24. Jahrgang] Nummer 277
Hauptgeschaftestelle und Sebriftleitung: Düsseldorf. Pressehaus am Martin-Luther-Plats. Fernruf: Sehriftleitung 221 B5. Anzeigenannahme und Vertrieb 222 95. Drahtwort: Drosteverlag Düsseldorf. Postscheckkonto Essen 964. Relchsbank Düsseldorf Kto. 36 8612. Monatlicher Bezugspreis: Durch Boten 2.60 RM. und 30 Rpf. Botenlohn, durch die Post 2.80 RM. einschließlich 18 Rpf. Postzeitungszebühr suzügl. 36 Rpf. Bestellgeld Bei Ausfall der Lieferung infolge höherer Gewalt kein Anspruch auf Rückerstattung des Bezugspreises.
Droste Verlag Düsseldort
Samstag Sonntag, T7. 2u. Nov. 1993
Geschäftsstellen: Aachen, Theaterplats 2. Ruf 30726. Berlin SWes, Friedrichstraße 203. Ruf 11 29 47/44. Bielefeld, Bahnhofstr. 36. Ruf 64 84, Dortmund. Hiltropwall 2. Ruf 250 50. Duisburg. Königetr 9. Ruf 206 02. Essen. Henriettenstr. 2. Ruf 240 78. Frankfurt a. Main. Kirchnerstr. 10. Ruf 24087. Hannover. Georgstr. 32. Ruf 266 90. Koblenz, Markenbildchenweg 13. Ruf 38 96. Köln. Hohensollernring 81. Saarbrücken 1. Eisenbahnstraße 37. Ruf 206 40. Wien III. Eslarngasse 1. Ruf B 83 87. Wuppertal-Elberfeld. Fried. richstraße 17. Ruf 371 94.
Einzelpreis 20 Rpt.
USA.-Golddiktatur über die eigenen Verbündeten
Wie sicht's heute mitlag?
Ein bvitischer Militärsachverständiger, der sich mit dem deutschen Angriff auf den KiewVorsprung beschäftigt, erklärt heute, daß die friderizianischen Ideen des Durchhaltens und Abwartens jetzt die deutsche Kriegführung bestimmen. Seine Betrachtung über die neue deutsche Strategie mündet in die Feststellung. daß die Ostfront weiter gehalten werde und die letzte Schlacht entscheidend sei. Diese Überlegungen zeigen, daß man sich in London über die Planmäßigkeit der deutschen Operationen im Osten durchaus im klaren ist. Sie hat auch die militärische Entwicklung in der vergangenen Woche bestimmt, die trotz schlechten Wetters und anhaltender Verschlammung harte Kämpfe brachte. Die Temperaturen an der Ostfront bewegen sich zur Zeit zwischen 2 Grad Kälte und 3 Grad Wärme, und die Wege befinden sich größtenteils in einem Zustand, der alle Operationen außerordentlich erschwert. Man hätte also erwarten können, daß die großen Schlachten des Sommers und Herbstes nunmehr durch ein passives Stadium der militärischen Auseinandersetzung abgelöst werden würden. Dies ist jedoch nicht der Fall gewesen. Die Bolschewisten haben ihre Angriffe in den letzten acht Tagen an verschiedenen Brennpunkten der Front fortgesetzt, und die deutsche Abwehrkraft hat sich aufs neue in den Gegenangriffen gezeigt, die dem Feind außerordentliche Verluste brachten.
