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Nr. 11728.
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Bonn, Samstag, 29. September 1923.
33. Jahrgang
Wird verhandelt?
Der Abbruch des passiven Widerstandes ist gestern den Botschaftern der Verbandsregierungen durch den Rrichskanzler amtlich mitgeteilt worden. Man nimmt an, daß in Kürze die Botschafterposten in Paris, für den Cunos Vorgänger, Herr Wirth, in Betracht kommt, und Brüssel wieder besetzt werden. Ebenso wird in den nächsten Tagen ein offizielles Angebot Stresemanns zur Regelung der Reperationsfrage an den Wiederherstellungsausschuß erwartet.
Ob und kwvieweit der Hauptgegenpartner Frankreich zu Verhandlungen zu haben ist, ist noch immer nicht ersichtlich. Wahrscheinlich wird erst eine Sonntagsrede Poincarés Klarheit schaffen. Eine halbamtliche Havasnote rechnet aus, daß nur fünf von den vielen Verordnungen des Ruhrkrieges zurückgenommen seien. Man könne also erwarten, daß der Reichskanzler demnächst eine Gesamtmaßnahme treffen werde, die alle Verordnungen endgültig aufhebe. Dann könne das normale Regiment durch die vollkommene und dauernde Wiederaufnahme der Arbeit wieder hergestellt werden. Diese Darlegungen sind etwas sehr gesucht. Die grundlegenden Verordnungen sind jedenfolls zurückgenommen worden. Damit entfallen nebensächliche oder reine Ausführungsbestimmungen von selbst. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß chauvinistische Kneise in Paris auf eine weitere Verschleppung hinarbeiten. Doch ist zu hoffen, daß sie nicht Oberwasser bekommen, zumal auch ein Teil der Pariser Presse vor einem weiteren Ueberspannen des Bogens warnt. Der Intransigeant, ein französischen Regierungskreisen nahestehendes Blatt, schreibt: Wenn der Reichskanzler guten Willen zeige, sei Poincaré vollkommen bereit, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, damit man zur Produktion und zum normalen Leben zurückkehren könne. Etwas anderes habe die Hoffnungen noch verstärkt: In England habe Baldwin den Auffassungen Poincarés endgültig zugechimmt.
Zentrum und rheinische Frage.
Der Zwischenfall Marx=von Graefe in der Reichstagssitzung vom Donnerstag schlägt weitere Wellen. Der Zentrumsführer wehrt sich in einer Entgegnung an die Deutschn. Korresp. sehr energisch gegen die Unterstellung, separatistischen Bestrebungen das Wort geredet zu haben:
*„Es ist unwahr, daß ich gesagt habe, Preußen habe die Rechte des Rheinlandes mit Füßen getreten. Ich habe vielmehr ausgeführt, daß die Gesinnungsgenossen des Herrn v. Graefe durch ihre Politik in Preußen die Freiheit der Rheinlande nicht gebührend beachtet und gewahrt hätten. Ich habe zum Belege auf die Kämpfe des Zentrums um die Städte= und Landgeleindeordnung im preußischen Landtag hingewiesen.
Geradezu unerhört ist die Unterstellung, als wenn ich auch nur mit einer Silbe separatistischen Bestrebungen das Wort geredet hätte. Ich habe auf die provokatorischen Worte des Herrn v. Graefe erwidert, er solle die Sorge für die Rheinlande ruhig den Abgeordneten der rheinischen Bevölkerung überlassen. Diese würden schon selbst wissen, was zul Besten der Rheinlande zu tun sei. Auf die wiederholten Unterbrechungen des Herrn v. Graefe habe ich dann erwidert, mögen die Herren sich endlich bescheiden, die Vertreter der Rheinlande werden schon selbst die Sache in die Hand nehmen.
