hat, diesen infolge gröblicher Verletzung der Ordnung des Hauses von der Sitzung aus. Dr. Schwartz verläßt jedoch auf wieder­holte Aufforderung des Präsidenten den Saal nicht. Präsident Wallraf stellt fest, während der Lärm der Kommunisten fortdauert, daß der Abg. Dr. Schwartz seinem Befehl nicht Folge leistet und unterbricht deshalb die Sitzung auf fünf Minuten. Während die meisten Abge­ordneten den Saal verlassen, verstummen allgemein die Rufe der Kommunisten.

Die zweite Sitzung.

Nach fünf Minuten eröffnete Präsident Wallraf die Sitzung von neuem mit der Feststellung, daß Abg. Dr. Schwartz durch seine Weigerung, in der ersten Sitzung den Saal zu verlassen und die dadurch notwendig gewordene Unterbrechung der Sitzung, sich den Ausschluß auf acht Tage zugezogen habe. Da Abg. Dr. Schwartz immer noch anwesend ist und sich weiter weigert, den Saal zu verlassen, so stellt Präsident Wallraf ferner fest, daß Dr. Schwartz sich nunmehr einen Ausschluß von den Sitzungen auf 20 Tage zugezogen habe. Der Präsi­dent Wallraf beruft sofort den Aeltestenrat ein, be­raumt die nächste Plegarsitzung auf fünf Uhr nachmittags und schließt die zweite Sitzung um 4,15 Uhr.

Die dritte Sitzung.

Um 630 Uhr eröffnete Präsident Wallraf wiederum die Sitzung. Er teilt mit, daß sich der Aeltestenrat mit dem Fall des Abg. Schwartz beschäftigt und in seiner überwiegenden Mehrheit das Verhalten des Präsidenten gebilligt habe. Der Präsident fährt fort: Es wurde freilich auch gezweifelt, ob die Vor­aussetzungen für die Ausweisung des Abg. Schwartz ge­geben waren, weil Abg. Dr. Schwartz meine Weisungen nicht gehört haben will. Ich sehe, daß Abg. Dr. Schwartz noch jetzt im Saale ist und bin nicht in der Lage, unter diesen Umständen die Verhandlungen zu leiten. Ich beab­sichtige daher, eine neue Sitzung auf morgen 10 Uhr anzuberaumen. Es liegen Meldungen zur Geschäftsord­nung vor. Ich bin aber aus den angeführten Gründen nicht in der Lage, die Verhandlungen zu leiten.(Abg. Schöpflin, Sozialist: Kapitulieren Sie vor einem Narren? So sehen Sie aus!) und beraume daher eine neue Sitzung auf morgen 10 Uhr vormittags an mit derselben Tagesordnung.

Schluß gegen 7 Uhr.

*

Zustimmende Entschliessung des Reichsverbandes der deutschen Industrie.

° Berlin, 22. Aug. Die Vorstände des Deutschen Industrie= und Handelstages, der Reichsverband der deut­schen Industrie und des Wirtschaftsausschusses für die besetzten Gebiete haben zu der, durch das Londoner Abkommen geschaffenen Lage in einer heutigen gemeinsamen Tagung folgende Entschließung angenommen:

Die Voraussetzungen, unter denen die von uns vertreke­nen Wirtschaftskreise sich mit der Annahme des Dawesguk­achtens abgefunden hatten, sind im Londoner Abkommen im Wesentlichen unerfüllt geblieben. Unerfüllt geblieben ist insbesondere die Vorbedingung der Wiederher­stellung der wirtschaftlichen und finanziellen Souveränität Deutschlands, denn die Jortdauer der militärt­schen Besetzung schließt sie aus. Schärfster Widerspruch erhoben wird geger eine Aufnahme handelspoli­tischer Verhandlungen unter dem Druck der Be­setzung. Wir sind wirtschaftlich so geschwächt, daß Zuge­sändnisse auf handelspolitischem Gebiet mit den von uns nach dem Gutachten übernommenen Verpflichtungen nicht vereinbar sind. Wir haben steis den Standpunkt vertreten,

Schwierigkeiten im Reichstag.

