Ddzugspreis: Lotzte September=Woche 20 000000 u mit Zustellung. Anzeigen: lokale S, ausw. 8 Millionen## Reklamen: 15, 24 Millionen## Lokale Jamilien=Anzeigen 3 Millionen### Losele Stellengesuche 2 Million.4 die Zeile. Alle Preise sind freibleibend.

*

für Vonn und

Druck und Verlag: Hermann Reusser­Verantwortlich:

Hauptschriftleiter: Deter Neusser, Anzeigen Deter Lederinier, alle in Bonn.

ap 66. 566. 567. Postscheck Köln 1887 ei

Nr. 11726.

Bonn, Donnerstag, 27. September 1923.

33. Jahrgang

Das Reich in Gefahr.

5 Der Entschluß der Reichsregierung zur Aufgabe des passiven Widerstandes an der Ruhr gab das Signal zum Aufmarsch der widerstreitenden Geister innerhalb unserer deutschen Volksgemeinschaft. Die gärenden Kräfte von rechts und links, die zu Putschen drängen, wagen sich freier her­vor. Sowohl in Süddeutschland, wie in Nord= und West­deutschland stehen wir vor ernsten Vorgängen. Das Reich ist in seinem Bestande in Gefahr. In dem zweitgrößten Bundesstaat Deutschlands, in Bayern, mußte die Regie­rung zur Ernennung eines Generalbevollmächtigten mit exekutiver Gewalt übergehen. Es mußte zur Niederdäm­mung der Hitlergruppen und sonstiger rechts= und links­putschiftischen Kampforganisationen ein General=Staats­kommissar in der Person des früheren Ministerpräsidenten von Kahr berufen werden, dem sich sowohl die Zivil­behörden, als auch die Wehrmacht unterzuordnen haben. Also Diktatur in Bayern, der sowohl die Nationalisten, wie auch die Kommunisten Süddeutschlands entgegentreten, welch letztere den Rätegedanken erneut propagieren.

In Norddeutschland gärt es ebenfalls mächtig. Wie die großen Waffenfunde zeigen, die mit Hilfe rus­sischer bolschewistischer Gelder beschafft wurden, denkt man auch in Berlin mit militärischen Mitteln die kommunistischen Ziele zu verwirklichen.

Wie es im Westen aussieht, wissen wir. Der kommende Sonntag kann für das Rheinland ein Tag von schickfals­schwerer Bedeutung werden. Nicht nur in Düsseldorf, sondern auch in den übrigen Städten des Rheinlandes, so auch in Bonn, wollen die Separatisten, wie man hört, eine große Attacke reiten. der gegenüber die poli­tischen Parteien des Rheinlandes laut einer Mitteilung der Köln. Volksztg. am kommenden Sonntag auf dem Kölner Messegelände eine Massenkund­gebung veranstalten wollen zum Protest gegen die son­derbündlerischen Pläne.

Die Reichsregierung ist sich der Schwere dieser innerpoli­tischen Lage durchaus bewußt. Kanzler Stresemann lehnt es ab, dem deutschnationaen Drängen, mit Frank reich zu brechen und eine Katastrophenpolitik zu be­treiben, nachzugeben. Er darf mit seinem Standpunkt auf die Unterstützung aller Parteien von Breitscheid bis zur Reichstagsfraktion der Deutschen Volksparte rechnen. Im Auswärtigen Ausschuß war es nur der Deutschnationale Helfferich, der der Auffassung des Kanzlers Stresemann widersprach, daß der Bruch mit Frankreich auch ein Bruch mit England, wie mit den Alliierten überhaupt bedeute, während der Kommunist Koenen nur die Form des Abbruchs des passiven Wider­stander mißbilligte. Allerdings erscheint ihm für die Liqui­dierung der Ruhrkrise eine Arbeiter= und Bauern­regierung und die Sachwerterfassung Voraus­setzung.

Die offizielle Erklärung der Reichsregierung an Frank­reich und Belgien und die übrigen Ententemächte ist noch nicht verfaßt. Wahrscheinlich werden wir den Text erst am kommenden Dienstag gelegentlich der großen Rede Strese­manns im Reichstag erfahren. Zu dieser Erklärung an die Ententemächte ist das Reichskabinett natürlich nur dann le­gitimiert, wenn es ihm gelingt, den Reichsbau vor schweren innerpolitischen Erschütterungen und Zerreißproben zu be­wahren, die nach dem augenblicklichen Gärungsprozeß in allen Teilen des Vaterlandes uns jetzt täglich und stünd­lich bevorstehen können.

