Viersehnter

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für die Kreise

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Jahrgung.

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Sonntag, den 22. Januar

Amtlicher Theil.

Bekanntmachung.

Das Königl. Oberpräsidium der Rhein=Provinz hat den Gemeinden Birkheim, Lamscheid, Leiningen und Schwall zum Zweck der Aufbringung der auf dieselben fallenden Antheile an den Kosten des Neu­baues der katholischen Kirche zu Norath eine bei den katholischen Einwohnern der Regierungs=Bezirke Coblenz und Trier durch besondere Deputirte abzu­haltende Haus=Collecte bewilligt, zu deren Abhaltung Termin bis zum 1. Juli d. J. bestimmt ist.

Nach einer Anzeige des Kirchenraths von Norath vom 2. d. M. werden, sobald wie möglich, Deputirte, von dem Bürgermeister Müller zu Pfalzfeld mit ge­höriger Legitimation versehen, zur Abhaltung der Collecte abgeschickt werden.

Indem wir das Königliche Landraths=Amt zur baldigen Mittheilung an die untergebenen Bürger­meister hiervon in Kenntniß setzen, sprechen wir gleichzeitig die Erwartung aus, daß den eintreffenden gehörig legitimirten Deputirten zur Erreichung ihres Zweckes möglichst hülfreiche Hand werde gewährt werden.

Trier, den 12. Januar 1854.

Königl. Regierung, Abtheilung des Innern, (gez.) v. Mirbach.

An das Königliche Landraths=Amt zu Prüm I. 42 S. II.

Abschrift zur Kenntnißnahme und mit Ersuchen, den Deputirten möglichst hülfreiche Hand zu leisten.

Prüm, den 18. Januar 1854.

Der königliche Landrath,

Bournhe.

An sämmtliche Herren Bürgermeister des Kreises.

Nro. 258.

Bekanntmachung.

Von dem in Luxemburg wohnenden Tabaksfabri­kanten Jakob Reuter werden Cigarren=Empfehlungs= karten in Form und Verzierung der diesseitigen Fünf Thaler=Kassen=Anweisungen ausgegeben. Zur Vermeidung von Irrthümern und daraus entstehen­den Nachtheilen finde ich mich veranlaßt, auf diese Erscheinung hiermit aufmerksam zu machen.

Prüm, den 16. Januar 1854.

Der Königliche Landrath, burnhe.

Politik.

Berlin 17. Jan. Der Theil des Budgets, welcher den Kammern zuerst zur Berathung vorgelegt werden wird, betrifft den Militär=Etat, der nur in einzelnen unwesentlichen Puncten beanstandet werden dürfte. Zu den bisherigen Ciats=Erhöhungen wird demnachst eine Vermehrung der Besoldung für die

Auditeure kommen. Es sollen künfig mehrere Ab­schungen Statt finden.

Karlsruhe, 16. Jan. In der h ung der zweiten Kammer ward angezeig wer für die Der Regent unter den ve

