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Druk und Verlag: Hermenn Reusser Verautwortlich:

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d 63. 506. 307. Bostscheck Röln 18972

Nr. 11917.

Bonn, Donnerstag, 15. Mai 1924.

34. Jahrgang

Der Reichspräsidenk an Adenauer.

Reichspräsident Ebert hat an den Oberbürger­meister folgendes Dankschreiben gerichtet:

Hochgeehrter Herr Oberbürgermeister! Nach Berlin zurückgekehrt, ist es mir lebhaftes Bedürf­nis, Ihnen und der Stadt Köln meinen tiefstgefühlten Dank für den herzlichen Empfang auszusprechen, den ich gestern in Köln gefunden habe. Ich habe von meinem Aufenthalte bei Ihnen ausgezeichnete und bleibende Ein­drücke gewonnen und aus allem, was ich sah, die Ueber­zeugung gewonnen, daß von einer so zielbewußten und tatkräftig geleiteten Stadtverwaltung trotz der Nöte der Zeit die alte und uns allen so teure Stadt Köln zu neuen Wegen der Entfaltung und Entwicklung geführt wird. Die Messe, die die Bedeutung Kölns als Handelsstadt heben wird, die Stadt= und Hafenerweiterungen, welche der In­dustrie neue günstige Möglichkeiten zu zwockmäßigen An­lagen eröffnen, sind die Grundsteine dieses neuen Ab­schnittes in der alten Geschichte der Stadt. Möge die all­gemeine Gestaltung des Wirtschaftslebens unserm Vater­land für die Erfüllung all dieser Pläne den günstigsten Boden geben.

Mit den besten Wünschen für die Stadt Köln, wie für Sie persönlich bin ich, hochgeehrter Herr Oberbürger­meister, Ihr ergebenster

(Gez.:) Ebert, Reichspräsident.

*

Kein deutscher Block der Mitte.

* Berlin, 14. Mai. Die Fraktionssitzung der Deut­schen Volkspartei kam nach eingehendem Referat Dr. Stresemanns über die politische Lage, wie sie sich beson­ders außenpolitisch durch das Sachverständigengutachten und innenpolitisch durch die Wahl ergibt, auf die ange­regte Bildung einer Fraktion der Mitte zu sprechen. Die Partei ist der Ansicht, daß die Bildung einer solchen Fraktion nicht möglich sei. Hinsichtlich der Beteiligung der Deutschnationalen an der Regierungsbildung steht die Partei auf dem Stanopunkt, daß diese enr­sprechend dem Wahlausfall berücksichtigt werden müssen. Die Wahl des Vorstandes findet später statt.

Die Fraktion der Mitte ist mit diesem Beschluß gefallen. Die Berücksichtigung der Deutschnationalen entsprechend dem Wahlausfall kann nur den Sinn haben, daß die Volkspartei für die Betrauung eines deutschnationalen Politikers mit der Neubildung der Regierung eintritt.

*

. Jum deutschrussischen Konflikt.

WIB Berlin, 14. Mai. Von zuständiger Stelle er­fahren wir, daß der Leiter der politischen Abteilung des Berliner Polizeipräsidiums, Oberregierungsrat Weiß, bis zur völligen Klärung der Vorfälle bei der polizeilichen Durchsuchung der Räume der russischen Handelsdelegation in Berlin beurlaubt wurde.

* Berlin, 14. Mai. Nach einer öffiziösen Moskauer Meldung bestätigt es sich, daß dem deutschen Botschafter, Graf Brockdorff=Rantzau, eine Note Litwinoffs mit drei Genugtuungsforderungen übergeben worden ist:

1. Eatschuldigung für das Verhalten der Polizei in den international üblichen Formen;

2. Bestätigung der Exterritorialität der Handelsvertretung der Sowjetregirung ent­sprechend dem Vertrag vom 6. Mai 1921;

a. Bestrafung der Urheber und Führer der Haussuchung und Entschädigung der Be­troffenen für die von der Polizei verursachten Ver­luste.

Nach dem weitgehenden deutschen Enigegenkommen hat man es hier mit dem nun offiziellen Versuch der Russen zu tun, nachträglich auch eine Exterritorialität für die Handelsvertretung zu erlangen. Alle anderen Fragen. sind von geringerer Bedeutung. Es dürfte die Gegen­forderung gestellt werden, die Exterritorialität nicht zu politschen Propagandazwecken zu benutzen.

