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Nr. 26

Samstag, den 31. März,(Lenzing) 1918.

13. Jahrgang.

Welt= und Schicksalswende.

Der heurige März wird zu den denkwürdig­sten in der ganzen Menschheitsgeschichte zählen. In diesem Monat(der auch im Altertum manche Umwälzung gebracht hat) wurde ein Teil des fast vier Jahre andauernden Weltkrieges durch Friedensschluß beendet, wodurch der Kampf im Osten ausschied. Die diesjährigen Oster­glocken läuten einem Teilfrieden; aber gleich­zeitig auch einer neuen Zeit, einem neuen Weltschicksal.

Wir alle stehen den gigantischen Ereignissen, dem ungeheuren Erleben dieser feierlich ernsten Stunden noch zu nahe, um ihre ganze Größe und Majestät zu erfassen. Daraus erklärt es sich auch, daß die große Friedensbotschaft aus dem Osten, unter die nunmehr auch die deutsche Volksvertretung den Abschlußftrich gezogen hat, uns innerlich nicht so erschütternd erfaßte, wie die Größe des Geschehens es gerechtfertigt hätte. Erst spätere, nach uns kommende Geschlechter werden in staunender Ehrfurcht vor all dem Ge­waltigen stehen, das wir jetzt mitschaffend er­leben!

Werfen wir einmal einen Blick nach den Augusttagen 1914! Von Osten her begann der Krieg! Unser friedliebendes Volk sah sich einer riesigen Uebermacht gegenüber. Millionen und Abermillionen sorgsam gerüsteter und für den Einfall in deutsches Layd besonders ausgebildeter Truppen wälzten sich sengend und brennend gegen unsere Grenzen. Fürwahr, schon die Abwehr dieses östlichen Feindes hätte alle unsere Kräste in Anspruch genommen und es würde eine wun­derbare Tat gewesen sein, allein diesem Wider­sacher zu trotzen. Wir aber mußten einen Zwei­fronten=Krieg führen, da der Verband unsere Zertrümmerung beschlossen hatte. Daraus hin­wiederum wurde ein Krieg an Dutzenden Fron­ten zu Land und zu Wasser. Es gab keinen Kriegsschauplatz in ganz Europa, auf dem nicht deutsche Streitkräfte in hervorragendem Maße beteiligt gewesen wären, und selbst in Asien standen wir Schulter an Schulter mit unseren türkischen Bundesgenossen. Wenn wir rück­schauend auf die Herbsttage 1914 blicken, dann wird uns dennoch ein atembeklemmendes Gru­seln überkommen in der Erinnerung an die un­geheure Gefahr, in der damals deutsches Land und deutsches Volk schwebten. Unser Schicksal stand damals in der Tat auf des Messers Schneide. Dank unserem Hindenburg und dank unseren Heldensöhnen und den treuen Mitkäm­pfern unserer Verbündeten ward die Schicksals­wende, die jetzt zur Weltwende geworden ist, zu unseren Gunsten vollzogen! Man kann heute nicht über den Frieden im Osten sprechen, ohne in tiefster Dankbarkeit derer zu gedenken, die in Feindesboden den ewigen Schlaf schlafen, und die mit ihrem Blute und ihrer Gesundheit die Erringung dieses Friedens ermöglicht haben. Wir müssen auch dankbar gedenken vor allem unserer österreichisch=ungarischen Bundesgenossen, die den ersten Millionensturm bei Krasnick mit ihren Leibern aufhielten und furchtbar viel Blut lassen mußten. Das damalige Standhalten der Oesterreicher war die Vorbedingung dafür, daß zu der großen Umfassungsschlacht in Masuren geschritten werden konnte. Hätten damals unsere Bundesgenossen versagt, so wäre die Katastrophe für die Völker der verbündeten Monarchien un­übersehbar geworden. Wir müssen uns aber auch der Mithilfe der Türken erinnern, welche die Dardanellen unter allen Umständen halten mußten, um die, militärische Zermürbung des russischen Gegners durchführen zu können. Auch die Bulgaren haben ihren guten Teil an der Gestaltung des Ostfriedens, die die Rumänen, die im letzten Augenblick den Russen noch zu Hilfe eilen wollten, besiegen halfen.

Sinnverwirrend ist das Weltengeschehen, das durch deutsche Tatkraft eine Welt= und Sichcksalswende herbeigeführt hat! Durch die Zertrümmerung des Kolosses auf tönernen Füßen wird die Welt ein ganz neues Gesicht erhalten!

