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Nr 3
Samstag, den 30. Januar 1915
10. Jahrgang
Wirtschaftliche Maßnahmen.
Der Bundesrat hat die Beschlagnahme der Getreidevorräte beschlossen und in einer Sonderausgabe des„Reichsanzeigers“ die Bekanntmachung über die Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl und über die Sicherung von Fleischvorräten veröffentlicht; außerdem bringt diese Sonderausgabe noch eine Ausfüdrungsanweisung zu der Verordnung über die Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide. Nach den Bestimmungen werden Getreide und Mehl vom 1. Februar dieses Jahres ab für die Kommunalvethände beschlagn ahmt, in derer Bezieke fle sich befinden. Mehlvorräte, die um diese Zeit noch auf Transport find, gelten für den Kommunalverband beschlagnahmt, in dessen Bezirk sie geliefert werden sollten. Angesangene Transporte dürsen zu Ende geführt werden. Trotz der Beschlagnahme dürsen Unternehmer wirtschaftlicher Betriebe zur Ernährung der Angehörigen ihrer Wirtschaft auf den Kopf und Monat 9 Kilogramm Brotgetreide und zur Frühjahrsbestellung das erforderliche Saatgut verwenden. Statt 1 Kilogramm Brotgetreide können 800 Gramm Mehl verwendet werden. Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe und Händler können Saatgetreide zu Saatzwecken liefern, das nachweislich aus landwittschaftlichen Betrieben kammt, die sich in den letzten zwei Jahren mit dem Verkauf von Saatgetreide besaßt haben. Anderweitiges Saatgetreide darf nur mit Genehmigung der zuständigen Behörden für Saatzwecke geliefert werden. Händler und Handelsmühler dürfen monatlich Mehl bis zur Hälfte der vom 1. bis einschließlich 15. Januar 1915 käuflich gelieferten Mehlmengen veräußern, Bäcker und Konditoren täglich Mehl in einer Menge, die dreiviertel des Durerschnitts=Tagesverbrauchs vom 1. bis einschließlich 15. Januar. 1915 entspricht, verbacken.
Die Beschränkung auf diese Menge gilt auch soweit sie beschlagnahmefreies Mehl verwenden. Im Falle von Enteignung hat der Etwerber für die überlassenen Vorräte einen angemessenen Preis zu zahlen. Soweit anzeigepflichtige Vorräte nicht angezeigt sind, wird für sie kein Preis gezahlt. In besonderen Fällen kann die höhere Verwaltungsbehörde Ausnahmen zulassen. Bei Gegenständen, für die kein Höchstpreis festgesetzt ist, tritt an Stelle des Höchstpreises der Durchschnittspreis, der in der Zeit vom 1. bis einschließlich 15. Januar 1915 an den maßgebenden Marktorten gezahlt ist. Ist ein Durchschnittspreis nicht zu eimitteln, so find die tatsächlich gemachten Aufwendungen zu berücksichtigen. Bei unausgedroschenem Getreide erstreckt sich die Beschlagnahme und Enteignung auch auf den Halm. Aus den Bestimmungen über die Verbrauchsregelung ist hervorzuheben: Die Kommuual= verbände oder die Gemeinden, denen die Regelung ihres Berbrauchs übertragen ist, können zu diesem Zwecke insbesondere anordnen, daß nur Einheitspreis berechnet werden darf, das Bereiten von Kuchen verbieten oder einschlänken, das Durchmalen des Getreides auch in solchen Mählen gestatten, die das gesetzliche Ausmahlverhältnis nicht erreichen, aber wenigstens bis zu 75 vom hundert durchmalen können. In diesen Fällen sind sie befugt, das Ausmahlverhältnis entsprechend festzusetzen, die Abgabe und Auf
nahme von Brot und Mehl aus bestimmte Maße, Abgabe stellen und Zeiten, sowie in anderer Weise zu beschränken, Händlern, Bäckern und Konditoren die Abgabe von Brot und Mehl außerhald des Bezirks ihrer gewerdlichen Niederlassung zu verbieten oder zu beschränken.
