1865.

Aachen.

Das

Echo der Gegenwart

nscheint täglich und kostet für drei Konate inel. Stempel 1 Thlr. 5 Sgr., durch die Post 1 Thle. 10 Sgr.

10. Oktober.

Bestellungen auf das 4. Quartal werden fortwährend angenommen und die bereits erschienenen Nummern nach­geliefert.

Abonnement in Aachen und Burt­scheid 1 Thlr. 5 Sgr., durch die Post bezogen 1 Thlr. 10 Sgr.

Die historische Kommission zu München.

Blenar=Versammlung vom 27. September bis 2. Oktober 1865.

Durch die Gnade Sr. Majestät des Königs sind so hat auch dieAllg. Ztg. vor einiger Zeit gemeldet die Arbeiten dieser von dem döchstseligen König Maximilian II. gegründeten Gesellschaft gesichert. Die bayerische Hauptstadt ist und bleibt der Ort, wo alljährlich eine Aus­wahl deutscher Geschichtschreiber und Forscher zusammentritt, um die Unternehmungen zu regeln, welche der verewigte Fürst in's Leben rief. König Ludwig 1I. hat mit königlichen Munifizenz auf fünfzehn Jahre die Mittel gespendet, welche nothwendig sind den Grundsätzen seines Vaters Dauer zu verleihen. Haben die bisherigen Lei­stungen schon das Recht dieser Stiftung hin­reichend beurkundet, so ist ihr durch die neue Sicherung ihres Daseins auf so lange Zeit hin die Gelegenheit gegeben auch ihre Nothwendigkeit zu erweisen. Das ist jetzt die Aufgabe, sie wird gelöst werden durch eine umfassende Fortsetzung der bisherigen Unternehmungen.

Die Gesellschaft war sehr zahlreich versammelt, alle waren bestrebt durch ihr Erscheinen und Mitwirken die Zuversicht kundzugeben, welche der neugewonnene Boden der ganzen Körperschaft verlieh. Zum ersten Mal hatte sie Wackernagel von Basel in ihrer Mittel zu begrüßen, der, in die Stelle des verewigten Jakob Grimm schon früher gewählt, das letzte Mal durch Krankheit am Eintritt verhindert gewesen war. Von den auswärtigen Mitgliedern konnten diesmal Droysen und Häusser, von den Münchenern Löher nicht erscheinen.

Der Vorsitzende, Leopold v. Ranke, eröffnete die Versammlung wie gewöhnlich durch eine An­sprache. Da bei deren letztem Zusammentritt alles tief ergriffen war von dem Verluste der die Ge­sellschaft durch den Tod ihres königl. Gründers betroffen hatte, würde es damals nicht geziemend gewesen sein, neben ihm noch irgendeines andern zu gedenken, auch wenn sonst Anlaß dazu vor­handen war. Dies konnte jetzt nachgeholt werden. Deshalb begann Ranke von Johann Friedrich Böhmer, der zwar aus zufälligen Gründen der Kommission nicht angehörte, dessen Tod aber die Theilnahme aller erwecken mußte, welche sich mit der vaterländischen Geschichte beschäftigen. In warmen und beredten Worten schilderte er die Entwicklung und die Verdienste ihres Mannes, dessen Natur für den gewählten Beruf recht eigentlich wie geschaffen war, an dem sich zeigte, wie bedeutendes geleistet werden kann, wo Studien. und Neigung völlig zusammengehen, der für alle Zeiten in unsern historischen Arbeiten leben wird. Mit verdienter Anerkennung wurde sodann Eduards v. Wietersheim gedacht. Zu der Kom­mission selbst aber war unter den zu erwähnenden Hingeschiedenen in nächster Beziehung durch seine Arbeiten der frühverstorbene Wilhelm Junghanns, Professor der Geschichte in Kiel, ge­standen. Eine der wichtigsten Aufgaben der Kommission, welche von dieser der Leitung Lappenbergs in Hamburg anvertraut war, wurde

von Junghanns besorgt: die Herausgabe der Hansa=Recesse. Ihm widmete Ranke verdiente Worte des Andenkens. Der Verstorbene hat sich seiner Aufgabe mit unermüdlichem Eifer und Erfolg hingegeben, war durchaus heimisch in dem ganzen Umfang aller Kenntnisse, die dazu erfor­derlich sind. Es ist ihm das schmerzlichste be­gegnet, was den Mann der Wissenschaft treffen kann: er hat nur kurz das geliebte Lehramt ver­sehen dürfen, er ist in dem Augenblick gestorben, wo er im Begriff stand seinen Namen in dauern­der und hervorragender Weise auf die Nachwelt zu bringen in dem Augenblick, wo mit dem Druck des Werkes, dem er sich gewidmet, be­gonnen werden sollte.

