Nr. 11721.

Bonn, Freitag, 21. September 1923.

Letzte Post.

Verelubarungen zwischen Rheinlandkommission und Ober­postdirektion Koblenz.

WIB Koblenz, 20. Sept. Wie uns von der Ober­postdtrektion in Koblenz mitgeteilt wird, sind die auf wie­derholtes Drängen der Koblenzer Bevölberung, der Ko­blenzer Handelskammer, der Stadtverwaltung sowie der maßgebenden Vertretungen von Gewerbe, Handel, Indu­strie und Bankwelt einerseits und ultimatives Verlangen der Rheinlandkommission anderseits eingeleiteten Ver­handlungen der Oberpostdirektion Ko­blenz mit der Rheinlandkommission zum Ab­schluß gelangt. Es wurde folgende Vereinbarung getroffen: 1. Die Oberpostdirektion ist zur Wiederaufnahme das Betriebes bereit und stellt die Beamten des Telegra­phen= und Telephondienstes zwecks Wiederaufnahme der Betrtebseinrichtungen wieder in Dienst. 2. Der Telegra­phen= und Telephonverkehr wird nach den Instruktionen der Rheinlandkommission wieder aufgenommen unter der gemäß dem Rheinkandabkommen der Rheinlandkommission zustehenden Kontrolle. 3. Der Betrieb wird wieder aufge­nommen unter vorübergehender Einstellung von vier un­bewaffneten französischen Militärtelegraphisten zur Ueber­wachung zwecks Vermeidung etwaiger Sobotageakte. Der Ortsfernsprechverkehr in beschränktem Umfange wird in etwa acht Tagen erfolgen können. Zum gleichen Zeit­punckte wird auch voraussichtlich die eine oder andere Tele­grophenleitung nach auswärts in Betrieb genommen wer­den können. Die Wiederinbetriebsetzung der Fernsprech­leitungen nach auswärts erfordert jedoch noch längere Zeit. *

Der Reichstag und der Auswärtige Ausschuß einberufen.

TU Berlin, 21. Sept. Gestern fand eine Besprechung zwischen dem Reichskanzler Dr. Stresemann und dem Reichstagspräsidenten Loebe über die Frage der Einberu­fung des Reichstages statt. Es scheinen neuerdings Momente eingetreten zu sein, die es angebracht erscheinen lassen, daß die Regierung ihren Standpunkt über die außenpoli­tische Lage und den Ruhrkonflikt nicht darlegt. Vielmehr soll die außenpolitische Aussprache in einer Ta­gung des Auswärtigen Ausschusses des Reichs­tages stattfinden. Wann dieser zusammentreten wird, steht noch nicht fest, vielmehr wird darüber der Aeltestenrat des Reichstages entscheiden. Man nimmt an, daß der Aus­wärtige Ausschuß des Reichstages gleichzeitig zusammen­treten kann, um die Erklärung der Regierung entgegenzu­nehmen und sich dann über die außenpolitischen Fragen zu, unterhalten. Das Plenum des Reichstages wird am Mittwoch nachmittag um 3 Uhr zusammentreten. Auf der Tagesordnung wird die Frage der Umwandlung des Gehaltszahlungsmodus für die Beamten stehen.

Belgiens Haltung. Englisch=französische Einigkest.) Dollar in

Bemerkenswert ist, daß im Augenblick, da die französisch= würden. Poincaré halte sich immer noch an diese unerläß­deutschen Unterhaltungen auf schwere Hemmungen stoßen, liche Bedingung. Es sei nicht überraschend, so führt die 6 emtschlasse samaßf französische Agentur weiter aus, daß sich Bawwin der Logik,

die belgische Regierung sia entscgionen hat, Jowoy. Begründung und der Stärke der Ueberzeugung seines fran­

in Berlin, wie in Paris vermittelnd einzugreifen, zösischen Kollegen angeschlossen habe. In keiner Frage be­ohne freilich seither bei Poincars sichtbare Erfolge erzielt stehe eine Meinungsverschiedenheit über das zu erreichende zu haben. Immerhin scheinen die Vermittlungsversuche der Ziel, und man hoffe, daß das in Berlin verstanden werde. i e r<space> s e i n<space> W a c h<space> a m<space> g e s t r i g e n<space> S a g<space> E i n e n<space> e t w a s<space> s k e p k i s c h e r e n<space> T o n<space>

