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Nr. 11048

Montag, 27. Juni 1921.

Blärung in Oberschlesien?

s Die Verhandlungen, die über die Räumung Ober­schlesiens gepflogen worden sind, gehen dahin, daß die poknischen Insurgentenbanden das oberschsesische Gebiet zu verlassen haben. Es liegen heute Nachrichten vor, wanach die Konferenzen zwischen General Höfer und dem eng­lischen General Henniker zu einem endgültigen Erfolg geführt haben. Beide Generäle haben sich über einen Räumungsplan verständigt, wonach sowohl die polnischen Aufrührer als auch die Truppen des deutschen Selbst­schutzes am 5. Juli sich über die Landesgrenze Ober­schlesiens zurückzuziehen haben. Wie es heißt, haben sich die Aufrührer gefügt und die Verpflichtung übernommen, morgen(Dienstag), mit der Räumung zu beginnen. Erst wenn durch die Räumung Hindenburgs sich ergibt, daß die polnischen Insurgentenbanden auch das Industriege­biet freigeben, wird der Rückzug der deutschen Selbst­schutztruppen erfolgen. Die Räumung durch die Polen soll am 8. Juli beendet sein, worauf auch der Selbstschutz sich auflösen wird.

So ungefähr lautet der Rämungsplan, der mit geringen Aenderungen die Zustimmung der Interalliierten Kom­mission in Oppeln gefunden haben soll. Wir machen diese Angaben bedingt, weil eine amtliche Darstellung darüber noch nicht vorliegt und auch private Meldungen erneut den Eindruck erwecken, daß sich die polnischen Ban­den gegenüber den Truppen des Verbandes fortgesetzt sehr achtungswidrig benehmen und im Industriegebiet große Summen bei den Steuerkassen, der Kaufmannschaft und den Innungen einzutreiben suchen. Das spricht wenig dafür, daß sich die Banden auch wenn Korfanty selbst mit dem Räumungsplan einverstanden sein sollte, fügen werden.

Durch dreiste Flugblätter lassen die Infurgenten ver­künden, daß die Engländer möglichst schleunigst aus dem Industriegebiet verschwinden möchten, weil sie sonst samt den Italienern entwaffnet würden. Auch hört man die kategorische Erklärung aus polnischen Munde, Polen würde niemals die Rückgabe der von den Auf­rührern besetzten Teile Oberschlesiens an Deutschland ohne Krieg dulden. Natürlich handelt es sich hierbei auch um ein gewisses Mausheldentum, das ziemlich rosch erledigt mürde, wenn man von Verbandswegen mit dem erforder­lichen Nachruck eingrisse. Aber die letzte französische Note an die deutsche Reichsregierung läßt diese Erwartung kaum zu. Wenn wir auch nicht glauben, daß der vom Verl., Lokalanzeiger am Stmstag veröffentlichte Geheim­besehl des Generals Lerond echt ist, aus welchem ein enges Zusammenarbeiten mit den polnischen Aufständi­gen klar hervorginge, so bezweifeln wir nach bisherigen Vorgängen vorerst doch, daß der mit General Henniker vereinbarte Räumungsplan von den polnischen Söldner­haufen streng geachtet wird.

Reichstag.

Im Reichstag gelangte am Samstag die Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetzes über Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel in allen Lesungen glatt zur Annahme. In der Frage der Mustermessen und ihre Unterstützung aus Reichsmitteln kamt es zu einer Entschei­dung, die de mgrundsätzlichen Standpunkt der Reichs­oierung widerspricht, daß das Meßwesen, soweit es aus Reichsmitteln unterstützt wird, sich auf Leipzig zu be­schränken habe. Die bürgerlichen Parteien, mit Ausnahme des Zentrums, setzten dagegen dank der Abwesenheit der Linken durch, daß der Reichsratsbeschluß wiederhergestellt wird, wonach das Meßwesen zu dezentralisieren ist. Die beantragten Summen zur Unterstützung des Meßwesens wurden darauf bewilligt.

