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Haus= und Landwirtschaft Aus Werkstatt und Fabrik Illustrierte Beilage

Nr. 50

Mittwoch. den 2. März

1927

DieVergeistung der Vetriebe.

Entseelung der Arbeit.

Ein neues Wort prägt Professor Werner Sombart in einem imWeltwirtschaftlichen Archiv(1927,1) bereits veröffentlichten Abschnitt aus dem demnächst erscheinenden zweiten Halbband seines großen Wer­kes:Das Wirtschaftsleben im Zeitalter des Hoch­kapitalismus." Er überschreibt diesen Teil:Die Vergeistung der Betriebe, die zugleich eineEnt­seelung der bisherigen auf mehr einfachere Formen abgestellten Wirtschaft bedeutet. Das Problem ist: daß und wie die Wirtschaft sich wandelt aus einer Gemeinschaft lebendiger, durch persönliche Be­ziehungen aneinander gevundener Menschen in ein System kunstvoll ineinandergreifender Ar­beitsleistungen, deren Vollbringer auswechsel­bare Funktionäre in Menschengestalt sind, ailt es zu verstehen." Diese auf scharf rationalen geistigen Er­wägungen beruhenden Systeme sind dreifacher Art: ein System von Normen(Verwaltungssystem), ein System von Zahlen(Rechnungssystem) und ein Sy­stem von Instrumenten(Maschinen=Apparatesystem). Diese Systeme greisen ineinander und durcheinander und stellen schließlich eine sorafältig durchdachte Ver­bindung von Technik und Organisation dar, die man auch als Fordisation oder Rationalisie­rung im engern Sinne bezeichnen kann.

Die Gründe, die den katpitalistischen Unterneh­mer an der Vergeistung der Betriebe Interesse neh­men lassen, sind zum Teil dieselben, die wir überall wirksam finden, wo wir irgendwelchen Wandlungen in der Betriebsgestaltung begegnen. Zum Teil sind sie besonderer Art. Die wichtigsten Gründe weshalb die Vergeistung der Betriebe erstrebt wird, sind nach Sombart wohl folgende:

1. In weitem Umfang ist mit der Vergeistung der Betriebe eine Verringerung der Kosten ver­bunden, also die Aussicht eines Extraprofits(oder schlimmstenfalls: des Obsiegens im Konkurrenz­kampfe). Die Verringerung der Kosten tritt vor­nehmlich ein, weil an Arbeitskräften gespart wird und die Bezahlung der einzelnen Arbeitskraft häu­fig eine niedrigere ist als zuvor, dank der Differen­zierung, der die Arbeiterschaft unterliegt. Außer­dem wird aus der Arbeitskraft mehr Energieauf­wand berausacpreßt.

2. Durch die Systembildung wiro der Betrieb viel­fach übersichtlicher und durchsichtiger. Dadurch wer­den aber eine genauere Kalkulation und eine schärfere Nontrolle gewährleistet.

3. Ein sehr wichtiger Grund, weshalb die Vergei­stung der Betriebe erstrebt wird, ist aber endlich onerkanntermaßen der, daß sie dem Unterneh­mer gegenüber dem Arbeiter eine größere Un­abhängigkeit verschafft. Diese größere Unab­hängigkeit bezieht sich auf den Arbeiter überhaupt: namentlich die Entwicklung des Instrumentalsy­stems, aber auch die der übrigen Systeme, weil sie Arbeitskräfte sparen, verbessert die Lage des Unter­nehmens auf dem Arbeitsmarkte. Die Unabhängig­keit bezicht sich ferner auf die Leistung des Arbei­ters: je größer die Masse der ungelernten und an­gelernten Arbeiter, desto größer das Arbeitsangebot. Die Unabhängigkeit bezieht sich aber endlich auf die einzelne Invidualität des Arbeiters. Was die Ver­geistung der Betriebe bewirkt und was sie nach dem Zeugnis maßgebender Wirtschaftsführer bewirken soll, ist die Ersetzbarkeit des einzelnen Arbeiters durch einen andern, wie sie eine Folge der Vertret­barkeit seiner Leistung ist.

