Durch unsere Crüger Pse, unter Areuzband so Pfennig, Olerteilöbet. Oemgpprete: Durch die Oes Ofennig
Erichein:
wöstmohe und Samstage.
Anzeigenpreie: Die einspaltige Rolonelzeile oder deren Raum 10 Ofennig; für auswärtige Auftraggeber 20 Ose.
Reklamen se Pfg. di.
BUIRLMGHS
andchangige Bellung.
Unser Wahllpruch: Gleiches Recht für Alle!
Sese en Kerr 1
Scheck=Ronte Nr. 50: bei der Städt. Sparkasse Vonn.
Schriftleitung u. Geschäftoßelle Breitestraße 13. Fernruf 516.
Verantwortlich für die Schriftleitung: C. Schmidt, Vonn, Deetschstraße 7. Fernauf 515.
Nr. 50
Samstag, den 22. Juni,(Linding) 1918.
13. Jahrgang.
Das Reich und der gewerbliche Mittelstand.
Von Rudolf Oeser.
Mitglied des Hauses der Abgeordneten.
Sowohl der Reichstag, wie das preußische Abgeordnetenhaus haben sich mit der Zukunft des gewerblichen Mittelstandes beschäftigt. Solche Erörterungen liegen nahe. Man weiß, wie sehr der selbständige Mittelstand durch den Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen betroffen wird. Und wer es nicht wissen sollte, den belehrt ein Gang durch die Straßen darüber, wie viele Betriebe durch die Einberufung ihrer Inhaber zur Fahne oder zum Hilfsdienst, durch den Mangel an Rohstoffen, Kohlen und Arbeitern oder durch direkte Stillegung im Namen der Reichsinstanzen zum Erliegen gekommen sind. Es ist eine bange Sorge und ein schweres Problem, ob und inwieweit es gelingt, diese erloschenen kleinen und mittleren Unternehmungen nach dem Kriege wieder zum Leben zu bringen. Daß aber aus sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gründen ein selbständiger Mittelstand für die gesunde Schichtung unseres Volkes einfach unentbehrlich ist, darüber herrscht unter den Parteien und Wirtschaftspolitikern weitgehende Uebereinstimmung.
Seit die Kriegsfolgen schärfer in Erscheinung treten, habe ich als Berichterstatter über den Haushalt des Ministeriums für Handel und Gewerbe dieser Frage, von deren Bedeutung für unsere Zukunft ich tief durchdrungen bin, ein pflichtgemäßes Interesse zugewendet. Im preußischen Abgeordnetenhause hat sich gegen eine Mitwirkung des Staates beim wirtschaftlichen Aufbau des Mittelstandes keine Stimme erhoben. Es entspricht im Gegenteil den Anschaunungen dieses Parlamentes, daß alle diesem Ziel gewidmeten Vorschläge der Regierung freudige Zustimmung finden und daß die verantwortlichen Stellen geradezu gedrängt werden, in ihrer Hilfstätigkeit weiter zu gehen. Ich habe mich in diesem Jahre besonders bemüht, auf die Unentbehrlichkeit einer geschlossenen Organisation für den Wiederaufbau hinzuweisen und es gereicht mir zur Genugtuung, daß im Landesgewerbeamt jetzt eine gründliche Erörterung dieser dringenden Angelegenheit vorgenommen werden soll. Immer wieder aber taucht die Frage auf, in welcher Form sich das Reich an der Beseitigung der wirtschaftlichen Kriegsfolgen zu beteiligen gedenkt.
Dem Reich obliegt die Gewerbegesetzgebung, während die Gewerbeverwaltung nach der Ordnung unseres Verfassungslebens zu den Aufgaben der Einzelstaaten zählt. Reln sormell also könnte sich das Reich allenfalls darauf zurückziehen, daß es zwar für die Normgebung, aber nicht für tatsächliche Eingriffe zu
ständig sei, zumal solche ohne Aufwendung erheblicher Mittel nicht ausführbar wären. Demgegenüber muß allerdings geltend gemacht werden, daß nicht nur der Krieg in erster Linie Reichssache sei, sondern daß das vielfache Erliegen des Mittelstandes zwar nicht gewollt, aber doch als unvermeidbare Folgeerscheinung aus der vom Reiche geordneten Kriegswirtschaft hervorgeht: wer die Ursachen veranlaßt hat, kann unmöglich jede Verantwortung für die Wirkungen ablehnen! Dazu kommt die große Bedeutung einer gesunden sozialen Mischung der Bevölkerungsschichten für die innere und äußere Politik des Reiches, die eine Untätigkeit der Zentralinstanz bei diesen beinahe grundstürzenden Entwicklungen schlechterdings unbegreiflich machen müßte.