Englische und amerikanische Kundgebungen.

New Lorker Schlußkurs:

4 Bill. 325 Milliorden.

Polnische Ausschreitungen gegen Deutsche.

WIB Berlin, 14. Mai. Die deutsche Regie­rung hat, wie bereits gemeldet, durch ihren Gesandten in Warschau der polnischen Regierung eine Note über­reichen lassen, worin auf die infolge der ständig sich wie­derholenden Ausschreitungen gegen die deutsche Minderheit in Polnisch=Ober= schlesien auf die für die dortigen deutschen Reichsangr. hörigen bestehenden Gefahren aufmerksam gemacht wird. In Beantwortung dieser Note hat sich nun die polnische Regierung, einer Meldung der pol­nischen Telegraphenagentur zufolge, dahin geäußert, daß in der Republik Polen die Sicherheit aller Einwohner ohne Rücksicht auf ihre Staatsangehörigkeit verfassungs­wäßig gewährleistet sei. Im übrigen bemängelt die pol­nische Regierung, daß in der deutschen Note keine kon­kreten Beschwerdefälle aufgeführt seien, und spricht gleich­zeitig der deutschen Regierung das Recht ab in einem Falle, wie dem vorliegenden, zu intervenieren.

Hierzu bemerkt das Wolffsche Telegraphenbüro, daß die deutsche Gesandtschaft in Warschau nach Ueberreichung der grundsätzlichen Note der polnischen Regierung eine große Zahl von Einzelfällen namhaft gemacht hat, in denen deutsche Reichsangehörige in Polnisch=Ober­schlesien mißhandelt oder sonst terrorisiert worden sind. Abgesehen davon, daß die polnische Regierung es ihrer­seits aus Anlaß der in Deutsch=Oberschlesien im März vorgenommenen Verhaftungen von ehemaligen Aufstäg­dischen deutscher Reichsangehörigkeit für gut befunden hat, die Aufmerksamkeit des Auswärtigen Amts auf diese Vorkommnisse zu lenken, muß die deutsche Regierung das Recht für sich in Anspruch nehmen, bei der Regierung eines fremden Landes Vorstellungen zu erheben, wenn ihre Staatsangehörigen in diesem Lande Verfolgungen und Ausschreitungen ausgesetzt sind.

*

Kardinal Schulte an das Reichsarbeitsministerlum.

* Köln, 14. Mai. Erzbischof Kardinal Schulte hat sich heute im Hinblick auf die entsetzliche Not der Berg­Leute des Ruhrkohlenreviers, die von der Aussper­rung betroffen sind, telegraphisch behufs Herstellung des sozialen Friedens mit dringenden Vorstellungen an das Reichsarbeitsministerium gewandt.

Poincarés Absage an Mac Donald.

IU Paris, 14. Mai. Poincaré hat heute einem kurze Schreiben dem englischen Ministerpräsiden­ten offiziell benachrichtigt, daß er sich nich nach Chegures begeben werde. Poincars hat diese Absicht damit begründet, daß er vermute, nicht di nötige parlamentarische Mehrheit hinte sich zu haben. In Paris vermuten die politischen Kreise, daß bestimmt Mac Donald die an Poincaré ergangene Einladung sofort erneuern wird, wenn das neue französische Kabinett gebildet und sich der Kammer vor­gestellt hat. Auch glaubt man, daß Mac Donald bestimmt bereit ist, den neuen französischen Ministerpräsidenten auf französischem Boden zu treffen, wenn der neue französische Ministerpräsident wegen der par­lamentarischen zdege nicht gut von Paris abwesend sein Köunte.

England und Amerika auf dem Marsch.

