Nr. 9630

Bebenundmwonzigster

Jahrgang.

Expedition 6c.

kernruf Redaction 566,(367 Berliner Diensfy).

Postscheck-Konto Ntr. 18672.

Druck und Verlag von Hermann Neusser in Bonn.

Donnerstag, I. Mlärz 1917

Verantwertlich für den nachrichtlichen, örtlichen und unterhaltenden Teil: Peter Nleusser, für den Anzeigen- und Reklameteil: Peter Cescrinler.

Gelchäftshaus: Bahnhofftraße 12 in Bonn.

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TPriegs-Jahrestag-Kalender. o000000

** 1. März 1916.=

franzölischer TruppentransportdampferLa Provence wurde verlenkt. Im Weiten kand arke Brtllerietätigkent statt.

Dänemark und die Lebensmittelversorgung Englands

Russische Höhenstellungen in den Wald­karpathen genommen.

Starker itatienischer Angriff im Cernabogen verlultreich zusammengebrochen.

* Großes Hauptquartior, 28. Febr.(Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz.

Englische Erkundungsvorstöße gegen einige Stellen der Artois=Front wurden abgewiesen.

Im Ancre=Gebiet verliefen Infanteriegefechte im Vor­seld unserer Stellungen nach Absicht der Führung.

Westlich von Bailly au der Aisne wurde eine unserer Flußsicherungen von den Franzosen überrumpelt, durch Gegenstoß kam die Postenstellung und die bereits gefan­gene Besatzung wieder in unsere Hand.

Auf dem linken Maasufer scheiterten französische Teil­angriffe, die nach starkem Feuer nachts gegen unsere Gräben nordöstlich von Avocourt vorbrachen.

Westlich von Markirch(Vogesen) schlugen Unternehmun­gen von vier französischen Aufklärungsabteilungen fehl.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Fronk des Generaffeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern.

Die Lage ist unverändert.

Iront des Generalobersten Erzherzog Joseph.

Beiderseits der Valeputna=Straße im Südteil der Wald­karpathen brachte ein gut vorbereiteter, forsch durchgeführ­ter Angriff unsere Truppen in Besitz mehrerer russischer Höhenstellungen. Zwölf Offiziere, über 1300 Mann wur­den gefangen, elf Maschinengewehre und neun Minen­werfer erbeutet. Die genommene Linie wurde gegen meh­rere nächtliche Gegenangriffe gehalten.

Ein südlich der Straße gelegener Stützpunkt der Russen ist nach Zerstörung seiner Anlagen wegen für uns ungün­stiger Lage ohne feindliche Einwirkung wieder geräumt vorden.

Fronk des Generalfeldmarschalls von Mackensen

Richts Neues.

Mazedonische Fronk.

Im Cerna=Bogen griffen die Italiener die von uns am 12. 2. gewonnenen Höhenstellungen östlich von Paralovo nach ausgiebiger Feuervorbereitung mit starken Kräften an. Der Angriff brach verlustreich zusammen; kein Fuß breit Boden ging uns verloren.

Der Erste General=Quartiermeister: Ludendorf.f.

Wilson in Erwartung derokkenbaren Tat.

Keine Schonung der amerikanischen Schiffahrt.

Zur Ankunft des amerikanischenProbeschiffes" in Bor­deaux wird uns von unserem Marinemitarbeiter ge­schrieben:

Daß es dem amerikanischen DampferOrleans, einem der beiden in die Gefahrenzone entsandten amerikanischen Versuchsschiffe, gelungen ist, Europa glücklich zu erreichen, kann uns nur freuen, denn wir haben nicht das geringste Interesse daran, unsererseits einen Konfliktsfall mit den Vereinigten Staaten zu schaffen. Wir können uns auch selbst dann noch darüber freuen, wenn man auf englischer oder amerikanischer Seite den Versuch machen sollte, aus dem gelungenen Experiment den Schluß zu ziehen, daß die deutsche Seesperre keine so vollkommene ist, wie sie von uns beabsichtigt wurde. Wir selbst wissen nur zu gut, daß es sich bei der glücklichen Ankunft derOrleans nur um einen glücklichen Zufall handelt, der bei unserer Sperrge­bietserklärung vorausgesehen werden mußte. England blockiert" die deutschen Gewässer bekanntlich seit zwei Jah­ren, aber trotzdem hat schon mancher wackere Blockade­brecher duech die englische Sperre hindurch den Weg in die offene See gefunden. Mit derartigen Zufällen müssen wir auch in Zukunft rechnen; der Prozentsatz der unbeschädigt durchschlüpfenden Schiffe wird jedoch dank der Wachsamkeit unserer braven Tauchboote stets ein so geringer sein, daß er für unseren Zweck, England von seiner Zufuhr abzu­schneiden, überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Außerdem muß auch bei dieser Gelegenheit wieder betont werden, daß das Versenken feindlicher oder neutraler Schiffe über­haupt nicht das eigentliche Ziel unseres=Bootkrieges ist. Dies ist vielmehr einzig und allein auf die Unterbindung des Handels mit England gerichtet, und daß dieser Zweck erreicht wird, und zum großen Teil schon erreicht ist, hat erst vor wenigen Tagen Lloyd George mit anerkennens­wertem Freimut zugegeben.

