Nachen 1880.— Nr. 133
32. Jahrgang.
Erstes Blatt.— Donnerstag, 20. Mai.
„„ 40 Ju-— aum
" Nee Gegenwart.
Rchalter-: Wou Zeturic Belsch.
Verantwortlicher Revaticur: Humar Heilrich Heissel.
Das Echo der Gegenwarr, Priz, bei allen Postkmtern des b#
Verlag von P. Kaatzer in Aachen.
bastel die wies und Etohgrlien Lechmnithang, De Fashen ien Klam emich mio,
Alle Amonen=kpediktionen ds Jus und Auslandes nehnen Arzeigen fütr das Lche an du.d 15 bio. bei
Druck von C. H. Georgi in Rachen.
Deutsches Reich.
## Berlin, 17. Mai.“) Die Pariser Meldung, wonach England wegen der Orientfrage eine europäische Konferenz anstrebe, wird von Wien aus dahin richtig gestellt, daß das Londoner Cabinet den Vorschlag gemacht habe, es nöge in Konstantinopel eine Botschafter=Konferenz zusammentreten, welche ausschließlich über die politische Seite der griechischen Frage zu berathen resp. zu beschließen
hätte.
Was die anderen von England angeregten Fragen,
nämlich die griechische Grenzregulirungsfrage, den montenegrinisch=albanischen Konflikt und die Reform=Fragen anlange, so solle darüber von Cabinet zu Cabinet verhandelt werden. Durch diese vermeintliche Korrektur wird indeß wenig Klarheit in die verworrenen Nachrichten über die englische Aktion gebracht. Augenscheinlich hat das gegenwärtige engliche Ministerium bei seinem ganzen Vorgehen es darauf abgesehen, thatkräftiger zu erscheinen, als sein Vorgänger, und vertragstreuer als sein Ruf, um dadurch seine Stellung nach innen und außen zu befestigen. Es hat deshalb zunächst bei der griechischen Frage angesetzt, in welcher das Cabinet Beaconsfield Salisbury allerdings eine Haltung beobachtet hat, welche nicht frei von sonderbaren Schwankungen war. Aber wenn das Ministerium Gladstone=Granville diesen Schwankungen jetzt ein Ende machen will, so kann es sich bei seinen Vorschlägen doch nur um eine neue Vereinbarung über eine eventuelle mit Zwangsmitteln festzustellende Grenzlinie handeln. Ob indeß die andern Mächte geneigt sind, der griechisch=türtischen Grenzregulirungsfrage vor der unstreitig sehr viel drennenderen albanisch=montenegrinischen Streitsache den Vortritt einzuräumen, dürfte doch einigermaßen zweifelhast erscheinen, da das Fortwuchern der albanesischen Unabhängigkeits=Gelüste leicht einen neuen europäischen Brand entfachen kann. Wie man indeß die Forderungen Montenegros mit den Wünschen der Albanesen in Einklang bringen will, ist ein schwer zu lösendes Räthsel. Will man jene befriedigen, so muß man diese vergewaltigen, und dazu können doch die Mächte sich unmöglich hergeben, wenn sie sich nicht mit dem Programm in Widerspruch setzen wollen, welches die Grundlage des Berliner Vertrages bildet.
Außer dem Abg. Majunke, welcher seinen Reiseplan plötzlich geändert hat und statt nach Moskau nach Rom gereist ist, sollen sich auch Prinz Edmund Radziwill und Graf Bellestrem dahin begeben haben. Daraus folgert die„Nationalzeitung“, daß es dem Centrum darauf ankomme,„seine Taktik zu erläutern, sie zu vertheidigen, sich die Erlaubniß zu erwirken, dieselbe fortzusetzen und im schlimmsten Falle sich Informationen über seine zukünftige Haltung zu holen.“ Solche Verdächtigungen werden wohl nur ausgestreut, um den Nationalliberalen die Handlangerdienste bei Errichtung der erstrebten Diktatur zu erleichtern. Wenigstens wissen die„Nationalzeitung“ und ihre politischen Freunde recht gut, daß das Centrum in politischen Dingen von Rom etwa so unabhängig ist, wie von der heimischen Regierung. Und liberale Blätter sind es gerade, die wiederholt auf Waldeck als ein Beispiel dafür hingewiesen haben, daß politische Unabhängigkeit sehr wohl vereinbar sei mit den Eigenschaften, welche die Kirche von einem guten Katholiken fordere.
