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Nach zwei Jahren.
Ein Rückblick.
Theute sind zwei Jahre verflossen, seit der„General=Anzeiger für Bonn und Umgegend“ zum ersten Male vor seine Leser trat.
In geschäftlicher Hinsicht bedeuten diese zwei Jahre für unser Blatt eine Zeit des Aufschwungs in einem Maaße, welches alle Erwartungen seiner Begründer weit hinter sich läßt. Die einzelnen Stufen dieses Aufschwunges sind gelegentlich zahlenmäßig von uns bekannt gemacht worden, und bei der in dem Geschäftsbetriebe des General=Anzeigers grundsätzlich herrschenden Oeffentlichkeit hat das Publikum ja jederzeit selbst sich von all diesen Dingen überzeugt.
Aber auch die Redaction darf auf die Entwickelung dieser beiden Jahre in aller Bescheidenheit mit Befriedigung zurückblicken. Dank dem vereinten Streben aller Betheiligten, vor Allem aber auch Dank dem Entgegenkommen und Mitwirken des Publikums ist der General=Anzeiger geworden, was er nach dem Plane seiner Stifter werden sollte:
ein Volks= und Familienblatt, ein täglicher Hausfreund
für jedes Haus in Bonn und in allen Ortschaften unsres Umkreises.
Es liegt nahe, am heutigen Tage einmal festzustellen, auf welche Weise wir dieses erfreuliche Ergebniß erreicht haben und hoffen dürfen, es weiter zu bewahren.
In erster Reihe ist der General=Anzeiger stets bestrebt gewesen, unparteiisch, sachlich und vielseitig zu sein. Gerade die unparteiische Haltung unseres Blattes hat uns auf den verschiedensten Seiten, in allen Kreisen der Bevölkerung Beifall und treue Leser erworben. Es trifft dies zusammen mit einer allgemeinen Beobachtung, welche das Merkmal der neuesten Entwickelung in unserer deutschen Presse bildet.
Lange Zeit sind die meisten deutschen Blätter unter dem Gesichtspunkte geleitet worden, daß die Presse vor Allem die Führerin und Wegweiserin des Volkes, insbesondere auf politischem Gebiete sein müsse. So schmeichelhaft diese Vorstellung für manche Redactionen sein mochte, so ist sie doch nicht richtig und wird auch heutzutage wohl nur noch gewohnheitsmäßig festgehalten. In unserer Zeit und bei unserem hochentwickelten Volke hat eine wirklich volksthümliche Zeitung einen anderen und in Wahrheit höheren Beruf, als ihre Leser in die Schranken einer bestimmten Partei=Anschauung einzuschließen. Sie soll nicht den Dienst einer Brille versehen, sondern den eines Spiegels. Ihre Aufgabe ist nicht der Parteikampf, sondern vorab die sachliche Berichterstattung und Belehrung, sodann die Anregung von allgemein nützlichen Unternehmungen und nicht minder die Aufnahme und Förderung solcher Anregungen aus den Kreisen ihrer Leser.
Daß diese Anschauung von der Aufgabe einer echten Volkspresse die herrschende geworden ist oder doch täglich es mehr wird, dafür haben wir den zahlenmäßig sicheren Beweis in dem Aufschwunge der entsprechend geleiteten Blätter und in dem Rückgange anderer, wesentlich dem politischen Parteikampfe dienender Zeitungen.
Im Uebrigen braucht kaum gesagt zu werden, wie viel Raum und Gelegenheit der Wegfall aller parteilichen Kämpfe in einem Blatte wie dem unsrigen für andere, nützliche und unterhaltende Beiträge eröffnet. Wir dürfen uns in dieser Hinsicht auf das Zeugniß jedes Lesers berufen, der eine Zeit lang unseren General=Anzeiger mit einem beliebigen politischen Blatte verglichen hat. Nur auf Eins sei noch hingewiesen: wie überaus werthvoll ist doch die unparteiliche Haltung gerade für die Behandlung der lokalen Angelegenheiten.
Hier, wo einzig und allein das Wohl der Bürgerschaft, die Förderung der heimischen Interessen maßgebend sein muß, kann nur ein Blatt wie das unsrige den Schwerpunkt seiner Thätigkeit finden. Es wird allezeit unser Bestreben sein, in noch höherem Maaße als bisher dafür zu sorgen, daß der General=Anzeiger die Zeitung für Bonn und den Bonngau bleibt.