Nun hat sich der Reichstag auf Grund einer schon vor Monaten eingebrachten Interpellation des Zentrums mit diesem Fragenkomplex beschäftigt und Freiherr von Stein hat als Leiter des Reichswirtschaftsamts dabei die Stellung der verbündeten Regierungen dargelegt. Man muß annehmen, daß seine Rede reiflich überlegt und genau abgewogen war und sie hat auf Grund einiger wohlwollenden Allgemeinheiten auch im Reichstag freundliche Zustimmung gefunden. Prüft man indessen diese Rede des zuständigen Reichsministers auf ihren tatsächlichen Wert für den gewerblichen Mittelstand, so ist das Ergebnis geradezu beschämend. Mit freundlichen Worten lassen sich die zu Grunde gegangenen Existenzen unmöglich wieder aufrichten. Der Staatssekretär des Reichswirtschaftsamtes hat aber ressortmäßig für Mittelstand und Handwerk nichts als Wohlwollen und noch einmal Wohlwollen! Keine, aber auch nicht die geringste tatsächliche Maßregel stellt er in Aussicht, obgleich das nach vier Jahren Krieg doch wahrhaftig nicht zu viel verlangt wäre. Er erkennt die Sorge als berechtigt an, ob es denen, die (durch das Reich!) stillgelegt sind, später wieder möglich sein wird, den Betrieb aufzunehmen. Und was verspricht er, um diese Sorge zu zerstreuen:„Was die Regierung tun kann, um diese Sorge von den von der Stillegungsmaßregel Betroffenen zu nehmen, wird ganz sicher geschehen.“ Die Worte klingen so, als sollte absichtlich jede Verpflichtung des Reiches ausgeschlossen werden, jedenfalls kann man daraus in keiner Hinsicht entnehmen, was etwa das Reich für die Stillgelegten zu tun gedenkt; es ist das, was man einen„Kanzleitrost“ nennt, der zwar gut klingt, aber keinen greifbaren Inhalt besitzt.
Das wird noch deutlicher durch die„humoristischen“ Ausführungen über den Reichsschatzsekretär,„der den Nächstbeteiligten in gewohnter Rücksicht den Vortritt lassen will“, und durch die Bezugnahme auf den Frieden von 1871. Damals hat das Reich 12 Millionen Mark für
den Wiederaufbau des Mittelstandes aus der französischen Kriegsentschädigung abgezweigt. Uebermäßig groß war diese Summe auch für die damaligen Verhältnisse nicht, während der furchtbare Krieg diesmal schon im vierten Jahre anhält, ganz andere, geradezu grauenhafte Opfer fordert und als Wirtschaftskrieg denn doch Verheerungen zeitigt, die man damals praktisch und völkerrechtlich für ausgeschlossen gehalten hätte. Wenn man also schon 1871 von Reichswegen eine Verpflichtung zur Hilfeleistung anerkannte, um wie viel mehr wäre das jetzt berechtigt und notwendig? Freiherr von Stein aber meint elegisch:„Inwieweit das Reich jetzt in der Lage sein wird, eigene Mittel in dem Umfange aufzuwenden, wie das allein hier in Betracht kommen könnte, steht dahin.“
Wir unterschätzen die finanziellen Schwierigkeiten für das Reich in keiner Weise; sie sind riesengroß. Aber sie werden dadurch nicht geringer, daß das Reich die Verantwortung von sich abschiebt und sie den Staaten, den Provinzen und Gemeinden allein aufbürden will. Er spricht von„sehr beträchtlichen Summen“ die von diesen Instanzen bereits aufgebracht seien. Hat der Staatssekretär eine Ahnung von dem Umfange der Aufgabe, dann kann er unmöglich eine Summe von 50 Millionen, die jetzt in Preußen bereit steht,„sehr beträchtlich“ nennen — sie wird sich, sobald die Demobilisierung einsetzt, als ein Tropfen auf einen heißen Stein erweisen.
