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vonn und Amgegend.

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ad 66, 566. 567. Postscheck Köln 1867e:

Nr. 11723.

Bonn, Montag, 24. September 1923.

33. Jahrgang

Die Nrcchs der Enschenung

s Wir befinden uns, um ein Wort des Journal des Débats in zweifacher Hinsicht anzuwenden, innen= und außenpolitisch an der Grenze der Möglichkeiten. Innen­politisch sind wir, wie aus amtlichen Erklärungen der Reichsregierung, aus Aeußerungen des Reichswehrmini­sters Geßler und aus Zusammenstößen in Berlin, Mün­chen usw. hervorgeht, vor der Gefahr ernster Putsche, gegen welche Reicheregierung und Reichswehr ihre volle Alarmbereitschaft erklären. Von symptomatischer Bedeu­tung ist in diesem Zusammenhang die Ankündigung der christlich=sozialen Gewerkschaften in Süddeutschland, daß sie die von den bayerischen Nationalisten organisiecten Ak­tionspläne nicht mitzumachen gewillt sind, sich vielmehr ganz auf die Seite der Reichsregierung zur Abwehr ge­planter Put'che stellen wollen. Daß man im badischen Musterländle ganze Kommunistennester ausgehoben hat und dort Maschinengewehre und Munition und sonstige Waffen beschlagnahmte, kennzeichnet des weiteren den ganzen Ernst der innerpolitischen Situation.

Die Reichsregierung will auch nach Möglichkeit die Dinge zur Entscheidung bringen, und zwar nicht nur, wie man am Rhein und an der Ruhr in den letzten Tagen und Wochen befürchtete, über den Kopf der westdeutschen Be­völkerung hinaus, sondern in Gemeinschaft mit den Mini­sterpräsidenten der einzelnen Länder, die bereits nach Ber­lin berufen wurden, und in Gegenwart der Vertreterschaft aler Bevölkerungs= und Interessenkreise der besetzten Ge­biete, insbesondere auch des Ruhrgebietes, ohne die, so versichert man erneut, in Berlin keine Entscheidung ge­troffen werden soll.

Das Kabinett Stresemann steht vor der Entscheidung. Man sagt ihm in der Berliner Presse und in den vertrau­lichen Verhandlungen, daß die untrennbare Ge­meinsamkeit der besetzten Gebiete mit dem Reich bei den unmittelbar bevorstehenden Entscheidungen selbstverständlich ausschlaggebend seien. Es ist viel­leicht ein milder Trost in unserer furchtbar traurigen Lage, daß französische Zeitungen von dem Ruf des Journal des Débats volles Verständnis für den Weg zeigen, den das Kabinett Stresemann beschreiten will, um die Ruhraktion raschestens zum Abschluß zu bringen, ohne daß eine eigentliche Kapitulation erfolgt. Selbst das Journal des Débats glaubt bis jetzt nicht an ein Chaos in Deutschland. Es stellt vielmehr fest, daß man in Paris über den Plan Stresemanne räsonniere, ohne ihn eigentlich zu kennen. Der Berichterstatter dieses französischen Blattes in Berlin kommt zu folgenden Schlußfolgerungen:Stellt uns Stresemann Bedingungen? Es scheint nicht. Er verlangt von uns angemessene Mög­

lichkeiten, den passiven Widerstand einzu­stellen und die Ermächtigung zur Erklärung der Rück­kehr der Ausgewiesenen und Verurteilten und die Wie­derherstellung der Eisenbahnverwaltung. Man sagt, daß das Journal des Débats dem Quai'Orsay nahestehe. Wir legen daher ein gewisses Gewicht auf die Auslegung, die dieses Pariser Organ dem deutschen Regierungsprogramm gibt, wenn es hierzu ferner bemerkt:Wenn man die Demarche Stresemanns aufmerksam beachtet und wenn man sich die Mühe nimmt, seine Pläne genau zu unter­suchen, hat man den Eindruck, daß er ziemlich nahe an die Grenze gegangen ist, die er nicht über­schreiten zu können versichert, ohne gestürzt zu wer­den, an eine Grenze, die in der Kapitulation be­steht. Das heißt doch soviel, daß das Frankreich Poin­carés mit Stresemann nur dann zu Verhandlungen ge­langt, wenn es nicht zum Aeußersten, d. h. zur Kapitulation gezwungen wird.

