N 10473 Reunumdzwanzigster ar. 16129 Jahrgang.
Gedruckt mit Erlaubnis der Britischen Militärbehörde.
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die Nonpareillezelle oder deren Raum. Postscheckkonto Köln Nr. 18672.
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Freitag, 1. August 191##
für Bonn
Druc u. Verlag: Herm. Neusser. Verantwortlich:
und Amgegene Anzeigmn: Peter Leseriales.*
Fernruf: 66. 366, 302.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Auf Grund des 8 59 Zisser e der Reichsgetreideoronung vom 18. Juni 1919(R. G. Bl. S. 535) wird für den Landkreis Bonn folgendes angeordnet:
S 1.
Wer Früchte oder daraus hergestellte Erzeugnisse außerhalb der behördlich geregelten Verteilung zum Zwecke der Weiterveräußerung erwirbt oder Verträge abschließt, die solchen Erwerb zum Gegenstand haben, ist verpflichtet, binnen orei Tagen nach dem Erwerb oder dem Vertragsabschluß dem Kommunalverband Anzeige zu erstatten.
S 2.
Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden nach § 80 der Reichsgetreideoronung mit Gesängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu fünfzigtausend Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. Der Versuch ist strafbar. Neben der Strafe kann auf Einziehung der Frücht: oder der Erzeugnisse erkannt werden, auf die sich die strafbare Handdung bezieht, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht.
** 3.
Diese Anordnung tritt mit dem Tage ihrer Veröffentlichung durch das amtliche Kreisblatt in Kraft.
Bonn, den 30. Juli
Der Vorsitzende des Kreis=Ausschusses Vonn=Land.
" Bekanntmachung.
Die unter dem Pferdebestande von Huisinger, Welschnonnenstraße 6, Vogt, Brüdergasse 10, Rolef, Brühlerstraße 4, Mundorf. Markt 10, Schneider, Hauptstraße 118, Gottsacker, Sternenburgstraße 74, Hohn, Königstraße 73, Schröder, Engeltalsstraße 21, Ingenheim, Breitestraße 10, Hartzheim, KlemensAuguststraße 73, Teek, Hauptstraße 121, Züll. Sebastianstr. 93, Schmitz, Röckumstraße 31, Esser, Bonnerstraße 117, Gier, Adolfstraße 10, Kautz, Am Burggraben 55, Bowinkelmann, Annagraben 27, Velten, Hauptstraße 81, Frembgen, Röckumstraße 88, Dolph, Sternstraße 59, Gemein, Sebastianstraße 72, Merzbach, Mauspfad 4, Wirtz, Bonnertalweg 242, Hahlen, Endenicher Allee 33, ausoebrochene Pferderäude ist erloschen, di: über die Gehöfte verhängte Sperre aufgehoben.
Bonn, den 29. Juli 1919.
Die Ortsvolizeibehörde.
Der Oberbüirgermeister, gen. D r. L ühl.
Vor fünf Jahren.
