Vereinigte Dreistödteseitung
ech rcenscen anders onen tenet aniersener Volkszeitung
Sprecher am Niederrhein Geshefstele.Haptfraße20 Süchtelner Zeitung
Sprecher am Niederrhein
Süchtelner Zeitung
Dülkener Zeitung Dülkener Volkszeitung Amtliche und weitaus meistverbreitete Zeitung mn Viersen Süchtelner Volkszeitung
Geschäftsstelle: Dülken, Lange Straße Hernsprecher Nr. 1486 Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Gladbach-Fernruf Nr. 1 und 2 Geschäftsstelle: Süchteln, Hochstraße 131-Fernsprecher Nr.427
Wechselweise Beilagen:„Aus unserer Heimat"—„Die Festhalle"— Sportblatt— Frauenbeilage— Unterhaltungsveitage
Haus= und Landwirtschaft— Aus Werkstatt und Fabrik— Illustrierte Beilage
Nr. 49
Dienstag, den 1. März
1927
Das Befinden Löbes.
Das Befinden des Reichstagspräsidenten Löbe, der bekanntlich am Blinddarm hat overiert werden müssen, schreitel zum Besseren vorwärts. Nach dem gegenwärtigen Befund ist das Fieber vollständig verschwunden, die Temperatur vollkommen normal. Auch die Herztätigkeit ist nicht gestört. Der Patient befindet sich in auter Stimmung. Die Heilung der Overationswunde nimmt einen durchaus befriedigenden Verlauf.
Kranzniederlegung am Grabe Eberts.
WB. Heidelbera. 28. Febr. Anläßlich der 2. Wiederkehr des Todestages Friedrich Eberts ist das Grab des Reichspräsidenten auf dem Heidelberger Bergfriedhof mit Blumen und Kränzen geschmückt worden. Außer der Reichsreaierung hatten die preußische Staatsregierung, das bayerische Staatsministerium, die Stadt Heidelbera, das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold und der Bund republikanischer Studenten Kränze niedergelegt.
Ebert=Gedächtnisfeier des Reichsbauners.
WTB. Berlin, 28. Febr. Der Gau Berlin=Brandenburg des Reichsbanners Schmirz=Rot=Gold veranstaltete heute obend auf dem Gendarmenmerkt aus Anlaß des 2. Todestages des Reichspräsidenten Ebert eine Gedächtnisfeier. Eine nach vielen Tausenden zählende Menschenmenge hatte den großen Platz dicht besetzt. Nach einleitenden Musikvorträgen hielt Reichstagsabgeordneter Otto Wels die Gedenkrebe, in der er der großen Verdienste des 1. Reichspräsidenten gedachte. Mit dem Vortrag des Liedes„Ich hatt einen Kameraden“ und dem vom Trommlerkorps gespielten Reichsbannermarsch endete die Feier.
Ein Friedrich=Ebert=Platz in Lübeck.
Hamburg, 28. Febr. Zu Ehren des ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Eber: bat der lübeckische Senat beschlossen, dem bisherigen Lindenplatz in Lübeck die Bezeichnung„FriedrichEbert=Platz“ zu geben. Der Senat, in dem bekanntlich fünf Mitalieder der Rechtsparteien vertreten sind, erklärt hierzu, die einfachste Pflicht gebiete, das Gedächtnis dieses um Deutschland so hochverdienten Mannes, der in echter Vaterlandsliebe das Deutsche Reich vor Zerfall und Anarchie geschütz: und ihm seine Einheit gewahrt habe, für Lebende und Kommende dauernd zu erhalten.
Zentrum u. Bayerische Volkspartei
Die Frage der Wiederberstellung der Arbeitsgemeinschaft im Reichstage.
Zu der an dieser Stelle bereits mitgeteilten Nachricht über die zwischen Zentrum und Bayerischer Volkspartei wegen Wiederherstellung der Arbeitsgemeinschaft im Reichstage eingeleiteten Verhandlungen können wir noch mitteilen, daß sowohl in der Fraktion der Bayerischen Volkspartei wie innerhalb der Fraktion des Zentrums Einmütigkeit der Auffassung darüber herrscht, daß diese Wiederherstellung eine politische Notwendigkeit ist. Die Verhandlungen nehmen einen günstigen Fortgang, sodaß mit einem alsbaldigen befriedigenden Abschlusse gerechnet werden kann.
