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Nr. 259
Dienstag, den 8. November
1927
Schluß der Genfer Konferenz zur Beseitigung der Handelshemmnisse.
WTB. Genf, 7. Nov. Die diplomatische Konferenz für die Schaffung eines internationalen Uebereinkommens betreffend die Aufhebung der Ein= und Ausfuhrbeschränkungen und Verbote hat am Montagabend ihre Arbeiten abgeschlossen. Die letzte Sitzung diente der Genehmigung des Textes der Konvention und des Schlußprotokolls sowie der Schlußakte. Ein Antrag des Vertreters der Vereinigten Staaten, der die Streichung zweier bedeutsamer Stellen der Schlußakte verlangte, nämlich der Erklärungen betreffend die Vorbereitungen und die Einberufung einer Konferenz zur Bekämpfung der Viehseuchen durch den Völkerbund und betreffend Verträge unter den Staaten zum gleichen Zwecke sowie der Erklärung über die Durchführung einer direkten Zolltarifpolitik seitens der Signatarmächte wurde abgelehnt. Ferner stimmte die Konferenz zu, daß der Schlußakt als Anhang eine von den Delegierten mehrerer Länder, darunter die Schweiz, vorbereitete Erklärung beigefügt werde, in welcher ausdrücklich festgestellt wird, daß die auf Grund der Konvention künftig aus Gründen der Volksgesundheit und aus anderen Gründen zulässigen Ein= und Ausfuhrverbote sich nicht auf Wein= und Weinprodukte beziehen können. Am Schluß der Sitzung wurden unter Namensaufruf die Staaten festgestellt, die bereits am Dienstag die Konvention und die Schlußakte zu unterzeichnen bereit sind. Es sind dies 15 Staaten, worunter Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland, die Schweiz, Oesterreich. Belgien und die Tschechoslowakei. Andere Staaten
versicherten, die Unterzeichnung in der nächsten durch ihre Vertreter erklären, daß sie keine Instruktionen zur Vollziehung der Unterschriften erhalten hätten. Japan und Rumänien haben sich am Dienstag um Mitternacht die Unterzeichnung vorbehalten. Woche vorzunehmen. Wieder andere, so die Vereinigten Staaten, Irland, Canada und China ließen
Der 10. Jahrestag
der Gründung der Sowjetrepubliken.
WTB. Berlin, 8. Nov. Auf Einladung des Botschafters der Union der Sowjetrepubliken vereinigte sich gestern abend im Botschaftsgebände zur Feier des 10. Jahrestages der Gründung der Sowjetrepubliken eine ungewöhnlich große und glänzende Gesellschaft, in der die führenden Persönlichkeiten des politischen, wissenschaftlichen, künstlerischen und kommerziellen und industriellen Welt zahlreich vertreten waren. Reichsminister Dr. Stresemann und Staatssekretär Dr. von Schubert, der Chef der Ostabteilung des Auswärtigen Amtes, der Reichspressechef, Reichsgerichtspräsident Dr. Simons, die Botschafter der Marguerie und Nagaoka und die Gesandten der meisten auswärtigen Staaten waren erschienen. Das künstlerische Programm des Abends enthielt u. a. Vorführungen der Aetherwellenmusik von Prof Theremin aus Leningrad und Konzertübertragungen aus Moskau und Leningrad.
Pressestimmen zur Denkschrift des Generalagenten.
Auslandpresse und Memorandum.
Das„Journal of Commerce, das dem Memorandum Parker Gilberts mehrere Artikel widmet, führt aus: In hiesigen Finanzkreisen erblickt man in der ständigen Erörterung der deutschen Schwierigkeiten die Gefahr einer Krise, die entweder zur Wiederaufrollung der Frage des Dawesplanes oder zur Unterbindung weiterer deutscher Anleihen in Amerika führen könne.
Baltimore Sun schreibt:„Es war vorauszusehen, daß gewisse deutsche Kreise ihren Unwillen über diese Kritik der deutschen Finanzpolitik äußern würden. Dies ist aber unwichtig gegenüber den Bemühungen Schachts und der deutschen Regierung, den taktvollen Hinweisen des Reparationsagenten auf halbem Wege entgegenzukommen.
Journal of Commerce behauptet, daß die Ausführungen Gilberts mit der Ansicht des Staatsdepartements übereinstimmen, die sich bereits kürzlich in der Verzögerung der preußischen Anleihe kundgetan habe.
Eine Erklärung Mellons.
