Nr. 9416

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für Zonn und Amgegend.

Sonntag, 24. Juli 1916.

Verantwortla i den nachrichtlichen, örtlichen und unterhallenden Teil: Peter Neusser, für den Anzeigen und Reklameteil: Peter Cescrinler.

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Zellenprelle der Anzeigen: Lokalt geichättliche Anzeigen, somillen, Verkehrs­anzeigen ulw 13 Dg., Stellengeluche 10 big Anzeigen von Behörden, Notaren, Rechtsanmälten. Ocrichtsvallziehern, Ruktionatoren ulm. aus dem Verbreitungsbezirk 20 Lig. finanz-Anzeigen, politische u. Wahl-Anzeigen 25 Pig.

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Die Verlaltreiche Kiederlage unlerer Feinde

Deutscher Tagesbericht. Mitteilung der Obersten Heeresleitung.

* Großes Haupkquartier, 22. Juli.(Amklich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Im Sommegebiet haben unsere Gegner nach ihrer verlustreichen Niederlage des vorhergehenden Tages gestern auf größere einheitliche Angriffe verzichten müssen. Einzelne Teilvorstöße sind mühelos ab­gewiesen oder schon im Entstehen unterdrückt worden. Bei Säuberung eines Engländernestes im Joureaux-Wäldchen machten wir einige Dutzend Gefangene und erbeutelen neun Maschinen­gewehre.

Nördlich von Massiges(Champagne) blieb heute in der Frühe ein französischer Angriff auf schmaler Ironk ohne Erfolg.

Beiderseits der Maas steigerte sich das Artilleriefeuer zeitweise zu großer Heftigkeit.

Gestern früh und heute nacht schelterten feindliche Angriffe im Ironkabschnitt von Ileury. Eine unserer Patrouillen nahm in der französischen Stellung nordöstlich von St. Die vier­zehn Mann gefangen.

Der Flugdienst war Tag und Nacht beiderseits sehr kätig. Mehrfache feindliche Bombenabwürfe haben nur geringen militärischen Schaden angerichtet, keilweise aber unter der Bevölkerung Opfer ge­fordert, so in Laon, wo eine Frau schwer verletzt und drei Kinder gekötet wurden. Unsere Gegner verloren sieben Ilugzeuge im Luftkampfe und zwar vier südlich von Bapaume und je eines füdöstlich von Arras, westlich von Combles und bei Roye. Leutnant Winigen hat seinen 10. und 11., Leutnant Höhndorf seinen 10. Gegner außer Gefecht gesetzl. Seine Majestät der Kaiser hat seiner An­erkennung für die Leistungen des Oberleutnant Freiherr von Althaus, der bei Roye Sieger über einen französischen Doppeldecker blieb, durch Verleihung des Ordens pour le mérite Ausdruck verliehen.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Beiderseits des Dorses Ekau=Rekkau troten brandenburgische Regimenter weiter den starken russischen Massenangriffen, die am Nachmittag wieder aufgenommen und bis spät in die Nacht fortgeführt wurden. Sie sind sämtlich unter den schwersten Verlusten für den Jeind zusammengebrochen.

Von der übrigen Front sind Ereignisse von besonderer Bedeutung nicht zu berichten.

Balkan=Kriegsschauplatz.

Die Lage ist unverändert.

In Kurland gehen die Kuslen noch weiter zu­rück und die verbündeten Armeen schieben lich gegen Narem und die Brückenkopfftellung ven Warschau heran. Oelterreichisch-ungarische Kreu­zer und fahrzeuge beschießen erfolgreich auf einer Strecke von über 160 Kilometer die Eilenbahn an der Italieniichen Oftkülte.

DerHauptschlag.

Der klägliche Zusammenbruch des feindlichen Offensio­vorstoßes.

