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1965.

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für die Kreise

pprüm, Bitburg, Daun und den ehemaligen Kreis St. Vith.

Donnerstag, den 28. Dezember.

Nro. 104.

Fünfundzwanzigster Jahrgang.

Zu zahlreichen Abonnements auf dieses Rlatt für das erste Quartal 1866 ladet freund­lichst ein

Die Expedition.

Der Regierungs=Präsident

Freiherr von Schleinitz

ist gestern Abend im Alter von 59 Jahren an einer inneren Verblutung sanft dahingeschieden.

Das Regierungs=Collegium verliert an ihm einen Chef von vorzüglicher Einsicht, reicher Erfahrung und seltener Herzensgüte. Obgleich die Zeit seiner amtlichen Wirksamkeit im hiesigen Regierungs=Be­zirke nur von kurzer Dauer war, so hat derselbe doch vielfach Gelegenheit gefunden und jeder Zeit mit Freuden ergriffen, das Interesse des Regierungs­Bezirks im Allgemeinen und das Wohl der einzel­nen Bewohner desselben zu fördern.

Das Regierungs=Collegium und der ganze Re­gierungs=Bezi k werden sein Andenken in Dank­barkeit ehren.

Trier, den 25. Dezember 1865.

Namen des Regierungs- Collegiums:

gez. von Haertner, Wasserburger, Viebig.

gibt's Neues?

Pionier Buggisch half mit seinem guten Kameraden und Nebenmann Zierold die Düppeler Schanzen tapfer stürmen,eine Kugel kam gepflogen und riß ihm den Kameraden weg. Schade um die schönen neuen Stiefeln! rachte Buggisch, zog sie ihm aus, brachte sie mit in's Quartier und verkaufte sie. Als er aber ausgekleidet wurde und heim kehrte, wurde er vom Staatsanwalte in Potsdam des Diebstahls angeklagt und von dem Kreisge­richte zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. Er oppellirte und erzählte dem Kammergericht in Berlin, sie hätten vor dem Sturm als Kameraden ausgemacht, der Ueberlebende solle des Fallenden Erbe sein. Beweisel sagte das Kam­mergericht, und bestätigte den Spruch der Potsdamer, als er es nicht konnte.

Besser ertrunken als vergiftet! sagte die sehr löbliche Polizei in Wegscheid und goß 1500 Eimer Bier auf die Straße, das nach chemischer Untersuchung als der Gesund­heit schädlich befunden worden war.

Man sagt, Herr v. Senffi= Pilsach, Oberpräsitent in Pommern, sei durch seinen eigenen Sohn von seinem Juden­hasse bekehrt worden. Dieser heirathete nämlich eine schöne und reiche Jüdin aus Warschau.

Eine glänzende Civilversorgung macht das Kreisblatt in Ratibor bekannt. Die Bekanntmachung lautet:Hier­selbst sind zwei Nachtwächterstellen zu besetzen. Mu jeder Stelle ist ein Jahresgehalt von 12 Thalern, Befreiung der Kommunal=Abgaben und über 5 Thaler Rebenein­künfte verbunden. Der Wachtmantel wird geliefert. Civil­versorgungsberechtigte wollen sich innerhalb deei Monaten hier melden. Hultschin, den 20. November 1865. Der Magistrat. Spieß und Horn müssen sich die glück­lichen Bewerber selber anschaffen.

Seit einiger Zeit ist der französische Feuerstein in seinen verschiedenen hellen Farben in Stettin Einfuhrartikel ge­worden, indem derselbe in verschiedener Größe dort zur

Fabrikation französischer Mühlsteine verarbeitet wird. In 3 Stettiner Werkstätten werden diese Feuersteine zu Mühl­steinen zusammengesetzt, welche letztere immer mehr die gewöhnlichen Sandmühlsteine verdrängen, da sie weit besseres Mehl liefern.

