Tagesbericht

*: Düsseldorf, 10. Dez. So eben wird von

Seiten der Mitglieder und Stellvertreter der die sigen Handelekammer an sämmtliche Adgeordnete zu Bertin eine Eingade in Beireff der der Nachen­Düsseldorfer Eisendahngesellschaft zu bewilligenden Zinsgarantie versandt. Die Eingabe macht zuerst auf die Rüßlichkeit dee Unternehmens aufmerk

sam, indem die projektirte Eisendahn durch die bevölkeristen Distrikte des Staate führt, in wel chen sich folgende gewerdliche Instiute finden: 1 Radetfabrik, 2 Gerbereien, 7 Seifenfabriken, 12 Druckereien, 12 Papierfabriken, 37 Oelmüblen, 114 Fardereien und 163 Baumwollenfabriken, welche einen so bedeutenden Perkehr hervordringen, daß man auf die Meile annahernd die Summe von 15 Millionen Centnern Fracht annehmen kann, so

wie bei der dichten Bevölkerung eine Benutzung der Bahn von 4 Millionen Menschen auf jede Meile zu erwarten steht. Die besondere Roth­wendigkeit der Bahn wird aber in dem Bedürf­niß gesunden, die Kohlen aus der Ruhrgegend den gewerdlichen Landestheilen unmitteldar zuzu­führen, indem die Fabriken derselden sonst nicht länger mit andern mehr begünstigten concurriren können.

Diese Gründe, welche für die starke Benutzung der Bahn sprechen, werden dann eben sowohl für die Wahrscheinlichkeit einer genügenden Rentabili­tät herangezogen, welche noch durch den Umstand erhöht wird, daß der Bau der Eisenbahn außer­ordentlich billig erfolgen kann.

Es ist jedoch die unmineldare Hülfe des Staate erforderlich, um das Unternehmen ins Leben zu führen, da ohne dieselde der bereits in Stocken geratbene Bau ganzlich eingestellt, und den Aktio­nären ein Verlust von 55 pEr. beigebracht werden würde, indem nicht dles 15 pEl. bereits eingezahlt sondern auch Bestellungen zum Betrage von zwei Millionen ausgetban sind.

Zu allen diesen Gründen wird dann noch hin­zugefügt, daß dereits ein für den Staat außeror. dentlich günstiger Vertrag abgeschlossen ist, nach welchem derselbe den Bau und Beiried der Bahn übernimmt, den aktionären drei ein halb pCt. Zinsen zusichert, und ein viertel bis zu 5 pCt., ein halb über dieselben zur Amortisation des Ca­pitals aussetzt, wodurch bei der nicht zu bezwei­felnden Rentabilität der Bahn der Staat bald das Eigenthum derselben erlangen kann

Die von Besitzern der Rheinischen Eisenbahn gegen die geforderte Zinsgarantie erhobenen Be­denken seien nichtig, da die Bahn im Sinne des Geseges keine Concurrenz=Eisenbahn sei, auch die Verwaltung der Rheinischen Bahn selber nicht ein­mal eine Benachtbeiligung ihrer Interessen durch die Ausführung der Aachen=Dusseldorfer annehme.

So wird denn zuversichtlich die Hoffnung aus­gesprochen, daß die Kammern ihre Einwilligung zur Gewährung der Zinsgarantie ertheilen werden.

1 Düsseldorf, 11. Dez. Folgende#elegra phische Depesche ist an Hra. Commerzienraih Baum hierselbst eingegangen: Bertin, 11. Dez., Morgens 10% Uhr. Das Resultat der Abstimmung in der Commission für die Düsseldorf=Aachener Eisen­bahn ist sehr günstig ausgefallen. Die Zinsgaran­tie ist mit 14 gegen 4 Stimmen angenommen. Um der verdrießlichen Finanzlage unserer Stadt aufzuhelfen, soll der Gemeinderath die Absicht ha­den, auf jeden Scheffel Geriß eine Abgabe von 1 Sgr. zu beschließen, was der unbemittelten Be­völkerung sehr drückend kommen würde. Die hiesigen Mai=Krawalle sollen nach einem Beschlusse des Kölner Appellhofes im Januar k. J. in einer außerordentlichen Assise auf hiesigem Platze ver­handelt werden. DieDüsseld. Zig. theilt aus Königsberg mit, daß Jacoby einstimmig frei­gesprochen worden sei. MosenthalsDeborah hat hier sehr angesprochen und morgen findet be­reits eine Wiederholung Stait. Frl. Schirmer spielte die Devorah mit hinreißender Wahrheit

und wurde reich belohnt durch Beifall. Was den Dichter und sein Erstlingswerk angeht, so webi ein frischer Hauch von Poesie über das Ganze, nur hat er den Knoten zu leicht geschürzt und die Entwickelung nicht folgerecht dramatisch durchge führt oder den Faden wieder plötzlich fallen las­sen. Auch hauc ein Charakter wie der Dedorahe tragisch enden sollen, anstatt unconsequent mit dem Vorvergehenden in ein versöhnendes Element um zuschlagen. Die Charakieristik in den vielen übri­gen einzelnen Ziguren ist dem Dichter trefflich gelwnge!.