Wir sehen die Vorzeichen bereits in der gewal­tigen Gärung, welche im Osten der Welt ein­setzt, und für welche Japan am stärksten sich be­wußt in Mitleidenschaft ziehen läßt. Ein neues Zeitalter erwächst aus den deutschen Siegen im Osten, ein Zeitalter, welches das Schicksal der Völker auf Jahrhunderte hinaus bestimmen wird. Der Weltkrieg, der sich in der Hauptsache in Europa abspielte, ist nur der Auftakt zu dem, was Asien noch sehen wird! Diese Aus­einandersetzung wird uns freilich nur als stille Zuschauer sehen können! Die Regierungskunst der Verbändler hat die Gemeinbürgschaft der weißen Rasse durchbrochen, hat Europa an die farbige Menschheit verraten. Einsichtsvolle Eng­länder jammern schon jetzt über die Entwicklung der Dinge in Ostasien. Und wenn Wilson sich Japan entgegenstemmt, dann wird er wissen, was von dem Reich der aufgehenden Sonne zu erwarten ist. Nur fehlt ihm, wie den Angelsachfen in Europa, die Erkenntnis des einen Notwendi­gen. Spätere Geschichtschreiber werden staunen über die Kurzsichtigkeit der Angelsachsen, die in nationaler Verblendung die Gefahren nicht sehen wollten, die im fernen Osten gerade sie bedrohten.

Auffallenderweise werden wir des Friedens­schlusses im Osten nicht recht froh. Das gewal­tige Geschehen, das jetzt in Dokumenten besiegelt ward und das in seiner grandiosen Kraft den ganzen Weltenbau erschüttert, läft uns nüchtern und kühl! Wie ist das zu erklären? Allerdings herrschen noch vielfach Sorgen, der Friede im Osten werde doch wieder gebrochen werden, er habe keinen Bestand. Die befreiten Randvölker seien wenig deutschfreundlich und von Rußland wohl wieder zu gewinnen. Die Sorge ist über­trieben. Rußland ist vorläufig zu jeder Aktion unfähig. An uns liegt es nun, die Randvölker durch kluge Politik zu gewinnen. Auch unsere politischen Zustände müssen andern Völkern als nachahmenswert erscheinen. Dann dürfte es auch später Rußland nicht gelingen, diese Völker aufs neue gegen uns zu waffnen. Das neue Deutsch­land muß ein Hort wirklicher Freiheit werden, in dem sich die Raben der Reaktion in ihre alten Schlupfwinkel scheu verkriechen.

Augenblicklich hält uns der Kampf im Westen, den wir nicht gesucht haben, der uns aufgezwungen worden ist, in Spannung. Hier ist, in gewaltigem Ansturm, das hochmütige, groß­mäulige, unerschütterlich herausfordernde Eng­land schon zweimal vernichtend geschlagen. Aus monatelang ausgebauten Stellungen wurde es hinausgetrieben und zum Rückzug gezwungen. Eine Unmenge Kampf= und Lebensmittel wurden erbeutet, etwa siebzigtausend Gefangene einge­bracht. Eine unabsehbare Schar Toter deckt die Schlachtfelder. England holt und verlangt von allen Seiten Verstärkungen, die ihm kopflos ge­währt werden. Der alte Gauner Clemenceau setzt eine ruhige Miene auf und behauptet, er sei entzückt von der bisherigen Entwicklung. Die Engländer hielten stand schließlich würde Frank­reichs Heer eingreifen und die Entscheidung her­beiführen. Die Franzosen waren wieder einmal entzückt und jubelten ihm zu, während ihre Hauptstadt noch immer von einem weittragenden, geheimnisvollen, deutschen Geschütz beschossen wird. Die Freude und Genugtuung der leicht entzündlichen Franzosen über das Getue ihrer Ministerpräsidenten wird wohl bald wieder tiefer Niedergeschlagenheit weichen. Weltgeschichte wird mit Toten aufgebaut, nicht mit hochtönenden Redensarten. Der heurige März hat auch für den Westen seine Bedeutung. Die Niederlagen der Engländer werden Clemenceau bald nicht mehr entzücken.

Das Versagen unserer Diplomaten.

