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für die Bürgermeistereien
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Erscheint Mittwochs und Samstags,
Samstags mit dem illustrirten Unterhaltungsblatt„Im Familienkreise".„## M ilbonnementspreis in Honnef, Rheinbreitbach u. Aegidienberg est 1,10
frei ins Haus,
durch die Post bezogen##t 1,15 excl. Bringerlohn.
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Honnef und Ankel.
Inserate in dieser Zeitung
werden per Corpuszeile oder deren Raum lokale mit 10 Pf. auswärtige mit 15 Pfg. berechnet und bis Dienstag und Freitags Vormittags entgegengenommen.
Redaction, Druck und Verlag von Karl Werber in Honnef.
2.
Honnef, Samstag, den 5. Januar 1889
IV. Jahrg.
Bestellungen
auf die„Honnefer Volks=Zeitung“ mit dem achtseitigen Unterhaltungsblatt„Im Familienkreise" werden von allen Kaiserlichen Postanstalten, sowie von unsern sämmtlichen Trägern entgegengenommen.
An unsere Leser.
Als Zeichen unserer Dankbarkeit haben wir unsern Abonnenten gelegentlich des Jahreswechsels eine kleine Ueberraschung zu bereiten gesucht und ihnen
als Neujahrsgeschenk
eine bedeutende Vergrößerung und inhaltliche Verbesserung der illustrirten Unterhaltungsbeilage„Im Familienkreise" zugedacht, ohne den Preis für das Hauptblatt zu erhöhen.
Aus dem reichen Inhalte, den der letzte Jahrgang aufweist, können sich die Leser einen ungefähren Begriff machen von der Fülle und Reichhaltigkeit, die „Im Familienkreise“ ihnen in Zukunft bieten wird. Eine Reihe wirklich spannender Erzählungen und Novellen harren der Veröffentlichung. In der heutigen Nummer beginnt eine überaus interessante Erzählung
„Der Krumir
aus der Feder des berühmten Reiseschriftstellers Dr. Karl May, dessen im deutschen Hausschatz veröffentlichten„Abenteuer“ s. Z. so großes und berechtigtes Aufsehen erregten. Diese Erzählung, eine der besten, die der hochbegabte Verfasser, welcher so fesselnd zu schildern weiß, geschrieben hat, führt den Leser nach Afrika, in den dunkeln Welttheil, wohin sich gegenwärtig, aus Anlaß der Sclavenfrage, die Blicke Aller wenden; wir erleben dort in der Wüste die wunderlichsten Abenteuer, lernen arabisches Leben und orientalische Bilderpracht der Sprache kennen. Es unterliegt für uns keinem Zweifel, daß diese Erzöhlung die Neugierde aller Leser erregen und Monate lang bis zur letzten Zeile lebendig erhalten wird— Daran schließt sich, um allen Geschmacksrichlungen gerecht zu werden, eine tief=religiöse, von wunderbar
poetischem Hauche durchzogene Skizze„Die barmherzige Schwester" nach holländischen Motiven von Leonz Niederberger, dessen im Laufe des verflossenen Jahrganges im Familienkreise veröffentlichten kleinen Erzählungen aus dem Leben mit Beifall aufgenommen wurden. Außerdem sind Beiträge von einer Reihe anderer nicht weniger begabter Erzähler vorhanden, welche nach und nach abgedruckt werden sollen.
An belehrenden Aufsätzen ist auch kein Mangel. Lebensbildnisse berühmter Männer, welche im Vordergrunde der religiösen und politischen Bewegung stehen, werden den Lesern vor Augen geführt: die Rubriken „Hauswirthschaftliches. Landwirthschaftliches, Gesundheitslehre und Mannigfaltiges werden in bisheriger Fülle nützliche Anweisung geben, wodurch mancher Thaler im Haus und auf dem Felde gespart werden kann. Die Spielecke wird den großen und kleinen Kindern manche vergnügte Stunde bereiten, dem reinen, echten Humor soll in der„Launigen Ecke“ freier Raum gelassen werden.
Zum Schluß allen unsern Lesern, Leserinnen und Freunden unsern warmen Dank für ihre seitherige Unterstützung, mit der Bitte, uns dieselbe auch fernerhin zu erhalten.
