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für Vonn und Amgegene.
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Nr. 11925.
Bonn, Samstag, 24. Mai 1924.
34. Jahrgang
Zur Lage im Kuhrbergbau.
Auch die neuen Einigungsversuche gescheitert.
* Essen, 23. Mai. Ueber die Besprechung, die heute unter dem Vorsitz des Reichs= und Staatskommissars Mehlich in Essen zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeiterverbänden gepflogen wurde und die von 10 Uhr vormittags mit einer zweistündigen Mittagspause bis nachmittags 5 Uhr dauerte, wird folgender Bericht ausgegeben:
Auf Grund der Schlichtungsordnung, nach der vor der Entscheidung des Schlichters über die Verbindlichkeitserklärung eines Schiedsspruchs die Parteien zu hören sind, wurde heute in Essen vor dem Schlichter für den Bezirk Westfalen über die Verbindlichkeitserklärung des von der vereinbarten Schlichtungsstelle am 16. Mai in Berlin für den Ruhrbergbau gefällten Schiedsspruch verhandelt. Der Versuch des Schlichters, eine Einigung herbeizuführen, ist nicht gelungen. Er hat sich seine weitere Stellungnahme vorbehalten.
Das unparteiische Sachverständigenkollegium, das in Berlin sein Urteil fällte, stellte fest, daß die Bergarbeiterverbände auf Grund der noch bestehenden Arbeitsordnung für den Monat Mai zu der Siebenstundenschicht und zu einer Ueberstunde verpflichtet waren. Der Berliner Schiedsspruch vom 16. Mai sucht die Arbeitszeit vom 1. Juni bis 31. März 1925 zu regeln. In dieser Zeit soll ebenfalls zu der Siebenstundenschicht noch eine Stunde Mehrarbeit geleistet werden.
Der Zechenverband beantragt bei den heutigen Verhandlungen die Verbindlichkeitserklarung des Berliner Schiedsspruchs. Der Schlichter, der an sich das Recht hat, einen Schiedsspruch zum Teil für verbindlich zu erklären, wollte heute sofort den ersten Teil des Berliner Schiedsspruchs, der den Tarifvertrag vom 1. August 1922 in seinen wesentlichen Bestandteilen bis zum 30. Juni 1925 verlängern will, für verbindlich erklären mit der Begründung, die Bergarbeiterverbände hätten diesen Teil des Schiedsspruchs angenommen und auch der Zechenverband habe mit seiner Annahme des ganzen Schiedsspruchs sich mit diesem Teil einverstanden erklärt. Gegen diese Teilverbindlichkeitserklärung erhoben die Arbeitgebervertreter nachdrücklich Einspruch unter scharfer Betonung, daß der Berliner Schiedsspruch ein unteilbares Ganzes sei.: Die K. Ztg. berichtet hierzu: Das Verhalten der Bergarbeitervertreter eröffnet zurzeit keine Aussicht, daß der Bergarbeiterausstand in den nächsten Tagen beigelegt wird. Sie kamen heute mit ganz neuen Forderungen. Sie verlangten für die Schicht eine Lohnerhöhung von 15 und 10 v. H.— ob mit den 15 v. H. die bereits bewilligten gemeint sind, muß man erst nachprüsen — und für die Stunde Mehrarbeit ein Siebte! des mit der Lohnerhöhung erzielten Schichtlohnes und dazu abermals 25 v. H. Aufschlag. Auch für die Uebertagearbeiter forderten sie die Bezahlung der zwei Stunden Mehrarbeit in ähnlicher Weise wie bei den Untertagearbeitern. Dann suchten sie den frühern Schiedsspruch, den Mehlich am 28. April gefällt hatte, wieder auf die Tagesordnung zu bringen, der allerdings nur den Manteltarif bis 31. Juli verlängerte, dafür aber auch die Mehrarbeit nur bis 1. November festsetzte. Als sie sahen, daß ihre Forderungen auf Ablehnung stießen, erklärten sie, daß keine Macht der Welt sie zur Annahme eines Schiedsspruchs zwingen könne.
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Jahlreiche Arbeiterenklassungen wegen Kohlenmangels.