Am heutigen Montag wird der Reichstag über die Handelsflagge und die Zulassung der Frauen zum juristischen Studium, morgen, Dienstag, über das Grubenunglück auf Mont Cenis verhandeln und am Mitt­woch wegen des Peter= und Paul=Tages keine Sitzung abhalten.

Am die deutsche Handelsflagge wird jedenfalls heute ein Streiten sein. Der Reichsrat hat dem Antrag der drei Hansastädte zugestimmt, zunächst für ein Jahr die frühere deutsche Handelsflagge auf den deutschen Kauf­fahrteischiffen weiterzuführen. Die Reichsregierung selbst ist sich nicht einig über die Frage, Zentrum und Demo­traten wollen zustimmen, während die Sozialdemokraten darauf bestehen, daß es bei der von der Nationalversamm­lung in Weimar beschlossenen Handelsflagge schwarz­weiß=rot mit einer schwarz=rot=goldenen Gesch bleiben müsse. Wahrscheinlich werden die Sozialdemokraten mit ihrem Standpunkt in der Minderheit bleiben und die Flagge schwarz=weiß=rot als alte Handelsflagge zunächst auf der See weiter erscheinen.

Der Wiederaufbau.

§ Die in Wiesbaden mit Loucheur gepflogenen Ver­handlungen werden morgen von den Staatssekretären Bergmann und Guggenheimer fortgesetzt. Am Freitag sollen auch deutsche Viehsachverständige mit dem Wieder­herstellungsausschuß verhandeln. Loucheur hat nach dem Intransigeant einen Wiederaufbauplan als Grundlage

für die deutsch=französischen Sachverständigenverhand­lungen aufgestellt, nach dem die gesamte ehemalige Kampfzone in 10 Abschnitte eingeteilt wird. Wie das Blatt berichtet, ist bestimmt worden, daß Frankreich weder Maschinen noch Fertigfabrikate, sondern lediglich Material von Deutschland für den Wiederaufbau der Städte und der verwüsteten Ländereien beziehen wird. Die Montierungsarbeiten sollen von französischen Arbei­tern ausgeführt werden. Deutsche Arbeiter scheint man von dem Wiederaufbau ganz fernhalten zu wollen.

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Lloyd George bittet um Frieden mit Irland.

D2B London, 26. Juni. Reuter. Lloyd Gcorge richtete an den Präsidenten der irischen Republik, De valera, ein Schreiben, in dem Devalera und seine Parteigenossen unter Gewährung freien Geleites einge­laden werden, nach London zu kommen, um dort mit dem Preinierminister Nordirlands, Sir James Craig, jede Möglichkeit der Lösung der irischen Frage zu prüfen. Das Schreiben fügt hinzu, die britische Regie­ruung sei von dem heißen Wunsche beseelt, den verderb­lichen Streit zu beenden, der Jahrhunderte die Beziehun­gen zwischen den Ländern England und Irland ver­bittert habe.

Gleichzeitig gehen die mititärischen Maßnahmen Englands gegen Irkand in unvermindertem Maße wester.

Um unsel Rheinlaud.

Die Rheinisch-republikanische Volkspartel in Bonn,

Der RufLos von Berlin!

