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Anzeigen Peter Ceterla#er, Denn. Fernruf: 66, 566. b07.

Nr. 11104.

Donnerstag, 1. September 1921.

31. Jahrgang.

Freiheit durch Arbeit.

In gewaltiger Demonstration hat sich gestern das werktätige deutsche Volk für die Sicherung der Re­publik und gegen einen Radaunationalismus vom Schlage des etwa im Miesbacher Anzeiger verzapften wir bringen heute wieder einmal eine kleine Prise davon ausgesprochen. Das Kabinett Wirth hat durch diese Kundgebung eine nicht zu unterschätzende Stärkung erfahren. Der Schuß auf Erzberger hat seine politischen Feinde getroffen. Der Gedanke des jetzigen Ministerpräsidenten, Deutschland müsse durch Arbeit, nicht durch Aufstachelung der Rachsucht zur Freiheit kommen, hat ein mächtiges Echo gefunden. Und in der Tat: Ist es in unserer Lage nicht über­haupt ein Wahnsinn, von einem Rachekrieg zu spre­chen? Die Frankf. Ztg. beantwortet die Frage wie folgt: Reden wir rein realistisch, lassen wir den Satz gelten, daß ein gequältes Volk, das keine Rettung sieht, das alle Hoffnung auf Gerechtigkeit verloren hat, das Recht besitzt, aufzustehen, um die erdrosseln­den Fesseln gewaltmäßig abzuwerfen. Aber hätte das wehrlos gemachte, geschlagene, furchtbar geschwächte Deutschland gegenüber dem bis an die Zähne be­waffneten, siegreichen Frankreich, das im Falle einer deutschen Auflehnung trotz aller von ihm begangenen Fehler der Sympathie seiner ehemaligen Kampf­gefährten sicher wäre, auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg? Es würde ein Todeskampf sein, in dem Deutschlands Untergang Gewißheit wäre. Nach alt­hergebrachten ritterlichen Anschauungen gilt es als ehrenhaft, für die Freiheit zu kämpfen oder unterzu­

Am Grabe Erzbergers.

Dr. Wirths Trauerrede.

DZB Biberach, 31. August.

Der Zug mit den sterblichen Ueberresten Erzbergers setzte sich von der Stadtpfarrkirche aus um 1 Uhr in Bewegung. Voraus gingen zahlreiche Vereine mit Musikkapellen und Fahnen. Hinter dem Wagen folgte die Geistlichkeit mit dem Weihbischof Dr. Sproll, Frau Erzberger mit den beiden Kindern des Verstorbenen und den sonstigen Angehörigen, der Reichskanzler mit den Mitgliedern der Reichsregierung, der Reichstagspräsident, die Vertreter der württembergischen und badischen Regierung, Abordnungen von Vereinen und eine nach Tausenden zählende Menge. Um 1 Uhr 30 Min. wurde der Sarg in die Gruft gesenkt. Reichskanzler Dr. Wirth hielt am Grabe folgende Ansprache:

Der Reichspräsident und die Reichsregierung reichen dem großen schwäbischen Volksmann, dem hervorragen­den Parlamentarier und Staatsmann, dem Reichsfinanz minister, den verdienten Kranz der Ehre und sie versichern ihm das treueste Andenken. Vor wenigen Tagen weilte ich in Frankfurt anläßlich der Generalversammlung der Katholiken Deutschlands. Niemand, der es nicht miter­lebt hat, kann sich eine Vorstellung machen von der Be­wegung, die die Kunde von der Ermordung Erzbergers, die auch nur die Nennung seines Namens durch die Redner auslöste. Aber auch bei allen nicht durch Haß und Ueber­treibung im Urteile Getrübten hatte die Kunde die nämliche Bewegung ausgelöst, insbesondere bei dem einfachen Volke, in der Welt derer, die Arbeit leisten, bei den Hand= und Kopfarbeitern.