Die Bestimmungen sind einschneidend. Ueber die Notwendigkeit läßt sich gar nicht streiten. Nur hätte die Berordnung, nach der Ansicht vieler, ftüher, gleich zu Beginn des Krieges erscheinen müssen: Die Preise hätten dann nicht so steigen köanen, die Not wäre nicht noch um ihren letzten Groschen gebracht worden und die Spekulation hätte nicht den reichen Gewinn eingestrichen. Aber auch jetzt ist es noch nicht zu spät. Unsere Voräte genügen noch vollständig. Aber der Verbrauch muß geregelt, wie die Erfahrung der letzten Monate gezeigt hat, unter staatliche Aufsicht gestellt werden. Wie müssen und können nus einrichten, wenn wir die Spekulation unster Feinde durchkreuzen wollen. Weil nicht jeder freiwillig zu diesem Ziele beitragen wollte, mußte der Staat eingreifen. Weitere Maßnahmen bleiben hoffentlich nicht aus. Die Vorarbeiten zur Durchführung dieser großartigen Maßnahmen, die, mag man sie drehen und wenden wie man will, der Rästkammer der Sozialisten entnommen, hatten zweifellos schon lange vorher begonnen. Die Ausführungsbestimmungen sind wieder nach allen Seiten erwogen und durchgearbeitet. Der Erfolg wird sich bald zeigen.
Das Berliner Tageblatt bezeichnet die Verordnungen des Bundesrats als die tiefeingreifendsten seit Ausbruch des Krieges. Die gesamten Getreide= und Mehlvorräte gehen in den Besitz des Reiches über, welches auch die Verteilung und die den Verbrauch vermittelnden Stellen übernimmt. Die einschneidenden Bestimmungen waren notwendig, denn eine weitgehende Vorsorge für die Zukunft war nötig. Bedauerlich ist nur, daß es nicht schon eher zu derartigen Maßnahmen gekommen ist. Aber vielleicht ist auch die Regierung auf Grund einer Umfrage vom 1. Dezember eines Besseren belehrt worden.
Und in der Vossischen Zeitung schreibt der bekannte Wirtschaftspolitiker Georg Bernhard: Da die Vernunft von zu vielen versagt hat, bleibt kein anderes Mittel als der Zwang übrig, daß der Zwang schon jetzt ausgeübt wird, ist gut, denn noch sind unsere Vorräte im Lande so zahlreich, daß das jetzige schnelle Eingreifen der Regierung uns die tröstliche Gewißheit zu bieten vermag, daß wir wirklich mit unseren Beständen bis zur nächsten Ernte ausreichen. Nicht nur die Gemeinden, auch die wirtschaflichen Verbände des Handels, der Induftrie, der Landwirtschaft und der Arbeiterschaft werden sicher ihr möglichstes tun, um die Pflichten zu erfüllen, die augenblicklich im Interesse der Allgemeinheit liegen. Aa der glänzend durchgeführten Organisation aller unseter Stände und Berufe wird der Plan unserer Feinde zu Schanden werden, Deutschland, das durch Kanonen und Flinten nicht zu befiegen iß, durch den Hunger auf die Kaie zu zwingen. *
Im Anschluß an die Bekanntgabe sind uns von verschiedenen Seiten Klagen zuzegangen, daß gewisse Piivatleute vielleicht aus Mißtrauen gegenüber der behördlichen Maßnahme, ganz beträchtliche Mhlvorräte aufgespeichert hätten. Es
erübtigt sich auf derartige Fälle öffentlich einzugehen, da in den nächsten Wochen eine Mehlaufaahme stattfinden wird, wobei jeder Hausdalt seine Vorräte angeben muß. Wer salsche Angaben macht, wird bekanntlich mit Gesängnis bis zu 3 Jahren bestraft.
Erklärung
des sozialdemokratischen Parteivorstandes.
Der Parteivorstand der Sozialdemokratie wendet sich in einer an den„Vorwärts“ gerichteten Zuschrift gegen die in der ausländischen Parteipresse gebrachten Berichte über die Situation innerhalb der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, in denen behauptet wird, daß der Geist der Opposition in den Reihen der deutschen organifierten Sozialdemokraten Fortschritte mache. Es ist bedauerlich, so schreibt der Parteivorstand, daß die ausländische Parteipresse in kennzeichnender Weise von schlecht unterrichteten oder leichtsertigen Berichterstattern, die unbedeutenden Vorkommnisse aufbauschen, aber alle ihnen unbequemen bedeutsamen Tatsachen totschweigen, irregeführt wird. Ausländischen Beuderparteien werde durch eine derartige Berichterstattung gewiß der schlechteste Dienst erwiesen.
Rußzland und England in den Augen eines Schweden.
