* Nr. 9573.

Redenondmmenzigster Jehrgang.

Fernrut Schselen

66.

566,(367 Berliner Diensh. Postscheck-Konto Nlr. 18672.

Druck und Verlag von Hermann Heusser in Bonn.

Dienstag,.Januar 1912

Verantwortlich für den nachrichtlichen, örtlichen und unterhaltenden Teil: Peter Neusser, für den Anzeigen- und Reklametell: Peter Cescrinler.

Geschäftshaus: Bahnhofftraße 12 In Bonn.

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Die Antwort auf unser Friedensangebot.

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Prlegs-Jahrestag-Kalender.

1. Januar 197..

soogendongn

Schwere rullische Angrikte an der Strypa schei­terten. Im IIlittelmeer wurde der englische PostdampferPerlia versenkt.

Mitzlingen englischer Angrikfe bei Armentières. Völkerrechtswidrige Verhaftung der Vierver­bands-Konluln in Saioniki durch die Franzolen.

Deutscher Tagesbericht.

* Großes Hauptquartier, 1. Januar.(Amtlich.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Keine besonderen Ereignisse.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Iront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern.

Südlich von Riga und bei Smorgon wurden starke rus­iche Jagdkommandos abgewiesen. Auf dem Nordufer des Pripjet bei Pinsk stürmten deutsche Reiter im Fußgefecht zwei Stützpunkte der Russen und brachten 1 Offizier und 35 Mann Gefangene ein.

Iront des Generalobersten Erzherzog Joseph.

Deutschen Jägern gelang in den Waldkarpathen die Sprengung eines feindlichen Blockhauses mit Besatzung. Zwischen Uz= und Putnatal nahmen deutsche und öster­reichisch=ungarische Bataillone mehrere Höhenstellungen im Sturme und wiesen heftige Gegenstöße der Rumänen und Russen zurück. Herestrau und Ungureni im Zaba­latale sind genommen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Im Nordteil der Großen Walachei ist der Russe erneut geworfen. Die 9. Armee hat den Feind in Stellungen halbwegs Rimnicu=Sarat und Fossani die Donauarmee in den Brückenkopf von Braila zurückgedrängt.

In der Dobrudscha engten die Erfolge deutscher und bulgarischer Truppen die russische Brückenkopfstellung östlich von Macin beträchtlich ein. Gestern wurden dort 1000 Gefangene gemacht, 4 Geschütze und 8 Maschinengewehre erbeutet. Im Mündungsgebiet der Donau machte die bulgarische Flußsicherung etwa 50 Russen nieder, die den St. Georg=Ar in Kähnen überschritten hatten. Mazedonische Fronk.

Nichts Wesentliches.

Der Erste General=Quartiermeister: Ludendorff.

Abend-Bericht.

* Berlin, 1. Jan. Abends.(WTB Amtlich.)

Nur an den rumänisch=russischen Fronten

(ebhafte Kampftätigkeit.

Den Biemer Bericht.

* Wien, 1. Jan. Amtlich wird verlautbart:

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Die in der rumänischen Ebene kämpfenden verbündeten Streitkräfte haben den Feind unter Nachhutkämpfen in seine vorbereiteten Stellungen südwestlich von Baila und halben Weges zwischen RimnicuSarat und Focsani zurückgedrängt. In den oberen Tälern der Za­bala, Naruja und Putna sind die österreichisch=ungarischen und deutschen Truppen des Feldmarschalleutnants v. Ruiz in fortschreitendem Angriff. Im Raume von Harja stürmten unsere Bataillone mehrere hintereinanderliegende Stellungen. Der Feind verteidigt jeden Fußbreit Bodens Weiter nördlich bei den k. und k. Streitkräften keine Er­eignisse von Belang.

Italienischer Kriegsschauplatz.

In der Sylvesternacht unterhielt die feindliche Artillerie zeitweise ein sehr lebhaftes Feuer gegen die Karsthoch­fläche.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs:

v. Höfer, Feldmarschalleutnant.