Es ist ein neuer Geist in die englische Außenpolitik ein­gekehrt. Der Arbeiterführer und jetzige Erste Minister MacDonald zeigt dies erneut durch eine Bekennt­isrede, in der er alle am Wiedergutmachungsproblem beteiligten Nationen dringend auffordert, den Richtlinen zu folgen, wie sie in dem Gutachten und den Gutachtenplänen gezeichnet worden sind. Seine Auslegung, daß Natio­nalismus nicht Anmaßung, sondern Selbstachtung ist und alle diejenigen, die sich selber achten, am besten dazu geeignet sind, auch andere Völker zu achten, ist ein deutlicher Fingerzeig für die Völker Europas, deren ausschlaggebende Parteigruppen bisher im Nationalismus die treibende Kraft erkannten, einen überragenden Einfluß im Völkerkonzert zu gewinnen. Mac Donald ist Pazifist und seine Bekenntnis­rede, die auch die Politik der Abrüstung behandelt, ist von pazifistischen Grundideen getragen. Daß das Bekennt­nis Mac Donalds, der den internationalen Sozialismus ab­lehnt und die Anpassung der Völker aneinander auf der Grundlage des Gutachtens empfiehlt, auch von einem ge­wissen Optimismus erfüllt sei, ist ganz naturgemäß, denn der Pazifismus hat immer eine ideelle Hoffnungsfreudigkeit zur Voraussetzung gehabt. Daß Mac Donald aber Englän­der genug ist, um an der Spitze der englischen Regierung nicht als idealer Schwärmer, sondern auch als praktischer Zweckmäßigkeitspolitiker aufzutreten, wissen wir aus seinem bisherigen Verhalten, bei dem er in den Rüstungsfragen Großbritanniens den praktischen militärpolitischen Inter­essen seines Landes doch allerlei Zugeständnisse gemacht hat. Mac Donald ist klug. Das wichtigste, was er in seiner Rede zu sagen hatte, ließ er seinen Parteifreund und Mi­nister des Innern, Henderson, sagen. Henderson be­zeichnete den Wahlsieg der Linken in Frankreich als einen persönlichen Erfolg der Friedenspoli­tik des englischen Premierministers, der durch seine kluge Behandlung der französisch=englischen Bezieh­ungen wesentlich dazu beigetragen habe, die französischen Wahlen und die Stimmung des französischen Volkes zu be­einflussen. Henderson hat sich schon einmal durch eine Extratour in einer Rede als politisches enkant terrible des Kabinetts Mac Donald erwiesen. Daß er jetzt Mac Donald auf den Wahlsieg der Linken festlegt, kann wohl nur im Einverständnis mit dem Chef der britischen Regierung erfolgt sein, zeigt uns also mit einer für die meist stets sehr reserviert auftretende englische Diplomatie überraschenden Deutlichkeit die Marschlinien der englischen Außenpolitik an.

Von amerikanischer Seite liegen gleichfalls affi­zielle Aeußerungen vor. Der besonders in der Ernährungs­frage häufig hervorgetretene amerikanische Staatssekretär oover läßt eine Erklärung herüber kabeln, die man nicht anders als eine Begrüßung der überraschenden Wen­dung der politischen Dinge in Frankreich auffassen kann. Ferner liegt ein längerer Funkspruch aus Newyork vor, wonach das Kuratorium des Federal Reserv Board in Washington, worunter man in etwa Zentralbank der Vereinigten Staaten von Nord­amerika zu erblicken hat, der Bildung der neuen deut chen Notenbank ein ganz außerordentliches Inter­esse entgegenbringt, ja es sogar für dringend nöti rklärt, daß die amerikanischen Bankiers bei

Friedensvereinigung Europas unvollständig sein, und be­vor sie vervollständigt sei, könne die Arbeiterregierung niemals davon überzeugt sein, daß ihre auswärtige Poli­

land zur Goldgrundlage zurückgekehrt ist, kann auch England ohne Einschränkung zur Goldwährung zu­

tik zum Erfolg führen werde. Niemand wisse besser als rückkehren, während es, wenn Deutschland die Pfundwäh­die kleinen Nationen, daß eine Militärpolitik sich rung einführt, bei der Rückkehr zur Goldgrundlage nicht nicht bezahlt mache. Große Staaten könnten ihre Heere nur sein eignes Gewicht, sondern auch das Deutschlands zu wie riesige Dampfwalzen über kleine Nationen gehen tragen haben wird. Wenn die deutsche Goldnotenbank sich lassen. Der Schwache müßte die Beute des Starken wer= auf Sterlingsgrundsätze aufbaut, dann muß sich die Welt den, wenn die Welt allein durch Gewalt beherrscht werde. darauf gefaßt machen, daß diese Grundlage und die darauf Sein Appell an sie sei: Verlaßt euch nicht auf diese Art erbaute Währung unstabil bleiben, während die Annahme von Hoffnung. Diese Art von Hoffnung müßte zu Euro= der Dollargrundlage die Währungsstabilisierung in pas Zerstörung führen. Nur wenn die Nationen entwaff= der ganzen Welt beschleunigen wird.