In welcher Richtung meine Worte gingen, erhellt am besten aus dem gleichzeitig vom Zentrum eingebrachten und am folgenden Tage vom Reichstag einstimmig angenommenen Antrag Esser betreffend Bereitstellung der Mittel für die Wiederbelebung der industriellen und gewerblichen Tätigkeit im besetzten Gebiet.“
Auch im Reichstag hat die deutschnationale Reichstagsfraktion aus der scharfen Zurückweisung, die Herrn von Graefe zuteil wurde, eine große Aktion zu machen versucht. Der Düsseldorfer Abgeordnete Neuhaus verlangte die sofortige Eröffnung der politischen Aussprache. Das hatte den erfreulichen Erfolg, daß der Abgeordnete von Guerard im Namen der rheinischen Zentrumsvertreter ein ganz unzweideutiges, von starker innerer Wärme getragenes Treugelöbnis zum Vaterlande ablegte, was ven demokratischen Abgeordneten Petersen seinerseits veranlaßte, die Genugtuung seiner Partei über das klare Bekenntnis des Zentrums zur Reichstreue auszudrücken. Die Kölnische Volkszeitung, die den Separatismus scharf verurteilt, unterstreicht den berechtigten Anspruch des rheinischen Zentrums, über die deutschen Interessen am Rhein, ein gewichtigeres Wort mitzusprechen als es Leuten zustehe, die den rheinischen Verhältnissen ganz und gar fernstehen. Das angesehenste Zentrumsblatt des Aachener Kreises, Echo der Gegenwart, betont, daß die rheinische Frage die aktuellste Frage der ganzen Politik sel. Sie müsse angeschnitten werden und von der rheinischen Bevölkerung entschieden werden, denn sonst liefe man Gefahr, das Rheinland den Sonderbündlern, deren Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen sei, zuzuspielen. Das Blatt führt aus:
Wir waren uns immer bewußt, daß die rheinische Frage nicht durch eine Vogel=Strauß=Politik aus der Welt geschafft werden könne. Wenn wir uns seinerzeit auf den Standpunkt gestellt haben, die sogenannte rheinische Frage unter dem Gesichtspunkt der Verselbständigung des Rheinlandes im Anschluß an das Deutsche Reich nicht weiter zu erörtern, so war das nicht nur auf einen Beschluß der politischen Parteien zurückzuführen, sondern vor allen Dingen auch auf das Bestreben, das rheinische Volk durch eine solche Streitfrage solange nicht zu entzweien und zu zerklüften, als nicht die zwangsläufige Entwicklung ein solches Risiko rechtfertigte. Wir sind heute allerdings der Ansicht, daß, wie die Dinge jetzt stehen, die rheinische Frage ohne Scheuklappen behandelt werden muß, und zwar gegebenenfalls
auch in den offiziellen zwischenstaatlichen Verhandlungen, die die Reichsregierung im Anschluß an den Abbau des Ruhrkampfes zu führen gedenkt. Die rheinische Bevölkerung hat ein Anrecht darauf, zu wissen, ob es überhaupt eine rheinische Frage gibt. Uns will bedünken, daß die Entscheidung darüber nicht in die Hände einer Gruppe von Leuten gelegt werden darf, die jedenfalls nicht aus eigener Kraft und nicht getragen von dem ausgesprochenen Willen des rheinischen Volkes das rheinische Schicksal bestimmen können. Der Wunsch nach stabilen Verhältnissen beherrscht heute nicht nur das rheinische Volk, sondern die gesamte deutsche Bevölkerung, und stabile Verhältnisse werden nicht eher eintreten, bis Klarheit am politischen Horizont geschaffen ist. Je eher das geschieht, desto eher werden wir auch zu einer Gesundung unserer Wirtschaft und zum Aufbau kommen; es sei denn, daß eine fürchterliche Gewißheit unsere bescheidensten Hoffnungen zuschanden macht. Wir glauben nicht, daß in dieser uns alle beherrschenden Frage
die Zeit für das Deutschtum arbeitet.
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Zur Tätigkeit der Sonderbündler.
Die Sonderbündler sind in ihrer Werbearbeit unermüdlich. Sie haben auch gestern wieder in Bonn ihre grünen Plakate angeheftet, auf denen erneut von der„Rettung der Rheinlande" usw. die Rede ist. In Düsseldorf wurden Werbeplakate, die für die Kundgebung am Sonntag einladen, laut Rhein. Volkswacht französischerseits schwarz überstrichen. Es scheint, daß die sonntägliche Veranstaltung in Düsseldorf überhaupt nicht stattfinden kann. Die Kommunisten Düsseldorfs haben nämlich als Gegenwirkung sämtliche größeren Säle Düsseldorfs für den kommenden Sonntag belegt, sodaß also den Separatisten geeignete Versammlungsräume fehlen dürften. Zwei sonderbündlerische Plakatankleber wurden von der Düsseldorfer Schutzpolizei verhaftet. Die Klebemänner waren mit völlig neuen scharfgeladenen Revolvern und mit Gummiknüppeln, in die Bleikugeln eingeflochten waren, bewaffnet.