Die deutsche Verteidigung konnte abermals eine dem Feind schwer zusetzende Wirksamkeit entfalten, weil die Kampfmoral des deutschen Soldaten, der sich längst auf den dritten Kriegswinter im Osten innerlich eingestellt hat, über
jedes Loberhaden ist. Er begegnet dem ast täglich erneuerten bolschewistischen Versuch. doch noch einen entscheidenden Durchbruchserfolg zu erzwingen, mit einer durch nichts zu erschütternden Kaltblütigkeit und Ausdauer. Bei dem bartnäckigen Masseneinsatz der Bolschewisten, der weder Menschen noch Material schont, lassen sich Einbrüche an einzelnen Stellen der Front nicht vermeiden. Es gelang aber überall, den Gegner abzuwehren oder zumindest die Einbruchsstelle abzuriegeln. Auch die Kämpfe bei Kertsch und den oberen Zugängen zur Krim
brachten dem Gegner nicht den erhofften Erfolg. Es läßt sich vielmehr feststellen, daß unsere Abwehrfront sich hier verstärkt hat. Verschiedentlich fiel die geringe Panzerunterstützung auf, mit der der Gegner seine Angriffe vortrug. Hierbei handelt es sich jedoch nur um eine vorübergehende Erscheinung. Am Anfang der letzten Woche stand die Zurückeroberung von Schitomir, die die englische Presse noch jetzt lebhaft beschäftigt. Dadurch konnte der Feind im Raume von Kiew fast 100 Kilometer nach Osten und 50 Kilometer nach Norden zurückgedrängt werden. Die Bolschewisten hatten diees Gebiet sehr stark ausgebaut und vermint. Trotzdem gelang es den deutschen Truppen, dieen sowjetischen Stützpunkt einzuschließen und zu vernichten. Die Räumung von Gomel, die die deutsche Linie in diesem hartumkämpften Raum erheblich verkürzt, rundet das Bild der gegenwärtigen Lage an der Ostfront ab, die noch keine Anzeichen beginnender Stabilisierung aufweist.
*
Auf dem italienischen Kriegsschauplatz hat sich auch in der letzten Woche wenig verändert. Unsere Nachhuten fügten dem Feind erhebliche Verluste zu, ohne daß es diesem gelang, das Schneckentempo des Vormarsches zu beschleunigen. Mehrere Inseln der dalmatinischen Küste wurden von Banden gesäubert und besetzt, so daß jetzt die gesamte adriatische Küste gesichert ist. Die Engländer und Amerikaner haben keine Möglichkeit mehr, die Banden mit Nachschub an Kriegsmaterial und Lebensmitteln zu versorgen. Neuerdings ist beobachtet worden, daß Anhänger des Generals Mihailowitsch gegen die kommunistischen Banden unter der Führung Titos kämpfen. Diese merkwürdige Erscheinung geht offenbar darauf zurück, daß die nationalistischen Bandenführer aus dem Ausbleiben der englisch=amerikanischen Hilfe ihre Schlüsse gezogen haben. Vielleicht ist man auch zu der Einsicht gekommen, daß Moskau kaum geneigt ist, nationale Interessen zu berücksichtigen oder gar zu fördern. Was die allgemeine Lage im Mittelmeer anbetrifft, so schreibt der„Observer“, die deutschen Aktionen und die Versäumnisse der Westmächte hätten die Engländer und Amerikaner zur Untätigkeit verurteilt, und zwar in einem Augenblick, in dem eine gemeinsame Aktion den Sowjets bei ihrem Kampf um die
Fortsetzung 2. Seite
Dollarimperialismus in Reinkullur
Drahtmeldung unserer Berliner Schriftleitung
Berlin, 27. November. Die Neutermeldung über die Gründung einer neuen MorgenthauBauk der„Vereinigten Nationen“, die sich „Umbrad“ nennt, zeigt, daß der Plan des Inden Morgenthau, schon jetzt die wirtschaftliche Beherrschung der mit den Vereinigten Staaten verbündeten Nationen durch die Wallstreet vorzubereiten, weitere Fortschritte macht. Es ist vorgesehen, daß die neue Bank Geldmittel„für den Wiedrrausoe“F Verfügung stellt und Gelder für langfristige Anleihen ausleiht. Die USA.=Inden beeilen sich, anzukündigen, daß die Vereinigten Staaten ungefähr 877 Millionen englischer Pfund zur Verfügung stellen werden. Die britische Beteiligung soll sich auf 250 Millionen Psund erstrecken die sowjetische soll noch geringer sein. Die amerikanischen Kapitalisten wollen sich alse in diesem Wechselfristgeschäft größten Ausmaßes von vornherein das Übergewicht sichern. Ihr Plan geht dahin, mit Hilse der Goldvorräte der Vereinigten Staaten nicht nur die Währungen, sondern auch die gesamte Wirtschaft ihrer Bundesgenossen unter die Fuchtel der jüdischen Geldgeber zu bringen, die aus diesem Wege ihrem Hauptziel. einer Weltdiktatur des internationalen Judentume, näherzukommen hoffen.