Daher auch der Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk, in den bevorstehenden Zeiten härtester seelischer Prüfung und materieller Not treu zu­sammenzustehen, um alle Absichten auf Zer­

trümmerung des Reiches zunichte zu machen.

Daher auch der besonders herzlich gehaltene Aufruf an die Eisenbahner, und die Zusicherung, daß der Kanzler es nach Abbruch des Kampfes als seine vornehmste Aufgabe betrachte, für sie alle, die an Leib und Leben, an Hab und Gut gelitten haben, auch weiterhin zu sorgen.

Der Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk enthält bittere Anklagen gegen die französische und belgische Politik und eine Feststellung deren furchtbaren Folgewirkungen an Rhein und Ruhr. Das Kabinett Stresemann würdigt in dem Aufruf die Treue der Bevölkerung an Ruhr und Rhein und erwartet, daß sie auch weiterhin dem Reich diese Treue hält. Da die Gesamtheit des Reiches zur Erfül­lung des Versailler Vertrages verpflichtet ist, so wäre es von Bayern und den andern Teilen des Reiches jetzt ein Wahnwitz, das Kabinett Stresemann im Stiche zu lassen, das in voller Verantwortung die heikle Aufgabe übernommen hat, nach Abbruch des passiven Wi­derstandes die Reparationsverpflichtungen zu liquidieren. Daß dies mit einem Rumpf=Deutsch­land, mit einem politisch und wirtschaftlich zertrüm­merten Reichsbau nicht geschehen kann, darüber sollte man sich nicht nur in Berlin und München und am Rhein, sondern auch in den Westländern im Klaren sein.

Appell zur Bereitstellung in ein Reiterkorps der Stur abteilungen.

Der Temps beglückwünscht Stanley Baldwin zu sei­nem Meisterstück, das er vollbrachte, indem er sich im rechten Augenblick von einem unheirrbaren Gefühl geleitet an die Seite Poincarés zu stellen wußte. Die Initiative des englischen Premierministers habe aller Welt genutzt, weil sie seit der englisch=französischen Annäherung die poli­tische Umstellung Stresemanns bedeutend erleichterte. Die­ses Kompliment an den englischen Premierminister verbin­det der Temps mit einem Seitenhieb auf den englischen Arbeiterführer Macdonald, der gestern in einer Rede be­hauptete, daß Frankreichein waffenloses besiegtes Land erdrosselte".

Der Temps richtet ferner noch Worte des Dankes an Mussolini, der, wie aus dem belgischen Gelbbuch her­vorgehe, gleichfalls die Eröffnung von Verhandlungen mit dem Reich an die Einstellung des passiven Widerstandes knüpfte. In Deutschand, zumal im Mittelpunkt des be­setzten Gebietes, mache sich ein Gefühl der Erleichterung be­merkbar. Die Gefühle der Bevölkerung des besetzten Ge­bietes, schreibt der Temps, seien verständlich. Die Bevölke­rung lege sich aus eigener Erfahrung davon Rechenschaft ab, daß weder Tirard noch der General Degoutte trotz der Behauptungen der Stinnespresse blutdürstige Tyrannen seien. In diesem Zusammenhang erinnert der Temps fer­ner daran, daß die Zahl der Auswanderer im Laufe der ersten drei Monate 1923 in Schleswig=Holstein um 210 Pro­zent, in Württemberg um 280 Prozent, in Westfalen da­gegen nur um 163 Prozent, ebenso in der Rheinprovinz um ganze 138 Prozent zugenommen habe. Die Einwohner des besetzten Gebietes wüßten sehr wohl, daß Frankreich es weder auf ihre Wohlhabenheit noch auf ihre Unabhängig­keit abgesehen habe. Ganz anders sei es um München, den Mittelpunkt der nationalistischen Propaganda, bestellt.

*

Unglückliche Opfer der Cunopolitik.

MTB Aachen, 26. Sept. Vor dem belgischen Kriegs­

gericht hatten sich gestern die seinerzeit verhafteten.glieder der Aachener Regierung wegen Organisierung des

Eine Vollversammlung der Betriebsräte Münchens be­schloß die Einberufung einer bayerischen Rätekon­resses.