Aus alledem geht hervor, daß für den einzel­nen Arbeitnehmer, nicht bloß für den Arbeiter, sondern auch für den Angestellten, eine Vergeistung der Betriebe nicht bloß eine Entseelung bedeu­tet, indem sie eigne Besinnung, Urteil und persön­lichen. Entschluß meyr oder weniger oder gänzlich ausschaltet, sondern zugleich auch eine Gefährdung seiner wirtschaftlichen Position, unter allen Umstän­den aber eine Schwächung derselben. Um so mehr haben die Arbeitnehmer Veranlassung, sich derjeni­gen Mittel zu bedienen, die ihnen als Stand eine gewisse Gewähr für die Wahrnehmung zunächst ihrer wirtschaftlichen Interessen bieten, nämlich vollkräf­tiger, gut geleiteter Berufsorganisationen. Auch für den einzelnen Arbeitnehmer braucht die Vergei­stung nicht unter allen Umstinden zugleich eine Ent­seelung zu sein, wenn er durch seine Standesbewe­gung und die Oraane der Wirtschaftsdemokratie, Ar­beiterausschüsse, Betriebsräte usw., wenn auch nur kumulativ, doch Mitbestimmung ausübt auch in den vergeisteten Betrieben. Und endlich ailt es, angesichts der Kapitalansammlungen in den konzen­trierten Betrieben die neuerdings stark betonten Bestrebungen der organksierten Arbeiterschaft zu unterstützen, die dahin tendieren, auf den verschie­densten Wegen auch den Arbeitnehmern einen An­teil am Mitbesitz der Wirtschaft zu sichern, Bestre­bungen, denen in Zukunft in ganz besonderm Maße die Aufmerksamkeit zu widmen sein wird.

Wenn Vergeistung aber zur Entseelung führt, dann behauptet jene Sozialvolitik erst recht ihren Platz, die außerhalb der Betriebe für den Schutz von Leben und Gesundheit, für Erholung und Weckung von Lebensfreude sorat und den unter dem Drucke der Entseelung stehenden Arbeitnehmer wie­der Mensch werden läßt.

beitsgruppe I(Leiter: Tarnow) befuhr eine Stein­kohlenzeche in Hindenburg(Oberschlesien). Die Ar­beitsgruppe II(Leiter: Dr. Wienbeck) besuchte eine Eisenhütte in Duisburg. An beide Betriebsbesuche schlossen sich umfangreiche Vernehmungen an, die die Vorsitzenden der Arbeitsgruppen leiteten. Am 20. Februar wurde auch die Einwirkung der Teilung Oberschlesiens auf die Arbeitsleistung in Betracht gezogen. Die Stadtverwaltung Beuthen ermöglichte eine Automobilfahrt an die polnische Grenze. Die Untersuchungsergebnisse der beiden Arbeitsgruppen werden zurzeit noch nicht veröffentlicht, zumal sie sich in der Gruppe auf ein einzelnes Flöz, dessen Eigenart sich stark von den bisher untersuchten un­terscheidet, beschränken und auf der Hütte nur das Hochofenwerk betroffen haben. An beiden Unter­suchungen nahmen der Vorsitzende des Unter­suchungsausschusses, Professor Heyde, und der wis­senschaftliche Sekretär Lippmann teil. Diese

bes rheinisch=westfälischen Gebiets und dem Leiter eines Krankenhauses in Gladbeck über die gesund­heitlichen Wirkungen der veränderten bergbaulichen Technik im Hinblick auf die Arbeitsleistung ab. An dieser Besprechung nahmen als bergbaulichs Sach­verständige Generaldirektor Wiskott(Essen) und Steiger Halbsell(Buer) teil.