Die Antwort der Feinde auf unser Friedensangebot.

* Paris, 30. Dez.(Meldung der Agence Havas.) Die Antwort der Alliierten auf die Note der seindlichen Mächte betreffend den Vorschlag auf Eröffnung von Friedesverhandlungen ist heute abend dem Botschaftei der Vereinigten Staaten durch Ministerpräsident Briand im Namen der alliierten Regierungen von Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Montenegro,

Portugal, Rumänien, Rußland und Serbien übergeben volben, vereinigt zur Verteidigung der Freiheit der Völ­ker und treu der eingegangen Verpflichtung, nicht verein­zelt die Waffen niederzulegen. Sie haben beschlossen,

gemeinsam auf die angeblichen Friedensvorschläge zu intworten, die ihnen seitens der feindlichen Regierungen durch Vermittlung der Vereinigten Staaten, Spaniens, der Schweiz und der Niederlande übergeben worden sind.

Vor jeder Antwort halten sich die alliierten Mächte für verpflichtet, gegen die beiden wesentlichen Behauptungen der Note der feindlichen Staaten Einspruch zu erheben, welche auf die Alllierten die Verantwortung für den Krieg abwälzen wollen und die den Sieg der Zentralmächte ver­künden. Die Alliierten können diese doppelt unrichtige Behauptung nicht zulassen, die geeignet ist, jeden Verhand­lungsversuch zur Unfruchtbarkeit zu verurteilen. Die alli­kerten Nationen ertragen seit 30 Monaten einen Krieg, zu dessen Vermeidung sie alles getan haben. Sie haben durch Taten ihre Anhänglichkeit an den Frieden nachgewiesen. Diese Anhänglichkeit ist jetzt ebenso fest wie im Jahre 1914. Nachdem Deutschland seine Verpflichtungen ver­letzt hat, kann der von ihm gebrochene Friede nicht auf sein Wort gegründet werde. Eine Anregung ohne Be­dingungen für Eröffnung der Verhandlungen ist kein Friedensangebok. Dieser angebliche Vorschlag, der jeden greifbaren Inhaltes und jeder Genauigkeit entbehrend durch die kaiserliche Regierung in Umlauf gesetzt wurde, erscheint weniger als ein Friedensangebot denn als ein Kriegsmonöver. Er beruht auf der systematischen Ver­kennung des Charakters des Streites in der Vergangen­heit, in der Gegenwart und in der Zukunft.

Für die Vergangenheit übersieht die deutsche Note die Tatsachen, die Daten und die Zahlen, die feststellen, daß der Krieg gewollt. hervorgerufen und verwirklicht worden durch Deutschland und Oesterreich=Ungarn. Im Haag e es ein deutscher Vertreter, der jeden Vorschtag der Ab­

rüftung ablehnte; im Juli 1914 war es Oesterreich=Ungarn, das, nachdem es an Serbien ein beispielloses Ultimatum gerichtet hatte, diesem den Krieg erklärte, trotz der sofort erlangten Genugtuung. Die Mittelmächte haben darauf alle Versuche zurückgewiesen, die von der Entente gemacht wurden, um dem örtlichen Streite eine friedliche Lösung zu verschaffen. Das Konferenzangebot Englands, der fran­zösische Vorschlag eines internationalen Ausschusses, das Verlangen des Kaisers von Rußland nach einem Schieds­gericht(hier hat der uns übermittelte Text eine Lücke) All diese Anstrengungen wurden seitens Deutschlands ohne Antwort und ohne Folge gelassen. Belgien wurde durch ein Reich überfallen, das seine Neutralität gewähr­leistet hatte, und das sich nicht scheute, selbst zu erklären, daß VerträgeFetzen und Papier wären und daßNot kein Gebot kenat. Für die Gegenwart stützt sich das An­erbieten Deutschlands auf eine ausschließlich europä­ischeKriegskarte, die nur den äußeren und vor­übergehenden Schein der Lage und nicht die wirkliche Stärke der Gegner ausrdrückt. Ein Friede, der unter sol­chen Voraussetzungen geschlossen wird, würde einzig den Angreifern zum Vorteil gereichen, die geglaubt hatten, ihr Ziel in zwei Monaten erreichen zu können und nun nach zwei Jahren bemerkten, daß sie es niemals erreichen wer­den. Für die Zukunft verlangen die durch die Kriegser­klärung Deutschlands verursachten Verwüstungen, die zahl­reichen Attentate, die Deutschland und seine Verbündeten gegen die Kriegführenden und gegen die Neutralen verüb: haben, Sühne, Wiedergutmachungen und Bürgschaften (fanction, repanties).