Hamborn, 22. Mai. Die Werkverwaltung der August=Thyssen=Hütte hat heute in den einzelnen Betrieben folgende Bekanntmachung anschlagen lassen:
Infolge Kohlenmangels ist die Weiterarbeit und Aufrechterhaltung des Betriebs von Freitag, den 23. Mai, morgens 6 Uhr, an unmöglich. Ueber die Wiederaufnahme der Betriebe werden rechtzeitig Mitteilungen gemacht. Wegen der Notstands= und Uebergangsarbeiten erfolgt besondere Mitteilung.
Eine gleiche Bekanntmachung erfolgte im Walzwerk Dinslaken, ebenso auf sämtlichen Werken des Thys senkonzerns in Mülheim an der Ruhr. Dadurch werden insgesamt etwa 20000 Arbeiter und Angestellte erwerbslos, in Mülheim an der Nayr etwa 8000 Mann. Ein kleiner Teil der Arbeiter und Angestellten dürfte allerdings zunächst noch mit Uebergangs= und Notstandsarbeiten beschäftigt werden. Ebenso wird der Hochofenbetrieb beschränkt weitergeführt werden. R. 62*
Eingreifen der Micum.
* Essen, 22. Mai. Mehreren Zechen des Ruhrbezirks ist ein Schreiben der Micum zugegangen, in dem mitgeteilt wird, daß die für Mai vorgesehenen Reparationsverpflichtungen der Zechen durch den gegenwärtigen Streik sich verminderten.
Infolgedessen habe der Präsident der Micum angeordnet, daß die Lagervorräte der Zechen plombiert werden bis zur Wiederaufnahme der Kohlenförderung und der Reparationslieferungen. Während dieser Zeit dürfen die Zechen den Lägern keine Kohle weder zum eigenen Verbrauch noch zum Versand entnehmen, ohne die Ermächtigung der Micum.
Gleichzeitig werden die Zechen aufgefordert, die Lagervorräte zum Zwecke der Reparationslieferung verladen zu lassen. Im anderen Falle würde die Micum das Verladen durch eigene Mannschaft vornehmen.
*
Erhöhung der Beamtengehälter.
* Berlin, 23. Mai. Die Besprechungen heute vormittag im Reichsfinanzministerium über die Erhöhung der Beamtengehälter führten zu dem Ergebnis, daß mit Wirkung vom 1. Juni die Grundgehälter auf 80 v. H. der Grundgehälter von 1913 gestellt werden. Unter Hinzurechnung der sozialen Zuschläge (Frauen= und Kinderzulagen) nähern sich damit die Bezüge der verheirateten untern Beamten mit mehreren Kindern den Friedensbezügen, während die Bezüge der obern und mittlern Beamten nicht unerheblich dahinker zurückbleiben.
Zu dieser Erhöhung der Beamtengehälter gibt das Wolff'sche Telegraphenbüro einen offenbar offiziösen Kommentar, in dem es unter anderm heißt:
Die mit Wirkung vom 1. Dezember festgesetzten Golomarkbezüge der Reichsbeamten mußten im Interesse der Aufrechterhaltung der damals unter großen Opfern erkämpften Stabilität der Währung und zum Ausgleich des Uebergangshaushalts derart niedrig gehalten werden, daß die Reichsregierung sie schon damals als nur für eine kurze Uebergangszeit tragbar erklärte. Eine gewie Auf
keine
Am Dienstag soll der neugebildete Reichstag zusommentreten. Bis heute haben wir aber noch kein Kabinett. Das Progkamm, das bei den gestrigen Verhandlungen der Mittelparteien mit den Deutschnationalen die Grundlage der Erörterung bildete, hat noch zu keiner Verständigung geführt. Man hat die Verhandlungen auf den heutigen Samstag vertagt. Der offizielle Bericht, der über die gestrigen Konferenzen ausgegeben wird, ist recht undurchsichtig. Man hat die Teilnehmer zu strengstem Stillschwei
en verpflichtet, aber aus privaten Meldungen der der Deutschen Volkspartei nahestehenden Presse ergibt sich, daß die Geister sehr heftig aufeinandergeplatzt sind. Hatte doch hiernach die derzeitige Reichsregierung die Absicht, sofort zurückzutreten und es dem Reichspräsidenten Ebert anheim zu stellen, nach den Bestimmungen der Verfassung von sich aus die Regierungsneubildung einzuleiten, sofern die Verhandlungen gestern scheitern sollten. Man hatte hierbei angenommen, daß der Reichspräsident die stärkste bürgerliche Partei, die Deutschnationale Volkspartei, mit der Neubildung des Kabinetts betrauen würde. Es ist aber in letzter Stunde doch noch anders gekommen.
