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N8. 264.

Elberfeld, Sonnabend den 8. November 1862.

38. Jahrg.

Politische Tagesschau.

Elberfeld, 7. November.

Nach derN. Pr. Z. ist den am 31. v. M. empfangenen Deputationen von des Königs Majestät fol­gende Antwort huldvollst ertheilt worden:

Ich habe Ihnen Meinen Dank zu sagen für die Gesinnungen der Treue, die Sie zu Mir führen und die Sie Mir ausgesprochen haben. Aus vielen Provinzen sehe Ich Sie hier vereinigt, um Mir übereinstimmend Versicherungen der Treue und des Dankes für eine große Maßregel darzubringen, die Ich aus eigenem Entschlusse ins Leben gerufen habe und die Ich durchführen werde. Freilich ist die Ueberzeugung von der Wohlthätigkeit der­selben noch nicht so tief ins Volk eingedrungen, als Ich wünschte und hoffen durfte; aber Ich bezweifle nicht, daß die Erkenntniß von ihrer Nothwendigkeit sich Bahn brechen wird. Man hat sich bemüht, das Volk gegen diese Einrichtungen aufzuregen, als wenn sie nicht zum Heil desselben seien; aber Ich hoffe, daß die Wahrheit durchdringen und Mein eigenes Wort an das Herz vieler Meiner Unterthanen gelangen wird. Ich habe freilich erfahren müssen, daß versucht worden ist, Meine Worte falsch zu deuten; aber die Zeit wird kommen, das hoffe Ich zuversichtlich, wo das Volk Meine wohlthätigen Ab­sichten erkennen und einmüthig zu Mir stehen wird. Wie Meine Vorfahren, habe Ich nur das Wohl Meines Volkes vor Augen und im Herzen, aber Meinen besten Absich­ten steht jetzt vielfach ein Geist des Widerspruchs und der Lüge entgegen, der erst gebrochen werden muß, wenn ein wahrer Fortschritt in Preußen gedeihen soll. Nicht blos die Armee=Reorganisation ist im Abgeordnetenhause gefähr­det, anch andere Budgettitel sind abgelehnt worden, durch deren Absetzung die Verwaltung wesentlich gehemmt werden würde. Durch die Parteiagitationen aber stehen noch andere höhere Güter auf dem Spiele, denn der religiöse Sinn des Volkes wird irre geleitet; das darf nicht gesche­hen, und Ich werde an Meinem Theil dahin wirken, daß der Glaube im Volke bewahrt bleibe. Wir müssen Alle wach sein und bleiben, damit es wieder besser werde, denn viele Erscheinungen sind wieder wie im Jahre 1848. Meine Pflicht und Mein Wille ist es, alle theuern Güter des Vaterlandes zu schützen, und Ich werde jedem unbe­rechtigten Andringen mit Festigkeit widerstehen. Gott woll: Mir dazu Kraft verleihen! Vertrauen Sie mit Mir: Gott hat Preußen noch nie verlassen.

Der frühere Minister des Innern, Graf Schwerin­Putzar, veröffentlicht gegen den Justizrath Wagener, der ihm vorgeworfen, daß er einemConvente gegen Se. Maj. den König präsidirt habe eine Erklärung, worin er zum Schlusse sagt: In Bezug auf die Heeres=Organisation denke ich noch heute so wie zu der Zeit, als ich sie miteinge­bracht und mitvertheidigt habe; halte noch heute die Stel­lung, die die Mehrheit des Abgeordnetenhauses dazu ein genommen, für einen verhängnißvollen Fehler; aber ich bin auch nicht minder der Meinung, daß sich das Abgeordnetenhaus mit seinen Beschlüssen überall innerhalb der Grenzen seines verfassungsmäßigen Rechtes gehalten, und daß man daher, um dem entgegen zu treten, nicht berechtigt ist, Recht und Verfassung auf den Kopf zu stellen. Einem solchen Versuche gegenüber erfüllt das Abgeordneten­haus, auch nach meiner Meinung, nur eine Pflicht gegen Se. Maj. den König und gegen das Land, wenn es sich widersetzt, so weit ihm dies innerhalb seines verfassungs. mäßigen Wirkungskreises möglich ist. Wer nicht gemeint ist, die gegenwärtigen Verwicklungen lediglich im Partei­Jnteresse auszubeuten, vielmehr es als eine Pflicht des Patriotismus ansieht, nach Kräften auf eine Verständigung und Versöhnung der Gegensätze hinzuwirken, der wird frei­lich ein größeres politisches Capital hinzu zu bringen haben, als die ewige Wiederholung einiger abgestandenen Phrasen und die Bezeichnungder Demokraten als der Heloten, auf die Jagd gemacht werden muß.

