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für

Geilenkirchen, Heinsberg und die Umgegend.

Samstag, den 165. Nouenber 16535.

Vermischte Nachrichten.

Berlin, 17. Noo. Das Gerücht, daß der Erzbischof von Freidurg die Absicht babe, seinen Sitz nach Sigmaringen in's Preußische zu ver­legen, hat hier Sensation gemacht. Preußen wird nicht umhin können, in dem gegenwär­tigen Constiet mit der katholischen Kirche und dem Staate eine Rolle zu übernehmen, und der Erzbischof, der in seiner jüngsten Erklärung auf dieWeisheit Sr. Moj des Königs von Preußen verweist, scheint auf eine Vermit­telung durch die diesseitige Regierung selbst hinzudeuten, zun g.(D. Vh)

Ueber den Rückzug der Türken auf das rechte Donau=Ufer sind hier noch keine näberen Details bekannt. Die Grunde, welche Omer Pascha hierzu bewogen haben, werden theile dadurch erklärt, daß er den Russen nur eine vervältnitzwäßig kleine Macht entgegenzustellen hatte, theils soll die bisher sehr seichte Donau plötzlich auf beunrudigende Weise angeschwollen sein In den letzten Tagen waren hier Ge­rüchte wegen Mobilisirung des fünften und sechsten Armeecorps verbreitet. Nach der Lith. Corr. sind dieselben jedoch als durchaus ungegründet zu beirachten.

Köln. Von den Pfarrern der biesigen Stadt so wie der Städte Dusseldorf, Bonn, Nachen und mehrer Andern slud Adressen un den dochwürdigsten Herrn Erzbischof von Freidurg abgesendet wor­den, worin dieseiden jenem Kirchenfürsten ihre Theilnahme an dem von ihm geführten heitigen Streite bezeugen.

Großherzogtbum Baden. Wie aus Karls­ruhe gemeldet wird, wurde der Caplan Höll, welcher während der Messe die Exkommunikation gegen den Ober=Kirchenrath und gegen den Re­gierungsrath Burger verkündigte, noch im Laufe desselben Morgens auf das Stadtamt geladen und zur Strafe von zwei Monat Kreisgefäng­niß so wie in die Kosten verurtheilt.

Vom Mitteirbeinkreis, 18 Novdr. Die Ausweisung der Jesutten aus dem Großherzog­thum und insbesondere aus Freiburg, wo die­selben eine bleibende Niederlassung beabsichtigt zu haben scheinen, ist vollkommen begründer, und datirt der betreffende Staatsministererlaß vom 16. v. M. Die Frist der Duldung dauert zehn Tage.

Freiburg, 20. Nov. Unter vorstebendem Datum bringt die D. Volksh. 1) eine Eingabe von Geistlichen der Stadt Freiburg an das Mi­nisterium des Innern, mit den Bitten:1. Dem Priester Ludwig Blasius Kästle, der, ob­wohl er seiner geistlichen Obrigkeit gehorsam war, und nach obiger Begründung nur nach Recht und Pflicht handelte, eingekerkert, so wie ohne denkbaren Rechtsgrund der Stadt ver­wiesen wurde, die über ihn verhängten mit dem§. 13 der Verfassung, den Rechten der katbolischen Kirche und ihrer Bebörden, der Verordnungen über das Niederlassungsrecht nicht übereinstimmenden Strafen nachzulassen. 2.

Unsere Erklärung anzunehmen, daß wir als katholische Priester durch die Verordnungen vom 7. d. M. rechtlich und pflichtgemäß von dem Gehorsam gegen unseren Oberhirten uns nicht entbunden erachten können, und 2) einen Pro­test Sr. erzbischöflichen Excellenz an das groß­herzogliche Staats=Ministerium mir wesentlich gleicher Begründung seines Verhaltens, wie in dem Hirtendriefe des Erzbischofs.

Die zwei Geistlichen, welche den erzbi­schöflichen Hirtenbrief verkündigt, die Herren Repetitor Küdel und Cooperator Escher sind be­reits festgenommen worden. In der unteren Pfarrei ist heute Herr Professor Gfrörer öffentlich zur katholischen Kirche übergetreten.

Vom badischen Oberrheine, 21. Nov. Dem bochwürdigsten Hrn. Erzbischof sind nun ebenfalls die Temporalien gesperrt, d. h. ohne Anweisung des Hrn. Burger, Großberzoglicher Commissar, darf keine Verwaltungsstelle dem Hrn. Erzbischof Zalung erstatten. Uebrigens dürfte diese Maßregel ohne Erfolg bleiden, in­dem außer dem reichen Privaten im Unterlande, welcher dem Hru. Erzbischofe sein ganzes Ver­mögen zur Verfügung stellte, eine fürstliche Per­son ihre auf 30. 40,000 Gulden sich belau­fende Jahres=Einnahme gleichfalls angeboten, und der Hr. Erzbischof von Paris bereits 30.000 Fr. angewiesen hat.

