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Amtliches Kreisblatt für den Stadt= und Landkreis Mülheim a. d. Ruhr.ei kam Aihimrats.

Oizielles Organ für die amtlichen Veröffentlichungen des Kreisausschusses, des Amtsgerichts, der Stadtverwaltung und der Landbehörden.

Chefredakteur: O. Ottweiler, Mülheim(Ruhr). Verlag: Mülhein

EI. ttznge ven mnttepuusschüsses, des umtsgerichts, der Stadtverwaltung und der Landbehörden.

Geschäststellen: Alstaden: Ang, Briem, Witzeinfr. 38.. V.=Broich: Jalus Kürg, Schlostr. 3. D; Heißen: Franz Klostermann, Nataueplag. d0.a Pestöstelle: Cppngsokerstraße 36.

, B.Speldors; Faiy Bushlot und Bihz. Anhänser, Dustugentr. M.Sizreim: Jos,. Schulten, Mühelmerstr 6n und 92. 34. u. uut

Na 16

Donnerstag, 24. Februar 1910

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Datichen dech.

Berliner Nachrichten.

Die erste Tagung des Gesamtausschusses des Cansabundes beginnt in Berlin am 28. dieses Monats. Unter den Referaten befindet sich auch ein solches überMittelstand und Hansabund. Gegen die preußische Wahlrechtsvolage mehren sich die Kundgebungen der Kommunen. Nach Berlin und einigen seiner Vororte folgte Königsberg i. Pr. mit dem Beschluß einer Protestkundgebung, dem sich möglicherweise Halle a. S. anschließt. Den Kommunalvertretungen liegt ein bezüglicher Antrag vor. Ueber die bundesstaat­liche PPostkonferenz, die kürzlich in Berlin statt­gefunden hat, erfährt dasBerl. Tagebl., daß man zwar der Wiedereinführung des Ankunftsstem­pels auf Wertsendungen und Eilbriefen allgemein zu­gestimmt hat, daß jedoch an eine Wiedereinführung des Ankunftsstempels bei gewöhnlichen Briefen nicht zu den­ken sei. Zum 70. Geburtstage wurden dem Ab­geordneten Bebel von Freunden und Verehrern viele Glückwünsche und Angebinde dargebracht. Seine Woh­nung war mit Flieder und besonders mit roten Blumen reich ausgeschmückt. An Geschenken trafen im Hause des Jubilars u. a. ein: Ein großes Blumenschiff, eine Ab­bildung der Deutzer Kasematte, in der Bebel geboren wurde und die Kinderjahre verlebte. Das Pariser SozialistenorganEumanité brachte einen Artikel mit dem Bilde Bebels. Abends fand in Paris zu Ehren des Jubilars ein Essen statt, bei dem Jaures und der deutsche Reichstagsabgeordnete Frank=Mannheim die Festreden hielten.

Zur preußischen Wahlrechtsresorm.

Die Einladungen zu der großen bürgerlichen Wahl­rechts=Kundgebung am kömmenden Sonntag im Zirkus Schumann zu Berlin sind ergangen. Sie tragen viele bekannte, ja berühmte Namen als Unterschriften, darunter solche von Heistlichen, Juristen, Professoren, Schriftstellern usw. Auch der greise Friedrich Spielhagen, der Verfasser derSturmflut, hat seinen Namen unter das Anschreiben gesetzt. Einer Sta­tistik über die Wahlrechtssysteme ist zu entnehmen, daß innerhalb des deutschen Reiches die öffentliche Abstimmung nur noch in Preußen besteht, während die indirekte Wahl außer in Preußen, noch in Hessen, Sachsen.Weimar, Oldenburg, Sachsen­