Nach einer in Berlin eingetroffenen telegraphischen Depesche sind Ihre Königl. Hoh. der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin im besten Wohlsein mit Höchstihrer Begleitung von der Insel Sicilien in Neapel eingetroffen, werden bis Sonntag Abend daselbst verweilen und dann die Fahrt nach Rom fortsetzen, wo ein längerer Aufenthalt genommen werden soll.

Nach derPomm. Ztg. ist der Antrag auf Schlei­fung der Festungswerke von Stettin durch eine von Sr. Maj. dem Könige eingesetzte Commission entschieden ab­gelehnt.

In der gestrigen Sitzung des Bundestages er­

stattete der Ausschuß, bezüglich des preußischen Antrages auf Aufhebung der Spielbanken, Bericht, und beantragt, daß im Protokolle der Wunsch auf Beschränkung derselben niedergelegt werde. Von Seiten Württembergs ging ein Antrag auf eine gemeinsame Pharmakopöe aus. In Lübeck hat sich am 3. November die volkswirthschaftliche Gesellschaft für Norddeutschland gebildet; sie erklärt sich für völlige Gewerbefreiheit, für den französischen Handels­vertrag und den Fortbestand des Zollvereins, Auch in Leipzig hat sich die Handels= und Gewerbekammer fast einstimmig für den Handelsvertrag entschieden. In Oesterreich sollen, nach einer Mittheilung des Staats­ministers v. Schmerling, die derselbe bei einer Zusammen­kunft von Mitgliedern des Abgeordnetenhauses machte, die Provinzial=Landtage auf den 10. Dezember zusammenberu­fen werden.

Nach Berichten aus Mailand ist der König dort angekommen; er mustert die Truppen und die National­garde.

Die spanische Regierung hat beschlossen, von der nordamerikanischen die Bestrafung des Schiffscapitains zu verlangen, welcher die auf dem englischen SchiffeBlanche (vergl. gestr. Tagesschau) aufgehißte spavische Flagge in den Gewässern von Cuba verletzt hat.

In Warschau ist eine neue Verschwörung entdeckt und sind mehrfache Verhaftungen vorgenommen. Die Reise des Kaisers nach Warschau ist deshalb verschoben und überhaupt nun in Frage gestellt.

Amtliches. Der praktische Arzt 2c. Dr. Zuch­hold ist zum Kreisphysikus des Kreises Waldbroel ernannt worden.

Solingen, 6. Novbr. An Stelle des Rentmeisters Herrn Baptist Sous zu Haus Vorst, Bürgermeisterei Leichlingen, wurde auf der gestrigen zuauf der Höhe bei Herrn Kronenberg abgehaltenen General=Versammlung Herr Landrath Carl Melbeck hierselbst einstimmig für die nächsten drei Jahre zum Direktor des landwirthschaft­lichen Vereins der Local=Abtheilung V b Solingen gewählt.

(E. Z.)

Merscheid, 4. Novbr. Bei der heute hier statt­gefundenen Wahl eines Bürgermeisters, wurde der Verwal­tungssekretair Herr Kelders in Düsseldorf mit 10 Stim­men gewählt. Der Gegencandidat, Herr Stadtsekretair Halfmann in Wülfrath, bekam 8 Stimmen.