Nach den vorliegenden Meldungen scheint es am Sonntag auch nicht zu dem angekündigten Putsch der Separatisten zu kommen. Herr Mathes selbst stellt in Abrede, daß man am Sonntag die rheinische Republik ausrufen wolle. In Köln liegt die Sache, wie man nach der bisherigen Einstellung der britischen Behörde annehmen darf, einfach so: Die britische Besatzung will Ruhe und Ordnung, und die deutsche Polizei hat in der Erfüllung dieser Aufgabe volle Freiheit. Sollten hier die Ruhestörer am Sonntag die Gewalt herausfordern, so wird sie rücksichtslos angewandt werden. Die Sonntagsveranstaltung hat also alle Aussicht, zu einem noch größeren Mißerfolg für Dorten, Smeets und Genossen zu werden als ihre Vorgängerinnen.
Uebrigens ist neuerdings zwischen den beiden Hauptseparatistengruppen die schönste Uneinigkeit ausgebrochen. Die Rheinische Republik, das Organ der Smeetsleute,„warnt ihre Anhänger, sich zu dem rheinischen Tag nach Düsseldorf locken zu lassen. Wir Pazifisten wollen uns nicht zum Werkzeug von Dunkelmännern machen.“ Der Gruppe Frei=Rheinland wird ferner„Verräterwerk“ vorgeworfen.
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Internationalisierung der rheinischen Bahnen?
MTB Paris, 28. Sept. In einer Besprechung des Direktors der Regiebahnen, Breaud, mit dem Koblenzer Berichterstatter des Matin bemerkte dieser u. a. ungesähr folgendes: Der Fall jedes einzelnen Ausgewiesenen mösse vor seiner Wiedereinstellung geprüft werden. Nachdem Deutschland sich jetzt ergeben habe, müßten jedoch schnelle Maßnahmen für, die Schaffung einer alliierten Gesellschaft ergriffen werden, der der Betrieb der rheinischen Bahnen übertragen werden könne. Je nach ihrem Wollen könnten die Alliierten an dieser Gesellschaft beteiligt werden. Die Italiener hätten auch schon zu verstehen gegeben; sich für die Sache zu interessieren; eine italienische Finanzgruppe wolle eingreifen. Man glaube auch der Mitwirkung der Belgier sicher zu sein. Wenn man auch noch nichts näheres über die Absichten der Engländer wisse, so würde es doch, wie Breaud bemerkte, überraschend erscheinen, wenn Geschäftsleute wie die Engländer nicht Wert darauf legten, sich an diesem guten Geschäft zu beteiligen.
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Reichsaufträge fürs Ruhrgebiet.
* Berlin, 29. Sept. Laut Deutscher Allgemeinen Zeitung hat die Zentrumsfraktion im Reichstage einen Antrag eingebracht, der die Reichsregierung ersucht, die in Betracht kommenden Ressorts anzuweisen, zur Wiederbelebung der industriellen und gewerblichen Tätigkeit im Rhein= und Ruhrgebiet mit möglichster Beschleunigung öffentliche Aufträge bereit zu halten und zu deren Ausführung weitgehende Material= und Lohnzuschüsse zu gewähren.
Die amerikanischen Bankiers zur Reparationsfrage.
NITB Newyork, 28. Sept. Der amerikanische Bankierverein hat am Donnerstag auf seinem Jahreskongresse eine Entschließung angenommen, worin die amerikanische Regierung aufgefordert wird, ihre Isolierung aufzugeben und eine aktive Rolle in der Reparationskommission zu spielen. In der Entschließung heißt es, daß seit einem Jahre der amerikanische Außenhandel und die amerikanische Produktion durch die Lage in Europa immer mehr in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Die Vereinigten Staaten müssen ihren Teil an der Verantwortung in der Reparationsfrage tragen. Die Regierung müsse einen Vertreter in die Reparationskommission entsenden, der aktiv mitzuarbeiten hätte. Die Entschließung beantragt weiter, daß die Schuldenkonsolidierungskommission sofortige Unterhandlungen mit England und Frankreich einleiten soll über den Punkt des Reparationsprogramms der mit dem Schuldenproblem kollidiert. Auf der Grundlage dieser Unterhandlungen wären sodann neue Vorschläge über die Regelung der Schuldenfrage dem Kongreß zu unterbreiten. Die Entschließung verweist auf das Beispiel der Sanierung der österreichischen Finanzen, das ein Beweis für die Nützlichkeit einer Kollektivaktion sei.