Nun hat aber Ministerpräsident Poincars gestern in einer seiner drei Reden, die er bei der Einweihung von Denkmälern gehalten hat, erklärt:Man muß zunächst mit den Hinterlistigkeiten und Abschweifungen aufhören. Man muß die letzten Reste des passiven Wider­standes besettigen und muß aufhören, nutzlose Bedingungen zu stellen, Bedingungen lassen wie uns nicht vorschreiben. Poincars erklärt ausdrücklich:Wir haben nichts hinzuzufügen und nichts zurückzunehmen. Es fragt sich nur für uns, wie diese Aeußerungen Poincarés mit der Darstellung des gut nationalen französischen Blattes in Einklang zu bringen sind. Für das Kabinett Stresemann, das bis an die Grenze der Möglichkeiten zu gehen gewillt ist, ist die Ant­wort hierauf entscheidend.

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Die Kölnische Volkszeitung verabreicht ihrer Leserschaft einige Tröstungen:

Es bereiten sich ernste Entscheidungen vor. Weil sie ernst und von einer Tragweite sind, die die wenigsten erkennen, ist es notwendig, daß diese Entscheidungen mit der größten Sorgfalt und unter Entfaltung des Höchstmaßes von Ver­antwortlichkeitsgefühl vorbereitet und getroffen werden. Erregt, erschöpft und unmutig geworden, neigen nicht wenige dazu, zu glauben und zu behaupten, es geschehe bei den verantwortlichen Stellen nichs und man lasse alles treiben. Das ist nicht der Fall. Aus der guten Kenntnis der augenblicklichen Lage heraus sagen wir, daß gerade in diesen Tagen Regierung und Parteien höchste Aktivi­tät entfalten und daß unaufhörlich alle Maßnahmen ge­troffen werden, die die innigste und ersprießlichste Zusam­menarbeit aller berufenen Faktoren garantieren. In Ber­lin sind die Ministerpräsidenten der Länder versammelt, und am Montag werden dort auch die politischen Führer aus dem besetzten Gebiet zur Stelle sein. Jedermann sei davon überzeugt, daß keine Entscheidung getroffen wird, die nicht von der überragenden Mehrheit der Verantwortlichen ge­tragen wäre. Es ist notwendig, daß jedermann den Ernst der Lage würdigt und an seiner Stelle dafür sorgt, daß

nichtglächerliche oder bösartige Gerüchte Boden gewinnen. Noch einmal:

Die verantwortlichen Stellen sind unverdrossen bei der Arbeit, und sie können verlangen, daß Besonnenheit im Lande waltet.

An die Mitglieder und Freunde der Zentrumspar­tei richten wir die Bitte und die Mahnung: Vertraut euren Führern und bewahrt die Ruhe. Die nächsten Tage erfordern Disziplin, Mut und Vertrauen. Das Vaterland ist in Gefahr. Sei jeder auf seinem Posten. Seid ruhig, fasset euch in Geduld und erfüllet euch ganz mit dem Ernst der Stunde.

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Der Kontakt zwischen Berlin und dem Rheinland.