In Folge der früher veröffentlichten Preisaus­schreibungen waren in diesem Jahr zwei Arbeiten eingelaufen: ein Handbuch deutscher Alterkhümer und ein Handbuch deutscher Geschichte. Die Kommission glaubte bei beiden zur Zuerkennung eines Preises nicht schreiten zu können. Das offizielle Urtheil derselben wird noch veröffentlicht werden.

Was nun die einzelnen Unternehmungen der Kommission selbst betrifft, so konnte Prof. Hegel, welchem die deutschen Städtechroniken aufgetragen sind, von denen früher schon drei mit Nürnberger Chroniken gefüllte Bände das Licht der Welt erblickt haben, dießmal den vierten Band der ganzen Sammlung vorlegen; nur Einleitung und Register werden noch nachgetragen werden. Es ist dieser Band zugleich der Anfang einer neuen Serie, der erste Band Augsburger Chroniken. Er ist gearbeitet von Ur. Frensdorff, und enthält drei Stücke: 1. Chronik von 1368 bis 1406, schon früher herausgegeben von Würdtwein, dann von Mone, aber jetzt zum erstenmal in abschließen­der auf Grund aller Handschriften vorgenommener Bearbeitung des Textes; 2. die Schrift des Erhard Wahraus bis 1444: der Verfasser war ein bedeutender Kaufmann der Reichsstadt, und theilt wichtige Notizen für die Geschichte derselben mit; die Veröffenlichung geschieht hier zum ersten­mal, und zwar nach der einzigen in München aufbewahrten Handschrift; 3. eine kurze, bisher noch ganz unbekannte Chronik, von der Gründung der Stadt bis 1469, nach der einzigen in Berlin erhaltenen Handschrift. Diese sämmtlichen Stücke sind von Ur. Frensdorff, der sich ein halbes Jahr in Augsburg aufhielt, mit reichen Zugaben und Erläuterungen aus den Materialien des Stadt­archivs ausgestattet worden. Bereits hat derselbe auch die Publikation anderer dortiger Chroniken vorbereitet, die wichtigste derselben ist im zweiten Band zu erwarten, die Zink'sche, die von Oefele nur unvollständig, weil mit ausschließlicher Rück­sicht auf die bayerischen Dinge, und außerdem auch inkorrekt herausgegeben ist. Aber nicht bloß daß auf diese Weise mit Veröffentlichung der Augsburger Chroniken begonnen worden, so wurde währenddessen auch an der Fortsetzung der frühern Nürnberger Serie weiter gearbeitet. Zwar hat sich Dr. v. Kern, welcher bis dahin mit der in der weitläufigen Compilation des Nürnberger Bürgers Deichsler enthaltenen Chronik aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts beschäftigt war, im April dieses Jahres zu Freiburg im Breisgau als Privatdocent der Geschichte habi­litirt; es ließ sich jedoch die Einrchtung treffen, daß er auch ferner die Sache fortsetzt, was für den Leiter der Unternehmung und die Kommission deßhalb besonders erfteulich war, da außer dem Genannten Niemand zu finden ist, welcher im Stande dazu wäre. Man sieht hiermit einem vierten Bande der Nürnberger Chroniken ent­gegen. Nach Dr. v. Kerns Abgang ist Dr. Knochen­hauer aus Meiningen gewonnen worden, und