WTB. Washington, 7. Nov. Schatzsekretär Mellon erklärte in einer Pressekonferenz über das Memorandum des Reparationsagenten: Das Memorandum spricht für sich selbst. Die Kritik Parker Gilberts ist in erster Linie gegen staatliche und kommunale Anleihen zu unproduktiven Zwecken gerichtet. Es liegt in Deutschlands eigenster Interesse, so sparsam wie möglich zu wirtschaften, damit es sich gegen den Vorwurf wehren kann, nicht alle erforderlichen und möglichen Anstrengungen zur Erfüllung seiner Verpflichtungen gemacht zu haben.
Die englische Presse stimmt zu.
WTB. London, 7. Nov.„Financial Times" sasen in einem Leitartikel: Die deutsche Antwort auf Parker Gilberts Note ist in gewissem Maße beruhigend. Trotzdem scheint es, daß die gegenwärtigen Beherrscher Deutschlands die mit dem Sachverständigen angenommenen Verbindlichkeiten noch immer als übertrieben betrachten, wenn sie auch nicht soweit gehen, für ihre Abänderung einzutreten. Die gegenwärtig geäußerte Absicht, für Reparationszahlungen ovne Zuhilfenahme von Anleihen zu sorgen, muß entsprechend ihrem Inhalt eingeschätzt werden, aber der allgemeine Ton der Antwort läßt die Vermutung zu, daß die den deutschen Behörden von Parker Gilbert erteilte Warnung zeitgemäß und notwendig war.
Der Finanzredakteur der„Westminster Gazette“ weist darauf hin, wie wichtig es ist, daß die Welt von Deutschlands ehrlichem Willen überzeugt ist und führt weiter aus, die grundlegende Schwierigkeit in der Reparationsfrage sei, daß die GläubigerNationen bezahlt werden wollen, es aber ablehnen, die Güter und Dienste anzunehmen, in denen allein umfangreiche Zahlungen erfolgen können. Der Wunsch der GläubigerNationen, ihre einheimischen Märkte zu schützen und die damit zusammenhängende Politik der Errichtung von Tarifschranken sei grundlegend für das Problem.
„Times" nennen in einem Leitartikel die Denkschrift Parker Gilberts eine furchtbare Anklage gegen das deutsche Finanzwesen und sagen: Der Generalagent hat wiederholt gewarnt. Als er im letzten Monat erkannte, daß der Gang der Ereignisse zu einer ernsten Krisis führen müßte— eine Tatsache, die einer Anzahl aufmerksamer Deutscher vollkommen klar ist—, ging er dazu über, auf Ersuchen des Finanzministers eine seierliche und präzise Warnung vor den unvermeidlichen Folgen zu erteilen. Times besprechen anschließend den Inhalt der Denkschrift im einzelnen und sagen am Schluß: Der Generalagent legt endlich dar, daß die Kreditpolitik der
Reichsbank und die Politik der öffentlichen Finanzen nach verschiedenen Grundsätzen geführt worden sind. Dieses Auseinanderlaufen ist in der Verwirrung des deutschen Geldmarktes peinlich zutage getreten und ist in sich selbst eine Antwort auf Herrn Köhlers nicht überzeugende Antwort auf die Denkschrift des Generalagenten.
Pariser Zeitungen.
WTB. Paris, 7. Nov. Zu den veröffentlichten Noten in der Reparationsfrage schreibt der sozialistische„Populaire", schon heute könne man sich sagen, daß in zwei Jahren, wenn nicht schon früher, alle Mächte, die die Abkommen von London unterzeichnet haben, in ihrem eigenen Interesse veranlaßt werden würden, die Zahlungsbedingungen einer neuen Prüfung zu unterziehen. Sie werde vielleicht der Augenblick sein, endgültig die Höchstsumme der deutschen Reparationszahlungen festzusetzen.
„Homme Libre“ erklärt, trotz dem Dawesplan und trotz den Londoner Abmachungen sei das Reparationsproblem noch nicht vollständig gelöst. Deutschland wisse weder, was es insgesamt zu bezahlen habe, noch wieviel Jahre es jährlichen Belastungen unterworfen sei und wie es dem Transferkomitee gelingen werde, die von Deutschland vereinnahmten Devisen zu transferieren.
„Paris National“ schreibt, der Dawesplan werde nur Ergebnisse zeitigen können, wenn man der Masse der deutschen Arbeiter harte Opfer auferlege. Die Herabsetzung der Produktionskosten werde nur erreicht werden, wenn man die Löhne der Arbeiter herabsetze oder die Abreilszeit verlängere.
Newyorker Presseslimmen.