# Berlin, 18. Mai. Nationalliberale Blätter gesallen sich immer noch in dem Bestreben, unsere Beziehungen Rußland als äußerst gespannt erscheinen zu lassen und die Vorstellung zu erwecken, als ob jene Macht nur auf einen günstigen Augenblick warte, um auch über uns in käuberischer Absicht herzufallen. Natürlich bezweckt man mit einer solchen Taktik nichts weiter, als dem Volke Sand in die Augen zu streuen und dasselbe glauben zu machen, daß die nationalliberale Fraktion, als sie für das neue Militair=Septennat stimmte, angesichts der uns von Rußlind drohenden Gefahren nur eine patriotische Pflicht erfüllt habe. Wenn indeß die Advokaten der nationallderalen Fraktion deren Haltung in der Militairfrage besser begründen können, dann sollten sie doch lieber ds tiefste Schweigen beobachten. Denn ihr Geschwätz von dem zerrütteten Verhältniß zwischen Deutschland und Rußland findet in offenkundigen Thatsachen eine so gründliche Widerlegung, daß man nur
ersiaten, Seueit erstauen hun, mit wicher de,
Grans Organe ihren politischen Humbug treiben. Ich rauche in dieser Beziehung blos an die KaiserzusamSt. Peera. uler Partgg zwischen Verlin und Stageshege natigefundenen Austausch friedlicher Stamisschriften, und an die Beglückwünschung des Czaren durch einen besonderen Abgesandten unseres Kaisers zu erinnern. Ein anderes sehr bezeichnendes Moment für die
an.
—) Verspätet, eingetroffen.
In zwei Welten.
der sberaus zuorionmenden Asftahnre, wiche Kut Orloff auf seiner Rückreise nach Paris hier in den maßgebenden Kreisen gefunden hat.. Derselbe fand bei seiner Ankunft von St. Petersburg bereits eine Einladung des Fürsten Bismarck zur Tafel vor und während er mit unserem leitenden Staatsmann den ganzen Samstag Abend zus cätrigsm, Gespräche verbrachte, wurde er am ersten Pfingstfeiertag vom Kaiser in fast einstündiger Audienz empsangen. dger Kaodian,
.. Eine gleiche Ungeschicklichkeit begehen die national
liberalen Organe, an ihrer Spitze die„Nationalzeitung“, mit den Versuchen, dem Centrum Absichten und Maßnahmen zu unterstellen, an welche dasselbe nie gedacht hat und auch gar nicht denken konnte. Prinz Edmund Radziwill und Graf Ballestrem, welche die„Nat..“ ebenfalls nach Rom hat wandern lassen, befinden sich beide auf deutschem Boden. Dagegen ist das Blatt wohl auf richtiger Fährte, wenn es meint, daß Fürst Bismarck mit der jetzt erstrebten Diktatur nicht bloß den Kirchen=Konflikt zu beseitigen, „sondern auch jede aus der politischen Stellung der Ultramontanen hervorgehende Opposition im Keime zu ersticken“. hoffe. Die Frage ist freilich nur, ob sich Fürst Bismarck nicht in dieser Erwartung recht gründlich täuscht. Voraussichtlich wird nämlich die Kurie nicht auf seine Vorschläge eingehen, weil dieselben nur geeignet sind, den Kirchen=Konflikt zu verewigen und zu verschärfen. Jedenfalls irrt sich Fürst Bismarck, wenn er das katholische Volk für ebenso schwach und wankelmüthig hält,wie den vulgären Liberalismus.