Zu bedauern wäre es von unserem Standpunkt aus nur, wenn die glückliche Ankunft derOrleans zu der irri­gen Auffasssung Anlaß geben könne, als ob unsere Unterseebootskommandanten den Auftrag hätten, amerikanische Schiffe besonders zu scho­nen. Das wäre bedauerlich, weil die beiden nach Borde­aux entsandten amerikanischen Schiffe dann vielleicht bald Nachahmer finden könnten, wodurch zweifellos Opfer an Menschenleben gefordert würden, an deren Vernichtung wir nicht das geringste Interesse haben. Denn die deutsche Sperrgebietserklärung gilt mit absoluter Un­beschränktheit wie unseren Feinden und allen Neu­tralen gegenüber auch; on gegenüber,

was nicht nachdrücklich ge werden kann. Beson­

derer Nachdruck muß aber uuf diese Versicherung deshalb gelegt werden, weil zur selben Stunde, wo dieOrleans auf der Reede von Pouillac eintraf, Präsident Wilson in der vereinigten Sitzung des amerikanischen Kongresses eine Rede hielt, aus der hervorzugehen scheint, daß sich Wilson über die Unerschütterlichkeit des deutschen Willens noch in einem gewissen Zweifel befindet. Aus Andeutungen und Anzeichen der deutschen Presse gewinnt er den Eindruck, daß, wenn amerikanische Schiffe geschont würden, dies nur durch einen glücklichen Zufall geschehe.

Diesen Eindruck mit allen Mitteln zu bestärken, muß die Aufgabe aller derer sein, die in der ungestörten Durch­führung des bare Ppiu.

Reichstag.

Erklärungen des Staatssekretärs Zimmermann.

In der gestrigen Sitzung des Reichstags, in der auch der Kanzler wieder zugegen war, nahm der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Dr. Zimmermann, das Wort zu folgenden Erklärungen: In der Tat haben zwi­schen uns und Dänemark Verhandlungen stattgefunden. Sie sind durch eine Indiskretion der dänischen Presse vorzeitig bekannt geworden. Ueber den genauen Inhalt kann ich hier nichts mitteilen. Soviel aber kann ich sagen, daß die Abrede, falls sie überhaupt zur Ausfüh­rung kommen sollte, unsern wirtschaftlichen und militäri­schen Interessen nach dem übereinstimmenden Urteil aller in Betracht kommenden Ressorts durchaus Rechnung trägt, da sie sich auf eine beschränkte Menge von Lebensmitteln bezieht. Man braucht daher nicht zu befürchten, daß diese Abrede unsre Handelssperre gegen England irgendwie durchlöchern könnte.(Beifall.) Der Angelegenheit unsre Verhandlungen mit Amerika liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Am 8. Februar erhielten wir durch Vermitt­lung des schweizerischen Bundesrats ein Telegramm des Schweizer Gesandten in Washington, der nach Abbruch der Beziehungen mit den Vereinigten Staaten dort unsre Interessen vertritt. Das Telegramm hatte folgenden Inhalt: In Amerika sei der Wunsch vorhanden, den Krieg zu vermeiden. Falls die deutsche Regierung Geneigtheit zeigen würde, über die Blockade mit der Union zu ver­handeln, sei er, der schweizerische Gesandte, gern bereit, die Sache weiter zu betreiben. Alle Redner haben gestern zum Ausdruck gebracht, daß der Abbruch der Beziehungen mit den Vereinigten Staaten zu bedauern sei; zweifellos wäre noch mehr zu bedauern, wenn es mit Amerika zum Kriege käme. Zwischen beiden Ländern bestehen alte freundschaftliche Beziehungen, politische Gegensätze zwischen den beiden Ländern gibt es nicht. Wirtschaftlich sind sie mehr oder weniger aufeinander angewiesen, ja man kann sagen, sie sollten wirtschaftliche Bundesgenossen sein. Es ist dahor begreiflich, daß die Regierung es sich angelegen sein ließ, alles zu vermeiden, was den Konflikt verschärfen und was etwa den Krieg mit Amerika herbeiführen könnte. Aus diesen Erwägungen heraus haben wir die Anregung geprüft. Wir waren von vornherein der Ueberzeugung, daß durch ein Entgegenkommen von uns der-Bookkrieg auf keinen Fall irgendwie eingeschränkt werden dürfte. (Beifall.) Selbstverständlich kann unser Wunsch, uns mit Amerika zu verständigen, nur so weit in Erfüllung gehen, daß wir nicht in Konflikt geraten mit unsrer Handels­sperre, die gegen unsre Feinde aufrechtzuerhalten wir unter allen Umständen fest entschlossen sind.(Lebhafter Bei­fall.) Wir haben uns erst nach langen Erwägungen zur Anwendung unsrer schärfsten Waffe entschlossen. Sie ken­nen den Verlauf unsrer Verhandlungen mit Amerika, unser ehrliches und ernstgemeintes Friedensangebot und die höhnische Zurückweisung durch unsre Feinde. Unserm Ver­söhnungsversuch haben die Gegner ihren Vernichtungs­willen entgegengesetzt, und so blieb uns nichts andres übrig, als zur letzten und besten Waffe zu greifen.(Zustim­mung.) Nachdem wir uns dazu entschlossen haben, gibt es selbstverständlich kein Zurück mehr.(Beifall.) Wir bedau­ern, daß die Neutralen darunter zu leiden haben, aber das hilft nichts. Aus diesen Erwägungen heraus habe ich mit in meiner