Kanzler Marr wurde durch Lärmizenen an der Verlesung der Regierungserklärung verhindert.

wird das werden?

Der Reichstag muß sich bekanntlich bis zum 30. Au­gust über die Annahme der Dawesgesetze und der Lon­doner Beschlüsse entschieden haben. Ein kostbarer Tag bis zu diesem knappen Zeitpunkt ging uns gestern durch das Vorgehen der Kommunistischen Partei ver­

loren. Es kam im Reichstag, der die Regierungs­erklärung des Reichskanzlers Marx entgegennehmen sollte, zu Lärmszenen der Kommunisten, die es un­möglich machten, daß der Kanzler überhaupt das Wort ergreisen konnte. Das Verhalten eines der kommunistischen Abgeordneten, Dr. Schwartz=Berlin, führte dazu, daß Präsident Wallraf die Sitzung wieder­holt unterbrechen und schließlich den Abg. Schwartz, der den Ordnungsrufen nicht Folge leistete, zunächst auf acht Tage und dann bei der weiteren Weigerung, den Saal zu verlassen, auf 20 Tage von den Sitzungen des Reichstages ausschließen mußte. Schwarz behauptet, daß er seinen Namensaufruf überhaupt nicht gehört habe und infolge­dessen den Anordnungen des Reichstagspräsidenten nicht Folge leisten konnte. Ob dem wirklich so ist, bleide dahin­geseilt.

Für die deutsche Oeffentlichkeit ist die Tatsache bedeut­samer, daß erst am heutigen Samstag die Regierungserklä­rung im Reichstag entgegengenommen werden kann, sofern nicht auch heute die kommunistische Partei die parlamenta­rische Verhandlung durch ihre Obstruktionsmanöver unmög­lich macht.

Im übrigen hat die parlamentarische Lage in­sofern eine Klärung erfahren, als die Deutschnatio­nalen laut einer TU=Meldung doch ernstlich die Neigung haben sollen, aus außenpolitischen Gründen die Londoner Beschlüsse und die Dawesgesetze abzuleh­nen. Es werden jedoch auch Stimmen laut, die bezweifeln, daß die Deutschnationalen in ihrer Gesamtheit ablehnend votieren werden.

Die Kommunisten haben sich gestern eingangs der Sitzung durch Anträge dahin ausgesprochen, daß sie die ganzen Londoner Abmachungen für eine Bersklavung der deutschen Wirtschaft an das internatlo­nale Kapital ansehen und im Interesse der deutschen Arbeiterschaft daher die Londoner Beschlüsse ablehnen müßten.

Von den maßgebenden wirtschaftlichen Orga­nisationen, wie dem Deutschen Industrie= und Handels­

daß die in dem Dawesgutachten uns auferlegten Lasten sich

als die Leistungsfähigkeit Deut chlands über­steigenderwiesen haben. Jede weitere Hinausschie­bung der wirtschaftlichen und polikischen Befreiung muß diese Leistungsfähigkeit weiter schwächen. Trotzdem glauben wir, unter dem schweren Bruck der gegenwärtigen wirk­schaftlichen und polikischen Lage, vor allem bei der Unhalt­barkeit der Zustände im besetzten Gebiete, die Verantwor­tung für eine Ablehnung des Londoner Abkommens und die sich daraus ergebenden innen- und außenpolitischen und wirtschaftlichen Folgen nicht übernehmen zu können und müssen uns daher zur Empfehlung der An­nahme entschließen.

(Siehe hierzu auch die Stimmungsäußerung aus dem Kreise der rhein.=westf. Industrie, die wir heute auf Seite 5 wiedergeben. Red.)

Der Industriebeirat des rheinischen Zentrums zu dem Londoner Abkommen.