Dr. Witte=Rostock hat neulich vor einer großen Versammlung in Neubrandenburg eine bemerkenswerte Rede gehalten, in der er sich mit der Frage auseinandersetzte: Was lehrt uns dieser Krieg? In dieser Rede bemerkte Dr. Witte u. a.: Leider kann nicht deutlich genug ausgesprochen werden, daß unsere diplomatische

Vertretung draußen, zum Teil auch drinnen, ver­sagt hat. Fast ein viertel Jahrhundert bin ich im Auslande, in den Ländern, die suns jetzt feindlich gegenüberstehen tätig gewesen. Ich habe mich bemüht, Augen und Ohren offen zu halten, Sitten und Gebräuche fremder Völker ohne Vor­urteile kennen zu lernen und diesen gleichzeitig einen Begriff des Deutschtums zu geben. Wenn ich jedoch einmal Rat oder Hilfe hätte in An­spruch nehmen müssen, ich wurde mich niemals an einen deutschen Konsul oder Vertreter gewandt haben. Das klingt hart, ist aber wahr und wird von den allermeisten, die draußen tätig sind, bestätigt werden. Man hat es für richtig gehalten, zu Vertretern unseres deutschen Vater­landes Persönlichkeiten der Geburtsaristokratie oder des Beamtentums zu nehmen. Man hat sich nie an den deutschen Kaufmann gewandt. Deutschland hat keine Aristokratie im Sinne der englischen. Der englische Adel hat von Anfang an die Führung in der Politik übernommen, hat Fühlung mit dem ganzen Volke gehabt, ist aus seiner Nation heraus geboren und hat sich nie gescheut, eine aufrechte, volkstümliche, na­tionale Politik zu treiben, mochte diese konser­vativ oder liberal gerichtet sein. Die deutsche Aristokratie hat geglaubt, mit dem Stempel der Geburt und dem Zeugnis des Reserveoffiziers eines Garde Kavallerie=Regiments die höchsten Beamtenstellen des Staates für sich in Anspruch nehmen zu können. Sie hat geglaubt, auf Grund einer Erbweisheit alle die außerordentlich wich­tigen diplomatischen und konsularischen Plätze im Ausland einnehmen zu dürfen, und sie hat, wie vorauszusehen war, mit wenigen Ausnahmen vollkommen versagt. Ich will keine Namen nennen, ich erwähne nur unsere Vertretungen bei Ausbruch des Krieges in Petersburg und in den für Südamerika wichtigsten Platz Buenos Ayres. Zum Teil durch solche ungenügende Vertretung Deutschlands ist es dem weitblickenden, seit Jahr­hunderten auf die Welt eingestellten Engländern gelungen, gegen uns eine Mächtevereinigung zu­stande zu bringen, wie solche die Weltgeschichte bisher nicht gekannt hat.

Die Behauptungen Dr. Wittes werden leider kaum widerlegt werden können. Unsere Aus­landsvertretung liegt sehr im Argen. Schon seit Jahren. Schon Jahrzehnte vor dem Kriege wurden Klagen laut. Leider waren diese Klagen aber nicht allein auf die Unzulänglichkeit der Persönlichkeiten zurückzuführen. Auch unter adelige Gardeleutnants kanns hervorragende Männer geben. Allein was nutzten sie, wenn ihnen die Hände gebunden waren, jeder Schritt, jede Bewegung von Berlin aus genau vorge­schrieben wurde. Der Unmut Lichnowskys über die Bevormundung des Berliner Auswärtigen Amtes ist nur zu berechtigt. Unser ganzer Aus­landsdienst muß gründlich umgestaltet und auf ganz neuer Grundlage aufgebaut werden. Eine gewisse Aufsicht muß dem Auswärtigen Amt er­halten bleiben. Im allgemeinen müssen unsere Vertreter im Ausland aber unabhängiger, selbst­ständiger handeln dürfen. Treiben sie eine Po­litik, die sich mit den Gesamtinteressen des Reiches nicht vereinbaren läßt, sind sie natürlich sofort abzuberufen. Die Auslandspolitik des Reiches darf auch nicht mehr von einem Einzelnen allein geleitet werden. Wir bedürfen eines ständigen Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten, der der Volksvertretung Rechenschaft schuldig ist. Dem Ausschuß dürfen selbstverständlich nur Per­sönlichkeiten angehören, die von der Auslands­politik auch wirklich etwas verstehen, es brauchen nicht nur Parlamentarier zu sein. Ueber die Umgestaltung und den Ausbau unseres Auslands­dienstes wird wohl noch viel zu sagen sein.

Staats- oder Gemeindeschule?

Zu den Beschlüssen des preußischen Städtetages.

Der preußische Städtetag hat zur Verwal­tungsreform auch eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, die eine völlige und grundlegende Um­

gestaltung des Verhältnisses von Staats= und Gemeindeverwaltung im Gebiete des Schulrechts erstreben. Die von den Gemeinden unterhaltene Schule soll Gemeindeanstalt, ihre Lehrer Ge­meindebeamte werden und die Aufsicht über die Gemeinden in Schulangelegenheiten den allge­meinen Staatsaufsichtsbehörden zustehen.

