Aachen.
Das
Eche der Gegenwart
erscheint täglich und kostet für drei Orrstslall-Stampek!. Eltr. 10Sgr.
Inserate werden mit 1 Sgr. die gese dier derm Raum berahget.
Erste Ausgabe.
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1866.
Insertionen für das
Echo der Gegenwart
besorgen in Köln: A. Baedecker u. W. Greven: Bonn: A. Henrp; Düfseldorf: C. Kliugen; Berlin, Hamburg, Frankfurt a.., Wien u. Basel: Haasenstein& Vegler; Leipzig: H. Engleru. Eugen Fort; Barie: Fauchey, Latate-Bullier&am Oie 9 Place de la bourse.
Sonntag 30 September.
209.
Bestellungen auf das vierte Quartal hinten wir, damit keine Unterbrechung in der Zusendung erfolgt, baldigst zu
machen.
Abonnement in Aachen und Burtscheid sowie durch die Post bezogen
1 Thlr. 10 Sgr.
Bekanntmachung.
Nachstehender Erlaß Ihrer Exzellenzen des Herrn Finanzministers, des Herrn Kriegs= und Marineministers und des Herrn Ministers des Innern an sämmtliche königliche Regierungen vom 14. d..:
„Nach§ 28 des Gesetzes vom 6. Juli 1865 betreffend die Verforgung der Militär=Invaliden 2c.— erhalten die Wittwen der im Kriege gebliebenen oder zin Folge der vor vem Feinde erlittenen Verwundungen gestorbenen Militärpersonen, vom Oberfeuerwerker, Feldwebel und Wachtmeister abwärts, nach Maßgabe ihrer Bedürftigkeit und so lange sie unverheirathet bleiben, eine Unterstützung, welche den Betrag von 50 Thirn. jährlich jedoch nicht übersteigen darf.
Zur Ausführung dieser gegenwärtig zum Erstenmale in Anwendung kommenden Festsetzung wird Nachstehendes hiermit bestimmt. 1. Die königl. Regierungen haben durch ihre Amtsblätter bekannt zu machen, daß die qu. Wittwen mit ihren Gesuchen um die fragliche Unterstützung sich ausschließlich an die königlichen Landraths= Aemter zu wenden haben. 2. Letztere sind anzuweisen, sich der Prüfung der Verhältnisse der Buttstellerinnen zu unterziehen und event. Anträge in der Form des hier beigeschlossenen Formulars(für jede Wittwe besonders) aufzustellen und an die königt. Regierung gelangen zu lassen. Von dieser sind die Anträge quarialiter, gesammelt, mittelst eines Verzeichnisses an die Abtheitheilung für das Invalidenwesen im Kriegsministerium zu befördern. 3. Auf Grund dieser Anträge wird Seitens der genannten Abtheilung Entscheidung getroffen und von dieser der betreffenden Regierung behufs Ertheilung der Zahlungs=Anweisung und Benachrichtigung des Landrathsamtes zur weiteren Bekanntmachung an die Wittwe Kenntniß gegeben. 4. Auf dem der Wittwe vom Landrathsamt zuzustellenden Benachrichtigungsschreiben, dessen sich dieselbe zu ihrer Legitimation bei der zahlenden Kasse zu bedienen hat, ist vermerken, daß die Wittwe gehalten ist, jede Wohnorts=Veränderung der zahlenden Kasse anzuzeigen. 5. Die Zahlung erfolgt auf Lebenszeit, so lange die Wittwe sich nicht wieder verheirathet oder eine erhebliche Verbesserung ihrer Verhältnisse erfährt. Demgemäß haben 6. die Ortsbehörden jede Quittung der Wittwen mit einem der Festsetzung sub 5 entsprechenden Atteste zu versehen und die zahlenden Kassen auf allmonatliche Beibringung dieses Auestes zu halten. 7. Mit dem Sterbemonat hört die Zahlung der Unterstützung auf und findet eine Gnadenmonats=Bewilligung nicht statt. 8. Die Trausferirung der Unterstützungssihlung beim Umzuge der Wittwen aus einem Regierungsbezirk in den anderen wird unmittelbar durch die königl. Regierungen bewirkt. 9. Die Verrechnung erfolgt unter einem besondern Abschnitt in den Invaliden=Pensions=Rechnungen, sowie der Nachweis der geleisteten Zahlungen, getrennt von den übrigen Ausgaben des Titel 59 des Militär=Etats, in den Quartal=
und Final=Abschlüssen der Regierungs=Hauptlassen, worüber der kgl. Regierung eine nähere Benachrichtigung noch von der königlichen OberRechnungs=Kammer zugehen wird. Hiernach hat uunmehr die königl. Regierung in ihrem Ressort die entsprechende weitere Veranlassung zu treffen. Berlin, den 14. Sept. 1866.
