JE 20.1.

Mittwoch den 21. September.

Siebenunddreitigster Jahrgang.

1815.

Amtliche Nachrichten.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst gerubt Den seitherigen Oder=Landesgerichts=Referendarius, Rit. tergutsbesitzer Freiherrn vom Hagen auf Deuna, zum Land­rath des Kreises Wordis, im Regierungsbezirk Erfurt, zu er­nennen.

Gemischtes.

(Köln, 22. Sept.) Wenn unsere Kunstausstellung auch bereits über zwci Monate dem Publikum geöffnet ist, so hat die Theilnahme an derselben doch noch keineswegs abgenommen, im Gegentheile, da sie gestern noch von mehr als 1200 Personen besucht wurde. In den letzten Tagen hat dieselbe wieder mehrere tüchtige Kunstwerke erhalten,

und scheinen die letzten Wochen ihrer Daner die glanzend­

sten zu werden, denn heute sind noch ein paar ausgezeich­nete Gemälde neu aufgestellt worden.Waltensiein's Traum nach Schiller von dem badischen Hofmaler Diez, welcher

den Moment, wo der Graf Mar Piccolomini den Herzog von Friedland in der Schlacht bei Lützen rettet, zum Vor­wurf einer eben so charakteristisch lebendigen als reichen Composition benutzt hat. Maler W. Volkhart in Düssel­dorf, der schon mehrere Scenen aus dem Leben der Maria Stuart bildlich dargestellt hat, gibt uns in einem größern Gemäldeden letzten Gang der unglücklichen Königin, den Augenblick, wo sie das Blutgerüst betreten soll und von ihren Treuen Abschied nimmt.

(Düsseldorf, 22. Sept.) Unsere zu den Divi­sionsübungen nach Wesel ausmarschirt gewesene Garnison ist heute hierher zurückgekehrt.

(Koblenz, 22. Sept.) Se. Excellenz der Herr Finanz=Minisier von Flottwell trifft nach den neuern Nach­richten schon morgen von Trier kommend hier ein, wird aber am folgenden Tage unsere Stadt schon wieder ver­lassen und in Begleitung des Herrn Ober=Präsidenten die Rheinprovinz bereisen. Einer der Veteranen der ehe­maligen französischen Armee ist wieder zum Jenscits hinü­bergegangen. Gestern Abend verschied, an den Folgen der Wassersucht, der in Koblenz geborene Chaussee=Wärter Holtmann, der am 23. d. von seinen Kameraden beerdigt wird. Er trat im Jahre 1804 als Husar ins 5. Husaren­Regiment, machte die Feldzüge in Deutschland und Spa­

nien mit, und ward mehrmals verwundet.

(Mainz, 19. Sept.) Das Project zur Anlage

einer neuen Promenade zwischen dem Raimundi und dem Münsterthor scheint wirklich in Erfüllung gehen zu wollen, denn der Gartenbauverein, der sich der Sache aufs leb­hafteste annimmt, hat so eben zu diesem Zweck eine Ge­

neralversammlung seiner Mitglieder berufen. Das kann eine der schönsten Zierden werden, die Mainz hat, und

der Raum ist durch die neuesten Festungsarbeiten dazu gerade wie geschaffen. Auch ist eine solche Promenade für die Bewohner dieser Stadtgegend wirkliches Bedürfniß, da dieselben gegen jene, welche unweit derneuen Anlage. wohnen, in großem Nachtheil sind und in Bezug auf Spaziergänge nichts haben als die engen und unschein­baren Wege des s. g.Gartenfelds, wo für andere Be­dürfnisse als für die der Spaziergänger gesorgt ist. Die Rheinseite der Stadt erhält nun auch ihre namhafte Verschönerung durch die imposante Colonnade, die diesseits der canelirten Mauer gebaut und zur Hälfte bereits voll­endet ist. Nur hört man nicht, daß sich auch schon r Liebhaber zur Miethe der Läden gefunden haben, obgleich dort für gemisse Waarengattungen sicherlich ein sehr ln­eratives Geschäft zu machen sein muß, da die Rheinstraße