Wie die Korrespondenz Hoffmann amklich mitteilt, hat das bayerische Staatsministerium eine Verordnung über einstweilige Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Sicher­heit und Ordnung in Bayern erlassen und bis auf weiteres den oberbayerischen Regierungspräsidenten

Dr. v. Kahr als Generalstaatskommissar bestellt, an den die vollziehende Gewalt sofort übergehl.

Sämtliche Behörden des Reiches, des Landes und der Ge­meinden bleiben in ihrer Tätigkeit, haben aber mit Aus­nahme der Gerichte und Militärbehörden den Anordnungen und Verfügungen des Generalstaatskommissars Jolge zu eisten. Er ist berechtigt, jederzeit an ihrer Stelle Amts­handlungen vorzunehmen und befugt, die Hilfe der Wehrmacht anzufordern. Seine Anordnungen gehen den Anordnungen aller anderen Behörden, mit Ausnahme der Gerichte und Militärbehörden, vor. Der Generalstaatskommissar ist berechtigt, Schutzhaft und Auf­enthaltsbeschränkungen zu verhängen. Durch diese Verord­nung sind auch Beschränkungen der persönlichen Freiheit, Pressefreiheit, des Vereins= und Versammlungsrechtes und Postgeheimnisses sowie haussuchungen und Beschlagnahmen zulässig.

v. Kahr hat eine Kundgebung erlassen, in der er versichert, daß seine Amtshandlungen von heißer Liebe zur bayerischen Heimat, zum deutschen Volk und zum großen deutschen Vaterland getragen sein werden. Gegen alle va­

terlandsfeindlichen Handlungen und gegen jeden Wider= glieder der Aachener Regi

stand gegenüber seinen Anordnungen werde er rücksichtslos(passiven Widerstandes zu verantworten. Es handelt sich auftreten.(um die Herren: Regierungsrat Dr. Pelzer=Berens­

berg, Regierungsassessor Janssen, Regierungsassessor Die ersten Maßnahmen des bayerischen Diktakors.[Waldhausen, Landrentmeister Oberwinter und TU München, 27. Sept. Kahr hat sein Amt be= Regierungsobersekretär Pieperweck. Den Herren wird reits übernommemn und Maßnahmen getroffen, die er= vornehmlich zur Last gelegt, sich an der Auszahlung der hebliches Aufsehen erregen werden. Die für Donners= 1 Ruhrhilfe beteiligt zu haben. Dr. Janssen legte dar, daß tag abend festgesetzten Hitler=Versammlungen werden nicht die Erwerbslosenunterstützung nicht identisch sei mit der verboten, doch soll durch erhöhte Bereitstellung von Landes= Rhein= und Ruhrhilfe, im übrigen stehe ihm nicht das polizei und Reichswehr die Gewähr gegeben werden, daß Recht zu, sich in Befehle seiner vorgesetzten Behörde einzu­die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gestört werde mischen. Der Gerichtsvorsitzende stellte fest, daß das Ge­und die Autorität des Staates keinen Schaden erleide.[richt nicht zusammengetreten sei, um ehrenwerte Männer

abzuurteilen, sondern, daß es in die peinliche Lage ver­Die Putschabsichten der Hitlerleute. setzt sei, nach den Gesetzen des eigenen Landes die unglück­

DB Müychen, 26. Sept. Die hier zusammenlaufenden lichen Opfer der falschen Politik des Herrn Cuno zu be­Nachrichten über Organisations= und Putschabsichten der strafen.: Rechtsanwalt Springsfeld schilderte in einer ein­