Koburg=Gotha und Anhalt existiert. Von den europäischen Aus­landsstaaten haben nur Ungarn und Tänemark die öffentliche Abstimmung, Rußland allein ein indirektes Wahlsystem, aber das geheime Stimmrecht. Amerika und Japan haben die direkte und geheime Wahl. In der Wahlrechtskommission des preußischen Abgeordnetenhauses wurde a Dienstag die erste Lesung der Reformvorlage zu Ende gebracht. Bei einem zu S 21 eingebrachten Antrag der Konservativen auf Einführung der direklen Wahl erklärte Minister v. Moltke, daß die Regierung an der indirekten Wahl, die einen Kernpunkt der Vorlage darstelle, unter allen Umständen festhalte. Eine Anzahl Anträge waren zur Vorlage eingebracht. Tas Zentrum beantragte u. a. anstatt der Stimmabgabe zu Protokoll die geheime Wahl. Die Konservativen beantragten, den Passus, daß Gemeinden mit weniger als 750 Einwohnern von dem Landrat mit einer oder mehreren benachbarten Ge­meinden zu einem Stimmbezirk vereinigt werden follen, zu mildern, insofern, daß die betr. Gemeinden zusammengelegt werden können; anstelle der obligatorischen soll also die fakul­ative Vereinigung mehrerer Gemeindebezirke treten.

Vereinigung der Steuer= und Wirtschaftsresormer.

Die Vereinigung der Steuer= und Wirtschaftsreformer hielt in Berlin ihre 35. Generalversammlung ab Der Vor­sitzende, Graf v. Mirbach=Sorquitten, begrüßte die Ver­sammhung und bedauerte die Haltung der Liberalen und die der Regierung im Kampfe um die Finanzreform. Die Regierung hätte die Pflicht gehabt, für die im wirtschaftlichen Leben stehen­den Kreise unseres Volkes, für den Nährstand, ganz anders einzutreten, als sie es getan habe. Professor Dade, General­sekretär des deutschen Landwirtschaftsrats, referierte darauf überdie Einwirkung der vom Fürsten Bismarck 1879 inaugu­rierten Wirtschaftspolitik auf die Entwickelung der Industrie und der Handels einer, und der Landwirtschaft andererseits. Redner bekämpfte farkastisch den Hansabund, der vom Staate immer noch weitere Förderung der Industrie verlange, trotzdem die des Erwverbstätigen, in der Land= und Forstwirtschaft von 18821907 um etwa 1 Million Personen gefunken, dagegen die in Handel und Industrie um nahezu 7 Millionen gestegen fei. Es gelangte eine Resolution zur Annahme, in der die Schutz­zoltpolitik als überaus segensreich bezeichnet wird. Sie habe sich nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in sozialer, durch Schaffung vermehrter Arbeitsgelegenheit, vorteilhaft er­wiesen. An dem bewährten System würde auch in der Zukunft festzuhalten sein. Ländern gegenüber, die ihre eigene Produt­tion in weit höherem Grade schützen als wir, wie z. B. Nord­amerika, müsse mit dem System der einfachen Meistbegünstigung endlich gebröchen werden. Die deutsche Landwirtschaft, deren Reinerträge hinter denen des Handels und der Industrie weit zurückblieben, bedürfe auch heute noch einer besonders sorgfältigen Pflege und Fürsorge. Professor Ehrenberg, Rostock sprach alsdann überExakte Wirtschaftsforschung. Ein dem Hansa­bunde angehöriger Landrat bemerkte in der Erörterung über den ersten Punkt der Tagesordnung, daß überzeugte Freihändler in den Kreisen unserer Erwerbsstände verschwindend selten ge­worden seien, und daß Städte und plattes Land sich gegenseitig ebenso aufhelfen müßten wie Industrie und Landwirtschaft. Der Verhandlung wohnten viele Parlamentarier bei.

Ueber einen Zwischensall im elsaß=lothringischen Landesausschuß

wird aus Straßburg berichtet. Es handelt sich um die Sitzung vom 22. dieses Monats, über die gemeldet wird:

Bei Beginn der heutigen Sitzung des Landesaus­schusses teilte der Präsident von Jaunez mit, daß er aus Anlaß des Hinscheidens des Grafen zu Stolberg­Wernigerode dem Reichstage das herzliche Beileid des Landesausschusses zum Ausdruck gebracht habe. Im Laufe der Verhandlungen wurde die Regierung ange­

griffen, weil sie eine Aufbesserung von 200 Mark für zwei Kanzleisekretäre beantragt hatte, obwohl der Lan­desausschuß und der Sonderausschuß sich gegen weitere Aufbesserungen erklärt hatten. Vom Abgeordneten Preiß (Zentrum) wurden der Regierung untautere Manöver vorgeworfen. Auf die Erklärung des Staats­sekretärs Zorn von Bulach, Preiß rede nur um der Tribüne willen in so starken Tönen, rief der Abgeordnete#

schen Boden in Schleswig aufzukaufen strebe, hat sich erfreulicherweise als unzutreffend erwiesen. Tatsache aber ist leider, daß in der Ostmark wieder ein alter deutscher Besitz in polnische Hände überging; das 3500 Morgen große Rittergut Pannwitz wurde einem Polen überliefert. DieKreuzzeitung stellt einen Ueberblick über die antideutschen Bewegungen in Elsaß­Lothringen im letzten Jahre zusammen, und bezeich­