So kommen wir nach meiner Einsicht in die Sachlage in der äußerst bedeutungsvollen Zukunftsfrage des Wiederaufbaues unseres gewerblichen Mittelstandes nicht vom Fleck. Hier ist eine großzügige Hilfsaktion unbedingt geboten, bei der die Gemeinden, die Provinzen, die Einzelstaaten und das Reich zusammenwirken müssen. Anders geht es nicht und es geht insbesondere nicht, daß schließlich wieder der allerletzten Instanz, nämlich der Gemeinde, die ganze Verantwortung allein aufgebürdet wird; denn auch in den Gemeinden gehen Kräfte und Mittel schließlich zur Neige. Ich vermisse in dem zur Mitwirkung in allererster Linie berufenen Reichswirtschaftsamt die Bereitwilligkeit, werktätig mit den übrigen Instanzen zusammenzuwirken und gestehe, daß mir ein Fingerzeig nach dieser Richtung wertvoller gewesen wäre als der Ausdruck unverbindlichen Wohlwollens. Ich kann von meinem Standpunkt aus nur lebhaft bedauern, daß die Rede des Reichswirtschaftssekretärs für die praktische Mittelstandspolitik durchaus verneinend ausgefallen ist.
Zur Tagesgeschichte.
Der Bundesrat hat durch Verordnung vom 15. Juni die Getreidepreise für 1918
festgesetzt, höher, als bisher. Diese Erhöhung
wird offiziös begründet mit der fortgesetzten Steigerung der Anbaukosten und dem sinkenden Geldwert; es soll dadurch ein Rückgang des Getreideanbaues verhütet werden, der für Deutschland bei der noch fortbestehenden Absperrung vom Weltmarkt unerträglich wäre. Die Erhöhung beträgt 35 Mark für die Tonne Weizen und Roggen und 30 Mark für die Tonne Hafer und Gerste. Ist also nicht einschneidend, wird aber, wenn auch noch erträglich, doch fühlbar werden. Die Steigerung der andern Lebensmittel werden auch nicht ausbleiben. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, daß auch in diesem Jahre wieder Frühdruschprämien gezahlt werden sollen, um das Getreide der neuen Ernte so rasch als möglich zu erfassen. Die Prämie beträgt für die Tonne Roggen, Weizen und Gerste, wenn die Ablieferung erfolgt vor dem 16. Juli 1918: 120 Mark, vor dem 1. August 100 Mark, vor dem 16. August 80 Mark, vor dem 1. September 60 Mark, vor dem 16. September 40 Mark, vor dem 1. Oktober 20 Mark. Die Fristen und die Staffelung der Prämien= sätze sind nach dem Gesichtspunkt abgewogen, die Reichsgetreidestelle und die Kommunalverbände zum rechten Zeitpunkt in den Besitz der für die ungestörte Versorgung nötigen Getreidemengen zu setzen. Die hohen Anfangssätze der Prämien kommen nur für frühgeerntete Wintergerste und den frühest geernteten Winterroggen in Betracht. Die Festsetzung von Druschprämien für Hafer erfolgt durch später ergehende besondere Verordnung.
Wie lange die Preissteigerung noch andauern soll, läßt sich noch gar nicht absehen. Bisher haben die zuständigen Stellen noch jeder neuen Forderung nachgegeben. Wäre es nicht richtiger, durch ein Machtgebot endlich Einhalt zu gebieten? Von einer Notlage der Landbevölkerung kann doch heute keine Rede sein. Wohl aber wird die Stadtbevölkerung fortgesetzt weiter ausgewuchert. Und dabei wird die Ernährung in den Städten fortgesetzt schlechter, geringer an Gehalt und Menge.