* Köln, 22. Aug. Vonseiten des Handels= und Industriebeirats der Rheinischen Zentrumspartei ist folgendes Telegramm an den Vorsitzenden der Zen­trumsfraktion, Abgeordneten Fehrenbach, abgesandt worden:

Der Handels= und Industrie=Beirat der Rheinischen Zen­trumspartei hält trotz der vielen entgegenstehenden Bedenken vom Standpunkt des rheinischen Handels und der Industrie die Annahme der Londoner Abmachung für eine so not­wendige und unerläßliche Maßregel, daß er seine Pflicht versäumen würde, wenn er nicht auch in diesem Sinne mit allem Nachdruck seine Stimme erhöbe. Eine weitere Fort­dauer oder gar eine Verschärfung der gegenwärtigen Zustände führt zum sichern Untergang in kürzester Zeit und wird den rheinischen Handel und die Industrie für eine lange Reihe von Jahren völlig aktionsunfähig machen. Die Folgen einer Ablehnung würden für die rheinische Indu­strie unabsehbar sein. Die Arbeitslosigkeit würde noch stark verschärft werden. Die Annahme muß daher mit aller Entschiedenheit gefordert werden.

Wir erwarten vom Reichstage, daß er dieser Forderung un­ter Verzicht auf alle parteipolitischen Rücksichten sobald als möglich Rechnung trägt.

Robert Bachem, stellvertr. Vorsitzender.

*

Der Verband der Stadt= und Landkreise des besetzten Ge­bietes für Annahme der Londoner Beschlüsse.

TU Köln, 22. Aug. Der Verband der Stadt= und Land­kreise des besetzten Gebietes hat an den Reichstag folgen­des Telegramm gerichtet:

Der Verband der Stadt= und Landkreise des besetzten Ge­bietes bittet den Reichstag dringend, trotz aller Bedenken dem Londoner Abkommen zuzustimmen, damit die völlige Zerrüttung der Wirtscaft des besetzten Gedietes wieder in Gang kommt und eine geordnete Verwaltung mög­lich wird. Die Ablehnung würde die Lage des besetzten Gebietes unerträglich gestalten.

I. V. Oberbürgermeister Johansen.

*

Die rheinische Sozialdemokratie fordert die Auflösung des Reichstages.

* Köln, 22. Aug. Die Kölner Sozialdemokratie sandte an den Reichskanzler ein Telegramm, in dem die unverzügliche Annahme der aus dem Londoner Abkom­men sich ergebenden Gesetze im Interesse des besetzten Ge­bietes gefordert wird. Sollte eine Zweidrittelmehrheit nicht zu erlangen sein, wird eine sofortige Auflösung des Reichstages und Vorbereitung eines Volksentscheides ge­fordert. Ein Telegramm etwa gleichen Inhalts wurde von

tag, dem Reichsverband der deutschen Industrie, dem Wirt­schaftsausschuß für die besetzten Gebiete, ferner von dem Wirtschaftsausschuß der rheinischen Zentrumspartei und dem Verband der Stadt= und Landkreise des besetzten Gebietes, sind Beschlüsse bekanntgegeben, die sich in bejahendem Sinne für die Ausführung der Londoner Beschlüsse aus­prechen.

Grell beleuchtet wurde die Situation durch die im Auswärtigen Ausschuß gestern fortgesetzte Aus­sprache, bei der endlich einmal klar zum Ausdruck ge­bracht wurde, daß wir bei der Ausführung des Dawes­planes, d. h. bei der notwendig werdenden Forcierung unseres industriellen Exports zur Warenschleude­rung gezwungen sind und dadurch die Verärgerung der Schwesterindustrien in England und Nord­amerika ganz bestimmt hervorrufen werden. Anderer­seits machte Dr. Schacht in seiner Eigenschaft als Wäh­rungskommissar auf Grund von Anfragen darauf auf­merksam, daß wir im Falle der Ablehnung der Lon­doner Beschlüsse im Interesse der möglichsten Erhaltung unseres augenblicklichen Währungsstandes dazu über­gehen müßten, den Reichsbankkredit an die In­dustrie noch weiter einzuschnüren. Es solle dies keine Drohung sein, fondern nur eine Feststellung der Dinge, wie sie sich tatsächlich entwickeln würden.