Der Finanzminister,
...(gez.) von der Heydt.
der Kriegs= u. Marine= Der Minister d. Innern, Minister.(gez.) Graf zu
In Vertretung:. Eulenburg.
von Schüz.
An
sämmtliche königl. Regierungen“
urd hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Berlin, 25. Sept. 1866.
Kiegs=Ministerium. Abtheilung für das Juvaliden=Wesen.
(gez) von Kirchbach.
Potsdam, 26. Sept. Das Festmahl, Lelches die Stadt Potsdam durch ihre Vertreter, Dagistrat und die Stadtrerordneten, den Aumtlichen Offizier=Korps, sowie Deputationen der Chargen der siegreich aus dem Felde zurückEehrten Truppentheile dieser Garnison, als Schluß der eben so herzlichen, als sinnigen EmPgsfeierlichkeiten gegeben, hat heute Nachmit.# 3 Uhr in den Sälen des Schützenhauses #ttgefunden.
Da Se. Majestät der König die Gnade gersiegute pöchstsein Erscheinen bei diesem Feste .ugen, so war Alles aufgeboten, um durch 4 schen und selbstsprechenden Schmuck die sämmtden inneren Räume des für große Festlich
keiten besonders geeigneten Schützenhauses würdig herzurichten.
Wie gnädigst zugesagt, erschien Seine Majestät der König,— in der Uniform des 1. GardeRegiments zu Fuß, begleitet von dem dienstthuenden Flügel=Adjutanten Major Grafen Lehndorf.— In den beiden großen Sälen waren die Gäste, sämmtliche Regiments=Kommandeure, Stabsoffiziere, O fiziere, Aerzte und die Deputationen der Truppentheile, zu welchen vorzugsweise die mit dem Militär=Ehrenzeichen 1. und 2. Klasse dekorirten ausgewählt worden waren, 280 an der Zahl, schon versammelt, als Se. Majestät der König, von den Klängen eines Siegesmarsches begrüßt, eintrat. Außer dem Magistrat und den Stadtverordneten hatten sich auch der Ober=Präsident der Provinz Brandenburg von Jagow Excellenz, der Chef der OberRechnungskammer von Bötticher Excellenz, und mehrere angesehene Einwohner der Stadt dieser Huldigung für die Thaten unserer Garnison angeschlossen. Den Toast auf Se. Majestät den
König leitete der Ober=Bürgermeister Geh. Rath Beyer mit felgenden Worten ein:
„Eure Königliche Majestät haben zu gewohnter Huld und Gnade durch Allerhöchst Ihr Erscheinen mit den Durchlauchtigen Prinzen Ihres Königshauses, bei diesem Festmahle, unsere Stadt einer ganz besondern Auszeichnung gewürdigt und diesem Feste seine schönste Weihe gegeden. Eurer Majestät wage ich daher den ehrfurchtsvollsten Dank der Stadt auszusprechen, zugleich mit dem tiefempfundenen Danke für die weitere hohe Gnade, die es mir gestattet, im Namen der Stadt das Wort zu nehmen, und Eurer Königlichen Majestät den Festgruß in Ehrerbietung und, wie ich wünsche, mit der Innigkeit darzubringen, mit welcher in Liebe und Verehrung unser Aller Herzen unserm Allergnädigsten König und Herrn entgegenschlagen Für eine Zeit, wo das Unklare, das Mißverstandene, oder Unverstandene der, nach Gottes Rathschluß durchbrechenden neuen Gestaltungen, die Gemütber ängstigte und bewegte,— wo Zweiselsucht und Mißtrauen bösen Samen auszustreuen begannen,— wo die Strebungen vielfach auf unheilvolle Wege abzulenken drohten, wo der Feinde Uebermuth und Uebermacht gegen Preußen sich erbob,— für diese Zeit hat Gott der Herr, weil er Preußen zum Gefäße seiner Gnade machen wollte, Eure Königliche Majestät mit allen Herrschertngenden Ihrer glorreichen Ahnen auf Preutzens Thron gestellt, ein Fels im Meer,— ein leuchtend Vorbild der Pflichttreue und der hingebendsten Liebe für das Baterland!