Münster, 8. Dezdr. Wir haben hier vor Kurzem den Besuch des Grafen Leopold v. Siell­berg gehabt, welcher Prasident des zu Würzburg gegrundeten Bonisacius=Vereins ist und im In­teresse desselden nun sämmtliche Diöcesen Deutsch= lands dercist, um in den verschiedenen Stadten Filial=Vereine zu gründen, was ihm auch hier und zu Paderborn gelungen ist. Dem Vernehmen nach hat der Verein das Ziel vor Augen, den zerstreut lebenden Katholiken eine größere Befriedigung ihres religiösen Bedürfnisses zu verschaffen.

Munster, 11. Dez. Die Frage: ob Wal deck das Ehren=Bürgerrecht zu ertheilen sei ist gestern in öffentlicher Sitzung unserer Stadiver ordneten durch geheime Abstimmung mit 11 gegen 11 Stimmen bezaht worden, und es handelt sich jetzt nur noch darum welche Beschlußnahme der Magistrat in dieser Angelegenheit fassen wird, da die Stadte-Ordnung hierbei eine gemeinschaftliche Betheiligung beider stadtischen Corporationen be dingt. Man sagt, daß an Stelle des nach Wien berufenen Hrn. Grauert der Dr. Junkmann ein eifriger Anhanger der großdeutschen Partei, ale Lehrer der Geschichte an die hiesige Akademie de­rufen werden würde. Der commandirende Ge­neral von der Gröben ist von seinem Urlaub wie­der zurückgekehrt, dagegen hat Brigade=Gem al Graf Brühl seinen Abschied genommen.

* Berlin, 10. Dez.(Erste Kammer.) Nach dem Vorschlag des Präsidenten wird zu der für Prüfung des Staatshaushaltes gewählten Com mission jede Abtheilung noch sieben neue Mitglie­der wahlen. Der nunmehr von dem Centralaus­schusse redigirte Titel V der VerfassungVon den Kammern, wird angenommen. Hierauf wird die fernere Berathung der Gemeinde=Ordnung, als Gegenstand der Tagesordnung, in die Hand ge­nommen. Die meisten§§. von§ 2146 werden in der Fassung der Commission oder unverändert beliebt.§ 25 wird mit einem von der Commis­sion vorgeschlagenen Zusatze und einem Verbesse­rungs=Antrage Kiekers angenommen.§ 27 mit einem Zusatz=Antrag des Abg. v. Manteuffel und einer Einschaltung der Commission lauter nunmebr: Mitglieder des Gemeinde=Vorstandes können nicht sein: 1) die Mitglieder der Aussichtebehörde; 2) die Mutglieder des Gemeinverathes, ingleichen Ge­meinde= Unterbeamte einschließlich des Gemeinde Einnehmers; 3) Geistliche und Lehrer an öffent lichen Schulen; 4) die Mitglieder des Richter standes und die Beamten der Staatsanwaltschaft; 5) die Polizei=Beamten; 6) die zum stehenden Heere und zu den Landwehrstämmen gehörenden Personen. Vater und Sohn, Schwiegervater und Schwiegersohn, Brüder und Schwäger dürfen nicht zugleich Mitglieder des Gemeinde=Vorstandes sein. Entsteht die Schwägerschaft im Laufe der Wahl periode, so scheidet das zuletzt gewahlte Mitglied des Gemeinde=Vorstandes aus. Personen, welche die in dem Gesetze vom 7. Februar 1835(Ge­setzsammlung S. 15) bezeichneten Gewerbe beirei­ben, können nicht Bürgermeister sein.