Der Reichswehrminister über seine Aufgaben.
TU Berlin, 28. Sept. Der Reichswehnninister Dr. Geßler empfing einen Mitarbeiter des„Berliner Tageblattes" zu einer Unterredung, in deren Verlauf er ausführte: Sie fragen mich nach meiner Auffassung über die Lage. Die Maßnahmen, der Reichsregierung lassen den großen Ernst der Stunde erkennen. Ich hofse, daß schon die Verhängung des Ausnahmezustandes und die Androhung nachdrücklichen Einschreitens bei Versuchen, den Staat zu bedrohen, genügen werden, um die Unruheelemente von rechts und links von Umsturzversuchen zurückzuhalten. Sollte sich diese meine Erwartung nicht erfüllen, so werde ich nicht zögern, meine Machtmittel gegen alle Unruhestifter, die die Not des deutschen Volkes für ihre selbstsüchtigen Zwecke ausnutzen wollen, rücksichtslos und ohne Ansehen der Person einzusetzen.
Die vollziehende Gewalt im Freistaat Sachsen.
WTB Berlin, 28. Sept. Wie die Blätter aus Dresden melden, erließ der Generalleutnant Müller, auf den die vollziehende Gewalt im Freistaate Sachsen übergegangen ist, eine Verordnung, wonach alle Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel untersagt sind, ferner jede Betätigung verboten ist, die darauf gerichtet ist, durch Wort, Schrift oder andere Maßnahmen lebenswichtige Betriebe stillzulegen.— Als gestern abend im Anschluß an die Beerdigung des vor einigen Tagen erschossenen Erwerbslosenführers Könnecke sich oroße Massen auf dem Altmarkt ansammelten, fäuberten Schutzpolizei und Reichswehr den Platz in wenigen Augenblicken. Dresden ist seitdem vollständig ruhig.
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Eine Erklärung der bayerischen Regierung.
WTB München, 28. Sept. Die bayerische Staatsregierung stellt fest, daß bei der Verkündigung des Ausnahmezustandes in Bayern und im Reich unzutreffenderweise von einer Diktatur gesprochen wurde, und stellt weiter fest, daß von einem Gegensatz zwischen der bayerischen Regierung und der Reichsregierung keine Rede sein könne. Die Vorkehrungen der bayerischen Regierung seien von dieser der Reichsregierung sofort mitgeteilt worden mit dem Hinweis darauf, daß die Vollmachten des Generalkommissars deswegen v. Kahr übertragen wurden, weil sie von seinem Einfluß auf die rechtsstehenden Kreise in Bayern das Beste für die Erhaltung der Ruhe und Ordnung in Bayern erhoffte. In dieser Voraussetzung habe sie sich auch nicht getäuscht.
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Es haperk.
Unter dieser Spitzmarke meldet— etwas geh###nisvoll — die K. V. aus Berlin: Die Vertretung des Reiches in München ist zurzeit in den Händen des früheren Staatssekretärs v. Haniel. Bereits bei seiner Berufung sind Zweifel aufgetaucht, ob er die richtige Persönlichkeit für den wichtigen Münchener Posten sei. Diese Zweifel sind jetzt aus einem bestimmten Anlaß von neuem aufgetaucht und verstärkt worden. Die zuständigen Stellen werden verstehen, was mit dieser Andeutung gemeint ist. Es ist dringend zu wünschen, daß sie die Angelegenheit einer sehr ernsten und nachdrücklichen Prüfung unterziehen.
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Der Kampfbunz Hitlers will gefragt sein.
WTB München, 28. Sept. Der unter der Leitung Hitlers stehende Deutsche Kampfbund richtete an Kahr ein Schreiben, in dem er auf die Aufforderung um die Stellungnahme des Deutschen Kampfbundes zur Ernennung Kahrs zum Generalstaatskommissar mitteilt, daß diese Stellungnahme in der Nürnberger Kundgebung vom 1. und 2. September niedergelegt sei. Die Stellung des Bundes zum Generalstaatskommissar sei abhängig von seiner Haltung gegenüber dem Kampfbund. Schließlich stellte das Schreiben fest, daß die Ernennung des Kommissars ohne Fühlungnahme mit dem Deutschen Kampfbund erfolgte.
