Meit den Bonner Wochenblatt verbunden.

N 217.

Sonntag den 15. September.

Zweiundvierzigster Jahrgang.

1850.

Die mit Ausnahme nach Sonn= und Festtagen täglich erscheinendeBonner Zeitung tritt mit dem 1. October ein neues Quartal an. Durch beschleunigte Mittheilung der politischen Tages=Ereignisse, Original=Correspondenzen aus den bedeutenderen Städten der Rheinprovinz, interessante Nachrichten aus dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft rc. wird sich dieselbe die ihr zugewen­dete Theilnahme zu erhalten bestrebt sein.

Da dieBonner Zeitung vom 1. October an die amtlichen Bekanntmachungen 2c. des Bonner Landgerichts enthält, so wird sie namentlich für die dem Landgerichts=Bezirke zugetheilten Kreise Bonn, Rheinbach, Euskirchen, Sieg und Waldbröl dringendes Bedürfniß und bietet für sie ein besonderes Interesse.

Der Abonnementspreis beträgt auf allen Königl. Preuß. Post=Aemtern inclus. des Postzuschlags vierteljährig 1 Thaler. Inser­tionen werden für die Petitzeile oder deren Raum mit 1 Sgr. pränumerirt.

Deutschland.

+ Bonn, 14. Sept. Ueber die Person des Unglücklichen(siehe Nro. 212 d. Bl.), der am 8. September Abends in einem hiesigen Hause durch einen Schuß sein Leben einbüßte, sind nunmehr ziemlich bestimmte Nachrichten eingelaufen. Der­selbe ist der Thierarzt Vogt aus Rheinberg, welcher schon seit geraumer Zeit an Irrsinn litt und deshalb in die Irren=Anstalt nach Siegburg gebracht werden sollte, diesem Vorhaben sich aber durch die Flucht entzog. Es dürfte sonach keinem Zweifel mehr unterliegen, daß die Tödtung eine absichtliche gewesen.

= Koblenz, 13. Sept. Unsere Herbstmesse, welche mit Sonntag beginnt, scheint sehr lebhaft zu werden und hat sich schon ein großer Theil der Meßleute eingefunden. Auchzan Schaubuden man­cherlei Art zur Vergnügung des Publikums wird kein Mangel sein. Es heißt, die Kavalerie in der Rheinprovinz habe Befehl, sich zum Einrücken in Kurhessen bereit zu halten.

] Düsseldorf, 13. Sept. Die Rheinschiff­fahrt zu Düsseldorf während des Monats August hat im Ganzen 94,890 Ctr. ein= und 39,573 Ctr. ausgeführt. Die Anlage des Bahnhofes der Aachen= Düsseldorfer Eisenbahn setzt hier viele Federn in Bewegung und tagtäglich lesen wir Zeitungs=Artikel über diesen Gegenstand. Von Berlin schreibt man, daß die nächste Session der preußischen Kammern muthmaßlich eine der läng­sten sein werde, welche die parlamentarische Ge­schichte dieses Landes aufzuweisen habe, denn seit 1848 sei fast die gesammte Legislatur in einer Umwandlung begriffen und ein neuer fester Aufbau müsse bewerkstelligt werden. Bei unserm Ge­werbegericht hat die Neuwahl für das statutenge­mäße Ausscheiden eines Theiles der Mitglieder jetzt stattgefunden. Zu Neuß sieht man der Genehmigung zur Errichtung eines vollständigen Gymnasiums entgegen und wird alsdann Seine Erzbischöfl. Gnaden zur Errichtung des Knaben­Convicts daselbst unverzüglich schreiten.