MTB Köln, 22. Sept. Das Kölner Tageblatt hatte zu den rheinischen Fragen mehrere Artikel veröffentlicht, die sowohl andere Kölner Blätter als auch mehrere Berliner Zeitungen zu scharfem Widerspruch gegen diese Artikek und gegen die Haltung des Kölner Tageblattes veranlaßten Nunnehr bringt das Kölner Tageblatt eine Zuschrift eines rheinischen Abgeordneten, aus der folgende Sätze über den Rahmen dieser Pressepolemik hinaus bemerkenswert sind: Es gibt rheinische Kreise, in denen auf Grund von Rede­reien ernsthaft kolportiert wird, das Reich werde dem Rheinsande nicht gerecht bei den künftigen Verhandlungen. Wir können auf Grund der besten Beziehungen und Kenntnis des gegenwärtigen Standes versichern, daß weder jetzt noch für später jemals solchen Gedankengängen auch nur in der geringsten Form Raum gegeben worden ist. In dielen Fragen gibt es für das Reich keine diplamalischen Formeln, die ir­gend eine andere Deutung zulassen, als was der gesunde Menschenverstand darunter versteht. Wir stellen das am Vorabend sich anbahnender großer Ereig­nisse ausdrücklich fest. Kein ernst zu nehmender Poli­tiker der Koalitionsparteien hat je anders gedacht. Das enthebt uns natürlich nicht der Frage, ob der politische Kontakt zwischen dem Rheinland und Berlin der rechte ist. Grundfalsch wäre es, wenn Berlin vom Rheinland aus ein Vorgehen erwartete. Keine Partei, auch die stärkste, kann das wagen; die Initiative muß von Berlin kommen, von der Regierung selbst. Ist der Kontakt zwischen dem Rheinlande und dem übrigen Reiche der rechte? Es darf nicht übersehen werden, daß gerade der Hinweis auf die schmerzvollste Wunde des Reiches, insbesondere finanziell, Rhein und Ruhr, Mißverständnisse erregt hat, die in der beliebten Verallgemeinerung schädigend wirken können, wenn ihnen nicht entgegengetreten wird und sie auf das rechte Maß zurückgeführt werden. Ob die Art, wie man vom Regierungstische diese Dinge, die doch sehr delikater Natur sind, immer richtig behandelt wurden, wollen wir nicht untersuchen, jedenfalls bieten sich da dem Ministerium für die besetzten Gebiete recht dringliche Aufgaben. Glück­licherweise hat man in den letzten Tagen die Irrtümer ein­gesehen und man wird gern feststellen, daß der notwendige Kontakt wiederhergestellt ist.

Poincaré verlangt bedingungslose Aufgabe des passiven Widerstandes.

Nach der eca=Korrespondenz hat der französische Premier drei Reden gehalten; die dritte im Priesterwald. Diese Rede ist die bemerkenswerteste, weil sie sich gegen Strese­mann wendet. Es heißt u. a. in dieser dritten Ansprache:

Vor Ablauf weniger Wochen wird die Berliner Re­gierung nicht mehr imstande sein, den passiven Wider­stand zu subventionieren, selbst wenn sie fortfahren würde, dies zu tun, würde der Widerstand in sich zusammen­brechen. Das Reich hat nur noch einen Ausweg, näm­lich den, festzustellen, daß der Widerstand nicht den Wün­schen der Bevölkerung entspricht, und die Erlasse zurück­zuziehen, die zum Widerstand auffordern. Aber nein. Um das Manöver vollständig zu gestalten, behauptet man, daß, weil wir nicht so schnell als möglich in einen Vergleich gewilligt haben, eine Katastrophe entstehen könnte, Deutschland würde einer nationalistischen oder einer bolschewistischen Revolution zum Opfer fallen. Es würde ein Herd der Anarchie in Europa werden und dadurch schwere Gefahr für seine Nachbarländer! Man kennt aber Frankreich schlecht, wenn man glaubt, daß es durch solche düstere Voraussagen ge­schreckt werden könnte. Selbst wenn Deutschland von einer derartigen Katastrophe bedroht würde, würden wir keineswegs eine Ansteckungsgefahr zu be­fürchten haben.

Poincaré analysiert dann im weiteren Verlaufe seiner Rede die soziale Struktur Frankreichs, um zu beweisen, daß es vor jeder Revolution rechts oder links geschützt sei und fährt dann fort:

Wir sind an der Regelung der Reparationen mehr in­teressiert als irgend jemand anders. Sicher haben wir es ebenso eilig wie die Deutschen, ebenso eilig wie die Alliierten, die Lösung der Reparationsfrage zu Ende zu bringen. Aber man muß zunächst mit den Hinierlistig­keiten und den Abschweifungen aufhören. Man muß die letzten Reste des passiven Widerstandes beseitigen und muß aufhören, nutzlose Vor­bedingungen zu stellen. Bedingungen lassen wir uns nicht vorschreiben. Wir halten uns an unser Gelbbuch, an unsere öffentlichen Erklärungen, wir haben nichts hinzuzusügen und nichts zurückzu­nehmen.