Das Institut für Konjunkturforschung über die Wirtschaftslage.

Zögernd fortschreitender Wirtschaftsaufstieg.

WTB. Berlin, 1. März. Das Institut für Kon­junkturforschung ist in seinem soeben erschienenen Vierteljahrsheft bezüglich der Gestaltung der Wirt­schaftslage zum Ergebnis gelangt, daß die verschiede­nen Merkmale sich zu dem Konjunkturbild eines zögernd sortschreitenden Aufstlegs zu­sammenschließen, wenn auch diese Diagnose bei Wa­renposten, die eine leicht sinkende Tendenz aufwel­sen, nicht zutrifft. Dies dürfte auf weltwirtschaftliche Einflüsse zurückzuführen sein. In der Tat könnten der auswärts gerichteten deutschen Wirtschaft Hem­Herren hielten anschließend am Dienstag in Kölnsmungen erwachsen, wenn die depressive Konjunktur­eine Besprechung mit den Gewerbemedizinalräten lage Europas länger andauere.

Staat und Wirtschaft.

Der preußische Handelsminister über Handels- und Gewerbefragen.

Der Enqnete=Unterausschuß für Arbeitsleistung.

Der Enquete=Unterausschuß für Arbeitsleistung hat in den letzten Tagen mehrere nichtöffentliche Sitzungen außerhalb Berlins abgehalten. Die Ar­

Hauptausschuß des Preußischen Landtags.

Der Hauptansschuß des Preußischen Landtages begann am Dienstag die Vortera­tung des Haushalts der Handels= und Geyterbever­waltung. Abg. Pinkerneil(DV.) hob als Be­richterstatter hervor, der Zuschuß für 1927 betrage 32,5 Millionen Mark. Zu fordern sei eine Tren­nung der Hoheits= von der Betriebsverwaltung bei der Elektrizitätswirtschaft. Der Redner ersuchte um Auskunft über die Ferngasversorgung, ging auf die Handelspolitik ein und forderte stärkeren Ein­fluß in dieser Beziehung auf das Reich.

Handelsminister Dr. Schreiber

führte aus:

Die staatlichen Elektrizitätsunternehmungen ha­ben im vergangenen Jahre eine befriedigende Ent­wicklung genommen. Die Angriffe, die von gewis­sen Seiten gegen eine Verquickung der Ausübung des Hoheitsrechtes mit dem Geschäftsinieresse der staatlichen Elektrizitätswirtschaft erhoben wurden, sind unberechtigt. Die Verbindung zwischen dem Großkraftwerk Hannove: und dem Gerstheimer Werk der Vereinigten Elektrizitätswerke Hagen liegt zweifellos auch im öfsentlichen Interesse. die Ferngasversorgung wird es noch der Klärung folgender Fragen bedürfen: Wirtschaft­lichkeit der Zusammenarbeit der Erzeuger mit den kommunalen Interessenten, der Beteiligung der ver­schiedenen Erzeugungsgebiete, der Ueberwindung der Schwierigkeiten, die sich etwa auf den Wider­stand einzelner Interessenten ergeben. Erst nach dieser Klärung kann die Angelegenheit im Großen in Angriff genommen werden.

Das Luftverkehrswesen, hat im Jahre

1926 wesentliche Fortschritte gemacht. Es ist zu hof­fen, daß im laufenden Jahre die wichtige Flugver­bindung nach dem Fernen Osten regelmäßig aufge­nommen wird.