siets die belebteste und von Fremden fast einzig besuchte Straße ist. In Bezug auf die Fremden muß ich beiner­ken, daß leider die Frequenz diesmal sehr früh abgenom­men hat, was freilich in den Witterungsverhälimisen be­gründet ist. Doch haben in den frühern Monaten die Besitzer von großen Hotels ansehnliche Geschäfte gemacht und wenn auch einige derselben vorzugsweise von hohen

und namhaften Gästen besucht waren, so hat es darum doch den andern nicht an vielbelebter Thätigkeit ge­fehlt und wir würden erstannen über die große Anzahl Fremden, welche diesen Sommer hindurch unsere Gast höfe bevölkerten, wenn wir so glücklich wären, wie andere Städte, ein Fremdenblatt zu haben. Sonderbarerweise kann aber ein solches hier nicht zu Stande kommen, so oft auch schon Unternehmer kazu die Hand boten.

(Berlin, 18. Sept.) Aus der hiesigen Stadt

voigtei sind zwei berüchtigte Verbrecher in den letzten Ta gen entflohen, indem sie die vor ihren Fenstern befindli chen Stäbe zerschnitten und sich an ihren Beit=Tüchern her untergelassen haben. Der eine, ein früherer Munzarbeiter, betreibt gegenwärtig die Schumacherprotession und ist als ein Mensch berüchtigt, der mehrfache Raubanfälle verübt haben soll. Er befindet sich jetzt wegen Meineides in Untersuchung. Der andere ein ehemaliger Kellner und Tafeldecker, machte ein ordentliches Gewerde daraus, an denjenigen Orten, an denen er als Tafeldecker benutzt wurde, und an denen er auf diese Weise die Lokalverhält. nisse der Weinkeller kennen gelernt hatte, späterhin Wein. diebstähle zu verüben. Er betricb auf solche Weise einen förmlichen Weinhandel, und Leute, die im Trüben zu fischen pflegen, erhielten von ihm sehr billige und gute Weine.

Der erstere dieser beiden Flüchtlinge hat gegenwärtig eine sehr naive Eingabe an das Criminalgcricht gerichtet. Er bittet nämlich hoflichst um Entschuldigung seines Aus bruchs. Er bemerkt, daß er solchen nur bewerkstelligt habe weil er mit Familic versehen sei, deren Noth ihn zu sehr gejammert habe, und welcher er bei der gegen­

wärtig hereinbrechenden kalten Witterung nochwendiger

weise Schuhe machen müsse. Er verspricht, daß er nach Vollendung dieser Arbeit wiederkommen würde und bittet das Gericht, ihn nur noch bis zum nächsten Dienstag zu beurlauben, wie er sich ausdrückt.

(Bremen, 18. Sept.) Man erzählt sich viel von einem ausnehmend vortheilhaften Erbicten, welches zwei

Engländer in Hannover und Bramen gemacht haben sollen, nemlich anstatt des zwischen beiden Städten anzulegenden Eisenweges eine Holzbahn für ½; der für jenen voran­schlagten Kosten mit weit geringerm Aufwande für die Un terhaltung herzustellen, welche Bahn mit durch Lufidruck ungleich rascher als durch die kostspielige Dampstraft ge

triebenen Lokomotiven befahren werden sollte. Soiche Bahnen und Maschinen sollen in England schon mit dem größten Erfolge eingerichtet sein. Das Schienenmatcrial würde Buchenholz, in Asphalt auf festem Grunde liegend, sein, diese Schienen von Handbreite für gleich breite der eingerichtet, die durch die fortwährend wiederholte Rei­

bung das Holz nur verhärten und metallisiren würden. Ein besonderer Vorzug dieser Holzbahnen und der Anwen­dung der Luftpumpe für die Lokomotiven soll ersiens in einer bedeutenden Erleichterung der Bergfahrten und zwei­

tens in völliger Sicherung gegen das Ausgleiten der Wag gons bei Krümmungen der Bayn besichen. Letzteres zu verhüten werden leichte, anschließende Metallräder an der Binnenseite der Tragräder angebracht. Die Unternehmer sotlen sich zu den billigsten Bedingungen und zu Versuchen