Und klar und licht und bell ist es geworden in unserem theuren Preußenlande. Dank Eurer Königlichen Majestät, die Sie mit eiserner Fest gkeit gegen alles Drängen, allen Widerspruch, in weiser Voraussicht des Kommenden, Preußen vor Allem eine Armee gegeben haben, die sich so herrlich bewährt, die durch ihre Thaten die Welt mit Staunen und Bewunderung erfüllt hat, und durch welche Preußen sich wehrtüchtig gegen alle seine Feinde fühlt Dank Eurer Königlichen Majestät, die Sie die Milde, die Herzeusgüte, die Gerechtigkeit nie verläugneten, die Sie zu rechter Zeit auch die Gnade voll und ganz walten ließen.
Mächtige Feinde haben Eure Königliche Majestät niedergeworfen, herrliche Siege erkämpft, Preußens Macht und Ehre in wunderbar kurzer Zeit gehoben und gemehrt;— der schönste Gewinn für Eurer Königlichen Majestät landesväterliches Herz aber ist ein beglücktes Volk, das in Dankbarkeit und Liede Eurer Königlichen Majestät jubelnd zujauchzt,
Und diese Liebe, dieser Dank, dieser Jubel, sie schwellen auf die Herzen der gesammten Bürgerschaft Potsdams! Ja, wäre die ganze Bürgerschaft hier versammelt, volltönig— das weiß ich— stimmte sie mit den anwesenden Repräsentanten Eurer königl. Majestät sieggekrönten Armee ein in den Jubelruf, zu dem ich jetzt mein Glas erbebe:„Se. Maj. der König, der Siegreiche der Feste, der Gerechte lebe hoch!“
Se. Majestät der König geruhten, als der immer wieder ausbrechende Hochruf geendet, auf diese Anrede Folgendes zu erwiedern:
Ich beginne meine Erwiederung mit meinem aufrichtigen Dank, Herr Ober=Bürgermeister, für die Gefinnungen, welche Sie so eben ausgesprochen haben, wobei ich jedoch dasjenige, was Sie über mich so freundlichst gesagt haben, nicht hätte hören sollen. Zugleich sage ich der Stadt Potsdam meinen Dank für den schönen, seierlichen und herzlichen Empfang, den dieselbe meinen heimkehrenden siegteichen Truppen bereitet hat. Ueberall spreche ich es laut aus, daß die Armee eines solchen Empfanges
m. ganzen Lande vollauf und im höchsten Grade „urch ihren Heldenmuth, durch ihre Treue und Ausdauer sich würdig gemacht hat. Wir definden aus hier in Potsdam an der Wiege für die Begründung der jetzigen Armee. Von hier aus leitete mein seliger Vater und König die damals noch deuen Grundsätze für die Ausbildung der neugeschaffenen Armee. Nachdem dieselbe sich unsterblichen Ruhm in den Befreiungskriegen erworden hatte,
leitete er diese Ausbildung bis zu sei em Tode mit inausgesetzter Liebe und Fürsorge. Mein königlicher Bruder führte mit Euergie diese kriegerische Schule in zeitgemäßen Verbesserungen weiter. Ich selbst habe diese Schule von den untersten Siusen an hier hurchgemacht, bis mich das Schicksal an die Spitze der Armee stellte. Meine Aufgabe, dieselbe einer höthig gewordenen Neugestaltung zu unterzieben, ist mir jahrelang erschwert worden, ohne daß ich mich heirren ließ, und daß ich keinen unrichtigen Weg eingeschlagen, dürften die Erfolge beweisen und die sb allgemeine Anerkennung, welche dem jetzt Ruhmgekrönten Heere gezollt wird. Ihnen Allen, meine Herren, die thätig gewesen sind, die Truppen vorzubereiten, aber auch deneu, die in einem halben Jahrhundert dieser Thätigkeit oblagen und nicht mehr u ter uns sind, gebührt der Dank des Baterlandes. Ihnen, meine Herren, aber insbesondere, helche dies so vorbereitete Heer mit Heldenmutt zm Siege geführt haben, gebührt mein innigster, mein königlicher Dank! Greisen wir zu den Gläsern.