Heute starb nach langen Leiden ein hervorragender Protestantenvereinler und Kulturpauker, der gewesene Gymnasialdirektor und Stadtrath Dr. Peckow, vieljähriges Mitglied des Abgeordnetenhauses. Ursprünglich der der Fraktion Vincke angehörend, schlug er sich bald zur Fortschrittspartei und später zur nationalliberalen.
* Berlin, 18. Mai. Die Anbeter des Erfolges, sowie der Angebetete, sind jetzt an einen Punkt angelangt, von wo aus sie einen Blick über die Vergangenheit streifen lassen können. Diejenigen aber, welche glauben, es müßten ihnen bei solchen Betrachtungen die Schuppen von den Augen fallen und sie würden sich ihres langjährigen großen Irrthums bewußt werden, täuschen sich gröblich. Schreibt doch die„Post im unverwüstlichen Glauben, daß das Heil nur von Bismarck ausgehen könne:„Niemals ist die Regierung, an deren Spitze der Fürst Bismarck steht, von der nationalen Grundlage gewichen, von der aus die Grundung des Reichs erfolgt ist. Insbesondere ist niemals eine Verleugnung der nationalen Kirchen= und Schulpolitik in Frage gewesen. Die grundsätzliche Umkehr von dem System Falk ist trotz der großen Worte von Stöcker und anderen Gesinnungsgenossen ein frommer Wunsch geblieben. Wir versuchen es nur mit einer neuen Nummer, spinnen aber denselben Faden weiter. Nun ist das Fischen im Trüben vorbei; keine reactionäre Strömung auf politischem wie auf kirchlichem Gebiet kann ferner unter der täuschenden Flagge der Regierungsfreundlichkeit segeln. Jedenfalls werden diejenigen Männer, welche das Wohl des Vaterlandes über Parteirücksichten zu setzen vermögen, aus der Rede des Reichskanzlers die dringende Aufforderung zum engen Zusammenschluß entnehmen müssen; alsdann wird die Action der Regierung jenen sprungweisen oftmals gewaltsamen Charakter verlieren, welchen die Nothwendigkeit, von Fall zu Fall eine Majorität sich zu schaffen, mit sich bringt und Stetigkeit und Ruhe, der wir so sehr bedürfen, in unser Staatswesen zurückkehren.“ Das genannte Blatt fordert in diesen Worten auf zur Gründung einer konservativ=liberalen Majorität, auf daß es dem großen Unentbehrlichen möglich bleibe, seinen segensreichen Einfluß für das Reich zu erhalten.“
Das Wiener„Vaterland“ hält jedoch dem Idole und
Roman
von Etta W. Pierce. (Fortsetzung.)
Kapitel.— Eine Lösung.
„Haddon geleitete Dolly die Stiege hinab und aus dem Die kühle Nachtluft wehte sie an, das grüne Gesträuch wschloß sie. Sie stand auf dem mit Lorbeerbuschwerk um
gggnte“ Pfade mit Mrs. Hazelwood und zwei oder drei halb„Velleideten Hausmädchen und sah empor nach dem brennenden Wlichen Flügel.
Das Feuer war augenscheinlich auf diesen Theil des Hauses
#vrnz. Lange rothe Flammenzungen lechten durch die Fenster, rgelten, wanden und krochen an der grauen Mauer weiter. Ene Rauchwolke rollte empor in die Nacht und verbarg in Kvarzer Umhüllung die Giebel und Rauchsänge.
I Die Zimmer, welche Mrs. Hazelwood's kranker Freund Pote, waren jetzt ganz in Flammen gehüllt. Wo war ervor North? Bleich und bülsilos lehnte Mrs. Hazelwogd, auf #rssor, Ihrer Kammerfrau; ihr gewöhnlich ruhiges Gesicht
Ihrer Kammerfrau; ihr gewöhnlich
von Entsetzen und Furcht. Dolly ging zu ihr und schloß X u ihre Arme. Auch sie war voll Schauer und Schrecken und
#uch sie war von Schauer und ersüllie sie noch ein anderes unbestimmtes, unerklärliches
die Person dort Ihnen sehr theuer?“ fragte sie.