Es war ein elektrischer Schlag, der am 31. Juli 1914 die Nervenstränge der europäischen Politik traf. Das Ultimatum der Donaumonarchie an Serbien ließ die Umrisse eines fürchterlichen Weltkrieges am Horizont auftauchen. Noch sind die Einzelheiten in Dunst und Nebel verhüllt, erst der späteren Forschung bleibt es vorbehalten, die Ent. wicklung herauszuschälen. Was Europa in den Krisentagen des Juli 1914 erschütterte, das war eine Panik, aus der es nur noch das Entrinnen in den Krieg gab. Alle Großstaaten starrten in Waffen Mehr als einmal schlich die drohende Kriegsgefahr über die europsische Bühne. Nicht nur während des Marokkokonfliktes, sondern noch viel schärfer im Frühjahr 1913, wo Rußland den entscheidenden Waffengang sicher gewagt hätte, wäre sein Eisenbahnsystem und sein Artilleriematerial auf der Höhe gewesen. Erinnern wir uns, daß die deutsche Wehrvorlage .von 1913 die Folge der Umgestaltung im Südosten war, aber auch die Antwort auf den Entschluß Rußlands, seine westlichen Bahnen mit Hilfe des französischen Kapitals auszubauen. Die englische Rüstungsfirma Vickers baute 1913 in Zarekyn an der Wolga große Fabriken, die das russische Heer mit schwerer Feldartillerie ausrüsten sollten. Zwar gelang es der Londoner Botschafterkonferenz, den Valkanbrand noch einmal zu dämpfen, aber Europa lag 1914 ununterbrochen in Fieberschauern. In Petersburg regierte nicht mehr der Zar und Sassonow, sondern die panslawistischen Kriegstreiber. Der Alarmruf der Kölnischen Zeitung vom 3. März 1914 riß den Schleier vor
den Vorhängen in Rußland weg. Und die Kriegstreiber an der Newa antworteten mit neuen und unmißverständlichen Drohungen im Organ des Kriegsministers Suchonelinow. Rußland war bereit. Seit zwei Jahren hatte es die Reservisten bei der Fahne behalten, was eine verhüllte Mobilmachung war und erklärt, warum es sofort gewaltige Truppenmassen hinter der litauischen und polnischen Festungslinie zusammenballen konnte.
Der Mord in Serajewo setzte die europäischen Reibungsflächen in Brand. Die großserbische Wühlerei mußte auf die Dauer das ohnedies lockere Gefüge der Donaumonarchie zersprengen. Oesterreich=Ungarn wagte unter dem bestimmenden Einfluß der Budapester Staatsmänner die Entscheidung auf Spitz und Knopf zu treiben. Gewiß mußre die Auseinandersetzung zwischen Wien und Belgrad nicht unter allen Umständen zum europäischen Krieg führen. Allein, wer die Dinge heute abwägt, darf die Zustände von damals nicht aus Ermattung und Verwirrung von heute beurteilen. Die politische Luftschicht Euro
“<space> p a s<space> w a r<space> b i s<space> z u m<space> B e r s t e n<space> m i t<space> M i ß t r a u e n<space> g e f ü l l t.<space> F r a n k <space> reich hatte seine Vorbereitungen bis zum äußersten gesteigert und wartete nun, bis der russische Verbündete fertig wurde. England war durch die Entente in ein politisches System geraten, das sich durch die mäßigen diplomatischen Künste Bethmann Hollwegs nicht entwirren ließ. Am 31. Juli erörterten die Times die Haltung der englischen Politik gegenüber der Kriegsgefahr in Europa, wobei sie mit kalter Ueberlegung ankündigte, daß England das europäische Gleichgewicht nicht erschüttern lassen werde. Darin war eigentlich schon die Teilnahme am Kriege ausgesprochen, denn die Times setzten den Sieg der Mittelmächte über Rußland und Frankreich voraus. Mit ungeheurer Schnelligkeit rollten die Ereignisse ab. Schon am 29. Juli telegraphierte der Reuter=Korrespondent in Petersburg, daß die Würfel gefallen seien. Rußland war zum Krieg entschlossen. Die Diplomaten arbeiteten, zwar daneben ununterbrochen weiter, jagten Telegramme auf Telegramme über alle Leitungsdrähte zwischen den Hauptstädten, aber die Abwendung des Verhängnis ging über ihre Kraft. Der Schicksalswagen Europas rollte dem Abgrund zu.