Es gilt, dieser Stadt unseren Dank zu sagen für ihr herzliches Willkommen, es gilt aber auch unser Aller Dank der gesammten glorreichen Armee! Bald nach dieser königl. Erwiederung verließ
Se. Majestät der König das Fest, während Se. königl. Hoheit der Kronprinz und die Prinzen des königl. Hauses noch bis zu Ende der Tafel und dann auch noch im Garten des Schützenhauses verweilten. Ein Toast für die Armee und für die Potsdamer Garnison, stand zwar auf der Tagesordnung, konnte aber nun, da Se. Maj. der König Allerhöchstselbst gesprochen und Beider gedacht hatte, nicht mehr ausgebracht werden. Das schöne Fest wird auf lange hin in dem Gedächtniß Aller leben, die das Glück gehabt, daran Theil nehmen zu dürfen und die Worte Sr. Maj. des Königs in der ganzen preußischen Armee dieselbe Wirkung hervorbringen, welche sie hier auf diejenigen Männer gemacht, denen sie zunächst galten.
Berlin, 28. Sept. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem Direktor des Pädagogiums zu Züllichau,
Dr. Hannow, den Rothen Adler=Orden dritter Klasse mit der Schleife und dem Schloßprediger Lobach daselbst den Rothen Adler=Orden vierter Klafse zu verleihen.
— Der Advokat Braun in Elberfeld ist zum Anwalt bei dem königl. Landgerichte daselbst ernannt worden.
— Der Advokat Zurhellen in Elberfeld ist zum Anwalt bei dem königl. Landgerichte daselbst ernannt worden.
— Der praktische Arzt 2c. Udr. Ernst Rudolph Heilmann ist zum Kreis=Physikus des Kreises Crefeld ernannt worden.
— Der Thierarzt erster Klasse August Lustig ist zum Kreis=Thierarzt des Kreises Saarburg ernannt worden.
— Der Dr. Hillen, ordentlicher Lehrer am Gymnasium in Warendorf, ist zum Oberlehrer am Gymnasium in Coesfeld berufen worden.
— Gestern nach Schluß der Sitzung erschien der Geheime Regierungsrath v. Wolff im Abgeordnetenhause, um im Auftrage des Ministers des Innern für die Zeit der Vertagung als Kurator die Oberaussicht über die Verwaltung der Lokalien, der Kasse und der Archive des Abgeordnetenhauses zu übernehmen. Herr v. Forckenbeck verweigerte die Uebergabe und berief sich auf Art. 78 der Verfassung und die betreffenden Bestimmungen der Geschäftsordnung, während Herr v. Wolff für die Regierung die Uebernahme der Verwaltung als Recht in Anspruch nahm. Man einigte sich schließlich dahin; daß für diesen speziellen Fall die Verwaltung unter dem Präsidium des Abgeordnetenhauses verbleiben und daß die Prinzipienfrage vorbehalten bleiben sollte. Somit bleibt während der Dauer der Vertagung die Verwaltung der Kasse, der Archive und der Lokalitäten unter der Leitung des Büreaus des Abgeordnetenhauses.
