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Preis: in der Exp. halbj.
1Thlr., viertelj. 15 Sgr.;
d.d.Post halbj. 1 Th. 5Sg.
für
Stadt und Land.
Einrückungsgeb. 6 Pf. per Zeile. Geeignete Beiträge werdengernangenommen.
Druck und Verlag unter Verantwortlichkeit von J. W. Bochum.
Linz am Rhein 1836.— Nro. 44.— Mittwoch den 1. Juni.
Die Braut von der Neuerburg.
(Volkssage aus dem Wiedbachthal.)
Von der Neuerburg hernieder Stieg die Jungfrau an den Fluß,
Unten klingen Minnelieder,
. Rufet zarter Liebesgruß.
Und ein junger Ritter steiget Aus dem Nachen liebewarm,
Und die Maid sich zu ihm neiget,
Schlingt um ihn den Lilienarm.
Und viel Liebesworte tauschet Das beglückte junge Paar,
Und der Wiedbach Woge rauschet,
Lispelt Worte wunderbar.—
Doch als sich am Himmelsdome Hell der Mond durch Wolken bricht,
Hebt sich aus dem blauen Strome Einer Nixe bleich' Gesicht.
Und sie kommt herbei gezogen,
Reidisch auf das Minneglück,
Und sie steiget aus den Wogen,
Setzt sich auf ein Felsenstück.
Und die Jungfrau faßt ein Grauen,
Fest schmiegt sie sich an ihn an,
Thränen in den Augen thauen;
Tröstend spricht der Rittersmann:—
„Weine nicht, ich kehre wieder,
„Wenn der Abend niedersinkt,
„Und dich rufen meine Lieder,
„Wenn der Abendstern uns winkt.
Und es stockt der Thränen=Quelle:
Er bestieg den flüchtigen Kahn,
Und ihn trägt die Silberwelle Pfeilschnell durch die Wogenbahn.
In der Alteck Felsenwänden Dreht der Nachen sich herum;
Aus dem Fluß mit kalten Händen Steigt die Nire, bleich und stumm.
Faßt den Ritter mit der Linken,
Zieht ihn eilig in die Fluth:
„Siehst du dort mein Schlößchen blinken,
„In Korallen, roth, wie Blut?
„Siehst du nicht geschmückte Gäste „Und die Meerfrau, klug und fromm?
„Du nur fehltest bei dem Feste,
„Horch, dem Bräut'gam schallt Willkomm'!“
Stille sank der Abend nieder,
Und die Jungfrau ging zum Fluß,
Doch nicht tönten Minnelieder,
Nicht erklang der Liebesgruß.
Und am Ufer saß sie weinend,
Leise murmelte der Strom,
Bis das Mondlicht, silbern scheinend,
Langsam glänzt' am Himmelsdom.
Doch kein Nachen kam geschwommen,
Keiner Laute Klang erscholl,
Und sie saß, von Schmerz beklommen,
An dem Ufer ahnungsvoll.
Wenn der Pilger an dem Strande Nachtens wallt im Mondenschein, Schauet er im Schneegewande An dem Sirom das Burgfräulein.
Und ein Ritter kommt gegangen,
Schlingt den Arm um ihren Leib; Küsse preßt auf seine Wangen Das gespenst'ge, bleiche Weib.
Und die Nixe kommt gezogen Mit dem wassergrünen Haar,
Und es rauschet in den Wogen Geisterhaft die Nirenschaar.
Die heilige Dorothea.
(Eine Legende.)—(Fortsetzung.)
Als nun einmal wieder die fromme Dorothea bei der ersten Frühe eines schönen Sommermorgens, in den reinen Händen ein zierliches Körbchen, gefüllt mit den frischesten duftendsten Rosen, in heiliger Stille