Am 28. Juli erklärte Oesterreich=Ungarn an Serbien den Krieg. Rußland mobilisierte, eine Tatsache, die heute schon Geschichte geworden ist. Es folgte das befristete Ultimatum Deutschlands in Petersburg, dessen Ernst durch die Verkündung der drohenden Kriegsgefahr unterstrichen wurde. Englands Flotte war mobil und der Kriegsminister Haldane hat im Dezember 1918 zugestanden, daß das englische Heer schon vor der Kriegserklärung abmarschfähig war. Das deutsche Ultimatum wurde in Petersburg nicht beantwortet, obschon diese Antwort Europa hätte retten können. Der Knoten schürzte sich, der Hieb, der ihn durch. schlug, war die Kriegserklärung an Rußland. Aber wäre das fieberkranke Europa noch zu heilen gewesen, wenn die Berliner Diplomatie die Ereignisse abgewartet hätte? Der Friede von Versailles gibt die Antwort. Die universalen Gegensätze sind für absehbare Zeit im Sinne der angelsächsischen Staatskunst entschieden. Daß der Krieg zum Zusammenbruch Deutschlands führte, das war in der Hauptsache die Schuld seiner Staatsmänner und Politiker, die den Charakter dieses Krieges nicht aus den machtpolitischen Gegensätzen erkannten. Gabriel Hanotons wilder Triumphruf, der am 5. August 1914 im Figaro stand, hätte eine Warnung sein können. Denn dieser Vielwissende schrieb, daß der Krieg die Zertrümmerung des germanischen Kololles bringen werde und bringen müsse.
Aus dem Weißbuch über den Krieg.
Das angekündigte Weißbuch über den Krieg ist erschienen. Es handelt sich um Aktenstücke aus der Zeit vom 14. August bis 11. November 1918. Durch die Dokumente und Aufzeichnungen über die Beratungen und Verhandlungen zwischen den damaligen Vertretern der Reichsregierung und der Obersten Heeresleitung wird dargetan, daß Hindenburg und Ludendorff im Hinblick auf die Vorgänge auf dem westlichen Kriegsschauplatz 1mn Juli und August 1918 zu der Auffassung kamen, daß die Feinde militärisch nicht mehr bezwungen werden könnten. Vieles, was in dem Weißbuch veröffentlicht wird, ist bereits durch die von uns im Auszuge mitgeteilten Aufzeichnungen von Hintzes, Helfferichs usw. bekannt geworden. Aus den Aktenstücken erfährt man, daß Ludendorff sogar Hindenburgs Aeußerungen mit kühnem Federstrich korrigiert haben soll. Es wird eine Besprechung im Großen Hauptquartier in Spa am 14. August 1918 in dem Weißbuch geschildert, an der Hindenburg, Ludendorff. von Hintze, der Reichskanzler, sowie der Kaiser und der„Kronprinz teilnahmen. Die Stelle, die diese„Korrektur" behandelt, lautet:
Der Reichskanzler führte aus:
Diplomatisch müßten Fäden für eine Verständigung mit dem Feinde im geeigneten Moment angesponnen werden. Ein solcher Moment böte sich nach den nächsten Erfolgen im Westen. Generalfeldmarschall v. Hindenburg führte aus:
Es werde gelingen, auf französischem Boden stehen zu bleiben und dadurch schließlich den Feinden unsern Willen aufzuzwingen.
In einer Anmerkung wird hervorgehoben, daß dieser Satz des Generalfeldmarschalls in dem Protokoll ursprünglich lautete: General v. Hindenburg„hofft“, daß es„dennoch“ gelingen werde usw. Die Aenderung in die bestimmtere Form:„führt aus, daß es gelingen werde“, stamme von General Ludendorffs Hand.
Was von Hintze nach seinen Aufzeichnungen über die Besprechung mit Ludendorff sagte, wird durch das Weißbuch bestätigt. Hiernach hat Ludendorff tatsächlich seine Auffassung von Mitte Juli bis Mitte August über die Möglichkeit der Besiegung des Feindes gründlich geändert. Die Stelle, worin von Hintze sich über die Besprechung äußert, lautet in dem Weißbuch:
Mitte Juli 1918, vor Antritt des Postens des Staatssekretärs, habe er General Ludendorff die förmliche und bestimmt gefaßte Frage vorgelegt, ob er sicher sei. mit der jetzigen Offensive den Feind endgültig und entscheidend zu besiegen? General Ludendorff habe seine Frage wiederholt und darauf erklärt:„Darauf antworte ich mit einem bestimmten„Ja“. Vor der Besprechung, etwa am 13. August, habe ihn General Ludendorff allein beiseite genommen und ihm eröffnet, er habe im Juli gesagt: er sei sicher, mit der im Gang befindlichen Offensive den Kriegswillen des Feindes zu brechen und ihn zum Frieden zu nötigen. Diese Sicherheit habe er jetzt nicht mehr.
