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Geilenkirchen, Heinsberg und die Umgegend.

Nr. 24. Samstag, den 16. Juni 1849. 14. Jahrg.

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Vermischte Nachrichten.

Frankfurt. Der Erzherzog Reichsverweser hat unterm 17. Juni einen Aufruf an das badische Volk erlassen, worin derselbe verkündet, daß zur Bezwingung des ge­gen die verfassungsmäßige Landes=Regierung, und gegen die Reichsgewalt in Waffen stehenden Aufruhrs die er­forderliche Streitmacht zusammengezogen worden, und im Begriffe stehe, in das Großherzogthum einzurücken. Fest entschlossen, dem Gesetze Kraft zu verleihen, und die dazu nöthigen Maaßregeln der Strenge unnachsicht­lich zur Vollziehung bringen zu lassen, hegr der Reichs­verweser als Hüter des Friedens und Freund des Va­terlandes zugleich den sehnlichen Wunsch, für eine fried­liche Mahnung Gehör bei dem badischen Volke zu finden. Das deutsche Heer, das Euren Boden betritt so schließt der Aufruf wird die Sicherheit des Reiches schirmen, und Euch die verfassungsmäßige Herrschaft Eures gütigen Fürsten, die Wohlthaten des Friedens und der echten Freiheit wieder bringen. Ich beschwöre Euch, fördert die unblutige Erreichung dieses Zweckes; vereinigt Eure Kräfte, um das Unglück und die Schmach des Bürgerkrieges von Eurer Heimath abzuwenden.

Von der pfälzischen Gränze. In dem Maße, als im Beginne der Erhebung, we es nur die Durch­führung der Verfassung galt, alle Klassen, Begüterte und Besitzlose damit sympathisirten, so ist jetzt, da es nur Raub und Mord gilt, jeder Besonnene gegen die­selbe. Man aebe nur an die Gränzen Frankreichs, Preußens, Hessens und Nassaus, und man findet Tau­sende von Familien, die ihre pfälzische Heimath ver­lassen mußten. Unter diesen findet man viele Geistliche, katholischer und protestantischer Confession; 17 Geist­liche, und vielleicht jegt noch mehr, darunter 5 pro­testantische, sitzen in Kaiserslautern in festem Gewahr­sam, und das aus keiner andern Ursache, als daß sie sich bei der Bewegung ganz passiv verhalten und den Eid auf die provisorische Regierung nicht leisten wollten.

Am 16. d. wird der allgemeine Angriff gegen Baden beginnen. Der Prinz von Preußen, welcher zum Oderbefehlshaber der beiden am Rhein stehenden Armeecorps ernannt worden ist, wird sich auch hinbegeben.

Paris. Unter den vielen Ereignissen, die sich in den letzten Tagen überstürzen, ist der Tod des Marschalls Bugeaud, Herzog von Isly, eins der hervorragendsten und traurigsten, Ungeachtet täglich 1000 bis 1300 Opfer der Cholera fallen, macht sein Tod allein allgemeinen Eindruck, denn sein Verlust ist in diesem Augenblicke ein öffentliches Ungluck für Frankreich. Der Marschall war nicht allein ein genialer Kriegsheld, ein Soldat von unvergleichlichem Muthe; er besaß zugleich einen Geist voll der höchsten Anlugen, eine klare, bestimmte Einsicht, allen praktischen Verbesserungen geneigt.

Am 3. dieses wurde Rom angegriffen. Es ist unmöglich, das Gemezel dieses Tages zu schildern. Das Feuer dauerte ohne Unterbrechung von 4 Uhr Morgens bis in den Abend hinein. Die französische Artillerie war sehr gut gerichtet. Allein die römische Artillerie erwie­derte das Feuer sehr energisch und brachte den Stürmen­den große Verluste bei.

Am 13. hat hier eine große Manifestation gegen die letzten Abstimmungen der gesetzgebenden Ver­sammlung Statt gefunden; man hat einen Aufstand versucht; ein Theil der Abgeordneten des Berges hat sich als Conpent constituirt; Paris und die nächste Umgebung sind in Belagerungszustand erklart; die Ruhe ist sofort hergestellt worden,

Schon wieder ist der Kreis Heinsberg durch ein neues

Brandunglück getroffen worden. Am 12. o. brach in Gendorf, Bürgermeisterei und Pfarre Ratheim in den Vormittagsstunden Feuer aus, wie? ist unbe­kannt, und verwandelte in kurzer Zeit 3 Häuser nebst Stallungen in Schutthaufen.

Die hochemporlodernden Flammen hatten Hülfe aus Nah und Fern herbeigerufen, selbst von Braunsrath her war eine Brandspritze hingeeilt; doch was vermag auch die kräftigste Hülfe bei solcher Trockenheit, wie gegenwärtig: Möchte darum zur Verhütung von Brandunglück doch die größte Vorsicht allenthalben be­obachtet werden!

Ludwig Kossuth, Dictator von Ungarn.