net seien, werde es Gerechtigkeit geben. Einige Kritiker fragten, weshalb die Regierung nicht eine internatio­nale Konferenz einberufe. Man könne eine Konfe­renz nicht einberufen zu einer Zeit, wo sie keinen Er­olg haben würde. Und ein Mißerfolg würde sehr ver­hängnisvoll sein. Die Regierung bereite jedoch den eg vor, sobald das dringendste Problem Mitteleuropas aus dem Wege geschafft sei. Er hoffe, dies werde nicht mehr sehr lange dauern. So glaube er, daß die Schwierig­keiten, die jetzt bestünden, durch denselben Geist überwun­den würden, der schon die Schwierigkeiten in der Vergan­genheit überwunden habe. Die Regierung bitte lediglich um die notwendige Zeit. Ernten würden nicht im Früh­jahr und im Sommer, sondern im Herbst eingebracht. Die Regierung müsse in ihrer Politik den Gesetzen der Natur gehorchen. Er bitte um Vertrauen, die Friedensbe­wegung schreite langsam und ruhig vorwärts. Die Ar­

Ein politischer Mord.

Berlin, 14. Mai. Die Berliner Polizei hat eine B scherter emlgfett uiid zuyeg########.. Die Ar- Bluttat aufgedeckt, die als politischer Mord bezeichnet

beiterpartei sei nicht die einzige Partei, die sie fortführen wird, und die man als einen neuen Beweis der Ver­könne, aber keine andere Partei könne sie mit derselben kommenheit und Verwüstung der sittlichen Begriffe an­

Begeisterung fortführen. Die Arbeiterregierung habe nie­mals das Volk in dieser Frage verraten.

Das große Problem der Regie rung im ge­genwärtigen Punkt sei, den Sachverständigenbe­icht zur Ausführung zu bringen. Es gebe einige Dinge in dem Bericht, derentwegen er etwas argwöhnisch sei. Aber angenommen, man beginne jede Linie, jeden Para­graphen und jeden Vorschlag zu prüfen, wo würde man dann enden? Das, was die Arbeiterregierung innerhalb 24 Stunden nach Beendigung ihrer Prüfung des Sachver­ständigenberichts getan habe, sei, die Initiative zu er­

Amerika zu den Kammerwahlen.

Newyork, 14. Mai. Der Handelsminister Hoover eine amtliche Erklärung ab, in der er die An­sicht zum Ausdruck brachte, daß die französischen Wahlen in Zukunft Frankreich gestatten würden, wirksamere Ver­handlungen mit Großbritannien und Deutschland zu füh­ren. Hoover ist der Ansicht, daß diese drei Regierungen zukünftig eine psychologische Basis finden können, die ihnen gestatten wird, zu einer Regelung der augenblicklichen Schwierigkeiten zu gelangen. Schließlich versicherte Hoover noch insbesondere, daß die französischen Wahlen mit dem augenblicklichen Stande der französischen Schulden gegen­über den Vereinigten Staaten nichts zu tun haben.

sehen muß. Dieser Tage wurde im Tegeler Forst unter einem Reisighaufen eine Leiche gefunden, bei der es sich nach den bisherigen Feststellungen um einen früheren Oberleutnant Müller handeln soll, der aller­dings anders heißen dürfte, aber unter diesem Namen im vorigen Jahre innerhalb verschiedener Rechtsorgani­sationen auftrat. Müller soll dunkle Geschäfte, darunter auch Waffenschiebungen gemacht haben, und gleichzeitig hat er offenbar sowohl nach rechts als auch nach links Spitzeldienste getan. Jedenfalls ist er dann aus Rache von den Angehörigen einer der Geheimorganisationen in

" her Malt au nerbüinden daß der Ba###ch: den Tegeler Forst gelockt und dort beseitigt worden. Die

greisen und der Welt zu verkunden, oaß ver D e::%) Kriminalpolizei verfolgt bereits ganz bestimmte Spuren.