Rheinlande.
Clemencean über die Rheinlandsfrage im Friedensausschuß der französischen Kammer.
Clemenceau hat im Friedensausschuß der französischen Kammer hochbedeutsame Angaben gemacht, die die Sicherheiten Frankreichs auf der linken Rheinufer berührten. Wir haben hierüber bereits gestern kurze Telegramme veröffentlicht. Nicht alles, was Clemenceau sagte, war für die Oeffentlichkeit bestimmt.
Nach dem Matin soll Clemeneceau gewisse vertrauliche Mitteilungen gemacht haben, die er die Stenographen bat nicht nachzuschreiben. Hinsichtlich der dem Protokoll des Ausschusses beizufügenden Dokumente überließ der Ministerpräsident dem Ausschuß die Entscheidung und die volle Verantwortung dafür. Man beschloß alsdann, daß dem Ausschußprotokoll beigefügt werde die französische Note über die militärische Besetzung der Rheinlande und das gestern überreichte Memorandum.
Das WTB meldet hierzu aus Versailles noch folgende Einzelheiten:
WTB Versailles, 30. Juli. Vor dem Friedensausschuß der Kammer erschien gestern nachmittag Ministerpräsident Clemenceau, begleitet von André Tardieu. Sie überreichten dem Ausschuß eine Memorandum als Antwort auf den zweiten Fragebogen, das linke Rheinuser betressend. Der Inhalt rief eine äußerst länge und lebhafte Debatte hervor, in deren Verlauf Clemenceau und Tardieu wiederholt das Wort ergriffen. Clemenceau sagte, am 27. Februar habe die französische Regierung dem Fünserrat eine Denkschrift überreicht, worin die Notwendigkeit, die Rheinbrückenköpfe zu besetzen. im Interesse der Sicherheit Frankreichs verlangt worden sei. Die Verbandsmächte hätten darauf Mitte März geantwortet, und von diesem Tage an habe man die Sicherheiten festgelegt, die in den militärischen Friedensklauseln enthalten seien. Dazu sei die Militärkonvention getreten, die weder, was das Material noch was die Mannschaften anbetresse, im Falle, daß sie in Erscheinung trete, begrenzt sei. Der Vertrag erlaube Frankreich nicht, einzuschlafen. Der Friede, der abgeschlossen worden sei, sei zwar eine paix de vigilance, aber doch ein wirklicher Friede, der es Frankreich gestatt:, wieder aufzuatmen, sich wieder zu erheben und in großem Umfange die militärischen Lasten zu vermindern. Clemenceau soll weiter auf die Sicherheiten hingewiesen haben, welche die Existenz Polens und der Tschecho=Slowakai Frankreich biete. Die englisch=amerikanische Allianz sei mehr wert als die Brückenköpf:. Selbst wenn die Armeen der Verbandsmächte, was sehr wohl möglich sei, stark vermindert würden, würden sie immer noch stärker sein als die, die 1914 vorhanden gewesen seien. Der Krieg habe bewiesen, daß man eine friedliche Nation rasch in eine bewaffnete umwandeln könne, er habe aber auch ferner gezeigt, daß England und Amerika Frankreich und Belgien nicht von Deutschland, das heißt Germanien, überrennen lassen würden. Uebrigens sei dieser Krieg eine Lehre, die niemals vergessen werden würde.
Clemenceau lobt die Allianz und— liebt die Brückenköpse. Was die Stenographen nicht niederschrieben, scheint uns das Wichtigste in der Aussprache gewesen zu sein.
Die militärische Besetzung Rheinlands.
DZB Berlin, 31. Juli. Auf die deutschen Forderungen wegen Ausführung des Abkommens über die militärische Besetzung der rheinischen Gebiete hat der Verband zum Teil entgegenkommend geantwortet. Die Angelegenheit wird morgen zwischen den beteiligten Regierungen, dem Vorsitzenden der deutschen Kommission und dem parlamentarischen Beirat des Reichskommissars für die besetzten rheinischen Gebiete besprochen. Die Verhandlungen werden in Versailles fortgesetzt.
