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Uusern Lesern die Mittheilung, daß wir durch zwei Korrespondenten aus der Pfalz täglich Nachrichten von diesem wich­tigen Schauplatze erhalten. D. Red.

Deutschland.

Bonn 17. Mai. Das Bonner Wochen­blatt giebt in seiner heutigen Nummer folgenden Artikel unter dem Zeichen S, welcher auf einige der Angehörigen der darin genannten Verfolgten, wie wir hören, sehr bedauerliche Wirkungen ge­macht hat. Wir setzen den Abdruck des genann­ten Artikels an die Spitze unsres heutigen Blattes, da er unsern entferntern Lesern hinsicht­lich einer Abänderung des Namens der Redac­tion die erforderlichen Aufschlüsse giebt:

Auf Requisition des kgl. Instruktionsgerichts sollte am 14. d. M. gegen die Bürger Gottfr. Kinkel, Prof., Bühl, Fuhrmann und A. Ungar Kaufm., zur Verhaftung geschritten werden; die ersteren waren nicht anzutreffen, letzterer wurde jedoch eingezogen und am 16. d. M. nach Köln abgeführt. Auf Requisition desselben Gerichtes wurde auch eine Hausuntersuchung bei den Bür­gern Klinker, Kamm, Schurz, Bühl und A. Un­gar vorgenommen. Es unterliegt keinem Zwei­fel, daß die zuerst Genannten mit Rücksicht auf den Art. 96 des Strafgesetzbuchs verfolgt werden. Dieser lautet:

Wer sich an die Spitze bewaffneter Banden stellt oder eine Verrichtung oder ein Commando irgend einer Art dabei versieht, entweder um sich der.... dem Staate zugehörigen Ma­gazine, Zeughäuser.... zu bemächtigen, oder

um....... die öffentliche Macht, welche

gegen die Urheder dieser Verbrechen verfährt, anzugreifen, oder ihr Widerstand zu leisten, wird mit dem Tode bestraft 2c. 2c. Die näm­lichen Strafen treffen diejenigen, welche die Zusammenrottung leiten, die Banden anwerben oder anwecben lassen, sie organisiren oder ihnen wissentlich und freiwillig Waffen, Munition ... liefern oder verschaffen.... oder welche auf irgend eine andere Art mit den Auführern oder Commandanten der Banden Einverständnisse unterhalten.

DieNeue Rheinische Zeitung ist heute (19. Mai) zum letztenmal erschienen, und zwar durchaus mit rothen Lettern gedruckt. An der Stirne trägt sie ein Abschiedswort ihres Mitre­dacteurs Freiligrath, das wir hiermit unsern Lesern mittheilen:

Lein offner Hieb in offner Schlacht

Es fällen die Nücken und Tücken,

Es fällt mich die schleichende Niedertracht Der schmutzigen West=Kalmücken!

Aus dem Dunkel flog der tödtende Schaft,

Aus dem Hinterhalt fielen die Streiche Und so lieg' ich nun da in meiner Kraft,

Eine stolze Rebellenleiche!

Auf der Lippe den Trotz und den zuckenden Hohn, In der Hand den blitzenden Degen,

Noch im Sterben rufend:Die Rebellion!a

So bin ich mit Ehren erlegen.

O, gern wohl bestreuten mein Grab mit Salz

Der Preuße zusammt dem Czare

Doch es schicken die Ungarn, es schickt die Pfalz

Drei Salven mir über die Bahre!

Wir behalten uns vor in der nächsten Woche einen Bericht über das Schicksal und die fernern Schritte unsres geflüchteten bisherigen Redacteurs folgen zu lassen.

&a Bonn 17. Mai.[Landwehr.] Wie uns aus glaubwürdiger Quelle versichert wird, sollen diejenigen Landwehrmänner, welche sich entschlossen, der Einberufungsordre keine Folge zu geben, durch die königl. preuß. Brandenburg­Manteuffel'sche Gensd'armerie dazu gezwungen werden. Bei solcher Handlungsweise liegt es außer allem Zweifel, daß die gehoffte Wirksamkeit des Instituts der Landwehr nur eine durchaus unzuverlässige sein wird, indem durch seine Be­nutzung zu volksfeindlichem und unedlen Zwecke, welche dem Sinne des Landwehrmannes, der zu­gleich Bürger ist, zuwiderlaufen, dessen wahre Bestimmung mißbraucht wird. Die Kraft des Kernes des preußischen Heeres ist daher für im­mer verdorben und vernichtet. Ferner haben die Behörden die specielle Weisung von oben herab erhalten, jedwede Versammlung von Landwehr­männern zu verhindern und etwaige Theilnehmer zur Bestrafung zu ziehen. Also, wie es scheint, der erste Schritt, das Associationsreebt zu unter­drücken. Fahre man nur so fort mit Verord­nungen von Zwangsmaßregeln, und die Früchte der giftigen Saat des Ahsolutismus werden bald in voller Blüthe prangen.

O Koblenz 18. Mai.[Eine Eröffnung.] DieNeue Preuß. Ztg. hat sich, wie man zu sagen pflegt, einmal tüchtig den Mund verbrannt. Während sie früher die Nationalversammlung als naseweis schalt, weil sie Einsicht in die Finanzen des Staates verlangte, verräth sie jetzt ganz kind­lich aufrichtig in ihrem amtlichen Theil, daß 3 Millionen Unterstützungsgelder für die Rheinpro­vinz verausgabt worden, von deren Verwendung die Rheinländer nicht das mindeste bisher erfah­ren haben. Wir hören und staunen!!