Für die deutsche Wirtschaft war das Jahr 1926 ein Jahr der Konsolidierung und allge­meinen Kräftigung. Die Zahl der Kurzar­beiter ist zurzeit ganz wesentlich niedriger als im Vorjahre. Die Zahl der Konkurse ist bereits seit Wochen wesentlich niedriger als in der Vorkriegs­zeit. Während der Jahresdurchschnitt für tägliches Geld für 1924 2823 Prozent betrug, machte er im Jahre 1925 9,08 Prozent, im Jahre 1926 5,31 Pro­zent und im Monatsdurchschnitt des Januar 1927 nur 4,03 Prozent aus. Der Reichsbankdiskont ist von 9 Prozent ansangs 1926 auf 5 Prozent Anfang

1927 gesunken. Eine varallele Entwicklung hat der Kassamarkt gezeigt. Durch die vermehrten Einlagen bei den Svarkassen und Genossenschaften sind die Kreditverhältnisse gebessert worden. Es erscheint unpraktisch, die Kreditaktion zu wiederholen, weil die Gelder, die gelieben werden konnten, zu gering gewesen sind. erhebliche Mehrbeträge aber nicht auf­gebracht werden konnten. Dabei soll aber nicht aus­geschlossen bleiben, daß in besonderen Notstands­gevieten auch weiterbin besondere Gelder für Kreditzwecke gewährt werden. Die Frage, ob die kleinen Industriennternebmungen etwa durch Schaffung von Industrieschaften, ähnlich wie in Sachsen. langfristige Kredite beschafft erhal­ten sollen, gewinnt eine erhebliche Bedeutung.

Mit dem Rückgang der Erwerbslosenziffer wird sicher auch eine Hebung des inneren Marktes ein­treten. Jedoch die Anregung hierfür dürfte eine möglichst: großzügige Belebung des Baumarktes bringen. Das Arbeitsgerichtsgesetz tritt am 4. Juli in Kraft Bei der Erledigung der Arbeitslosenver­sicherung ist es wahrscheinlich, daß auch die Fragen der Arbeitsnachweise und der Berufsberatung zur Entscheidung kommen.

Was die Arbeitszeitfrage anbelangt, so

steht die preußische Regierung auf dem Standpunkt, daß der

Achtstundentag als der Normalarbeitstag wieder stärker betont werden muß.

Die wirtschaftlich notwendige Mehrarbeit wird ba­durch keineswegs ausgeschlossen. Ueberraschend in es, daß der Entwurf der Reichsregierung Zuschläge für die behördlich geregelte Mehrarbeit in Höhe von 25 v.H. nur für Arbeiter vorsieht; es wird notwen­dig sein, die Zuschläge auch dem Angestellten, also allen Arbeitnehmern, zu gewähren. In der Rege­lung der Arbeitszeit ist ein befriedigendes Kom­promiß nur dann zu erblicken, wenn sich die Arbeit­nehmer bereit erklären, im Bedarfsfalle Ueberar­beit in ausreichendem Maße zu leisten, und wenn dafür die Unternehmer auch für die tarifliche Mehr­arbeit angemessene Zuschläge bezahlen. Die Kauf­kraft der breiten Masse unseres Volkes muß im In­teresse der Hebung des innern Markts durch jedes wirtschaftlich vertretbare Mittel gestärkt werden.

Abg. Dr. Jacobshagen(DN.) befürwortet den Bau des Hansa=Kanals und verstärkte Förde­rung des Wohnungsbaues. Die Wohnstättenbank würde lediglich den Neubau verteuern. Der Reb­ner fordert Trennung der Hoheitsverwaltung von der Betriebsverwaltung der Elektrizitätswerke. Die Ausführungen des Ministers über das Arbeitszeit­notgesetz seien nicht unbedenklich.

Abg. Osterroth(Soz.) wandte sich gegen eine zu rosige Auffassung hinsichtlich des Standes der deutschen Wirtschaft, insbesondere der Wirtschaft im Bergbau und sprach sich gegen zu weitgehende Kon­zessionen in der Frage eines polnischen Einfuhrkon­tingents aus. Im Interesse der in den beiden schlesischen Bergrevieren tätigen Arbeiter. Gegen die Eingriffe der wirtschaftlichen Beteiligung der öffentlichen Hand stellte er fest, daß die bergbau­liche Betätigung des preußischen Staates historisch geworden sei und daß ohne die Industrialisierung des Ostens durch den preußischen Staat das starke nationale Echo im Osten gegenüber dem Pansla­wismus nicht möglich gewesen wäre. Der Redner äußerte sich zum Schluß gegen die Gefahr der Ueberfremdung und forderte, nachdem im vorigen Jahre die letzten Zinkreserven Deutschlands durch das Eindringen amerikanischen Kapitals verloren gegangen seien, eine Aenderung des Aktienrechtes, um eine Ueberfremdung der Kohlenwirtschaft hint­anzuhalten.