Belgier nicht aufgegeben zu sein. Noch am gestrigen Tage tragen dagegen Ausführungen des Petit Parisien, der in sprach der Berliner belgische Gesandte bei dem Auswärti­ Frans, ich vv. Oragn der Rogierung gilt

Berlin, 182455 000 Köln.. 152617250 Newyork 111111 000

gen Amt vor.

Frankreich als Organ der Regierung gilt.

Das Blatt schreibt: Baldwin mache kein Hehl aus seiner

In diesem Zusammenhang lenkt eine Meldung der Daily Ansicht, daß durch die Ruhrbesetzung kein Geld aus Deutsch­

om­ die Aufmen#lamkeit, auf sich Poichskanzler Dr land herausgezogen werden könne, und daß diese Besetzung

News die Aufmerrsamten auf sich. Reichsranzter Dr. Stresemann soll nach dem englischen Blatt eine neue Denkschrift über die Frage der Ruhrbesetzung und der Reparationsfrage ausgearbeitet und zunächst der belgischen Regierung überreicht haben. Diese Denkschrift soll drei Punkte enthalten: 1. Deutschland ist bereit, den passiven Widerstand einzustellen, falls die im

lund herausgegogen Weiden könne, und daß diese Besetzung so rasch wie möglich ihren militärischen Charakter ver­lieren müsse. Sein Wunsch sei sogar, daß die Besetzung, ob sie nun militärisch oder zivil sei, ihr Ende finden möge. Denn er befürchte ihren Einfluß auf das innere Gleichgewicht Deutschlands. Poincaré sei aber nicht der

passiven Biderstand einzustellen, falls die im Gleichgewicht Deutschlon..n, Ergäremgen zurügh.

Ruhrgebiet verhafteten Deutschen befreit werden und die Mann, der wiederholt ausgesprochene Erklärungen zurück­

ausgewiesenen Ruhrbewohner die Erlaubnis erhalten, zu­rückzukehren. 2. Deutschland werde versuchen, zur Bezah­lung der Reparationen eine größere Summe als die in der Note Dr. Cunos angebotene von 30 Milliarden aufzu­bringen. 3. Die deutsche Regierung ist bereit, in Deutsch­

land eine internationale Finanzgesellschaft zu gründen, fer­ Lage vollkommen verändert sein. Wenn Deutschland,

ner eine Generalhypothek auf die deutsche Industrie auf= könne Englano nicht von den Verhandlungen ausgeschlossen zunehmen und der Reparationskommission Anteilscheine werden, die diesmal zu einer endgültigen allge­an sämtlichen deutschen Industrieunternehmungen auszu=Imeinen Renarationsverhandlung führen

händigen. Die halbamtliche französische Radioagentur be­zeichnet diesen Plan als einen erheblichen Fortschritt.

nehme. Diese beiden sich widersprechenden Auffassungen habe die gestrige Unterredung nicht aus der Welt schaffen können. Trotzdem sei sie ein Mittel, den be­vorstehenden Ereignissen den Boden zu bereiten. Wenn der passive Widerstand im Ruhrgebiet aufhöre, dann werde die Lage vollkommen verändert sein. Wenn Deutschland wanke,

: r uh nscht nan den Nerhandleengen ausgeschlossen

Ueber eine

Sitzung des belgischen Ministerrats

wird aus Brüssel, 20. Sept., gemeldet:

meinen Keparurionsverhondtung fahren müßten. Das werde Baldwin nicht verfehlt haben, Poin­caré mitzuteilen, der ihm seinerseits sicher bekanntgegeben habe, daß niemals davon die Rede gewesen sei, die Repa­rationsfrage ohne die Mitwirkung der Alliierten Frank­reichs zu regeln, und daß er im Grunde genommen den interalliierten Konferenzen nicht feindselig gegenüberstehe,

Gegen Rechtsradikalismus.