Breslau 14. Mai.[Die Russen.] Die Transporte der russischen Truppen durch Ober­schlesien dauern noch fort und werden wohl erst morgen beendet werden. Es dürften die Bewe­gungen dieser großartigen Truppenmassen, slavi­scher und orientalischer Herkunft, die mit Sack

Und der arme Mann im zerriß'nen Gewand,

Er wirft auf mein Haupt die Schollen;

Er wirft sie hinab mit der fleißigen Hand,

Mit der harten, der schwielenvollen.

Einen Kranz auch bringt er aus Blumen und Mai'n. Zu ruh'n auf meinen Wunden;

Den haben sein Weib und sein Töchterlein Nach der Arbeit für mich gewunden.

Nun Ade, nun Ade, du kämpfende Welt,

Nun Ade, ihr ringenden Heere!

Nun Ade, du pulvergeschwärztes Feld,

Nun Ade, ihr Schwerter und Speere!

Nun Ade, doch nicht für immer Ade!

Denn sie tödten den Geist nicht, ihr Brüder!

Bald richt' ich mich rasselnd in die Höh',

Bald kehr' ich reisiger wieder!

Wenn die letzte Krone wie Glas zerbricht,

In des Kampfes Wettern und Flammen,

Wenn das Volk sein letztesSchuldigla spricht, Dann stehen wir wieder zusammen!

Mit dem Wort, mit dem Schwert, an der Donau, am Rhein,

Eine allzeit treue Gesellin

Wird dem Throne zerschmetternden Volke sein

Die Geächtets, die Rebellin!

und Pack, mit Lebensmitteln, mit Fourage, mit ihren sämmtlichen Kriegs= und sonstigen Bedürf­nissen, kurz mit ihrer ganzen Eristenz, nach dem Occidente ziehen, in der neueren Kriegsgeschichte Europas einzig dastehen, da selbst der Feldzug Rapoleons im Jahre 1812 durch Mitteleuropa nur wenige Momente der Aehnlichkeit darbietet. Schmerzlich und niederschlagend im höchsten Grade ist der Anblick jener bewaffneten Massen und der Gedanke, daß sie, dem barbarischen Osten ihrer Geburt und ihrem geistigen Zustande nach angehörend, durch die Macht Eines Willens zur Unterjochung jener großen Ideen von Recht und Freihekt gezwungen werden, deren Verwirklichung die besten, edelsten Männer der germanischen und romanischen Nationen erstrebt haben. Lassen Sie mich, wenn es möglich, auf Augenblicke diese traurige Betrachtung vergessen und Ihnen eine, wenn auch nur unvollkommene Skizze dessen geben, was ich gestern von den Russen gesehen. Als ich gegen Mittag nach Cosel kam, fand ich den dor­tigen Bahnhof mit Tausenden von Menschen theils angefüllt, theils umlagert. Ein neuer Transport ward erwartet! Als das Signal gegeben und damit die baldige Ankunft der seltenen Gäste ver­kündet ward, steigerte sich die Reugierde und die Ungeduld des Publikums mehr und mehr. End­lich erschienen sie. Auf Koblenwagen, die oben unbedeckt und somit den Strahlen der Sonne und dem Staube ausgesetzt, standen diese unglücklichen Opfer; alte, verbrannte Gesichter mit seltsamen Physiognomien, die aber zum allergrößten Thelle ohne Ausdruck und Leben waren; sie standen dicht neben einander und waren den Stößen der Wagen und den Qualen eines heißen Tages völlig preis­gegeben, ihre Beförderung unterschied sich in Nichts von dem gewöhnlichen Viehtransporte; mißmuthig und trübe, zum Theil auch stumpf und gleich­gültig sahen sie aus. Es waren meist große, breitschultrige Leute, durch den russischen Militär= dienst auf die Strapazen des Krieges vortrefflich vorbereitet. Einige hatten Narben und Schmarren in ihren Gesichtern, die außer einigen Bändern und Kreuzen die einzige Belohnung ihrer Tapfer­keit impolnischen Feldzuge von 1831 waren. Sie trugen sämmtlich eine den preußischen Helmen heinahe gleiche Kopfbekleidung, einen grauen fest­anliegenden Mantel von grauem Stoff mit gelben Streifen, der gesetzlich drei Jahre halten muß, unter demselben ein Hemd, das Gott weiß wie lange den Segen Neptun's nicht empfunden hat, und ein Paar Inerpressibles(Unaussprechliche) von sehr festem, grauem Tuche mitschmalen rothen Streifen. Die gesetzliche Dauer ihrer Stiefel und Inerpressibles ist auf zwei Jahre durch einen Ukas festgesetzt. Ihre sonstigen Kleidungsstücke befanden sich in ihren Tornistern. Als der Zug hielt, trat das Publikum an die Wagen und man hörte polnische Ansprachen. Indeß gab es wenige Polen unter den mit diesem Zuge beförderten Truppen; sie waren großentheils aus dem Innern des russischen Reichs, ein Theil sogar aus den östlichen Provinzen des europäischen Rußlands und von den Gestaden der Wolga und des schwarzen Meeres; letztere waren bereits seit zwei Monaten auf dem Marsche. Außerdem befand sich unter ihnen mit widerstrebender Hand und bluten­dem Herzen schreibe ich dies ein Deutscher aus den Ostseepropinzen und 45 sämmtlich deutsch