Prosessor Dr. Steffen, Mitglied der Ersten Kammer des schwedischen Reichstags, schließt einen Artikel„Der Weltkrieg und unsere sittliche Kultur“, mit den Sätzen:„Es ist mir aufgefallen, daß während dieses Weltärieges regelmäßig die gröbsten reinsten Lügen in Rußland und die gemeinsten Schmähungen in England fabriziert werden; und ich sage mir, daß dies mit der geistigen Primitivität der Russen und der geistigen Insularität der Engländer zusammenhängen muß. Der Krieg werde die fittliche Kultur Europas wesentlich sördern, wenn er dieser Primitivität und dieser Insularität ein Ende machen könnte— was meines Erachtens nur durch einen vollen entscheidenden Sieg Deutschlands geschehen könnte.“
Unsere Freundin Sarah Bernhardt,
die sich, trotzdem sie sich verschworen, niemals vor den„Prussiens, aufzutreten, vor einigen Jahren auch bei uns hatte seiern lassen von Leuten, die in dieser alten Kulissenreißerin so etwas wie eine „Sensation“ erwarteten, hat in dieser argen Zeit auch wieder einmal das Bebürsnis gehabt, ihrer deutschseindlichen Gefinnung offen Ausdruck zu geben. Sie hat in dem jetzt in London erschieneuen König Albert=Buch sich auch„verewigt“. „Reiner Held, Märtyrer der geschworenen Teeue," jedet sie den jungen König an und gräßt durch ihn die„gebrochene Rose Belgiens". So weiret doch alle mit ihr die in diesem„alten Theater“ „Feankreichs größte Tragödin“ gesehn zu haben glaubt! In es nicht herzzerbrechend, wie sie in diesen Worten ihres Innersten Kern enthällt hat? Was sie sinnt, ist Theater, und was sie treibt ist Komödie. Nehmt alles in allem: sie ist ein altes Weib! Wer aber schätzt den odnehin schon üinglücklichen Monarchen vor solchen Zudringlichkeiten? Er ist gewiß nicht unser Freund. Aber diese Liebeserklärung hat ihm doch sicher kein Deutscher gewünscht.
Die Zustände in Frankreich schildert, ohne weitere Anmerkungen, des ermordeten Jaures=„Humanite" unter der Rabrik „Sprechende Tatsachen“, die täglichen Mißbräuche im militärischen und bürgerlichen Leben festftellen. Die„Sprechenden Tatsachen“ zeigen ein anderes Bild, als das in den regierungstreuen Blättern zur Schau gestellte. Verraten u. a. auch schon recht deutlich, wohin der Kurs steuert, der jetzt von der Regierung innegehalten oder zu dem sie vielleicht durch stäckere Kräfte gedrängt wied. Die hier wiedergegebenen„Sprechenden Tatsachen“ liefern Beiträge zu der jetzigen Auffassung der Republik über Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Weder Volk noch Regierung haben jemals vermocht, diesen Worten auch Inhalt zu geben, manchmal war es ihnen nur Vorhängeschild zu empörenden Taten. Doch höre man, wie es zurzeit damit im Lande der Menschenrechte bestellt ist.
Aus der„Humanite":
„Freiheit: Wir haben wiederholt sest. gestellt, daß die Klerikalen in der Aimee eine Propaganda von unerhötter Heftigkeit betreiben. Aber wenn ihnen alles erlaubt ist, so ist den anderen alles verboten. Einer unserer Fieunde, Mitglied der 11. Pariser Parteisektion, ist bestraft worden, weil er bei einer Diskussion mit seinen Kameraden„unreligiöse Bemerkungen“ machte.
Gleichheit: Es gibt eine schändliche Sache, und sie heißt Einberufungsaufschub. Mit den nichtigsten Begründungen können Feiglinge, die„Beziehungen“ haben, sich die Zurückstellung verschaffen. Der Tag, an dem es möglich sein wird, über diesen Gegenstand zu sprechen, wird für gewisse Leute ein furchtbarer Tag sein.