###e“ Hazelwood blickte mit seltsamen mitleidigen Augen
bgg armes Kind!“ rief sie unzusammenhängend,„ich wir hätten es Dir schon lange sagen sollen, aber süchig davon hören;— er wünschte, daß Du nur bscheß(eiest— ganz glücklich, für eine Zeit wenigstens— und ###ng e den Tag der Enthüllung immer auf. Jetzt wirst Du niemals verzeihen— niemals!„ bedentete das?
rach ie blichte ganz, vexpirrt auf sir. Bas bergr. 7, 2458
blickte ganz verwirrt auf sie. Was verrutrig
sie von dem Kranken— und wie konnte er sie
von dem Kranken— und wie konnte er sie
* einer Weise betreffen? Was war es, das sie ihr schon icse Frager sagen sollen? Aber bevor sie eine Stimme für uel aus: finden konnte, brach Mrs. Hazelwood in einen
e Scher kat erschiste nach dem brennenden Flügel. An dessen #her worzr7 spei Männer an einem Fenster und ihre baren scharf begrenzt von dem rötblichen Lichte.
rlchtenen zwei Männer an einem Fenster und wuren scharf begrenzt von dem rochlichen Sicher.
Der Eine war Doctor North, versenkt vom Feuer und von Rauch geschwärzt: dir Andere der geheimnißvolle Kranke, den Dolly bereits dreimal gesehen hatte. Sie erkannte auf einen Blick wieder sein welkes und aschfarbiges Gesicht, mit dem langen, grauen Haar, das es umgab, und den wilden, schimmernden Augen, die jetzt in Furcht aus ihren Höhlen hervortraten. Doctor North hatte ihn gefunden; er brachte ihn heraus aus dem flammenden Osen.
Der rothe Widerschein des Feuers spielte einen Augenblick auf beiden Gestalten; dann zerschmetterte Stephen North mit einem Schlage das Fenster und griff nach einer Leiter, die Jemand im Garten unten an die Mauer gelehnt hatte. Dolly sah ihn auf diese herau ssteigen und den geretteten Mann dabei festhalten. Von einem Hiniergrunde von Rauch und Feuer sich abhebend, sah sie die Beiden auf der Höhe der Leiter; Doctor North hatte seinen starken Arm um den Kranken geschlungen dessen graues Haar und abgezehrtes aschfahles Gesicht fast gespenstisch aussahen.
Dolly erinnerte sich später noch gar manchen Tag an diesen Anblick. Dann hörte sie einen plötzlichen Schrei, schrill und schreckhaft. als ob eine menschliche Seele eben zum Bewußtsein einer großen Gefahr erwacht sei. Der Kranke riß sich los von Stephen North. Verzweifelt danach ringend, ihn wieder zu ergreifen, rief der Letztere mit einer Stimme, die Dolly in all“ dem Lärm und der Verwirrung hörte:
„Kommen Sie mit mir, Hazelwood! Ich bin's— der Doctor. Kommen Sie: Sie können Ihrem alten Freunde vertrauen.“
Die so angesprochene Person erhob ihre Arme, um den Sprecher von sich abzuwehren, dann wendete sie sich um, und kletterte bedachtsam die Leiter abwärts. Aber im Nu war Stephen North's Hand wieder auf ihr, und in seiner Anstrengung, dieselbe festzuhalten, stürzten Beide hinab auf den Boden.
Das Nächste, was Dolly wußte, war, daß sie allein und unbeachtet auf dem Pfade zwischen den Lorbeerbüschen stand, vergessen in der allgemeinen Verwirrung.