Die Rheinisch=republikanische Volkspartei hat gestern im Hotel=Restaurant Mundorf in Bonn eine Ver­trauensleute= und Bezirksversammlung abgehalten. An­wesend waren etwa über 200 Teilnehmer als Vertreter von etwa 50 Orten aus allen Gegenden Rheinlands. Au­ßerdem waren anwesend ein belgischer Offizier, Franzosen und Vertreter der Auslandspresse. Jos. Smeets=Köln, der verantwortliche Leiter und Verleger des Parteiorgans Rheinische Republik führte den Vorsitz. In seiner Be­grüßungsansprache bezeichnete er zunächst die s. Zt. in Königswinter abgehaltene Versammlung desHeimat­dienstes" alsbestellte Berliner Arbeit" und betonte, daß der RufLos von Preußen" heute berechtigter sei denn je. Nur zu lange habe man unter derFuchtel der Preu­ßen gestanden. Von den preußischen Eisenbahndirektio­nen würde dieRheinische Republik auf den Bahnhöfen verboten. DieReichspostsabotiere" den Vertrieb der Zeitung dadurch, daß sie dieRheinische Republik über­haupt nicht, oder doch nur schlecht zustelle. Außerdem öffne sie mit Zustimmung der Polizei Briefsachen der Partei. DerHeimatdienst", habe Einbrüche in seine (Smeets) Wohnung verübt, um gewisse Papiere in die Hand zu bekommen. Ferner hätten verschiedene Bürger­meister das Parteiorgan beschlagnahmen lassen. Man sei aber nicht gewillt, sein gutes Recht, insbesondere das der Abstimmung sich nehmen zu lassen. Das möchten sich die Herren in Berlin gesagt sein lassen, die ihre guten Einkünfte aus dem Rheinlande bezögen und imguten Schlemmerleben verpraßten.Wir sind keine Preußen, waren keine Preußen und wollen keine Preußen mehr sein, sagte Herr Smeets und die Versammlung rief Bravo. Die Rheinländer wollten ihre Eigenart aks Rhein­franken hochhalten; werde man daran gehindert, so könn­ten Zustände eintreten wie in Oberschlesien. Die Verant­wortung falle dann den Preußen zu. Eventuell werde man zur Selbsthülfe schreiten. Die Rheinländer, sagte Herr Smeets weiter, stehengeschlossen auf unserm Standpunkt, wenn auch der eine oder andere auf Grund seiner wirtschaftlichen Stellung sich noch nicht offen zur Partei bekennen könne. Seine Ansprache schloß der Vor­sitzende mit dem Ruf: Los von Preußen! Hoch die Rhei­nische Republik! Nachdem Smeets ein Begrüßungsschrei­ben desPräsidenten des Fürstentums Birkenfeld" ver­lesen hatte, begrüßte ein Herr Petersen=Flensburg seineMitkämpfer in längerer Ansprache, in der er u. a. die Abstimmung in Schleswig alsSchiebung" bezeichnete und den Nachweis zu erbringen versuchte, daß Schleswig nie zu Preußen oder zu Deutschland gehört habe. Man gebe jedoch den Kampf nicht auf. Schleswig sei seinerzeit von den Preußen gestohlen und geraubt und durch Zwangs­herrschaft und Gewalt unterdrückt worden. Wenn man zum SchleswigerPreußen sage, fühle er sich beleidigt; aber er wolle auch nicht Däne sein. Die dortige Bewe­gung gehe darauf hinaus: Schleswig den Schleswigern. Aus diesem Grunde müsse man mit eiserner Faust gegen den RäuberPreußen vorgehen. Wo der Preuße nicht die Faust fühle, füge er sich nicht. Für Schleswig seien 150 Millionen Mark Bestechungsgelder für preußische Zwecke gegeben worden. Später seien von den Alldeut­schen nochmals 100 Millionen Propagandagelder dorthin gekommen. Demgegenüber agitiere man für die Selbstän­digkeit Schleswigs mit allen Mitteln, in der Preess, in den Schulen und mit fahrenden Bibliotheken. Auch dieser Sprecher schloß mit dem Ruf:Nieder mit Preußen! Hoch die freien deutschen Stämme!"