Zu dem mißglückten neuen Durchbruchsversuch der Eng­känder und Franzosen auf der Front PozièresVermando­villers wird uns von unserem militärischen Npr.=Mitarbei­der geschrieben:

: Es gehört zum Programm aller feindlichen Offensiven und Teiloffensiven, daß die beabsichtigten Angriffsunter­nehmungen bereits mehrere Tage zuvor aller Welt ange­kündigt werden. So schrieb bereits die besonders der eng­lischen Botschaft in Petersburg nahestehendeNowosé Wremja zu Anfang der Woche, daß der englisch=franzö­sische Hauptoffensivstoß erst in einigen Tagen einsetzen werde. Massen von Artillerie und Menschen würden her­angebracht, und hinter der Front stehe zahlreiche Kavallerie bbereit, um im gegebenen Augenblicke eingesetzt zu werden. Andererseits konnte man in schweizerischen, der Entente nahestehenden Blättern den Hinweis finden, daß man dem­nächst mit einer Erweiterung des englisch=französischen An­griffsraumes zu rechnen habe. Die starken englischen Re­serven würden von General Haig noch immer in der Hoff­nung zurückgehalten, die deutschen Kräfte in ihrer Selamthelt zu binden, um dann die englschen Re­gserven uverraschend vorzuführen. Diese Ankündigungen finden ihre vollkommenste Bestätigung in dem heute vor­liegenden Berichte unserer Obersten Heeresleitung, dem zu­folge die Feinde am Donnerstag zu dem von unserer Hee­resleitung erwarteten Hauptschlage ausholten. Daß in die­sem durch kräftiges Artilleriefeuer vorbereiteten Angriffe tatsächlich der von den Verbandsmächten angekündigte Hauptstoß zu erblicken ist, geht schon aus der außerordent­lichen Ausdehnung des Angriffsraumes hervor, der sich von der Gegend von Pozières bis westlich Ver­mandovillers, also an die südliche Einbruchsstelle der Franzosen, erstreckte. Nicht weniger als 17 Divisionen wurden von dem Angreifer eingesetzt, die ihre Sturmtrup­pen in mehreren Wellen gegen die deutschen Linien vor­schickten. Das Ergebnis des Angriffs für den Gegner, näm­lich die Zurückdrängung der ersten Linie einer unserer Di­isionen in etwa 3 Kilometer Breite südlich von Harde­court auf den 800 Meter dahinter liegenden Graben und die Wegnahme eines kleinen vorspringenden Wäldchens nord­westlich von Vermandovillers, wird von unserem General­stab höflicherweise als kärglich bezeichnet. In Wirklich­keit muß der Erfolg einer mit so großem Apparat in Szene gesetzten Aktion als geradezu kläglich bezeichnet werden, bleibt doch der jetzt erzielte Raumgewinn noch um ein ganz Beträchtliches hinter dem zurück, den der Gegner zu Beginn seiner Offensive zu erzielen vermochte. Geradezu Bewun­dernswertes aber haben unsere Truppen geleistet, deren todesmutige Pflichttreue von unserem Heeres­bericht mit Recht besonders unterstrichen wird. Sie haben nicht nur der heranbrausenden Uebermacht des wütend her­anstürmenden Feindes verzweifelten Widerstand entgegen­gesetzt, sie haben sich über dies hinaus die Initiative nicht aus der Hand nehmen lassen und schritten sofort zu Gegen­maßnahmen, die ihnen die in Anbetracht der Verhältnisse ganz außerordentlich hohe Gefangenenziffer von rund 1200 Franzosen und Engländern, darunter 17 Offiziere, ein­brachten. Alles in allem also ein großer Erfolg für

unsere Waffen, denen, wie es scheinen will, die un­gewöhnlichen Dispositionen der gegnerischen Heeresleitung

zugute kamen. Zum ersten Mal in diesem Kriege wurden nämlich bei dem jetzigen Offensivvorstoß von den Englän­dern im Grabenkrieg Kavallerie, d. h. nicht abgesessene, verwandt. Man kann sich denken, wie die Scharfschützen unserer Maschinengewehr­trupps mit den heranspringenden Reiter­massen aufräumten; sicherlich zum nicht geringen Erstaunen des Angreifers der, wie aus der oben erwähn­ten Ankündigung derNowose Wremja hervorgeht, von der hinter der Front bereitstehenden zahlreichen Kavallerie offenbar ganz Außerordentliches erwartete. Schwere blu­tige Verluste auf Seiten der Engländer und Franzosen sind das sichtbare Ergebnis dieser sonderbaren Truppen­führung.

