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igenz=B
für die Kreise
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sprüm, Bitburg und Daun.
Nro. 28.
Sonntag, den 9. Juli
1843.
Der Roman in vier Briefen.
1.
Karl an Louise. Holdseliger Engel!
Sie sehen und Sie lieben, war das Werk eines Augenblicks! Wessen Herz könnte wohl auch so unempfindlich, so felsenhart sein, daß es nicht aufloderte, wie Zunder, wenn es einer Ihrer Blicke getroffen? Wer Sie lange betrachtet, möchte eine Anatomie der Schönheit schreiben, um alle Ihre Reize zu zergliedern, und die Wunder eines jeden einzelnen anstaunen. Ihre kohlrabennachtmohrpechdintenrusebenholzhöllenschwarze Locken, die in zarten Windungen sich kräuseln, die Saiten einer Acolsharfe, die sich wie Netze um mein armes Herz schlingen, das ganz in dem süßen Wasser seiner seligen Gefühle, Empfindungen, Entzückungen, Erhebungen, in Bewunderung, Anstaunung, Anbetung schwimmt. Ihre vergißmeinnichthimmelazurberlinerblauen Aeugelein, die wie ein Paar Sterne in die dunkle Nacht meines Geistes leuchten, und wie Schwefelhölzchen sich in das Zündfläschchen meiner Liebe tauchen, um aufzulodern in einem hellen Feuer, das hundert Zigarren, dreihundert Pfeifen, fünfhundert Lichter, sechshundert Lampen, achthundert Fackeln und tausend Welten entzündet; Ihre purpurcarmoisinrosenabendhimmelmorgenröthlichen Wangen, die einem Farbenopfe gleichen, in den ich mich wie ein Pinsel tauchen möchte, um mich ganz in die Feuerröthe meiner Liebesgluth aufzulösen; dieser mikroskopischniedlichnettholdseligzuckersirupfaßminiatur kleiner Mund, der mich magnetisch zum Kusse hinzieht, wie das Pferd zur Krippe eilt, die mit Hafer gefüllt ist; dieses superlativgraziöse Grübchen am Kinne, in das ich mit allen Vieren hineinkriechen möchte, um drinn, wie auf einem türkischen Sopha gebettet, auszuruhen; dieser alabasterkreidemarmorschneeweiße Schwanenhals, der, wie eine altrömische Säule, das größte, ausdrucksvollste Kopfstück trägt; diese vollkugelsäulenrunden Arme, an denen, wie an einer aus Wolle gearbeitcten kunstreichen Klingelschnur die federflaumenbutterweichen Händchen hängen, an denen jeder Finger ein achtes Wunderwerk der Welt ist; und diese Füße!— oh!— diese Füße,— werth, die Piedestale einer Göttin zu
sein, über diese Füße könnte ich eine Abhandlung in drei Folianten schreiben, wenn ich einen Verleger fände.— Ja, dieses Alles hat mich dahin gerissen, daß ich daliege, wie ein gedankenloser Gedankenstrich, wie ein rasender Noland auf dem Kanapee, und dichten möchte, wenn ich nur reimen könnte; aber es kommt mir Alles ungereimt auf's Papier. Engel, ich liebe Sie!— es ist heraus! — es steht auf dem Papier; es ist wahr! da sehen Sie es selber, schwarz auf weiß!— Wollen Sie mich wieder lieben?— Wollen Sie mir das Elysium des Himmels in dem Oceane aller Seligkeiten der Glückseligkeit verschaffen?— Ergreifen Sie mit den Rosenspitzen Ihrer Fingerlilien den gefiederten Schreibepfeil aus den Fittigen einer Gans, wenn Sie es nicht etwa vorziehen, mit einer Stahlfeder zu schreiben, und malen Sie wieder auf den Schnee=Teppich des Postpapiers die Himmelslaute, die mir wie Engelsstimmen zujauchzen würden: Karl! ich liebe auch Sie!— Ach, indem ich nur denke, daß es in der Möglichkeit des Entstehens eines beseligenden Zufalls liegen könnte, daß Sie diese Worte schrieben, zuckt, philharmonisch mit dem Jubel=Chore der Sphären, Wollust durch mein Nerpensystem. Schreiben Sie bald, sonst sterb' ich.
Ihr ewiger Karl.
P. s. Glauben Sie nicht etwa, daß ich Sieliebe, der 50,000 Thaler wegen, die Sie Mitgift haben sollen; wie könnt' ich das Geld ohne Sie lieben! Sie wären mir theuer, und hätten Sie Nichts, oder eine Million!
Derselbe.
Karl an den Juden Ascher,
Edler Mann!
Haben Sie noch einen Monat Geduld; dann sollen Sie bezahlt, und fürstlich von mir belohnt werden. Ich werde mich bald mit 50,000 Thalern verloben, oder mit einem Mädchen, das so viel im Vermögen hat. Sie ist zwar häßlich, aber ein Engel; denn sie hat himmlisches Geld. Auf meiner Hochzeit sollen Sie die erste Polonaise aufführen.
Ihr Freund Karl.