*
Freiherr v. Zedlitz, der, obschon er den Vorsitz in seiner Fraktion niedergelegt hat, doch noch als ein Führer der Freikonservativen bezeichnet werden kann, hat sich im„Tag“ über Regierung und Wahlrechtsreform ausgesprochen und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß die Fassung, die das Abgeordnetenhaus ihrer Vorlage gegeben, für sie unannehmbar sei, wie sie auch wiederholt erklärt hat. Die Erklärung, meint er jedoch, schließt aber keineswegs aus, daß im Wege gegenseitiger Zugeständnisse nicht doch ein positives Ergebnis erzielt wird. Zwar wird voraussichtlich wohl die Regierung während der ganzen Verhandlung an dem gleichen Wahlrecht festhalten, sie wird aber angeben können und müssen, was ihr an dem Wahlkompromiß
Brigitta.
Studie von Adalbert Stifter.
1)
Es gibt Dinge und Beziehungen in dem menschlichen Leben, die uns nicht sogleich klar sind, und deren Grund wir nicht in Schnelligkeit hervorzuziehen vermögen. Sie wirken dann meistens mit einem gewissen schönen und sanften Reize des Geheimnisvollen auf unsere Seele. In dem Angesichte eines Häßlichen ist für uns oft eine innere Schönheit, die wir nicht auf der Stelle von seinem Werte herzuleiten vermögen, während uns oft die Züge eines anderen kalt und leer sind, von denen alle sagen, daß sie die größte Schönheit besitzen. Ebenso fühlen wir uns manchmal zu einem hingezogen, den wir eigentlich gar nicht kennen; es gefallen uns seine Bewegungen, es gefällt uns seine Art, wir trauern, wenn er uns verlassen hat, und haben eine gewisse Sehnsucht, ja eine Liebe zu ihm, wenn wir oft noch in späteren Jahren seiner gedenken: während wir mit einem andern, dessen Wert in vielen Taten vor uns liegt, nicht ins reine kommen können, wenn wir auch jahrelang mit ihm umgegangen sind. Daß zuletzt sittliche Gründe vorhanden sind, die das Herz herausfühlt, ist kein Zweifel; allein wir können sie nicht immer mit der Wage des Bewußtseins und der Rechnung hervorheben und anschauen. Die Seelenkunde hat manches beleuchtet und erklärt, aber vieles ist ihr dunkel und in großer Entfernung geblieben. Wir glauben daher, daß es nicht zuviel ist, wenn wir sagen, es sei für uns noch ein heiterer, unermeßlicher Abgrund, in dem Gott und die Geister wandeln. Die Seele in Augenblicken der Entzückung überfliegt ihn oft, die Dichtkunst in kindlicher Unbe
wußtheit lüftet ihn zuweilen; aber die Wissenschaft mit ihrem Hammer und Richtscheite steht häufig erst an dem Rande und mag in vielen Fällen noch gar nicht einmal Hand angelegt haben.
Zu diesen Bemerkungen bin ich durch eine Begebenheit veranlaßt worden, die ich einmal in sehr jungen Jahren auf dem Gute eines alten Majors erlebte, da ich noch eine sehr große Wanderlust hatte, die mich bald hier, bald dort ein Stück in die Welt hinein trieb, weil ich noch weiß Gott was zu erleben und zu erforschen hoffte.
Ich hatte den Major auf einer Reise kennen gelernt, und schon damals lud er mich wiederholt ein, ihn einmal in seiner Heimat zu besuchen. Allein ich hielt dies für eine bloße Redeformel und Artigkeit, wie Reisende wohl oft zu wechseln pflegen, und hätte der Sache wahrscheinlich keine weitere Folge gegeben, wenn nicht im zweiten Jahre unserer Trennung ein Brief von ihm gekommen wäre, in welchem er sich angelegentlich um mein Befinden erkundigte und zuletzt wieder die alte Bitte hinzufügte, doch einmal zu ihm zu kommen und einen Sommer, ein Jahr oder fünf oder zehn Jahre bei ihm zuzubringen, wie es mir gefällig wäre; denn er sei jetzt endlich gesonnen, auf einem einzigen winzigen Punkte dieser Erdkugel kleben zu bleiben und kein anderes Stäubchen mehr auf seinen Fuß gelangen zu lassen als das der Heimat, in welcher er nunmehr ein Ziel gefunden habe, das er sonst vergeblich auf der ganzen Welt gesucht hätte.