Berlin, 20. Sept. Die politische Polizei hob gestern abend eine Versammlung der Jugendgruppe Prinz Louis Ferdinand wegen des dringenden Verdachts des. Verstoßes. gegen das republikanische Schutzgesetz und gegen die Verordnung über das Verbot militärischer Ver­bände auf. 70 Personen wurden verhaftet. Zugleich wurde eine Durchsuchung ihrer Wohnungen angeordnet. Nach eingehender Vernehmung wurden die meisten Festgenom­menen wieder freigelassen. 175.21

Die sächsischen Kommunisten. Dresden, 21. Sept. Die Kommunisten richten die schärfsten Angriffe gegen das Kabinett Zeigner. DieSäch­sische Arbeiterzeitung schreibt:Wir rüsten zum Gegen­krieg. Wir rüsten zum Sturz der Republik, zur Macht­ergreifung.

IU Dresden, 21. Sept. Die Kommunisten haben im Landtag einen Antrag eingebracht, in dem die Regierung beauftragt wird, sofort bei der Reichsregierung den Rück­tritt des Reichswehrministers Geßler zu fordern.

Zusammenbruch der Sozialpolitik?

8 Berlin, 19. Sept. In der neuesten Nummer der sozialen Praxis stellt der Oberbürgermeister von Nürnberg Dr. Luppe den Zusammenbruch unserer Invali­denversicherung fest. Tatsächlich sind ja die Inva­lidenrenten trotz wiederholter Erhöhung heute völlig bedeu­tungslos geworden, und daß in Zukunft etwa eine Besse­rung eintreten könne, muß bei der Lage unserer Volkswirt. schaft als ausgeschlossen gelten. Dr. Luppe zieht nun aus seiner Feststellung den Schluß, daß der ungeheure Apparat der Invalidenversicherung, soweit er sich mit der Rentenfest­stellung und Rentenauszahlung befaßt, nicht mehr aufrecht­erhalten werden darf. Er macht den Vorschlag, die Für­sorge für die Invaliden, Witwen und Waisen der Wohl­fahrt= oder Armenpflege zu überlassen. Der Uebergang zu diesem Verfahren sei um so leichter, als die Sozialrentner­fürsorge ja auch heute schon die Invaliden unterstütze, diese also ihr Einkommen aus zwei Quellen erhielten, wobei eine völlig überflüssige Doppelarbeit geleistet werde. Nach An­nahme seines Vorschlages könnte der ganze Apparat der Invalidenkarten und des Markenklebens, der Aufrechnung und Aufbewahrung der Karten fortfallen. Die Polizeibe­hörden, Versicherungsämter, Schiedsgerichte, Arbeitgeber und die Post würden entlastet, die Landesversicherungsan­stalten könnten den größeren Teil ihres Personals entbeh­ren. Ihre übrigen Aufgaben auf dem Gebiet der Gesund­heitspflege und Krankheitsvorbeugung sollten sie allerdings weiter versehen, wofür ihnen die Mittel anstatt wie bisher durch. Versicherungsbeiträge durch teilweise Uebereignung der neueingeführten Gewerbekopfsteuer zuzuführen wären. Ein Abbau des Beamtenapparates könnte und müßte mit dieser Umgestaltung der Invalidenfürsorge ver­hunden sein. Dr. Luppe schlägt vor, diesen Abbau sofort in Angriff zu nehmen und etwa zum 1. November schon alle Versicherungskarten einzuziehen und alle Rentenzah­lungen einzustellen. Solange noch keine einheitliche Rege­lung der Versorgung geschaffen ist, schlägt er vor, aus der Sozialrentnerfürsorge alle Personen zu unterstützen, die am 1. November Rente bezogen oder nach der Reichsversiche­rungsordnung später in den Genuß von Rente getreten sein würden.