Hitlerleute lauten immer bedrohlicher. Von verschiedensten Seiten werden Aufrufe über Alarmierung der Hitlergar­den,(Massenkundgebungen usw. veröffentlicht. Die Hitler­presse kündigt in scharfen Worten kommende entscheidende Dinge an und hat sich auch unter die einheitliche politische Leitung Hitlers gestellt. Auch die Organisation Roßbach ist bereits mit Aufrufen zu Gewaltstößen hervorgetreten. Von der Reichsregierung sind bereits scharfe Maßnahmen

stündigen Verteidigungsrede die schwseren Pfüchten und Opfer, die die Beamten der Aachener Regierung in der Zeit des passiven Widerstandes getragen haben. Die Fa­milien der Angeklagten seien zudem alle ausgewie sen worden. Der Gerichtshof möge bedenken, diß es sich bei den Angeklagten um. Rheinländer handle. Jetzt sei die Aufgabe des passiven Widerstandes verkündet wor­dden, darum bitte er um ein mildes Urteil. Das Gericht zog sich daraufhin zur Beratung zurück und verkündete

ergriffen worden, um die Bewegungen im Keim zu ersticken. dann folgenden Spruch: Regierungsassessor Janssen erhöft Auch die bayerische Regierung erläßt einen Aufruf an die Bevölkerung, in der sie zur Ruhe und Ordnung sowie zur

Treue zum Reich mahni, dem in dieser ernsten Stunde keine inneren Schwierigkeiten bereitet werden dürften.

*

Nachtsitzung des Reichskabinetts.

TU Berlin, 27. Sept. Um Mitternacht ist das Reichs­kabinett unter Vorsitz des Reichspräsidenten Ebert zu­sammengetreten. Auch der Chef der Heeresleitung, Gene­ral von Seeckt, nahm an der Beratung teil. Die Beratung war ausschließlich Fragen gewidmet, die durch die Kund­gebung der bayerischen Regierung aufge­worfen sind.

*

Ein-Bruch mit Frankreich wäre keine gute Politik.

DB Berlin, 26. Sept. Im auswärtigen Ausschuß wurde, in verschiedenen Kreisen ein gewisses Aufsehen er­hat, wie man uns versichert, der Kanzler heute eine starke regen wird, und man nimmt ferner an, daß es verschie­Resonanz gefunden. In der Sitzung, die sich bis in den dentlich zu Protestkundgebungen kommen wird. späten Abend hinein ausdehnte, haben nach den Darleg=

ungen des Kanzlers gesprochen: Dr. Breitscheid für die So­ Die politische Aussprache im Reichstag.

zialdemokraten, Dr. Helfferich für die Deutschnationalen,] DB Berlin, 27. Sept. Die Kanzkerrede Graf Bernstorff für die Demokratie und Dr. Spahn für das Reichstag über die künftige Haltung der deutschen Politik Zentrum und zweimal der Kommunist Könen. Auf Wider=wird aller Voraussicht nach am Dienstag gehalten weiden. spruch stießen die Ausführungen des Kanzlers allein bei Hieran wird sich dann eine ausführliche Aussprache an­den Deutschnationalen und Kommunisten. Helfferich, schließen.

der im Namen seiner Partei den Bruch empfahl, hat! Ueber den sonstigen Arbeitsplan des Reichstages wird seine Argumentation vornehmlich darauf gestützt, daß durch mitgeteilt, daß er am heutigen Donnerstag zusammentritt, Stresemanns Politik die englischen Pläne durch= sich zunächst mit der Abänderung des Beumntengesetzes be­kreuzt worden wären. Ihm ist darauf, wie wir hören, vom faßt und nach der außenpolitischen Aussprache wahrschein­Kanzler, aber auch aus der Mitte der Versammlung er=lich schon am Mittwoch nächster Woche das Wührungsge­

ein Jahr, sieben Monate Gefängnis, Regierungsrat Pelzer­Beransberg ein Jahr vier Monate, Regierungsassctzor Waldhausen vier Monate, Landventmeister Oberwinter zwei Monate, Regierungsobersekretär Pieperweck zwei Monate Gefängnis. Die Strafe trifft die Angeklagten umso schwerer, als ihnen die mehrmonatige Untersuchungshaft nicht angerechnet wurde.

Die Mörder des belgischen Leutnanis Graff begnadigt.

DD Brüssel, 26. Sept. Der König Albert yor soeben das Begnadigungsgesuch der drei wegen der Ermordung des Leutnants Graff zum Tode verurteilten Deutschen unterzeichnet. Die Todesstrafe ist in lebensläng liches Zuchthaus umgewandelt. Man erwartet, daß die Nachricht von der Begnadigung obwohl sie erwartet

WIB Dortmund, 26. Sept. Das stanzösische ilitärgericht verhandelte gegen den Berghaupt­mann Karl Overthun, den Oberpostinspektor Heinrich Krahe aus Dortmund. Bei der Besetzung des Oberbeig­amtes durch die Franzasen wurde in einem abgelegenen Zimmer eine telephonische und telegraphische Einrichtung gefunden, womit man mit dem unbesetzten Gebiet korrespon­dieren konnte. Overthun bestritt, von dieser Einrichtung Kenntnis gehabt zu haben. Er wurde zu einem Jahr Ge­fängnis und 200 Goldmark verurteilt; Obermspektor Krahe wurde freigesprochen.