Heute sind auch zu vielen Tausenden die Arbeitermassen in der Hauptstadt des Deutschen Reiches in Bewegung. Die

gehen. Ist es weniger ehrenhaft, die Freiheit durch Gefahren tönnen daraus entstehen. Wehe denen, die

alben zu erringen!6 noch einen Tropfen in diesen übervollen Kelch schütten. Er

In falscher Einschätzung der außenpolitischen Ver= kann überlaufen. Aufs neue kann das Chabs über hältnisse mag auch mancher Prediger des Rachekrieges Deutschland heraufbeschworen werden. Unser großer Freund

hat in den vergangenen Jahren den Zusammenbruch durch den Krieg lange vorausgesehen. Aber seine War­nungen blieben unerhört. Er wurde verlacht, verhöhnt. Das erinnert mich an die schwere Stunde, wo eine Delega­tion zum Abschluß des Waffenstillstandes in den Wald von Compiegne entsandt wurde. Er war der Führer. Er hat sich zu dieser Arbeit nicht gedrängt. Er hatte einen anderen vorgeschlagen. Diejenigen, die die Verantwortung zu tragen hatten, sind nicht ge­gangen. Der Ruf des Reichskanzlers Max von Baden erging an Erzberger. Er traf ihn in schwerer Stunde als einen Mann, der sich in christlichem Patriotismus seiner schweren Pflicht nicht entzieht. Im Walde von Compiegne, da sah er den ganzen unermeßlichen Umfang des hereinge­brochenen Unheils. Er hatte den Mut, dem Marschall Foch, dem Sieger, unmittelbar entgegenzutreten. Seine Haltung war ritterlich und deutsch, nicht, wie man gemeint hat, hün­disch und feig.(Bewegung.) Auch ihm hat in jener Stunde das Herz geblutet. Er hat dem Befehl, der an ihn erging, Folge geleistet, wei ein einfacher Soldat den Befehl aus­führt. Er mußte die Waffenstillstandsbedingungen anneh­men, komme, was auch kommen mag. Das war der erste folgenschwere Schritt unseres Freundes, und ich sage nicht zuviel, wenn ich es ausspreche, daß schon dieser Gang viel­leicht sein Todesgang war.

Aber dieses ist nicht die einzige Stunde, in der Erzberger seinen Mut zeigte. Die zweite Stunde kam in Weimar,

als der Friedensvertrag zu unterzeichnen war. Er Verbüßung seiner Gefängnisstrafe erteilt worden ist, hat der

....#...# tommunistischen Fraktion des preußischen Land­

tages Anlaß zu einer kleinen Anfrage an die Regie­rung gegeben, an deren Schluß es heißt:Ist die Regie­

rung bereit, das Justizministerium anzuweisen, in Zukunft Urlaubsgesuche für verurteilte revolutionäre Arbeiter nach dem gleichen Maßstabe zu behandeln wie das Urlaubsgesuch des ausidealen Motiven handelnden Verbrechers Hirsch­feld?

war der Staatsmann, der sich die Frage vorlegte, ob wirk­lich die Stunde komme solle, wo durch den Einmarsch des Feindes das Volk auch noch des letzten beraubt würde, was es besaß. Was hatten wir noch? Nichts als die Einheit! Unsere Waffen hatten wir verloren. Aber um die Ein­heit zu retten, riet Erzberger, den Frieden zu unter­zeichnen. Erzberger stand an der Wiege des neuen demo­kratischen Staatsgedankens; er hat sich als Schöpfer einer

an Erfolg glauben. Doch welcher Erfolg würde bil­liger erkämpft sein, der durch Arbeit errungene, oder der in einem Verzweiflungskampf erstrittene? Der Sieg in einem Rachekrieg würde der Sieg eines zum Tode Erschöpften auf einem Leichnam sein. Die Fana­

tiker des Rachegedankens lieben mit geschichtlichen Parallelen zu arbeiten. Wir haben ein neues 1806 erlebt, sagen sie, ein 1813 muß mit Folgerichtigkeit kommen. Schlechte Kenner der Geschichte sind sie, wenn sie so reden.

