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Dienstag, 30. Juni 1936 56. Jahrgang* Rummer 150

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Galla=Anruhen in Süd-Abessinien

Deutscher Missionar ermordet

dnb. Addis Abeba, 29. Juni. Aus dem süd­lichen Teil Abessiniens werden Unruhen, ver­ursacht durch Galla=Stämme, gemeldet. Aus Neghelli un Somaliland brach am 5. Juni unter dem Befehl des Generals Gelose eine Auto­kolonne auf und besetzte Mega Mache, 250 bm nördlich von Neghelli. Die Aufgabe der Kolonne besteht darin, den aufständischen Gallas die Lebensmittelzufuhr abzuschneiden.

Aus Addis elbeba wurde ebenfalls etne be­waffnete Autokolonne zu den belgischen Plan­tagen, mehrere hundert Kilometer südlich der Hauptstadt geschickt. Der Kolonne schlossen sich auch mehrere Deutsche an, um deutsche Lands­loute von der Belagerung durch Eingeborene zu lefreien.

Ueber das Schicksal des deutschen Missionars Adolf Mueller auf der Station Bedelle konnte man jetzt traurige Gewißheit erhalten. Der Missionar wurde ermordet. Nach einer Mel­dung des britischen Konsulats in Gore befinden sich seine Frau und seine Kinder auf dem Heim­wege über dem Sudan. Der Wissioner hatte sein Haus trotz des Mangels an Lebensmitteln und Munition gegen die Gallas tagelang ver­teidigt, um die Flucht seiner Familie zu decken. Am Sonntag fand auf der deutschen Missions­station in Addis Abeba für Mueller eine Ge­dächtnisfeier statt.

Der Negus will vor der Völkerbunds­versammlung sprechen

dnb. Genf, 29. Juni. Wie in Völkerbunds­kreisen verlautet, steht nunmehr fest, daß der Ne­gus es durchgesetzt hat. als Führer der abessini­schen Abordnung vor der Völkerbundsversamm­lung das Wort zu ergreifen. Dagegen werden alle Gerüchte über seine beabsichtigte Rückkehr nach Abessinien zum Zwecke der Fortführung des Krieges dementiert. Man erwartet, daß er auch das oft gestellte Verlangen nach Finanzhilfe für Abessinien erneuern will, da auch sein eigenes Vermögen so gut wie erschöpft sein soll.

Heimschaffung größerer italienischer Truppenverbände aus Ostafrika

dnb. Rom, 29. Junt. Nachdem die Rück­transporte der Truppen aus Italienisch=Ostafrita in den letzten Tagen bereits zugenommen hatten, soll jetzt nach amtlicher Mitteilung die Heim­schaffung größerer Truppeneinheiten folgen. Bei dem Rücktransport sollen zunächst möglichst die Truppeneinheiten berücksichtigt werden, die im Frühjahr 1935 als erste nach Ostafrika ausgereist sind.

Nach einer Information des Giornale d'Italia

werden nach und nach alle italienischen Truppen, abzeichen. Die Uniform und der Tropenhelm die an dem ostafrikanischen Feldzug teilgenom= bleiben in ihrem Besitz. Außerdem bekommen men haben, in die Heimat zurückbefördert wer= sie je nach dem Dienstgrad gestaffelte Geldsum­den. Bei ihrem Abschied erhalten die Offiziere men zwischen 200 und 400 Lire. Die Reserve­und Mannschaften ein besonderes Erinnerungs= offiziere erhalten ein Monatsgehalt.

Hauer Schmidt wohlbehalten geborgen/ 178 Stunden im Schacht eingeschlossen

dnb. Herne, 29. 6. Der seit vorigen Mon­tag verschüttete Hauer Schmidt wurde am Montagnachmittag um 17 Uhr wohlbehalten geborgen. Er wurde zur Beobachtung seines Gesundheitszustandes in das Krankenhaus Bergmannsheil in Bochum gebracht. Unter Tage wurde Hauer Schmidt von der Berg­behörde, der Betriebsführung und den Kame­raden herzlich beglückwünscht und über Tage von Frau und Mutter beglückt empfangen.

Vor der Zeche hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die den Ge­retteten herzlichst begrüßte.

Die Bergung gelang durch Wiederaufwäl­tigung der auf 20 Meter Länge verschütteten Strecke unter großen Schwierigkeiten, weil die Kohlenmassen ständig nachzurutschen drohten. Es mußte daher unter großer Vor­sicht mit Getriebezimmerung vorgegangen werden, die nach siebentägiger aufopfernder Arbeit der Rettungsmannschaften endlich zum Erfolge führte.

dnb. Herne, 29. Juni. Fast neun Tage und acht Nächte, genau 178 Stunden, ist Hauer Schmidt bis zu seiner Rettung fast 800 Meter tief unten im Schacht von der Welt abgeschnitten gewesen. Das Zubruch gehen einer Strecke versperrte ihm, der allein in einem Querschlag auf der siebten Sohle der Zeche Shamrock I/II arbeitete, den Weg aus der Grube. Seit Dienstag bestand Ver­ständigung mit dem Eingeschlossenen. Ein Rohr wurde durch das Gestein getrieben, das ihm Nahrung und Luft zuführte. Schwierig und mühevoll war das Rettungswerk, er­schwert noch durch die starke Hitze an dieser Stelle des Schachtes. Mit größter Vorsicht

mußten die Rettungsmannschaften zu Werke gehen. Gesteinsmassen mußten weggeräumt werden, und die Grubenbaue mußten ab­gestützt werden, sollte nicht nachrollendes Ge­stein das Leben des Verschütteten und seiner Retter in Gefahr bringen.