Deutschland weicht listig dem Einen wie dem Anderen aus. In Wirklichkeit ist die durch die Zentralmächte ge­machte Eröffnung weiter nichts, als ein wohlberechneter Versuch, auf die Entwickelung des Krieges einzuwirken und zum Schlusse einen deutschen Frieden aufzunötigen. Sie beabsichtigt, die öffentliche Meinung in den alliierten Län­dern zu verwirren. Diese Meinung hat aber trotz aller Opfer schon mit bewunderswerter Festigkeit geantwortet und die Hohlheit der feindlichen Erklärung ins Licht gestellt. Sie will die öffentliche Meinung Deutschlands und seiner Verbündeten stärken, die schwer geprüft sind, schon durch ihre Verluste, zermürbt durch die wirtschaftliche Not und zusammengebrochen unter der äußersten Anstrengung, die von ihren Völkern verlangt wird. Sie sucht die öffentliche Meinung der neutralen Länder zu täuschen und einzu­schüchtern, die sich schon seit langem über die ursprüngliche Verantwortlichkeit ei Urteil gebildet hat, die sich über die gegenwärtige Verantwortung klar ist und die zu hell sieht, um die Pläne Deutschlands zu begünstigen, indem sie die Verteidigung der menschlichen Freiheiten preisgibt. Sie versucht endlich, vor den Augen der Welt im voraus die neuen Verbrechen des Unterseebootkrieges, die Beschleppuig von Arbeitern und die gewaltsame Aushe­bung von Staatsangehörigen gegen ihr eigenes Land, so­wie die Verletzung der Neutralität zu rechtfertigen.

In voller Erkenntnis der Schwere, aber auch der Nok­wendigkeiten der Stunde lehnen es die alliierten Regierun. gen, die unter sich eng verbunden und in voller Ueberein­stimmung mit ihren Völkern sind, ab, sich mit einem Vor­schlage ohne Aufrichtigkeit und ohne Bedeutung zu befas­sen. Sie versichern noch einmal, daß ein Friede nicht mög­lich ist, so lange sie nicht die Gewähr haben für Wiederher­stellung(Reparation) der verletzten Rechte und Freiheiten, für die Anerkennung des Grundgesetzes der Nationalitäten und der freien Existenz der kleinen Staaten, solange sie nicht sicher sind einer Regelung, die geeignet ist, endgiltig die Ursachen zu beseitigen, die seit langem die Völker bedroht haben, und die einzig wirklichen Bürgschaften für die Sicherung der Welt zu geben.