Die Pächter der Hazelwoods, welche auf das Zeichen der Alarmglocke in Massen herbeigeeilt waren, brachten es endlich
Peand Pr.:; Veuer seagereich p; be besergten den roten eind hartnäckig und stegreich in und außer dem Hause. Die zischende Flamme verschwand; der schwarze Rauch verzeg sich in düsteren Wolken. Die Gefahr war vorüber und häßlich ent
seinem Anhange einen Sittenspiegel vor, von dem wir es höchstens wagen, den Schluß zu bringen. Alle großen Fragen der Zeit seien heute versumpft und die Völker mit ihnen, obschon uns gerade eine Fülle von erhabenen und edlen Aufgaben gestellt worden sei, zu deren Lösung man sich jedoch unfähig erwiesen habe. Es heißt dann weiter: „So hoch wie in diesen unseren Tagen ist die Menschheit nicht geehrt worden, seit in der Fülle der Zeiten Gott selbst zu ihr herniederstieg. Sie war berufen, mit dem durch unverdiente Gnade neu erweckten Strahle christlicher Erkenntniß das alte Dunkel zu lichten, in dem die Welt versunken war; die Fragen zu lösen, welche die Verirrung von Jahrhunderten gehäuft hatte; eine Epoche christlicher Blüthe in wahrhafter politischer Freiheit, in edler sozialer Organisation, in wirthschaftlicher allgemeiner Wohlfahrt herbeizuführen. Aber sie verschmäht diesen Beruf, sie verlottert diese Gnadenzeit, um sich einem servilen Heroenkultus, einem fluchwürdigen Mammons= und verächtlichen Bauchdienste, einer faulen, frivolen und hochmüthigen Gedankenlosigkeit hinzugeben.“
Auf den Gesetzvorlagen des Fürsten Bismarck aus der letzteren Zeit waltet ein entschiedenes Mißgeschick. Der Liberalismus hat aus der Maigesetzgebung eine wichtige Lehre entnommen. Obgleich dieselbe bestimmt war, den Katholizismus recht zu schädigen, so traf sie gerade die evangelische Kirche am empfindlichsten. Der Liberalismus findet nun, daß ein Gesetz betreff der Uebertragung der diskretionären Gewalt an die Regierung bezüglich der Maigesetze ihm selber den Todesstoß geben könnte. In diesem Sinne schreibt die„Vossische Zeitung“:„Die liberalen Parteien können unmöglich eine Vollmacht gewähren, deren Gebrauch den Reichskanzler in den Stand setzen würde, den Liberalismus vollständig matt zu setzen. Gelingt der Plan, durch den beabsichtigten Frieden mit dem Papste das Centrum in eine gehorsame Regierungspartei zu verwandeln— er wird und kann freilich nicht gelingen—, deren Gehorsam durch die beständige Drohung mit dem intact gebliebenen Gesetze dauernd erhalten würde, so ist eine Majorität in den Parlamenten erschaffen, mittels deren Leistungen auf dem Gebiete der Gesetzgebung ausgeführt werden könnten, die alle Großthaten der Landrathskammer in den fünfziger Jahren in den Schatten stellen würden.“
In letzterer Zeit ist vielfach die Rede gewesen von einer Reform des Lehrplans an den höheren Lehranstalten. Nach den von der Kölnischen Zeitung“ eingezogenen Erkundigungen liegt allerdings ein solcher Plan im Kultusministerium fertig vor und seine Durchführung hängt nur noch von der Bewilligung der erforderlichen Mittel seitens des Finanzministeriums ab, die deshalb nöthig wird, weil die Theilung der Tertia in Ober= und Unter=Tertia an allen Gymnasien durchgeführt werden soll. In Bezug auf Sexta, Quinta und Quarta soll der neue Lehrplan für Gymnasien und Realschulen erster Ordnung ganz übereinstimmend gestaltet werden und die Trennung erst in UnterTertia eintreten, wo für das Gymnasium das Griechische, für die Realschule das Englische und die Verstärkung der Mathematik beginnt. Da das Griechische bisher schon in Quarta begonnen wurde, so muß es nun in Tertia um so nachhaltiger betrieben und darum die Theilung dieser Klasse in zwei Cötus und Jahrescurse ausnahmlos vorgeschrieben werden. Was die Realschule betrifft, so soll in ihr das Lateinische in allen Klassen verstärkt und auch in Prima und in Sekunda die Stundenzahl für diesen Gegenstand bis auf sechs erböht werden. Eine größere Vertiesung des lateinischen Unterrichts auf den Realschulen ist ja allerdings nicht nur in der Unterrichtskommission des Abgeordnetenhauses, sondern auch in der 1873 vom Kultusminister Falk berufenen Kommission von pädagogischen Sachverständigen begehrt worden. Während das Lateinische also bisher auf der Realschule mehr als Vorschule für das Französische und Englische erscheint, soll nun seine selbständige Bedeutung für die formale Bildung mehr geltend gemacht werden.