*

Jur Währungsresorm.

Dokly Telegraph schreibt, der Einbruck der britischen Sachverständigen von den Währungsreformen der Regie­nung Stresemann sei im allgemeinen sehr gün­sig, vorausgesetzt, daß sie die notwandige Kraft habe, de# Plan trotz gegnerischer Angriffe zur Ausführung zu beingen.

id au Prüssel, 2. Sept., gernedet(unteralierten Konterenzen nict harferig, lis harsereie

Saltvor erstalete Vericht über die von Stresenann beisunter be zin Inpropisationen und Irungen zu verhundern.

den Botschaftern Frankreichs und Belgiens in Berlin unter=) Das halbamtliche=Blatt glaubt, daß die beiden Staats­nommenen Schritte. Der Kanzler habe zugegeben, daß das männer sich gegenseitig versichert haben, daß sie bereit seien, Reich außerstande sei, den passiven Widerstand fortzusetzen, gemeinsam, wenn der Augenblick gekommen sei, die Streienann Riou, er könne sch für den Gelt Arscherheite für die Zulanst wie füte die Gegenwart ein

der Bevölkerung nicht verbürgen. Gleichfalls habe er den Ende zu bereiten. Zukünstige Unterhaltungen, ähnlich der

belgischen und den französischen Gesandten gebeten, ihm gestrigen, sollen nach dem Petit Parisien, sei es in London,

die Stellungnahme der Brüsseler und der Pariser Regie= sei es in Paris, in erweitertem Umfange statt­

** W(hewe=sfinden. Das sei eine gute Uebergangspolitik.

*

Das Ziel des Kabinekts Stresemann.

Von zuständiger Seite werden die Linien der deutschen Politikgegenüber Verdunklungsversuchen der ausländi­schen Presse" noch einmal wie folg: gezeichnet:

Das Ziel der Politik der deutschen Regierung ist un­entwegt darauf gerichtet, eine Verhandlungsbasis für die Lösung des Ruhrkonfliktes zu schaffen und darüber

rung mit Hinblick auf die rheinische ubfallorwe­gung mitzuteilen. Die beiden Gesandten hätten Strese­mann wissen lassen, daß sie auf diese, einzig und allein die Rheinländer angehende Frage nichts zu widern haben.

Die belgischen Minister befaßten sich im weiteren Ver­laufe der Sitzung mit dem Falle der zum Tode verurteilten Mörder des Leutnants Grimm. Auf Vorschlag des Ju­

Mörder des Leutnants Grimm. Auf Vorschlag des Ju=] für die Lösung des Ruhrkonfliktes

stizministers Masson beschloß der Ministerrat, dem König hinaus einer geeigneten Grundlage für die endgültige Rege­die Umwandlung der Todesstrafe in lebenslängliches Zucht= lung der Wiederherstellung vorzuarbeiten. In Verfolg die­

haus vorzuschlagen.

tung der Wieberherstellung Vorgaurornen. In Berfolg die­ser Absicht ist Deutschland seinerseits bereit, alle diejenigen Maßnahmen zu ergreifen, die nötig sind, um die freie Wirtschaftstätigkeit des Ruhrgebietes wieder herzustellen und somit die Produktion dieses wichtigen deutschen Wirt­schaftsgebietes wieder in Gang zu bringen. Es ist selbst­verständlich, daß der praktische Erfolg dieser Bemühungen der deutschen Regierung auch von den Handlungen abhängt, die von der Gegenseite unternommen werden. Wenn eine wirkliche Befriedigung und eine Wiederherstel­

oPrpsseun er g e. atett be##### lung der wirtschaftlichen Ordnung im Ruhrgebiet

der englische Premierminister vor seiner Ruareyr nach eintreten soll, dann ist es notwendig, daß der gegenwärtig