—. Wie es heißt, sollen in den annektirten Ländern die dort bestehenden Preßgesetze vorerst in Geltung bleiben.
— Vom„Patriotischen Hülfsverein" zu Wien ist dem Johanniter=Orden das nachstehende Schreiben zugegangen: Indem die hochverehrten Mitglieder des königl. preuß. Johanniter=Ordens vor Kurzem auf den Schlachtfildern und in den Lazarethen Böhmens eine Wirksamkeit entfaltet, die sich fortan in unserem Gedächtnisse als ein wahres Lichtbild abheben wird vom finsteren Hintergrunde einer schicksalsschweren Zeit, haben sie bewiesen, daß sie mit dem Namen zugleich die älteste und schönste aller Traditionen einer eben so erlauchten als humanen Körperschaft zu erhalten wissen. Nicht minder unerschrocken als die Ritter von Rhodus und Malta, die einst mit ihrem Waffenruhme die Welt erfüllten, haben Sie— echte Hospitaliter des 19. Jahrhunderts — mit dem Oelzweige des Friedens die blutige Wahlstatt betreten und dem unersättlichen WürgeEngel, der dort fürchterliche Nachlese halten wollte unter den Verwundeten— durch das Geheimniß liebevoller Pflege manche Beute entrissen, die ihm sicher schien Mannhaft und erfolgreich haben Sie gegen den unsichtbaren Gegner gekämpft, und wenn der Alles gleichmachende Tod Freund und Feind zusammenwarf in eine Grube, so haben Sie den schirmenden Mantel alle Gegensätze versöhnender Nächstenliebe ohne Unterschied gebreitet über Freund und Feind. Wie Sie, hochverehrt: Herren, dann die vor dem Verschmachten Geretteten mit unermüdlicher Ausdauer gewartet und gelabt, wie Sie keine Mühen und Beschwerden gescheut, um nach allen Seiten Hülfe zu spenden, wie Sie den Gefahren ansteckender Krankheiten und einer verpesteten Atmosphäre getrotzt und keine Rücksicht gekannt, als die Sorge für Ihre leidenden Brüder, wie Sie solchergestalt den Triumph der Ritterlichkeit gesucht und gefunden in der reinsten Manschlichkeit, das Alles ist zu erhaben, als daß man es mit Worten gewöhnlichen Lobes abzuthun vermöchte.
Der patriotische Hülfsverein in Wien aber, der im Wesentlichen die gleichen Ziele werkthätiger Humanität verfolgt und nach Kräften bestrebt ist, zur Heilung der Wunden beizutragen, die das wandelbare Schlachtenglück den Unserigen geschlagen, erlaubt sich hiermit, Ihnen für Ihr zahrhaft menschenfreundliches Walten im Allgemeinen,— insbesondere aber noch für die
kordiale Förderung, welche Sie den Zwecken seiner kürzlich nach dem Kriegsschauplatze entsendeten Kommissien zu Theil werden ließen, den wärmsten und innigsten Dank zu sagen. Genehmigen Sie, hochverehrte Herren, den Ausdruck unserer unbegrenzten Hochachtung womit wir verharren. Fürst zu Colloredo=Mannsfeld. Graf v. Breda, Vizepräsident. Freiherr v. Tinti, Vizepräsident. Ritter Gundacker, v. Suttner, Vizepräsident.“ Wien, den 11. Septbr. 1866. Das„Wochenblatt der Johanniter=OrdensBalley Brandenburg“ meldet auch: Die Hauptbegräbnißstelle auf der Höhe bei Chlum, wo viele der in der Schlacht von Königgrätz gefallenen preußischen Krieger ruhen, ist Seitens des Johanniter=Ordens durch Kauf von dem Besitzer des betreffenden Grundstücks als Eigenthum erworben worden.