Berlin, 10. Sept. Die kurhessischen Zu­stände nehmen hier in den gebildeten Kreisen eine immer größere Aufmerksamkeit in Anspruch. Un­sere schon vor einigen Tagen gegebene Andeutung, daß der König dieserhalb ein eigenhändiges ab­mahnendes Schreiben an den Kurfürsten gerichtet habe, können wir heute vollkommen bestätigen. Personen, die Hrn. Hassenpflug und den eigen­thümlich zähen Charakter desselben von früher her kennen, sind indeß der Ansicht, daß die Absichten desselben ohne Zweifel tiefer gehend seien und des­halb nicht so leicht zu beseitigen sein würden. Es ist eine feststehende Ansicht des Hrn. Hassenpflug, daß die neueren constitutionellen Verfassungen in Deutschland, und namentlich in Preußen, lediglich eine Folge der März=Emeuten seien, und deshalb in ihren Folgen um so schleuniger aufzuhalten seien, als man damit ohnehin nur einer halben Schritt zur Republik gethan habe. Hiernach steht allerdings anzunehmen, daß die Absichten des Hrn. Hassenpflug auf nichts Geringeres hinauslaufen, als auf eine Beseitigung der constitutionellen Ver­

fassung zunächst in Kurhessen, demnächst auch im übrigen Deutschland, um an die Stelle derselben die absolute Monarchie zu setzen, wenn auch mit freieren Formen, namentlich in Bezug auf Presse und Gerichtsverfahren. Daß Hr. Hassenpflug sich bei diesen Bestrebungen in Uebereinstimmung mit dem Kurfürsten befindet, ist anzunehmen, weil nur so erklärlich wird, wie der Letziere seinen Premier den maßlosesten Angriffen der eigenen Landespresse gegenüber fortwährend zu halten geneigt sein kann. Die Frage ist nur, ob das Land diesen Staats­streich ruhig hinzunehmen gemeint sein kann, und welche Eventualitäten eintreten werden, wenn Letz­teres nicht der Fall sein sollte. Es ist klar, daß diese Eventualitäten außer aller Berechnung lie­gen, und dadurch rechtfertigt sich die Spannung über den weitern Verlauf der Sache. Hierorts hat diese Ungewißheit bereits die materiellen Fol­gen gehabt, daß man, obwohl alles erdenkliche Papiergeld in Cirkulation ist, doch hessen=kasselsche Scheine selbst mit hohem Agio nicht mehr in Zah­lung nehmen will. Allenfalls gelingt es, dasselbe im kleinen Verkehr auszugeben, nicht aber in der eigentlichen Geldwelt. Der Premier=Lieutenant v. Saint=Paul, dessen in der Schlacht bei Idstedt bewiesene Tapferkeit, so wie seine Verwundung von den Zeitungen öfter erwähnt wurde, befand sich auf mehrtägigen Urlaub vorgestern hier, hat sich jedoch bereits in sein Standquartier zurückbe­geben. Er ist von seinen Wunden gänzlich ge­heilt und wird nur wenige Tage noch sich einer Stütze beim Gehen bedienen dürfen. Die Ge­sellschaft der Gartenfreunde Berlins wird in den Tagen vom 12. bis einschließlich den 18. d. M. ihre Ausstellungen von Garten=Erzeugnissen und auf Gärtnerei Bezug habenden Gegenständen in der von Sr. Maj. dem König eigens dazu be­willigten k. Reitbahn veranstalten. Durch reich­liche Einsendung geeigneter Sachen und durch be­sondere überraschende Vorkehrungen dürfte diese Herbst= Ausstellung, wie früher, die gebührende Theilnahme finden. Das am Invaliden=Park errichtete Gebäude zu einem königl. gymnastischen Central=Institut dürfte bis zum 15. Okt. d. J. gänzlich vollendet sein. Es ist indeß noch fraglich, ob dann auch schon der Unterricht darin wird be­ginnen können. Der Bau der gegenüberliegen­den neuen Kaserne(an der Stelle der in der Nacht vom 18. zum 19. März 1848 abgebrannten Ar­tillerie=Wagenhäuser) schreitet ebenfalls rasch vor, und dürfte die Kaserne schon im nächsten Jahre bezogen werden. Die Rückwirkungen des durch das bekannte Jagdgesetz vom Jahre 1848 stark decimirten Wildstandes machen sich noch immer fühlbar. Man hört in diesem Jahr außerordent­lich viel über den Mangel an Wildpret klagen. Der beste Barometer in dieser Beziehung ist der Wochenmarkt. Während ein Hase in frühern Jahren mit 12 bis 15 Sgr. bezahlt wurde, kostet er jetzt 1 bis Thlr.