Die gegenwärtige Entwickelung auf diesem Gebiete erfolgt offenbar in entgegengesetzter Rich­tung. Die Mitwirkung der Gemeinden auf dem Schulgebiete hat eine fühlbare Einschränkung erfahren, und aus dem Widerspruch hiergegen sind auch die Forderungen des Städtetages zu erklären.

In der Lehrerschaft ist auf eine ungeteilte Zustimmung zu den Forderungen des Städte­tages nicht zu rechnen. Schon die allgemeine Fassung schließt das aus. Zwischen einer Zwerg­gemeinde von 100 Seelen und einer Großstadt und auch zwischen Land= und Kleinstädten einer­seits und Mittel= und Großstädten anderseits bestehen gerade in dieser Beziehung so große Unterschiede, daß man Gemeindebefugnisse schlecht­hin nur in ganz allgemeiner Fassung feststellen könnte. Die Erörterung der staatlichen und ge­meindlichen Schulbefugnisse wird zu einer Doktor­frage, wenn man dabei nicht die Größe der Staaten und Gemeinden in Betracht zieht. Kleinstaaten können, wie Anhalt es getan hat, die gemeindlichen Befugnisse auf ein Mindest­maß beschränken, also die Schulverwaltung ver­staatlichen, ohne daß dadurch die Selbstverwal­tung ausgeschaltet wird. In größeren Staaten müssen dagegen Gemeinden oder Gemeinde­verbände, die ein geistiges Eigenleben führen, auch in der Jugend= und Volkserziehung zu unmittelbarer Betätigung Gelegenheit haben. Kleine Landgemeinden und auch die meisten Land= und Kleinstädte entsprechen aber dieser Voraussetzung nicht. Ihre Zusammenfassung im Gemeindeverbande, in der Kreisverwaltung, ergibt erst ein Gemeinwesen, dem auch Schulangelegenheiten anvertraut werden können. So dürfte eine zeitgemäße Regelung nicht die Einzelgemeinde von unten auf als Schulträgerin ins Auge fassen. Der Selbstverwaltungskörper für die kleinen Gemeinden müßte vielmehr, wie schon Gneist es wollte, die Kreisverwaltung sein, die die Rechte und Pflichten, die der Staat den mittleren und größeren Gemeinden gewähren bezw. auferlegen kann, auch zu tragen vermöchte. Solange man sich zu einer solchen Lösung der Frage nicht entschließen kann, solange ein Zwerg­dorf den Mittel= und Großstädten grundsätzlich gleichgestellt wird, ist die Frage nicht befriedigend zu lösen, wird auf der einen Seite zu viel, auf der andern zu wenig gefordert und geboten.

Ein Fortschritt liegt schon in der Zusammen­fassung von kleinen Ortschaften zu Gesamt­gemeinden, wie sie im preußischen Westen und in Süddeutschland durchgeführt ist. Aber auch dann bleibt die Forderung: die Schule sei Ge­meindeanstalt und der Lehrer Gemeindebeamter, für die Lehrerschaft unannehmbar. Gegen den verfassungsmäßigen Zustand in Preußen, nach dem die Schule eine Veranstaltung des Staates ist, wäre ihre Auflassung an die Gemeinden ein bedeutender Rückschritt. Seine wichtigsten An­gelegenheiten nimmt der Staat unter vernünftiger Beteiligung der Selbstverwaltungskörper selbst in die Hand, und zu diesen wichtigsten Ange­legenheiten gehört zweifellos auch die Schule. Sie hat sich in allen Kulturstaaten auch nur in den Händen des Staates entwickeln können. Hervorragende Gemeindeleistungen waren immer vereinzelte Erscheinungen. Die Hoffnungen der Schule und der Lehrerschaft auf Erfüllung ihrer bildungspolitischen und berufsständischen Forde­rungen wenden sich darum an den Staat, den Staat von heute, den breiten Träger aller sozialen und kulturellen Güter und Einrichtungen. Aber der Staat bedarf zur Durchführung seiner Maßnahmen auf allen Gebieten, und erst recht auf dem der Schule, der Mitarbeit der Gemein­den, einer Mitarbeit, die sich begrenzen muß und erweitern darf lediglich nach den Kräften, die

Erfolg der Anleihe heißt Erfolg der

Erfolg der Waffen heißt.. Frieden!