Das 25jährige Dienstmädchen Barbara Wapenitzky aus Kralowitz machte sich am 30. September früh auf den Weg nach Prag, wo sie mit dem 1. ds. Mts. einen Dienst anzu­treten hatte. Unweit vom Heimathsdorfe schloß sich ihr eine ihr unbekannte Frauensperson an, befragte sie über Zweck und Richtung ihres Weges und erklärte, sobald sie Alles erfahren, auch nach Prag zu gehen und sie begleiten zu wollen. Gegen 8 Uhr früh lockte sie das arg­lose Mädchen von der Straße ab, gegen die Steinbrüche von Hrdlorez, unter dem Vorwande, es wäre dies der nähere Weg nach Prag. So viel sich B. W. noch erinnerte, hob ihre Beglei­kerin, kaum in den Steinbrüchen angelangt, einen großen Stein auf, warf sich auf die nichts Zsses Ahnende und versetzte ihr, obwohl sie sich victeno zur Wehre setzte, mehrere gewaltige Schläge auf die Stirne und Schläfe, worauf die Ueberfallene bewußtlos zusammenstü zte. Es sonte jedoch der Frevlerin nicht gelingen, ihr Opfer zu morden und es seiner Habe zu berauben. Hulsach shirt hatte in ziemlicher Entfernung die vullsctufe des armen Mädchens gehört und den Ueberfall mit angesehen. Er eilte an den Ort des Verbrechens und hinderte die Mörderin an der Vollendung ihres Vorhabens. Als die Frevlerin eines Mannes ansichtig wurde, wollte sie die Flucht ergreifen; der Schafhirt über faßte sie, rang lange Zeit mit ihr, und es gelang ihm endlich, mit Hütfe einer zweiten von der Straße verheigerufenen Person die Uebelthäterin zu be­ützgen Die beiden Retter des armen Mäd­

chens brachten dasselbe zu Wagen nach Prag. Die Schwerverletzte wurde dem k. k. allgemeinen Krankenhause übergeben, wo sie im erbärm­lichsten Zustande gegen 2 Uhr Nachmittags eintraf. Sie hatte fürchterliche, mit einem spitzen Steine beigebrachte Wunden am Kopse, neben den Schläfen, an den Ohren und Händen. Der Kopf war geradezu gespalten. Um ½3 Uhr wurde dieselbe von einer strafgerichtlichen Kom­mission vernommen, und die mit Blut getränkten Kleider nahm man in gerichtliche Verwahrung. Das arme Mädchen wurde noch Abends mit den Sterbesakramenten versehen, und es ist wenig Aussicht vorhanden, sie zu retten. Die Uebel­thäterin wurde dem k. k. Landesgerichte über­geben. Dieselbe ist ohne Ausweis, gibt an, Marie Reucek zu heißen und aus Raudwitz ge­bürtig zu sein. Sie weiß ihr Alter nicht anzu­geben, ist jedoch etwa 24 Jahre alt und zuletzt in Kolin bedienstet gewesen. Sie läugnet die That nicht, will jedoch nur einen Raub und keinen Mord beabsichtigt haben, und wollte, wie sie sagt, das Mädchen blos betäuben.

Toronto, 19. Sept. In einer Provinzial­stadt des unteren Canada wurde ein alter In­dianer von der Jury schuldig befunden und in Folge dessen zum Tode verurtheilt, weil er einen mit einer Exekution beauftragten Gerichtsbeam­ten erschossen hatte. Es'wollte sich aber trotz des gesteigerten Angebots der Bezahlung Nie­mand zur Uebernahme des Henkeramtes melden. Schon war man bis auf die in diesem Falle unerhört große Summe von 100 Dollars ge­

Inserate finden durch das Echo der Gegenwart

die allgemeinste Verbreitung; die Zeile oder deren Raum wird mit 1 Sgr. berechnet.

Dienstag.

Nr. 278.

man hat dadurch die Möglichkeit erlangt, eine dritte Abtheilung der Sammlung der Städte­chroniken in Angriff zu nehmen. Bamberg ist dabei in's Auge gefaßt worden, und)r. Knochen­hauer hat zu diesem Zweck zuerst in Nürnberg, dann in den Bamberger Archiven gearbeitet. Nach den bisherigen Vorbereitungen wird die Publikation nicht allzu lange auf sich warten lassen. Jedenfalls steht im nächsten Jahr die Edition des zweiten Bandes der Augsburger Chroniken bevor.