Preiß:Unperschämtheit, worauf der Staats= net es als naive Forderung, unter den obwaltenden Um­

sekretär erwiderte, der Abgeordnete Preiß könne ihn hie#ständen dem Reichslande eine Autonomie zu geben. nicht mehr beleidigen, im übrigen stehe er außer] Di. a=4aosan 9. 1a; Autonomie du gel

dem Fause jederzeit zur Verfügung.

Die Wetterle=Huldigung in Kolmar.

Der Reichstagsabgeordnete Wetterle, der wegen. schwerer Beleidigung des Bymnasialdirektors Gneiße in Kolmar zwei Monate Gefängnisstrafe absitzen mußte, ist bei seiner Entlassung aus der Haft wie ein Held gefeiert worden Bis zu welchem Grade dieser Unfug gegangen ist, zeigt folgende nähere Schilderung:

Die klerikalen und antideutschen Blätter hatten tagelang vorher das Publikum auf Tag und Stunde der Entlassung aufmerksam gemacht, und so waren die das Gefängnis umgeben­den Straßen mit einer auf 5000 Personen geschätzten Menschen­menge angefüllt. Die Redakteure des WetterleschenNouvelliste und des klerikalenElfässer Kurier erwarteten ihn am Aus­gang, stürmische Hochrufe der Menge begrüßten ihn, weißge­kleidete Mädchen überreichten ihm Buketts, und bis zu seiner Wohnung im Hause der katholischen Schwestern von Niederbronn bildeten die Neugierigen Spalier. Tort in seiner Wohnung über­reichte ihm eine Abordnung aus Straßburg die Statue einer Elsässerin, eine Freundesgruppe aus Kolmar die Statue der heiligen Odilia, der Schutzpatronin des Elsaß, von dem Bildhauer des Weißenburger Denkmals für die französischen Gefallenen, und ein Parifer Vertreter französischer Freunde eine Statue der Jungfrau von Orleans von Mereie, der nunmehrigen fran­zösischen Rewancheheiligen. Aus dem Elsaß, aus Lothringen, aus Frankreich waren eine Menge Tepeschen eingelaufen, um den Mann zu feiern, der einen deutschen Gymnasialdirektor schwver beschimpft hatts, als dieser es wage, für die deutsche Sprache in den reichsländischen Voiksschulen einzutreten.

DerLorrain, das Blatt des Bischofs Benzler, meint, Kolmar habe sich selbst hochgeehrt, als es den Verteidiger der lothringischen Freiheiten in dieser ehrenvollen Weise empfing. Und fast sieht es so aus, als habe die Ovation ihren Eindruck nicht verfehlt. Denn nach der Straßburger Post scheint es nicht ausgeschlos­sen, daß der von Wetterle beschimpfte Gymnasialdirektor Gneißeim Interesse des Dienstes versetzt wird. Diese Konzession an die Partei der Wetterle und Genossen denn etwas anderes würde es im Grunde genommen nicht sein wird wohl nicht Tatsache werden. Die Regierung der Reichslande hat in der letzten Zeit eine feste Land gezeigt, von der ängstliches Zurückweichen nicht zu befürchten ist.

Aus den Kommissionen.

Die sozialen Leistungen des Reiches

bewegen sich, dafür ist der Geschäftsbericht des Reichs­versicherungsamtes der beste Beweis, andauerno in auf­gen steigender Linie. Unfallrenten wurden im vorigen Jahre gezahlt über 162 Millionen Mark gegen 157, 150, 142 Millionen in den Vorjahren. Die Entschädigungen aus der Invalidenversicherung im Jahre 1909 sind auf etwa 190 Millionen Mark zu schätzen. Die Zahl der eigenen Heilanstalten der Versicherungsträger wächst stetig. DDer unbestreitbare Rückgang nicht nur der Sterblichkeit an Tuberkulose sondern auch der Verbreitung dieser Seuche in Teutschland ist zum großen Teil auf die Heilstätten­behandlung zurückzuführen.