WTB Hamburg, 26. Sept. Wie die Abendblätter melden, sind gestern abend in Lockstedt in die Wohnung der Familie Popper mehrere Räuber mit dem Ruf Hände hoch eingedrungen. Die aus acht Personen be­stehende Familie wurde gefesselt und in den Keller einge­sperrt. Darauf wurde die ganze Wohnung:usgeraubt und die Sachen mit einem Auto fortgeschafft. Die Räuber, die vorher die Telefonleitung zerstört hatten, waren etwa acht Stunden in der Wohnung tätig.

WTB Berlin, 26. Sept. Das Polizeipräsidium teilt mit: Die Berliner politische Polizei hob gestern in einem Privathause eine tagende Versammlung politisch rechts­stehender Perfonen auf. Die Versammlung war zusam­menberufen von dem ehemaligen Leiter des verbotenen Berliner Selbstschutzes.

WTB Zittau, 26. Sept. Gestern nachmittag gegen Uhr sammelten sich auf dem Marktplatz vor dem Rat­ause etwa 6 bis 800 Demonstranten, die das zur Sicherung des Rathauses aufgebotene Polizeikommando tätlich angriffen. Die Menge war mit Totschlägern, teil­weise mit Gummiknüppeln und Steinen bewaffnet. Auch hatten einige Demonstranten Waffengeschäfte geplündert. Auf die Polizeiwachtstube wurden drei Revolverschüsse ab­gegeben, durch Steinwürfe wurden vier Beamte verletzt, einer davon schwer. Infolge der bedrohlichen Lage brauchten die Polizeibeamten in ihrer Notwehr die Schuß­waffe. Bisher wurden 14 Verletzte, zwei Tote auf Seiten der Demonstranten festgestellt. Durch das Einwirken der Parteiführer wurde später der Marktplatz geräumt und die Ruhe wiederhergestellt.

WTB London, 26. Sept. Das erste Bataillon der Ulsterschützen ging von der Insel Wright nach Köln ab, um andere Truppen, die nach England zurückkehren, abzulösen.

* Tokio, 26. Sept. Das Gebiet von Tokio uns Yoko­hama wurde Dienstag nacht durch einen Bewitter­sturm heimgesucht. Die tieferliegenden Stadtteile sind überströmt, wodurch den in Baracken untergebrachten Flüchtlingen ernstlicher Schaden zugeführt wurde.

e

Aukomobilsport in Rußland.

MTB Moskau, 26. Sept. Die Zuverlässig­keitsfahrt Moskau=Witebsk= Smolensk= Petersburg=Moskau wurde unter Teilnahme von vierzig ausländischen und neun russischen Automobilen be­endet.

Schutzmaßnahmen gegen die Gärung in Bayern.

WTB München, 26. Sept. Die herrschende politische Hochspannung kommt in Veröffentlichungen der Blätter zum Ausdruck. Die Münchener Post erklärt, die Meldun­gen über die Vorbereitungen der vaterländischen Kampf­verbände bewiesen, daß schon für die nächste Zeit ein Gewaltstreich gegen den verfassungsmäßigen Zustand des Reiches und der Länder geplant sei. Das Blatt mahnt die Arbeiter zur größten Selbstbeherrschung. Wie das Blatt weiter erfährt, hat der Verband Oberland den Be­fehl herausgegeben, am Freitag früh um vier Uhr mit den Waffen auf dem Alarmplatz zu sein. In einem weiteren vertraulichen Besehl sei den Mitgliedern des Verbandes die Abreise von München strengstens verboten worden.

In dem völkischen Beobachter richtet Fürst Karl Wrede an die ehemaligen Kavalleristen einen

setz in Angriff nimmt.

*

Die Entente zu den Waffensunden.