Die alliierten Mächte halten darauf, zum Schluß die folgenden Betrachtungen anzustellen, die die eigentümliche Lage hervorheben sollen, in der sich Belgien nach 24= jährigem Kriege befindet; Kraft der durch die fünf Groß­mächte Europas, unter denen sich auch Deutschland befand, unterzeichneten Verträge, erfreute sich Belgien vor dem Kriege einer besonderen Satzung, die sein Gebiet unver­letzlich machte und es selbst unter den Schutz dieser Groß­mächte bei europäischen Konflikten stellte. Gleichwohl hat Belgien in Mißachtung dieser Verträge den ersten Angriff Deutschlands über sich ergehen lassen müssen. Deshalb hält es die belgische Regierung für notwendig, genau den Zweck auseinanderzusetzen, weshalb Belgien niemals auf­gehört hat, in den Kampf an der Seite der Ententemächte für die Sache des Rechts und der Gerechtigkeit einzutreten. Belgien hat immer peinlich die Pflichten beobachtet, die ihm seine Neutralität auferlegte. Es hat zu den Waffen gegriffen, um seine Unabhängigkeit und seine Neutralität zu verteidigen, die durch Deutschland verletzt worden sind, und um seinen internationalen Verpflichtungen treu zu bleiben. Am 4. August hat der Reichskanzler im Reichstage aner­kannt, daß dieser Angriff ein Unrecht gegen das Völker­recht sei und hat sich im Namen Deutschlands verpflichtet, es wieder gut zu machen. Seit 21 Jahren hat sich diese Ungerechtigkeit grausam verschärft durch die Kriegsmaß­nahmen und eine Besetzung, welche die Hilfsmittel des Landes erschöpft, seine Industrien zu Grunde richtet, seine Städte und Dörfer zerstört und die Niedermetzelungen, die Hinrichtungen und die Einkerkerungen häuft. Und in dem Augenblick, in dem Deutschland zur Welt von Frieden und von Menschlichkeit spricht, führt es belgische Bürger zu Tausenden weg und bringt sie in Sklaverei. Belgien hat vor dem Kriege nur danach gestrebt in gutem Einverneh­men mit allen seinen Nachbarn zu leben. Sein König und seine Regierung habe nur ein Ziel: Die Wiederherstellung des Friedens und des Rechtes. Aber sie wollen nur einen Frieden haben, der ihrem Lande berechtigte Wiedergut­machungen(reparations) Garantien und Sicherheiten für die Zugeständnisse verbürgen würde.

(Bemerkung der Redaktion. Ein endgültiges Urteil über diese durch die Havas=Agentur übermittelte Note wird erst möglich sein, sobald der offiziekle Wortlaut hier überreicht worden ist.)

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Das Flickwerk der keindlichen Antwortnote.

TU Genf, 2. Jan. Die am Edne der Vorwoche aus der Kammerkommission für Auswärtiges in die Presse gelang­ten Inhaltsangaben enthlelten manche Einzekheit, die der vorliegende Text der Ententeantwort vermissen läßt. Die Belgien betreffenden Textabsätze wurden erst in allerletzter Stunde dem fertiggestellten Text angefügt, wit des Miulheckern

Dagegen konnte Rumänien keinerlei Sondererwäh­nung erreichen. Die auffälligste Lücke weist der Text in dem der Vorgeschichte des Krieges gewidmeten Teile auf. In einem einzigen Punkte stimmt der Text mit den Voran­schlägen überein, nämlich die durch das Jarenmanifest erledigte Orientfrage ließ die Entente unberührt. Während Ddie Note vorgibt, daß die jüngste Friedenskundgebung neu­traler Staaten das Ergebnis der auf Täuschung und Einschüchterung abzielenden deutschen Me­thoden sei, beweisen alle aus den neutralen Staa­ten vorliegenden Blätterstimmen, daß diese Verlegenheits­phrase jeder Grundlage entbehrt.

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Die Berliner Presse zur Antwort.

TU Berlin, 2. Jan. Die Berliner Morgenblätter be­fassen sich mit der Antwortnote auf das deutsche Friedensangebot und stellen einstimmig fest, daß die Note eine glatte Ablehnung der vorgeschlagene: Friedensverhandlung bedeute und nur auf den Schlacht= feld ern beantwortet werden kann.

Die Deutsche Tageszeitung führt aus: Faßt man den Sinn und die Absicht der Note ganz kurz zusam­men, so bedeutet sie, daß man Deutschland möglichst auch durch Druck seiner eigenen Verbündeten dazu bringen möchte, vor allem in der belgischen Frage nachzu­geben, um zu einem Frieden, wie er auch sein möge, zu gelangen. Welche Antwort auf die Note zu erteilen sei, sagt am kürzesten und trefflichsten Heinrich von Kleist in seinem Prinzen von Homburg: Mit Kettenkugeln schreibt die Antwort ihm.