Es spricht für die Skrupellosigkeit dieser amerikanischen Geldleute, die als„Förderer der Wiederaufbaumaßnahmen“, auftreten, daß ihre Versklavungspläne sich sogar auf die eigenen Verbündeten erstrecken. Bezeichnend ist, daß bereite in mehreren Ländern eine lebhafte Kritik an den großspurigen Projekten zum Ausdruck gekommen ist, zu denen auch die Gründung der Unrra und der sogenannte Weltstabilisierungssonde gehören. Die Unrra hat(wie der„Mittag“ türzlich anseinandersetzte) sich die wirtschaftliche Unterjochung ganz Europas zum Ziele gesetzt. Sie will jede nsebestrebung unterdrücken und propagiert schon jetzt einen Kartoffelanbau„bie zur höchsten Kapazität in den befreiten Ländern“. Singe es nach den Wunchen der Wallstreet, so würden die Vereinigten Staaten künftig Amsang und Art jeglicher landwirtschaftlichen Erzeugung vorschreiben.
Die deutschen Wassen werden auch auf diese amerikanische Großmannssucht die richtige Antwort geben. Wenn es in einem Bericht der Unrra heißt, daß die europäische Landwirtschaft, abgesehen von den verwüsteten Gebieten, ein„rentablee Unternehmen“ sei, se zeigt sich darin die unverhüllte Profitgier des Judentums, die auch das Gesicht der neuen Bankgründung bestimmt.
Das erhoflfe Riesengeschäft
Sonderbericht des Mittag
Lissabon. 27. November. Die Nachricht von der Gründung einer„Bank der vereinigten Nationen“, läßt im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen über die verschiedenen Pläne der gleichen Art wiederum erkennen, wie der Dollar=Imperialismus die Welt beherrschen möchte. Dabei stehen die Wallstreetjuden natürlich an der Spitze des erhossten Niesengeschäfts. Mittel zum Zweck sind die Goldvorräte der Vereinigten Staaten im Fort Knor und der in den kapitalistischen Ländern noch immer fortbestehende Aberglaube an die Allmacht des Goldes. Auch alle Verbündeten der Vereinigten Staaten sollen nach der Pseise der Wallstreetbankiers tanzen.
Im Lause der Zeit sind verschiedene Pläne bekanntgeworden, die zusammen das Ziel haben, einen moglichn großen Teil der Welt sinanziell und wirtschaftlich von den Vereinigten Staaten abhängig zu machen und damit zu versklaven. Auch die in jüngster Zeit mehrsach erwähnte Unrra soll dabei eine Rolle spielen. Eo handelt sich dabei um jene sogenannte„Alliierte Hilfs= und Wiedergutmachungs. kommission“, die, nach dem Vorbild des sogenannten Völkerbunds zurecht gemacht, ein Werkzeug zu: Ausbentung der Welt werden soll.