DB Berlin, 26. Sept. Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß angeregt durch die Militärkontrollkom­mission in der Angelegenheit der kommunistischen Waffen­funde Schritte der Entente bei der Reichsregierung be­vorstehen. Die Militärkommission fühlt sich beunruhigt dürch die Mitteilungen des Voxwärts, daß legale Waf­fenkäufe der russischen Regierung in Deutsch'an erfolgen können oder ausgeführt seien. Die Militär, kommission will derin einen Bruch des Versaille [Vertrages sehen, der Waffenverkäufe Deutschlands an das Ausland untersagt.

*

Ein neuer Reichskommissar für das Ruhrgebiet?

TU Berlin, 27. Sept. Die Reichsregierung hat die notwendigen Vorbereitungen zum schnellen Abbau der Ruhrfront getroffen. Sie plant u. a. einen besonderen Kommissar mit der Abwickelung zu betrauen. Auch die großen Organisationen dürften im Anschluß an den Aufruf der Reichsregierung im Verlaufe des Donnerstag zu Besprechungen über den Abbau des passiven Wider­standes zusammentreten. Die Vertreter der freien Gewerk­schaften und der sozialdemokratischen Partei versammeln sich an diesem Tage in Gießen.

*

* Berlin, 26. Sept. Nach einer Meldung der Vos­sischen Zeitung aus Gelsenkirchen wurde der Beschluß der

widert worden, daß der Draht mit England kei neswegs abgerissen sei, daß vielmehr, wie wir neulich hier schon andeuteten, eine Verbindung nach wie vor aufrecht erhalten und zu manchem, was heute geschieht und auf den deutschnationalen Widerspruch stößt, gerade vom Ausland die Anregung gekommen wäre. Selbst wenn man aber die englische Haltung so optimistisch eingeschätzt habe, wie das neuerdings die Deutschnationalen tun, wäre ein Bruch keine gute Politik. Ein solcher Bruch würde ja auch den Bruch mit England einschlie­ßen und mit der Gesamtheit der Alliierten haben wir es nach wie vor zu tun. Der Verlauf der gestrigen Be­ratung mit den Ministerpräsidenten, wie die heutige Aus­sprache im auswärtigen Ausschuß hat erwiesen, daß die verfassungsmäßigen Faktoren des Reiches nach wie vor die Politik des Kabinetts zu stützen bereit sind. Ob der Erörterung in den beiden geschlossenen Gremien schon am Donnerstag eine Debatte im Reichstagsplenum folgen wird, erscheint uns trotz des Beschlusses des Aeltestenrates vorderhand ziemlich unwahrscheinlich. Die Regierung je­denfalls hat nach unserer Kenntnis den Wunsch, an diesem heiklen Standpunkt der Dinge eine Erörterung zu vermei­den, und wir möchten glauben, daß diesem Wunsch auch Folge geleistet wird.

*

Neue Aeußerungen des Temps.

DO Paris, 26. Sept. Die Abendblätter sind voll von Berliner Meldungen betr. das Ende des passiven Wider­standes. Die Proklamation des Reichspräsidenten wird Reichsregierung über die Aufhebung des passiven Wider­von allen Blättern an hervorragender Stelle und zum Teil standes im Ruhrgebiet ohne Erregung aufgenommen. fettgedruckt wiedergegeben. Kommentare liegen zurzeit da: Der scharfe Dollarrückgang an der Kölner Börse habe sich rüber nicht vor, doch hört man, daß die Anspielungen auf Grgshiat eraamirst Im Eslen sam taktreick.

die französischen Eroberungsgelüste angesichts der wieder= auch im Ruyrgevier ausgewirrt. In Essen kam zahlreiches holten Zusicherungen maßgebender Persönlichkeiten in Pa= Material gehamsterter Devisen auf den Markt. Die Kom­ris und im Rheinlande sich als ziemlich überflüssig erweisen. munisten, deren gesamte Presse bekanntlich verboten ist, Weiter gibt die Pariser Abendpresse erschöpfend die meisten fordern in Flugblättern zur Fortführung des passiven Wi­Blätterstimmen des Auslandes wieder. Die englischen sordern in grung des pass

Aeußerungen werden mit besonderer Genugtuung zur derstandes und zur Bildung einer Arbeiter= und Bauern­Kenntnis genommen. lregierung auf.

Berlin 126315000

Dollar in Köln.. 159146 900

Newyork 121950 000

Non Roh und Fern.