Im Anschluß hieran hielten Vorträge: von der Schulenburg=Beuel über die geschichtlichen und kul­turellen Grundlagen der rheinisch=republikanischen Bewe­gung, Beyschen=Trier über die innere Politik der rhei­nisch=republikanischen Volkspartei, A. Korff über die rheinische Republik und die internationale Politik, Stadtv. Gödtner=Siegburg über die Stellung der Arbeiterschaft zur rheinischen Republik, Röhrig=Opladen über die Stellung des Mittelstandes zur rheinischen Republik und Landwirt Baden(Kreis Schleiden) über die Stellung der Landwirtschaft zur rheinischen Republik. Alle Redner versuchten, teilweise mit Worten, die an Deutlichkeit nichts, aber auch garnichts zu wünschen übrig ließen, den Nach­weis zu erbringen, daß das Rheinland mit Preußen nichts zu tun hat und dem Rheinländer nichts lieber ist, als vonder preußischen Pickelhaube befreit zu sein und daß die fraglichen Kreise der Errichtung einer rheinischen Republiksympathisch und begeistert, gegenüberstehen. Im Anschluß an die Vorträge, die sich bis in die Nach­mittagsstunden hinzogen, erfolgte eine lebhafte Aus­sprache, in der u. a. von einem Redner der Vorschlag ge­macht wurde, man möge nicht lange warten, sondern mit Fahnen und Glockenspiel die rheinische Republik baldigst proklamieren. Er, Redner, kenne die Rheinländer. Die Rheinländer würden einfachmit fortgerissen. Die Ver­sammlung war begeistert und rief Bravo! Trotzdem kam es, obschon des öfteren und längeren von Einigkeit ge­sprochen worden war, doch hie und da zu kleineren Rei­bereien und Gegensätzen, die allerdings vom Vorsitzenden geglättet wurden. Die Versammlung nahm zum Schluß einstimmig eine

Entschließung

an, in der u. a. verlangt wird, eine Selbständig machung der Rheinlande zu einem unabhängigen Rheinstaat, dessen Neutralität von sämtlichen Staaten garantiert wird: Protest gegen jeden Versuch, die freie Meinungsäußerung der Rheinländer zum Selbstbestim­mungsrecht unmöglich zu machen. Ferner wird verlangt, anstelle des preußischen Reichskommissars für die Rhein­lande eineeigene rheinische Vertretung" bei der Hohen Interalliierten Kommission. Verlangt wird die Aufstellung eines eigenen rheinischen Etats, sowie einerheinische Finanzkontrolle, die da­rüber wachen soll, daß die rheinischen Gelder(Eisenbahn,

Post usw.) nur imrheinischen Interesse verwandt wer­den. Verlangt wird weiter ein erhöhter Schutz der heinischen Arbeiter gegen diepreußische Ein­wanderung. Verlangt wird, daß ferner sämtliche Be­amtenstellen nur von Rheinländern besetzt werden. Verlangt wird eineSäuberung" von preu­ßischen Beamten: verlangt wird ein erhöhter Schutz aller Rheinländer gegenSchikanen" der preußischen Polizei, Post, Eisenbahn, Heimatdienst usw. Verlangt wird schließlich eine Freilassung aller politisch Inhaftierten. Dem Vorsitzenden Smeets wurde als dem Führer und Leiter der Bewegung(dessen Kopf, wie ein Redner ausführte, den Preußen nur 40000 Mk. wert sei), ein Vertrauensvotum ausgestellt. Smeets dankte, meinte aber, er habe nur seinePflicht als Preußenhasser getan. Mit einem dreifachen Hoch auf die rheinische Republik ging die Versammlung aus­einander.

Die Sperrfrist.

Berlin, 25. Juni. Die in der Rheinprovinz ver­tretenen Parteien sind bekanntlich auf einer Versammlung in Königswinter übereingekommen, nach der im August ablaufenden Sperrfrist von dem in Art. 18 der Reichs­verfassung gewährten Recht der Volksabstimmung über Neu= und Umbildung von Ländern, zu verlangen, für die Dauer der Besetzung keinen Gebrauch zu machen. Diese Angelegenheit ist neuerdings auch in einer von Abgeord­neten der einzelnen Parteien besuchten Besprechung, die unter dem Vorsitze des Reichsministers des Innern statt­fand, erörtert worden. Die Auffassung, daß zur Zeit aus außenpolitischen Gründen von einer Volksabstimmung abgesehen werden müsse, wurde von allen Parteien ge­teilt. Dagegen wurde, wie die Köln. Volksz. mitteilt, von den Abgeordneten des Zentrums aus dem besetzten Gebiet der Ansicht Ausdruck gegeben, daß die Königswinte­rer Abmachungen zu weit gingen. Eine Bin­dung für den ganzen Zeitraum bis zum Ablauf der auf 15 Jahre festgesetzten Besetzungsfrist hielten diese Abge­ordnete nicht für angebracht. Schließlich wurde eine Eini­gung angebahnt nach der Richtung, daß der Verzicht auf die Ausnutzung der im Art. 18 verkiehenen Rechte für ein Jahr gelten und daß dann jeweils von Jahr zu Jahr die Zweckmäßigkeit einer weiteren Hinausschiebung von neuem geprüft werden solle. Die Verhandlungen über diese Frage sind aber noch nicht abgeschlossen.