Will man durchaus in der Geschichte Aufschluß su­chen, so meinen wir, daß Deutschlands heutige Lage der Stellung Frankreichs nach 1814/15 ähnelt. Da­mals war die ganze Welt gegen den französischen Ruhestörer, heute ist sie gegen uns, weil man uns für den Ruhestörer hält. Damals schloß sich der brü­chig gewordene Bund der Feinde des französischen Imperators wieder zusammen, als Napoleon von Elba zurückkehrte, und so würde auch heute und in der Zukunft Deutschland sich einer Einheitsfront gegenüber befinden, wenn es sich unter einer reak­tionären Regierung gewaltmäßig gegen den Ver­sailler Frieden auflehnen würde.

Der Vergleich lehrt uns dies, aber er gibt uns zu­gleich auch Hoffnung. Frankreich war zu jener Zeit der Feind der Menschheit. Es gab Sieger, die es in vernichtender Weise züchtigen und dauernd am Bo­den halten wollten. Aber die Vernunft, deren erster Fürsprecher England war, behielt die Oberhand. Es konnte sich in friedlicher Arbeit erholen und stand bald wieder als gleichwertiges Mitglied in der Ge­sellschaft der Nationen. Auch heute hören wir be­reits die Stimme der Vernunft. Schon gibt es ehe­mals feindliche Staatsmänner in hervorragender

Stelung, die verkünden, daß eim wirtlicher Friede), Die Vergrchung der Reicheregserung b.

sam wird die Entwicklung aus der Atmosphäre des und kam zu dem Beschlauß, gegen das Verbot des Tragens

Kriegshasses in eine bessere, reinere Luft sein. Ueber= der Uniformen und das Verbot der bayerischen Zeitungen aus mühevoll ist der Weg, der vor uns liegt. Aber bei der Reichsregierung Beschweide zu erheben. Wie wir sehen das Ziel vor Augen und haben Hoffnung, aus Regierungskreisen verlautet, besteht bei der bayerischen es zu erreichen. 1 Regierung nicht die Absicht, auf die bayerischen Sonder­

* bestimmungen zu verzichten.

Ruhiger Verlauf der Kundgebungen.

* Berlin, 31. Aug. Die große Demonstration in Ver= J6

lin für die Republik und gegen den politischen Meuchelmord, zuiesvacher Tabak.

hatte Massen in Bewegung gesetzt, wie sie die Reichshaupt=* München, 1. Sept. DerMiesbacher Anzeiger stadt bisher noch nicht gesehen hat. Die ungeheure Menge der bekanntlich auf 14 Tage verboten ist, tobt sich noch ein­füllte den Lustgarten und alle in der Umgebung des mal aus. Seinen Artkel beginnt er mit folgenden nicht Schlosses liegenden Straßen und Plätze. Die Teilnehmer mißzuverstehenden Sätzen:Lump! Deine Eisen im rückten in geschlossenen Zügen heran. Eine auch nur eini= Feuer der rotglühenden Hetze sind heiß geworden: Schmiede germaßen sichere Schätzung so ungeheurer Massen ist ein= sie! Aber verbrenne Dir dabei nicht die Finger! Mathias fach unmöglich. Niemand vermag zu sagen, ob sich 300 000 Erzberger. Euer Schutzpatron, ist tot, jetzt schleppt Ihr seine oder 500000 Personen an der Kundgebung beteiligten. Leiche auf der Gasse und zeigt sie der gaffenden Menge. Im Lustgarten wurden kurze Ansprachen gehalten. Darauf Das Blatt fährt dann fort:Die Republik ist in Gefahr, zog die Menge, in der ebensoviel schwarz=rot=goldene wie sagt Wirth! Und denkt an seinen Posten und an das Geld, rote Fahnen getragen wurden, in völliger Ordnung wieder das in Gefahr wäre, wenn das schöne Pöstchen unter ihm ab. Der Berliner Polizeipräsident Richter gab seiner Ge= wegschwimmt.

nugtuung Ausdruck über den völlig ruhigen Verlauf der! Der Artikel schließt:Bayrischer Landgraf, höre, was Kundgebung entsprechend den Zusicherungen der Gewerk­ ich Dir sage! Werde hart! Errichte Galgen, wie ich schaftsführer. Die ganze Veranstaltung ist ohne jede Stö­ Di: geraten, noch zehn Galgen in jeder Stadt und hänge rung und den kleinsten Unfall verlaufen. Lobend muß daran auf die Strizzi und Lucki und Kari, die das Volk auch des ruhigen und besonnenen Verhaltens der Berliner mit Reden verhetzen. Landgraf werde hart und ziehe