Im strategischen Zusammenhang mit diesemHaupt­schlage" steht, wie jetzt unverkennbar ist, der tags zuvor unternommene englische Angriff bei Fromelles, der nach den neuesten Feststellungen von 2 feindlichen starken Divisionen vorgetragen wurde. Offenbar war es die Ab­sicht des Feindes, möglichst viele unserer Reserven an die­sen bedrohten Punkt unserer Front abzuziehen, um dann bei dem tags darauf erfolgenden Hauptstoß geschwächte Li­nien bei dem Verteidiger vorzufinden. Diese Rechnung hat sich, wie der von unseren Leuten dem Feinde bereitet# Empfang erkennen läßt, als höchst irrig erwiesen; sie kosteie den Angreifer außer nach vielen Tausenden zählenden Toten und Verwundeten nahezu ein halbes Tausend Gefan­gene und 16 Maschinengewehre...

Der österreich.=ungarische amtliche Bericht.

* Wien, 22. Juli.

Russischer Kriegsschauplatz.

Von gestern auf heute keine Veränderung. In der Bu­kowina blieben die Anstrengungen des Feindes, sich des Berges Bapul zu bemächtigen, abermals erfolglos. Die von dem Gegner vorübergehend besetzte Höhe Magura bei Tatarow ist durch unsere Truppen zurückgewonnen. Im Raume Obertyn entwickelten zeitlich Erkundungsabteilun­gen erhöhte Tätigkeit.

Bei Barysz vertrieb ein Honved=Jagdkommando einen mit Maschinengewehren ausgerüsteten Hauptposten. Die neuen Stellungen südwestlich Beresteczko sind bezogen. Der stellenweise nachdrängende Gegner wurde abgewiesen. Westlich Luzk und am Stochod nichts von Belang.

Die neuen englischen Kriegskredite.

* London, 21. Juli. Die jüngst genehmigten eng­lischen Kriegskredite belaufen sich auf rund 300 Millionen. In der nächsten Woche wird ein neuer Kredit von der gleichen Höhe verlangt werden. Es ist dies der elfte Kriegskredit seit Beginn des Krieges.(Schweiz. Tel.=Jrf.)

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Mangel an englischen Zahnärzten an der Front.

* London, 21. Juli An der englischen Front macht sich ein starker Mangel an Zahnärzten bemerkbar, der die Neueinstellung von Militärzahnärzten dringend erheischt. Auf 15000 Mann kommt augenblicklich nur 1 Zahnarzt. Die Offiziersberichte geben Zeugnis davon, daß fortwährend Mannschaften wegen schlechter Zähne entlassen werden müssen.

Die Bewegung in Irland.

H Aus dem Haag. 22. Juli. Das irische Parlaments­mitglied Ginnel hat sich durch seine Verhaftung und des Verfahrens wegen Eindringens in die Gefängnisse unter falschem Namen nicht zum Schweigen bringen lassen. Er hat in offiziellen Versammlungen mit irischen Natio­nalisten in Belfast wieder das Wort geführt. 3000 Natio­nalisten wohnten dieser Versammlung bei. Ginnel erklärte, daß die irische Partei, die gerüstet war, die Homerule zu erhalten, nun drauf und dran ist, die Homerule zutor­pedieren". Es wurde eine Resolution verfaßt, in der die Haltung Redmonds und der Nationalistischen Partei, die den Ausschuß der sechs Grafschaften von Homerule gebilligt hat, stark getadelt wird.

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Wie der irische Aufstand bekämpft wurde.

* London, 21. Juli.(WTB) Reuter meldet: Tele­gramme des Oberbefehlshabers in Irland, General Max­well, betonen, daß die Sinn Feiner den Aufstand damit begannen, daß sie Soldaten und Schutzleute kaltblütig nie­derschossen. Da die meisten Aufständischen keine Uniform hatten, und da von Haus zu Haus gekämpft wurde, so sei es natürlich möglich, daß einige Unschul­dige erschossen wurden. Die Klagen gegen die Hal­tung der Truppen seien durch die Beweisaufnahme nicht bestätigt. Maxwell legt Nachdruck auf die Tatsache, daß die Zurückziehung der unbewaffneten Dubliner, auch haupt­städtischer Polizei erfolgte, um zu verhindern, daß sie erbarmungslos niedergeschossen wurden. Maxwell hob endlich hervor, daß Artillerie nur gegen Barrikaden und stark befestigte Anlagen angegangen worden sei.

Tauchbooikrieg gegen Rußland.