Diese Verhandlungen werden im ganzen Lande auf das wärmste begrüßt, und man kann nur wünschen, daß das große Ziel der Einiauna des politischen Katholizismus in Deutschland erreicht wird.
2
WTB. Berlin, 28. Febr. Zu den Blättermeldungen, daß sich die Fraktion der Bayerischen Volkspartei im Reichstage für die Einleitung von Verhandlungen zwischen der Bayerischen Volksparte: und der Zentrumspartei wegen enger praktischer Zusammenarbeit ausgesprochen habe, teilt die Bayerische Volkspartei-Korrespondenz mit, daß die Angelegenheit sich zunächst im Stadium der Vorbereitung befinde. Ein glückliches Ergebnis der gegenwärtigen Verhandlungen werde wesentlich dadurch bestimmt werden, wie die Schwierigkeit gelöst werden könne, die sich daraus ergebe, daß die Zentrumspartei eine eigene Parteiorganisation auf dem Boden der Rheinpfalz unterhalte.
2
Die„Voss. Ztg.“ bezeichnet die bevorstehende„engere Zusammenarbeit der beiden katholischen Parteien" als ein politisches Ereignis von großer Bedeutung. Die Wiedervereinigung der beiden Gruppen sei ein weiteres Zeichen der innerpolitischen Konsolidierung, die sich allen Pessimisten und Quertreibern zum Trotz durchgesetzt habe. Das Zentrum, so meint die„Voss. Ztg." weiter, werde, verstärkt durch Bayern, noch mehr als bisher sich als ausschlaggebender Faktor fühlen können. Das größere Zentrum werde den inneren Ausgleich leichter vollziehen können, als die bisherige Partei, die weit überwiegend auf die Wählermassen von Rheinland und Westsalen angewiesen sei. Für die Oppositionsparteien, also auch für die eigene demokratische Partei, zieht die„Voss. Zta.“ die Schlußfolgerung, daß diese Parteien sich darüber völlig klar tein müßten, daß ihre Ausgabe nicht kurzfristider Natur sei, und sie möchten aus dieser Erkenntals alle Konsequenzen zu ziehen bereit sein. Der „Berl. Lokalanz." gibt seiner Auffassung dahin Ausdruck, daß ein engeres Zusammengehen zwischen dem Zentrum und der Bayrischen Volkspartei eine Fengung da. Refe:nn.......n e=
dentet.
Osteuropäische Fragen.
Deutschland— Polen- England- Rukland.
Rauschers Verhandlungen in Berlin.
Wie die Telegraphen=Union erfährt, hat der deutsche Gesandte in Warschau, Rauscher, seine BeseLechungen mit den zuständigen Stellen des Auswärtigen Amtes über die Frage der Weiterführung der deutsch-polnischen Verhandlungen fortgesetzt. Zur Zeit läßt sich noch nicht überseben, ob ein Weg gefunden werben kann, der die baldige Wiederaufnahme der Verhandlungen ermöglicht. Die erneute Ausweisung eines deutschen Ingemeurs aus Östoberschlesien ist nicht dazu angetan, den guten Willen der polnischen Regierung zu unterstreichen. Entgegen den Andeutungen einiger Berliner Blätter wird von unterrichteter Seite erklärt, daß eine Neubesetzung der beiderseitigen Verhandlungsdelegationen bisher noch nicht ins Auge gefaßt worden ist, da es sich hier vielmehr um Wünsche von polnischer Seite zu handeln scheint.
Ein Memorandum des Deutschen Volksbundes an Zaleski.
WTB. Kattowitz, 28. Febr. Gelegentlich des Empfanges der Abordnung des Deutschen Volksbundes durch den volnischen Außenminister Zaleski überreichte der Präsident des Deutschen Volksbundes Graf Henckel=Donnersmarck dem Minister ein Memorandum, in dem neben der Schulfrage auch die Beeinträchtigung der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte der deutschen Minderheit wird, unter Hervorhebung der Nichtbestätkaung der Gemeindewahlen.
Deutschland und die englischrussische Spannung.