Polizei gedacht werden. Aus Magdeburg, Han­ die Kandare an! Lumpen und Verbrecher gehören in nover und Frankfurt a. M. liegen Meldungen über jedem geordneten Staatswesen an die Kette oder an den ungeheure Beteiligung an den Demonstrationen gegen den Gas, zum Wohle des Staates und des Volkes. Und wer

Meuchelmord vor. Alle diese Kundgebungen sind ohne je¬gen zum Wohle ber

den Zwischenfall verlaufen.

P Frankfurt a.., 1. Sept. Die große Kund­gebung für die Republik, zu der die Parteileitungen der USPD. und der BKPD. aufgefordert hatten, ist hier vollkommen ruhig verlaufen. Auch die demokratischen und sozialdemokratischen Versammlungen verliefen; im ganzen Reiche ruhig. Das bestätigen Meldungen aus Leipzig, Dresden, Offenbach, Jena, Mannheim, Ludwigs­

neuen Wehrmacht bewährt, indem er die Mittel für das erste Regiment aufbrachte. Er hatte das neue einheit­liche Finanzwesen für das Reich aufgerichtet. Ihm ist es gelungen, eine einheitliche Post und Eisenbahn in Deutschland zu schaffen. Es ist eine Lüge, wenn man ihm nachsagt, er sei ein kleiner und erbärmlicher Mensch ge­wesen, im Gegenteil, er hat alle begeistert durch den weiten Blick seiner Ideen und durch die Kraft, mit der er sich durch­zusetzen vermochte. So gedenken wir nun in Dankbarkeit der ungeheuren Opfer, die er gebracht hat in treuer Pflicht­erfüllung gegen uns, gegen sein Land, nicht zuletzt aber auch der schweren Opfer, die seine Famile tragen mußte. Teurer Freund! Dein Name wird in Ehren genannt werden!

Der erste Prozeß ist zu Ende. Ueber den zweiten, über den Steuerprozeß, kann ich nicht sprechen. Aber ein Kenner dieser Angelegenheit, mit dem ich gesprochen habe, hat mir erklärt: Erzberger hat nicht nur die Wahrheit sagen wollen, er hat sie auch gesagt! Es ist eine elende Lüge, daß er nach seinem Abgang in die Ministerien sich gedrängt, daß er eine Nebenregierung errichtet habe. Alle, die so sprechen, als ob er die neuen Steuern gemacht habe, sind erbärmlich. Unwahr ist, daß er das Heft wieder in die Hand nehmen, die Führung des Zentrums nach Trimborn übernehmen wollte. Soviel Worte, so viele Lügen! Es kann sich jetzt nicht etwa darum handeln, Gedanken der Rache und Leidenschaft anzuzetteln. Wir wollen den Toten nicht rächen. Wir beten für alle, auch für die, die ihn er­mordet haben. In Liebe wollen wir unserem Volke dienen, nicht in Leidenschaft. Das Vaterland ist in Not, und wir rufen es in alle Gaue unseres Vaterlandes: Volk, wache auf! Schüttle die ab, die aufs neue dich in schwere Be­drängnis bringen wollen! Folge den Sternen des neuen Staatsgedankens, der den Weg zur neuen Arbeit ebnet. Wir sind Kämpfer, aber wir wollen unblutig

kämpfen. Ueber unserer Politik muß das Zeichen der Erlösung schweben. Während wir hier am Grabe stehen, setzen sich in Deutschland Tausende in Bewegung. Gott be­wahre uns vor neuem Unglück und segne, lieber Freund, dein Werk!

Umbildung der preußischen Regierung?

TU Berlin, 31. Aug. Der preußische Ministerpcäsi­dent Stegerwald befindet sich seit zwei Tagen auf der Katholikentagung in Frankfurt am Main und hat, wie wir hören, eine eingehende Aussprache mit dem Reichskanzler Dr. Wirth und mit anderen führenden Politikern des linken Zentrumsflügels gehabt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß vor dem Zusammentreten des Land­tages am 28. September die Frage der Umbildung des preußischen Kabinettts durch die Hinzuzie­hung der Sozialdemokraten von neuem akut wird.