Anderseits heißt es: Die Antwort des Zehnverbandes ist eine glatte Ablehung des Friedensangebots. Wir können ihr nur entnehmen, daß unsere Gegner nicht nur den Frieden nicht wollen, sondern daß sie au chjede Wieer­holung einer Anbahnung von Friedensverhandlungen von vornherein ummöglich machen.

Der Lokalanzeiger sagt: Die Antwort kann nur auf den Schlachtfeldern erteilt werden. Darin muß der Armeebefehl, mit dem der Kaiser unser Frie­detsangebot begleitete, zur Parole des neeun Jahres wer­den. Dieser Armeebefehl des Kaisers sei aber nicht nur die Parole für Heer und Flotte, sondern für das gesamte deutsche Volk. Die letzte Hand, die sich rühren kann, muß den Feind mitschlagen, muß unseren Feldgrauen, unseren Blaujacken zum Siege helfen. Es ist jetzt nicht mehr da­ran zu zweifeli, daß Hindenburgs Wort, es geht um Sein oder Nichtsein, zur Wahrheit wird.

Die Tägliche Rundschau erklärt: Die Antwort auf die Note der Ententemächte kann nur sein: Die Reihe fester schließen und alles daran setzen und opfern für unsere Ex¬i stenz und Ehre. Nun heißt es den Helm fester binden und entschlossen den letzten Kampf bestehen. Dies Friedens­gerede muß nun aufhören.

Die Vossische Zeitung schreibt: Auf diese höh­nische, mit der Aufwärmung alter und mit der Auftischung neuer Verleumdungen arbeitenden. Ablehnung unseres Vor­schlages ist nach unserer Auffassung für unsere Regierung und für usere Verbündeten jede Möglichkeit des weiteren Verhandels geschwunden. Auf diese brutale Zurückweisung jeder Verkürzung des Krieges im Sinne der Menschlichkeit darf es nur eine Antwort geben: Energischer Kompf, bis das kühle Eisen unserr Waffen die Friedenstemperatur un­serer Feinde wieder dem normalen Zustande nahegebracht haben wird.

Im Berliner Tageblatt heißt es: In der Nore der Ententemächte nach irgendwelchen Wendungen, die kein absolutes Nein sprechen, zu spähen oder von der Antwort, die für Herrn Wilson vorbereitet wird, ein sonniges Frie­densstrählchen zu erwarten, wäre ein kindliches Spiel. Die Note ist keine Sylvester=Attrappe, die nach außen Fratzen zeigt und heimliche Süßigkeiten birgt. Eine Notwendigkeit, auf diese unzweidentige Absage in einem neuen Dokument etwas zu erwidern, besteh wohl nicht. Es braucht nicht erst in einem amtlichen Schriftstück gesagt zu werden, daß sich das deutsche Volk nicht vernichten lassen wird.

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Die Auffassung der Wiener Presse.

WTB Wien, 1. Jan. In Besprechung der Antwort= note der Entente betonen die Morgenblätter übereinstim­mend, daß die Note eigentlich den Eindruck einer Pole mik mache, aber kein starres Nein bedeute und gegenüber den Erklärungen der Staatsmänner in Petersburg, Lon­don und Paris sehr zahm sei.

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Holländische Preßurtelle.