als Ganzes zur Ausführung gebracht wer­] Das Berliner Polizeipräsidium teilt hierzu

den solle. Dies sei der rechte Weg gewesen, und wenn er weiter verfolgt werde, so werde Europa die Aussicht haben, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Weder Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien noch Groß­britannien könnten es sich leisten, jetzt auf Einzelheiten einzugehen. Es handle sich um den ganzen Bericht und um nichts als den Bericht. Wenn man bei der Durchfüh­rung auf Schwierigkeiten stoße, so sei immer noch die Ver­nunft vorhanden und man könne Einzelheiten regeln, aber er bitte alle anderen in Betracht kommenden Nationen, auf dem Wege weiterzuschreiten, den die britische Regierung betreten habe, den Gesamtbericht von Herzen zur Ausfüh­rung zu bringen und ihr Bestes zu tun, um die durch den Bericht auferlegten Verpflichtungen auszuführen. Er schloß mit den Worten: Wir wollen auf den Gerechtigkeitssinn der Welt vertrauen und darauf, daß das Recht letzten Endes siegt.

Henderson, der nach Macvonald das Wort ergriff. er­klärte, ein Geist der Zuversicht beherrsche die Mehrheit des englischen Volkes und, wie er glaube, auch die Mehrheit der Völker Europas. Henderson wies hin auf den Fortschritt in der Richtung des Friedens infolge der Entscheidung der französischen Wahlen. Der erste Schritt der Ar­beiterpartei sei die Anerkennung der Räteregierung gewesen Man sei froh, zu hören, daß die gegenwärtigen englisch=rus­sischen Verhandlungen zahlreiche Schwierigkeiten überwunden hätten. Er hofse, es würden auch andere noch bestehende Schwierigkeiten überwunden werden.

der Errichtung der neuen deutschen Notenbank entsprechend den Vorschlägen des Dawesberichts mitwirken.(Wir brin­gen diese Erklärung im Hinblick auf ihre Wichtigkeit an anderer Stelle im Wortlaut.) Die Verwaltung des Federal Reserve Board scheint willens zu sein, ihren ganzen Ein­fluß aufzubieten, um dem Deutschen Reich zur Wiedererrichtung der Goldwährung zu ver­helfen.

Man geht nicht fehl, wenn man in dem nordamerika­nischen Präsidenten Coolidge den intellektuellen Ur­heber dieser Kundgebung des Federal Reserve Board er­blickt, zumal auch der in der kürzlichen Botschaft Coolidges ausgesprochene Wunsch, daß das Privatkapital und die Initiative der Amerikaner der Ausführung des Dawes­berichtes ihre Unterstützung leihen möchten, ausdrücklich zitiert wird. Auch Amerika scheint auf dem Marsch, um die amerikanische Nation zu bewegen, ihren vollen Anteil an der wirtschaftlichen Wiederherstellung der alten Welt zu übernehmen.

Macdonald über das Friedensproblem.

Der Erste Minister Macdonald sprach in London am Samstag bei einer Frauenkundgebung der Arbeiterpartei in der Albert Hall über den Wiederaufbau Europas nach dem Kriege. Er schilderte die Gefahren des Nationa­

lismus und die Politik der Abrüstung. Wenn heute das Licht in Europa anbreche, fuhr der Erste Minister fort, so sei dies der Fall, weil die Arbeiterregie­rung die Behandlung der auswärtigen Angelegen­heiten geändert und eine Politik in einem neuen Geiste angenommen habe. Er habe danach gestrebt, Vertrauen in die Politik der Arbeiterregierung zu schaffen und die Politik Großbritanniens auf eine Grundlage freundschaft­licher Vernunft zu stellen. Die Lage ändere sich, und zwar nicht durch Einschüchterung, nicht durch Drohungen, son­dern weil die ruhige Vernunft beginne, die Gedanken aller Nationen Europas zu beeinflussen. In dieser großen Po­litik des Wiederaufbaus von Europa seien eine oder zwei Nationen nicht genug. Frankreich, Belgien, Italien und Großbritannien genügten nicht. Es sei auch nicht genit, wenn Deutschland und Rußland hin­zukämen. Sein Herz sei bei den kleinen Natio­nen Europas. Die auswärtige Politik der Arbeiter­regierung wende sich nicht nur an die Großmächte, son­dern auch an Schweden, Norwegen, Dänemark Holland, Polen, die Tschecho=Slowakei und alle andern. Sie wolle sie alle. Ohne die kleinen Nationen würde die große

Rückkehr zur

Goldwährung?