Wir erfahren heute, daß die Verhandlungen zwischen den Deutschnationalen und den Mittelparteien noch fortgeführt werden sollen. Außenpolitisch verschlimmern wir unsere Lage durch diese Verzögerung in der Entscheidung über die Kabinettsfrage ganz zweifellos. Aus Aeußerungen Herriots, die der Vorwärts wiedergibt, aus kritischen Bemerkungen des Journal des Débats und der Ere Nouvelle ersieht man außerdem, daß man gegenüber einem nach rechts erweiterten Kabinett schwerste Bedenken hegt, die übrigens auch in der holländischen Presse heute geäußert werden. Im Eclair veröffentlicht ein gewisser Michel Klecker de Belazuc, ein aktives Mitglied des Comilé de la rive gauche einen Artikel, in dem er den Führer der Welfischen Partei, den Abgeordneten Dannenberg, mit verschiedenen Schriftstücken ziziert, die einerseits ergeben sollen, daß die Hannoveraner mit französischen Persönlichkeiten der diplomatischen und militärischen Welt in Verbindung stehen und anderseits belegen sollen, daß die Berliner Regierung nach wie vor entschlossei sei, der Entente keine Wiederherstel
Der Kampf um den politischen Kurs.
lungen zu zahlen und sich etwaigen Sanktionen durch den passiven Widerstand zu entziehen.
Natürlich wird die durch solche Veröffentlichungen erzeugte Stimmung gegen uns noch genährt durch die oppositionelle Stellung gegen das Gutachten. Herriot, der kommende Mann in Frankreich, der jetzt täglich stundenlung mit Poincaré konferiert, zeigt bereits öffentlich eine Einstellung, die ganz und gar nicht mit der unserer Rechtsparteien korrespondiert. Andererseits läßt er erklären, ein Deutschland, das sich nicht mit einem Staatsmann seines Kalibers verständigen könne, komme überhaupt niemals zu einer Verständigung mit Frankreich.
Um die Regierungsbildung.
WTB Berlin, 23. Mai. Die Verhandlungen der Parteiführer über die Regierungsbildung wurden für heute um 2 Uhr abgeschlossen. Danach wurde folgender Bericht von den verhandelnden Parteien ausgegeben:
Die bereits angekündigten Verhandlungen nahmen Freitag vormittag unter der Leitung des Fraktionsvorsitzenden der Deutschen Volkspartei, Dr. Scholz, ihren Anfang. Es fand eine eingehende Besprechung über die sachlichen Grundlagen einer gemeinsamen Regierungsbildung statt. Die Personenfrage wurde offen gelassen. Den Besprechungen lag eine von der Deutschen Volkspartei herrührende, mit andern Parteien besprochene Ausarbe tung zugrunde. Die Verhandlungen wurden allgemein als ver traulich bezeichnet. Insbesondere verpflichteten sich
Herriot hat nur zu einer republikanischen deutschen Regierung Vertrauen.