Unsere bisherigen redactionellen Erfolge würden aber— wie gesagt— nicht möglich gewesen sein ohne die lebhafte Unterstützung seitens des Publikums. Wir haben hier nicht allein die Unterstützung durch Inserate im Auge. Allerdings ergänzen und bedingen sich Text und Inseratentheil in jeder Tageszeitung gegenseitig. Ein Blatt ohne Inserate ist stets etwas Todtes, andererseits ist ein Inserat in einem textlich mangelhaft ausgestatteten Blatte wirkungslos, wie das jeder inserirende Geschäftsmann bestätigen kann. Wir denken hier an eine andere thatsächliche Mitarbeit des Publikums. Für zahlreiche, werthvolle Anregungen aus allen Kreisen dürfen wir heute an dieser Stelle unseren Dank wiederholen. Nicht minder gehören die immer häufigeren vertrauensvollen Zuschriften und Anfragen an die Redaction für uns zu den erfreulichsten und bedeutsamsten Ergebnissen dieser zwei Jahre. Sie beweisen, daß zwischen dem GeneralAnzeiger und seinem großen Leserkreise das richtige, herzliche und aufrichtige Verhältniß obwaltet.
So beginnen wir denn, gestützt auf das Vertrauen und die Anerkennung unserer Leser, mit froher Zuversicht ein neues Jahr unserer Thätigkeit. Wir erachten es als eine große Ehre, das Haupt= und Familienblatt einer Stadt wie Bonn und der blühendsten rheinischen Landschaft zu sein. Wir werden uns bestreben, dieser Ehre immer mehr würdig zu werden durch
strenges Festhalten an unsern erprobten Grundsätzen,
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vor Allem durch die sorgfältigste Berücksichtigung aller Regungen des reichen öffentlichen Lebens unserer lieben Heimath. Wir werden uns stets bewußt bleiben, welch unermeßliche sittliche Verantwortung auf einem Blatte ruht, das in den weitesten und Gottlob gesundesten Kreisen des Volkes von Alt und Jung, von Eltern und Kindern täglich gelesen wird.
Nachdem unser Blatt nunmehr vollständig eingeführt ist und an Umfang täglich zunimmt, haben unsere Ausgaben für Papier und Traggeld eine Höhe erreicht, welche uns dazu zwingt, die volle zwei Jahre lang durchgeführte Gratis=Vertheilung in den Unterhäusern der Stadt Vonn einzustellen und gleichzeitig den Abonnements=Preis um 20 Pfennig pro Monat zu erhöhen.
Der General=Anzeiger kostet demgemäß von heute ab allenthalben in Bonn und Umgegend
täglich frei ins Haus gebracht
50 Pfennige pro Monat.
(Der Anzeigenpreis bleibt unverändert bestehen.)
Bonn, den 1. December 1891.
General=Anzeiger für Bonn und Umgegend
(Actien=Gesellschaft).
9 Der Schatz des Pulkan. Serssck)
Roman von H. Rosenthal-Vonin.
20. Kapitel.
Flora war im höchsten Grade erstaunt, als Herr Lombardi am Abend dieses Tages die Mittheilung machte, daß ihr Vermögen wiedergefunden sei und sich in seinen Händen befinde.
„Gott sei Dank!“ rief Flora aufathmend aus.
„Ja, Gott sei Dank!“ wiederholte Herr Lombardi, der diesen Ausruf allein auf das Wiederfinden des Geldes deutete.„Und um das Märchenhafte dieser Sache zu vervollständigen“, fuhr Herr Lombardi fort,„Dein Erbe fand jener Mann, der auch unsere Fabrik vom Untergang gerettet hat.“
Flora zeigte sich von der letzten Mittheilung nicht sehr überrascht. „Es fehlt nichts", erzählte Herr Lombardi weiter,„nicht ein Pfennig, die Zinsen, vom Tage der Strandung an gerechnet bis heute, sind sogar dabei und Du bist jetzt ein reiches Fräulein, Flora. Ich bin aber mit meinen Wundern noch nicht zu Ende“, fuhr Herr Lombardi fort.„Denke Dir, Jansen's kennen Williamson,— es gab ein sehr unangenehmes Rencontre und eine lange Auseinandersetzung. Die Sache sah sehr geheimnißvoll schwül aus und flößte nir nicht geringe Besorgniß ein. Nachher jedoch, so schien's mir, schied man in leidlichem Frieden.“
Auch das kam Flora gar nicht so wunderbar, als ihr Onkel vorvorauszusetzen schien, sondern sehr natürlich vor. Sie saute aber nichts.