Landan dem Präsidenten der Ranuhlik uind seinem fran=ugerschonde 9 h ir Llendorung zentorzagen wird Nie

Zu der

Unterredung Bostwin Poincaré verbreitet Havas eine Mi teilung, in der es heißt, die Zu­sammenkunft sei trotz der Kürze ein diplomatisches Ereignis von größter Bedeutung. Das darüber aus­gegebene Kommunique sei in dieser Hinsicht besonders be­zeichnend, obwohl es diskret gehalten sei. Der Besuch, den

Lonvon dem Prazwenten der Republie und seinem fran­zösischen Kollegen abgestattet habe, habe den Wieder

herrschende Zustand einer Aenverung unterzogen wird. Die Ausgewiesenen müssen zurückkehren, die Verurteilten frei­

Söschen Kolegen abestater habe, hobe den Wieder:),,...5 gs. Aametue wois wicher u. B.

beginn vertrauensvoller Zusammenarbeit gelassen werden und vie Verwaltung muß wieder in die m; ungen ankündigen sollen. Havas Hände der deutschen Beamten gelangen, damit sich das

zwischen den beiden Regierüngen untung.ver....(Wirtschaftsleben im besetzten Gebiet wieder frei entfalten will darin ein Zeichen der teilweisen Meinungsänderung und ein unbehinderter Verkehr zwischen dem besetzten und des englischen Kabinetts hinsichtlich der Methoden gegen= unbesetzten Gebiet erfolgen kann. Die mi: Beschleunigung über Deutschland erkennen. Für die Alliierten Frankreichs, herbeigeführte Wiederherstellung des oben gekennzeichneten ob sie politisch, finanziell oder handelspolitisch interessiert Zustandes wird von der deutschen Regierung als Voraus­

seien, mache sich die Ruhroperation mitbezahlt. Es sei setzung dafür angesehen, daß durch effektive Zahlungen, zu ss sich, die Legalität der von den denen sich Deutschland vermittels der hypothekarischen Be­

übrigens im Augendlick mögng, die Legalität der von ben lastung des Besitzes bereit ertärt hat, eine Lösung des

Ministern in Paris und Brüssel getroffenen Zwangsmab­ Ruhrkonfliktes erreicht werden könnte, die als Folge dieser nahmen zu erörtern, da sie im Begriff seien, den erwarteten Maßnahme die Räumung des Ruhrgebietes in sich schließ:, Erfolg zu bringen. Sicher sei, sagt Havas, daß die deutsche und den vertragsmäßigen Zustand im Rheinland wieder Bevölkerung im besetzten Gebiet des systematischen Wider= herstellt.

standes gegen die alliierten Behörden überdrüssig sei,I Daraus geht hervor, daß sich an die erste Verständigung der ihnen von Berlin aufgezwungen werde. Das Kabinett endgültige Verhandlungen über die Lösung der Wiederher­Stresemann selbst gebe sich über den Ausgang des einge= stellungsfrage anschließen sollen. Die deutsche Regierung leiteten Kampfes keinen Täuschungen mehr hin. Unter die hat wiederholt darauf hingewiesen, daß in dem Augenblick, sen Umständen sei Poincaré bereit, Verhandlungen mit dem wo sich Verhandlungsmöglichkeiten ergeben, die diploma­Reiche wieder aufzunehmen, vorausgesetzt, daß die Verord= tischen Posten des Botschafters in Paris und des Gesand. nungen über den passiven Widerstand zurückgenommeniten in Brüssel besetzt werden sollen.

Der Sühnetag in Athen.