Antwort an Amerika

darauf beschränkt zu sagen, Deutschland sei nach wie vor zu Verhandlungen mit Amerika bereit unter der Voraus­setzung, daß die Handelssperre gegen unsre Feinde nicht beeinträchtigt werde. Wir haben lediglich unsre Bereit­willigkeit angedeutet, über die Freigabe von Personen­schiffen in nähere Verhandlungen mit Amerika einzutre­ten. Der schweizerische Gesandte in Washington hat unsre Mitteilungen weitergegeben und hat darauf eine sehr höf­lich gehaltene

Note von Herrn Lansing

bekommen. Lansing sagt, er sei vom Präsidenten Wilson beauftragt worden zu sagen, daß die Regierung der Ver­einigten Staaten sehr gern bereit wäre, mit Deutschland zu verhandeln, wenn Deutschland seinen Entschluß vom 31. Januar widerrufe.(Lachen.) Davon konnte natür­lich keine Rede sein, und damit waren die Verhandlungen, bevor sie überhaupt eigentlich begonnen hatten, als ge­scheitert zu betrachten.(Sehr richtig!)

Der Abgeordnete Schiffer hat seinem Bedauern Aus­druck gegeben über den Unfall, der holländischen Dampfern zugestoßen ist. Ich schließe mich namens der kaiserlichen Regierung diesem Bedauern an.(Beifall.) Es ist unsrer­seits nichts versäumt worden, um diesem Unfall vorzu­

Handelsmarine so wertvolle Schiffe verloren hat. Aber dieser Vorfall beweist, wie gefährlich eir Befahren der Sperrgebiets ist. Ich möchte nochmals dem Wunsch Aus­druck leihen, die neutrale Schiffahrt möge derartige Fahr­ten aufgeben, sie möge ihre Schiffe auflegen. Sie wird dadurch ihren eignen Interessen dienen und würde auch namentlich dazu beitragen, daß das ersehnte Ziel der Frei­heit der Meere schnell erreicht wird.(Lebhafter Beifall.) Im übrigen kamen aus dem Hause zunächst der Vertreter der nationalliberalen Partei Schifser(Magdeburg) eingehend zu Wort, der die Ueberzeugung aussprach, daß in der Frage der Kriegsziele sich das Volk sicherlich in viel größerem Umfange zusammenfinde, wenn es an die praktischen Erwägungen gehe, als jetzt bei der theoretischen Auseinandersetzung. Wir würden uns auch schließlich ohne Kriegsentschädigung behaupten können. Gegen die Annektion von Geld werde auch Lede­bour nichts einzuwenden haben.(Große Heiterkeit.) Zur Paritätsforderung des Abg. Dr. Spahn er­klärte Redner namens seiner Partei, bei der Besetzung der Aeinter dürfe das Bekenntnis überhaupt keine Rolle spie­len. Dem Tüchtigen müsse ohne Ansehen der Person und der Konfession der Weg geebnet sein. DerAbg. Spahn habe das Beispiel des Freiherrn von Hüne angeführt, der aus­gesprochen habe: Als Vorspann will man uns ge­brauchen, aber auf den Bock läßt man uns nicht. Es scheine, als ob das Zentrum seine traditionelle Gutmütig­keit in dieser Richtung jetzt nicht mehr handhaben werde. Es würde die Regierung vor die Frage gestellt werden, ob sie das Zeutrum jeht auch auf den Bock läßt, oder ob sie sich seht einen anderen Vorspann sucht.