Auskultator Schröder aus Halle reichte beim Examen in Naumburg eine so vortreffliche schriftliche Arbeit ein, daß die gelehrten Examinatoren aus Halle und Naumburg selber aus ihr lernen konnten. Sie beschlossen einstim­mig, die Arbeit auf Staatsunkosten drucken zu lassen.

Im Zuger See(Schweiz) ist eine Forelle von nahezu 27 Pfund Gewicht gefangen und als Präsent für den bekannten Hecht nach Paris geschickt worden.

Der Prozeß des Briganten Giardullo, der neulich er­schossen worden ist, hat scheußliche Sachen zu Tage ge­bracht. Der hauptsächliche Gefährte des Anführers, ein gewisser Pizza, ist überwiesen worden, einem Manne das Herz aus dem Leibe gerissen, dasselbe geröstet und ge­gessen zu haben; es war eine Vendetta. In der Bande befanden sich fünf Weiber, fünf drucki, wie der Italiener sagt. Die druci ist bisweilen ein abscheuliches Weib, bisweilen aber auch eine mit Gewalt Entführte, die man in die Wälder geschleppt hat. Drei junge Leute von sechszehn bis siebenzehn Jahren, haben die Versammlung durch ihren grenzenlosen Cynismus wirklich erschreckt. Einer derselben hat gesagt:Man hatte mir gesagt, ich sei zu jung, um zum Tode verurtheilt zu werden, und ich habe mir deshalb recht etwas zugute tbun wollen. Diese drei jungen Leute haben allerlei Grausamkeiten be­gangen. Einer derselben half Giardullo, als dieser, eine Frau zwischen seine Kniee klemmend, ihr grinsend mit einem Dolche die Gurgel durchstach. Die vier jungen Leute, welche diese Räuber in der Diligence von Avellino nach Foggio gefangen genommen hatten, sind jetzt in Neapel. allen Vieren waren von den Briganten die Ohren abgeschnitten. Gegen ein Lösegeld von 17,000 Francs wurden sie ausgeliefert.

Die Gewässer des stillen Oceans beleben sich immer mehr durch Schiffe und seine Inseln und Gestade werden von Jahr zu Jahr in jeder Beziebung interessanter. Auf vielen Inseln der Südsee, welche noch vor 20 Jahren waldige Einöden waren, leben weiße Menschen, mit Anbau der Früchte jener Zonen und dem Handel beschäftigt und auf den schon vorher bewohnten Inseln finden sich die Ureinwohner mit Weißen, Negern und Chinesen in bunter Mischung. 35 große Dampfer vermitteln den Verkehr zwischen den Gestaden des westlichen Amerika's und des östlichen Asiens und den dazwischen liegenden Inseln. Die Hauptpunkte, wo die Schiffe anlegen, sind Panama, Ho­nolulu, Yokobama, Wellington(Neuseeland.) und Shang­hai. Die Landenge von Panama gewinnt unter diesen Umständen eine außerordentliche Wichtigkeit, indem z. B. der Weg von England nach China und selbst nach Kal­kutta über Panama kürzer ist, als über die Landenge von Suez oder um das Cap der guten Hoffnung herum.

Belgien.

Brüssel, 18. Dez. Nach constitutionellem Brauche haben die Minister gestein nach der Eidesleistung dem neuen Monarchen ihre Gesammt=Entlassung angeboten; König Leopold II. hat dieselbe jedoch abgelebnt und die erprobten Räthe seines verstorbenen Vaters in ihren Nem­tern bestätigt. Der heutigeMoniteur bringt diese Ent­scheidung mittelbar dadurch zur öffentlichen Kunde, daß er einen von Herrn Bora gegengezeichneten Königs=Erlaß vom gesttigen Tage veröffentlicht, demgemäß die Ausführungs= Formel der gerichtlichen Urtheile u. s. w. künftighin den Namen des Königs Leopold II. an der Spitze troagen wird. Außerdem bringt das Blatt einen königlichen Gnaden=Akt,