Die österreichische Regierung soll ihre Ver­mittelung in dem Streite angeboten daben, und solche auch bereits von dem Erzbischofe von Freiburg angenommen worden sein.

Wiesbaden, 16. Nov. Der Bischof von Lim­burg wird, wie dasMainzer Jour berichtet, morgen hier eintreffen, um sich am 18. d. M. vor dem hiesigen Eriminalgerichte wegen einer Anklageauf Erpressung zu verantworten. Der wesentliche Grund zu dieser Anklage soll darin liegen, daß der Bischof einem Pfarrver­walter aus einem Kaplaneifonds, über welchen er zu verfügen habe, wöchentlich 1 fl. 30 kr. (25 Sgr.) zur Lesung gestifteter Messen ange­wiesen habe.

Oesterreich. Nachrichten aus Wien zufolge, beabsichtigt die österreichische Regierung ein Armee­corpé von 32.000 Mann an die serbische Gränze zu schicken, Dasselbe ist jedoch blos zur Beob­achtung und zur Wahrung der österreichischen Gränze bestimmt.

Wien, 21. Nov. Die Fusion der beiden Bourdonen=Linien ist heute, wie ich Ihnen aus zuverlässigster Quelle berichten kann, endlich zu Stande gekommen. Gestern besuchte der Herzog von Remours den Grafen von Cham­bord in Frohsdorf, und letzterer kam heute nach Wien, um dem Herzog den Besuch zu erwiedern. Die gesammte Familie Orleans mit Einschluß der Mutter des Grafen von Paris abdicirte ihre Ansprüche und erkannten den Grafen von Chambord als Haupt der Familie und als ihren legtumen Herrn an. Diese unzweiselhaft höchst wichtige politische Thatsuche dürfte ihren Ein­flaß auf die Geschicke Frankreiche nicht ver­

fedlen, und dies um so mehr, wenn man die

kürzlich unternommene Reise des Königs der Belgier nach England hiermit in Verbindung bringt. Bei der ganzen orientalischen Verwicklung wird, wie wir bezweifeln, Louis Napoleon die Zeche bezahlen.(K..)

Wien, 23. Nov. Nach den neuesten Nach­richten herrscht auf dem Kriegs=Schauplatze Ruhe. Die walachische Miliz ist der russischen Armee als activer Truppentheil beigesellt.(Tel. Dep.)

Frankreich. Die Nachricht von dem Rück. zuge der Türken über die Donau war bereits am 18. ds. in Paris bekannt. Es hieß, eine Hauptschlacht habe nicht Statt gefunden und Omer Pascha sei nur durch das starke Wachsen der Donau zum Zurückgehen bewogen worden. An demselben Tage sprach man von der Ab­sendung von 10,000 Mann Truppen nach Rom zur Verstärkung der dortigen Garnison, worin man eine Drobung gegen Oesterreich sehen will. Die Haltung des Letztern scheint übrigens so­wohl in London, als in Paris großes Miß­trauen einzuflößen. Der französische Gesandte in London ist nach Paris beruten worden, um wie es heißt, an einer großen Berathung, welche in Fontaineblau Statt finden soll, Theil zu nehmen. Alle in Paris sich aufhaltenden Russen sind bedeutet worden, ihre Angelegen­heiten rasch zu ordnen, damit sie jeden Augen­blick abreisen können.

Charlotte

oder Ergebung und Aufopferung.

(Fortsegzung. S. No. 47 d. Bl.)

II. Die Waise.

Auf die ersten Tage einer fürchterlichen Leere, einer unendlichen Trostlosigkeit, die ein uner­setzlicher Verlust hinterläßt, folgt ein stillerer Schmerz, der sich in den täglichen Beschäf­tigungen, in dem Treiben und Arbeiten des Lebens allmälig abschleiß: Henriot nahm sei­nen Platz in Bureau und Comptoir wieder ein. Grete sah man wieder in ihrer gewohnten Thä­ngkeit, und ward sie durch die Arbeit von ihrer wirklichen Betrübniß etwas abgelenkt, so hörte man sie wohl bei ihren unaufhörlichen Wan­derungen durch's Haus das eine oder andre alte Liedchen singen.

Der Verlust der guten Frau Henriot drückte also eigentlich mit seiner ganzen Last nur die kleine Cbarlotte; nicht daß dies Kind sein Un­glück auf eine seinem Alter unnatürliche Weise empfunden hätte, sondern darum, weil Nie­mand ihr das Verkorne die Sorge und Liebe einer Mutter ersetzen konnte. Es ist wabt, daß der Vater sie liebte; indeß ganz durch sein Geschäft in Anspruch genommen, glaubte er die Schuld der väterlichen Liede durch Liedko­sungen und Spielzeug genügend abzutragen. Margaretde liebte die Kleine mit der Vergör­terung, die oft das Alter der Kindheit widmer, und die beständige Verwöhnung des Lieblings