Nach dem Abg. Merkin von der Deutschen Fraktion, der der Meinung Ausdruck gab, daß wir gegenüber Ame­rika eine Engelsgeduld bewiesen hätten, hielt Lede­bour von der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft eine boshafte Rede, in der er seinen Genossen Scheide­mann als einen Wanderprediger bezeichnete und sorka­stisch dessen geheimnisvolle Erklärungen über das Ver­hältnis des Kanzlers zu den wirtschaftlichen Verbänden als ein secret de polichinelle bezeichnete und sich auch gegen unsere Monarchie und deren Familie Unverschämtheiten erlaubte, die ihm wiedrholte Ordnung eintrugen.

Sowohl Vizepräsident Dove wie auch Staatssekretär Dr. Helfferich kennzeichneten die Taktlosigkeit Ledebours. Die schärfste Abfuhr erlitt er jedoch durch den angepöbelten Scheidemann selbst, der unter der großen Heiterkeit des Hauses erklärte, schon Bebel habe gesagt, Ledebour sei der taktloseste Mensch, der ihm je zu Gesicht ge­kommen sei. Und die Bemerkung über dassecret de poli­chinelle" beantwortete Scheidemann in gemeinverständ­lichem Deutsch damit, der Abg. Ledebour sei eine An­torität auf dem Gebiete der politischen Hans­wurstiade.

Präsident Dr. Kaempf hat dieserhalb den Abg. Scheidemann sicherlich nur ungern zur Ordnung gerufen, denn er sagte hierbei: Was auch der Abg. Ledebour ge­sagt haben mag, einen solchen Ausdruck dürsen Sie nicht gebrauchen.

Ledebour zog sich dann den dritten Ordnungsruf zu, als er sich die Vemerkung am Schluß der Sitzung er­laubte: Als ich mich mit der Monarchie beschäftigte, for­derte das Objekt eine humoristische Behandlung heraus.

Obwohl Ledebours Auftreten bei uns in Deutschland wohl nur eine humoristische Wirkung haben wird, ist seine gestrige Rede gleichwohl bedauerlich, denn seine boshafte Kritik wird, wie Staatssekretär Dr. Helfferich aus­führte, trotz ihres schärfsten Gegensatzes zum Ernst der Zeit im feindlichen Auslande mißverstanden werden. Aber wenn auch das Ausland vielleicht dadurch zu einer irrigen Auffassung gelangen könne, an der Geschlossenheit im Innern werde der Abg. Ledebour nichts ändern können.

Ueber Ledebours Auftreten

drahtet uns ein Mitarbeiter noch folgendes: Ledebour hat das Wort. Nun wird es lebhaft. Zwar hebt der Redner mit einer gewissen Ruhe an, nach wenigen Sätzen aber ist die bei seinen Reden gewohnte Stimmung da. Jedes bekommt sein Teil, die Schutzhaft und die Polenpolitik, der Unter­seebootkrieg und die Monarchie, mit besonderer Liebe und Ausführlichkeit die ehemaligen Genossen von dersoziali­stisch=patriotischen Fraktion". Die Volksstimmung, der das Haus sich behaglich hingibt, als Ledebour dieadministra­tive Verschickung eines Abgeordneten nach Hinterpom­mern schildert, wird ernsthafter bei den Anklagen gegen die Schutzhaft. Selbst die Zwischenrufe bleiben zeitweilig aus, dann aber wird mehr und mehr die Rede zur Szene, in deren stürmischem Verlauf die Schar der Zwischenrufer den Redner ziellos von einem Gegenstand zum anderen wirft Ledebours Hände fuchteln, seine Stimme schlägt in die Höhe, er ist auf seine wirbelige Art Angreifer und Ver­teidiger nach allen Seiten zugleich. Zwei Ordnungsrufe sorgen für ein stilgerechtes Finale.