Brüderlichkeit: Der Soldat Lecquen vom 146. Linienregiment hat in der Feuerlinie von einer Bank einen Zahlungsbesehl zugestellt erhalten. Er erwiderte mit der Einladung, den Betrag durch den Kassenboten einziehen zu lassen, für den der Weg zu den Schützengräben allerdings etwas gefährlich sein werde, da die Deutschen gut schießen.“
Die„Freiheit“ mag ja an anderen Stellen der Heeresleitung auch anders ausgelegt werden. Wentgstens beklagen sich klerikale Blätter über Berfolgung und Unterdrückung religiöser Betätigungen. Beides verstößt jedenfalls gegen die Freiheit. Anderseits verraten diese Erscheinungen aber auch die Zwiespältigkeit des öffentlichen Lebens, das durch die Stellungnahme einzelner Teuppenführer noch vertiest wird. Der Kampf um die Macht in Frankreich wird wieder lichterloh aufflammen, wenn die durch den Krieg geseffelten Kräfte wieder frei werden. Die gegenwärtige Republik aber hat sich, wie in diesem Blatt wiederholt ausgeführt wolden ist, durch diesen Krieg ihren Untergang bereitet, eine Ueberzeugung, die auch durch andere Vorkommnisse und Mitteilungen aus Frankreich selbst in uns nur befeftigt wird. Wir werden gelegentlich noch darauf zurückkommen.
Was geht in Portugal vor? Die Treibereien der Engländer in dem unglöcklichen Lande haben bereits zum Sturze der bürgerlichen Gewalt geführt. Gegenwärtig herrscht eine Militätdiktatur. General=Pinota
Die
Erzählung von Otto Ludwig.
6.
Dieser verwunderte sich oder schien das wenigstens zu tun. Er hatte von einem Schlaganfall ein fortwährendes leises Kopfschütteln übrig behalten; das gab ihm ein Ansehen, als verwundere er sich über alles, selbft über sich und seine eigenen Reden.
„Ja,“ entgegnete der Meister in einem Tone, dem man anhötte, daß er neben andern städtischen, Würde verlangenden Funktionen auch die Stelle eines Leichenbitters und Anordners versah.„Jo, aber einen desgleichen Menschen hab ich mein Lebtag' nicht gesehn.“
„Ihr red't vom Holder?“ fragte der AdamsLieb und tat dabei so männlich, als ihm möglich war.
„Euch sollt man eigentlich nach ihm fragen,“ meinte der Schmied.„Ihr seid ja das ander Pferd am selben Wagen mit ihm.“
„Kann sein,“ lachte der Bursche, daß das einmal ist gewest. Aber im Kalender heißt jeder Tag anders.“
„Ja“, sagte der Schmied„Ihr habt jetzt was auf den Holbers=Fiitz. Er läßt Euch nicht mehr in sein Haus.“
„Er läßt?“ tat der Adams=Lieb höhnisch, aber höhntsch wie ein Mann.„Ja, sie sind sauer, hat der Fuchs gemeint, wie die Träubel zu hoch haben gehäggt. Es gibt mehr solche, wo die Leut' nicht hereinfallen, die von selber außen bleiben.“
„Seit der Geschicht in der Schwane,“ begann der Schmied duchsig wieder.„Aber so sind die Leut'. Sie sagen, er hätt“ Euch raus getäumt. Am End' ist umgekehrt gewesen.“
Der Adams=Lieb spuckte wichtig aus.„Ja, die Leut' hören immer läuten, aber nicht zusammenschlagen.“
„Und ich meint,“ versetzte der Schmied,„es müßt' ein tüchtig Zusammenschlagen gewesen sein. Die Zimmerleut' sind tächtige Glockenknöppel. Wer da seinen Kopf zur Glocke muß hergehen!“
„Ich hab ihn wollen abwehren,“ sagte der Adams=Lieb;„da hat er auch über mich wollen kommen. Ich hab's ihm aber gewiesen. Das ist die ganze Sach'.“
„Hab ich's doch gedacht!“ meinte der Schmied, indem eine unsichtbare Hand ihm einen Ruck gab, daß man, war sein Gesicht nicht so ernst, glauben konnte, es komme von innerlichem Lachen. „Ja, die Leut'! Da haben sie gesagt, Ihr hättet an dem Fritz gehetzt, und Ihr habt ihn doch wollen abhalten. Und der Feitz wär so in der Rage gewesen, daß er hätt' gemeint, Ihe wärt auch Zimmerleut“, und hätt' nicht gernht, bis er ganz allein im Saal wär gewest. Und da hätt' ihm das Alleinsein so gesallen, und er hätt's auch daheim eingeführt.“