WTB Newyork, 14. Mai. Nach einer Meldung aus Washington erklärte das Kuratorium des Federal Reserve Board, es sei dringend nötig, daß die erikanischen Bankiers bei der Errichtung er neuen deutschen Notenbank, wie sie im Sachver­ständigenbericht vorgeschlagen wird, mitwirkten und stellte seine Mitarbeit in Aussicht. Das Kuratorium ver­langte von dem Board, möglichst sorgfältig zu prüfen, wie der finanzielle und wirtschaftliche Wiederaufbau Eucopas in hilfsbereitem Geiste zu lösen sei, in gleicher Weise wie es von der Bank von England und andern Zentralbanken schon geschehen sei. Weiter schlägt das Kuratorium nor, daß, sobald die neue deutsche Notenbank gebildet sei, das Federal Reserve Board und die Banken die nötigen Schritte unternähmen, das Rediskontieren der genügend geschützten Goldnoten zu erleichtern. In der Erklärung des Kurato­riums heißt es, auf das Ersuchen des Boards habe es den Sachverständigenbericht sorgfältig geprüft, und es wünsche, seine Bewunderung auszudrücken für die her­vorragende, durch den Ausschuß geleistete Arbeit, und be­sonders seine Hoffnung, daß die Vorschläge des Ausschusses möglichst bald zur Ausführung gebracht werden. Das Kuratorium äußert den Wunsch, der auch kürzlich von Coolidge ausgesprochen wurde, daß das Privat= kapital und die Initiative der Amerikaner diesem Plan ihre Unterstützung leihen möchten, als ein Zeichen des Wunsches der Nation, ihren vollen Anteil an der wirt­schaftlichen Wiederherstellung der alten Welt zu über­nehmen. Es sei klar, daß das Federal Reserve=Banksystem als solches nicht selbst die Ausgabe und Verteilung der neuen deutschen Anleihe übernehmen könne, deren reichliche Unterbringung in den Vereinigten Staaten eine Vorns­setzung des Dawes=Gutachtens sei. Auch sollte eine solche unmittelbare Hilfe durch das Federal Reserve Bank­System nicht notwendig sein. Es sollte nicht schwierig sein, die Anleihe unterzubringen, vorausgesetzt, daß sie genügend Sicherheiten biete und das Vertrauen des Publikums er­lange, daß der Schuldner die Lasten übernom­men habe, im guten Glauben, frei zu wer­den und ohne Hinderung an die Arbeit gehen zu können, solange er die größtmöglichen Anstrengungen mache, deren er nur fähig sei. Es seien jedenfalls sehr wichtige Dienste, die das Federal Reserve=Bank=System in bezug auf die Errichtung der deutschen Notenbank leisten könne.

In der Erklärung des Kuratoriums des Federal Reserve Board heißt es nach einer Reutermeldung weiter:

Wenn Amerika nicht Wege findet, die ihm ermöglichen, seine wirtschaftliche Ueberlegenheit über andre Länder zur Wiederherstellung der Ordnung einzusetzen; so kann der Dollar seine Stellung in der Welt und im amerikanischen Bank= und Geschäftsleben als Wechselstandard nicht be­haupten, und das Ausland wird in noch höherem Maße abhängig von dem Pfund Sterling. Sobald-Deutsch

Polizeipräsidium teilt hierzu mit: Die Ermittelungen der Abteilung Ia haben ergeben, daß der Mann von deuschvölkischer Seite ermordet worden ist, weil er im Verdacht steht, Beziehungen zu den Kom­munisten zu haben. Nach erfolgtem Morde sind dem To­ten die Taschen geleert und die im Besitz des Toten be­findlichen Wertgegenstände zu Geld gemacht worden. Der Haupttäter ist flüchtig, zwei an der Mordtat Beteiligte wurden von der politschen Polizei festgenommen.

*

Millerand stellt Bedingungen an den neuen Mehrheitsblock.