In der Budgetkommission des preußischen Ab­geordnetenhauses erklärte am Dienstag bei Bera­kung des Eisenbahnetats Minister v. Breitenbach, die Fahrkartensteuer habe ein Sinken der Einnahmen der Eisenbahn zur Folge gehabt. Im Reiche wolle man von einer Aufhebung der Steuer oder aber von einer Besteuerung der 4. Klasse nichts wissen, er erwäge daher die Frage, ob die Abwanderung aus der 1. Klasse nicht durch eine Ermäßigung des Preises für diese Klasse abzuwenden sei. Der Anregung, das Oster= und Pfingstfest dauernd festzulegen, stehe er sympathisch gegenüber. Vom 1. Oktober ab würden alle Züge mit Schnellzugzuschlägen zuZügen umgewandelt. Speifewagen sollen dann nur noch in T= Zügen mitgeführt werden. In der Tebatte sprachen sich mehrere Zentrumsmitglieder über die Milderung der Unterschiede in den Personentarifen zwischen der 2. und 3. Klasse aus und dafür, daß die Gütertarife zurzeit nicht erniedrigt werden dürfen. Ein großer Teil des Publikums sei nach der vierten Klasse nicht etwa wegen der wirtschaftlichen Tepression abgewandert, sondern wegen der besseren Ausgestaltung der Wagen. Ein am konservatives Kommissionsmitglied führte aus, daß die Eisen­bahnverwaltung zu billig für die Post fahre und deshalb einen Minderertrag von 40 Millionen habe.

Die Novelle zum Wohnungsgeld=Gesetz

die der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben unter der Bedingung dem Landtag vorlegen wollte, daß am Entwurf keine Aenderungen vorgenommen würden, um die Uebereinstimmung zwischen der Wohnungsgeldbemes­sung im Reiche und in Preußen herbeizuführen, dürfte vorläufig dem Abgeordnetenhause nicht zugehen, da seitens einiger Fraktionen, namentlich der Liberalen, diese Bedingung nicht angenommen worden ist. Die Regelung der Materie muß deshalb auf die nächsle Session verschoben werden, ohne daß ein anderes Resultat erzielt werden wird. Die Beamten aber in Orten, die deklassiert werden sollen, wären nicht ge­schädigt worden, da sie die erhöhten Zuschüsse weiter erhalten, bis sie aus ihrem Lienstort versetzt werden. Die Reichswertzuwachssteuer.

Nach einer Meldung derFrankf. Ztg. wird die Reichswertzumachssteuer, welche nach den Bestimmungen der Reichsfinanzreform bis zum 1. April 1912 einge­führt sein muß, dem Reichstage noch in dieser Session zugehen. Der Entwurf wird die Erhebung der Zuwachs­steuer bei dem tatsächlichen Verkauf am wirklich erziel­ten Wertzuwachs vorschreiben. In welcher Höhe ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich werden Reich und Kom­mune sich in die Wertzuwachssteuer teilen. Die Ermä­

nempels beim Verkauf von Grundstücken von% auf Prozent, welche bei Einführung der Reichswertzuwachs­sieuer erfolgen sollte, wird um eine Reihe von Jahren verschoben werden, wahrscheinlich so lange, bis die auf das Reich übernommenen, 240 Millionen Mark Matrt­kularbeiträge gedeckt sind.

Preußische Konzessionen in der Frage der Schiffahrts­abgaben.

In der Zweiten badischen Kammer erklärte auf Befragen Minister Freiherr von und zu Bodmann, daß er nähere Auskunft nicht geben könne, da die Ver­handlungen noch nicht völlig abgeschlossen und vertrau­licher Natur seien. Soviel könne er aber mitteilen, daß Baden in wirtschaftlicher und staatsrechtlicher Beziehung Entgegenkommen bei Preußen gefunden habe, und auf eine befriedigende Lösung der Frage zu hoffen sei, soweit man vom Standpunkte Badens von einer befriedigen­den Lösung überhaupt sprechen könne, da die grund­sätzliche Frage der Schiffahrtsabgaben ja erledigt sei. Der Minister deutete an, daß Preußen Konzessionen be­züglich der Oberrheinregulierung bis Straß­burg gemacht habe.