Berlin, 23. Mai. Edouard Herriot, der aussichtsreichste Kandidat für den Posten des französischen Ministerpräsidenten, hat sich gegenüber einem Vertreter des„Vorwärts“ in bemerkenswerter Weise über die deutsch=französische Verständigung geäußert.„Eine Lösung der Reparationsfrage,“ erklärte Herriot u. a.„kann und muß auf der Grundlage des Sachverständigenberichts erzielt werden. Die deutschen Republikaner können die Gewißheit haben, daß ich der Mann bin, mit dem die Diskussion am leichtesten sein wird. Ich verlange daher von der Gegenseite eines: den guten Glauben. Ich glaube, daß ich selbst ein Mann des guten Glaubens bin. Ja, ich weiß, daß ich es bin. Aber gerade deshalb muß ich wissen, daß auf der Gegenseite derselbe gute Glaube vorhanden ist. Den republikanischen Parteien in Deutschland stehe ich in dieser Hinsicht ohne Voreingenommenheit gegenüber, nicht aber den offenen und hinterlistigen Nationalisten.„
Wenn ich morgen das Amt übernehmen sollte, dann wird sich eine republikanische deutsche Regierung mit vollem Vertrauen an mich wenden können. Mir wird man einen jeden Wunsch unterbreiten können, ich werde stets den besten Willen zeigen. Nur um es nochmals zu betonen: ich verlange Offenheit, guten Willen, guten Glauben. Das ist meine einzige Voraussetzung, und ich erwarte das bei der Behandlung sowohl des Reparationsproblems wie aller anderen Fragen, die das deutsch=französische Verhältnis berühren.
Ich kenne nicht Ludendorff und die Herren der Schwerindustrie, ich habe nichts für sie übrig. Was ich will, das ist, den Völkern den Frieden zu geben. Diese Aufgabe ist nicht leicht, sie wird künstlich erschwert durch die Nationalisten. Sie sehen, mit welch fanatischem Haß und mit welchen Mitteln ich schon jetzt bekämpft werde. Der Vorstoß mit ganzer Kraft gegen den Franken in den letzten Tagen ist kein Zusall, aber nicht geringere Sorge macht mir die Entwicklung in Deutschland seit der Reichstagswahl. Welche Regierung werde ich morgen drüben vor mir haben? Von ihrer Gestaltung hängt vieles, wenn nicht alles ab. Aber das große Werk muß gelingen, wenn sich die Demokratie beider Länder wirksam gegenseitig unterstützt. Nochmals: Offenheit, guter Wille und guter Glaube. Dann wird das Werk gelingen.“
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Was die kommende französische Regierung von Deutschland erwartet.
WTB Paris, 23. Mai. Die„Ere Nouvelle“ schreibt in einem Leitartikel zu den Verhandlungen über die Kubinettsbildung in Berlin: Selbstverständlich habe man sich französischerseits in die innerdeutschen Angelegenheiten nicht einzumischen, und welche Regierung Deutschland auch demnächst erhalten werde, sie werde Anspruch auf Gerechtigkeit vonseiten der französischen Minister haben. Dagegen dürfe man alle Vorbehalte machen, was die Sympathien der kommenden französischen Regierung anbelange. Die Republikaner verlangten seit vier Jahren ohne Unterlaß die Unterstützung der deutschen De mokratie. Das einzige Mittel, in Europa zuverlässig den Frieden zu organisieren, wäre nach ihrer Ansicht, den Bestand dieser Demokratie weniger prekär zu gestalten, und es gelte, ihr ausreichende Kraft und Autorität zu verleihen, damit sie in die Lage versetzt werde, sich völlig mit der Nation zu identifizieren. Alles, was jenseits des Rheines unternommen werde, um den Willen zur Demokratie zu brechen, werde sich gleichzeitig gegen Frankreich richten
Lorker Schlußkurs:
4 Bl. nrd mitllarden.
Große Umwälzungen im drahtlosen Verkehr.
WTB London, 23. Mai. Daily Telegraph berichtel aus Melbourne, daß Bruce gestern dem Repräsenkantenhaus mitteilte, die gesamte Lage im drahklosen Verkehr sei in den letzten zwei Wochen infolge von Entdeckungen, welche das gesamte System des drahtlosen Verkehrs auf große Entfernungen umwälzen und umgestalten würden, radikal abgeändert worden. Er habe an die britische Regierung, die bisher darum ersucht habe, es möchte nichts darüber veröffentlicht werden, kelegraphisch um Erlaubnis ersucht, die Information bekanntzugeben. Daily Telegraph zufolge verlautet, daß Bruce auf ein Marconi-System Bezug nehme.