*

Der Reichswirtschaftsminister im Ruhrgebiet.

* Bochum, 31. Aug. Der Reichswirtschaftsminister Schmidt, der sich zurzeit im rheinisch=westfälischen In­dustriegebiet befindet, um eine Reihe großer Industrie­unternehmungen zu besichtigen, hatte hier eine Aussprache mit Vertretern der vier Bergarbeiterverbände, in der sich der Minister über die wirtschaftliche und soziale Lage der Ruhrbergleute und über ihre Stimmung zu unter­richten suchte. Die Arbeitervertreter gaben der Erre­gung der Bergarbeitermassen über das Treiben der Re­aktion, das in der Ermordung Erzbergers seinen Gipfel­punkt gefunden habe, scharf Ausdruck und forderten von der Regierung eine feste Hand gegenüber den nationa­listischen und militaristischen Machenschaften. Die Teu­rungserscheinungen wurden eingehend besprochen, und er wurde verlangt, daß nächstens die Lohnbewegung in be­friedigendem Ausmaße gelöst werde. Eine hinhaltende Behandlung der Frage könne bei der herrschenden Hoch­spannung sehr leicht zu einer Katastrophe führen.

Der Minister dankte den Rednern der vier Berg­arbeiterorganisationen für die einmütige Unterstützung in der Verteidigung der verfassungsmäßigen Zustände und betonte, daß die Regierung es an der notwendigen Tatkraft nicht fehlen lasse, den Feinden der demokratischen Republik entgegenzutreten. Soweit die sozialpolitischen Wünsche der Bergarbeiter in Frage kämen, fänden sie volle Aufmerksamkeit und Unterstützung. Die Vorarbeiten für die Schaffung eines Reichsberggesetzes halte er auch für dringlich. Die einheitliche Regelung der Lohnfrage sei zwar schwierig; er hoffe aber, daß die nächsten Tage eine befriedigende Lösung brächten.

Der Verdacht gegen Hirschfeld.

DZB Berlin, 1. Sept. Im Anschluß an die Fest­nahme des ehemaligen. Fähnrichs v. Hirschfeld ging beim Polizeipräsidium eine ausführliche Mitteilung des württembergischen Landespolizeiamts vom 30. August ein, nach der Hirschfeld als Mörder Erzbergers nicht in Frage kommt. Die württembergische Kriminal­polizei stellte fest, daß sich Hirschfeld am Tage der Tat ununterbrochen in Calmbach, also 35 Kilometer vom Tatort entfernt, aufgehalten hat. Beim Berliner Polizei­präsidium ging demgegenüber ein vom 31. August da­tiertes Telegramm der Staatsanwaltschaft Offenburg ein, mit der Bitte, Hirschfeld weiter in Haft zu behalten, und mit dem Bemerken, daß die Staatsanwaltschaft beim zu­ständigen badischen Amtsgericht einen Haftbefehl gegen Hirschfeld beantragen wird. Bei dieser un­geklärten Lage wird Hirschfeld vorläufig im Berliner Polizeipräsidium weiter festgehakten.

Berlin, 1. Sept. Der viermonatige Krankheitsur­laub, der dem Attentäter Oltwig v. Hirschfeld während der

Noch kein Reichsfinanzminister.

* Berlin, 1. Sept. Die Vossische Zeitung will von zuverlässiger Seite erfahren haben, der Reichskanzler Dr. Wirth habe das noch immer unbesetzte Reichs­finanzministerium dem württembergischen Fi­nanzminister und früheren demokratischen Reichstags­abgeordneten Dr. Liesching angeboten; Liesching habe indes aus persönlichen Gründen den Ruf abgelehnt.

sagt, daß deshalb, weil man das Gesindel an die Kette legt, die Republik in Gefahr ist, ist ein Lump.