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Von der Rheinarmer.

DZB Paris, 26. Juni. Der Brüsseler Sonderkor­respondent des Temps teilt mit, daß gegenwärtig von Sachverständigen der verbündeten Regierungen die Ko sten der Besatzungsarmee im Rheinland geprüft werden und daß die Angelegenheit demnächst London bei der Zusammenkunft der alliierten Finanz­minister geregelt werden soll. Belgien wünscht demgegen­über, daß für die Besatzungskosten eine gesamte Pauschal­summe von ungefähr 250 Millionen Goldmark festgesetzt werde.

P Washington, 26. Juni. Im Senat sprach der Vorsitzende Wadworth über die Unterhaltungsko sten der amerikanischen Armee am Rhein. Dieselben belaufen sich auf 278 Millionen Pfund Ster­ling, von welcher Summe die deutsche Regierung nach den Bestimmungen des Waffenstillstandses 27 Millionen zu tragen hat. Der Redner wurde dabei von Borah unter­brochen mit der Bemerkung, der Beitrag Deutschlands zu den Unterhaltungskosten rechtfertige in keiner Weise das Verbleiben der amerikanischen Armee am Rhein.

TU St. Goar, 27. Juni. Die Pioniertruppen der französischen Rheinarmee halten vom 10. bis 23. Juli bei St. Goar Uebungen ab. Die Rheinschiffahrt wird zeit­weise wegen der Uebungen gesperrt. Schiffe und Schlepp­kähne müssen auf der Bergfahrt mindestens 1 Kilometer unterhalb und auf der Talfahrt mindestens 2 Kilometer oberhalb der Uebungsstellen vor Anker gehen.

TU Köln, 27. Juni. Einige Vorstandsmitglieder des Deutschen Fußballbundes sind von den Franzosen ver­haftet worden wegen angeblich militaristischer Reden, die sie bei der Tagung des Deutschen Fußballbundes Düsseldorf gehalten haben sollen. Unter den Verhafteten befindet sich der bekannte Jugendführer Dr. Klein=Düssel­dorf.

::: Köln, 27. Juni. Vor dem britischen Kriegsgericht hatte sich vorgestern ein deutscher Seemann zu verant­worten, der bolschewistische Propaganda unter irischen Soldaten getrieben haben sollte. Es wurden bei ihm neben harmlosen deutschem Material drei englische vol­schewistische Flugschriften gefunden. Das Urteil wurde noch nicht gesprochen, da der Vorsitzende den Fall für nicht genügend aufgeklärt hielt.

IU Wesel, 27. Juni. Die Stadt Wesel plant Gemeinschaft mit der Niederrheinischen Handelskammer, die ihren Sitz in Wesel hat, die Abhaltung einer Messe unter dem Namen Niederrheinische Messe. Die in Form einer Musterausstellung gedachte Veranstaltung soll hauptsächlich dem Zwecke dienen, daß deutsche Firmen on diesem der holländischen Grenze sehr nahe gelegenen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Beziehungen mit hollän­dischen Exportfirmen anknüpfen können. Von der Stadt Wesel sind die geeigneten Räume sowie eine ausreichende Bodenfläche bereits zur Verfügung gestellt worden.

DZB Paris, 26. Juni. Der Schnellzug Lille­Paris, der.40 Uhr nachmittags in Lille abfährt, ist in der Nähe von Beaumont=Hamel entgleist. Bisher wur­den 23 Tote und etwa 30 Verwundete aus den Trüm­mern gezogen.