Da es nun eben Frühling war, da ich neugierig war, sein Ziel kennen zu lernen, da ich eben nicht wußte, wo ich hinreisen sollte, beschloß ich, seiner Bitte nachzugeben und seiner Einladung zu folgen.
Er hatte sein Gut im östlichen Ungarn—
zwei Tage schlug ich mich mit Plänen herum, wie ich die Reise am geschicktesten machen sollte, am dritten Tage saß ich im Postwagen und rollte nach Osten, während ich mich, da ich das Land nie gesehen hatte, bereits mit Bildern von Heiden und Wäldern trug— und am achten wanderte ich bereits auf einer Pußta, so prachtvoll und öde, als sie nur immer Ungarn aufzuweisen haben mag.
Anfangs war meine ganze Seele von der Größe des Bildes gefaßt: wie die endlose Luft um mich schmeichelte, wie die Steppe duftete, und ein Glanz der Einsamkeit überall und allüberall hinauswebte:— aber wie das morgen wieder so wurde, übermorgen wieder— immer garnichts als der feine Ring, in dem sich Himmel und Erde küßten, gewöhnte sich der Geist daran, das Auge begann zu erliegen und von dem Nichts so übersättigt zu werden, als hätte es Massen von Stoff auf sich geladen— es kehrte in sich zurück, und wie die Sonnenstrahlen spielten, die Gräser glänzten, zogen verschiedene einsame Gedanken durch die Seele, alte Erinnerungen kamen wimmelnd über die Heide, und darunter war auch das Bild des Mannes, zu dem ich eben auf der Wanderung war— ich griff es gerne auf, und in der Oede hatte ich Zeit genug, alle Züge, die ich von ihm erfahren hatte, in meinem Gedächtnisse zusammen zu suchen und ihnen neue Frische zu geben.
In Unteritalien, beinahe in einer ebenso feierlichen Oede, wie die war, durch die ich heute wandelte, hatte ich ihn zum ersten Male gesehen. Er war damals in allen Gesellschaften gefeiert und, obwohl schon fast fünfzig Jahre alt, doch noch das Ziel von manchen schönen Augen; denn nie hat man einen Mann gesehen, dessen Bau und Antlitz schöner genannt werden konnte, noch
einen, der dieses Aeußere edler zu tragen verstand. Ich möchte sagen, es war eine sanfte Hoheit, die um alle seine Bewegungen floß, so einfach so siegend, daß er mehr als einmal auch Männer betörte. Auf Frauenherzen aber, ging die Sage, soll er einst wahrhaft sinnverwirrend gewirkt haben. Man trug sich mit Geschichten von Siegen und Eroberungen, die er gemacht haben soll, und die wunderbar genug waren. Aber ein Fehler, sagte man, hänge ihm an, der ihn erst recht gefährlich mache; nämlich, es sei noch niemandem, selbst der größten Schönheit, die diese Erde trage, gelungen, ihn länger zu fesseln, als es ihm eben beliebte. Mit aller Lieblichkeit, die ihm jedes Herz gewann und das der Erkornen mit siegreicher Wonne füllte, benahm er sich bis zu Ende, dann nahm er Abschied, machte eine Reise und kam nicht wieder.— Aber dieser Fehler, statt sie abzuschrecken, gewann ihm die Weiber nur noch mehr, und manche rasche Südländerin mochte glühen, ihr Herz und ihr Glück, sobald als nur immer möglich, an seine Brust zu werfen. Auch reizte es sehr, daß man nicht wußte, woher er sei, und welche Stellung er unter den Menschen einnehme. Obwohl sie sagten, daß die Grazien um seinen Mund spielen, setzten sie doch hinzu, daß auf seiner Stirne eine Art Trauer wohne, die der Zeiger einer bedeu
tenden Vergangenheit sei— aber das war am Ende das Lockenste, daß niemand diese Vergangenheit wußte. Er soll in Staatsbegebenheiten verwickelt gewesen sein, er soll sich unglücklich vermählt, er soll seinen Bruder erschossen haben — und was dieser Dinge mehr waren. Das aber wußten alle, daß er sich jetzt sehr stark mit Wissenschoften beschäftigte.
Ich hatte schon sehr viel von ihm gehört und erkannte ihn augenblicklich, als ich ihn einmal