Mittel, um zu, der dringend notwendigen Beruhigung zu kommen, und berufen uns in dieser Beziehung auf die eignen Erfahrungen der jetzt regierenden Kreise.

*

Die englischen Sozialisten senden Grüße.

Berlin, 1. Sept. Wie Vorwärts und Freiheit mel­den, liefen bei den Redaktionen der beiden Blätter gestern aus Anlaß der Demonstrationen folgendes Telegramm aus London ein: Das Exekutivkomitee der Sozialdemokratic Federation entsendet den Genossen der beiden Parteien der duetschen Sozialdemokratie an diesem Tage des großen ein­heitlichen Protestes gegen die militärische Reaktion, die jetzt die deutsche Republik schwer bedroht, seine herzlichen brü­derlichen Grüße.

Die Auffassung in Paris.

Paris, 31. Aug. In hiesigen gemäßigten Kreisen ist man sehr befriedigt über die Schritte der Regierung Wirth gegen die Rechte. Gustav Hervé hofft sogar, Poincaré und Lefévre jetzt von dem Vorhandensein eines zweifachen Deutschlands zu überzeugen: eines reaktionären, dem man nur beikommen könne dadurch, daß man das andere, das demokratische, unterstütze. Die Er­wartung, daß das Kabinett Wirth durch den Zusam­menschluß der Linken eine unerwartete Stärkung er­fährt, findet viele Anhänger.

Der Eindruck in Amerika.

* Newyork, 30. Aug. Die Zeitungen drucken den Auf­ruf der deutschen Reichsregierung gegen die Gegner der Republik ausführlich ab und kommentieren ihn lebhaft und in zustimmender Weise.

hafen,

chen.

Elberfeld, Barmen, Worms, Karlsruhe und Mün­

Bayern protestiert.

* München, 31. Aug. Die Verordnung des Reichs­präsidenten stößt in Bayern auf Widerstand. Die auf Grund dieser Verordnung verbotenen Blätter, derVöl­kische Beobachter und derMiesbacher Anzeiger kün­digen an, daß sie trotzdem weiter erscheinen werden. Die Polizei beabsichtigt nicht, gegen dieses Vor­haben der genannten Zeitungen irgendwie einzu­schreiten. Während die demokratischeSüddeutsche

Ein Einspruch der Offiziersbünde.

* Berlin, 31. Aug. Der Reichsoffiziersbund 1920, Ortsgruppe Berlin, der Nationalverband deutscher Offiziere und der Deutsche Offi­ziersbund veröffentlicht einen Einspruch in dem es u. a. heißt: Im Zusammenhang mit der von uns schärf­stens verurteilten Ermordung des Abgeordneten Erzberger geht durch die deutsche Oeffentlichkeit eine neue Welle der Verhetzung gegen alles, was früher dem Vaterland als Soldat gedient hat. Wir erheben schär sten Einspruch gegen dieses staats= und volksgefähr­liche Treiben. Wir fordern die Regierung auf, gegen alle, die neue Unruhe und neues Unglück über unser Volk brin­gen, unnachsichtlich und unparteiisch einzuschreiten. Wir sehen in der Unterdrückung der Meinungs freiheit

Die Tagung des Völkerbundsrats.

Ein neutraler Ausschuß?

WITB London, 31. Aug. Reuter meldet aus Genf. man sei allerseits der Ansicht, daß eine rasche Lösung notwendig sei. Wenn der Völkerbundrat sich schließlich entscheiden sollte, einen besondern Untersuchungs­ausschuß nach Oberschlesien zu entsenden, so müsse sich dieser in der Hauptsache aus neutralen Mitglie­dern zusammensetzen, die allein in der Lage seien, an Ort und Stelle irgendwelche neue Elemente, die erwogen werden müßten, festzustellen.

*

Poincars schimpft.