* Amsterdam, 1. Jan. Die Telegraphen=Union meldet: Die Antwortnote der Alliierten auf das deut­sche Friedensangebot hat hier, soweit festzustellen ist, kein großes Aufsehen erregt. Soweit der Korrespondent der Telegraphen=Union aus mündlichen Unterhaltungen ent­nehmen konnte, hat man nach amtlichen Auslassungen in den Ententestädten und in den Preßstimmen der verschiede­nen Ententeblätter und ententefreundlichen Blätter eine schärfere Note erwartet. Man erhebe all die alten Vor­würfe von neuem, ohne eine Ablehnung zu geben, so sehr die Note auch einer solchen gleiche. Besonders auffallend findet man die breiten und ausführlichen Schlußausführun­gen über Belgien, nicht so sehr des Inhalts wegen als viel­mehr darum, weil man glaubt, daß diese ganze Stelle in erster Linie berechnet ist, auf die Neutralen Eindruck zu machen, denen das Lo Belgiens von Anfang an nahe geht, um hierdurch den günstigen Eindruck, den das deutsche Friedensangebot gemacht hat, zu verwischen. Wenn man auch keinen Frieden über Nacht erwartet, so blickt man jetzt doch mit etwas größerm Vertrauen in die Zukunft. Das Vaderland schreibt auf Grund der Antwortnote der Alliierten: Die Möglichkeit für Unterhandlungen ist und bleibt geöffnet.

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Französische Aeußerungen.

* Paris, 31. Dez.(WTB) Die Agence Havas meldet: Die Blätter äußern in warmen Worten ihre Zustimmung zu der Antwortnote des Vierverbands und erklären sich sämtlich einverstanden mit dieser geschichtlichen Urkunde, die von Frankreich als Dolmetsch der Hälfte der Menschheit und im Namen aller Verbündeten überreicht worden ist, mit der Urkunde, die Deutschlands Spiel entschleiere, die Ursachen der Entstehung des Kriegs darstelle und rundweg ablehne, über die beiden irrigen Be­

das Deulichlund angegrissen, und daß a#

siegreich sei, in Unterhandlangen einzutreten. Die Blätter beglückwünschen sich dazu, daß man dem kleinen vergewal­tigten und zum Märtyrer gemachten Belgien einen Ehren­platz eingeräumt habe, und sind der Ansicht, daß die Note, welche die schrecklichen Wahrheiten wiederhole und die Gerechtigkeit der Sache der Verbündeten sowie die Kraft ihres Entschlusses bezeuge, vor dem Gewissen der Welt und der Würde der Menschheit als ein Trost aufgefaßt werde. Nach Ansicht des Gaulois wird die Antwort, da wo sich die Stimme Belgiens als die eindringlichste aller Anklagen er­, hebt, die Zuschauer beim Kampf davon überzeugen, daß man dem Recht Zeit lassen müsse, um zu triumphieren und ebenso der Gerechtigkeit, um sich zu erfüllen.

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Ikalienische Urtelle.

* Rom, 1. Jan. In Besprechung der Rote der Allkier=!

ten schreibt Corriere'Italia:

Trotz der kategorischen Weigerung, den ersten Vorschlag des Gegners anzunehmen, schließt die Note nicht neue Mitteilungen aus. Wenn der Gegner wirk­lich den Frieden will, muß er die Bedingungen der Alli­ierten annehmen. Anderenfalls ist es überflüssig, von Frie­den zu sprechen.

Eine bulgarische Erklärung zur Friedenskrage.

* Sofia, 31. Dez.(WTB) Meldung der bulgarischen Telegraphen=Agentur. In der gestrigen Abendsitzung der Sobranje gab Ministerpräsident Radoslawow am Schluß der Beratung über das Budget des Ministeriums des Aeußern folgende Erklärung über die allgemeine Lage: Bulgariens ab:

Ich versichere, daß das Werk Bulgariens vollbracht ist., Denjenigen, die behaupten, daß wir zu viel fordern, antworte ich, daß wir keine Phantasten sind. Wir ken­nen die Ansprüche des bulgarischen Volkes. Aus dem königlichen Manifest anläßlich der Kriegserklärung sind, Ihnen die Ansprüche Bulgariens bekannt, und ich halte mich daher nicht für verpflichtet, jedem Redner Antwort zu stehen. In Besprechung der Kritik der Opposttion, die sich gegen die Ueberschreitung der Donau durch but­garische Truppen aussprach, erklärte der Ministerpräsi­dent, daß dieser Uebergang gemäß dem Befehl des bul­garischen Oberkommandos durchgeführt wurde, das der Ansicht war, daß die rumänische Armee jenseits der Do­nau geschlagen und vernichtet werden müsse. Die bul­garische Armee, sagte Radoslawow, hat unseren Ver­bündeten wertvolle Unterstützung geleistet, die diese auch voll anerkannt haben. Der Ministerpräsident fügt hinzu: Wir sind mit unseren Verbündeten in allen Punkten einig. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen be­merkte Radoslawow: Alle deutschen und österreichisch= ungarischen Offiziere, die sich in Bulgarien befinden. unterstehen dem bulgarischen Oberkommando. Ich er­kläre dies im Namen der Regierung. Das Verkehrsleben im Lande besprechend, sagte Radoslawow, daß die Eisenbahnen, Post und Telegraphen, sowie die Berg­werke sämtlich militarisiert seien und im Dienste des ge­meinsamen Werkes ständen. In Erwiderung der Kri­tik mehrere Redner an verschiedenen Regierungs­handlungen sagte der Ministerpräsident: Haben Sie Ver­trauen zu uns.

In Erwiderung auf eine Frage wegen des Frie­. densangebots erklärte Radoslawow, daß das An­gebot mit Begeisterung in den neutralen Ländern auf­genommen worden sei, nach der Schweiz auch in den skandinavischen Ländern, und erklärte: Ich bin infor­miert, daß auch Holland und Spanien sich an­schicken, den Schritt des Präsidenten Wilson zu unter­stützen. Wir sind bereit, fuhr der Ministerpräsident fort, Frieden zu schließen, denn wir wollen den Krieg beenden. Wir werden Zugestän-nisse ma­chen im Namen der Menschlichkeit und zum Heil aller Nationen. Der Ministerpräsident schloß: Ich bin im Be­sitz von Aktenstücken, die beweisen, daß unsere Gegner unser Recht und das, was wir verlangen, anerkennen Die Erklärungen Radoslawows wurden mit lang an­haltendem Beifall aufgenommen und sodann das Budget des Ministeriums des Aeußeren bewilligt.

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Die Antwort an Wilson.

TU Genf, 2. Jan. Laut einer Meldung des Petit Pari­sien wird die Antwort der Alliierten auf die Rotee Wilsons Ende dieser Woche überreicht und veröffentlicht werden. Sie werde, heißt es, außerordentlichen Umfang und Bedeutung haben und bisher unveröffentlichte Darle­gungen über die Pläne der Entente enthalten.

Weiter meldet Havas, die Antwort an den Prüsi­denten Wilson stehe auch nahe bevor, sie werde umfas­sender sein und im einzelnen die Entstehung und das Ende des Kriegs auseinandersetzen. Der Matin sen fie werde von eiger Erklärung der belgischen Regie. Legl###et sein, worin dem amerikanischen Volk die Dunkbarkeit für die erwiesenen Dienste und das Vertrauen auf ein freund­schaftliches Zusammenarbeiten für die Zukunf: ausgerrückt werde.

Cadorna.

TU Berlin, 2. Jan. Die Morgenpost melde!## Amsterdam: Wie die Morgenpost aus London erfährt, wird Cadorna demnächst den Oberbefehl an General Porro abtreten müssen.

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Hal man Rasputin beseitigt?

TU Genf, 2. Jan. Nach Petersburger Meldungen Pari­ser Blätter ist der einflußreiche Wundermönch Raspu­tin, der schon wiederholt tot gesagt wurde, einem Mord­anschlag erlegen. Die Petersburger Staatspolizei hält die Einzelheiten dieses Anschlages geheim. Wie der Matin erfährt, wird ein vornehmsten russischen Familien verwand­ter Pinsker Aristokrat, der bei der Zarensamilie Zutritt de bamenbeter gmaut