WTB Athen,.20. Sept. Gestern vormittag fand in der katholischen Kathedrale des heiligen Dionysius in Gegen­wart sämtlicher Mitglieder der Regierung und des diplor matischen Korps in Uniform ein feierlicher Trauergot­tesdienst für den General Tellini statt. Gleichzeitig lief ein interalliiertes Geschwader in der Bucht von Phaleron ein. Es bestand aus zwei italienischen Kreu­zern, einigen italienischen Torpedobootszerstörern, einem englischen leichten Kreuzer und einem französischen Kreuzer. Die Flotte wurde von drei griechischen Kreuzern sowie vier Torpedobootszerstörern mit je 21 Schuß begrüßt. Nachdem dem Kommandanten des Geschwaders die Abhaltung des Requiems mitgeteilt worden war, entboten die alliierten Schiffe der griechischen Flotte einen Salut und zogen sich darauf zurück.

NETB Paris, 20. Sept. Nach einer Havasmeldung aus Prevesa wurden die Leichen der Mitglieder der italie­nischen Grenzfestsetzungskommission an Bord des italie­nischen Kreuzers San Martino gebracht. Ein griechischer Kreuzer gab dabei eine Salve ab. Die Leiche des aus Al­banien stammenden Dolmetschers Craveri wird auf dem Landwege nach Albanien überführt. Der Einschiffung der Leichen wohnten sämtliche Behörden und eine vieltausend­köpfige Menge bei. Vorher hatten ein der Grenzfestsetzungs­kommission angehöriger französischer Oberst und ein die griechischen Truppen befehligender Oberstleutnant einige Worte an die Anwesenden gerichtet und den Mord verur­teilt. Der italienische Admiral beantwortete die Reden mit einer kurzen Ansprache.

Baldwins Abschied von Poincaré.

TU Paris, 20. Sept. Heute nachmittag erschien der englische Ministerpräsident Baldwin am Quai'Orsay, um offiziellen Abschied von Poincaré zu nehmen.

WTB Toklo, 20. Sept. Denjenigen fremden Bot­

schaftern und Gesandten in Tokio, die Familie haben und deren Amtssitze bei dem Erdbeben zerstört wor­den sind, wurden vorläufig Paläste der kaiserlichen Familie zur Verfügung gestellt. So wohnt der ameri­kanische Botschafter zurzeit im Palast des Prinzen Takeda und der französische Botschafter in dem Palast des Prin­zen Kitashirakawa. Der kaiserliche Haushalt versieht das diplomatische Korps in Tokio mit Lebensmitteln. Die kai­serliche Familie hat 500000 Den zur Unterstützung des not­leidenden Volkes gespendet, der Fürst Matsukata stellte sein Haus in Tokio dem amerikanischen Roten Kreuz zur Ver­fügung.

geben, bei der sie rechneten, vielleicht 10 Prozent zu er­halten. Als sie nun unerwartet die ganzen Beträge ab­nehmen mußten, fehlten die Deckungsmittel, was dann wieder dazu führte, daß sofort wieder Verkäufe vor­genommen werden mußten, um die nötigen Deckungsmittel flüssig zu machen. Diese Manipulationen, die vornehmlich anscheinend auch an der Kölner Nachmittags­hörse und auch im Ausland vorgenommen wurden, führten dazu, daß von dort die Mark.noch fester und aus Köln eine weitere erhebliche Abschwächung des Dollarkurses gemeldet wurde. Aber auch in Berlin blieb man nach­börslich weit unter der amtlichen Kursfestsetzung. In den Abendstunden hörte man den Dollar unter 100 000 000, was allerdings wohl nur auf Angstverkäufe zurückzuführen ist. Die vorgestern erfolgte Devisenbeschlagnahme in Cafés und die heutige volle Zuteilung dürften im wesentlichen wohl dazu dienen, den wilden Devisenhandel durch immer neue Ueberraschungen ängstlich zu machen und schließlich ganz vom Markt zu verdrängen. Ob mit derartigen Mitteln eine dauernde Besserung zu schaffen ist, bleibt allerdings ab­gumarten.

Warnung an Polenmarkbesitzer.