Abg. Heidenreich(DVP.) kritisiert die Elek­tropolitik des Staates und wies auf den Widerstreit zwischen Betriebs= und Hoheitsverwaltung hin. Bei der Betätigung der öffentlichen Hand in der Privat­wirtschaft müsse sich der Staat mehr Zurückhaltung auferlegen.

Abg. Hager(Z.) glaubt sich ebenfalls der opti­mistischen Auffassung des Ministers über die Wirt­schaftslage nicht anschließen zu können. Das große Heer der Arbeitslosen sei sehr bedenklich und werde noch durch die riesigen Abbaumaßnahmen der Reichs­bahn gesteigert. Der Redner wandte sich dagegen, daß die öfsentliche Hand sowohl im Reich wie in den Ländern und Gemeinden immer weiter in das Wirtschaftsleben eingreife.

Abg. Kniest(Dem.) führte Beschwerde über Schädigung des Handwerks durch die Reichspost bei Einrichtung von Autolinien. In Anbetracht der Notlage zahlreicher Eltern, die nicht in der Lage seien, ihre schulentlassenen Kinder in ein Lehrver­hältnis hineinbringen zu können, sei die Beschrän­kung in der Lehrlingshaltung aufzuheben, so daß mehrere Lehrlinge eingestellt werden könnten.

Der Ausschuß vertagte sich hierauf auf Mittwoch.

Aussichten des deutschen Außenhandels.

Was nach dem Verlauf des vorletzten Jahres wohl kaum zu erwarten war, ist im Jahre 1926 für unsern Außenhandel eingetroffen: die Bilanz unse res Warenaußenhandels hat sich außerordentlich verbessert. Im Jahro 1925 war sie mit über Milliarden Mark passtv, b. h. um diesen Betrag war hie Einfuhr größer als die Aussuhr. 1926 war die Bilanz mit rund 182 Millionen Mark ebenfalls noch passiv, effektiv bürfte sie aus verschiedenen Gründen jedoch aktiv, also die Ausfuhr größer als die Einfuhr gewesen sein. Die Aktivität der Bilanz ist vornehmlich durch die Drosselung der Einfuhr entstanden. Aber auch die Ausfuhr an sich war 1926 fast um eine Milliarde größer als dieje­nige des Jahres 1925. Die Hauptschuld war der Brennstofsaußenhandel, und ohne diesen würde die Handelsbilanz auch 1926 wohl wieder passiv gewesen sein.

Dieser Umstand allein sollte eine Warnung sein, die nächste Zukunft des Außenhandels etwa nach der Entwicklung des Jahres 1920 beurteilen zu wollen. Ohne Zweisel spricht für eine günstige Entwicklung eine Rethe von Umständen. Der recht instruktive Bericht der Berliner Industrie= und Handelskammer führt als solche an das vielleicht baldige Ende der auf dem Kursfall des Franken be ruhenden Unter=Preis=Angebote Frankreichs und Belgiens, die im vergangenen Jahre in der Inter­parlamentarischen Konserenz in London, in den Veröffentlichungen und Verhandlungen der Inter nationalen Handelskammer in Paris, in denen des Vorbereitenden Ausschusses für die Internationale Wirtschaftskonserenz, in der Kundgebung hervor­ragender Vertreter des Bankgeschäftes in aller Welt, in den Zusammenkünften deutscher und ena­lischer Wirtschaftsführer bei und in London und bei manchen andern Anlässen ofsenbarten beachtenswer­ten Bekenninisse der wirtschaftspolitischen In­telligeng zu den Grundsätzen freier Arbeits tellung und freien Güteraustansches unter den Nationen. Die für den Mai 1927 ange setzte Genfer Weltwirtschaftskonferenz werde hof­sentlich und wahrscheinlich weitere wichtige Schritte in dieser Richtung bringen. Indessen werde es sich doch auch dann erst darum handeln, in die protei­tlonistischen Ueberzengungen der Welt Bresche zu legen, und man werde sich eine Enttäu­schung ersparen, wenn man entsprechende Breschen in der harten Wirklichkeit der Schutzzollmauern erst geraume Zeit später suchen werde.