(Zweite Kammer.) Mehrere Abgeordnete zeigen die Niederlegung ihres Mandates an. Abg. von Zoliowski und Genossen bringen folgenden dringlichen Antrag ein, der unterstützt wird: Die hohe Kammer wolle beschließen, das Staatsmini­sterium zu veranlassen, in dem Großberzogthum Posen, als in einem zum deutschen Bunde nicht gehörigen Lande, die dort angeordneten Wahlen

zum Erfurter Voikshause nicht vornehmen zu las­sen. Derselde wird bei der Abstimmung darüber der Commission für die deutschen Angelegendeuten überwiesen. Der revidirte Gesetz Entwuif wegen Ablösung der Reallasten 2c. wird mit großer Ma­jortiht angenommen. Abg. Geßler verliest eine Interpellation an das Siaatoministerium darüder, wann die zugesagte Vorlage üder die endliche Reguli­rung der Verhautnisse in der Prov. Posen zu erwarten sei. Der Minister des Innern gedenkt im kaufe der Woche oder döchstene nachsten Montag desinitive Antwort ertheilen zu können. Nachstdem wird zur weitern Berathung über den Gesetz=Entwurf, be­trefsend die Erganzung und Adänderung der Ge­meinheits-Theilungs=Ordnung vom 7. Juli 1821, übergegangen und über die Vertheilung der Kosten bei Ablösung der Servitute u. s. w. discutirt. Nach Erledigung dieses Gegenstandes schreitet die Tagesordnung zum Berichte für Finanzen und Zölle über den Gesetz=Entwurf wegen Ermaßigung der Bries-Porto=Tare, und alsdann zur Berattung der Gesetzes=Vorlage, anlangend die Errichtung von Remenbanken. v. Biemark spricht sich gegen letzteres Gesetz aus, dasselbe wird aber in der Commissions=Fassung fast ohne Dedaue von der Kammer angenommen.

Berlin, 11. Dez., Abends.(Telegraphische Depesche der Köln. Zig.) Es steht nun desiniin fest, daß Herr von Radowig am 14. Dezdr. nach Frankfurt abreist.

Naumburg, 7. Dez. Heute saßen vor den hiesigen Assisen auf der Anklagebank der 18jahrige Bauernbursche Göge aus Memleben und seine Mutter. Letziere, angeklagt, ihren Sohn veran­laßt zu haben, ihre Schwester zu erschlagen, ward freigesprochen. Dagegen ward Ersterer des Tooi­schlagsschuldig erachtet und zur Strafe des Beils verurtheilt, weil er seiner Mutter Schwester bestohlen und etliche Tage spater ihr am Wege aufgelauert und sie mit einem Stocke und einigen Steinen erschlagen habe. Die Erschlagene hatte nämlich geeroht, nach Webra zum Scharfrichter zu gehen, der ihr sagen sollte, wer die noch feh­lenden 4 bis 5 Thir. habe. Es ist dies das zweite Todesurtheil, welches der hiesige Schwur­gerichtshof gesällt hat. Der wegen Majestats­beleidigung angeklagte Maurice Schlesinger aus Paris war den 6. d. M. nicht erschienen, weil er, auf einer Reise nach Italien begriffen, die Vor­ladung nicht zeitig genug erhalten hatte.

Posen, 7. Dez. Die österreichischen Feld­backer aus Krakau und Podgorze sind wirklich nach Czenstochau ins Königreich Polen geschickt worden, aber nicht um Brod für eine nachrückende öster­reichische Armee zu backen, sondern um 40,000 Centner Mehl, welches die Oesterreicher von den Russen gekauft and welches sich zum größeren Theile in ganz verdordenem Zustande befunden hatte, bei der Zurücklieferung zu überwachen. Wie ich Ihnen bereits meldete, werden die Polen nach Erfurt wahlen, und die größeren polnischen Organe, namentlich die der Liga mit der Gazeia poleka an der Spitze, beginnen dereus die Wahl­agitation. Sie erklären den passiven Widerstand als die schlechteste Politik, und weisen dies an der preußischen Demokratie nach. Uebrigens rechnen unsere Polen sehr stark darauf, daß die Demokra­tie nach Erfurt mitwahlen, daß sie sogar die Ma­jorität dort haben wird.(D..)

Hamburg, 7. Dez. Gestern sollen preu­ßische Offiziere, die von hier eine Schlittentour nach Altona machten, in letzterer Stadt arg gemiß­handelt worden sein. Als Ursache giebi man an, daß die Preußen die dänischen Farben trugen. Naheres hierüber weiß man in diesem Augenblicke noch nicht..(F..)

Dresden, 7. Oez. Der König ist gestern, seit Monaten zum ersten Male wieder im Hof­theater erschienen.Als Se. Majestat berich­tet die offizielle Zeitung in die königliche Loge eingetreten war, erscholl von einer kräftigen Stimme aus dem Parkei ein herzliches Ledehoch für den