— Ueber die gegenwärtige Lage Europa's macht die Volksztg. folgende Schilderung: Nachdem der Krieg die Verträge von 1815 zerrissen hat, ist Europa so lange noch auf das Schwert gestellt, bis neue Verträge an deren Stelle treten! Ueber diese Thatsache waltet kein Zweifel ob. Die Frage, um welche es sich hierbei handelt, ist nur die, ob die neuen Verträge, welche eine Epoche der Friedenssicherheit einleiten sollen, nunmehr zu Stande kommen werden, oder ob es noch einer Reihe von Kriegen bedürfen wird, eh: Europa zum Schlußstein einer Neugestaltung und zu einem allgemein anerkannten und Frieden verbürgenden Völkerrecht gelangt? Da von der richtigen Beantwortung dieser Frage Alles abhängt was als Wunsch, als Hoffnung, als Plan oder als Aussicht der Politik gehegt und gepflegt wird, so wollen wir derselben unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, und fern von Ueberhebung und Kleinmuth die Gefahren unserer Lage wie die berechtigten Ansprüche des preußischen Volkes zum Gegenstand unserer Betrachtung machen. Für den Augenblick ist die militärische Stellung Preußens eine so imponirende, daß wir ohne Ruhmredigkeit sagen dürfen: es könnte Preußen nicht blos in Deutschland, sondern auch in Europa die Bedingungen eines neuen Völkerrechtes vorschreiben. Mindestens steht so viel fest, daß wir jetzt keine der europäischen Mächte, auch Frankreich nicht, zu fürchten haben. Selbst eine Koalition von Feinden würde uas nicht furchtbar erscheinen. Das momentane Uebergewicht des preußischen Kriegswesens würde zur Vertheidigung ausreichen und beim ersten Siege auch Verbündete auf unsere Seite schaffen. Die Gefahr unserer Lage besteht jedoch darin, daß allem Anschein nach vorläufig Preußen als Sieger auf dem Schauplatz verbleiben wird, ohne völkerrechtlich allgemein von Eurepa anerkannte Friedensschlüsse herbeizuführen und daß inzwischen in ganz Europa die Verbesserung der Schußwaffe und die Verstärkung der kriegerischen Mittel vorgenommen werden wird, um das Uebergewicht Preußens mindestens in diesen Punkten zu beseitigen. Die Gunst des Augenblicks ist demnach eine nur vorübergehende. Zwei Jahre der Vorbereitung in ganz Europa werden die Situation sehr wesentlich ändern, und wenn kein allgemein festgestellter und durch neue Verträge garantirter Frieden inzwischen eintritt, kann ein neuer Krieg alles wieder in Frage stellen, was man im jetzigen Siegesjubel als gelöst, und glücklich gelöst betrachtet. Von Seiten Frankreichs ist auch die kriegerische Verstärkung bereits angekündigt. Daß sie mit Friedens=Versicherungen verbrämt ist, wird Niemanden Wunder nehmen und schwerlich Jemanden der unbefangenen Blicks die Dinge anschaut, tänschen. Die offene Ankündigung Frankreichs wird das Signal für alle anderen Mächte sein, die gleichfalls zu ihrer vorgeblichen„Sicherheit“ denselben Weg einschlagen werden. Eine Koalition, die jetzt nicht fruchtbar wäre, würde in zwei Jahren eine ganz andere Gestalt annehmen. Der so glückliche Sieg würde dann nur ein Waffenstillstand gewesen sein, der die Einleitung zu neuen Entscheidungen der Waffen herbeiführt. Unter solchen wohlbegründeten Befürchtungen ist es geboten, sich ernstlich abzuwenden von jeder Illusion und die Bahn sorgsam zu prüfen, auf welcher wir der Gefahr entweder vorzubeugen oder ihr zu begegnen im Stande sind. Vorgebeugt könnte der Gefahr werden durch eine sehr feste Allianz Frankreichs, mit dem vereinigt Preußen nunmehr einen Friedens=Kongreß Europa's berufen müßte, um einen Abschluß der Krisis herbeizuführen und neue völkerrechtliche Verträge festzustellen. Begegnen könnte man der Gefahr durch ein enges Böndniß mit ganz Deutschland, das unter Preußens Leitung stark genug wäre, jedem Kriegsausbruch eine feste Schranke vorzuschieben. So weit wir die Zeichen der Begebenheiten zu deuten vermögen, ist bis jetzt noch keiner der Wege eingeschlagen, aber auch noch keiner von beiden absolut verschlossen. Aus all dem geht hervor, daß ein befriedigender Abschluß und eine neue Ordnung Deutschlands innerhalb der nächsten Jahre schwerlich zu Stande kommen wird; eine europäische Sicherheit durch neue völkerrechtliche Verträge steht kaum in Aussicht Wir glauben ein Schwanken wahrzunehmen, das eine beruhigende Lösung weit in die unbestimmbare Ferne hinausschiebt, und vermissen noch allenthalben die Andeutung fester Gesichts
punkte, welche uns über die Besorgnisse vor einer weitgreifenden Krisis hinwegtragen.