Der Brief des Bischofs Dumont von Tournai scheint der„Kölnischen Zeitung" noch nicht hinzureichen zur Bildung eines Urtheils über den Geisteszustand dieses Prälaten. Wir lesen in derselben:„Ist der Mann geistesverwirrt, wahnsinnig, wie diejenigen behaupten, welche ihn aus dem Amte gestoßen haben, so war er es auch schon damals, als
er den Schulrtieg entsammte und in Nanen der unfehl baren Kirche die Gläubigen gegen den Staat hetzte. er aber bei Verstande, wie er es immer gewesen, ist er nur einer Partei unbequem und unleidlich geworden, wie kommt er dazu, sich jetzt gegen den unsehlbaren Papst aufzulehnen? Die Antwort ist sehr einfach: die Unfehlbarkeit ist weit weniger ein Glaubensartikel, eine religiöse Wahrheit, als vielmehr eine Waffe in den Händen einer kirchlichen Sippe, der ultramontan=jesuitischen Partei. So lange man zu dieser Sippe gehört, ist die Waffe vortrefflich; sobald man ausgestoßen ist, hat sie keinen Werth und keine Bedeutung mehr.“ Sollte man wohl glauben, daß ein vernünftiger Mensch auf ein solches Dilemma gerathen wäre? Was hat denn um Gottes Willen die Amtsentsetzung des belgischen Bischofs mit dem Unfehlbarkeitsdogma zu schaffen? Dazu ist der Papst kraft der obersten Leitung der Kirche, die ihm von Gott verliehen worden ist, selbstredend befugt. Präcedenzfälle dieser Art lassen sich aus der Zeit, wo das Infallibitätsdogma noch nicht definirt war, nicht wenige nachweisen. Nicht einmal die„Independance belge“ wagt es, für den Bischof Dumont eine Lanze einzulegen, ein Beweis, daß sie mehr Takt und Wahrheitsliebe besitzt, als das rheinische Blatt.
Wir lesen in der„Köln. Ztg.“: Unsere neuliche Mittheilung, daß Fürst Bismarck während der LandtagsVerhandlungen hier anwesend bleiben werde und namentlich die auf die Maigesetze bezüglichen Vorlagen nicht der Ressortleitung überlassen wolle, stammte aus durchaus zuverlässiger Quelle und etwanige Anzweiflungen sind haltund grundlos. Ob und in welchem Umfange der Reichskanzler unmittelbar in die Debatten einzugreifen gedenkt, ist eine Frage, die noch ihrer Beantwortung durch die Thatsachen harrt. In einem Punkte können wir jedoch zur Ergänzung und Bestätigung des vor einigen Tagen Angedeuteten weitere Aufklärung geben. Die Befugniß. von den Erfordernissen der Maigesetzgebung in der einen oder andern Richtung und von Fall zu Fall nachzulassen, soll nicht in die Hände des Kultusministeriums, sondern des Gesammtstaatsministeriums gelegt werden, eine Bestimmung, der man, wenn überhaupt auf den Dispensationsgedanken eingegangen wird, aus sachlichen und persönlichen Gründen nur Beifall schenken kann. Es werden diese Dispensationen vom Gesetze so nahe als möglich innerhalb der Verwaltungssphäre an einen Gesetzgebungsakt gerückt und den allgemeinen Staatsinteressen neben und über den Ressortge sichtspunkten die gebührende Vertretung gesichert. Mit der Beatsichtigung eines solchen Vorgehens scheint es uns nicht wohl vereinbar zu sein, daß sich die Regierung mit den weitgehendsten Vorschlägen zur Nachgiebigkeit gegen die Kurie tragen sollte, und solche etwas oppositionell angesäuerte Nachrichten sind uns deshalb verdächtig. Sie stimmen auch nicht mit anderen Andeutungen, die aber angesichts der bald zu erwartenden Vorlagen zunächst auf sich beruhen mögen
Dresden, 17. Mai. Der ständige Ausschuß des deutschen Journalistentages trat am ersten Pfingstfeiertag in Dresden unter dem Vorsitz des Dr. Kletke(Berlin) zusammen, um über Zeit und Ort der diesjährigen Hauptversammlung Beschluß zu fassen. Anwesend waren außer
dem genannten Vorsitzenden Finger(Bremen), Holdheim
stellt durch das Feuer und überslathet von Wossr stand der südliche Flügel da im Mondlichte.