Was die unter der Leitung des Herrn Prof. v. Sybel stehenden deutschen Reichstags=Akten betrifft, so ist zwar die im letzten Jahresbericht in Aussicht genommene Veröffentlichung des ersten Bandes, welcher sich über die Regierungs­zeit des Königs Wenzel 1376 bis 1400 erstrecken soll, nicht zu vollbringen gewesen, der Band be­findet sich aber unter der Presse, und der Drück kann ohne Unterbrechung fortgesetzt werden. Die Vorarbeiten noch weiter auszudehnen schien nicht räthlich, um die Herausgabe nicht weiter zu ver­zögern. Es läßt sich sowohl auf dem literarischen als archivalischen Boden die Sicherheit nie ganz erreichen, daß nicht irgendetwas übergangen werde, nur ein gewisser Grad von Vollständigkeit, der befriedigen kann, nicht die Vollständigkeit selbst läßt sich im Sammeln des urkundlichen Stoffes erreichen. Da war es denn sehr erwünscht, daß noch vor Beginn des Drucks im verflossenen Jahr von da und dort wichtiges Ergänzungs­material zuging. Eine schätzenswerthe Nachlese hat sich bei der Reise des Dr. Weizsäcker ergeben, die derselbe in diesem Frühjahr in die Archive und Bibliotheken von Frankfurt, Koblenz, Düsseldorf, Mainz, Straßburg und Basel unter­nommen hat. Prof. Sickel in Wien vollendete seine musterhaften Arbeiten im Wiener Archiv für die Regierungszeit des Königs Wenzel. In Erlangen hat mit dem Herausgeber zusammen Dr. Menzel, in München hat Reichsarchivsfunktionär Schäff­ler weiter gearbeitet. Noch eben jetzt ist Dr. Kerler, der sich auch sonst hülfreich erwies, auf einer Reise begriffen in die Archive von Nördlingen, Ulm, Heilbronn und Rothenburg a. T. Ir. Reber war schon im vorigen Jahr wieder ausgetreten, um zum Lehramt zurückzukehren. Die Vollendung des begonnenen Drucks des ersten Bandes wird im Laufe des nächsten Jahrs erwartet. Tritt sie ein, so sind zugleich die Vorarbeiten zum zweiten Band so weit vorgeschritten, daß kein allzu großer Zeitraum erforderlich ist, um auch diesen unter die Presse zu bringen.

Von der Herausgabe der deutschen Städte­Chroniken hatte sich seinerzeit die der niederdeut­schen Städte abgezweigt, und Dr. Lappenberg in Hamburg hat die Leitung derselben übernommen. Die Vorarbeiten haben erwünschten Fortgang gehabt. Hatte man früher aus Gründen der Zweckmäßigkeit die Ausgabe zu beginnen gedacht mit der zweiten Abtheilung, wodurch die späteren Chroniken, wie Bonnus, Regkmann, Reimar, Kock, zuerst an die Reihe gekommen wären, so ist jetzt bei veränderter Sachlage dem Vorschlag des Herausgebers, Professor Mantels in Lübeck, stattgegeben worden, den Anfang mit den ältesten zu machen.

Ueber die Jahrbücher des deutschen Reichs er­stattete der an der Spitze des Unternehmens stehende Vorsitzende Leopold v. Ranke selbst Be­richt. Von Dümmler's Geschichte des ostfrän­kischen Reichs, einer in jeder Beziehung ausge­zeichneten Arbeit, die sich bereits die allgemeinste und ungetheilteste Anerkennung erworben hat, ist im verflossenen Jahr der zweite Band im Druck erschienen, und befindet sich längst in den Händen des Publikums. Auch in den übrigen