Daily Expreß berichtet über diese Umwälzung im drahtlosen Verkehr, daß Marconi ein neues kurzwelliges System erfunden habe. Diese Erfindung mache es möglich, nach jedem Teile der Welt Mitteilungen von Siationen zu senden, der nicht mehr als den 10. Teil der Betriebskosten großer Stalionen ausmache. Versuche seien auf eine Entfernung von 2500 Meilen gemacht worden. Die MarconiGesellschaft erkläre jedoch, daß die Entfernungen, auf die Meldungen nach dem neuen Verfahren geschickt werden können, unbegrenzt seien. Das System habe jedoch auch Nachteile. Einer davon sei, daß es unmöglich sein werde, von diesen Stationen Mitteilungen allgemein zu verbreiten, da sie nur in einer oder höchstens in 2 oder 3 Richtungen versandt werden können.
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Präsident Coolidge erkrankt.
IVTB Paris, 23. Mai. Nach einer Havasmeldung aus Washington leidet Präsident Coolidge an einer Erkältung. Sein Zustand hat sich heute verschlimmert. Obwohl durch die Spezialbehandlung(Einatmung eines Gasgemisches auf der Grundlage von Chlor) eine vorübergehende Erleichterung herbeigeführt wurde, hat der Präsident die meisten seiner Verpflichtungen abgeben mössen. nem:
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Die amerikanische Hilse für deutsche Kinder.
Newyork, 23. Mai. Irving Busch teilte mit, daß die Tätigkeit des amerikanischen Hilfsausschusses für deutsche Kinder, das durch die Quäker die Ernährung einer Million Kinder sicherstelle, bis zur nächsten Ernte fortgeführt werden solle. Die Geldsammlungen würden weitergehen. 4286s 2
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Mißbrauch der Geschäftsaussicht.
Der Zentralverband des deutschen Bank= und Bankiergewerbes hat sich in einer Eingabe an den Reichsjustizminister gegen den Mißbrauch der Geschäftsaufsicht gewandt. Der Zentralverband stellt fest, daß die Leichtigkeit, mit der es zahlungsunfähigen und mitunter sogar zahlungsunwilligen Schuldnern gegenwärtig möglich gemacht wird, durch die Geschäftsaufsicht eine Art Mora
torium zu erlangen, die Kreditfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf das schwerste beeinträchtigt wird..5 *
WTB Düsseldorf, 23. Mai. Verspätet. Die vor einiger Zeit gegen den Großindustriellen Kommerzienrat
und alle Maßnahmen rechtfertigen, die ein besonnenes Max Falk, den Leiter des Rheinhandelskonzerns, erhobeMißtrauen nahelegen können. Angesichts einer franzö=Inen Vorwürfe wegen widerrechtlicher Geschäfte in von den sischen Linksregierung habe Deutschland keine Franzosen beschlagnahmten Waren führten zu gerichtlichen Entschuldigung, wenn es sich willenlos dem verhängnis= Auseinandersetzungen. Das Verfahren gegen Falk wurde vollen Einfluß der Rechtsparteien unterwerfe. eingestellt und ein Elberfelder Blatt zum Schadenersatz verWenn die Nationalisten sich einbildeten, die Uebernahme urteilt. Die gegen den Regierungspräsidenten Grützner
der französischen Regierung durch Herriot, und seine Freunde bedeutete den Beginn einer Art Verzichts diplomatie, so täuschten sie sich. Es gebe ein Mindestmaß an Rechten, das die republikanischen Länder hartnäckig verteidigen würden. Es sei vorbei mit dem militärischen Abenteuer, mit den Notbehelfen, der Ausbeutung theoretisch produktiver Pfänder und den wohlklingenden Formeln, die unter dem Vorwand des Patriotismus im Glanze der Worte das Elend der Wirklichkeit vergessen lie
erhobene Schadenersatzklage wurde nach gütlicher Verständigung zurückgezogen. Das Landgericht Elberfeld kam zu dem Schlusse, daß die Schadenersatzklage dem Grunde nach gerechtfertigt sei.