Ein Hausmädchen näherte sich endlich Dolly und zog sie sort.
„Kommen Sie, Miß, es ist jetzt Alles vorüber,“ sagte sie. „Es ist nichts mehr zu fürchten. Sie müssen in das Haus zurück, sonst holen Sie sich eine Krankheit hier im Nachthau.“
Wie eine Träumende ließ sich Dolly in die Halle führen — in das kleine Besuchszimmer der Mrs. Hazelwood, wo Jemand eine Kerze angezündet hatte.
„Die Männer, welche von der Leiter sielen“, fragte sie, sind sie verletzt?“
„Ich weiß es nicht, Miß“, antwortete das Hausmädchen. „Sie wurden aufgehoben und hereingetragen. Lassen Sie mich Ihnen ein Glas Wein holen— Sie sind ganz kalt und schauern vor Furcht und durch die Kühle im Garten.“
Sie eilte fort nach dem Zimmer der Haushälterin und kehrte sogleich mit einem Becher gewürzten Weines zurück. Dolly trank mechanisch, während ihr das Mädchen denselben an den Lippen hielt. Sie war durchkältet und schwach und verwirrt. Wo war Mrs. Hazelwood? Instinktiv fühlte Dokky, daß Jemand verletzt oder todt sein müsse. Das Mädchen brachte einen Stawl und hüllte ihn um sie, rieb ihre kalten Hände und bemühre sich sonst, ihren Zustand wieder behaglicher zu machen. Inmitten ihrer Anstrengungen öffnete sich die Thüre und Stephen North trat ein.
Er war versengt, seine Kleider waren in Unordnung, seine Wangen bleich und in seinem Gesichte zeigte sich ein Ausdruck, der Dolly's Herz mächtig erregte. Die Dienerin zog sich zurück. Er schloß die Thüre und näherte sich Dolly.
„So sind Sie nicht getödtet!“ rief diese mit einem Tone der Beruhigung.
„Dem Himmel sei Dank, nein!“
„Aber Sie sind verletzt— Sie leiden.“
„Kleinigkeiten— einige leichte Brandwunden— ein paar Beulen— nichts mehr. Das Feuer ist gelöscht; die Pächter
gehen nach Hause; Hazel=Hall ist gereitet. Ich fürchte, Sie sind sehr in Schrecken gesetzt worden.“
Durch ein eigentbümliches Erbeben seiner Stimme aufmerksam gemacht, erbed sich Dolly und trat neben ihn.„Was ist gescheden?“ zic sie.„Wo ist Mrs. Hazelwood?“
Stephen Noitd nahm ihre Hand und führte sie zu ihrem Sitze zurück. Für immer erinnerte sie sich später dieses Zimmers mit seinem gedämpften Lichte, seiner hübschen französischen Mö
(Berlin), Löwenheim(Eisenach), Rittweger(Frankfurt a..), Schembera(Wien), Scherenberg(Elberfeld), Stein (Breslau) und Wenzel(Beilin). Nachdem die Versammlung den Bericht des Beiliner Comite's über die zur Ausführung der vorjährigen Beschlüsse bezüglich der Begründung einer deutschen Journalisten=Unterstützungskasse getroffenen Maßregeln entgegengenommen und sich über die zur Förderung des Unternehmens geeigneten weiteren Schritte verständigt hatte, beschloß dieselbe, den nächsten Journalistentag am 22. August d. J. in Köln abzuhalten. Im Anschluß daran wird daselbst gleichzeitig die Generalversammlung der Mitglieder der Unterstützungskasse stattfinden.