Köln, 6. Novbr. Der Capellmeister Hiller ist heute nach Karlsruhe abgereist, um den Hauptproben und der Aufführung seiner OperDie Katakomben" beizuwoh­nen, welche letztere am 14. Novbr. dort Statt finden wird.

Köln, 6. Novbr. Wir haben heute einen traurigen Vorfall zu berichten. Diesen Vormittag sah sich ein Lehrer in der evangelischen Knabenschule veranlaßt, einen Knaben wegen fortgesetzten Ungehorsams zu strafen. Die Schwester des Bestraften, welche ebenfalls die Antoniterschule besucht, erfuhr dies und eilte sofort zu ihrem Vater, um ihm hier­von Mittheilung zu machen. Dieser eilt nun wüthend in die Schule und ohne sich weiter um die Sache zu befragen, überfällt er den Lehrer und mißhandelt ihn derartig, daß dessen Gesicht ganz entstellt wurde. Daß dieses Benehmen (des Schreiners St. von der Ehrenstraße) die sofortige Verhaftung desselben zur Folge hatte, braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden. Ein Weinwirth in der großen Witschgasse fiel vorgestern so unglücklich in seiner eigenen Behausung, daß er an den erhaltenen Verletzungen bereits im Laufe des Tages verstarb.(A. A.)

Coblenz, 6. Novbr. Gestern früh fand in der evangelischen Pfarrkirche dahier die feierliche Einführung des zum Superintendenten der Kreissynode Coblenz neu ernannten früheren ersten hiesigen Stadtpfarrers und Hof­Caplan von Burg Stolzenfels, Herrn Schütte, unter zahlreicher Betheiligung der Pfarrgenossen und der aus­wärtigen Pfarrer der Synode, durch den stellvertretenden General=Superintendenten Herrn Consistorialrath Eberts statt, welch letzterer auch die Festpredigt hielt. Am Schlusse derselben nahm der Amtsvorgänger des neuen Superin­tendenten Herr Hegemann in kurzer aber eindringender Rede von der versammelten Gemeinde Abschied und stellte derselben seinen Nachfolger vor. Nachmittags vereinigte ein Festmahl die zahlreichen Freunde und Amtsgenossen des neu Ernannten in eem ehemals Lellmann'schen jetzt Litzinger'schen Locale, in der Nähe der Laubbach.(C. Z.)

Die Eröffnung der Elbbrücke.