WTB. London, 28. Febr. Der diplomatische Korrespondent des„Daily Telegraph“ schreibt: Die Besorgnis der deutschen öffentlichen Meinung über die gegenwärtige Spannung der englisch=russischen Beziehungen wird, wie ich höre, von der deutschen Regierung geteilt. Stresemann selbst soll sehr beunruhigt sein und die Möglichkeit seiner Rückkehr nach Berlin vor Zusammentritt des Völkerbundsrates, auf dessen Sitzung er den Vorsitz führen wird, erwägen. Inzwischen hat er Lord d'Abernon einen Besuch abgestattet, der in der Lage gewesen sein dürfte, den deutschen Minister bezüglich irgendwelcher grundsätzlicher Mißverständnisse zu beruhigen, die in Berlin hinsichtlich der Grundsätze der britischen Politik entstanden sind. Der Korrespondent erklärt für unrichtig: 1. die„in Deutschland und Europa verbreiteten Nachrichten“, daß Großbritannien Polen eine Anleibe von 10 Millionen Pfund Sterling versprochen habe, wofür Polen englisches statt wie bisher französisches Kriegsmaterial kaufen werde; 2. daß Großbritannien, welches Polen als Sturmbock gegen Rußland zu gebrauchen wünsche, versprochen habe, keine Revision der deutsch=polnischen Grenzen während einer Periode von 18 bis 25 Jahren zuzulassen, und 3., daß das Fehlen einer Bezugnahme auf die Rheinlandräumung auf der Tagung des Völkerbundsrates auf polnischen Druck zurückzuführen sei.
Londoner Stimmen zur Note Litwinoffs.
London, 28. Febr. Die Morgenblätter bezeichnen in ihren Leitartikeln die russische Antwortnote übereinstimmend als ausweichend und betonen ebenfalls einhellig die Zwecklosigkeit einer Fortsetzung des Streites.—„Daily Mail“ begnügt sich damit, die russische Note als unverschämt, lügenhaft und geschwätzig zu bezeichnen und ihrem Bedauern Ausdruck zu geben, daß die britische Regierung sich auf eine Auseinandersetzung mit„Lumpen" eingelassen habe.—„Morningpost" schreibt: Die unverschämte, verstockte Antwort Litwinoffs fordert Chamberlain heraus, seine Drohungen wahrzumachen und die Beziehungen abzubremen.—„Daily Expreß“ erklärt, der Abbruch der diplomatischen Beziehungen würde den auf Propaganda und Umsturz gerichteten russischen Bemühungen lediglich die letzte Hemmung nehmen. Durch ein heftiges, überstürztes Vorgehen sei nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren.—„Daily Chronicle“ sagt, ein Nachlassen der Feindseligkeit der Sowjetregierung würde in England sehr begrüßt u. entsprechend erwidert werden.—„Westminster Gazette“ schreibt: Während die Arbeiterpartei sich zeitweilig dem Bolschewismus anpaßt, blickt die konservative Partei nicht in die Zukunft und beachtet nicht die internationale Wichtigkeit einer Politik, die eines Tages ermöglichen würde, Rußland in den Bereich des Völkerbundes zu bringen. Deutschland ist die stärkste Schranke, gegen die Ausbreitung des Bolschewismus nach Westen. Diese Tatsache hat vielleicht die Sowjetpropaganda nach dem Osten abgelenkt, aber gerade die Tatsache, daß das britische Reich einen größeren Naum für die störende Tätigkeit der Bolschewisten bietet, sollte die englischen Staatsmänner veranlaisen, die englisch-russischen Beziehungen mehr mit Würde und Voraussicht und weniger mit politischem Hin= und Hergerede zu behandeln, ein Spiel, in dem die Sowjetregierung niemals geschlagen wird.
Chamberlain erklärte, daß die britische Regierung die Note der Sowjetregierung nicht be
antworten werde.
Vorläufig keine weiteren Aktionen.
WTB. London. 28. Febr. Ueber die Antwort der Sowjetregierung auf die britische Note wird von dem Kabinett in seiner nächsten Sitzung beraten werden. Reuter zufolge besteht keine Neigung in maßgebenden Kreisen in London, den Inhalt der Antwort zu kommentieren. Von gutunterrichteter Seite wird jedoch die Ansicht vertreten, daß die Sowjetnote auf die britische Note keine Antwort gebe und die von der britischen Regierung erhobenen Beschuldigungen zu umgehen versuche. Evenina News zufolge sind gewisse Minister für den sofortigen Bruch und haben ihre Stellung durch die Antwort Litwinows gestärkt. Evenina Standard zufolge wird jedoch angenommen, daß sich das Kabinett mit einem Protest begnügen wird und daß vorläufig keine weitere Aktion unternommen wird.
Aus dem Unterhaus.