„Zuerst", fuhr Herr Lombardi fort,„befürchte ich, nachdem Jansens ihn getroffen, da man seine so sorgsam von ihm gehegte Ruhe gestört, bei seiner Art und Weise, er würde uns verlassen,— das wäre ein schwerer Schlag für mich, denn was nützt mir das Geld, wenn Du es auch in der Fabrik läßt, ohne diesen Ingenieur. Zum Glück jedoch erklärte er, auf der Fabrik bleiben zu wollen.— Er ist ein höchst seltsamer Mensch mit unbegreiflichen Verhältnissen, aber was geht das uns an! Er ist ohne Zweifel ein ehrlicher Mensch und ein genialer Chemiker. Heirathen brauchen wir ihn ja nicht“, schloß Herr Lombardi, mit eigenthümlichem Lächeln Flora's Blicken ausweichend.
Zu derselben Zeit ungefähr, als Herr Lombardi mit Flora dies Gespräch führte, hatte auch Herr Jansen mit seiner Geschke eine etwas besondere Unterredung.
„Du wirst jetzt Willem heirathen wollen?“ frug er Geschke, ernst vor sich hinsehend.
„Ja wohl“, antwortete sie leise,„er wird mich aber nicht wollen, denn er liebt mich nicht.“
„Ach!“ rief Herr Jansen aus,„das ist eine eigene Sache mit der Liebe. Sieh', Geschke, ich war ein armer Lotsenkapitän in Bremen, mit zwei Thalern pro Tag— Sonntags nichts— und Deine Mutter, die Tochter eines reichen Rheders, sie wollte mich durchaus haben, und ich konnte mich nicht entschließen. Deine Mutter war schön, gut, vortrefflich erzogen, hatte ein großes Vermögen, sie war klug und angenehm. Ich hatte aber die Ansicht, daß ich sie nicht liebte. Ich spähte nach allen Mädchen umher, ob ich nicht eine Andere etwa wirklich lieben könnte. Die von mir gehoffte Liebe kam aber nicht. So zog sich die Geschichte fünf Jahre hin. Meine Liebe, aus lauter Goldwolken und Rosenschimmer gewebt, wollte sich nicht einstellen. Ich heirathete Deine Mutter und wir haben die glücklichste Ehe von der Welt geführt,— dreißig Jahre lang, von Anfang bis zu Ende gleich glücklich, und ich liebte Deine Mutter von Tag zu Tag inniger und ihr Tod war für mich ein furchtbarer Schlag.— Ich bin der Meinung", schloß Jansen,„daß jene so gewaltige Liebe der Mann gar nicht zu haben braucht. Die Frau soll aber den Mann mit jeder Faser ihres Daseins lieben, leidenschaftlich, wie man sagt, denn der Mann ist ihre Welt.“
„Willen würde mich aber ohne jene Liebe nicht heirathen“, sagte Geschke betrübt.„Ich wäre zufrieden bei ihm mit einer Liebe, wie Du sie Da von Dir schilderst.“
„Er wäre ein Narr und Esel, wenn er Dich verschmähte!" rief Herr Jansen zornig aus,„er müßte ja blind und taub sein, wenn er nicht fähe, was er an Dir hätte. Ich begreife nicht, weshalb Du an diesem Manne so hängst, seine stille, verschlossene Art und Weise, sein Nebendenken, sein Abschließen von der Welt, sein ewiges Studiren und die ablehnende, vornehme Manier seines Benehmens hat mir nie gefallen. Ihr Frauenzimmer jedoch denkr und fühlt wieder anders, als wir, Du hast Gott weiß was im Geheimen an ihm entdeckt. Nun, wenn es Dein Glück ist, will ich nicht dagegen sein.“
„Es wäre für mich das größte Glück der Welt“, sagte Geschke; „Du kennst ihn nicht, Vater, wie ich, er ist ein großer und ein bedeutender Mann, mit edlem Herzen, trotzdem er etwas anders ist als die übrigen Menschen.“
„Er ist ein Sonderling“, meinte Jansen.
„Etwas, ja“, gestand Geschke leise zu.„Ich liebe jedoch gerade dieses besonders an ihm.“
„Wenn er aber dumm und blöde genug wäre, Dich nicht zu wollen?“ frug jetzt Jansen.„Wir müssen diesen Fall in's Auge fassen, Tochter.“
„Dann muß ich mir daran genug sein lassen, ihn zu lieben wie früher, wie bisher“ entgegnete Geschke leise.
„Und Du würdest niemand Anderen heirathen?“
„Nein!“ sagte Geschke bestimmt.
Jansen seufzte.— Dann fügte er nach einer langen Pause hinzu:
„So mag der Himmel seinen Sinn lenken!“
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Nachdem Charles seinen Bruder verlassen, ging Willem durchaus noch nicht zur Ruhe. Im Gegentheil, er nahm sein kleines Boot und fuhr durch die stillen Kanäle seines Städtchens hinaus zur Lagune und trieb dort auf den schwärzlich schimmernden Wassern.