Redaction und Expedition der
„Honnefer Volkszeitung“. Politische Nachrichten.
Berlin, 3. Januar 1889.
Deutschland.
— Die Neujahrsgratulation am Kaiserhofe in Berlin gestaltete sich in diesem Jahre wesentlich anders als in früheren. Kaiser Wilhelm I. empfing nach dem Gottesdienste die Gratulanten schlicht und einfach in seinem Palais, vor welchem eine endlose Menschenmenge versammelt war. Anders diesmal, wo seit mehr als 30 Jahren zum ersten Male wieder eine feierliche Neujahrskour im Schlosse stattfand. Zahlreiches Publikum war um die alte Hohenzollernburg versammelt. Um ½10 Uhr fand in der Schloß
oder
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Die Tochter des
Roman von Wilhelm Koch.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
„Fürchtest Du nicht, Feodor“, fragte sie nach einer Pause,„daß man Deine Ideen und Ziele als staatsgefährlich deuten und die Aufbesserung des Looses der Bauern als revolutionäre Grundsätze hinstellen könnte?“ „Wie kommst Du denn zu dieser sonderbaren Vermuthung, Valeska? Mein Werk unterbreite ich der Regierung und mit ihrer Genehmigung wird es erscheinen.“
„Wäre es nicht möglich, diese Deine Arbeit für eine Maske zu erklären, hinter welcher sich ganz andere Zwecke und Ziele verbergen?“
Gurbinski schaute befremdet auf.„Du siehst ja recht schwarz, liebe Frau; hältst Du mich etwa für einen Revolutionär, einen Staatsverbrecher?“
Wieder diese Sorglosigkeit! Was sollte Valeska entgegnen? Um ihre Verwirrung und Unruhe zu verbergen, erhob sie sich und drückte scharf auf den Knopf einer silbernen Schelle. Das Mädchen trug das Kaffeegeschirr ab. Auch Gurbinski erhob sich und verließ das Zimmer und bald darauf das Haus. Er wollte, wie er sagte, im Ministerium sich nach den Arbeiten erkundigen, deren Erledigung ihm bei seinem demnächstigen Wiedereintritt obligen würden.—
Kurz darauf hielt ein Wagen vor dem Hause und in der nächsten Minute stand der Stadthauptmann vor seiner Tochter.
„Was hast Du ermittelt, Valeska?" fragte der Vater, die Thür hinter sich abriegelnd und ohne Umschweife auf sein Ziel losgehend. Sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, lag außerhalb des Kreises seiner Gefühle und seiner Interessen— und der „Scheinehe.“
„Nichts!“ hauchte Valeska die leichenblaß vor ihm stand und sich mit beiden Händen an die Stuhllehne klammerte.
„Nichts?"... Auch Rakow erbleichte und trat einen Schritt zurück.„Wäre die ganze Comödie zwecklos gewesen?“ Seine Stimme nahm einen dumpfen, grollenden Ton an.„Morgen fordert der Kaiser die Beweise von mir und die Person des Empörers.“
Die junge Frau zuckte die Achseln.„Ich habe absolut Nichts entdeckt, Vater, das Deine furchtbare Vermuthung bewahrheitet und bestätigt hätte. Ich ließ es nicht an Anspielungen fehlen, allein Gurbinski nahm sie entweder lächelnd oder mit Befremden auf.“
In dem aschgrauen Gesicht des Polizeimeisters malte sich deutlich genug die Enttäuschung und der Aerger ab, den ihm diese unerwartete Erklärung bereitete. Mit Mühe nur wahrte er seine Fassung. Seine grauen Augen schienen Valeska durchbohren zu wollen, aber sie hielt den Blick ruhig aus und entgegnete: „Ich glaube, Du hast Dich geirrt, Vater.“
„Ich will nicht hoffen, daß Du mich täuschest; ich will nicht hoffen,“— er vollendete den Satz nicht, aber der eigenthümliche Blick, mit dem er jetzt Valeska betrachtete, sagte Alles.