Deutscher Boden den Deutschen.

Die kürzlich in dem Landwirtschaftsrate zu Berlin aufgestellte Behauptung, es existiere ein von Kopenhagen her subventionierter dänischer Verein, der deut­

Rusland.

eslen

Ta das Gerede von den angeblichen Briefen Kai­ser Wilhelms an die Königin Wilhelmina von Holland wegen der Befestigung der holländischen Küste nicht aufhören wil, hat die niederländische Regierung sich ver­anlaßt gesehen, durch ihre Vertreter im Auslande den Mäch­ten, die daran ein Iuteresse haben, namentlich Frank reich, amtlich die Erklärung abzugeben, daß niemals, weder bei der holländischen Regierung noch bei der Königin Wilhelmina oder bei der Königin=Mutter von irgend einer auswärtigen Seite ein Schritt gelan worden ist, der mit den milstärischen Verhältnissen in der Nordsee im Zusammenhang gestanden hat.

Frankreich.

Der Aufstand an der Elfenbeinküste, der den Franzosen bedeutende Opfer an Menschenleben und Geld gekostet hat, ist als beendet anzusehren, nachdem die Aufrührer durch Truppenverstärtungen niedergeworfen worden sind.

Großbritannien.

Die Thronrede hat die Stellung des Ministeri­ums Asquith nicht gestärkt. War es schon auffallend, daß sie bei den konservativen Regierungsgegnern häufiger Beifall fand als bei den Liberalen, so nötigte die Adreßdebatte jedem Un­befangenen die Ueberzeugung auf, daß eine Kabinettskrise kaum zu vermeiden sein werde, ja, im Grunde genommen, schon vorhanden sei. Die Thronrede, an der bis zum letzten Augen­Rick herumgeflickt worden war, und die noch einige sinnentstel­lende Fehler enthielt, als sie offiziell verlesen und veröffent­licht wurde, sagt, wie wir schon mitteilten, nichts von Garan­tien, die der König dem Premierminister Asquith in dessen Kampfe gegen das Oberhaus gegeben hätte. Und Herr Asquith sagte es dann bekanntlich rund heraus, daß er dem Unterhause noch mit keiner Vorlage über den Kampf gegen das Oberhaus dienen könne, sondern daß er das Haus der Gemeinen bitte, zur Sache erst einmal bestimmte Resolutionen zu fassen. Auf Grund dieser Resolutionen würde dann später ein Gesetzentwurf ausgearbeitet und dem Hause unterbreitet werden. Ein derar­tiges Verfahren gegen die Lords ist den Heißspornen natürlich viel zu umständlich und langwierig. Sogar unter den Liberalen befinden sich verschiedene Abgeordnete, die ein so umständliches Verfahren nicht billigen können. Iren und Sozialisten verzich­ten auf jedwedes Parlamentieren und stellen für ihre Zustim­mung zum Budget die runde Bedingung, daß vorher durch ge­setzgeberisches Vorgehen der politische Einfluß des Oberhauses eingeschränkt und diesem das Vetorecht in Finanzfragen ge­nommen werde. Die leitenden Regierungsorgane wagen nicht einmal, die Opposition der Iren und Sozialisten als unge­rechtfertigt und die Haltung des Kabinetts als richtig zu bezeich­nen, sondern sagen auch ihrerseits eine baldige Krisis voraus. Die Ankündigung von sehr erheblichen Forderungen zur Ver­stärkung der Kriegsflotte in der Thronrede hat zwar die Kon­servativen befriedigt, die gegenwärtige Regierungsmehrheit aber natürlich aufs tiefste verstimmt. So erscheint der Tag nicht ferne, an dem in England die liberale Regierung durch eine konservative ersetzt wird und an die Stelle des Freihandels das Schutzollsystem tritt. König Eduard begibt sich in der kommenden Woche zu einer Frühjahrskur nach Biarritz und nimmt auf der Reise dorthin mehrtägigen Aufenthalt in Paris.