Am wichtigsten scheint den Amerikanern und ihren Jnden die Monopolisierung des Welthandels mit Lebensmitteln zu sein. Daneben steht die geplante Schaffung einer Stabilierungesonde auf der Grundlage einer Wiederbeledung des Goldes als Beherrschungsinstrument. So sollen Währung und Wirtschaft möglichst vieler Länder völlig vom USA.=Finanzkapital abhängig werden. Bemerkenswert ist, daß diese und verschiedeue andere Pläne von den Wesmächten unter sich eröriert werden, alles ohne Hinzuziehung der Gowjeto. Man erinnert sich des englischen Keynes=Blanes, dem der nordamerikanische Morgenthau=White=Plau, gegenübergestellt wurde. Man erinnert sich auch der Vorschlägr, eine englische Rancor=Währung bzw. eine nordamerikanische Unilas=Währung zu schaffen. Dabei vertritt der englische Volkswirtschaftler Rennes Englands Interessen, der Plan des USA.=Schatzsekretäre Morgenthau und seines Währungs= und Finanzsachverständigen White den Standpunkt der Vereinigten Staaten. Sie möchten den Dollar auf der Grundlage des Goldes eben mit Hilfe des erwähnten Stabilisierungssonde zur alleinberrschenden Weltwährung machen. Die ebenfalls geplante„Wiederaufbaudank“ soll zu ihrem Teil das große Geschäft sichern helfen, das man für die Zeit vorbereitet, in der die gewaltigen Rüstungsaufträge wegfallen werden und daher keine Gewinne mehr bringen können.
Ausländische Presse zum Terrorangrill
auf Berlin
Eine„Lektion der Chriltlichkeit“
Sonderbericht des Mittag
Bukarest, 27. Nov. Unter der Überschrift „Die Nacht, die man nicht vergessen wird“, schreibt „Porunca Bremii“ zu den jüngsten Bombenangrissen auf Berlin, die Engländer und Amerikaner hätten Europa eine„Lektion der Christlichkeit" erteilt. Dies werde in der Stunde der Vergeltung, die kommen müsse, schwer in die Waagschale fallen. Jedes verbrannte Haus, jedes zerstörte Heim, jede abdachlose Familie sordere diesen Gedanken, der in das Gedächtnis der Deutschen eingegangen sei; denn sie hätten zwar Geduld, aber sie vergäßen nicht.
„Ordinea“ unterstreicht, die Berliner Bevölkerung habe trotz der ungeheuren Verluste eine beispielhafte Ruhe bewiesen.
Finnlands Preile lobt Berlins Dilziplin
Sonderbericht des Mittag
Hellinki, 27. Nov. Die sinnische Presse stellt in ihren Betrachtungen zu den britischen Terrorlügen nach Berlin die disziplinierte und ruhige Haltung und zugleich die Hilfobereitschaft der Berliner Bevölkerung heraus. Die Zeitungen bringen Berichte aus der Feder ihrer eigenen Vertreter sowie Auszüge aus schwedischen Zeitungen. U. a. betont am Donnerstag„Ajam Suunta“ den Terrorcharakter der Angrisse, denen ein besonderer Plan zugrunde liege. Die Zeitung erklärt,
daß man sich dieser Tatsache bewußt sein müsse, de zu erwarten sei, daß sich Deutschland nicht durch internationale und moralische Bedenken gesesselt fühlen könne. Wenn das deutsche Volk gemordet werde, sei Deutschland berechtigt, sich zu verteidigen. Die wirksamste Verteidigung sei jedoch der Angriss.
Viele Finnen zeigen bei dem Unglück, das die Reichohauptstadt getrossen hat, ihren deutschen Freunden auch in personlicher Form ihre Sompothie.
Pariler Preile unterltreicht die harte und mutige Haltung der Berliner
Drahtmeldung unseres Sonderberichterstattere
Paris. 27. November. Die Entschlossenheit, mit der die Bevölkerung dem Bomdenterror der Engländer und Amerikaner getroßt hat, zwingt den Berliner Berichterstattern der hiesigen Blätter höchste Bewunderung ab. Der„Petit Parisien“ veröffentlicht am Freitag auf der ersten Seite einen ausführlichen Stimmungsbericht aus Berlin. Sonderberichterstatter Jacques Sevoz schildert die Vorgänge in den Bombennächten. Sofort nach der Entwarnung hätten die Hilssmaßnahmen der Partei und Wehrmacht eingesetzt. Alle Schwierigkeiten seien rasch überwunden worden, und schon heute gehe das Leben in Berlin wieder seinen gewohnten Gang. Die Haltung der Berliner Bevolkerung sei hart und mutig gewesen. Das politische Ziel des Terrorangrifse, se stellt der französische Berichterstatter fest, nämlich das Wirtschaftsleben in Unordnung zu bringen und die Stimmung der Bevölkerung zu erschüttern, sei nicht erreicht worden.