Wenn in neuester Zeit Ein Mann die all­gemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, so ist dies Kossuth. Zur selben Zeit, als Lamartine in Frankreich die Angen der erstaunten Welt auf sich zog und in Frankfurt das Parlament für die Rechte des deutschen Volkes in die Schranken trat zur selben Zeit warf auch Kossuth von der Tribüne des ungarischen Repräsentan­tenhauses Worte auf die tief erschütterten Zu­hörer, welche wic Blitze das Herz der Magparen entzündeten und die Nation dergestalt ergriffen, daß sie hochaufloderte im hellen Freiheitsbrande.

Ludwig Kossuth ist im Jahre 1806 in einem kleinen Dorfe der Zempliner Gespanschaft im nördlichen Ungarn von adlichen Eltern geboren und von slovakischer Abstammung. Seine ju­ristischen Studien vollendete er zu Pestb, wo er eine Zeitlang in drückender Armuth lebte, bis mehrere Deputirte ihm die Geschäfte, welche sie für verschiedene Comitate zu besorgen hat­ten, übertrugen. Auf diese Weise war Kossuth in den Stand gesetzt, sich denjenigen Studien, zu welchen er die meiste Hinneigung und Vor­liebe hatte, mit Muße hingeben zu können; dessenungeachtet versäumte er nicht die ihm zu Theil gewordene Correspondenz mit gewissen­hafter Genauigkeit und unermüdlichem Fleiße zu führen. So lebte er eine Weile mit viel­fachen Siudien beschäftigt, bis verschiedene De­putirte auf die vielen und großen Talente, welche in ihm schlummerten, aufmerksam wur­den und ihn beauftragten, die Verhandlungen des ungarischen Reichstages in einer neu ge­gründeten lithographirten Zeitschrift zu be­sprechen. Bis zu jener Zeit erschienen durchaus keine Besprechungen des Landtages, und Alles, was man darüber erfahren konnte, bestand in einem kurzgefaßten Resumee der wichtigsten Verhandlungen, welches in den censirten po­litischen Journalen abgedruckt wurde. Mit einer bis dahin ungekannten Freimüthigkeit besprach Kossuth die Verhandlungen, und die Opposi­tion war erfreut darüber, endlich ein Organ zu haben; welches ihre politische Handlungs­weise Angesichts der gesammten Nation ver­treten könne. Die Regierung suchte so oft als möglich dieses lithographirte Journal zu con­

sisciren, indem sie behauptete, auch Litbogra­phieen gehörten in das Fach der Drucksachen, und müßten eben so wie diese censirt werden. Allein nichtsdestoweniger vermehrte Kossuth die Zahl seiner Handschreiber, kümmerte sich weder um die Consiskation noch Cenjur, und sah seine Bemühungen reichlich dadurch belohnt, daß sein Journat eine ziemlich große Verbreitung im ganzen Lande fand.

Seine mit übersprudelnder Freiheitsbegeisterung und Leidenschaft geschriebenen Artikel schienen denn doch der Regierung zu gefährlich und Kossutb wurde endlich verhaftet und in ein schweres Gefängniß geworfen; da er mit verbundenen Augen in seinen Kerker geführt und auf eben solche Weise seiner Haft entlassen wurde, so ist es ungewiß. in welchem Gefängniß und auf welcher Festung er sich befunden hat. Mit ihm zugleich wurden zwei andere Junger der Frei­heit und Freunde Kossuch's ins Gefängniß ab­geführt und zwar Wesseleny nach Munkacs und ein Dritter, dessen Name weniger bekannt ist, nach Kufstein. Länger als zwei Jahre blieben diese drei im-Kerker, bis endlich die Regierung beim Schlusse des Landtags eine jener Am­nestien erließ, wodurch sie sich besonders die Gunst des Volkes zu erwerben glaubt. Das furchtbare Gefängniß hatte auf die Eingeker­kerten einen fuschtbaren Eindruck gemacht. Wesseleny war in seinen kräftigsten Jahren schon alt geworden, sein Haar war ergraut und seine Augen erblindet; als alter Mann kam er aus Munkacs und er konnte für sein Vaterland, dem allein sein Herz schlug, für das er so viel duldete, nichts mehr wirken; der zweite war in Kufstein blödsinnig geworz den, die Künste des Absolutiemus hatten sich endlich doch eines ihnen gefährlich scheinenden Menschen entledigt, seinen Geist unterdrückt und getödtet, und das wollten sie ja. Nur Kossuth kam als derselbe Feind der Dyuastie und der Regierung aus dem Kerker, als welcher er in denselben hineingegangen war. Zwar war sein Körper krankhaft und schwach geworden von den jahrelangen Leiden, aber sein Geist war stark, frisch, kräftig und unvervorden ge­blieben.

Die Regierung hatte zwei Feinde verloren, aber dafür war der dritte ein furchtbarer, riesenhafter Feind für sie geworden.

Im Jahr 1847 war er zum Deputirten in's Repräsentantenhaus gewählt. Fürst Bathyany hatte die Führung der Opposition übernom­men und Kossuth war der Sprecher derselben.

Schon damals lebte sein Nume im Munde aller Magyaren und in den Märztagen stand er an der Spitze der Deputation, welche vom Kaiser so viele und große Zugestäudnisse er­wirkte. Als Bathyany mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt ward, wurte Kossurh Finanzminister und von diesem Augenblicke