— Die Verhandlungen, welche die definitive Uebernahme der auf rechtsmainischem Gebiete befindlichen Thurn= und Taxis'schen Postanstalten durch Preußen zum Zwecke hab en, dürften, wie der„Nürnb. Korr.“ vernimmt, bald beendigt sein. Die gedachten Anstalten werden bis zu ihrem förmlichen Uebergange auf Preußen für Rechnung des Fürsten von Thurn und Taxis verwaltet werden.
— Durch den gestern Abend auf der TaunusEisenbahn zwischen Wiesbaden und Frankfurt a. M. vorgekommenen Un lücksfall ist auch die geachtete Familie des Brauereibesitzers Schwendy in tiefe Trauer versetzt worden, da die Frau Schwendy bereits verstorben und ihre Gatte schwer verletzt ist
— Die jüngst von der Festung Thorn auf russisches Gebiet entflohenen und an Preußen jetzt wieder ausgelieferten 80 österreichischen Gefangenen werden, nach neuester Bestimmung, nicht weiter bestraft, sondern, wie die andern Gefangenen, nach Oesterreich zurückbefördert.
— Hinsichtlich der Amtstracht der evangeliGeist ichen steht in so fern eine Veränderung bevor, als, wie man hört, den obersten Rangstufen die Anlegung des seidenen Talars gestattet werden soll. Diese Auszeichnung stand bisher nur den evangelischen„Bischöfen" zu; doch wurde diese Würde seit dem Regierungsantritte des Königs Friedrich Wilhelm IV. nicht mehr verliehen, so daß überhaupt jetzt nur noch 1 Bischof der evangelischen Landeskirche, und zwar der im Ruhestande lebende über 90jährige Dr. Neander hier in Berlin vorhanden ist. Das allgemeine kirchliche Dank= und Friedensfest soll, wie man hört, am 14. Oktober d. J. begangen werden.