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Bluktat eines Nationalsozialisten.
WTB Barmen, 28. Sept. In der vergangenen Nacht ist hier der Führer der kommunistischen Jugend von einem Mitglied des Jungdeutschen Ordens erschossen worden. Der Jungdeutsche Orden hatte eine Zusammenkunft in einem Lokal. Die Kommunisten hatten davon Kenntnis erhalten, waren vor das Lokal gezogen und hatten die Fenster eingeworfen. Daraufhin ist aus dem Lokal ein Schuß gefallen, dem der Führer der kommunistischen Jugend zum Opfer gefallen ist. Der Täter ist festgenommen worden.
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Neuer Vorstoß der Deutschvölkischen.
TU Berlin, 27. Sept. Wie die Telegmphen=Union erfährt, versenden die Deutschvölkischen einen Aufruf an das deutsche Volk, der sich in den schärfsten Ausdrücken gegen die Regierung Ebert=Stresemann wendet. Der Aufruf ist gezeichnet von der Völkischen Freiheitsbewegung des Nordens.
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Ein Eisenbahnunglück in Nordamerika.
* Gasper, 29. Sept. Ein Personenzug ist in der Nähe von Loghett von einer Brücke in einen Fluß gestürzt. Zahlreiche Reisende suchten sich dadurch zu retten, daß sie auf das Dach der Wagen kletterten. Sie wurden aber von der Störmung fortgerissen. Man zählt etwa 100 Tote.
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Ein Aufruf der Sozialdemokraten.
WTB Berlin, 28. Sept. Der Vorwärts veröffentlicht einen Aufruf des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei und des Vorstandes der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion an die Partei, in dem es heißt, daß alle, die zu Staat und Volk halten, jetzt alle Kräfte sammeln müßten, um der Regierung zu helfen, die deutsche Republik und die deutsche Wirtschaft vor dem Verfall zu bewahren. Die Parteileitung werde in steter Fühlung mit der Reichsregierung und mit den Organisationen bleiben, die bereit sind, die Republik zu schützen. Jede Sonderaktion müsse unbedingt unterbleiben. Die Arbeiterschaft werde die deutsche Republik zu verteidigen wissen, sobald der Ruf der Partei an sie ergangen sei.
Die Rot der Winzer.
* Berlin, 28. Sept. Im Reichstag haben die Abgeordneten Hofmann=Ludwigshafen(Zentrum) und Genossen folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen, die Reichsregierung zu ersuchen, zur Linderung der durch den Währungszerfall und die bevorstehende Mißernte hervorgerufenen Wirtschaftsnotlage der weinbautreibenden Bevölkerung der besetzten Gebiete durch Gewährung wertbeständiger Darbehen beizutragen.
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Köln vier Stunden ohne Fernsprecher.
Das Kölner Fernsprechamt ist gestern morgen 9 Uhr in den Streik getreten. Der Grund hierzu lag in einer unbefriedigten Gehaltsforderung. Von Gruppe 5 ab aufwärts sind schon kleinere Gehaltszahlungen in niedriger Höhe ausgegeben worden. Die Beamten bis Gruppe 5 haben aber bisher noch keinen Vorschuß erhalten. Sie verlangten deshalb, daß noch vor Wochenede eine Summe ausbezahlt werden sollte. Im Laufe des Morgens ist die Oberpostdirektion Köln mit dem Reichspostministerium und dem Reichsfinanzministerum in Verhandlungen getreten, um es in Berlin durchzusetzen, daß den Kölner Beamten und Beamtinnen trotz des bestehenden Verbotes, die Gehälter schon vor Montag auszuzahlen, noch vor Wochenende eine bebestimmte Summe ausgegeben würde. Der Streik wurde um 1 Uhr abgebrochen. Wie wir von der Oberpostdirektion erfahren, soll dem Verlangen der Fernsprechbeamten insofern Rechnung getragen werden, daß heute früh bereits eine Auszahlung erfolgt.
Von Nah und Fern.
::: Godesberg. 29. Sept. Die Postagentur Godesberg 2 wird vom 1. Oktober ab aufgehoben.