stiegen, als sich 24 Stunden vor der Hinrich­tung bei dem Sheriff des Court ein junger In­dianer meldet, der sich bereit zeigt, das Henker­amt zu übernehmen. Der Sheriff fragt ihn ver­wundert, ob er denn wisse, daß der zu Hängende ein Indianer sei, und ob er sich nicht scheue, einen Landsmann vom Leben zum Tode zu för­dern? Noch mehr steigerte sich aber diese Ver­wunderung, als ihm der Applicant sehr ruhig erwiderte: Er mache sich aus dem Allem gar nichts und es sei ihm gerade deßwegen so viel daran gelegen, den Alten zu hängen, weil dieser sein Vater sei und die zahlreiche Familie wünschte, daß die hohe ausgebotene Summe von 100 Dol­lars in der Familie bleibe und nicht in fremde Hände komme. Uebrigens sei der Vater ein alter Mann und man glaube ihm eine Wohlthat zu erweisen, wenn man ihm in die andere Welt hinüber helfe. Dieses rührende Angebot kind­licher Liebe wurde natürlich nicht acceptirt und man sah sich schließlich genöthigt, das Henkeramt einem Insassen des Gefängnisses zu übertragen, dem man dafür den Rest seiner Freiheitsstrafe erließ.

Ein Berliner Rentier vermißte seit einigen Wochen aus seinem Cylinder=Bureau fast täglich nicht unbedeutende Geldsummen. Da alle An­strengungen und Bemühungen, des Diebes hab­haft zu werden, nutzlos waren, so wurden die Dienstboten entlassen und andere gemiethet. Doch auch diese Vorsicht bewies sich als zwecklos, denn nach wie vor verschwand Geld in der räthselhaftesten Weise. Da der Rentier durchaus

Partien der karolingischen Periode, die doch zu­nächst bearbeitet werden sollte, fangen die anfäng­lichen Schwierigkeiten an, überwunden zu werden. Die Anfänge des karolingischen Hauses, deren Bearbeitung dem Dr. Bonnel übertragen war, sind im Druck beinahe vollendet, eine zuverlässige und ganz von Grund aus neue Arbeit. Von der Arbeit Breyssigs über Karl Martell fehlt nur noch die Reinschrift, so daß in Bälde das fertige Mannskript vorliegt. Auch Oelsner gibt für die Weiterführung seiner Studien zur Geschichte des Königs Pippin die besten Aussichten. Die Zeit Karls des Großen war nach dem ursprünglichen Plan unter zwei Bearbeiter vertheilt; jetzt indeß wird der eine derselben, Dr. Sigurd Abel, nach­dem der andere(Jacobs) von der Sache zurück­getreten ist, das Ganze behandeln; schon in dieser Versammlung sonnte ein ansehnlicher Theil der Druckbogen des ersten Bandes fertig vorgelegt werden, der ganze Band wird demnächst vollendet sein; das Publikum hat eine sehr eingehende und gelehrte Arbeit zu erwarten.

Von Dr. Simson, welcher die Zeit Ludwigs des Frommen übernommen hat, sind die Vor­arbeiten wesentlich gefördert worden. Die neue Bearbeitung der Geschichte Heinrichs. von Prof. Waitz ist längst erschienen; Köpke ist vollauf be­schäftigt mit Otto.; der dritte Band der Ge­schichte Heinrichs 11. steht von Pabst in Aussicht für künftig, noch von Hirsch war zu diesem Bande einiges Manuskript vorhanden; Usinger hat mit großem Eifer die Zeit Heinrichs IV. übernommen; Steindorff, bisher durch die Verhältnisse gehin­dert, wird voraussichtlich Zeit finden, sich der Bearbeitung Heinrichs III. zu widmen. Friedrich I. wird Prof. Giesebrecht übernehmen und sich dabei durch einige hoffnungsvolle Schüler unter­stützen lassen. Druckfertig liegt die Geschichte Heinrichs VI. von Töche vor; das Werk wird eine wirkliche Bereicherung unserer historischen Literatur sein.(Schluß folgt.)