* Bochum, 23. Mai. Die von den Kommunisten in den letzten Tagen systematisch durchgeführte Behinderung der Notstandsarbeiten auf den Ruhrgruben hat zur Folge gehabt, daß auf einzelnen
Nation, die unter dem Kriege schwer gelitten have, unverdie Anehmer, die erwähnte Ausarbeitung einstweilen rückbar feststehe, das sei der Wiederaufbauder zer, nicht zu veröffentlichen. Die Verhandlungen werden aml störten Gebiete Frankreichs und der Bestand
nicht zu berossentlichen. Die Verhändlungen Werven am; Samstag vormittag 10 Uhr im gleichen Kreise fortgesetzt.
WIB Berlin, 23. Mai. Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, traten heute auf Einladung der Deutschen Volkspartei im Reichstag die Parteiführer des Zentrums, der Demokraten, der Deutschen Volkspartei, der Deutsch= nationalen Volkspartei und der Bayerischen Volkspartei zu einer erneuten Besprechung unter dem Vorsitz des Abgeordneten Scholz zusammen. Von den Deutschnationalen waren erschienen die Abgeordneten Hergt, der jedoch die Sitzung bald wieder verließ, Wallraf, Schulz, Bromberg, Graf Westarp und Behrens, von der Deutschen Volkspartei Scholz, Dr. Curtius und Kempkes, vom Zentrum Stegerwald, Dr. Peter Spahn, Giesberts und Becker, Arnsberg, von den Demokraten Koch, Keinath und Erkelenz, von der Bayerischen Volkspartei Emminger. Die Nationalsozialistische Freiheitspartei wurde zu den Besprechungen nicht zugezogen. Auch der Anregung, Tirpitz zu den Verhandlungen zuzuziehen, wurde nicht Folge gegeben. Die Verhandlungen bewegten sich nur auf sachlichem Gebiet. Von den Mittelparteien wurde der Anschauung Ausdruck gegeben, daß das Sachverständigen=Gutachten die Grundlage für die Lösung der Entschädigungsfrage bedeute, und daß auf diesem Fundament weitergearbeitet werden müsse.
ßen. Was dagegen von den berechtigten Ansprüchen einer[Zechen die unterste Sohle sich bereits mit Wasser anfüllt.
* Bochum, 23. Mai. In den Abendstunden belagerten etwa 500 Vergleute die Zeche Konstantin, Schacht
der neuen Grenzen Deutschlands. Einer entgegenkommenden friedfertigen deutschen Demokratie könne man wichtige Zugeständnisse machen und im Vernehmen mit ihr in den heiklen Punkten Vergleiche treffen.
Den anderen aber sei man nichts schuldig, als das, was in den Friedensverträgen stehe.
*
Morgans Bedingungen für Herriok.
TU London, 23. Mai. Die„Chikago Tribune“ schreibt, in Londoner Finanzkreisen habe man Kenntnis davon erhalten, daß der amerikanische Bankier Morgan Herriot, der allgemein als der neue französische Ministerpräsident bezeichnet wird, zu verstehen gab, daß die fran
zösische Regierung auf eine weitere finanzielle Unterstützung nur rechnen könne, wenn sie die Politik angemessener Besteuerung und der Wäh
rungsreform, die Poincars unter amerikanischem gugrtg gestern ein Oienstmaß; Vekt“ gttug ntta,
Drucke eingeschlagen habe, auch weiter beibehalten werde. suhlte gestein ein Dienstmaochen, dessen ordnungsDie Stellung Herriots wird durch diese Aufforderung, so mäßige Papiere auf Hedwig Brombi lauten, in der Wohschreibt die„Chikago Tribune“, beträchtlich erschwert, da nung seiner Herrschaft am Kaiserdamm in Charlottenburg einer der Hauptpunkte des Programms der Sozialisten einen Riesendiebstahl aus. Der Gesamtwert des während des Wahlfeldzuges in der Herabsetzung entwendeten Besitztums beläuft sich auf 50.000 Goldmark. der Steuern bestanden habe. Frankreich werde, wenn IVTB Hagg, 23. Mai, es sich zu einer Verringerung der Steuerlasten entschließe,##:
andererseits gezwungen sein, um dem Bankrott aus dem
Wege zu gehen, von Deutschland die Zahlung bis zum letzten Centime zu fordern.