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Gegen das wilde Notgeld.

WTB Berlin, 22. Sept. Durch den letzten Marksturz und das dadurch bewirkte Anschwellen der Preise und Löhne ist ein bedauerlicher Mangel an Reichsbanknoten und anderen gesetzlichen Zahlungsmitteln eingetreten. Das Reichsfinanzministerium sah sich genötigt, ia vielen Fällen die Auszahlung von Notgeld zu gestatten, in jedem Falle hat es jedoch genaue Bestimmungen über die An­legung des Gegenwertes des jeweils ausgegebenen Be­trages aufgestellt, die der mißbräuchlichen Verwendung des Nolgeldes, insbesondereder künstlichen Geldmacherei, vor­beugen sollen. Indessen ist daneben auch von zahlreichen Stellen Notgeld ohne jede Genehmigung aus­gegeben worden, wobei selbstverständlich die von der Behörde verlangten Sicherheitsmaßnahmen nicht getroffen worden sind. Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, wird gegen dieses wilde Notgeld. mit aller Schärfe vorgegangen. Es wird unnachsichtig seine schleunige Einziehung verlangt und nötigenfalls mit polizeilichen und strafrechtlichen Mitteln erzwungen werden.

Die Rokgeldverordnung der Rheinlandkommission.

Die von der Rheinlandkommission beschlossene Verord­nung über die Regelung des Notgeldverkehrs hat laut Köln. Tagebl. folgenden Wortlaut:

Die Rheinlandkommission verordnet in Anbetracht dessen, daß die Zahlungsmittelnot zur Ausgabe von Notgeld, dessen Zah­lungskraft sich im allgemeinen nur auf den Bezirk, in welchem es ausgegeben wurde, beschränkt, seitens der Stadtbehörden, Banken, Industriefirmen geführt hat, ferner in Anbetracht dessen, daß diese Lage den Interessen der Besatzungsarmec, ihres Personals und des Personals der Hohen Kommission infolge der Hindernisse, die sie dem Verkehr in den Weg legt, zuwiderläuft, was folgt:

Artikel 1. Die Stadtbehörden der besetzten Gebiete, die von der Reichsregierung zur Notgeldausgabe ermächtigt sind, kön­nen nur unter der Bedingung solche Ausgaben vornehmen, daß sie sich zuvor verpflichtet haben, das für jede der anderen zu derselben Ausgabe im besetzten Gebiet ermächtigten Städte ausgegebene Notgeld gegenseitig als zahlungskräftig in ihren Kassen anzunehmen.

Artikel 2. Die Banken, Industriegesellschaften und andere Privatsirmen, die von der Reichsregierung zur Notgeldaus­gabe ermächtigt sind, können nur unter zweisacher Bedingung solche Ausgaben vornehmen. Sie müssen 1. von den Stadtbe­hörden, die gemäß Artikel 1 Notgeldausgaben vorgenommen haben, die Genehmigung eingeholt haben. Diese Genehmigung schließt die Annahme des auszugebenden Papiers seitens der Stadt ein; 2. die Verpflichtung übernommen haben, das von genannten Stadtbehörden ausgegebene Notgeld in Zahlung zu nehmen.

Artikel 3. Die vor dem 1. September stattgefundenen Aus­gaben sind innerhalb einer Frist von drei Monaten zurückzu­ziehen und durch gemäß Artikel 1 und 2 gegenwärtiger Ver­ordnung ausgegebene Scheine zu ersetzen.

Artikel 4. Jede Notgeldausgabe, die gegen die oben ange­gebenen Bestimmungen erfolgt, ist ungültig; die ausgegebenen Scheine werden ohne Entschädigung eingezogen, gleichviel in welchen Händen sie sich befinden. Ueberdies haben alle Per­sonen, welche entweder unmittelbar oder mittelbar an solchen Ausgaben teilgenommen haben, eine Geldstrafe von 1000 bis 100 000 Goldmark und eine Gesängnisstrafe von einem Monat bis zu zwei Jahren oder eine dieser beiden Strafen zu ge­wärtigen.