WTB. Newyork, 7. Nov.„Newyork World" und„Newpork Times“ widmen der Note Parker G'lberts im wesentlichen referierende Leitartikel, doch fügt„World" hinzu, angesichts der Entwicklung des deutschen Budgets sei Parker Gilberts kritische Schärfe verständlich.„Newyork Times" bezeichnen die Gilbertnote als ernstlichen Hinweis für Deutschland darauf, daß die Niederlage im Weltkrieg internationale Verpflichtungen hinterlassen habe, die nicht außer acht gelassen werden könnten. Sowohl der Friedensvertrag wie der Dawesplan ermächtigten Gilbert zu seiner Kritik, indessen berühre es angenehm, daß diese Kritik von der deutschen Regierung ohne Empfindlichkeit entgegengenommen worden sei und daß die deutsche Regierung ihr Versprechen auf Einhaltung der Dawesplanverpflichtungen erneuert habe.
Erklärungen des Prinzen Carol.
DN. Paris, 7. Nov. Prinz Carol von Rumanien gab seiner Umgebung Erklärungen über seine Absichten und über die politische Lage ab. Bratianu bedrohe seine Mutter und ihn selbst mit der Ausrufung der Republik in Rumänien. Das sei geradezu grotesk, denn niemand könne seine Dynastie an der Regierung hindern. Er wünsche keinen Staatsstreich und werde niemals mit Gewalt seinen Thron wieder besteigen, trotzdem ihm dieses von gewissen militärischen Persönlichkeiten vorgeschlagen worden sei. Er denke sich seine Rückkehr etwa folgendermaßen: Am 20. November werde der Bauernkongreß zusammentreten, falls er nicht von der Regierung wieder einmal daran gehindert werde. Die Frage, ob dieser Kongreß sich für oder gegen seine Rückberufung aussprechen werde, sei offen. Wenn ja, müsse man eine möglichst große Anzahl von Stimmen im Lande und im Parlament zusammenbringen, um Bratianu zu stürzen. Darauf würde er durch ein Gesetz zur Thronbesteigung ermächtigt werden, denn er wolle nicht als Usurpator, sondern als legaler König zurückkehren.
Die Anklage gegen Manoilescu.
Bukarest, 7. Nov. Der unter der Anklage des Hochverrats verhaftete ehemalige Unterstaatssekretär Manoileseu wurde heute früh aus dem Gefängnis von Jilava in Banat in das Gefängnis des Kriegsgerichts nach Bukarest übergeführt. Gleichzeitig hat Manoilescu in der Zelle den Besuch seiner Gattin und des Generals Averescu empfangen. Die Anklageschrift der Militäranwaltschaft umfaßt zwei Bände von je 200 mit der Maschine geschriebenen Seiten. Manoilescu wird des Attentats gegen die Sicherheit des Staates beschuldigt. Die Anklageschrift sucht nachzuweisen, daß Manoilescu ein Komplott geschmiedet hat, um die legale dynastische Ordnung zu stürzen, wodurch die Sicherheit des Staates gefährdet worden sei.
Oberst Theodoresen ist auf freien Fuß gesetzt worden.
Gegen die Räumung des Rheinlands.
„Was jeder in Frankreich innerlich denkt“.
Paris, 5. Nov. Wie dem Echo de Paris aus Nancy gemeldet wird, ist der vor einiger Zeit dort gebildeten Lothringer Vereinigung zum Schutz der Nordost=Grenzen eine Entschließung der Handelskammer von Roubaix zugegangen, in der sich diese gegen die Räumung des Rheinlands vor 1935 ausspricht. Es heißt darin:
„Wir sagen laut und vernehmlich, was jeder in Frankreich innerlich denkt: Genug der Schwäche gegenüber den Deutschen. Wir glauben nicht an ihre Versprechungen. Wir glauben nicht an ihre Loyalität. Genug des Edelmuts hinsichtlich der Schulden! Genug der Zuständnisse zu ihren Gunsten! Wir sind lange genug übertölpelt worden.“
Die Handelskammer von Roubaix erkläre, sich daher, heißt es weiter, energisch der Räumung der Rheinland widersetzen zu müssen, solange nicht die durch den Versailler Vertrag festgesetzten französischen Grenzen in Verteidigungszustand gesetzt seien, was bis 1935 geschehen sein müsse.
Die Zeitschrift Deutsche Treue beschlagnahmt.
WTB. Berlin, 7. Nov. Heute früh ist auf Anordnung des Amtsgerichts die Nummer 43 der Zeitschrift des Nationalverbandes deutscher Offiziere, Deutsche Treue, wegen Verstoßes gegen das Republikschutzgesetz beschlagnahmt worden.