* Paris, 31. Aug. Poincaré schreibt in seinem heu­tigen Artikel in der Revue des deux Mondes:Das einge­schlagene Verfahren macht den Erfolg der franzö­sischen Auffassung immer fraglicher, so sehr diese auch dem Ergebnis der Abstimmung, der Gerechtigkeit und den Interessen des Friedens angepaßt sein mag. Wenn sie Schiffbruch erleidet, haben wir gewiß die Möglichkeit, die Richter zu verfluchen, die wir nach der Be­hauptung Lloyd Georges über uns gesetzt haben. Aber welch ein merkwürdiges Schauspiel, daß die siegreichen Nationen, wenn sie freiwillig Richter über sich setzen, zum mindesten sich mit verbundenen Augen einem Gutachten unterwerfen, von dem sie nichts wissen! Und wie erbärm­lich, wenn sie eingestehen, daß sie sich unfähig fühlen, selbst aus ihrem Sieg Vorteil zu ziehen!"

Letzte Depeschen.

Oesterreich mobilisiert gegen Ungarn.

DB Wien, 1. Sept. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung hat sich die österreichische Regierung entschlossen, mit militärischer Kraft gegen die ungarischen Banden im Burgenland vorzugehen. Das 1. Regiment wurde mobilisiert, auch wurde Artillerie und Maschinengewehr­abteilungen bereitgestellt.

Angerisch ameritanischer Trichenonertung.

Der Friedensvertrag zwischen Ungarn und den Vereinigten Sthaten wurde heute unter­zeichngt.

Clemenceaus Rückkehr zur Politik. DB Paris, 1. Sept. Clemenceau wird nach seiner Rückkehr aus Corsika eine große öffentliche Rede in der französischen Provinz halten und damit wieder offiziell in das politische Leben eintreten.

Neue Verhandlungen in der Irenfrage.

DB London, 31. Aug. Der Evening Standard meh­det, daß de Valeras Antwort gestern in London an­gekommen ist. Wie verlautet, schlägt de Valeras in seiner knapp gehaltenen Antwort vor, neue unmittelbare Besprechungen zu pflegen. Lloyd George, der sich zurzeit zur Erholung in Nordschottland befindet, er­klärte, daß er nicht wolle, daß persönliche Unbequemlichkei­ten den möglichen Fortgang der Verhandlungen hindere er wird deshalb nach London zurückkehren.

Die Schlacht am Sakaria.

DZB Berlin, 1. Sept. Aus Smyrna wird gemeldet. daß die Schlacht am Sakaria andauert. Die Türken erhielten aus dem Kaukasus und aus Cilizien Ver­stärkungen. Die türkischen Kräfte, ftehen,#n 60000 Mann umfassen.

Generalfeldmarschall v. Bülow 1

WTB Berlin, 31. Aug. Generalfeldmarschall Karl v. Bülow ist heute früh sanft entschlafen.

Der Verstorbene hat ein Alter von 75 Jahren ewreicht.

Er ist den weitesten Kreisen der deutschen Volkes als Führer der Zweiten Armes zu Beginn des

Wellkrieges bekannt. An der Seite der Kluckschen Heeres= stehen, sollen

abteilung drangen seine Truppen in siegreichem Vormarsch heiderseits schwer.

durch ganz Belgien und Rondfrankreich vor. Bei Namur Ectugeung der Testmuchsenchunn

brachte er den Franzosen und bei St. Quentin den Eng= Neue Erhöhrung des Heilungsoruupapiers.

ländern eine empfindliche Niederlage bei. Die kritischen] WTB Berlin, 1. Sept. Die Verhandlungen zwischen Tage der zweiten Woche des Septembens 1914 gaben ihm den Verbänden der Zeitungsverleger und der Zeitungsdruck­Gelegenheit, sein hervorragendes Können als Feldherr zu papierfabriken führten heute zu dem Ergebnis, daß der Pa­beweisen, da es öhm im Bunde mit Kluck gelang, die Ver= pierpreis für Zeitungsdruckpapier für die Zeit vom 1. Ok­suche der Engländer, den deutschen rechten Flügel zu um tober bis 31. Dezember d. J. um 17,50 Mark für 100 Kilo­gehen, zu vereiteln. Im Lause des Jahres 1915 zwang gramm Rollenpapier, also auf durchschnittlich rund 348

die am Sakarte Die Verluste sinh

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weiterer Kreise unsers Volkes kein geeignetes ihn ein schweres Leiden, seinen Posten miederzulegen Larhöht wird.