Artikel 5. Diese Verordnung tritt am.... in Kraft.

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WTB Aachen, 24. Sept. An den hiesigen Anschlag­säulen findet sich folgenderMahnruf des Rheinischen Unabhängigkeitsbundes(Freies Rheinland) und der repu­blikanischen Volkspartei an die rheinischen Beamten:Im Beamtenverhältnis(mittelbar oder unmittelbar) stehende rheinische Personen, die sich in den Dienst der in kurzem in Wirksamkeit tretenden neuen Staatsform einerFreien Rheinischen unabhängigen deutschen Republik stellen wol­len, werden hiermit ebenso höflichst wie dringend gebeten, ihre Anmeldungen bei einer der Vereinigten Rheinischen Parteien zu bewirken.

WTB.=Gladbach, 23. Sept. Die für heute nach­mittag nach hier einberufene Versammlung der Sonder­bündler ist ruhig verlaufen. Dr. Dorten war nicht er­schienen. An einer Stelle sprach der bekannte Privat­geistliche Kramers aus Hochneukirch.

* Trier, 24. Sept. Bei einer Sonderbündler=Versamm­lung kam es hier zu Krawallen, wobei drei Personen verletzt wurden, darumter eine schwer.

Zu den inneren Unruhen in Deutschland.

TU Berlin, 23. Sept. Der Parteiausschuß der Demo­kratischen Partei verhandelte in Anwesenheit der demokra­tischen Minister über die politische Lage. Von besonderer Bedeutung waren, der Montagspost zufolge, die Ausfüh­rungen des Reichswehrministers Geßlers, der u. a. sagte:

Wenn es zum Kampfe kommen sollte, so darf ich ver­sichern, daß die Klarheit meiner Befehle nichts zu wün­schen übrig lassen wird. Aber ebenso prompt, wie meine Befehle, wird auch die Ausführung der Befehle durch Offiziere und Mannschaften sein. Dafür setze ich mich mit meiner ganzen politischen Reputation ein.

Von diesen Mitteilungen nahm der Parteiausschuß mit Genugtuung Kenntnis. Auch die Delegierten der Landes­organisationen des Zentrums haben über die politische Lage beraten und einstimmig den Willen zum Ausdruck gebracht, die Arbeiten des gegenwärtigen Kabinettes zu unterstützen.

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Eine amtliche Erklärung zur Amsturzgefahe.

WIB Berlin, 23. Sept.(Amtlich.) In der Oeffent­lichkeit sind wiederholt in letzter Zeit Gerüchte aufgetaucht über Bewegungen, die sich gegen die Staatsgewalt rich­teten und den Umsturz vorbereiteten. Von verschiedenen Seiten sind nach dieser Richtung auch öffentlich Drohungen ausgesprochen worden. An der Stellung der Reichsregierung gegenüber derartigen Versuchen kann ein Zweifel nicht bestehen. Unter dem Vorsitz des Reichs­präsidenten fand heute eine Besprechung statt, an der der Reichskanzler, der Reichsminister des Innern, der Reichs­wehrminister und der Chef der Heeresleitung, General v. Seect, teilgenommen haben. Diese Beratung hatte den Zweck, alle Maßnahmen vorzubereiten, die notwendig werden können, um derartige Bestrebungen unschädlich zu machen. Es besteht unter den verantwortlichen Faktoren der Reichsregierung volle Uebereinstimmung, daß gegen­über jedem Versuche, die Staatsgewalt zu erschüttern, von welcher Seite er auch kommen mag, sofort die erforder­lichen Maßnahmen ergriffen und die der Reichsregierung genügend zur Verfügung stehenden Machtmittel des Staates eingesetzt werden.

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Zwischenfälle in Berlin und München.

TU München, 24. Sept. Zu Zusammenstößen kam es gestern abend bei dem Isartalbahnhof zwischen Ange­hörigen der linken Parteien und Mitgliedern des Bundes Oberland. Auch am Mariahilfs=Platz entstand eine leb­hafte Schießerei. In dem einen Falle wurde ein unbetei­ligter Schlosser schwer verletzt. Die Polizei hat sofort ein­gegriffen und Verhaftungen vorgenommen. Eine Unter­suchung ist eingeleitet worden.