DB Berlin, 20. Sept. Im Hinblick auf die geplunte: Schaffung einer neuen polnischen Währung, des Sloty, weist die polnische Regierung darauf hin, daß nach dessen Einführung die Polenmark nur noch kurze Zeit Umlaufs­geld sei und dann für ungültig erklärt würde.

Von Nah und Fern.

::: Siegburg-Mülldorf, 20. Sept. Verwaltungs=Sekretär Peter Richarz aus Niedermenden wurde widerruflich zum stellv. Standesbeamten des die Bürgermeisterei Menden umfassenden Standesamtsbezirks ernannt.

Köln, 20. Sept. Hier wurden fünf Scheckfälscher festgenommen, die Schecks von Sparkassen gefälscht und in Verkehr gebracht hatten. Bei einem Einbruch in der Pantaleonstraße fielen den entkommenen Dieben für 7 Milliarden Schmucksachen und Kleider in die Hände.

Duisburg, 20: Sept. Anderthalb Milliarden Mark waren nachts einem hiesigen Gastwirt aus seiner Wohnung durch Einbrecher gestohlen worden. Der Verdacht lenkte sich auf einen Mann und eine Frau aus Düsseldorf, die mit den örtlichen Verhältnissen im Hause des Bestohlenen gut vertraut waren. Beide wurden festgenommen und man fand bei ihnen auch noch die gange Summe.

::: Essen, 20. Sept. Monatelang ist eine hiesige Groß­buchhandlung von unehrlichen Angestellten bestohlen wor­den. Es handelt sich um Büchervorräte im Werte von rund 50 Milliarden; bei einem Aufkäufer wurde ein gan­zes Lager der gestohlenen Bücher aufgefunden. Die Haupi­täterin ist eine in der Großbuchhandlung seit langem als Kossiererin beschäftigte Frau., die die Verfehlungen in derart beispiellosem Umfange betrieben hat, daß sie sich aus dem enormen Erlös, den sie aus dem Verkauf der unterschlagenen Bücher erzielte, Wertpapiere kaufte, ge­schäftliche Unternehmungen einging und sogar ein eigenes Zigorrengeschäft gründete.

Münster i.., 20. Sept. Ein gewerbsmäßiger Kirchendieb wurde von der Polizeiverwaltung Legden wegen Diebstahls festgenommen und da man glaubt, deß er vielleicht mit dem Monstranzdiebstahl im hiesigen Dome in Verbindung stehe, nach Münster überführt. Die tage­lange Untersuchung brachte ungeheures Belastungsmate­rial zutage. Der Dieb, ein August Weller, hat, während er als angeblicher Vertreter einer Konservenfabrik das Münster= und Oldenburger Land bereiste, in den Jahren 192223 dauernd Kirchendiebstähle verübt. So sind ihm wertvolle Kerzenleuchter, Kronleuchter, ewige Lampen, Weihwasserkännchen usw. in die Hände gefallen. Die gestoh­lenen Sachen hat er zum größten Teil nach Düsseldorf und Köln verkauft; es wird versucht, sie nunmehr von dort aus wieder in den Besitz der Eigentümer zu bringen. Für den Monstranzdiebstahl kommt Weller nicht in Frage. Der seinenzeit unter dem Verdacht der Täterschaft verhaftete Domküster Gräffke sitzt noch immer im Untersuchungsge­fängnis, ohne daß ein voller Beweis seiner Unschuld bis jetzt vorliegt. Weiter befindet sich im besetzten Gebiet ein Chauffeur Czibulka in Haft, der sich selbst als Täter be­zeichnet hat. Er hat dieses Geständnis auch dieser Tage wiederholt. Die Zusammenhänge sind aber noch unbekannt.