In vier Schichten unter Leitung der Be­triebsführung und der Bergbehörde arbeiteten die Retter. Von zwei Seiten war man zuletzt bemüht, zu dem Eingeschlossenen vorzudrin­gen. Außerdem waren seit Freitag Ingenieure dabei, von unten her ein Loch zu bohren, durch das man schließlich mit einem weiten Rohr den Verschütteten zu bergen hoffte.

Derpeilen ließ es sich der Hauer Schmidt so wohl gehen, wie dies in seiner Lage mög­lich war. In bester Laune unterhielt er sich mit den Rettungsmannschaften. Der Raum, in dem er über eine Woche zwangsweise aus­halten mußte, umfaßt rund 40 gm. Brot, Keks. Wurst, Fleisch, Käse und Tomaten, Milch und Tee mit Rum wurden ihm laufend in seinen Kerker geschickt. Auch seine Lieb­lingsspeise, Speckpfannkuchen, konnte er sich zu Gemüte führen. Mehrere Grubenlampen versorgten ihn mit Licht. Für das geistige Wohl war ebenfalls gesorgt. Dem Fußball­freund und Brieftaubenliebhaber wurden die entsprechenden Zeitungen geliefert, damit er auf dem Laufenden blieb. Ja, sogar eine tele­phonische Verbindung zwischen dem Ein­geschlossenen und der Außenwelt wurde her­gestellt. Unterhaltungen mit seiner Frau und der Betriebsführung gaben ihm neuen Le­bensmut und die Kraft zum Ausharren. Unterdessen ging das Rettungswerk unermüd­lich und mit Bedacht weiter, bis es nun end­lich gelungen ist. Eine Tat bergmännischer Kameradschaft ist vollbracht.

Der Textil=Krieg England Sapan

Japanischer Angriff auf das Vorzugszoll­system des britischen Weltreiches. Für die Politik der offenen Tür.

Soeben trifft aus Tokio die Meldung ein, daß die japanische Regierung das Schutzzollgesetz gegen Australien in Kraft gesetzt hat. Damit hat der englisch=japanische Teriltrieg um die Märkte des britischen Weltreiches einen Höhe­punkt erreicht. Der japanische Beschluß, sich gegen die Einfuhr australischer Waren zur Wehr zu setzen, war die unmittelbare Folge der Wei­gerung Australiens, während der im Gange be­findlichen japanisch-australischen Vertragsver­handlungen den früheren Zustand der freien Einfuhr japanischer Erzeugnisse, namentlich von Textilwaren, wieder herzustellen. Auf Grund des japanischen Handelsschutz=Gesetzes beschräntt Japan durch ein Bewilligungssystem die Roh­woll= und Weizen=Einfuhr aus Australien und erhebt Schutzzölle auf weniger wichtige austra­lische Ausfuhrgüter, ausgenommen auf Erz.

Japan macht zugunsten der freien, wenn auch zollgebundenen japanischen Textilwarenein­fuhr nach Austrälien geltend, daß es in den letzten drei Jahren australische Erzeugnisse im Werte von 637 Millionen Den japanische Waren aufnahm. Dabei wird verschwiegen daß Japan in Australien ausschließlich Fertigerzeugnisse mit einem hohen Lohnanteil liefert. So importierte Japans Wollindustrie bis Ende April im lau­fenden Jahre für 105 Millionen Yen Robwolle aus Australien gegen 54 Millionen Yen in der Vergleichszeit des Vorjahres, was darauf schlie­tzen läßt, daß Japan eine zeitlang die Schutzzölle gegen Ausstralien durchhalten kann, obne die heimische Wollindustrie durch Roystoffmangel zu gefährden.

Der japanisch=australische Handelskrieg ist in der japanischen Presse mit scharfen Angriffen gegen Großbritannien begleitet worden. Man wirft den Engländern vor, daß sie für China die Politik der offenen Tür predigen, während England gleichzeitig die Grenzen des britischen Weltreiches für nichtbritische Waren schließe. Man droht, die Schafzucht in Mandschukuo auf­zunehmen, oder Japans Armee durch andere als Wollstoffe zu kleiden. In der Tat hat der Ge­danke, die australische Wolle durch südafrikanische oder südamerikanische zu ersetzen, nur wenig Aussicht auf Erfolg, da beide Qualitäten für die japanische Wollindustrie wesentlich teurer zu steben kommen, was die Wettbewerbsfähigkeit Japans am Weltmarkt beeinträchtigen müßte. Immerhin erwägt man, die Sonderkosten einer Wolleinfuhr aus Südafrika und Brasilien durch eine Export=Sondersteuer nach jenen Länedrn auszugleichen, aber es bleibt abzuwarten, ob solche Maßnahmen den gewünschten Erfolg bringen würden.

Die japanischen Angriffe gegen England wer­

Festtage in Heidelbere

In der berühmten Neckarstadt haben die Feiern aus Anlaß des 550jährigen Jubiläums der Universität ihren Anfang genommen.

Kranzniederlegung am Ehrenmal

durch den Rektor der Universität Prof. Groh und den Studentenführer Kreuzer.(Atlantic, Ma

Festplatz zwischen der alten und der neuen Universität, Scherl Bilderdienst, M.)