Der Vorstoß wird in einem„Treulose" überschriebenen Aufsatz erblickt, der sich mit der Staatsumwälzung vom 9. November 1818 befaßt und in dem der Weimarer Verfassung die Rechtsgrundlage abgesprochen wird.
Dr. Bartel über die Wiederaufnahme der deutsch-polnischen Handelsvertragsverhandlungen.
WTB. Warschau, 6. Nov. Vizepräsident Dr. Bartel gab gestern abend vor Vertretern der Warschauer Presse, die seiner Einladung in das Ministerratspräsidium zu einer Besprechung gefolgt waren, im Namen der polnischen Regierung folgende Erklärung über die Wiederaufnahme der deutsch=polnischen Handelsvertragsverhandlungen ab:
„Die polnische Regierung erklärt, beseelt von dem guten Willen und dem Wunsche, normale Handelsbeziehungen mit Deutschland herzustellen und geleitet von den wohlverstandenen beiderseitigen Wirtschaftsinteressen, ihre Bereitwilligkeit, mit Deutschland einen Handelsvertrag abzuschließen, der auf den üblichen Grundlagen westeuropäischer Handelsabkommen aufgebaut ist. Die pol= nische Regierung kann nichts erheben und erhebt auch nichts gegenüber dem Deutschen Reiche besondere wirtschaftliche Forderungen, die von der allgemein anerkannten Norm westeuropäischer Handelsverträge, von den Beschlüssen der internationalen Wirtschaftskonferenz in Genf sowie des Landwirtschaftlichen Kongresses in Rom abweichen. Die volnische Regierung ist der Auffassung, daß der Abschluß eines normalen Handelsvertrages mit dem Deutschen Reiche um so eher möglich ist, als die Schwierigkeiten, die sich aus der Frage der Niederlassung ergäben, auf dem Wege beiderseitiger Verständigung grundsätzlich beseitigt worden sind.
Nach Verlesung dieser Erklärung gaben Minister Dr. Bartel und Handelsminister Dr. Kwiathowski, der der Konferenz beiwohnte, Antwort auf verschiedene Fragen der Journalisten. U. a. erklärten die Minister, die großten Hindernisse iner Verständigung mit Deutschland bildeten die Koblen= und die Veterinärfrage. Die Erledigung der Zollfrage sei vor allem von der Lösung dieser beiden Probleme abhängig. Der Minister berührte dann auch noch die Frage der Zollvalorisation und stellte fest, daß die Ausarbeitung eines neuen Zolltarifes noch geraume Zeit in Anspruch nehmen werde.
Sitzung des Kreistages des Kreises Gladbach
am 7. November 1927.
A Viersen, 8. Nov. 1927.
Nach Erledigung der üblichen Formalitäten und nach Feststellung der Zahl der anwesenden Kreistagsabgeordneten— es sind 23 erschienen—, macht der Vorsitzende bekannt, daß 2 Anträge— ein sozialistischer und ein kommunistischer— außerhalb der Tagesordnung eingegangen sind. Seinem Vorschlag, diese im Kreisausschuß zu erledigen, stimmt die Versammlung zu. Sodann wird in die Tagesordnung eingetreten.
1. Antrag auf Erteilung der Entlastung zur Rechnung der Kreissparkasse für das Jahr 1926.
Die Rechnung ist durch einen Ausschuß und den Sparkassenvorstand geprüft worden, wobei sich nichts zu erinnern gefunden hat, Der Kreistag nimmt die Rechnung ab und erteilt den bei ihrer Führung und Legung beteiligten Personen Entlastung. Der erzielte Ueberschuß von 21 500 Mark wird der Rücklage zugeführt, die dadurch die Höhe von 96352 Mark erreicht.
2. Unterbringung der Wohnungsbauanleihe.
Von der am 14. März d. Is. vom Kreistag beschlossenen Anleihe zur Förderung des Wohnungsbaues hat die Landesbank der Rheinprovinz 200 000 Mark vorläufig kurzfristig mit der Aussicht auf Umwandlung in eine langfristige Anleihe hergegeben, während 300000 Mark bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin=Wilmersdorf langfristig aufgenommen werden sollen. Die Anstalt fordert Neufassung des Anleihebeschlusses in folgender Form:
„In Abänderung und Ergänzung seines Beschlusses vom 14. März d. Is. beschließt der Kreistag einstimmig, zum Zwecke der Förderung des Wohnungsbaues(Gewährung von Darlehen zum verbilligten Zinsfuße an Baulustige) bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin=Wilmersdorf ein wertbeständiges Darlehen von 107 500 Gr. Feingold aufzunehmen, das mit 6 Prozent jährlich zu verzinsen und mit jährlich 2 Prozent und den ersparten Zinsen zu tilgen ist. Bei der Ausahlung wird eine Zinsausgleichsvergütung von 5 Prozent und ein Verwaltungskostenbeitrag von 1 Prozent in Abzug gebracht. Im übrigen werden die Bestimmungen der Schuldurkunde vom 23. August in allen Teilen als bindend anerkannt.“
Wenn auch einige Bedenken bestanden, so erklärte sich der Kreistag hiermit einverstanden.