Annahme der Verfassung.
Der Artikel 18.
Weimar, 31. Juli. Die Nationalversamm lung hat heute den Artikel 18 der Reichsverfassung, der die Neu= und Umbildung der Länder regelt, in dritter Lesung in der gestern mitgeteilten Kompromißfassung gegen die Stimmen der Deutschen Volkspartei und der Deutsch=nationalen angenommen.(Hiernach kann über die Rhein lande nach zwei Jahren abgestimmt werden. Es muß eine Dreifünftel=Mehrheit der abgegebenen Stimmen zugunsten der Abtrennung bei Beteiligung von mindestens der Hälfte der stimmberechtigten Wähler vorhanden sein.)
Die Nationalversammlung nahm abends in namentlicher Abstimmung die Verfassungsvorlage mit 202 gegen 75 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung an.
Nach der Abstimmung ergriff der Ministerpräsident Bauer das Wort zu folgender Ansprache:
Durch die gegenwärtige Abstimmung haben Sie das Versassungswerk der deutschen Republik abgeschlossen. Sie ist die Geburtsurkunde des neuen Staatswesens. Eine neue Zeit beginnt. Möge sie auch eine bessere sein. Heute sitzen wir zum ersten Male wieder auf festem Boden nach einem fünfjährigen Marsche durch ein Meer von Blut und Entbehrung.
Zusammen müssen wir das neue Staatsleben beginnen. Wir sind Landsleute, Blutsverwandte, Deutsche. Wir stehen in einer unlösbaren Schicksalsgemeinschaft. Wir können gar nicht auseinander, selbst wenn wir wollten. Heute haben Sie in voller Freiheit einen neuen Vertrag geschlossen. Aus der Hand des Volkes haben Sie Ihr Mandat erhalten. In seine Hände legen Sie nun das politische Gesetzbuch der Republik.
Mein und Ihrer aller Wunsch wird es sein, daß es die Belagerungszustandes. Grundlage aller für den Aufstieg sein möge. Ich glaube an Deutschland. Wir alle müssen an seinen unvergänglichen Stern glauben, sonst hätten Sie es nicht unternehmen können, in diesen Tagen des Zusammenbruchs an das Versassungs
werk heranzutreten.
In diesem Augenblick steigt die Fahne der neuen Republik am Maste dieses Hauses empor. Wie unter der neuen Fahne gearbeitet werden wird, darauf kommt es an. Wir alle müssen die Fahnenträger der Zukunft sein. Das Hissen der Fahne muß mehr sein als ein symbolischer Akt.
* Köln, 1. Aug. Eine Umbildung der staatlichen Pollzei wird von der Regierung angestrebt. Nach einer uns aus Berlin zugehenden Meldung ist eine vollständige Reform des Sicherheitsdienstes vorgesehen. Diesen Dienst soll künftig eine Hilfspolizeimannschaft versehen, die hauptsächlich aus früheren jungen Unteroffizieren zusammengestellt ist. Die jetzige Schutzmannschaft wird in ihrer jetzigen Form ausgelöst und soll nur noch für den Innendienst Verwendung finden. Die bisherige Schutzmannschaft, die zukünftig öffentlich nur als Verkehrspolizei in die Erscheinung treten wird, legt ihre Uniform ab und behält als Wasse nur den Gummiknüttel. Die Hilfspolizeitruppe, die sich vornehmlich aus Unteroffizieren des früheren Frontdienstes zusammensetzen wird, wird mit ihren Familien kaserniert und in den Kasernen in steter Bereitschaft gehalten, so daß sie auf jeden Alarm sofort zur Stelle sein kann. Neben den Kasernen werden auch stark belegte Polizeiwachen eingerichtet. dum Kampf gegen, das Verbrechertum wird diese Hilfspolizei mit scharsen Waffen ausgerüstet sein. Für die Reform ist die Genehmigung der Entente erforderlich, da hier militärische Gesichtspunkte mitspielen.
daß für Ausländer vorläufig keine Aussichten vorhanden sind. Augenblicklich sind über 100 deutsche Kaufleute, die während des Krieges in Niederländisch=Indien ihre Stellung aufgeben mußten, nach Holland und Deutschland unterwegs.