WTV. London, 28. Febr. Im Unterhaus teilte Finanzsekretär MoNeill mit, daß seit Anfana Januar etwa 1½ Millionen ungemünztes Geld nach Rußland ausgeführt worden sind.— Chamberlain teilte mit, der Generalstreik in Schanghai sei zusammengebrochen und die Lage sei ruhig. Auf eine Anfrage, ob die britischen Truppen außerhalb der Konzession vorgerückt seien, gab Chamberlain dies zu und beantwortete eine weitere Anfrage, ob dies auch nicht chinesisches Gebiet seit mit:„Jawohl“.
Besprechnnaen zwischen den Anßenministern Lettlands und Estlands.
WTB. Repel, 28. Febr. Der lettische Minister für auswärtige Angelegenheiten ist hier eingetroffen, um den estländischen Minister des Auswärtigen einen Besuch abzustatten und mit ihm Fragen zu behandeln, welche die beiden Staaten interssieren und besonders diejenigen, die mit den Besprechungen über einen Nichtangriffsvertrag mit Rußland zusammenhängen.
Zur Märztagung des Völkerbundsrates
S Berlin. 1. März. Die Vorbereitungen für den Völkerbundsrat, der am nächsten Montag in Genf zusammentritt, sind auf deutscher Seite bereits im vollen Gange.
Staatssekretär von Schubert begibt sich nach einer Meldung der Germania bereits heute, Dienstaa, nach San Remo, um von dort aus mit Dr. Stresemann nach Genf zur Tagung des Völkerbundsrates zu fahren. Der Völkerbundsreferent des Auswärtigen Amtes Geheimrat v. Bülow wird wahrscheinlich am Freitagabend nach Genf abreisen.
Stresemann fährt direkt nach Genf.
Nom. 28. Febr. Reichsaußenminister Dr. Stresemann, der sich während seines Urlaubs in San Remo völlig erholt hat. wird am Donnerstag von San Remo nach Genf reisen, um bei der MärzTagung des Völkerbundsrates anwesend zu sein. Der deutsche Botschafter in Rom von Neurath ist heute wieder nach San Remo abgereist, wo er einige Tage bleiben wird.
die englische Antwort auf Coolidges Abrüstungsvorschlag.
WTB. London, 28. Febr. Die englische Antwort auf Coolidges Abrüstungsvorschlag ist nunmehr fertiggestellt und wird morgen in Washington überreicht werden. Gleichzeitig wird der Minister des Aeußern Chamberlan im Unterhause eine Erklärung abgeben.
In der englischen Antwort auf Coolidges Abrüstungsvorschlag, wird, wie verlautet, die englische Regierung mitteilen, daß sie bereit sei, an dem von Coolidge vorgeschlagenen Besvrechungen teilzunehmen.
Deutsch=französischer Notenaustansch über das Kriegsamterialabkommen.
WTB. Paris, 28. Febr. Das Abkommen, das in
der Frage des Kriegsmaterials von der Botschafterkonferenz und der deutschen Reichsregierung abgeschlossen wurde, ist durch einen Notenaustausch bestätigt worden. Die Noten sind von Briand in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Botschafterkonserenz und von dem deutschen Geschäftsträger in Paris, Botschaftsrat Dr. Rieth unterzeichne: worden.
Ein Memorandum Fochs.
Das Fonrnal meldet: Marschall Foch hat über die Rheinsicherungsfrage ein Memorandum dem Kabinett unterbreitet, das von größtem Einfluß auf die Räumungsfrage sein wird. Das Memorandum führt u. a. aus, daß die neue Fortifikationslinie vor 1932 nichtfertig sein könne.
Politik in Preußen.
Spannungen zwischen den Regierungsparteien.
Aus parlamentarischen Kreisen schreibt man uns:
Die jüngsten Abstimmungen im Preußischen Landtage über die sog. Hirtsieser-Verordnung haben das Bild der Uneinigkeit der Koalitionsparteien geboten. Die Demokraten sowohl wie die Sozialdemokraten haben den Wünschen des Zentrumsministers nicht zugestimmt und haben, wenn man so sagen soll, Oppositionsstellung bezogen. Bei den Sozialdmeokraten war das noch verwunderlicher als bei den ewig schwankenden Demokraten, die auf einmal alle ihre Versprechungen wegen der Aufhebung der Zwangswirtschaft vergessen zu haben schienen und eben Agitationspolitik machten. Immerhin, es gelang, einen Eklat zu verhindern, und auch der einzige Antrag, der durchkam und die Hirtsieserverordnung auf einen späteren Termin verschob, sand eine nur schwache Mehrheit und ist nicht einmal ausführbar.