* Stockholm, 21. Juli. Der Verkehr zwischen Finnland und Schweden, der in der letzten Zeit sehr rege war, ist jetzt wieder wie im vorletzten Jahre den Angriffen deutscher Unterseeboote ausge­setzt, welche als Gegenmaßnahme gegen die Kaperung deutscher Schiffe in den schwedischen Gewässern diesen Verkehr zu stören versuchen. In letzter Zeit wurden meh­rere auf dieser Route verkehrende Dampfer von deutschen Tauchbooten angehalten und untersucht.

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Verduns Gemeinderatssitzung in Paris.

* Zürich, 21. Juli. Nachdem die Archive der Stadt­behörde von Verdun nach Paris überführt worden sind, wird am Montag in Paris die erste Sitzung des Gemeinderats der Stadt Verdun stattfinden.

Italienischer Kriegsschauplatz. Mehrere Abschnitte der Tiroler Ost= und Westfront stan­den gestern unter lebhaftem feindlichen Geschützfeuer. Auf den Höhen nördlich Posina nahmen unsere Truppen einen Beobachtungspunkt in Besitz und wiesen einen starken italienischen Gegenangriff ab.

Im Vorfelde der Befestigungen von Paneveggio wurden Angriffe einzelner italienischer Patrouillen abgewiesen. Südlich des Rollo=Passes gelang es dem Feinde, einen zu Beobachtungszwecken vorgeschobenen Stützpunkt zu neh­men. An der Isonzofront stellenweise lebhafter Infan­teriekampf.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

An der unteren Vojusa Geplänkel.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs:

v. Höfer, Feldmarschalleutnant.

Russische Offiziere als Räuber.

* Petersburg, 21. Juli. In Kiew begannen die Verhandlungen des Kriegsgerichts in Sachen der Zerstö­rung und Beraubung des galizischen Gutes des Grafen Goluchowski durch russische Offiziere und Soldaten während der russischen Besetzung. Hauptangeklagte sind neben vielen anderen der Leutnant des 1. Kosaken=Regi­ments Zrozednizki, der Kontrolleur der Intendantur des 24. Armeekorps Zwiekow und Rittmeister Tschet­schat. In der vom Staatsanwalt Basilewski bestätigten Anklageschrift heißt es wörtlich:Es sei bewiesen, daß Rittmeister Tschetschat eine aus Offizieren, Soldaten und Intendanturbeamten bestehende Räuberbande zum Zwecke systematischer bewaffneter Raub=Ueberfälle im be­setzten Gebiete gebildet habe.

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Havaslügen.

* Haag, 20. Juli. Im Haager Tagebl.Nieuwe Cou­rant, schreibt ein Mitarbeiter, der augenblicklich in der Schweiz weilt:

Zur Warnung der immer noch arglosen Leser vor Ten­denzberichten offizieller Nachrichtenbüros diene folgendes: Vorige Woche stand in unseren holländischen Zeitungen eine Havasmeldung, welche sagte, die wichtigsten Schwei­zer Presseorgane seien einstimmig der Ansicht. die wirt­schaftlichen Maßnahmen der Entente gegen Deutschland seien zweckmäßig. Ich habe aber hier in der Presse ein solches Urteil gar nicht gefunden, geschweige denn etwas von Einstimmigkeit bemerkt. Wenn wir diese Lügegpresse­büros nicht mit einigen neutralen Bomben bewerfen, wird niemals Frieden auf Erden werden.

Die Rückladung derDeutschland.

* London, 22. Juli.(WTB) Die Times melden aus Washington vom 19. Juli: Die Rückladung der Deutschland besteht nach deutschen Angaben aus 400 Ton­nen Nickel und 300 Tonnen Gummi und gewissen Mengen von Kupfer und Schwefelsäure. Herr Prusse von der Deutschland wird hier bleiben, um über den Bau ähnlicher Unterseeboote zu verhandeln.

II New York, 22. Juli. Das=BootDeutschland soll auch eine Ladung Gold nach Deutschland bringen. Es wird mitgeteilt, daß die Philadelphia=Marine=Company Unterschriften für die Versicherung der Deutschland in der Höhe von10 Prozent angenommen hat.