IP Amsterdam, 1. August. Die Holland=AmerikaLinie kann augenblicklich keine Dampfer ausfahren lassen weil das Schiffahrtspersonal wegen der Beköstigung und Löhne Forderungen gestellt hatte, die die Direktion ablehnte.
17A Bern, 30. Juli.(K..) Heute vormittag sind 400 Verwundete und kranke deutsche Kriegsgesangene aus Frankreich angekommen und gleich nach Konstan; weitergefahren.
TU Basel, 1. August. Petit Journal meldet aus Paris: Am Dienstag erklärte im Kammerausschuß der frühere Ministerpräsident Painlevé, daß Frankreich 1916—17 im Prinzip zu Friedensverhandlungen bereit gewesen wäre, wenn Deutschland sich zur Annahme der Forderungen der Alliierten bereit erklärt hätte, daß dies aber nach dem Stande der militärischen Lage ausgeschlossen gewesen wäre. Weder die belgische, noch die elsaß=lothringische Frage sei damals im Sinne Frankreichs zu lösen gewesen.
IP Stockholm, 1. August. Bei der Explosion und dem Brande der Putiloffwerke sind 200 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Verwundeten ist sehr groß. Die Fabrik kann jetzt nur noch 12.000 Arbeiter beschäftigen, während im Mai dort noch 41000 Arbeiter arbeiteten.
IP Helsingfors, 1. August. Ein Eisenbahnzug, der zwischen Moskau und Kiew Munition und Bolschewisten beförderte, explodierte und flog in die Luft. 200 Soldaten kamen ums Leben. Der Anschlag wurde von Antibolschewisten ausgeführt. Von diesen ist ein Teil verhaftet worden.
* Paris, 1. August. Die schnelle Steigerung der Lebensmittelpreise in Paris ist auf den Streik der Hafenarbeiter in Le Havre zurückzuführen, da die amerikanischen Lebensmittelschiffe infolge Ueberfüllung aller Häfen ihre Ladungen nicht löschen können. Teilweise bringen die Dampfer ihre Ladungen nach anderen Ländern oder kehren wieder nach Amerika zurück.
ITA Paris, 1. August. In hiesigen gut informierten politischen Kreisen wird behauptet, daß Poincaré die Absicht habe, mit der Tradition vergangener Jahre zu brechen und seine politische Tätigkeit nach Ablauf seiner Präsidentschaft fortzusetzen und sich als Kandidat des Senats für das Maasdepartement aufstellen zu lassen.
ITA London, 1. August. Times melden, daß der Exkaiser Karl an die Regierung Deutsch=Oesterreich das Ersuchen gestellt habe, ihm die Erlaubnis zur Rückkehr nach Oesterreich zu erteilen.
* London, 1. August. Afghanische Soldaten haben die Stadt Amu in Brand gesteckt.
ITA Moskau, 1. August. Weitere Einzelheiten über das große Eisenbahnunglück an der Bahnstrecke Moskau=Kiew ergeben, daß über 1000 Personen umgekommen sind, davon 600 durch Verbrennen. Banditen sollen durch Fortnehmen von Eisenbahnschienen das Unglück verursacht haben.
ITA Belgrad, 1. August. Man meldet, daß König Peter die Absicht habe, zu Gunsten des Prinzen Alexander abzudanken und sich in ein Kloster in der Nähe von Semendria zurückzuziehen.
ITA Konstantinopel, 1. August. Ein russisches Munitionslager mit 40—50 Tonnen Dynamit explodierte in der Nähe von Trapezunt und verursachte großen Schaden. Man vermutet, daß Bolschewisten oder Jungtürken die Explosion verursacht haben.