Koblenz, 20. Sept. Eine Althändlerin in Koblenz hatte im Februar dieses Jahres Schuhe, die sie einen Mo­nat vorher in Köln zum Preise von 8000 Mark gekauft hatte, zum Preise von 22000 Mark verkauft, nachdem sie dem Käufer dessen ausdrückliche Frage bejaht hatte, ob die Sohlen auch von Leder seien. Einige Tage später mußte zedoch der Mann die unangenhme Entdeckung ma­chen, daß die Sohlen hauptsächlich aus Pappe bestanden und nur mit einer ganz dünnen Lederschicht überzogen waren, sodaß die Schuhe schon nach kurzer Zeit weggewor­fen werden mußten. Das Koblenzer Wuchergericht ver­urteilte die Althändlerin jetzt wegen vorsätzlicher Preis­treiberei zu 50 Millionen Mark Geldstrafe. Die Anklage gegen sie hatte sich aus einer Schöffengerichtssitzung er­geben, in der ein Tanzlehrer, der als Teilhaber in dem Geschäft der Althändserin tätig war, wegen dieser Preis­treiberei fretgesprochen war, da er glaubhaft nachweisen konnite, daß die Auszeichnung der Waren nicht seine Sache gewesen sei.

Wirschoft und Handel.

Der Dollarsturz ein Schlag gegen die Kölner Bankwelt?

DB Berlin, 20. Sept. Die Ursache des unerwartet starken Rückganges des Dollarkurses dürfte einmal in der immer mehr anwachsenden Geldknappheit, namentlich im Westen, zu suchen sein, wie sie durch die Einschränkung der Ruhrkredite entstanden, und anderseits in finanzpoli­tischen Maßnahmen der Reichsregierung, die heute durch große Abgaben den Konzertzeichnern an der Berliner De­visenbörse die große Ueberraschung bereitete, daß fast alle Devisen voll zugeteilt wurden. Von einer solchen Absicht waren nur die allerwenigsten unterrichtet und die meisten Firmen hatten Orders in einer Höhe ge­

Turnen, Sport und Spiel.

Jußball.

# Vorschau für die am kommenden Sonntag beginnenden

=Klassen=Meisterschaftsspiele Gruppe Bonn(Eingesandt): Oberkassel fährt nach Hennes, um dort 2 Punkte abzuliefern Hertha Bonn muß nach Spich; Herthas Form hat sich

etwas verbessert und wird daher Spich heftig Widerstand leisten müssen. Wenn das Spiel nicht in Spich stattsände, würden wir aus einen Sieg Herthas tippen; so wird der eigne Platz wodl Spich einen Punkt bringen. Bonner Ballspiel=Club empfängt nachmittags aus dem Venusberg Wolsdorf, dessen Mannschaft sich z. Zt. in guter Form de­findet. Wolsdorf wird wohl beide Punkte mit an die Sieg nehmen. Endenich fährt nach Menden und kommt ohne Punkte zurück. Beuel und Schwarz=Rheindorf werden sich die Purnste teiten, bei erwas Glück dürfte Beuel wohl ge­winnen.

X Im Gauliga-Meisterschaftsspiel steden sich am Sonntag

nachmittag Tura 1 BNV 1 und Tura 2 BFV 2 gegen­über.

Hockey.

X Hockey. Der TC Notweiß trak am Sonntag mit zwei Herren= und einer Damenmannschaft auf dem rechtsrbeinischen Stadion gegen den Neuwieder Hoseyklub mit der 1 B Mann­schaft an. Mit dem Resultat:1 dlied Köln Sieger. Die Kölner erste Damenmannschaft flegte über die erste Damen­mannschaft des Dürener Hockeyklubs Germania mit:0. Da­gegen stegte die Herrenmannschaft Düren über die Herren­mannschaft Köln mit:1. Am Sonntag steht Notweiß der Hockevmannschaft des Bonner Fußzballvereins gegenüber.

X Der Boxklub Roland veranstaltet am Samstag abend in der Beethovenhalle einen für Sportsleute interessanten Kampf­abend. Roland tritt gegen bestens trainterte Kämpfer(Kdin, Bonn, Sieaburg) in den Ring. Es starten sieben Paore.