Griechenland.

Kronprinz Konstantin ist nach Schloß Friedrichs­hof bei Kronberg im Taunus zurückgekehrt, wo auch seine Ge­mahlin, eine Schwester unseres Kaisers, schon seit längerer Zeit weilt. An die Rückehr des Kronprinzen nach Athen scheint mit­hin bis auf weiteres nicht gedacht zu werden. Die Türkei hat inzwischen ihre Reserven eingezogen und beobachtet, Ge­wehr bei Fuß, das griechische Trauerspiel.

China.

China hat sich denjenigen Bestimmungen der zweiten Haager Friedenskönserenz, die es bisher nicht un­terzeichnet hatte, angeschlossen. Es zeigt das, daß auch das dunkle China dem Drange, sich den Kulturmächten einzureihen, nicht widerstehen kann.

Die Rheinische Arbeitszentrale für Errichtung einer staatlichen Pensions­

versicherung

ßigung des in der Finanzreform beschlossenen Umsatz= hat in Köln eine Delegiertenversammlung abge­stempels beim Verkauf von Grundstücken von 2 auf itz halten, die Herr Alfons Ennesch leitete. Ueber den ersten amt­

lichen Geschäftsbericht der allgemeinen österreichischen Pensions­anstalt für Angestellte und seine Lehren für Teutschland berich­tete Dr. Hirsch, Nachen. Er erwog die Vor= und Nachteile der österreichischen Pensionsanstalt und schloß mit den Worten: 1. die Abgrenzung des Pensionskreises der Privatbeamten muß so unbedingt sicher geschehen, daß die österreichischen Misser­folge, soweit irgend möglich, vermieden werden: 2. die Ver­waltungskosten müssen von vornherein so bemessen werden, daß nicht schon allein dadurch die Sicherheit des Versicherungs­baues durch Mehrbedarf in Frage gestellt koird; 3. falls Ersatz­versicherung zugelassen wird, ist dafür Sorge zu tragen, daß durch einen Rückversicherungsverband die Wirkungen etwaiger Auslese aufgehoben werden, alle Vorteile der Konkurrenz aber den Privatbeamten gewahrt bleiben und ihre erworbenen An­sprüche in vollem Umfange sichergestellt krerden. Aber eine noch größere Lehre hat uns Oesterreich gegeben, die wir nicht genug beherzigen können, daß es nicht genügt, in Eile ein Gesetz zu machen und die Prüfung auf die Zukunft zu verschieben, son­

dern daß nur in ernstem Eindringen in die Einzelheiten, in gründlicher kritischer Prüfung aller Grundlagen der Versiche­rung allein die Gewähr für ihr dauerndes und segensreiches Wirken liegt. Diese kritische Prüfung hat die Rheinische Ar­beitszentrale bereits eingeleitet, ehe uns noch vom Herrn Staatssekretär, bekanntgegeben worden war, daß der Versiche­rungsvorschlag unserer Regierung technische Schwierigkeiten und Mängel hat. Man beschloß, den lichtvollen Vortrag im Druck erscheinen zu lassen. Alsdann trat man in die Besprechung des Inhalts der Denkschrift:Was leistet die staatliche

Pensionsversicherung der Privatangestellten nach den Vorschlk­gen der zweiten Regierungs=Denkschrift? ein. Tas Haupt=Re­