8. Verleihung des Rechts auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenversorgung an Dauerangestellte.
Die Kreisbeamten haben ein Anrecht auf Ruhegehalt und Witwen= und Waisenversorgung. Dieses Recht soll nun auch denjenigen Kreisangestellten verliehen werden, die, ohne Beamteneigenschaft zu haben, doch voraussichtlich dauernd im Dienste des Kreises bleiben werden. In Betracht kommen die Angestellten Kaisers, Kreppel und Irnich,
die schon 7—9 Jahre bei der Kreisverwaltung tätig sind und sich bewährt haben. Die Anstellungsbedingungen— Kündigungsmöglichkeit usw.— bleiben unverändert. Der Kreisausschuß beantragte, den genannten Angestellten die erwähnten Vorteile zu gewähren und die Beiträge zur Ruhegehalts= und Witwen- sowie Waisenversorgungskasse mit ewa 2000 Mark jährlich auf den Kreis zu übernehmen.
Es entspinnt sich über diesen Punkt eine längere Debatte. Schließlich wird ein Antrag des Kreistagsabgeordneten Zahn mit 11 gegen 9 Stimmen angenommen, wonach die Angelegenheit bis zur nächsten Etatsberatung vertagt wird. Zwei Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung.
4. Antrag auf Bewilligung einer Kreisbeihilfe zum Ausban des Weges von Schelsen nach Steinforth.
Der Weg ist erstmalig im Jahre 1905 mit Basalt ausgebaut worden. Da das Interesse der Gemeinde Schelsen an dem Wege nur gering ist, mußte sie damals durch Urteil des Kreis= und Bezirksausschusses zum Ausbau gezwungen werden. Das Urteil stützte sich darauf, daß der Weg die einzige direkte Verbindung der Ortschaften Steinforth, Rubbelrath, Damm, Aldenhoven, Wallrath, Schloß Dyck usw. mit der nach den Städten M.Gladbach, Rheydt und Odenkirchen führenden Provinzialstraße ist und daß er in seinem damaligen Zustande als unbefestigter Feldweg dem lebhaften Verkehr zwischen den genannten Ortschaften und Städten in keiner Weise genügte. Dieser Verkehr hat sich inzwischen noch erheblich gesteigert. Insbesondere benutzen den Weg neben zahlreichen Kraftwagen sehr viele Fuhrwerke die Gemüse nach den städtischen Märkten bringen. Bei Wegfall des Weges müßte der Fuhrwerksverkehr über Glehn zur Provinzialstraße gehen, was einen Umweg von dreiviertel Stunden bedeuten würde. Der Weg ist jetzt wieder derart abgenutzt, daß eine Neudeckung erfolgen muß, die 21 500 Mark Kosten erfordert, wozu die Provinz eine Beihilfe von 7160 Mark bewilligt hat. Da die kleine, leistungsschwache Gemeinde an dem Wege tatsächlich nur geringes Interesse hat— den anschießenden Grundbesitzern würde ein Feldweg genügen— beantragt der Kreisausschuß, um den Ausbau des für den öffentlichen Verkehr unentbehrlichen Weges zu ermöglichen, der Gemeinde einen Zuschuß von 4150 Mark aus Kreismitteln zu gewähren. Sie würde dann selbst noch einen Betrag von 10000 Mark aufzubringen haben. Nach einer längeren Aussprache, in der von Herrn Bürgermeister Brocher betont wurde, daß die Gemeinde Schelsen an dem Wege gar kein wirtschaftliches Interesse habe, wurde die Uebernahme der Summe von 4150 Mark auf den Kreis einstimmig beschlossen.
5. Wahl von vier Vertretern der Landgemeinden und eines Vertreters des Kreises zur ersten Genofsenschaftsversammlung des Niersverbandes.
Der Vorsitzende teilt mit, daß der Kreis insgesamt 10 Vertreter zu wahlen hätte, 1 Vertreter der