ven Alg, Badenschaft gewählien

er alb Präsidenten be Der Präsident nahm sofort den Präside

.. Zei der hierauf vorgenommenen Nile= Prasidenten wurde als erster Vi­

Abg. Schaaff von Mosbach mit 41 E zweiter Abg. Prestinari mit 34 Stim

Freiburg, 14. Jan. Unter vorstehendem Da­tum schreibt man der D. Volksh.:Der hochwürdig­ste Herr Bischof von Mainz, welcher auf den Wunsch des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg eingetroffen war, begab sich in Folge höherer Anre­gung als der Mann des besonderen Vertrauens unseres ehrwürdigen Oberhirten am 11. Januar nach Karlsrube und ist gestern Abends von dort hie­her zurückgekehrt. Um voreiligen und in solcher Lage der Dinge kaum vermeidlichen Gerüchten vorzubeugen, beeilen wir uns, Ihnen mitzutheilen, daß Unter­handlungen zwar angeknüpft wurden, allein noch weit davon entfernt sind, zu einem endlichen, selbst nur vorläufigen Abschlusse geführt zu haben. [Dem Frankf. Journal schreibt man über dieselbe Sache aus Karlsruhe vom 14. Jan.:Herr Bischof v. Ketteler von Mainz, welcher einige Tage hier weilt und mit Auszeichnung behandelt wird, ist, dem Vernehmen nach, auf vorhergegangene Zustimmung von unserer Regierung, von dem Herrn Erzbischof von Freiburg mit dem Geschäfte beiraut, eine gütli­che Beilegung des Kirchenstreites herbeizuführen. Un­sere Regierung wird auf die ihr gemachten Vorschläge nur in so weit und in so fern eingehen, als dieses ohne irgend eine Verletzung ihrer Rechte geschehen kann. Mehrere Plenar=Sitzungen des Ministeriums des Innern scheinen bereits in dieser Angelegenheit gehalten worden zu sein. Auch heute fand eine solche Statt. Angebahnt wurden, wie man hört, jedoch diese Vermittlungs=Unterhandlungen durch das freund­liche, eigenhändige Glückwünschungs=Schreiben des Herrn Erzbischofs an Se. Königl. Hoheit den Re­genten und an die großterzogliche Familie bei dem Jahreswechsel. Herr v. Ketteler kam von Freiburg hieher und wird(vielleicht heute noch) auch dorthin zurückkehren und von Freiburg aus erst nach Mainz reisen.

Stuttgart, 15 Jan. Hat schon die Verhaf­tung des Oberfinanzraths., Bruder des früheren Finanzministers, wegen Unregeimäßigkeiten und Pflichtwidrigkeiten in seinem Amte als Ober=Ein­nehmer der k. Staatshauptkasse, großes Aufsehen er­regt, so ist dies jetzt noch weit mehr der Fall mit der Suspendirung des anderen Hauptbeamten der k. Staatshauptkasse, des Oberfinanzraths und Ober­einnehmers v.., Ritter des Ordens der würtem­bergischen Krone, die vorgestern Abend erfolgte. Seit zwei Tagen steht auch dieser hohe Kassen=Beamte in Administrativuntersuchung(der erste ist bereits dem Kriminalamt übergeben) und es sollen sich ne­ben andern Vergehen desselben bereits ganz ungeheure Portodefraudationen ergeben haben, die er dadurch begangen haben soll, daß er in Begünstigung eines Bankhauses, das er auch mit unverzinslicher Anle­gung von Staatsgeldern und sonst im Verkehr mit der Staatskasse begünstigte, Gelder, die demselben von auswärts zu übermitteln waren, als Staats­gelder deklariren und an die k. Staatshauptkasse adressiren ließ. Man spricht von 1220,000 fl. an Porto, welche auf diese Weise dem Staate sowohl, als dem früheren Postinhaber, dem Fürsten v. Thurn und Taxis, entzogen worden sein sollen. Die Unter­suchung wird mit aller Strenge und Unnachsichtigkeit geführt, was um so nöthiger ist, als im Publikum nur eine Stimme der Entrüstung herrscht, daß so hochgestellte und gut bezahlte Beamte, auf die man so großes Vertrauen setzte, sich derlei Dinge erlauben konnten, ja man fabelt unter dem Landvolk bereits von Geldverschleuderungen und dergl. Dingen mehr, während es sich um keinen Kreuzer Deficit handelt, indem die genaueren Untersuchungen hierüber un­zweifelhaften Aufschluß gegeben haben und kein Kreu­zer der eingegangenen Staatsgelder fehlt, vielmehr nur pflichtwidrige Manipulationen stattgefunden haben, denen durch das jetzige energische Einschreiten wohl

1854.

gründlich und für lange Zeit, wo nicht für immer abgeholfen werden wird.