serat hielt Herr Ehlen=Vonn. Im Anschluß hieran nahm man eine Entschließung an, die dem Hauptausschuß über­wiesen werden soll und worin es heißt: Der Hauptausschuß und in welcher Weise den unverheirateten Pripatangestellten, die gemäß der zweiten Densschrift Hinter­bliebenen=Beiträge zahlen, ohne Gegenleistung dafür exhalten zu können, eine Entschädigung geboten werden kann: 2. o5 und welche Veränderungen der Rechnungsgrundlagen des Re­gierungsvorschlages notwendig sein werden, um die Verschie­Junschtisisegnnahnren Geit in Bechung zu selen: 3. 35 die Pa TeKanteraniscghnten der beiden Tentschriften, die auf den bei Eisenbahnbeamten gemachten Beobachtungen beruhen, für n: 4, ob die gleiche Bemessung der Beiträge für die verschiedenen Lebensalter zu erheblichen ver­sickgrungstechnischen. Schwierigkiten Anlatz geben kann: 5. in welcher Weise diejenigen Privatbeamten vor schweren Schädt­gungen bei Eintritt des Gesetzes bewahrt werden können, die setzt bereits Teilversicherungen abgeschlossen haben, insbeson­der: Lehans; oder, eientenyersichgrungen: 6. welche Lefintion der Versicherungspflichtigen, insbesondere welche Abgrenzung des Privatbeamtenstandes nach unten hin uns vor ähnlichen Schwierigkeiten schützen kann, wie sie sich hieraus in Oester­reich zum Schaden der Pensionsanstalt und der Angestellten ergeben haben: 7. ob der Verwaltungskostensatz, der in der zweiten Denkschrift, mit rund 2,1 Prozent der Beiträge angesetzt worden ist, nicht erheblich zu niedrig angenommen worden ist:

waser Wlseene, Zulalung von Erlatzinstituten Sicherheit Eipen'chergnagrichgersichaen soicher Institute burch Schaffing einer Zwanggrugpgrugerung geschaffen werden kann. Auf Antrag der Tüsseldorfer Vertreter gelangte folgende Ent­schließung zur einstimmigen Annahme:Die Rheinische Ar­beitszentrale hält den baldigen Zusammentritt des Haupt­ausschusses für dringend nötig zur Klärung der technischen Schwierigkeiten, die nach der Angabe des Staatssekre­tärs Telbrück der Schaffung einer Pensionsversicherung der Angestellten hindernd im Wege stehen. Er fordert Prüfung der Logenken, durch technische Sachverständige. Der Hauptausschuß wird ersucht, bei dem Reichsamt des Innern baldigst eine Audienz zur Feststellung und Besprechung aller Fragen nach­zusuchen. In einer Entschließung, die von dem Tuisburger Telegierten eingebracht wurde und an den Reichskanzler von Bethmann Hollweg gerichtet werden soll, heißt es:Die Ar­beitszentrale erblickt das geeignetste Mittel zur Behebung der noch obwaltenden Schwierigkeiten in der Einbernfung einer interparlamentarischen Kommission, die sowohl aus Mitgliedern der Regierung und des Reichstags, wie auch aus berufenen Ver­tretern der Angestellten, der Arbeitgeber und der Wissenschaft zu dem Zwake zu bilden wärr, das Werk zu einem baldigen guten Ende zu führen. Der Telegiertentag beschloß, einen all­gemeinen rheinisch=westfälischen Privatbeamten­tag abzuhalten, der in Lüffeldorf stattfinden soll; der Tag wurde noch nicht bestimmt.

Volkswirtschaft und Soziales.

Der Meuschheit ganzer Jammer faßt mich an... Auch ein Beitrag zur Frage der Pensionsversicherung der Privatangestellten

Es wird uns geschrieben:

Vor einigen Jahren ging eine kleine Zeitungsnotiz durch die Rozie Pssse. des Iuhalie, daß in emer sächschen Provinzial­sisen Prast.,Her, der bereie 30 Jahre zähle, noch imner

seinen Dienst auf dem Büro eines großen industriellen Werkes versehe und so zur Zeit der älteste Kontorist des deut­hn dach Ln#ar..#upt sei. Als einige Monate später dann doch sein körperlicher Zusammenbruch erfolgte und er die Feder für immer aus der Hand legen mußte, da hatte er 36 Jahre lang, pflichttreu wie wenige und niemals eine Erhöhung seines sehr bescheidenen Gehalts begehrend, seiner Firma gedient und bekam von dieser infolgedessen eine kleine monatliche Pension ausgesetzt, mit deren Hiffe ihn seine Tochter zu verpflegen ver­mochte. So wurde er nahezu 90 Jahre alt, aufrecht erhalten von der Zuversicht, daß er durch sene Penston dis zu seinem letzten Atemzuge wenigstens vor Not und Mangel geschützt sein werde. Aber da geschah jetzt das Entsetzliche, das von Nieman­dem für möglich Gehaltene: Die Firma, deren Inhaber die ganze Stadt für den reichsten Mann des Ortes gehalten hatte, fallierte, und so erhielt denn der arme alte Mann jetzt den Bescheid, daß ihm die Pension, seine einzige Erwerbsquelle, nicht weiter ge­zahlt werden könne. Ist das in der Tat nicht furchtbar? Soll der arme alte Mann, nachdem er über ein Menschenalter hin­durch so treu gedient, seine Tage im Armenhause beschließen? Zu näherer Auskunft ist gern bereit: Dr. Lunze, Dresden, Jo­hannestraße g. ven breit: Dr. Lunz, Droden, Je