Staatssekretär Helfferich, der unruhig auf seinem Sitz rückt, steht auf, und erhebt mit Entrüstung Widerspruch gegen Entgleisungen Ledebours. Ein Hallo verursacht es, daß Scheidemann den Ledebour für eine Autorität auf dem Gebiete der politischen Hanswurstiade erklärt. Tumultarisch wird es als Ledebour dem Präsidenten entgegenhält, der humorvolle. Ton seiner Ausführungen über die Monarchte sei durch den Gegenstand bedingt. Mit dem dritten Ord­nungsruf für den Unverbesserlichen schließt die Sitzung. Man vertagt sich auf Donnerstag 12 Uhr.

gesonnen ist, sich durch Zugeständnisse irgend welcher Art an amerikanische Schiffe von der strikten Durchführung der Seesperre um England abhalten zu lassen. DieOffenbare Tat, von der Wilson hofft, daß sie bisher nicht stattfand und stattfinden werde, wird sich also nach wie vor am be­sten dadurch vermeiden lassen, daß die amerikanischen Schiffe das Sperrgebiet wie die anderen Neutralen ver­meiden. Kommt es dennoch zu deroffenbaren Tat, dann wird die Verantwortung nicht bei uns, sondern bei demjenigen liegen, der sie herausgefordert hat und dar: Amerika!

Der Laconia-Fall genügt nicht.

TU Rotterdam, 1. März. Der Rotterdamer Courant, berichtet: Dem Manchester Guardian zufolge nimmt man in bestinformierten amerikanischen Kreisen Londons an. der Laconia=Fall sei für Wilson nicht die abgewar­tete Gewalttat. Der Präsident wünsche ganz Amerika hinter sich zu haben und wenn er jetzt den Krieg erkläre, würde ein Teil der Amerikaner ihn tadeln, weil er den Krieg um ein englisches Schiff führen würde. Falls aber ein amerikanisches Schiff versenkt werden sollte, würde kein Pazifist oder Deutschenfreund epponieren.

-Bootkrieg und Friede.

Vernünktige Erwägungen aus englischer Feder.

TU Rotterdam, 1. März. New Statesman erfährt, sei durchaus keine törichte Erwartung Deutschlands, daß es England durch Abschneiden der Zufuhren zwingen wolle, über Frieden zu verhandeln, denn wenn die Zerstörung von Schiffen in dem Maße wie in den ersten Wochen anhalte, würden die Alliierten entweder schon in den nächsten Monaten vollständig gewinnen, oder Frie­den schließen müssen. Wir werden keinen Winter mehr abwarten, sagt New Statesman, und die deutsche Regie rung hat das Mittel des-Bookkrieges, das ihr eine günstige Aussicht bietet, mit Recht benutzt. Hat der U. Bootkrieg Erfolg, so hat die Einmischung Amerikas keinen Erfolg, weil die Verbindung über den Ozean dann tatsächlich gebrochen ist. Scheitert der=Bootkrieg, so ist der einzige Unterschied, daß Amerika sich am Frie­enskongreß beteiligt und daß keine Gruppe die deutsche Regierung beschuldigen kann, daß sie nicht alles versucht habe, um zu siegen. Es ist überhaupt schwer zu sagen, welche andere Politik die deutsche Regierung hätte wählen könne.

Regelmässiger Flugverkehr mit Hordamerika.

Eine Auslassung Jokkers.

TU Wien, 1. März. Einem Mitarbeiter des Fremden­blattes gewährte der erfolgreiche Flugzeug=Konstrukteur Fokker eine Unterredung, in der u. a. bemerkte: Ich bin vollkommen davon überzeugt, daß der Personenverkehr mit dem Flugzeug nach dem Kriege zu großer Bedeutung ge­langen wird. Es ist naheliegend, daß an einen regelmäßi­gen Flugverkehr mit Amerika gedacht werden kann, an eine Konkurrenz für den Ozeandampfer=Verkehr, wenn man bedenkt, daß Amerika in 11 bis 24 Tagen zu erreichen sein wird. Ich glaube, daß fünf Jahre nach dem Kriege der Luftverkehr mit Amerika tadellos funktioniert und als etwas ganz Selbstverständliches betrachtet wird.