Im übrigen kann man aus den verschiedenen Stim­mungsäußerungen aus parlamentarischen Kreisen den Ein­druck gewinnen, daß die Gefahr einer Reichstags­auflösung näher gerückt ist, sofern man sich nicht dozu entschließt, im Falle der parlamentarischen Gefährdung der für die Annahme der Dawesgesetze notwendigen Zweidrittelmehrheit den Volksentscheid anzurufen.

Eine neue Erklärung der Deutschnationalen.

TU Berlin, 22. Aug. Die maßgebenden Führer der deutschnationalen Reichstagsfraktion wenden sich gegen die Auffassung, die der gestrige deutsch­nationale Fraktionsbeschluß gefunden hat, als wäre damit immer noch die Möglichkeit zu einem Umfalle offen geblie­ben. Sie betonen, daß die deutschnationale Fraktion das Sachverständigengutachten und die mit ihm zusammenhän­genden Gesetze unbedingt und ohne Rücksicht auf partei­politische Interessen aus außenpolitischen Gründen ab­lehnen werde. Anders könne auch der Fraktionsbe­schluß gar nicht ausgelegt werden, denn er beziehe sich aus­drücklich auf die früheren Beschlüsse und Erklärungen der Fraktion, die die Ablehnung des Londoner Ber­tragsergebnissen klar aussprechen.

der Sozialdemokratischen Partei, Bezirk Rheinprovinz, an das Reichstagsbüro gesandt.

Die Gesangenen von St. Markin de.

* Essen, 22. Aug. Die nach St. Martin de deportierten Ruhrgefangenen, etwa 30 an der Zahl, sind jetzt nach Saarbrücken verbracht worden. Einer von ihnen, der Monteur Hugo Klitter aus Essen, der am 11. Juli 1923 wegen Spionage zu 10 Jahren Zuch haus verurteilt worden war, ist bereits freigelassen wor­den und heute in seine Vaterstadt Essen zurückgekehrt.

Herriot will vom Reichskanzler über das Rheinland unterrichtet sein.

* Paris, 21. Aug. Der Berliner Korrespondent des Echo de Paris meldet, daß seit der persönlichen Begeg­nung zwischen Herriot, Dr. Marx und Dr. Strese­mann deutliche Anzeichen für eine Neuorientie­rung der deutschen Politik in Berlin wahr­zunehmen seien. Als Symptom für die in London erfolgte Annäherung könne es gelten, daß, wie der Korrespondent des Blattes erfahren haben will, der Reichskanzler be­absichtige, in einen persönlichen Briefwechsel mit Herriot einzutreten, der vor allem zum Ziele habe, dem französischen Ministerpräsidenten alle Röte im Rhein­land zur Kenntnis zu bringen. Hierzu bemerkt die Frkf. Ztg.:Soweit die Meldung des Blattes, die wir auf Geund eigener Informationen bestätigen zu können glauben. Tatsächlich soll, wie wir hören, Herriot den Kanzler, als ihm dieser im Laufe einer Unterredung seine Bekümmernis über die Nöte der rheinischen Bevölkerung zum Ausdruck gebracht habe, gebeten haben, alle Klagen in dieser Rich­tung zu seiner persönlichen Kenntnis zu bringen.

Das cheinische Zentrum lehnt den deutsch-spanischen Handelsvertrag ab.

* Berlin, 22. Aug. Die Vertreter der Zen­trumsfraktion aus dem besetzten Gebiet nah­men gestern in einer Sitzung unter dem Vorsitz des Abg. v. Guerard zu dem Londoner Abkommen Stel­lung. Die Konferenz war laut Germania der einmütigen Auffassung, daß im Interesse des besetzten Ge­biets und der Erhaltung der Einheit des Reiches das Londoner Abkommen angenommen werden müsse. Das spanische Handelsabkommen wurde von der Konferenz wegen seiner ungünstigen Auswirkung auf den deutschen Weinbau einmütig abgelehnt.

StrefemannsZeit zur haltung der Deutschnationalen.