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mie X# S##. Zuganderung fremder Arbeiter n wieder ein Stillstand eingetreten, der auf eine Einwirkung der Behörden im Industriebezirk zurückzuführen sein soll. Die plötz­liche starke Zuwanderung war hauptsächlich durch gewissenlose Ber­liner Agenten hervorgerufen worden. Diese sandten den großen Kohlenbergwerken Arbeiter in größerer Anzahl zu, ohne irgend welchen Auftrag dazu zu haben. Die Folge davon war, daß die so irre geleiteten Fremden sich an die Behörden wandten, die ihnen natürlich nicht heffen, sondern nur den Rat erteilen konnten wieder nach der Heimat zurückzukehren. Diesem gewissen­losen Treiben soll nunmehr durch die Behörden ein Ende be­reitet worden sein.

Von Hah und Fern.

Se Robrast bofter- e feaen.

Vor hundert Jahren nahm mit unerschütterlichem Mut der edelmütige Sandwirt von Passeyer, der größte Sohn Tirols, Andreas Hofer, in der Nacht vom 19. zum 20. Februar 1810 den Besehl Napoleons entgegen, daß er innerhalb 24 Stunden erschossen werden solle.

Somit schrieb dann Hofer in seiner aufopfernden Hingebung für Gott, Kaiser und Vaterland am 20. Februar um 5 Uhr früh im Kerker auf der Festung zu Mantua seinen letzten Willen an seine Lieben und Getreuen in Tirol. Dann trat mit festen Schritten der Blutzeuge von Passener vor den ewigen Richter, beugte sich mit vorwurfslosem, reinem Gewissen in den Willen der allmäch­tigen Vorsehung und ging mit christlichem Heldenmut, mit dem letzten Segenswunsch für seinen erhabenen Kaiser in den Tod, Mit diesem Heldentod hat der unsterbliche Tiroler Held Andreas Hofer auf den Festungswällen zu Mantua unbewußt den ersten Grundstein zum heutigen Deutschen Reich gelegt und verdient, seiner geschichtlich großen Bedeutung wegen, aller Welt. besonders aber allen Deutschen, als Ausdruck echt deutscher Mannesehre und Charakterstärke zur hundertjährigen Gedächtnisfeier in Erinnerung gebracht zu werden.

Die heldenmütigen Befreiungskämpfe der Tiroler unter Andreas Hofer gegen die Napoleonische Zwangsherrschaft werden wohl die deutschen Nationen für alle Zeiten mit großer Bewunderung und

Dank erfüllen. Es war deutsche Kraft, deutsche Treue und deutsche Vaterlandsliebe, welche den edelmütigen Sandwirt von Passeyer ermutigte, seine Getreuen gegen das Joch des Westens für die langersehnte Freiheft zu begeistern. Es waren die Flammen der Begeisterung, mit welcher die Tiroler Männer von Anno 1809 den deutschen Völkerschaften für 1813 als unübertreffliches Bes­spiel vorausgingen. Denn Hofers Tod in Mantug bedeutete für Rapoleon schon drei Jahre später seine verlorene Hauptschlacht

gegen die deutschen Völkerschaften bei Leipzig. Als Anno 1809 die richterliche Gewalt ohnmächtig wurde und die Bevölkerung Ti­rols der bürgerlichen Ordnung sich ungestraft entziehen durfte, da trat Hofer an die Spitze seiner Tiroler Gebirgssöhne, mit welchen er mit rein menschlichem Gerechtigkeitsgefühl und christlicher Nächsten­liebe gegen die schmachvollen Herausforderungen der Eroberer sein Tiroler Land heldenmütig verteidigte.

Hofer suchte in diesem gerechten Kampf für sich selbst nichts, weder Ruhm noch Wold; mit seinem selbstlos geopferten Lehen