* Amsterdam, 22. Juli.(WTB) Einem hiesigen Blatte zufolge melden die Times aus Washington, daß die neutralen Regierungen die Vereinigten Staaten ersucht haben, die Führung bei dem Widerstand gegen die britische schwarze Liste in die Hand zu neh­men. Dieses Ersuchen und die erregte Stimmung in einem Teil der Bevölkerung hat die Regierung in Washington veranlaßt, gegen England aufzutreten. Der amerikanische Protest wird wahrscheinlich die Form einer scharfen Erklärung über das Amerika angetane Unrecht annehmen. Der niederländische Gesandte in Washington trat als Dolmetscher neutraler Beschwerden auf und er­klärte, daß ein niederländisches Schiff sich weigern werde, Konossemente amerikanischer Firmen anzunehmen, die auf der schwarzen Liste stehen.

II Madrid, 22. Juli. Der Ministerrat beschloß, den Kriegszustand in ganz Spanien, ausgenommen im asturischen Kohlenbecken, auf zuheben. Jedoch wird die Aufhebung der Verfassungsgarantien und der Pressezensur bis zur Wiederöffnung des Parlaments fortdauern.

un der Somtme.

Luftakrobaten und militärktieger.

Von Fr. Willy Frerk.

Im Westen, 9. Juli 1916.

Wer den deutschen Heeresberichten über die Tätigkeit unserer Luftfahrzeuge aufmerksam gefolgt ist, wird ohne weiteres die große Ueberlegenheit der deutschen Fliegerei über die französische anerkennen müssen. Da ist es denn recht interessant, einmal die französischen Zeitungen zu ver­folgen, wie sie es anstellen, dem Publikum Sand in die Augen zu streuen, um den Nimbus der Beherrschung der Luft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Den Gipfel einer derartigen Irreführung des Laienpublikums hat sich jedoch wohl die bekannte französische Zeitschrift'Illustra­tion in einem Heft, das gegen Ende Mai erschien, gelei­stet, worin sie unter der UeberschriftDie Luftgefechte" einen Aufsatz veröffentlicht, den auszugsweise hier wieder­zugeben ich mir nicht versagen kann. Der Aufsatz ist unzwei­felhaft von einem Fachmann geschrieben, wimmelt aber derartig von Prahlereien, wie sie eben nur ein Franzose anwenden darf, ohne der Lächerlichkeit anheimzufallen. Auch in diesem Artikel sind die Deutschen einfachles Boches"; man redet in Paris eben von uns nicht anders. Zu Anfang seiner Ausführungen bleibt der Franzose ziem­lich bei der Wahrheit und schildert mit auffallender Genau­igkeit die beiderseitigen Flugzeuge und ihre Bewaffnung: dann aber beginnt ein Phrasengeklingel tollster Art. Der Schreiber schildert, wie das französische Jagdflugzeug kühn aus 4000 Meter Höhe auf einenAvion=Boche" herunter­stößt, wie ein Adler, und fährt dann fort:Gewöhnlich ver­liert der Boche den Kopf und manövriert nicht oder fast gar nicht. Er hat nur den einen Gedanken: so schnell als möglich nach Hause, nach Hause, und tollkühn(aha) stellt er die Maschine auf den Kopf, um in gerader Linie heimzu­fliegen. Der überaus tüchtige französische Held greift nun natürlich mit Elan an, und ausgerechnet beginnt nun der Deutsche auslauter Furcht, seine Patronen ununter­brochen abzuhapseln.Aber der Boche ist nun nicht gefähr­lich, man muß ihm nur energisch zu Leibe rücken, um ihn ganz kopflos zu machen. Aus lauter Höflichkeit, Furcht und Anerkennung der Ueberlegenheit läßt sich der Deutsche nun ruhig abschießen, wenn jawohl, jetzt folgt doch ein wenn,der Franzose genug Kaltblütigkeit bewahrt hat. Dann aber muß der Herr Verfasser feststellen, daß nicht alleBoches sich so ohne weiteres abschießen lassen, nein, Ehre, wem Ehre gebührt, einigen wenigen fällt das Herz nicht gleich tiefer, wenn der unüberwindliche Franzose kommt, sondern erst später. Solche Deutschen erwarten den Angriff und geben nur Reihenfeuer ab. Aber als echt französischer Pilot kommt man auch da nicht in Verlegen­heit:Man greift nun zu Einschüchterungsmitteln! Man wendet ständig um das Boche=Flugzeug herum, mal nach rechts, mal nach links, indem man sich dabei über­schlägt und die unvorhergesehensten Akrobaten=Kunst­stücke macht. Dabei braucht man keine Patrone zu ver­schießen, denn kopfscheu gemacht, wird er sich endlich doch bequemen, seine Maschine auf den Kopf zu stellen. Diese Ratschläge werden noch spaltenlang weitergegeben, immer spielt der Deutsche in einem solchen Luftkampfe eine unter­geordnete, ja geradezu alberne Rolle, und wenn die deut­schen Flieger im Luftgefechte alles das täten, was der phrasenreiche Franzose ihnen andichtet, wären sie reif für's Irrenhaus. Da man nun aber in Frankreich auch einmal etwas von einemFokker gehört haben könnte, wird auch diese Maschine von unserem schreibseligen Fran­zosen mit einigen Federstrichen zum alten Eisen geworfen. Wenn ein Fokker einem Nieuport begegnet, versucht er sofort, ihn zu umkreisen, da dieses die einzige Art ist, die die Deutschen besitzen, um sich uns anzupassen, da sie ja auf Luftkunststücke verzichten.(Gottseidank!) Die Fokker können nur Beobachtungs= und Bombenflugzeuge angreifen, eine leichte Beute, die ihnen ihren ganz zu Unrecht bestehenden Ruf eingetragen hat: es geschieht nur selten, daß sie sich an unsere Jagdflugzeuge wagen. Monsieur Grandebouche schließt dann mit einem geradezu phänomenalen Unsinn, der bei allen deutschen Fliegern wahre Lachsalven hervor­ruft.Bei uns, prahlt Grandebouche,hält man sich an den Fliegergeist der Piloten, an ihre Gewissenhaftigkeit und an ihre persönliche Art, wie sie ihre Aufgabe auffassen. Bei den Deutschen aber ist jeder Flieger verpflichtet, einen Höhenmesser mitzunehmen und sich nach dem Fluge einer strengen Kontrolle zu unterwerfen. Er kann sich deshalb seiner Aufgabe nicht so hingeben, wie unsere Flieger. und, sich selbst überlassen, fehlt ihm die Initiative, da sie ihm ungewohnt ist!