WTB Berlin,, 22. Aug. Zu der Stellungnahme der Deutschnationalen Partei hinsichtlich der Londoner Beschlüsse schreibt dieZeit: Wie lange ist es denn her, acht oder zehn Monate, daß man auf deutschnationaler Seite an jeder Befreiungsmöglichkeit verzweifelte und Rhein und Ruhr als Vorwerk preisgeben wollte, um das Restgut zu retten. Wenn im Mai ds. Is. die Partei in den Wahlkampf gezogen wäre mit dem Versprechen, die Befreiung der besetzten Gebiete binnen eines Jahres sicherzustellen, den Abmarsch der Fran­zosen aus einigen Zonen noch in diesem Herbst zu bewerk­stelligen, die wirtschaftliche Souveränität noch in diesem Jahre wieder aufzurichten, die Zollschranken und die Mi­cumverträge zu beseitigen, die Gefangenen zu befreien und die Ausgewiesenen wieder in ihre Heimat zurückzuführen, so wäre dieses Versprechen von allen Seiten als ein Bluff, als unerfüllbar bezeichnet worden. Heute ist es erfüllt. Nun klagt man, daß nicht noch viel mehr erreicht wurde, und will lieber alles Erreichte gefährden, ehe man auf einen Wunsch, in den man sich nun einmal verbissen het, ver­zichtet.

34. Jahrgang

Die Gefahrpunkte.

Jortsetzung der Beratung über die Londoner Beschlüsse im Auswärtigen Ausschuß,

1° Bertin, 22. Aug. Im Auswörkigen Ausschuß wurde heute vormittag die Aussprache über das Lon­doner Protokoll fortgesetzt. Abgeordneter Dr. Rei­cherk(Deutschnational) wies auf die Gefahren hin, die der Rückimport der deutschen Sachlieferungen für die deutsche Industrie bilde. Das Verboi des Rücklmports, das lediglich auf dem Papier stehe, biete keinen Schutz und so werde wahrscheinlich durch die deutschen Sach­lieferungen eine Schleuderkonkurren: für die eigenen deutschen Fabrikate entstehen. Wir unterstützen selbst die Möglichkeit der Dumpings. Diese furcht­baren Gefahren gehen aber nicht auf Deutschland zurück, sondern es wird auch die englische und ame­eikanische Industrie darunter zu leiden haben.

Der Reichsfinanzminister Dr. Luther erwiderte, daß man die Bewilligung von Sachlieferungen nicht hätte ver­meiden können, wenn man auf Grund des Sachverstän­digengutachtens überhaupt ein Abkommen treffen wollte. Ein Dumping durch etwaigen Rücktransport käme aus allgemeinen wirtschaftlichen Gründen eventl. nur bei Farbstoffen und auch bei pharmazeutischen Erzeugaissen in Betracht, deshalb habe sich auch die deutsche Delega­tion bis zum äußersten gesträubt, in die Liste der Sach­lieferungen auch Farbstoffe und pharmazeu­tische Präparate aufzunehmen. Angesichts der ge­schlossenen Front der Vertragsgegner und nachdem sich be­reits der Abschluß der diesbezüglichen Verhandlungen der Londoner Konferenz durch den deutschen Widerstand er­heblich verzögert habe, mußte die deutsche Delegation schließlich einwilligen, habe aber dabei das Recht, daß sie nur bis zum 15. August 1928 gefordert werden können.

Abgeordneter Rosenfeld(Kommunist) frägt, ob nicht in London geheime Abmachungen zwischen

deutschen und ausländischen Industrie= gruppen getroffen worden seien. Abgeordneter Schneider(Deutsche Volkspartei) wünscht Sicherheit darüber, daß England die 26prozentige Exportbelastung vertragsmäßig erst nach Inkraftsetzung des Gutachtens er­hebt.