Also das, was wir handelspolitische Hem­mungen nennen, wird so bald wohl nicht schwin­den. Wir werden daher gut tun, duch eine Stär­kung der Erzeugungsfähigkeit der Landwirt­schalt uns von der Auslandseinfuhr, wenigstens was die Lebensmitteleinfuhr anbelangt, möglichst unabhängig zu machen. Und des weiteren müssen wir für die industrielle Erzeugung, die wir auf dem Auslandsmarkt nicht absetzen können, auf dem Binnenmarkt Ersatz zu schaffen suchen. Dazu aber ist notwendig eine Hebung der Kaufkraft der breiten Massen und der Landwirtschaft, welch letz­tere speziell auch vor dem Krieg eine Hauptabneh­merin der damaligen industriellen Produkte war.

Vor der Genfer Ratstagung.

v. Schubert bei Dr. Stresemann.

Staatssekretär v. Schubere hat sich am Montag nach San Remo begeben. Staatosekretär v. Schubert wird Reichsaußenminister Dr. Stresemann in erster Linie über den Stand der deutsch-polnischen Verhand­lungen Bericht erstatten. Die Berliner Besprechungen über diesen Punkt konnten am Montag beendet werden Ob Gesandter Rauscher der polnischen Regierung neue Vor schläge machen wird, ist gegenwärtig noch nicht bekannt, je doch wird v. Schubert Dr. Strefemann ausführlich berichten, was angesichts der bevorstehenden Unterhaltung zwischen Dr. Stresemann und Zaleski von Bedeutung ist. Die Ange­legenheil steht zur Zeit so, daß an einem günstigen Ausgang nicht zu zweifeln ist. Wie verlautet, war für den Besuch v Schuberts bei Stresemann der englischerussische Konflikt maßgebend, dessen Entwicklung in Berliner diplo matischen Kreisen große Besorgnis verursacht. Eine früh zeitige Stellungnahme Deutschlands zu diesem Konflikt ist um so notwendiger, als Deutschland von dem Ausbruch ei­nes evtl. offenen Kampfes zwischen England und der Sow­jet=Union betroffen würde. Glücklicherweise scheint der letzte Notenwechsel zwischen der englischen und russischen Regie­rung noch nicht zu Komplikationen zu führen. Man nimmt allgemein an, daß die deutsch-polnische Angelegenheit durch die persönliche Aussprache zwischen Dr. Stresemann und Za­leski in einem für beide Teile annehmbaren Sinne gelöst wird.

In der Frage der Umbildung der Saacregie­rung sind Verhandlungen zur Herbeiführung eines Kom promisses im Gange. Frankreich und Belgien sollen bereit sein, das belgische Migtlied der Saarregierung, Lambert, zu rückzuziehen und an dessen Stelle einen Skandinavier zu er­nennen. Ferner soll bei der Ernennung des neuen Präsi­denten der Saarregierung dem Wunsche der Saarbevölke­rungRechnung getragen werden. Dagegen wird von Deutsch­land gesordert, daß es sich im Völkerbundsrat der Einfüh­rung des Internalionalen Bahnschutzkorps im Saargebiet nicht widersetzt und eine Annahme eines