Oesterreich

Wien, 14. Jan. Wir haben Briefe aus Kon­stantinopel bis zum 5. Jan. Die gesammten Flotten segelten am 3. Jan. ins schwarze Meer. Die Retri­bution war vorher nach Sebastopol mit der Anzeige gegangen, daß die vereinigten Flotten die Flagge und das Gebiet der Türkei schützen werden, und daß die Russen jeden Zusammenstoß vermeiden möchten, der das gute Einvernehmen gefährden könnte, welches die westlichen Mächte mit Rußland aufrecht zu erhalten wünschen. Fünf türkische Kriegsdampfer, mit Truppen und Munition an Bord, sind mit dem Nachtrabe der vereinigten Flotten ausgelaufen.

Wien, 16. Jan. Wir haben heute Briefe aus Orsowa vom 12. d. erhalten, welche vollkommen alles das bestätigen, was ich Ihnen in Kürze über die mörderischen Schlachten geschrieben habe, die am und 8. bei Czetate Statt gefunden und mit der Niederlage der Russen geendet haben. Die von der Pforte gestellten Anträge, welche die Basis für, die künstigen Friedens=Unterhandlungen bilden sollen, sind am 12. d. hier eingetroffen und durch

Arif Effendi, den hiefigen türkischen Botschafter, am 13. d. der wiener Conferenz übermittelt worden. In diesen Anträgen hat sich die Pforte die Antwort des russischen Cabinettes binnen 40 Tagen, vom 2. Jan. an, ausbedungen, und ist die Räumung der Fürsten­thümer nicht sogleich verlangt worden, sondern es soll dieselbe nach geschehener Annahme der türkischen Anträge Seitens Rußlands binnen 20 Tagen be­werkstelligt werden.

olland.

15. Jan Aus Surinam ist die Nach­richt eingelangt, daß ein erster Transport von Chi­nesen, als Arbeiter für die Zucker=Fabriken bestimmt, aus Ostindien glücklich daselbst angekommen ist. Die Leute sino auf einer Regierungs=Plantage unterge­bracht, befinden sich munter und zufrieden und zei­gen sich als tüchtige und intelligente Arbeiter. Man zweifelt nicht an dem Gelingen dieses ersten Versuches, freiwillige Arbeitskräfte nach den Colonieen herüber­zuziehen, was bei der in Aussicht gestellten Eman­cipation der Neger von großer Wichtigkeit ist.

Italien.

Rom, 9. Jan. Im Hause des Staatssecretärs sah man vorgestern eine Auswahl hoher Gäste. Da nach Vorschrift des römischen Hof=Ceremoniels das Kir­chen=Oberhaupt nur mitregierenden Fürsten imnämlichen Zimmer speisen kann(auch in diesem Falle stets an einem besonderen Tische), so war Cardinal Antonelli beauftragt, den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preu­ßen in der gastfreundschaftlichsten Weise im Namen Seiner Heiligkeit zu bewirthen. Außer Sr. Königl. Hoheit und dem General von Schreckenstein waren vier Cardinäle, eben so viele römische Principi, Ge­neral Montreal und vom diplomatischen Corps die außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi­nister zu dem Banket eingeladen. Die heiterste Stim­mung herrschte vom Anfang bis zu Ende des Mahls unter den Gästen. Cardinal Antonelli brachte über Tisch einen Toast auf Se. Maj. den König von Preußen, so wie auf den erlauchten Vater des Prin­zen aus, worauf dieser mit einer Gesundheit auf den heiligen Vater in der verbindlichsten Weise antwortete. Nach aufgehobener Tafel erfreute sich der Prinz an den seltenen und sehr schönen Miniaturen der ver­schiedensten Kunst=Epochen des Mittel=Alters, welche Cardinal Antonelli in seiner Privat=Sammlung be­wahrt. Doch ein großartigeres Kunstschauspiel er­wartete den Prinzen bei einbrechender Dunkelheit.