beugen. Jedenfalls trifft die kaiserliche Regierung keine Schuld.(Zustimmung.) Die holländischen Reeder hatten den begreiflichen Wunsch, wertvolle Schiffe und wertvolle Ladungen aus englischen Häfen herauszubekommen. Man hatte ihnen zunächst den 10. Februar zur Verfügung ge­stellt. Die Schiffe waren aber noch nicht reisefertig. Für den 22. Februar wurde eine relative und für den 17. Marz eine absolute Sicherheit gewährt. Unsre Marine hat alles ihrige getan, um trotz unsern Hinweisen auf die nur rela­tive Sicherheit alle=Boote zu erreichen; das scheint offen­bar nicht gelungen zu sein, denn die Schiffe sind wohl von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden. Ein amt­licher Bericht darüber liegt allerdings noch nicht vor. Ich kann nur nochmals dem ausdrücklichen Bedauern der kai­serlichen Regierung Ausdruck geben, daß die holländische

Dänische Ausfuhr nach England?

TU Kopenhagen, 1! Wie die Blätter

melden, haben die Verhandlu###n wegen Wieder­

aufnahme der dänischen Lebensmittelausfuhr nach England mit dem Ergebnis geendet, daß die Ausfuhr sofort wieder beginnt. Vorgeltern bereits lind die ersten Dampfer nach llorwegen abgegangen, von wo die Ladungen weiter nach England verlandt werden.

(Siehe auch die amtliche Erklärung des Staatssekretärs Dr. Zimmermann im Reichstag.)

Knie zu zwingen. Schon die Vernichtung mehrerer Schiffe, auf denen Amerikaner an Bord waren, so die verschärften Unterseebootkrieges das unfehl­ Versenkung des DampfersAthos, bei dessen Untergang sehen, um den englischen Seehochmut in die am 17. ds. Mts. zwei amerikanische Missionäre ertrunken

sein sollen, endlich die Torpedierung der von Amerika kommendenLaconia an der irischen Küste, an deren Bord vermatlich abenfalls Amerikaner gewesen sein dürf­ten, alles dies beweist, daß der deutsche Admiralstab nicht

Petersburg im Kriegszustand.

TU Frankfurt a.., 1. März. Aus Stockholn meldet man der Frankf. Ztg.: Der Befehlshaber des Peters­burger Militärbezires General Habalow erklärte Peters­burg als im Kriegszustand befindlich und erließ eine be­sonders an die Arbeiter gerichtete Warnung vor Kund­gebungen. Bei der Eröffnung der Duma sei der Ober­befehlshaber ermächtigt, jederlei Unruhen oder Widerstank gegen die Staatsgewalt zu unterdrücken.

Die Wirkung des uneingeschränkten Tauchbootkrieges.

TU Genf, 1. März. Petit Parisien meldet: Die Seesperre des Mittelmeeres verhindert die Zufuhr des algerischen Oeles. Die Marseiller Firmen kündigten der­halb die Kontrakte dieser Oellieferungen an die bretonischen Oelsardinen=Konservenfabriken, welche deshalb die Schlie­ßung androhen. Dadurch wäre die Hälfte der Bevölke­rung der Bretagne arbeitslos.

TU Karlsruhe, 1. März. Bi; neue Züricher Zeie tung meldet aus Christiania, daß das deutsche Tauch­boot, welches, wie gemeldet, unweit Hammerfest gesunken ist, neun slark bewaffnete nach Romanon fahrende russische Dampfer versenkte, welche Rußland ir Südamerika angekauft hatte.

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Italiens Lage.

TU Wien, 1. März. Wie die Zeit aus Lugano meldet. liest man im Corriere della Sera, daß die zwei nächsten Monate zeigen werden, was der verschärfte deut­sche=Bootkrieg leisten kann und ob es gelingen wird, Italiens Wirtschaftsleben aufrecht zu erhalten oder nicht. Die italienische Regierung steht vor folgenschweren Entschließungen bezüglich der Er­nährungsfragen und der gesamten wirtschaftlichen Zukunft des Landes.

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* Bern, 28. Febr. Der Berichterstatter desMatin, der mit Fischern des Kanals eine Unterredung hatte, teilte mit, vor einigen Tagen sei eine ganze Fischerei­flottille von einem deutschen=Boot versenkt worden.

TU Kopenhagen, 26. Febr. Infolge der deutschen Sperre ist in Bergen eine bedeutende Anzahl von Schiffen angesammelt, deren gesamter Schiffs­raum sich auf 100 000 Tounen beläuft. In den allerlezten Tagen haben einige Schiffe den Hafen von Bergen ver­lassen mit Hollter ais anzedtichen Beitimmumngsort.