„Da seht Ihr's doch gleich“, sagte der AdamsLieb überlegen.„Wenn's so wär gewest, so will ich einmal annehmen, er tät uns nicht hereinlassen. Aber ee läßt gar keinen Menschen herein. Jo hab's nicht probiert. Es ist schon lang keine Ehr' mehr gewest, mit dem zu gehn. Ich hab nur immer noch gedacht, ich wollt ihn zurecht bringen. Zuletzt hab ich gesehn, es ist umsonst. Und jeder ist am End' sich selber der Nächst'. Haben die Leut' doch schon angesangen zu reden, als macht ich die Kägele und der Holders=Fiitz tät sie nur verschießen.“
Der alte Meister Schramm verwundette sich, daß er von der Sache nur reden wollte.„Ja, zittierte er, ger läßt gar keinen zu sich, und wär
ich nicht sein Lehrmeister gewest— aber angekommnen bin ich schlecht geuug. Ich hab gemeint, als sein alter Lehrmeister mäßt' ich eine Vermahnung tun. Aber er hat gemeint, eben weil's mie und den Leuten nicht recht wär, wollt er's noch wilder treiben, und wir sollten die Händ' über den Kopf zusammenschlagen, was er nun noch angeben wollt. Dabei hat er so mit dem Beil in die Reis hinein gebauen, daß mir die Stücken um den Kopf gepflogen sind, und ich hab gemacht, daß ich noch mit gesunden Gliedern bin herausgekommen, eh' er über mich selber geraten ist. Mie ist's recht just gerad so vorgekommen, als wär's mit ihm nicht richtig.“
Jetzt ließ sich eine Stimme hinter dem Ofen hervor vernehmen, die auch im Klange der eines Heimchens ähnlich war.„Hm! Und weiß man denn nicht, was ihn so hat erbittert? Ein Ding will doch eine Ursach' haben.“
Der Adaws=Lieb räusperte sich. Neben der Bemühang, dies so männlich zu tun als möglich, klang darin ein:„Wenn ich nur sagen wollt!“ „Ihr wißt's,“ sagte der Schmied zu ihm. „Ich?“ meinte der Adams=Lieb wegwerfend. „Was soll ich wissen? Ich weiß nix.“
Die Baltinessin aber setzte sich ihm gegenüber. Dann schlog sie mit beiden Händen zugleich auf ihre Kaiee und sagte:„So red' Ihr. Aber wer am Gründonnerstag Sechzig ist gewest, der läßt sich nix vormachen. So red't Ihr, aber hier sitz ich und sag: Ihr wißt's“.
Auch die Morzenschmiedin erhob sich. Wie sie daher kam, glich sie einer tückwärts wandelgden Schwarzwälder Uhr, an der das Haubenflechchen das Zifferblatt, die lang von der zuckerhutförmigen schwarzen Haube in den Rücken hinabfallenden Bandschleifen die Gewichte und die lange, schmale Person der Schmiedin selbst
das Gehäuse darstellte. Der kurze, spitz ausgezackte Kragen des in Luckenbach unentrinnbaten engen, ärmellosen, blauen Tuchmantels konnte für ein altmodisch verziertes Gefimse gelten.
Man sah, der Adams=Lieb fühlte sich durch die Frage der Baltinessin in seinem notreisen Mannesherzen geschmeichelt. Er blickte sich um, ob auch alle hersähen, zugleich, ob die Ev' auch die männliche Haltung gewahre, die er annahm.
Aber ein neidisches Schicksal gönnte ihm nicht, seine Redekunft zu zeigen. Man hörte die Haustür des Gringels mit Gewalt zufallen, sast zugleich öffnete sich die Stubentür, und der Hereintretende zeigte ein Gesicht, über dessen Anblick man etwas noch Ausgesuchteres vergessen hätte.
Er warf sich klappernd auf eine Bank und gab auf den allgemeinen Frageblick nur ein lang andauerndes, pfeisendes Husten zur Antwort.
Die Valtinessin erhob sich und schleuderte ihre Haube, die dis jetzt auf dem linken Ohr in der Schwebe geruht, mit einer eigentämlichen Bewegung des Hauptes auf das rechte. Diese Bewegung, die man öfter an ihr wahrnehmen konnte, war aber keineswegs die Folge einer Angewöhnung. Wer sie genauer beobachtete, sand bald, daß sie dieselbe nie zwecklos veranstaltete, sondern stete nur da, wo sie etwas damit sagen wollte. Und sie wiitzte unendlich viel damit zu sagen, was der Zunge unaussprechlich war.
Als diese Bewegung sich als ein wirkungsloses Mittel erwiesen hatte, griff sle zu einem anderen, den Mann von seigem Husten zu befreien. Sie wandelte zu dem Hustenden und versetzte ihm mit ihrer wohlgenährten Rechten einige sanfte Schläge in den Rücken. Und das
half.
Denn obschon der Mann immer noch hustete, so kam doch der Verstand hinein, und es hatte