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Die bayerischen Gewerkschaften gegen Putschabsichten.

WTB München, 22. Sept. Der Landesausschuß der christlichen Gewerkschaften faßte in der gestrigen Sitzung eine Entschließung, die sich gegen die Putschgerüchte wen­det. Es wird weiter darin zum Ausdruck gebracht, daß die christlichen Gewerkschaften die Regierungen nachdrück­lichst unterstützen werden, wenn es gilt, eine Gemalt­anwendung gegen den Staat und die Gesell­schaft zu vereiteln. Insbesondere werden die starken Gruppen der Mitgliedschaften in den staatlichen

Verkehrsanstalten jeden gewaltsamen und rechtswidrigen Eingriff in diese Betriebe zu vereiteln wissen. Die christ­lichen Gewerkschaften wollen auch in den Zeiten größter Not zum Vaterland stehen und alle reichszerstö­renden Einflüsse zurückweisen. Von der bays­rischen Regierung wird erwartet, daß sie die angekündigten Maßnahmen zur Erleichterung der Lebensmittelversorgung rücksichtslos durchführt.

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Badische Offensive gegen Rechts- und Linksradikale.

TU Karlsruhe, 23. Sept. Aus Oberbaden wird uns von zuverlässiger Seite mitgeteilt: Die Bereitschaftspolizei, die in Lörrach eingesetzt worden war, unterzog sich, nach­dem sie von Lörrach abgerückt war, verschiedener polizei­licher Unternehmungen in der Gegend des Wiesen= und Oberrheintals. Es wurden dabei mehrfach Kommu­nistennester ausgehoben, Waffen und Munition beschlagnahmt und deren Besitzer verhaftet. Anderer­seits wurden Spuren aufgedeckt, die bereits von der Poli­zei verfolgt worden waren, die dazu führten, daß bei einer Reihe von Leuten, die in der Gegend als Rechts­radikale bekannt waren, unerlaubter Wafsenbe­sitz festgestellt wurde. Die Polizei entdeckte verschiedene Maschinengewehre und Munition, beschlagnahmte diese und verhaftete ihre Besitzer.

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* Hamburg, 22. Sept. Hier wurde die für heute mittag angekündigte einstündige Arbeitsruhe allge­mein durchgeführt. Der Verkehr auf der Stadt= und Stra­ßenbahn ruhte vollständig. Auch einzelne Läden im Innern der Stadt hielten von 11 bis 12 Uhr geschlossen. Zahlreiche Fuhrwerke, die trotz der Generalstreikparole fuhren, wur­den angehalten. Es kam zu keinerlei Zwischenfällen.

WTB Hindenburg, 22. Sept. In den Mittags­stunden fanden große Teuerungsdemochrationen statt. Ge­waltige Arbeitermassen durchzogen die Straßen und drück­ten ihren Unmut über die hohen Preise aus, die trotz des gesunkenen Dollarstandes nicht herabgesetzt waren. Den schnell herangezogenen Schupoverstärkungen gelang es, die Ordnung aufrechtzuerhalten.

* Berlin, 22. Sept. Die Hoffnungen, daß infolge des Dollarrückganges eine Verbilligung der Le­bensmittelpreise eintreten würde, gingen leider nicht in Erfüllung. Der Berliner Lebensmittelmarkt zeigte heute nichts von einem Preisrückgang. Allein auf dem Fettmarkte ermäßigten sich die Preise etwas. Eier zogen sogar etwas im Preise an, desgleichen einige Gemüsearten. Kartoffeln behielten den gestrigen Preisstand. Auch die Fleischpreise blieben im allgemeinen unverändert, während für Fische nur ganz unwesentliche Preisrückgänge verzeich­net waren. Von der Berliner Wucherpolizei wurde

auf dem Lebensmittelmarkt preisregulierend eingegeiffen. Wo unberechtigt hohe Preise gefordert wurden, wurden die Verkäufer gezwungen, die Waren zu entsprechend niedrigerem Preise zu verkaufen. In einem Falle erfolgte bei einer größeren Firma die Beschtagnahme einer giö­heren Menge Schmalz.