::: Sieglar, 27. Sept. Der Landwirt Matthias Esser in Spich und der Schlosser Josef Esser in Siegiar sind für die gesetzliche sechsjährige Amtsdauer zu Beigeordneten der Landbürgermeisterei Sieglar ernannt worden.
Dollar in
Berlin. 160 400000 Köln.. 226465000 NewJork 166666 000
: Waldbröl, 27. Sept. In dem in der Nähe von Waldbröl gelegenen Orte Bladersbach wurden im Schulgebäude Waffen entdeckt. Es wurden 19 Karabiner, zwei Militärgewehre, ein Armeerevolver, zwei Seitengewehre, eine Kiste Infanteriemunition und drei oder vier Maschinengewehrtrommeln mit Munitionsgurten von der Polizei aufgefunden. Die Polizei ist den Schuldigen auf der Spur.
Köln, 27. Sept. Die Kölner Wucherpolizei und die britische Militärpolizei revidierten gestern gemeinsam eine Reihe von Geschäften, die nach dem bekannten Multiplikatorsystem verkaufen. In vielen Fällen wurde festgestellt, daß mit dem Multiplikator ein unerhörter Betrug zum Schaden des kaufenden Publikums getrieben wurde. Auch wurden viele Geschäftsleute von den deutschen und britischen Polizisten protokolliert, weil die ausgestellten Waren nicht der Vorschrift der Rheinlandkommission entsprechend mit Preisschildern versehen waren.
Köln, 27. Sept. Die von der Stadtverwaltung beabsichtigte Einführung einer Getränkesteuer und die beschlossene Erhöhung der Lusttbarkeitssteuer hatte die Arbeitgeberorganisationen im Gastwirtsgewerbe veranlaßt, dem Personal am 15. ds. zum 1. Oktober zu kündigen zwecks Schließung der Lokale. Inzwischen sind die Verhandlungen über die Getränkesteuer durch Entgegenkommen der Stadt zu einem Ende gediehen, das für die Wirtsorganisationen die Einführung der Steuer annehmbar macht. Damit entfällt für die rein gastwirtschaftlichen Betriebe auch der Grund zur Schließung der Lokale.
::: Remscheid, 29. Sept. Remscheid ist wieder ohne Straßenbahn. Die zuständigen städtischen Kommissionen haben die Straßenbahn stillgelegt, ohne vorhev die Oeffentlichkeit zu unterrichten.
Bochum, 26. Sept. Mit großem Tamtam war auf Kirmessen und ähnlichen Veranstaltungen„die größte Abnormität des 20. Jahrhunderts“, angekündigt worden. Es sollte ein Wesen, halb Mensch, halb Tier, mir vollständig tierischem Körperbau sein, genannt„Lionella, das Löwenweib". In Wirklichkeit war die Schaustellung ein plumper Schwindel; das hohe Eintrittsgeld hatten die Besucher für ein ganz normal gebautes Mädchen hingegeben, das, mit einer Löwenperücke bekleidet, auf allen Vieren herumkroch. Jetzt befaßte sich das Bericht mit der Angelegenheit und verurteilte die betr. Schausteller wegen Betrugs zu Geldstrafen.
::: Oelde i.., 26. Sept. Sturz aus dem Wagen. Zwei Brüder aus Ahlen, ein 22jähriger Fabrikarbeiter und ein 24jähriger Maurer, stürzten Samstag nachmittag an der hiesigen Station von der Plattform eines Wagens eines überfüllten Zuges ab. Der aus Hamm kommende nahm gerade bei der Einfahrt in das Ueberholungsgleis eine Kurve. Die beiden Schwerverletzten wurden zum Krankenhaus gebracht, wo der eine sofort, der andere bald danach starb. Wie es heißt, hatten die beiden jungen Leute vorgehabt, nach Brasilien auszuwandern.
Heidelberg, 26. Sept. Die Zigarre und der Tod. In Asbach wollte sich dieser Tage ein Knecht, der von seiner Herrschaft zwar Verpflegung und Kleidung, aner seiten Geld bekam, eine Zigarre kaufen. Als er den ungeheuren Preis hörte, sagte er:„Jetzt hänge ich mich auf“, ging fort und machte seinem Leben ein Ende. Da sich niemand fand, um dem Toten einen Sarg zu kaufen, wurde der Lebensmüde in einem Sack beerdigt.