„Dein Verdacht ist unbegründet, Vater. Von einer Täuschung meinerseits kann keine Rede sein. Gurbinski ist kein Revolutionär!“
kapelle Gottesdienst, sodann die Kour im Weißen
Saale vor dem Kaiser und den anwesenden Fürstlichkeiten statt. Um 12 Uhr Mittags war bei der Neuen Wache große Paroleausgabe, nach welcher der Kaiser und die Kaiserin der Kaiserin Augusta einen Gratulationsbesuch abstatteten. Politische Aeußerungen sind bei dem Neujahrsempfange nicht gefallen.
— Bei der Gratulationskour im Schlosse zu Berlin wurde die Abwesenheit des Reichstagspräsidenten von Lewetzow bemerkt, der wohl durch Privatverhältnisse verhindert ist. Die beiden andern Präsidenten, von Buhl und von Unruh-Bomst, waren zugegen.:
— Der Kaiser hat dem früheren preußischen Minister des Innern, Herrn von Puttkamer, den Schwarzen Adlerorden verliehen. Wenigstens wird das vor einer Stelle versichert, die darüber wohl unterrichtet sein kann. Im Staatsanzeiger war die Verleihung bisher noch nicht verzeichnet.
— Die Kaiserin Friedrich hat zum Bau des großen Krankenhauses in San Remo dem dortigen Bürgermeister die Summe von zwanzigtausend Lire telegraphisch überwiesen. Das Hospital ist für Kranke aller Nationen bestimmt und soll den Namen „Federigo" zum Andenken an Kaiser Friedrich erhalten.
— Es wird bestätigt, daß dem Reichstage in dieser Session keine weitere Militärvorlage zugehen wird.— Bevorsteht die Abschaffung des Bajonnetfechtens bei der deutschen Infanterie.— Das ministerielle Wiener Fremdenblatt theilt mit, daß in unterrichteten Kreisen nichts von der Errichtung einer Donaukriegsflotte, noch von einem darauf bezüglichen Memorandum des Admirals von Sternecker bekannt ist. Natürlich wird also auch von den Delegationen kein Flottenkredit gefordert werden. Auch diese Mittheilung ist als ein sehr bedeutsames Friedenszeichen aufzufassen.
Ein reiches Geschenk zum Besten der katho lischen Marienkirche in Hannover ist in diesen Tagen dem Abg. Windthorst, dessen Lieblingsplan der Kirchenbau ist, zu Theil geworden. Der Papst hat Herr
Der General lachte bitter auf und zerknitterte in immer mehr ausbrechender Wuth den Rand seiner Dienstmütze, die er noch immer in der Rechten hielt. „Kein Revolutionär!“ rief er hart,„derselbe Mensch der vorgestern im Nihilistenclub in der Kiewstraf den Sturz der Dynastie Romanow, meine und Mensenzow's Ermordung forderte und prophezeite! Der offen die Empörung predigte! Wo ist das geheime Versteck, wo sind die Briefe und Schriftstücke? Heraus damit!“
„Wenn Du meinen Versicherungen keinen Glauben schenkst, kann ich Dir nicht helfen.“
„Sollte vielleicht meine Tochter mit dem Rebellen gemeinsame Sache machen?" donnerte Rakow in aufloderndem Zorne. Mit der mühsam gewahrten Fassung war es vorbei.„Hüte Dich, Valeska,— auch Du bist vor Sibirien nicht sicher, wenn Du mich auf's äußerste treibst!“
Diese Drohung brachte die entgegengesetzte der beabsichtigten Wirkung hervor. Stolz richtete die Tochter sich auf und trat, flammenden Auges, dicht an ihren Vater heran.„Dein Sibirien schreckt mich nicht! Aber ich wiederhole Dir: Gurbinski ist nicht der Mann den Du suchest Er ist so wenig das Haupt der Revolutionspartei, wie Du selber. Wer hat ihn Dir als solches denuncirt?“
„Kein geringerer, als mein erster Rath Kowalscheck!“
„Ah,— dieser Elende! Er haßt mich!“
„Nein er liebt Dich und haßt nur den Rebeuen, den er als solchen ermittelte und bezeichnete, noch bevor die Ehe=Comödie in Scene gesetzt worden war.“
„Und ich sage Dir: er lügt!“
„So frage doch Deinen Tugendhelden, ob er nicht