PK.-Aufnahme: Kriegsberichter Dach(PBZ.) Deutsche Rotkreuzschwestern machen einen Bummel durch Mostar In Kroatien. Am Basar wird
eitrig gehandelt.
Unüberbrückbare
Dillerenzen
allen den„Moskauer Honigmond“ verblallen
Sonderbericht des Mittag
Basel. 27. November. Die schweizerische Presse beschäftigt sich mit der Moskauer Konferenz. Se schreibt Nationalrat Oeri in den„Baseler Nachrich= ten":„Je weiter der zeitliche Abstand wird, deste deutlicher werden die Zeichen dafür, daß die Zusammenkunft der Außenminister Hull, Eden und Molotow in Moskau unüberbrückdare Disserenzen hinterlassen hat. Der Gesamteindruck ist, daß auf dem Gediete der Politik Rückstände geblieben sind, die man unerledigt lassen mußte, weil die Interessengegensätze zu tief waren.“
„Liberté“ in Fribourg stellt in einem Bericht aus London fest:„Es zeigt sich tatsächlich immer mehr, daß die Konserenz nicht so viel Arbeit geleistet hat, wie es das Konzert, mit dem man die Schlußerklärung begleitete, glauben machen wollte. Man stellt fest, daß der Honigmond von Moskan sehr schnell blaß gewerden ist.“
Zusammenfassend stimmen die Betrachtungen der Londoner Berichterstatter zur Lage im alliierten Lager darin überein, daß unter den„großen vereinig. ten Nationen“ massenweiße Sprengstoff vorliegt, und es ist deshalb nicht überraschend, wenn es in den „Baseler Nachrichten“ heißt:„Unser Londoner Berichterstatter erinnert an die Möglichkeit, daß iegend etwas schief geht.“ Über das Wo läht die schweizertsche Zeitung keinen Zweisel, da sie vom alliierten Lager spricht.
Bergarbeiterproteltitreik in England
Sonderbericht des Mittag
Lissadon, 27. Novemder. 12 800 Bergarbeiter in Blidworth sind am Donnerstagabend in den Streik getreten. Der Streik wird alo Protest gegen ein Urteil des Bürgermeisteramtes bezeichnet, das zwei Vergleute zu Gesängniestrafen verurteilte, weil sie sich weigerten, Geldstrafen, die ihnen wegen Vernachlässigung der Heimwehrpflichten auferlegt werden waren, zu zahlen.
PK.-Aufn.: Kriegsber. Fischer(PBZ.)
Nach der harten Abwehrschlacht
Mit ungeheurer Artillerievorbereitung wurde der Angrift von den Sowjets eingeleitet. Unsere Grenadiere wehrten Ansturm auf Ansturm des Feindes ab.
Roosevelts Aufforderung, Lebensmittel zu sparen
Sonderbericht des Mittag
Lissabon, 27. November. Präsident Roosereit fordert in einem Aufruf, zur Lebenomittelversorgung der Vereinigten Staaten Nahrung zu sparen, mit ihr lorglich umzugehen und sie zu teilen.
PK.-Aufnahme: Kriegsberichter Platte(PBZ.) Im Land der Mitternachtssonne?— Nein, aber am felsigen Strand der Mittelmeerinsel Kreta. Selbst diese unzugängliche Steilküste ist durch kampfkräftige Stützpunkte gesichert.