P London, 26. Juni. Die Resultate, die die im eng­lischen Luftschiffhafen Pulham mit der Verankerung des Lustkreuzers R 33 an der Spitze eines soge­nannten Mastes gemachten Experimente erzielten, waren in jeder Hinsicht befriedigend. Immer mehr kommt man zu der Ueberzeugung, daß die teuren Lust­

schiffhallen bei der wirtschaftlichen Ausbeutung der Luft­schiffe überflüssig sind. Die Versuche wurden vom 2. Fe­bruar bis 31. März, also während 58 Tagen gemacht. Der Mast war 46 Meter lang. Der schnellste Wind, den das Luftschiff während der Verankerung auszuhalten hatte, be­trug 48 Meilen. Das Schiff verließ den Mast einmal bei einem Wind von 40 Meilen und wurde bei einem Wind von 25 Meilen wieder befestigt. Das Personal, das für die Befestigung des Luftschiffes am Mast benötigt wurde, betrug 8 Mann, während sonst zur Bergung des Luftschif­ses 300 Mann nötig sind.

Die neue Briegsgefahr in Bleinasien.

Der Vertrag von Säores hat aus der Türkei einen Zankapfel gemacht. Die Zugeständnisse gegenüber Grie­chenland in Smyrna und Thrazien werden von der kemar­listischen Regierung nachdrücklichst bekämpft. In dem hierdurch entstandenen griechisch=türkischen Streit will die Entente vermitteln. Grjechenland glaubt aber in Klein­asien seine Sache selbst führen zu müssen. Vielleicht miß­traut es der loyalen Durchführung des Vertrages von Sevres im Hinblick auf die Interessen Frankreichs in Kleinasien. Mit der Ablehnung des Vermittlungsangebots der Alliierten begibt sich Griechenland auf einen schweren Gang. Es hat gegen die kemalistischen Streitkräfte zu lämpfen und sich gleichzeitig den diplomatischen Schlingen zu entziehen, die ihm das in Syrien politisch interessierte Frankreich auf seinem Kriegspfade legen wird.

DZB Paris, 26. Juni. Nach einer Meldung der Agence Havas aus Athen reisen Theotokis und Gunaris heute nach Smyrna zurück. Nach einer Meldung der Temps aus Angora ist Ismed Pascha zum Ober­befehlshaber der kemalistischen Streit­kräfte in Kleinasien ernannt worden. Gleichzeitig solk die Mobilisierungsorder für drei weitere Jahresklassen ergangen sein.

usct derin f. Jad. der Keschagsschert ist heute morgen von seiner Erholungsreise aus Bad Mergentheim in Berlin eingetroffen.

DZB Berlin, 26. Juni. Der Berliner Lehrer­Gesangverein erhielt eine Einladung zu einer Kon­zertreise nach Nordamerika. Die Vorbereitungen sind im Gange.

TU Frankfurt, 27. Juni. Eine eigenartige Er­scheinung ist die dauernde Zunahme von Krätzekranken, die so groß ist, daß in der Krätzestation am Schwimm­bad in letzter Zeit täglich über 30 Krätzekranke behan­delt werden. Die Ansteckung wird auf die schmutzigen Geldscheine zurückgeführt, die viel Wahrscheinlichkeit be­sitzt.

DZB Bern, 26. Juni. Die Abgabefreiheit für Liebesgaben nach Deutschland, die in Tabakerzeug­nissen, Wein, Schaumwein oder Spirituosen bestehen, wird am 1. Juli aufgehoben werden. Von diesem Zeit­punkt ab ist die Einfuhr der genannten Waren als Liedes­gaben wegen der hohen Belastung durch Zölle und Steu­ern fast durchweg nicht mehr ratsam.

P Amsterdam, 26. Juni. Die königliche Luftschif­fahrtsgesellschaft beabsichtigt auch während des nächsten Winters ihren Luftdienst fortzusetzen.