Magdeburg, 5. Novbr. Gestern erfolzte, wie schon erwähnt, die festliche Eröffnung der neuen Elbbrücke. Dem Berichte desM. Corr. entnehmen wir darüber Folgendes: Die Theilnahme des großen Publikums war, trotz der ungünstigen Witterung, eine außerordentlich rege. Für den äußeren Schmuck der Brücke und der Empfangs­stelle hatte der Magistrat bestens gesorgt. Rechts auf dem Platze vor der Brücke war ein geschmackvoll in Roth dra­pirter Gothischer Tempel errichtet, bestimmt, Se. Majestät aufzunehmen. Die Straßen, die Se. Majestät zu passiren hatte, waren ebenfalls festlich mit Preußischen, Weimari­schen und Englischen Fahnen und Wimpeln decorirt. Kurz nach 2 Uhr langte der Zug, welcher Se. Majestät führte, an der Baustelle an. Nachdem die aufgestellten Musik­chöre dasHeil Dir im Siegerkranz gespielt hatten und die tausendstimmigen Hochrufe der anwesenden Menze verklungen waren, näherte sich Stadtbaurath Grubitz an der Spitze der Baumeister dem Oberbürgermeister Hassel­bach mit der Meldung, daß das Werk des Brückenbaues nunmehr glücklich vollendet sei und dem Verkehr übergeben werden köune. Hieran anknüpfend, wendete sich Herr Has­selbach mit seiner Rede an Se. Majestät den König. Er berichtete zunächst über Veranlassung und Zweck des Baues der Brücke, über die davon zu hoffende Hebung und Er­leichterung des Schiffsverkehrs auf der Elbe, so wie die dadurch erziehlte Abstellung der Passage=Hindernisse in der Brückthorgegend und sprach Sr. Majestät den unterthä­nigsten Dank der Stadt dafür aus, daß Allerhöchstderselbe geruht habe, die Eröffnungsfeier mit Seiner Gegenwart zu beehren. Die alte Stadt Magdeburg, seit nunmehr zwei Jahrhunderten im Besitz des Hohenzollern=Hauses, habe sich stets der besondern Huld und Gnade Sr. Majestät heher Ahnen zu erfreuen gehabt, namentlich habe Sr. Majestät hochseliger Herr Vater, König Friedrich Wil­helm III, oft und gern in ihren Mauern verweilt, und zwischen ihr und ihrem Fürstenhause habe sich daher ein festes Band der Treue geknüpft. Dasselbe wo möglich noch haltbarer zu knüpfen, sei die jetzige Generation nicht allein für sich gewillt, sondern in demselben Sinne wolle sie auch ihre Kinder erziehen. Er bringe deshalb aus vollem Herzen ein Hoch aus auf den geliebten König und Herrn Wilhelm I. Unter dem Tusch der Musik stimmte Alles dreimal jubelnd in diesen Ruf ein. Se. Maj. der König in der ihm eigenen und kurzen Weise, wie er wünsche, daß das neue Bauwerk die darauf gesetzten Hoff­nungen erfüllen werde und die eben gehörten Versicherungen der Treue und Anhänglichkeit bethätigt werden möchten. Demnächst ließ sich Se. Majestät den Stadtbaurath Gru­bitz vorstellen und gab der Einladung Folge, die Brücke bei einer Begehung in nähern Augenschein zu nehmen. Das geschah, Se. Majestät, von den Festtheilnehmern ge­folgt, begab sich über die Brücke nach dem rechten Elbufer, ließ sich auf diesem Wege sehr anerkennend über den Bau aus und geruhte bei dieser Gelegenheit dem Bürgermeister Grubitz und dem Stadtbaurath Grubitz den Rothen Adler= orden 4. Klasse zu verleihen. Auf dem Platze bei der Citadelle waren die Equipagen für Se. Majestät, das Ge­folge und die zum Dejeuner befohlenen Personen aufgestellt und wurden hier zur Rückfahrt bestiegen. Den ersten, mit sechs prächtigen Schimmeln bespannten Wagen, in welchem Se. Majestät mit dem commandirenden Ge­neral, General der Infanterie v. Schack, Platz nahmen, führte der Eigenthümer, Fuhrherr A. Faber, selbst. Auf dem Leipziger Bahnhofe hatten sich die Krieger=Vereine und der Hohenzollern=Verein aufgestellt. Mit kräftigem Hoch empfingen sie Se. Majestät und hatten die Freude, daß der König sich mit mehreren älteren Mitgliedern auf das Leutseligste unterhielt und gestattete, daß von ihnen zwei Ehrenposten vor dem Zimmer, in welchem demnächst das von Sr. Majestät gegebene Dejeuner stattfand, auf­gestellt werden durften. Zu letzterem waren, außer den Chefs der Behörden, der Stadtbaurath und der älteste Stadtrath und mehrere Aelteste der Kaufmannschaft befohlen worden. Se. Majestät bewegte sich auch hier in der leut­seligsten Weise unter seinen Gästen, unterhielt sich mit vielen derselben und verlieh dem Oberbürgermeister den Kronen=Orden zweiter Klasse. Gegen vier Uhr wurde die Tafel aufgehoben, und nachdem Se. Majestät noch die Bittschrift eines hiesigen Einwohners, in welcher um die Uebernahme eier Pathenstelle bei dem siebenten Knaben des Bittstellers gebeten war, hatte entgegennehmen lassen, die Reise nach Wolmirstedt fortgesetzt.(Der Minister­Präsident v. Bismarck, welcher gestern früh von Paris hier