durch welchen den bürgerlichen und militärischen Verur­theilten alle leichteren, vor dem 17. d. verhängten Strafen erlassen werden. Der König hat dem Bürgermeister eine Summe von 25,000 Frcs. zur Vertheilung an die Armen der Hauptstadt übermacht, so daß die neue Regierung unter den edlen und willkommenen Auspicien des Liberalismus, der Gnade und der Wohlthätigkeit in's Leben tritt. Kö­nig Leopold I. hat der Stadt Brüssel ein Vermächtniß von 200,000 Francs und ein anderes von gleichem Be­lang für die Armen der Hauptstadt hinterlassen. Die Gerichte, Universitäten und Schulen, die Fabriken und Werkstätten, die Theater und Concertsäle öffnen auf's Neue ihre Thore, die Journale verlieren ihren Trauer­rand und kehren zur Discussion zurück, die Kammern thun am künftigen Donnerstag dasselbe. Heute ist in der Kathedrale ein feierliches Te Deum zu Ehren der Thronbesteigung Leopold's II. in Anwesenheit sämmtlicher Bischöfe gesungen worden. Der König mit seiner Fa­milie, die freiden Fürsten und Botschafter, sowie die Spitzen der belgischen Bebörden wohnten demselben bei. Nach der kirchlichen Feier war großer Empfang im könig­lichen Schlosse. Der König und die Königin wurden auf der Fahrt von und nach dem Palais von der ver­sammelten Menge jubelnd begrüßt.

Bekannt ist die traurige Entfremdung, welche in den letzten Jahren zwischen dem König Leopold und seiner Familie eingetreten war. Der König sperrte sich gegen seine Angehörigen ab, eine Wache stand vor dem Zimmer, in welchem er sich mit seinem alten treuen Kammerdiener (GGreiner) befand. Da ließ die Herzogin von Brabant die beiden Leibärzte kommen und erbat sich eine unge­schminkte Auskunft, wie es mit dem König stehe. Die Aerzte erklärten, Rettung sei unmöglich, der Kranke werde nur noch wenige Stunden zu leben haben.Dann ist der Augenblick zu handeln gekommen, sagte die Herzogin. Sie verfügte sich in die Zimmer des Königs, Einlaß be­gehrend, die Wache mußte sie zurückweisen. Da öffnete sie selbst die Thüre, trat an das Bett des Königs und sprach:Ew. Majestät hoffen auf Genesung; man hat Sie getäuscht. Ich erfülle die traurigste Pflicht meines Lebens, indem ich Ihnen sage, daß Ihnen nur noch we­nige Stunden geschenkt sind, um sich vorzubereiten, vor dem allerhöchsten Richter zu erscheinen. Mit Fassung vernahm der König diese Botschaft, ergriff die Hand seiner Schwiegertochter und sagte:Ich danke Dir, mein liebes Kind, bleibe bei mir, bis Alles zu Ende. Nun öffnete die Herzogin die Thüren und ließ ihren Gemahl und die Kinder, den Hofkaplan 2c. in das Sterbezimmer eintreten.

Dänemark.

König Christian von Dänemark ist sichtlich gealtert. Sein und seines Landes Schicksal hat ihn in dumpfes Hinbrüten versenkt, so daß sein Zustand seine Familie mit Angst und Schrecken erfüllt. Dazu kommt, daß die Königin täglich über das harte Schicksal ihres Sohnes klagt, der auf dem griechischen Throne, verlassen von aller Welt, ein jammervolles Dasein hat. Die Mutter wünscht ihn in's Vaterhaus zurück, zumal man auch seinen väter­lichen Freund, den Grafen Sponneck gewaltsam aus Grie­chenland vertrieben hat.

Spielerglück.

Fortsetzung.

In dem tiefsten Schmerze konnte sich Angela eines unheimlichen Grauens über die Art, wie der Alte dahinschied, nicht erwehren. Das Bild jener entsetz­lichen Nacht, in der sie den Cheoalier zum ersten Male als den abgehärtetsten, verruchtesten Spieler