Heidelberg, 25. Sept. In Asbach wollte sich dieser Tage ein Knecht, der von seiner Herrschaft zwar Verpflegung und Kleidung, aber selten Geld bekam, eine Zigarre kaufen. Als er den ungeheuren Preis hörte, sagte er:„Jetzt hänge ich mich auf,“ ging hin und machte seinem Leben ein Ende. Da sich niemand fand, um dem Toten einen Sarg zu kaufen, wurde der Lebensmüde in einem Sack beerdigt. Darüber herrscht in Asbach große Empörung.
Magdeburg, 24. Sept. In einem Anfall geistiger Zerrüttung verübte am Samstag nachmittag der 25jährige ledige Steindrucker Paul Schlag in der Gießerei von R. Wolf(Salbke) in Magdeburg auf eine grauenvolle Art Selbstmord. In Gegenwart der vor Schreck fast erstarrten Gießereiarbeiter sprang Schlag kopfüber in eine vor dem Gießofen befindliche und bereits einviertel mit glühendem flüssigen Eisen gefüllte 100 Zentner fassende Pfanne. Es entstand eine mehrere Meter hohe Stichflamme. Die verkohlten Knochen flogen zum Entsetzen der Anwesenden bis zur Decke des Gießereigebäudes. Der Vorfall geschah so blitzartig, daß an ein Zurückhalten des Unglücklichen nicht zu denken war. Wie mitgeteilt wird, ist Schlag als Kriegsopfer anzusehen. Früher ein kerngesunder Mensch, erlitt er im Felde durch Verschüttung eine starke Schädigung seines Nervensystems. Er war seit längerer Zeit schwermütig und hatte in den letzten Wochen mehrere epileptische Anfälle. Am Samstag endete er sein freudlos gewordenes Dasein auf die geschilderte furchtbare Weise. Von denen, die den Vorfall mit ansehen mußten, sollen schon einige an einem Nervenschock darniederliegen. Der Unglückliche war ledig und wohnte bei seinen Eltern.
Fußball.
#### Bonner Fußballverein. Morgen nachmittag wird b# an mangsweites Meisterschaftsspiel austragen. Geaner der wntyeimer Sportverein. Auch dieser Verein hat d alten Kämpfer durch junge Spieler ersetzt, die bekanntli mit Energie und Ausdauer zu kämpfen verstehen. Die Man schaft— geführt von einem guten Mittelläufer und durch eine ballsichere Verteidigung—(Schütz, der Verteidie
der zcolner Stadtm. wirkt mit) wird dem BFV ein stark Gegner sein. Der BFV kann die beiden Punkte erringen, es gelingt? Vorher spielen die Alten Herren beider Verein Bonn wird in„schwerster“ Aufstellung antreten. Außerde
spielen BFV 3 und Germania Hersel 1.(BFV 3 schlug letzte Sonntag Witterschlick:.)— Prueßen Duisdorf—. B3V #X.„Parschau zu den Meisterschaftsspielen der=Klaff Gruppe Vonn. Man schreibt uns: Sonntag vormittag em
sängt der BBE 08 schon Spich. Spich bezwang vergangene
Sonntag Hertha, dh. also, die Mannschaft kann etwas. Ob sich gegen BBE behauptet, ist fraglich. Die Blauweißen mu sen, wenn sie den Anschluß nach oben nicht verlieren woller haben. Nachmittags hat Hertha Besuch aus Henne Hennef gilt allgemein als der Anwärter. Hertha wird ih aber auf sein Verlustkonto zwei Punkte setzen. Wolsdorf bo uch Sieg und Punkte bei Endenich. Oberkassel, bisher no punktlos, erhält die erste Punktlieserung von Schwarz=Rheit dorf. Buisdors=Deichhaus dürfte Menden bezwingen. fentlsich erscheinen diesmal die angesetzten Schiedsrichter.
Radsport.
X Großes Bahnrennen in Bonn. Das in der gestrige Nummer bekannt gegebene Rennen des RE Tempo Bon
Leits amd 38. Setoßer. der statt, sondern 5#
X Athletenverein Eiche. Eine Tellersammlung bei Gelegen heit des am Sonntag morgen in der Beethovenhalle veran stalteten Ringkampses für einen verunglückten Sportkollege ergab den schönen Betrag von 1 255 410000 Mark. Den wohl chtüigen Gebern berzlchen Danti 4. Den wost