Der Mond ging auf— wie aus Marmor gemeißelt, geisterhaft weiß lag Venedig dort drüben da, fast blutroth glimmten die Lichterketten an den Kais.
Die tiefste Ruhe und Schweigsamkeit herrschte rings um ihn her. Silber goß der Mond auf das Wasser und röthlich schimmerte, im Wasser stehenden, geheimnißvollen Menschenfiguren gleichend, die Unzahl der Pfähle, welche die Sandbänke umgaben. Der Abend war von einer wunderbaren Stille,— diese entsprach aber durchaus nicht der Stimmung des Mannes, der dort draußen auf den Wassern sein Boot trieb. Willem war glücklich, daß er jetzt davon erlöst worden, dies Strandgut und seine Person und Verhältnisse so sorgsam geheim halten zu müssen. Dies Glücksgefühl wurde ihm aber jetzt vernichtet durch zwei Gedanken. Hier Njetta und dort Geschke. Bei Nietta war er gebunden durch sein Wort, das ihm durch Zwang abgerungen. Geschke liebte ihn, daß ihn diese Liebe rührte. Er fühlte, es werde jetzt zur Erklärung, es müßte jetzt zur Entscheidung kommen.— Liebte er Geschke denn? Er konnte diese Frage nicht bejahen. Nietta liebte er auch nicht. Sollte er aber dennoch Alles hier aufgeben und nach Norwegen gehen, sollte er Nietta herholen und sein Leben an sie ketten?— Könnte er Geschke denn sagen: „Zu dieser muß ich hin und sie heirathen— obgleich mein Herz weniger fühlt für sie als für Dich, obgleich ich eingesehen, daß dies Mädchen nicht für mich und meine Verhältnisse paßt, mich unglücklich macht und schließlich selbst unglücklich wird! Kann ich ihr das sagen? Wie elend und erbärmlich stehe ich dann da!— Ich handelte unter Zwang, in einer Noth, aus der ich keinen Ausweg sah. Ich gab mein Wort bedingungsweise", setzte er sein Erwägen fort— „muß ich es unter diesen Umständen halten? Ja“, sagte er sich, „ich gab mein Wort einem Weib, und wenn dies es nicht zurückgibt, bin und bleibe ich gebunden; aber von einem Geschick mich wehrlos knechten lassen, das will ich nicht! Ehe ich diese Fessel unzerreißbar um mich schlinge, werde ich versuchen, ob es nicht möglich ist, einen Ausweg da zu finden. Es ist der Schatten der heimlichen That, der so düster auf mir lastet und mir mein ganzes zukünftiges Leben verfinstern kann. Ich habe genug gebüßt, ich habe gefühnt, was ich vielleicht verbrochen— jetzt muß ich versuchen, ob ich aus diesem Bann mich befreien kann: das bin ich mir, das bin ich meinem Leben schuldig. Handeln muß ich jetzt!“ rief er aus,„energisch und entschlossen handeln und so schnell und so entschieden wie möglich“,— und zu diesem Punkt in seinen Erwägungen gekommen, wendete Willem das Boot und fuhr nach Hause, zündete Licht an und setzte, umgankelt von den düsteren Schatten des alterthümlichen, prunkvollen, nur mangelhaft erleuchteten Gemaches, folgendes Schreiben an Njetta auf:
„Liebe Nietta!
„Ich stehe vor der Entscheidung, zu Dir zurückzukommen. Vorher möchte ich Dir aber noch etwas sagen. Ich habe mich lange geprüft und bin zu der Ueberzeugung gekommen, daß ich Dich nie lieben werde, daß ich mit Dir unglücklich und elend werde, wie Du es mit mir werden wirst.— Du bist ein gutes und braves Mädchen,— Du verdienst einmal glücklich zu werden. Ich mache Dich nie glücklich— ich kann es nicht.— Ich werde stets als Last und Kette empfinden, daß Du mein Weib bist. Die Verhältnisse, in welchen ich bei Dir dort oben leben müßte, würden mir wie ein schreckliches Gefängniß sein, und brächte ich Dich her in meine Lebenslage, Du patztest nicht in diese hinein.— Du würdest mir auch diese Welt hier zum Gefängniß machen, weil ich mich abschließen müßte von allen Meuschen. Ich mißachte Dich nicht. Ich möchte Dich so gern zufrieden und glücklich sehen. Ich kann Dich nicht glücklich machen, Du mich aber namenlos unglücklich. Ich liebe keine Andere— glaube meinem Wort— ich schreibe Dir dies also nicht von einer anderen