Berlin, 10. Sept. Die Zeitungen beschäf­tigen sich fast ausschließlich mit der hessischen Frage. DieSpener. Ztg. finder für die gegenwärtige Lage der Dinge in Kurhessen nur einen Erklärungs­grund in dem Zurücktritte von der Union, die

Const. Ztg. ist in gewohnter Weise sehr kriegs­lustig, auch dieNeue Preuß. Zig. äußert sich, aber sehr vorsichtig, nach beiden Seiten hin; hat sie doch in letzter Zeit schon einmal geschwankt zwischen Bundestag und freien Conferenzen: auch heute macht sie in dieser Angelegenheit eine kleine Schwenkung, indem sie wieder den freien Confe­renzen das Wort redet. DerSaatsanzeiger theilt die verschiedenen von den Unionsregierungen die Nichtbeschickung des Bundestags betreffenden Antworten an das Wiener Cabinet mit.

Berlin, 10. Sept. Die hiesigen Gemein­derathswahlen sind beendet und liefern ein Ergeb­niß, wie die höchsten Hoffnungen der Conservati­ven es nicht erwartet hatten. Die Demokratie ist aus dem hiesigen Gemeinderath ausgeschlossen und damit aus allen Stellungen, die mit dem Staats­organismus in bedeutsamer Verbindung stehen, völlig hinausgedrängt. Unter den gestern gewähl­ten Gemeindeverordneten befindet sich auch der Fürst B. Radziwill, welcher die Wahl sofort freu­dig angenommen hat. Wer das Wirken des Fürsten in hiesiger Stadt kennt, wird dem neuen Gemeinderath zu diesem Mitgliede Glück wünschen.

Berlin, 11. Sept. Der hier anwesende Oberpräsident Eichmann hat eine Conferenz mit dem Minister von Manteuffel gehabt. Auch dem Ministerpräsidenten Grafen Brandenburg hat Hr. Eichmann seine Aufwartung gemacht. Ueber die neuliche Zusammenkunft des Herrn Eichmann mit dem Präsidenten der französischen Republik verlaus­tet nichts Neues. Hr. E. ist von demselben mit Auszeichnung empfangen worden und hat die er­neuerten Versicherungen französischer Freundschaft diesseits zu überbringen. Se. Maj. der Kaiser von Rußland wird dem Vernehmen nach im Laufe dieses Monats in Warschau erwartet. Die einen legen dieser Reise politische Gründe unter, andere hingegen glauben, daß Se. M. der Kaiser nur I. M. die Kaiserin bis Warschau begleiten will, welche aus Gesundheitsrücksichten den Winter über im Süden Europa's zuzubringen gedenkt. J. M. die Kalserin von Rußland, welche jetzt in Warschau erwartet wird, dürfte, im Fall II. MM. der Kö­nig und die Königin sich noch nach Erdmannsdorf begeben sollten, dort mit II. MM. eine Zusam­menkunft haben. Der Geh. Regs.=Rath Dr. Brüggemann ist von seiner Reise nach Ischl zu­rückgekehrt und hat bereits als vortragender Rath an den Berathungen des Unterrichts=Ministeriums Theil genommen. Der k. preuß. Minister=Re­sident bei den vereinigten nordamerikanischen Frei­staaten, v. Gerold, ist von Washington und der k. k. Wirkl. Geh. Rath v. Stürmer aus Wien hier eingetroffen. Aus einer hiesigen bedeuten­den bayerischen Bierbrauerei sind in den letzten acht Wochen nicht weniger als 400 Gläser(Sei­del) entwendet worden. Bis zum 8. d. Mis. Mittags waren als an der Cholera erkrankt an­gemeldet 760, Zugang bis zum 9. Mittags 19; Summa 779. Davon sind genesen 191, gestorben 413, in Behandlung geblieben 170. Unter den letztgemeldeten 19 sind 8 Todesfälle.

Berlin, 11. Sept. Der seit einiger Zeit aus Paris hier anwesende Direktor des ihéäire