10. Als das Ueberfallkommando der Bochumer Polizei heranrückte, wurde es mit Steinwürfen empfangen. Die Polizei gab einige Schreckschüäe ab, worauf die Menge auseinanderfloh. Einige Verhaftungen wurden vorgenommen.
WTB Hamburg, 23. Mai. Der Verbraucher: preis für gerösteten Kaffee wird vom Verein der KaffeeGroßröster= und Händler, Sitz Hamburg, heute offiziell mit 2,80 bis 4,40 für 3 Kilo je nach Qualität notiert.
* Berlin, 23. Mai. Wie die B. Z. am Mittag er
führt, gilt der Besuch des ehemaligen Kronprinzen in Potsdam lediglich seinen Kindern. An der Einweihungsfeier für die Gefallenen des Garde du Corps nimm: der Etkronprinz nicht teil.
* Berlin, 23. Mai. Wie die B. Z. am Mittag meldet,
an, insbesondere auch mit Rücksicht auf die Steigerung der Mieten. Diese Reglung trug aber den Lebensnotwendigkeiten noch nicht ausreichend Rechnung, vielmehr blieben ihre Bezüge in den unteren Besoldungsgruppen noch um etwa 25 v.., in den mittlern und höhern Besoldungsgruppen bis über 50 v. H. hinter den Bezügen der Vorkriegszeit zurück. Wenn auch nach dem verlorenen Kriege von allen Teilen der Bevölkerung Opfer gebracht werden müssen, so erfordern doch staatspolitische Notwendigkeiten, daß die mit der Erfüllung des Staatsaufbaus betrauten Beamten vor den größten wirtschaftlichen Sorgen geschützt werden. Insbesondere sind auch die kurze Uebergangszeit tragbar erklärte. Eine gewi e Auf= Opfer, die bisher nicht nur von den Beamten des untern, Lesserung erfolgte deshalb schon mit Wirkung vom 1. April sondern besonders von denen des mittlern und höhern
Dienstes verlangt wurden, so groß wie bei kaum einem andern Teil der Bevölkerung. Diese Verhältnisse sind jetzt nicht mehr tragbar. Vielmehr drängen sie zu einer grundlegenden Aenderung, wenn der wirtschaftliche Zu
sammenbruch dieser Beamtenkreise und damit schwere gadars###ie Zusammenaxheit das wichtigste seien. Das
Schädigungen für das allgemeine Staatswohl verhindert] verland dagegen meint, die Deutschnationalen hätten
werden sollen. Wenn die vorgesehene Reglung auch noch durch den Vorschlag Tirpitz eine glückliche Hand gezeigt, da nicht allen Wünschen der Beamtenschaft Rechnung teagen ser zweifellos einer der bedeutendsten Köpfe und dabei gemag, so muß doch andererseits beachtet werden, daß sie mäßigt sei. Das Blatt bedauert im übrigen, daß Parteirück
Zu den Nachrichten über die Besprechungen zwischen den Deutschnationalen und den Mittelparteien und den Berliner Meldungen über die von den Deutschnationalen aufgestellte Kandidatur v. Tirpitz für die Reichskanzlerschaft schreibt Algemeen Handelsblad, eine deutsche Regierung unter der Leitung von Tirpitz könne im Ausland kaum auf Sympathie rechnen. Seine politische Vergangenheit lasse Admiral v. Tirpitz wenig geeignet erscheinen zum politischen Leiter Deutschlands in einem Augenblick, wo das Vertrauen und die internationale Zusammenarbeit das wichtigste seien. Das
das Aeußerste darstellt, was bei der gegenwärtigen Finanzlage des Reiches mit einer ordnungsmäßigen Haushaltwirtschaft vereinbar ist und wegen der möglichen Rückwirkung auf die Wirtschaft gerade noch verantwortet werden kann.
sichten bei der Bildung des Kabinetts über die nationalen gestellt würden.
Die heutige Nummer umsaßt 16 Seiten.