Soweit der französische Prahlhans, der ganz vergessen zu haben scheint, daß die französischen Fliegerverluste be­deutend größer sind als die deutschen. Ganz gewiß verzichtet der Deutsche auf eine derartige Luftakrobatik, wie sie der Franzose schildert. Ein deutscher Flieger greift an und versucht seinen Gegner im ehrlichen Kampfe unterzukrie­gen, Kunststückchen zu machen, widerstrebt ihm. Was haben denn die Franzosen mit ihren Luftakrobaten erreicht? Pégoud ist tot. abgeschossen, trotz aller Künste, Garros ist gefangen, Gilbert ist in der Schweiz gefangen gewesen und unter Ehrenwortbruch geflohen, Vedrines haben die Fran­zosen als Verräter selbst erschossen. Nun, und die vielen anderen? Es kommt fast täglich zu Luftkämpfen, aber kein deutscher Flieger weiß zu berichten, daß der Gegner Luft­kunststücke gemacht habe. Gewiß, auch wir haben Ver­luste, aber meistens lauten doch die deutschen Flugberichte: Der Gegner suchte das Weite" oderder Gegner stürzte da und dort brennend ab! Das sind keine Phrasen, son­dern für die Franzosen bittere Wahrheiten. Was der Schreiber jenes Artikels verheimlichen möchte, das hat mehr als ein französischer Flieger, der in Gefangenschaft geraten war, schon freimütig gestanden:Wir fürchten weniger die deutsche Artillerie, als die furchtbaren deut­ichen Kampfflugzeuge! Die deutsche Fliegertruppe kann auf eine Reihe Heldentaten und Ergebnisse zurückschauen, wie sie keine andere Fliegertruppe der Welt aufzuweisen hat. Die Namen Immelmann, Bölcke, Wintgens, Buddecke u. a. sind in aller Munde, und die Schreckenswirkungen deutscher Bombenflüge über London, Paris. Dünkirchen und anderen Orten sind den Franzosen doch gut genug bekannt. Die Flugzeugangriffe auf Dünkirchen haben eine Panik in der Festung hervorgerufen und haben 150 Sol­daten das Leben gekostet, während 500 schwer verletzt wurden. Trotzdem bleiben die deutschen Flieger ruhig und bescheiden und prahlen nicht mit Luftkunststücken. In Deutschland gibt es keine Luftakrobaten, wohl aber tärflieger. Und die sind tüchtig. Mehr verlangt der nüchterne Deutsche nicht. 2