München, 18. Mai. Der„Augsburger Abendzeitung“ zusolge wird der deutsche Kronprinz Ende August und Anfang September Theile der baierischen Armee besichtigen, und zwar die Infanterie und Artillerie in deren Garnisonen, die Kavallerie bei den Divisionsübungen in der Nähe von Aichach.
: Rürnberg, 17. Mai. In heutiger sehr zahlreich
blirung, der mondlichten Mitternacht außerhalb der Feuster. des Gemurmels der Stimmen Jener, die sich durch die lange Alle entfernten und des Gesichtes ven Stephen North, als dieser sich in einer seltsamen, theilnahmevollen Weise über sie beugte.
„Mr. Hazelwood ist bei ihrem Freunde, dem Manne, der mit mir von der Leiter fie! Sie sendet mich, Sie zu ihr zu holen, aber zuerst habe ich Ihnen etwas zu sagen, Miß Hazelwood. Sie haben in den vergangenen wenigen Wochen viel erduldet. Denken Sie, daß Sie eine neue Prüfung ertragen können— eine große, vielleicht schreckliche Ueberraschung.“
Sie hielt sich nervös an dem Armstuhle fest, aber sie machte eine rasche, zustimmende Geberde.
„Was ist es? Oh. Dottor North, Sie wünschen mit mir über jenen Mann zu sprechen!“
„Ja!“
Er stützte sich auf die Rücklehne des Armstuhles, neigte sein Gesicht leicht vorwärts und begann in folgender Weise:
„In einer Zeit, Miß Hazelwood, als ich noch ein armei Student der Mediein war und mit Kuckuck in Boston in einem Dachzimmer wohnte, sank ich zufällig in einem Spitale, wo ich einer schrecklichen chirurgischen Operation assistirte, in Ohnmacht Die Ursache meines Unfalles war ungenügende Nahrung und Ueberanstrengung. Jemand war gütig genug, mich aufzuheben und zum Bewußtsein zurückzubringen, und als ich die Augen öffnete, sand ich über mich geneigt einen Mann, den ich niemals zuvor an jenem Platze gesehen, obgleich er, wie ich nachder erfuhr, seit mehr als zehn Jahren in dem Hause gewesen. Es war eine seltsam aussehende Persöplichkeit, mit einem narbenvollen, aber geistleeren Gesichte und langem rothen Haar, das reichlich von Grau durchstreift war. Er hielt ein Glas an meine Lippen und bat mich zu trinken.„Wer sind Sie?“ fragte ich.
Er starrte mich einen Moment an, dann antwortete er: „Der Attachs“— ein Spitzname, den einige der Studenten ihm gegeben hatten. Auf alle meine Fragen antwortete er nur mit diesen zwei Worten. Meine Neugierde war erweckt, und bei der ersten Gelegenheit befragte ich einen der Wundärzte über die Geschichte dieses Mannes und erfuhr sie, so weit sie in dem Spitale bekannt war.
Mehr als zehn Jahre vorher, in einer Sommernacht, als ein schrecklicher Sturm längs der Küste von Neu=England raste, stürzte ein Eisenbahnzug, der von der südlichen Küste kam, einige Meilen von Boston entfernt, über einen Bahndamm und viele Passagiere wurden getödtet und Viele verwundet. Unter