— Zur„preußischen Siegesfeier" bringt der in Wien erscheinende„Wanderer" den nachfolgenden Artikel, der als eine Stimme der österreichischen Presse jedenfalls von Intcresse sein wird:
Es ist wahrlich keine angenehme Empfindung, mit welcher uns die heute massenhaft vorliegenden Berichte über den triumphalen Einzug der preußischen Truppen in Berlin erfüllt. Schon die materielle Niederlage an und für sich ist schmerzlich genug; unsere Truppen haben sich mit der größten Bravour geschlagen, die Bevölkerung hat sich bei den nun schon seit einer Reihe von Jahren immer schlechter werdenden Zeiten die Millionen vom Munde abgespart, damit dieser traurige Krieg, wenn er schon geführt werden mußte, nicht an dem Mangel der finanziellen Hülfsmittel scheitere. Dessenungeachtet war der Ausgang für uns ein entschieden unglücklicher, und wenn wir uns dies auch schon halb und halb zu vergessen bemüht hatten, durch die jüngsten Vorfälle in Berlin werden wir in schmerzlicher Weise wieder daran erinnert. Indessen ließe sich noch mancher Trost finden, wenn es sich eben nur um den Verlust einiger Schlachten handeln würde. Das Kriegsglück ist wandelbar: heute kehr: es uns den Rücken, morgen kann es uns wieder freundlich entgegenlächeln; man wird für verbesserte Wassen und bessere Führer sorgen und schließlich vielleicht doch mehr Respekt vor der Intelligenz als vor dem Gewehrkolben bekommen. Was aber einem österreichischen Patrioten bei den jüngsten eerliner Berichten nahe gehen muß, wofür er leider vergebens nach einem Troste sucht, das ist jene merkwürdige Harmonie aller Parteien, welche sich in diesem Augenblicke kundgibt, jene nicht blos offizielle, sondern alle Schichten der Bevölkerung durchdringende, nicht blos gemachte, sondern wahre Begeisterung, womit der Erfolg Preußens von allen Seiten begrüßt wird.„Das war einmal“, ruft ein li# erales Berliner Blatt,„ein politisches Fest von politischem Gepräge und von einer Wirkung, wie sie durch Nationalfeste erzielt werden soll.“
Es gibt allerdings namentlich bei uns manche Leute, welche diese Erscheinung ganz vornehm mit der Bemerkung abthun, daß sich der Haufen überall vor dem Götzen des Erfolges in den Staub werfe. Mag sein, allein sollte sich der„Hause“ etwa von der Erfolglosigkeit imponiren lassen? Das wäre jedensalls das Superlativ von Dummheit. Aber die Huldigung, welche dieser Haufe dem sogenannten Götzen des Erfolges darbringt, ist keine so unbedingte und auch keine so ganz unsinnige, wie man hie und da glauben machen möchte. Wir dürfen nur au bei uns sehr wohlbekannte Staatsmänner erinnern, welche ebenfalls— es ist freilich schon an sechezehn Jahre her— sogenannte Erfolge auszuweisen datten, und dennoch erinnern wir uns nicht, daß die Menge jemals vor ihnen im Staube gelegen wäre; es waren dies eben nur momentane Erfolge der physischen Macht, und Niemand vermocht: dahinter irgend eine Idee zu entdecken. Hinter den preußischen Erfolgen aber steht in der That eine solche Idee; sie mag kümmerlich genug aussehen im Vergleich zu dem Ideale der deutschen Nation; es mag sich sonderbar genug ausnehmen, daß sich ein Bismarck zum Apostel der Freiheit Deutschlands auswirft; es mögen sogar jene Pessimisten recht behalten, welche sagen: es werde schließlich aus dem Bismarck'schen norddeutschen Parlamente gar nichts werden.
Alles dies wollen wir zugeben; leider müssen wir aber auch zugestehen, daß es denn doch Herr von Bismarck war, welcher wenigstens in negativer Weise für die Einheit und Freiheit Deutschlands letwas gethan hat, indem er den alten wurmstichigen Bund beseitigte, der nicht mehr leben konnte, und noch immer nicht sterben wollte. Uns hätte er nitürlich unvergleichlich mehr gefreut, im Intecesse Oesterreichs überhaupt und speziell der Deutschen in Oesterreich, wenn Graf Rechberg vor drei Jahren die Idee, welche den Frankfurter Fürstentag gebar, mit derselden Euergie und Klugheit zu verwirklichen gesucht hätte, welche Graf Bismarck in jüngster Zeit an den Tag gelegt hat; allein ein so günstiges Geschick scheint uns nicht beschieden. Bei uns gibt es jäußerliche Erfolge, denen gar keine oder nur eine unpopuläre Idee zu Grunde liegt— siehe die Schwarzenbergische Zeit— oder wir begegneu getsunden. populären Ideen, die aber fort und fort Idee bleiben und niemals in Gestalt eines greifdaren Erfolges zur äuferlichen Erscheinung gelangen.