Es war nicht werkwürdig, wenn an diese Dinae ewisse Vermutungen sich knüpften, die auf eine Nöglichkeit der Veränderung der ge genwärtigen Regierungsbasis hinausliefen. Aber es war doch von vornherein sicher, daß die Rechte in diesem Falle mit dem Zentrum gehen würde, wobei wir noch besonders hervorheben wollen, daß sie es nur erst auf energischen Druck hin tat. Aus dieser Tatsache Schlüsse ziehen zu wollen, geht entschieden zu weit. Es ist übrigens nicht das erste Mal, daß auch das Zentrum mit der Rechten gegen die eigenen Koalitionsgenossen zusammengeht. Das war z. B. bei der Frage der Instruierung der Provinzialstimmen im Reichsamt der Fall, das ist in den Schulfragen immer gewesen und das wird auch gele entlich noch in anderen Dingen der Fall sein.
Aber ich ist doch eine Koalition eine
Zula sassung verschiedener Par
teien er Absicht, eine gewisse politischsiezuvertolgen. Auf diese Absich: kommt es an, dann ist natürlich innerhalb der Koalition die Möglichkeit zu einzelnen Sondermaßnahmen gegeben. Nimmt man diese nicht als koalitionsstörend, so können sie hingehen, obwohl sie natürlich kein Ideal sind. Nur so, und nicht anders, mus auch die Lage im Landtage gesehen werden. Daß gewisse Spannungen unter den Koalitionsparteien vorhanden sind, ist unleugbar, aber die entscheidende Frage ist, ob sie verhindern wollen, daß daraus mehr entsteht. Und das glauben wir durchaus.
Wir können uns nicht vorstellen, daß die Sozialdemokraten den Wunsch haben, sich in Preußen ans der Regierung hinausmanöverieren zu lassen; wir können nicht glauben, daß dies der Wunsch der Demokraten ist. Wir können aber ebenfalls nicht annehmen, daß es der Wunsch der Zentrums fraktion des Preußischen Landtages ist. Seitdem im Reich die Regierungsänderung vor sich gegangen ist, haben wir ein doppeltes Interesse daran, die Fühlung nach links nicht ohne weiteres fallen zu lassen.
Nimmt man also die Lage einmal nüchtern, so wird man nicht umhin können, zu sagen, daß die gegenwärtige preußische Regierung keine Veranlassung hat, sich selber Schwierigkeiten zu machen. Geradezu sonderbar wirkt das übrigens bei den Demokraten, die den stärksten Anlaß haben, keine Krisen hervorzurufen, während für das Zentrum diese Befürch tung nicht bestehen kann, da es jederzeit in der Lage ist, eine neue Regierung zu bilden.
Wir glauben daher, daß die vorhandenen Spannungen sich wieder legen werden und daß, wenn einmal das agitatorische Moment, das in der Hirtsieserverordnung steckt oder künstlich hinausgetragen ist, überwunden sein wird, dann auch die Dinge in Preußen wieder den ungestörten Verlauf von früher nehmen werden. Daß die drei Regierungsparteien die Absicht haben, sich zu verständigen, ist sicher, und daß sie nicht etwaigen Störungen zum Opfer fallen, ist noch sicherer. Inzwischen hat sich ja auch schon gezeigt, daß das preußische Schiff wie der ruhigen Kurs nimmt und ohne Schwankungen weiter fährt.
Die Ewig=Gestrigen.
Eine Entschließung der Dentsch=Konservarwen.
Berlin, 1. März. Der weitere Vorstand der Deutsch=Konservativen Partei, der gestern in Berlin unter dem Vorsitz von D. Graf Seydlitz=San dreczki zusammentrat, billigte einstimmig eine Enischießung, in der es heißt: Wir Konservativen stehen inunbeirrbarer Treue zum mon archistischen Gedanken und zum angestammten Herrscherhause. Wir bekennen den Willen zur Befreiung und zu einer Außenpolitik. die durch Würde sich Achtung gewinnt. Die Deutsch=Konservative Partei hat sich bei ihrer selbstlosen Mitarbeit in der Deutsch=Nationalen Volkspartel volle Selbständigkeit ausdrücklich bewahrt
Die Entschließung fordert schließlich die konserva tiven Kreise auf, sich in den Vereinen der Deutse. Konservativen die Machtmittel zu schaffen, um he kommenden Wahlen die konservativen Forderungen zur Geltung zu bringen.