* Paris, 14. Mai. In gut unterrichteten französischen politischen Kreisen wurde, dem diplomatischen Mitarbeiter der Daily Mail zufolge, gestern abend erklärt, daß Mille­rand von einer aus dem neuen Mehrheitsblock zu bildenden Regierung die Beachtung der nachstehenden drei Gruad­sätze verlange:

1. Keine Räumung des Ruhrgebietes bis zur völligen Abzahlung der deutschen Schuld.

2. Aufrechterhaltung der französischen Ge­sandtschaft beim Vatikan.

3. Erkläre sich Millerand gegen eine Anerken­nung der Sowjetregierung im gegenwärtigen Augenblick.

Wie ein Pariser Morgenblatt schreibt, würde der Prä­sident zu einem schwerwiegenden politischen Entschlusse gezwungen sein, wenn er mit seinem politischen Mindestprogramm bei der neuen Mehrheits­partei nicht durchdringen könne.

Was Poincaré und Tardieu als Privatiers kun wollen.

* Paris, 13. Mai. Wie der Matin berichtet, soll Poincaré die Absicht haben, sich für eine gewisse Zeit oom öffentlichen politischen Leben zurückzuziehen. Vielleicht würde er vom Senat eine Beurlaubung verlangen, um nicht in die Aussprachen eingreifen zu müssen. Poincaré erhält übrigens von allen Seiten, be­sonders von Amerika, Angebote zur Mitarbeit un Zeitungen mit dem Ersuchen, er solle seine Ansichten über die zukünftigen Probleme der europäischen Politik kundgeben und darüber schreiben, was sich in den zwei Jahren und vier Monaten seiner Ministerpräsidentschaft in Frankreich ereignet habe. Tardieu teilt seinerseits mit, daß er gleichfalls auf die politische Laufbahn verzichte und sich demnächst nach den Vereinigten Staaten einschiffen und als Geschäftsmann wirken wird.Echo National", dessen Leitung in den Händen Tardieus lag, wird am 15. Mai sein Erscheinen einstellen. Was Georg Mandel, den Leidensgefährten Tardieus, anbelangt, so wird er sich heute einer Halsoperation unterziehen. Es scheint, daß er sich im Verlaufe des Wahlfeldzuges infolge großer Ueberanstrengung eine Halsentzündung zugezogen hat. Nach seiner Heilung beabsichtigt Mandel nach Japan ab­zufahren.

Radiovorführungen auf der Kölner Messe verboten.

* Köln, 14. Mai. Die Besatzungsbehörden haben It. Tagebl. einen Antrag, die für die Messe geplanten Radin­vorführungen, die im Ehrenhof aus technischen Gründen nicht durchgeführt werden konnten, nach der Universität zu verlegen, nicht genehmigt. Damit sind die Radiovorfüh­rungen unmöglich geworden.

Die Großhandelsmeßziffer.

WTB Berlin, 14. Mai. Die auf den Stichtag des 13. Mai berechnete Großhandelsmeßzahl des Statistischen Reichs­amts ergibt gegenüber dem Stande vom 6. Mai 125.28 einen Rückgang auf 123,8 oder um 1,1 v. H. Von den Hauptgruppen sanken im gleichen Zeitraum die Lebensmittel von 110,3 auf 108,5 oder um 1,6 v.., davon die Gruppe Getreide und Kar­tofseln von 92,4 auf 91,7 oder um 0,8 v.., die Industrie= stoffe von 153,0 auf 152,4 oder um 0,4 v.., davon die Gruppe Kohle und Eisen mit 145,2 nahezu unverändert. Die Inland­waren gingen von 114,1 auf 112,8 oder um 1,1 v. H. und die Einsuhrwaren von 180,6 auf 178,9 oder um.9 v. H. zurück.

* Berlin, 14. Mai. Nach derNeuen Berliner Zei­tung wurde der 17jährige Realschüler Günther Seidel, der am 6. September vor. J. die 19jährige Tochter Inge des Schlächtermeisters Bothkowskty getötet hatte, gestern von dem Jugendgericht in Charlottenburg zu zwei Jahren vier Monaten Gefängnis verurteilt. Seidel wird nach neun­monatiger Haft mit vierjähriger Bewährungsfrist auf freien Fuß gesetzt werden.

Die benüge Nummer uunlast 10 Seten.