TU Berlin, 24. Sept. Gestern vormittag hielt der kommunistische Jugendbund eine Versammlung ab. Trotz des Verbotes von Umzügen bildete sich nach Schluß der Versammlung gegen 12 Uhr mittags ein Zug von etwa 3000 Jugendlichen. Als Polizeibeamte und das Ueberfall­kommando dem Zuge entgegentraten und die Teilnehmer aufforderten, auseinanderzugehen, wurden die Beamten von den Burschen bedroht und angegriffen, sodaß sie mehr­mals von der Schußwaffe Gebrauch machen mußten. Ein Beamter, dem man das Seitengewehr zu entreißen ver­suchte, gab einen Schuß ab. Eine mitgeführte rote Fahne wurde beschlagnahmt und sieben Personen mußten den Weg zur Wache antreten. Die durch Säbelhiebe Verletzten sind von ihren Genossen schleunigst fortgeschafft worden, sodaß ihre Feststellung nicht möglich war.

* Berlin, 22. Sept. In Dresden kam es heute in der Markthalle und auf dem Postplatz zu Zusammen­stößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Ver­schiedene Verhaftungen wurden vorgenommen. Alle Ge­schäfte im Innern der Stadt haben wegen der Kundgebun­gen sofort geschlossen.

Die Frankfurter Herbstmesse.

WTB Frankfurt a.., 23. Sept. Der erste Tag der Frankfurter Herbstmesse stand naturgemäß unter dem Zeichen der wirtschaftlichen und politischen Lage. Die Käufer sind zurückhaltend, weil man abwarten will, ob die Reichsbank weiter auf dem Devisenmarkt eingreifen wird, und weil man ferner an eine Klärung der Ruhr­frage in den nächsten Tagen glaubt. Auf dem Textilien= und Lederwarenmarkt und vor allem auch auf dem Markt für Holzspielwaren war das Geschäft zum Teil recht leb­haft. Entgegen sonstigen Erfahrungen wurden auf diesem Markt auch Geschäfte nach dem Ausland getätigt. Räte­rußland ist mit einer selbständigen Rohstoffausstellung ver­treten. Auch dort kamen einige Abschlüsse zustande. Er­schwert wurden die Verhältnisse dadurch, daß die hiesigen Banken am Samstag und Dienstag die Schalter vollstän­dig geschlossen halten.

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MTB Duisburg, 22. Sept. Vom belgischen Kriegs­gericht wurde August Thyssen sen. wegen Benutzung eines Wagens im Brückenkopf Duisburg während der Verkehrs­sperre freigesprochen, da die Verhandlung ergab, daß Thyssen auf seine Anfrage von den Behörden die irrige Auskunft erhalten hätte, daß die Fahrt mit dem Wagen erlaubt sei.

Köln, 22. Sept. Von den Humboldt=Werken hatte ein dort beschäftigter Düsseldorfer Kupferschmied neun Pfund dünne Kupferstangen in der Weise gestohlen, daß er sich die Stangen auf den nackten Körper rechts und links auf der Brust befestigt hatte. Vor Gericht behauptete er, er habe das Kupfer käuflich erwerben wollen, kam aber trotz seiner frechen Lügen mit vier Monaten Gefängnis davon, weil er noch nicht bestraft worden war.

.=Gladbach, 22. Sept. Unter dem Verdachte, ein Mädchen in Mordabsicht in einen Teich gemorfen zu haben, wurde hier ein Mann verhaftet. Infolge Gasvergiftung fand ein älterer, alleinstehender Mann in seinem Zimmer den Tod. Der Gashahn war offen geblieben.

Giesenkirchen, 22. Sept. Kommerzienrat Breyes in Zeppenbroich machte der Bürgermeisterei Giesenkirchen eine Stiftung von 250 Millionen Mark, die zur Einrichtung einer Fortbildungsschule für Mädchen Verwendung finden sollen. Der Stadt Odenkirchen überwies er 220 Millionen für Wohlfahrtszwecke.