IP New=York, 1. Aug. Der Times=Korrespondent telegraphierte nach London, daß Verhandlungen deutscher Bankagenten mit amerikanischen Finanzleuten, einen Kredit von mehr als 1 Milliarde Dollar zu bewilligen, stattgefunden haben. Die Verhandlungen sollen zu einem Ergebnis geführt haben.
IP Washington, 1. August. Bei den gestrigen Negerkämpfen gab es im ganzen Lande 52 Tote und 918 Verwundete. In Chikago ist der Verkehr in der Stadt eingeschränkt worden. Der Bürgermeister verbot dem Militär einzuschreiten, weil dadurch die Lage verschlimmert werden würde.
Neue Generastreikbewegung im Industriegebiet.
* Düsseldorf, 30. Juli. Heute morgen ist die Belegschaft des Schachts Diergardt in den Streik getreten. Als Grund wird das Ultimatum angegeben, das von den Kommunisten und Unabhängigen Rheinlands und Westfalens an den Kommandeur des 7. Armeekorps Münster, sowie an den Reichskommissar Severing gerichtet ist, worin die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen gefordert wird. Das Ultimatum war heute abgelaufen. In Massenflugblättern werden alle Arbeiter aufgefordert, in den Generalstreik zu treten, bis die Forderungen erfüllt sind: Freilassung der politischen Gefangenen und Aufhebung des
Zur Verlegung der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte
schreibt man uns: Im bayerischen Landtage ist die Frage der Verlegung der in Berlin ansässigen Reichsversicherungsanstalt für Angestellte erörtert worden. Dabei hat es der Ministerpräsident als einen groben Unfug bezeichnet, daß eine solche Verlegung einer Behörde gleichsam öffentlich meistbietend ausgeboten würde. Die Auffassung hat in den Kreisen der Angestellten überrascht. Es ist richtig, daß die ersten Anregungen zu einer Verlegung der Anstalt aus Payern gekommen sind. Da es sich aber um eine Frage handelt, bei der die Interessen der gesamten deutschen Privatangestellten in Betracht kommen, ist es nur begreiflich und durchaus berechtigt, wenn man vor einer Entscheidung über ein Angebot aus Bayern auch Angebote aus anderen Bundesstaaten und von einzelnen Gemeinden in Betracht zieht. Die Reichsversicherungsanstalt besitzt in Berlin=Wilmersdorf für den Neubau ihres Dienstgebäudes ein Grundstück im Werte von—4 Millionen Mark. Diese Summe könnte erspart werden und der Versorgung der Angestellten zugute kommen, wenn in einem andern Orte ein Bauplatz kostenfrei zur Verfügung gestellt würde. Selbstverständlich muß derjenige Staat oder diejenig: Stadt, die die Anstalt in ihrem Gebiet aufnehmen will, auch die Kosten der Verlegung tragen, die sich auf etwa 3 Millionen belaufen dürften. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Anstalt über etwa 2800 Angestellte verfügt, von denen ein großer Teil Familie besitzt. Daß eine Verlegung der Anstalt nur in Frage kommen kann, wenn die Angestelltenversicherung dadurch einen Vorteil hätte, ist selbstverständlich. Denn es ist nicht zu verkennen, daß einer Verlegung auch sehr erhebliche Bedenken entgegen ständen. Selbst bei sorgfältigster Vorbereitung des Umzuges wäre damit zu rechnen, daß der Betrieb der Anstalt mehrere Wochen vollständig ruhen würde.
Zeite Neneschen.
Einstellung des Luftposiverkehrs wegen BetriebstoffMangels.
* Berlin, 31. Juli. Der gesamte Luftpostverkehr wird wegen Mangels an Betriebsstoff heute mittag 1 Uhr eingestellt.
Die Postverbindung Frankreichs mit Deutschland.
TU Paris, 1. August. Die Postverbindung mit Deutschland wird mit dem 1. August für Handeisschiffe, Kataloge und Warenproben wieder aufgenommen, während Privatkorrespondenzen nur auf Postkarten zulässig sind.