::: Eilorf, 25. Sept. Zu einem Tanzstreik kam es am letzten Sonntag bei der Eitorfer Kirmes. Die Inhaber der Tanzlokale forderten für einen Tanz drei Millionen Mark. Als die Tanzlustigen die Ermäßigung um ein Drittel des Satzes forderten, wurde seitens eines der Wirte die Poli­zei alarmiert, die allerdings im Sinne der Tanzlustigen Stellung nahm. Für zwei Millionen Mark setzte dann das Tonzen auf das lebhafteste wieder ein.

::: Köln, 24. Sept. Die Preise für die einzelnen Brot­sorten sind vom Oberbürgermeisteramt nach Anhörung des Fachausschusses für das Bäckergewerbe von heute ab wie folgt festgesetzt worden: für das dreipfündige Feinbrot

7 550000 Mark, für das dreipfündige Graubrot 9300000 Mark, für das dreieinhalbpfündige Roggenschwarzbrot

8 320000 Mark, für ein Feinbrot in Scheiben geschnitten und verpackt 2780000 Mark, für ein Schwarzbrot in Scheiben geschnitten und verpackt 2640000 Mark.

::: Köln, 22. Sept. Auf je 100 Millionen Mark Geld­strafe erkannte die Kölner Wucherkammer gegen drei Händlerinnen, die seinerzeit Stachelbeeren und Mangold erheblich über den Höchstpreis verkauft hatten; die gleiche Strafe verhängte die Kammer über einen Arbeiter, der in Gemeinschaft mit einem Freunde in einem Deutzer Kaffee mit einem Fläschchen Opium die Aufmerksamkeit der dort anwesenden englischen Soldaten auf sich lenken wollte, obgleich den englischen Soldaten der Genuß des Opiums streng verboten ist. Ein britischer Milikärpolizist hatte den Mann verhaftet; das deutsche Gericht nahm den Handel selbst als nicht erwiesen an, verurteilte den Mann aber wegen des an sich schon strafbaren Besitzes von Opium.

Köln, 22. Sept. Festgenommen wurde ein Apo­theker, der im Verdacht steht, gestohlene Chemikalien an­gekauft zu haben. Ferner kamen in Haft sechs Personen. zum Teil Buchdrucker, weil sie Schecks von Sparkassen darunter von Horrem, gedruckt, gefälscht und in den Ver­kehr gebracht haben sollen. Einige Falsifikate wurden an­gehalten und beschlagnahmt. Ein Buchdruckereibesitzer verfiel der Versuchung, sich selbst Geld und zwar Fünfmil­lionenscheine zu drucken. Durch Festnahme wurde er vorläufig an weitererSelbsthilfe" verhindert. Ein internationaler Taschendieb, ein Pole, wurde gepackt, als er gerade einer Frau auf offener Straße die Brieftasche aus der Manteltasche gestohlen hatte.

::: Düsseldorf, 26. Sept. Der Regierungspräsident hat auf die Ermittelung der Mörder der Polizeiwachtmeister Robert Köhnen und Karl Metz eine Belohnung von fünf Milliarden Mark ausgesetzt. Soweit bis jetzt festgestellt werden konnte, kommen als Täter zwei junge Leute im Alter von 2125 Jahren in Betracht. Die ermordeten Schupobeamten standen in der Volksgartenstraße als Dop­pelposten. Die Schüsse müssen aus unmittelbarer Nähe ab­gefeuert worden sein, und es muß sich um eine wohlvor­bereitete Tat gehandelt haben; sie hat sich so rasch abgespielt, daß selbst der eigens abgerichtete Hund, den der ermordete Wachtmeister Köhnen bei sich hatte, nicht gegen die Mör­der vorgegangen ist. Es besteht bei der Kriminalpolizei die fast sichere Vermutung, daß es sich um einen persön­lichen Racheakt verbrecherischer Elemente gegen Köh­nen handelt, der ein sehr energischer und zuverlässiger Be­amter war.

::: Duisburg, 25. Sept. Die Diebstähle der Ka­nasplatten haben dahin geführt, daß die Stadtverwal­tung in den verschiedensten Straßen die gußeisernen Rin­nen und Platten beseitigt. An Stelle der Kanäle treten Rinnen, die durch Pflastersenkungen hergestellt nerden.