DZB Prag, 26. Juni. Wie das Prager Tagslatt meldet, ist der deutschitschecho=skowakische Handelsvertrag von Handelsminister Dr. Ko­towstz unterzeichnet worden. Er würd demnächst dem Ministerrat und dem Parbament unterbreitet merden.

TU Newyork, 27. Juni. Die letzte Volkszählung in den Vereinigten Staaten hatte folgendes Ergebnis: 94822 431 Weiße, 10 463013 Neger, 242 959 Indianer, 111 025 Japaner und 9485 Andersfarbige.

TU Amsterdam. 25. Juni. Ein Amsterdamer Btu­menhändler, der mit der revolutionären Arbeiterbewe­gung sympathisiert, hat laut Tribüne der holländischen kommunistischen Partei einen Kranz roter Rosen über­geben, um diesen an Max Hoelz weiterzusenden. Die kommunistische Partei hat diesen Wunsch unter Beifügung eines Huldigungsschreibens an Hoelz erfüllt.,

Aus aller Welt.

Was kostet das Telephonteren ab 1. Oktober?

s Die Geschäftswelt und die Privaten, die einen Fern­sprechanschluß besitzen oder beantragen, haben ab 1. Ok­tober weit höhere Gebühren zu erwarten. Das neue Fernsprechgesetz, das nach der Annahme durch den Reichsrat jetzt dem Reichstag vorliegt, setzt die Gebühr für jedes Gespräch auf 25 Pfg. fest. Die Grundgebühe wird(wenn der Reichstag das Gesetz in der Fassung des Reichsrats annimmt), von 400 Mark auf 640 Mark für größere Städte erhöht. Es müssen mindestens 40 Ge­spräche monatlich bezahlt werden(gleich 10 Mark), wenn auch weniger Gespräche stattfanden. Dagegen ist für Nachtgespräche keine erhöhte Gebühr(bisher 30 Pfg.) zu zahlen. Neu hinzutretende Teilnehmer haben außer dem schon eingeführten Leihbetrag von 1000 Mark, die mit 4 Prozent verzinst werden, einen einmaligen Zuschuß zu den Einrichtungskosten zu zahlen, der für Hauptanschlüsse 200 Mark und für Nebenstellen in einem anderen Gebäude 300 Mark beträgt. Teilnehmer stark belasteter Anschlüsse können binnen Monatsfrist zur Anmeldung eines wei­teren Anschlusses verpflichtet werden. Gasthöfe, Zigar­rengeschäfte usw. dürfen von den Benutzern ein tes Entgelt verlangen. Im Fernverkehr Bespräche bis zu fünf Kilometer Entfernung zum mein üblichen Satz von 25 Pfg. abgewickekt. Die Gedühren steigen dann staffelförmig bis 500 Kilometer auf 9 mus. für drei Minuten, über 500 Kilometer für jede angesan­genen weiteren 100 Kilometer 1,50 M. mehr. Eine Er­leichterung liegt darin, daß die Gebühren in diesen hohen Stufen nur noch für einzelne Minuten berechnet werden, also zum dritten Teil des Aufschlogs.

Eig preisgek=öntes Murschliod. Für das beste Marschlied der neuen Wehrmacht war ade Preisausschreiben ergangen. Den ersten Preis in der Höhe von 300 Mark erhielt jetzt der junge oberschless#che Dichter Alfred Hein für das folgende Eine Kompagnie Soldaten,

Wieviel Leid und Freud ist das.

Und es fallen die Granaten in die Kompagnie Soldaten und gar mancher beißt ins Gras.

Eine Kompagnie Soldaten, ei, wie singet die so hell! Wie die Lerchen über Saaten singt die Kompagnie Soldaten. Landsturmmann und Junggeseln

Eine Kompagnie Soldaten.

o, das ist viel Blut und rot. Denn die Feinde sind geraten in die Kompagnie Soldaten und ach, Hauptmann, du bist tot.

Das Lied ist im Jahre 1916 vor Verdun und wurde bereits während des Krieges nan

sellen niet getungen.