Die diesjährige Versammlung des Ver­eins zur Beförderung sozialer Wissen­schaft in England, ist in Sheffield am 4. d. M. durch eine Rede Lord Brougham's eröffnet wor­den. Der siebenundachtzigjährige Greis verlas einen großen Theil seiner langen Ansprache selbst mit klarer Stimme; den Rest übernahm ein Freund. Wie gewöhnlich gab der Lord eine Uebersicht der Ereignisse des seit dem vorigen Kongresse des Vereins verflossenen Jahres. Er erwähnte die großen Verluste, welche England durch den Tod Richard Cobdens, Lord Carlisle's und des am Volksbildung sehr verdienten Ver­legers John Cassel's erlitt, richtete seinen Tadel gegen die ungeheuren Ausgaben, welche mit den Parlamentswahlen verbunden sind, und sprach über die bisher gemachten Anstrengungen, jeder Art von Wahlbestechung ein Ende zu machen. Auf die Fortschritte der Arbeitervereine, beson­ders der im Jahre 1864 auf die Zahl 505 ge­stiegenen Konsumvereine näher eingehend, charak­terisirte er die Ansprüche, welche eine Klasse, die sich durch Selbsthülfe in einer solchen Weise zu beben wisse, auf eine ausgedehntere Vertretung im Parlament besitze, und machte den Vorschlag, eine gewisse Höhe des Lohnes als die Qualifika= tion eines wahlberechtigten Arbeiters festzusetzen. Ueber diese Frage äußerte er sich jedoch mit Zu­rückhaltung. Erziehung und Beschäftigung des weiblichen Geschlechts, gesetzliche Reformen, Ver­besserungen im Gefängnißwesen waren die wei­teren Hauptpunkte, welche der Lord berührte, und eine Uebersicht der Entwickelung des eng­lischen Handels leitete zu einem Rückblick auf

Gewißheit haben wollte, wer der Thäter sei und wie das Geld aus seinem stets verschlossenen Spinde verschwinden konnte, so schritt er jetzt zu einem energischen Mittel. Am Tage konnte der Diebstahl nicht vollführt werden, da er selbst oder seine Frau fast fortwährend sich im Zimmer befanden. Er begab sich deshalb am Dienstag Abend nicht zu Bett, sondern wartete im Zimmer, hinter einem Spinde verborgen, der Dinge, die da kommen würden. Nach kurzer Zeit erschien denn auch, wer beschreibt den Schreck des alten Herrn sein siebzehnjähriger Sohn, schloß das Pult mit einem Nachschlüssel auf, nahm Geld heraus und entfernte sich geräuschlos. Lang­sam folgte der betrübte Vater und wartete vor der Thür seines Sohnes, was nun geschehen würde. Nach einigen Minuten schlich sich der Herr Sohn, vollständig angezogen, zum Hause heraus. Der Vater folgte. Eins unserer berüchtigsten Tanz­lokale war das Ziel des hoffnungsvollen jungen Mannes. Von seinem Sohne nicht bemerkt, nahm der alte Herr eine Loge ein, von wo aus er seinen Sprößling beobachten konnte. Zu Letzterem gesellten sich nun bald einige junge Damen; es wurde getanzt und Champagner getrunken. Nach Verlauf einer Stunde verließ der junge Mann in Begleitung einer Dame das Lokal. Jetzt eilte der Vater hinunter, da es ihm Zeit zum Handeln zu sein schien. Einige schallende Ohrfeigen erschütterten die Luft; im nächsten Augenblick hatte der erzürnte Vater seinen Sohn beim Kragen und schleppte ihn nach Hause. Jedenfalls wird die Züchtigung zu Hause so

die Jahresbegebenheiten im Auslande über: die Emanzipation der Leibeigenen in Rußland, die Schritte zur Abschaffung der Sklaverei auf Cuba, die Beendigung des amerikanischen Krie­ges und die mit derselben erfolgte gänzliche Ver­nichtung der Sklaverei in den Südstaaten. Lord Brougham hielt jedoch die sofortige Aufhebung dieser Institution für eine verfehlte Maßregel und verfehlte auch nicht, wie er denn niemals ein Freund des Nordens gewesen ist, sie als eine bloße That feindlicher Gesinnung gegen den Süden darzustellen. Wo er aber seinem Zorne und nebenbei einem halben Dutzend sehr unpar­lamentarischer Ausdrücke Gewalt und Be­trug, Straßenraub, Dieberei u. s. w. freien Lauf ließ, das war die schleswig=holsteinische Frage, und ganz abgesehen von der Ausdrucks­weise, deren sich Lord Brougham bediente, und die seine Erziehung als Gentleman in ein sehr zweifelhaftes Licht stellten, bewies der alte Herr, indem er die soziale Wissenschaft zu politischen Parteizwecken auszunutzen versuchte, wie fern er eigentlich dieser Wissenschaft steht.