Im weiteren Verlauf der Sitzung des Auswärtigen Ausschusser des Reichstages äußerte sich Reichsbankpräst­denk Dr. Schacht über die finanzielle Situg: tion, die in Deutschland entstehen würde, wenn sich keine Zweidriktelmehrheik für die Durchfüh­rung der Dawesgesehze im Reichstage fände. Am die Währung vor dem Absinken zu bewahren, müßle man leider in erster Reihe noch weltere Kredilein­schränkungen vornehmen, wobel ulchl nur die In­dustrie, sondern auch stark die Landwirtschaft be­trossen würde. Dr. Schacht bekonle ausdrücklich, daß er hiermit lediglich eine Frage sachlich beantworte und kei­neswegs eine Drohung ausgesprochen haben wollte. aber es sei seine Pflicht als Währungskommisser, die Stabilität der deutschen Währung zu schützen. Nach wei­teren Entgegnungen und Darlegungen des Abgeordneten Dr. Quaatz(Deutschnational), der behauptele, daß die Reichsbank in die Hände des Auslandes über­gehe, wies Dr. Schacht ausführlich nach, daß dies nicht der Fall sei.

Londondebakte in der Pariser Kammer.

TU Paris, 22. Aug. Zu Beginn der heutigen Nach­mittagssitzung richtete ein Abgeordneter des Nationalen Blocks an den Ministerpräsidenten eine Frage über die interalliierten Schulden und die Sicherung Frankreichs. Insbesondere wünschte er zu erfahren, warum über die Ruhrräumung nicht im Zusammenhang mit der Sicherungsfrage verhandelt wurde. Herriot ant­wortete, er müsse es ablehnen, die Verantwortung für seine Vorgänger zu übernehmen. Er ver­las dann das Dokument, in dem Poincaré gelegentlich der Besetzung des Ruhrgebiets erklärte, daß die Truppen­abteilungen nur zum Schutze der Ingenieur4 kommission bestimmt seien.

Unter dem Beifall der Linken fuhr Herrkot fort:Die beste Garantie für die Sicherheit Frankreichs besteht darin, daß das Recht auf seiner Seite ist. Ich rede nicht die Sprache eines Idealisten, das sind, wie Sie wissen, die Lehren der Krieges. Reibel versuchte, die Politik Poincarés zu verteidigen. Seine Stimme aber wurde von den Rufen der Linken übertönt.

Dann schritt Leon Blum auf die Redner=Tribüne und kündigte eine zweistündige Rede über die Ruhr an. Er sagte, er werde nachweisen, daß seine und seiner Freunde Prophe­zeiung betreffend die Ruhrokkupation in Erfüllung gegangen sei und daß die Politik der Ruhr, wie sich in London her­ausgestellt hat, tatsächlich nur zu einer Isolierung Frankreichs geführt habe. Blum ist der Auffassung, daß die Ruhrpolitik die deutschen Nationalisten wieder auf­gerichtet habe. Diese Politik habe ferner den Bankiers auf der Londoner Konferenz zu einer vorherrschenden Stellung verholfen. Der erste Teil der Rede des sozialistischen Füh­rers besteht in einer heftigen Anklage gegen die auswärtige Politik des Ministeriums Poincaré und den nationalistischen Block. An einer Stelle seiner Ausführungen sagte Blum, indem er sich der Mehrheit zuwandte:Haben Sie nicht ein Gefühl der Beruhigung verspürt bei dem Gedanken, daß im Augenblick der Londoner Konferenz das Elysee von einer anderen Persönlichkeit bewohnt war als zur Zeit der Kon­ferenz von Cannes?(Entrüstungsrufe im Zentrum und der Rechten.) Verschiedene Abgeordnete der Opposition nehmen eine drohende Haltung ein. Le Troquer versucht Blum ins Wort zu fallen. Blum läßt sich jedoch nicht aus der Fassung bringen und setzt seine Rede fort. Er stellt fest, daß die Londoner Konferenz einen großen Anfang zur Wiedergutmachung der Verwirrungen des Poincarismus bedeute.

*

England und die Räumungsfristen.

* London, 22. Aug. Die Westminster Gazette erhebt energisch Einspruch gegen Herriots Auffas­sung, daß England in der Frage der Räumung der Köl­ner Zone irgendwie den französischen Standpunkt über das Laufen der Räumungsfristen sich zu eigen gemacht

hentige Rummer umsaßt 16 Seiten