17A Köln, 1. August. Nach der K. Z. hat General Allenby nach englischen Blättermeldungen den griechischen diplomatischen Agenten in Kairo benachrichtigt, daß GroßBritannien sich entschlossen habe, die Insel Cypern Griechenland zu übergeben.
* Hamburg, 31. Juli. Mit dem heutigen Tage ist, wie das Hamburger Telegraphenamt mitteilt, der Telegrammverkehr mit England wieder zugelassen. Die Wortgebühr beträgt 65 Pfennig(früher 15 Pfennig).
DZB Berlin, 30. Juli. In den Siemens=Schuckert= werken nahmen die Ausständischen die Arbeit heute morgen wieder auf.
TU Weimar, 1. August. Die Reichsregierung wird am Freitag nach Berlin zurückkehren.
IP Rosenheim, 1. August.(Frankf. Ztg.) Die
katostrophalen Hagelschäden im Bezirk Rosenheim beziffern sich auf—8 Millionen Mark. Es wurden allein über 2,1 Millionen Dachziegel zertrümmert. Sämtlihe Dachplattenvorräte des Bezirks wurden beschlagnahmt.
II' Amsterdam, 1. August. Ueber 400 holländische Reserveoffiziere bewerben sich z. Z. um staatliche und private Stellungen in Niederländisch=Indien, so
Ein verunglückter Putsch.
ITA Düsseldorf, 1. August. Mit kräftiger Hand haben der militärische Befehlskommissar und der Reichskommissar im Industriegebiet vor einigen Wochen in die Nester der Kommunisten gegriffen. Eine Reihe der Führer und Wühler wurden in Schutzhaft genommen, um einer neuen Arbeiterbewegung entgegenzutreten und vor allem eine ununterbrochene Kohlenförderung zu sichern. Zu den Betroffenen gehört auch der Remscheider Abgeordnete der Nationalversammlung Braß, der vor wenigen Tagen in der Nationalversammlung ein Ultimatum mit Generalstreik verkündete für den Fall, daß alle in Schutzhaft genommenen Kommunisten und Unabhängigen nicht sofort freigelassen würden. Braß war selbst nur wenige Tage in Schutzhaft geblieben. Die Mehrheit der Nationalversammlung verhielt sich ablehnend gegen das Ansinnen des Herrn Braß. Ebenso und noch deutlicher die Arbeiterschaft im Ruhrgebiet. Von einem Generalstreik ist nirgendwo die Rede. Vereinzelte kleinere örtliche Ausstände haben gar keine Bedeutung für das gesamte Gebiet. Der von Braß und Genossen eingeleitete Putsch ist diesmal sofort in sich selbst zusammengebrochen. Selbst die Beziksleitung der Unabhängigen am Niederrhein erhebt jetzt gegen das Vorgehen bezüglich des Ultimatums entschieden Einspruch.
1000 Milliarden.
TU Genf, 1. Aug. In einer der letzten Sitzungen des Friedensausschusses der französischen Kammer berechnete Finanzminister Klotz die gesamte Entschädigungssumme Deutschlands an den Verband auf 1000 Milliarden. Da eine solche Summe nur ratenweise abgezahlt werden könne und mit 5 Prozent zu verzinsen sei, würde Deutschland 75 Jahre an diesen 1000 Milliarden Mk. Schulden zu zahlen haben. Die Alliierten seien überzeugt, daß kein Land eine solche Summe aufbringen könne. Die Ziffer, die wirklich verlangt werde könne inmitten der gegenwärtigen Steigerung aller Preise nicht abgeschätzt werden. Man will sie am 1. Mai 1921 festsetzen.
Eine Hitzewelle in Nordamerika.
DZB Amsterdam, 31. Juli. Laut„Allgemeen Handelsblad“ meldet der Telegraph aus New York, daß die östlichen Staaten von Nordamerika von einer furchtbaren Hitzewelle heimgesucht werden, die bis zu 100 Grad Fahrenheit im Schatten zeigt.
Künstlerbrett!(Kölner Hof) Astreian arnaf.
Spezialitäten. Sonn= u. Feiertags 2 Vorstellungen 4 u. 2 Uhr.