Dann wendete er sich zu Oesterreich und fand, daß allen Uebelständen in diesem Lande durch die Einsetzung unbezahlter Friedensrichter, ähnlich wie in England, geholfen werden kann. Dieses würde bei weitem die größte Wohlthat sein, die dem Lande erwiesen werden könnte und der Kaiser und seine Minister würden sich unsterbliche Ehre dafür erwerben. Nachdem der greise Redner durch diese Hervorhebung des seiner Meinung nach dringendsten Bedürfnisses Oesterreichs seine Zu­hörer in großes Staunen gesetzt hatte, wendete er sich zu dem Lande zurück, dessen Vergangen­heit(Friedrich der Große), Gegenwart und Zu­kunft ihm von jeher ein Greuel gewesen ist.

Natürlich mußte der Verfassungs=Konflikt, die Ott'sche Angelegenheit und auch die schleswig­holsteinische Frage noch weiter herhalten, um dem Hasse des alten Mannes gegen Preußen Luft zu machen. Da wurde Frankreich herausgestrichen, aber von den Feniern sprach Lord Brougham kein Wort, und einige persönliche Erwähnungen, ein Rückblick auf die Unglücksfälle in der Schweiz und eine Abmahnung von dem Besteigen gefähr­licher Alpenspitzen, von den Gefahren englischer Eisenbahnen war ebenfalls keine Rede, bildeten den Uebergang zu dem gebetartigen Schlusse. Earl Fitzwilliam sprach dem hochbetagten Präsi­denten den Dank der Anwesenden aus, und nach­dem der Lord kurz geantwortet, endigte der Verein seine erste Sitzung; der Verein, der hienach weni­ger mit sozialen Wissenschaften als mit Politik sich beschäftigen zu wollen scheint.(N. Allg..)

Gesetz,

betreffend die Pensionsberechtigung der Gemeinde­Forstbeamten in der Rheinprovinz.

Vom 11. September 1865.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtags Unserer Monarchie, was folgt:

§. 1.

Die Gemeinden in der Rheinprovinz sind ver­pflichtet, ihren besoldeten, auf Lebenszeit ange­stellten Forstbeamten bei eintretender Dienst­unfähigkeit eine Pension zu gewähren. Insofern über den Betrag dieser Pension nicht andere Verabredung mit Genehmigung der königlichen Regierung getroffen worden, ist dieselbe nach denselben Grundsätzen zu gewähren, welche bei den unmittelbaren Staatsbeamten zur Anwen­dung kommen.

energisch ausgefallen sein, daß der Herr Sohn eine Zeit lang daran denken wird.

Aus dem großen Marienburger Werder, 23. September, wird demElb. Anz. berich­tet: Auf einem Hofe in Bärwalde warf eine schon ältliche Sau so viele Junge, daß sie über der Geburtsanstrengung verendete. Vergebens boten die Hausbewohner Alles auf, um die Fer­kel durch kunstliche Mittel am Leben zu erhalten; sie starben bis auf 2, und auch diese mußte man ihrem Schicksale über assen. Die Leute waren am Morgen des folgenden Tages nicht wenig er­staunt, die beiden Ferkelchen nicht etwa todt zu finden, wie sie's erwartet hatten, sondern sie übethaupt gar nicht zu finden. All ihr Suchen war vergebens. Endlich bemerkte man aber, daß die trächtig gewesene Hauskatze sich ebenfalls ihrer Bürde entledigt hatte, aber dies an solch einem versteckten Orte, daß die jungen Katzen ebenfalls nicht zu sinden waren. Nach einigen Wochen hört die Hausfrau ein seltsames Grun­zen auf dem entlegenen Heuboden, dem sie nach­geht, und findet zu ihrem Erstaunen nicht nur eine artige Zahl junger Kätzchen, sondern auch die jungen Ferkel, die mit jenen lustig spielen, im Katzenlager aufgehoben. Die Katze, die soeben auch geheckt hatte, hatte in der Nacht nach dem Tode der Sau die beiden Ferkel aus dem Schweinestall mit sich fort auf den Heuboden zu ihren Jungen getragen und sie neben diesen mit inniger Mutterliebe aufgesäugt. Kaum glaublich und dennoch wahr.