Landserfraum
Irgendwo am Meeresstrand steht ein Soldat und hält Wacht für seine ferne Heimat. Das ist nichts Großes. Nichts, worüber man viel erzählen kann. Manch einer mag sogar denken: ja, der hatts gut!
Der Soldat weiß es anders. Seit Monaten steht er hier auf Posten. Durch die langen Tage und einsamen Nächte. Manchmal überkommt ihn heiß das Verlangen, den Frieden um ihn abzuschütteln, auf etwas losgehen und dreinschlagen zu können. Eine Erlösung wäre es aus dem Zustand zwischen Wachen und Träumen...
Ja. dos Träumen! Je mehr du es abzuschütteln versuchst, um so hartnäckiger verfällst du ihm. Dinge, die längst abgetan sind, kriechen hervor wie aus Gräbern, Gestalten umhuschen dich, zwingen dich zum Rückschauen in Vergangenes. Jugendbilder steigen auf, traurige, verwegene und schöne. Den schönen (pinnst du natürlich am liebsten nach...
Tiefrot sinkt die Sonne ins Meer. Die Wolken leuchten ein letztes Mal auf— bald wird es ganz Nacht sein. Feierliche, stille Dämmerung legt sich über das fremde Land Nur der harte Tritt der schweren Landserstiefel unterbricht das Schweigen— da kommen sie auf— die Träume...
Die Nacht sinkt— der Tag bricht an... die Träume von einem anderen Erwachen, wie du es früher einmal erlebt hast, daheim im Hochwald. Als du. Knabe noch, hinaufstapftest, mit den Jägern und Holzern und vermeint hast, da hinten, wo der granitene Kogel das Tal versperrt, höre auch die Welt auf.
Schon damals wurde dir das Wort„Alarm“ zum Begriff. Ein warnender Vogelschrei löste ihn aus, und hunderte Vierlaute, ängstlich, drohend. wimmernd, erfüllten den Wald. Ein kleines Tannenbaby schüttelte entsetzt die glitzernden Tauperlen vom
zarten Geäst, neigte sich wie hilfesuchend zu dem stasken Nachbarn an seiner Seite und schien sich zu beruhigen: die wuchtige Krone der Mutter würde es beschützen.
Hinter der Bergpyramide schossen die ersten Sonnenpfeile wie Raketen eines Freudenjestes herauf und kündeten der Welt: Der Tag erwacht!
*
Todeskandidaten: Aber mit dem Erwachen des Tages erwachen für die Geschöpfe der Natur auch die Gefahren. Der Alarmruf des Vogels hatte sie angezeigt und das entsetzte Tännlein spürte wohl auch den dieferen Urgrund eines heranziehenden Unheils. Und wirklich, wir selbst, der Jäger, die Holzer und ich bildeten das Gefürchtete. Suchten wir doch die neuen Todeskandidaten unter den Baumriesen aus. Es war gar nicht so leicht für mich, den Riesenkerlen nachzustapfen, die da schweigend mit den Holzwerkzeugen emporschritten. Geredet wurde dabei nicht, denn es ging steil bergan und man mußte haushalten mit seinem Schnaufen. Endlich kam man aus Ziel. Da standen sie. die Auserwählten. Der wildbärtige Förster sprach ihnen das Urteil, das Totenmal wurde in ihre Rinde gekerbt. Traurig standest du dabei, als die große Waldsäge angesetzt wurde. Du wußtest noch nichts vom Leben, solltest du schon vom Sterben erfahren? Das Todesächzen des Baumes hallte durch den Wald.
Gott sei Dank— der schaurige Ton, der dir aus Vergangenheit entgegenwehte, wird von dem lautlosen Frieden um dich aufgesogen. Liebliche Erinnerungsbilder schmeicheln sich heran.
*
Der Märchensee: Grünschillernd und sanft überkräuselt stehst du ihn vor dir. Aber was ist er doch für ein kleiner Tümpel geworden. Und schien dir doch
—