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Telegramme: Generalanzeiger Düsseldorf
Düsseldorfer
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mit„Düsseldorfer Handelsblatt“ und der illustrierten Wochenschrift„Am Rhein“
General-Anzeiger für Dülleldorf und Umgegend
Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Düsseldorf
Berliner Redaktions=Bureau: Bertin, Wilhelmstr. 145 Telephon Ami VI Nr. 17998
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Nr. 343
35. Jahraang
Montag, den 12. Dezember 1910
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Diese Nummer umfaßt 8 Seiten
Pessimistische Stimmungen im russischen Parlament.
*+ Paterahura, 9. Dez. 1910.
Neulich wurde von ofnizieller Seite verkündet, daß die ersehnte Beruhigung in Rußland nicht eintreten will, daß im Geaenteil neue Zeichen einer in weiten Volksmassen sich ausbreitenden revolutionären Gärung wahrzunehmen seien. Die Erklärung für diese gefährliche Erscheinung fand der betreffende Vertreter des Ministeriums in der Heimkehr einer größeren Anzahl administrativ Verbannter aus ihren Exilorten, und eines der Mittel, welche die weise Regierung zum Schutz vor den heranziehenden Gefahren in Aussicht stellt, ist das alte probate Mittel: die weitere Verbannung aller unangenehmen und verdächtigen Elemente. Es sei nicht zu hoffen, meinte der offizielle Prophet, daß die Zahl der Deportierten in den nächsten Jahren ab nehmen werde.
Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, daß die Exklärung der von neuem zunehmenden Gärung doch eine gar zu plumpe Deutung historischer Vorgänge ist. Wäre kein Boden für revolutionäre Stimmungen vorhanden, so würde die Propaganda der heimkehrenden Deportierten sich sehr bald verflüchtigen. In Wirklichkeit sieht das Bild der Massenvorgänge ganz anders aus. In allen einigermaßen politisch geschulten Kreisen ist weniger revolutionäre Tatbereitschaft als überzeugte Mißstimmung zu konstatieren. An Stelle des Sturmes und Dranges tritt immer mehr die Erkenntnis, an Stelle überstürzter Stimmungen das sichere Urteil.
Die Regierung kann wohl unter solchen Umstän den mit Galgen. Gefängnis, Zwangsarbeit, Deportation, Knute und Repressalien noch eine Zeitlang das Volk knechten, aber für die Dauer wird sie mit ihrem Programm nicht durchdringen. Diese Einsicht drängt sich in der jüngsten Zeit auch den halt losen Oktobiisten auf. Sic, die so oft ihrem eigenen Programm zuwider die Regierung auf allen ihren Pfaden gestützt, haben jetzt die Empfindung, daß sie sich mit ihrem ganzen Tun und Treiben zerfleischt haben, und geraten in immer stärkeren volitischen Pessimismus. Mit Zittern und Bangen gewahren sie, daß auch ikie treuesten Scha ren sich von ihnen abwenden und aus ihrer Mißstimmung kein Hehl mehr machen. Sie fragen sich bestürzt, was erst bei den Wahlen zu der vierten Duma, die ja nicht hinter den Bergen sind, werden soll, ob sie nicht weggefegt werden könnten. Neulich begannen sie deshalb nach Art von Revolutionären Zeter und Mordio zu schreien, daß„es so nicht weiter gehen könne“, und sie beschuldigten in ihrer diplomatischen Manier weder sich, noch die Regierung, als sie die Tatsache zugestehen mußten, daß bis auf
den heutigen Tag nicht eine einzige Reform durch geführt worden sei. Nein, sie fanden einen anderen Sündenbock, nämlich den Reichsrat, der die Beschlüsse der Duma nicht akzeptiere und alle konstitutionellen Bestrebungen durchkreuze. Als ob der Reichsrat, der ja stets nach Wunsch der Hofsphären zusammengesetzt werden kann, nicht Fleisch vom Fleisch der Regierung wäre!
Wäre die Oktobristenpartei ihrer eigenen Kraft bewußt, so müßte sie nach ihren bitteren Erfahrungen einen ganz anderen Ton anschlagen, dann würde sie rechtzeitig der Regierung, welche sie Jahre hindurch als ihre Haupttruppe bis aufs äußerste ausgenützt hat und nunmehr treulos verläßt, den Kampf erklären. Denn seit einiger Zeit sucht selbst Stoy pin mit allen Mitteln die Oktobristen zu schwächen und eine geschlossene Parlamentsmehr heit aus den sogenannten Nationalisten, den Reaktionären sans phrase, zu bilden, zu welchem Zweck die mehr rechtsstehenden und ohne Rücksicht auf unliebsame Versprechungen gefügigen Elemente aus den oktobristischen Abgcordnetenkreisen nach und nach in das Nationalistenlager hinüberge schleppt werden. Da aber sehr viele der oktobristischen Deputierten seinerzeit nur deswegen diese Parteibezeichnung angenommen haben, weil sie damit ihre Regierungstreue am besten zu bekennen glaubten, sc ist mit den immer deutlicher werdenden höheren Winken der Abfall dieser Deputierten vom Oktobris mus nicht aufzuhalten. Die Leuchten unter den Oktebristen sehen vor sich nunmehr einen doppelten Zersetzungsprozeß: ihre Massen wenden sich nach links, ihre Offiziere zum Teil ebenfalls nach links. arm Teil aber recht schroff nach rechts, und vom Oktobrismus bleibt nur noch ein Schatten. Die Verwirrung in ihren Reihen nimmt dermaßen zu, daß manche oktobristischen Führer sogar die Parole ausgaben, es sei jetzt die vorzeitige Auflösung der Duma zu erstreben; die Oktobristen mögen durch irgendeine freiheitliche Forderung die Regie rung dazu zwingen und dann gehobenen Hauptes vor die Wählerschaft treten: Seht ihr, nicht wir sind schuld, daß wir eure Wünsche nicht erfüllt haben, nir nehmen auf niemand Rücksicht, wir vertreten euch in schneidiger Art, also wählt uns wieder!
Diese verzweifelten Forderungen, welche in den letzten Tagen innerhalb geschlossener oktobristischer Fraktionssitzungen zu schweren Debatten geführt haben. werden natürlich nie verwirklicht werden. Das russische politische Zentrum besitzt selbst im Sterben keinen Mut und wird, immer mehr zerbröckelnd, die Fußtritte des Kabinetts resigniert hin nehmen. Wohl aber ist die Hoffnung begründet, daß der russische Wähler den Verfassungsfeinden eine heilsame Lektion erteilen wird. Denn die Sünden der Reaktion türmen sich zu Bergen auf, und die Unzufriedenheit dringt selbst zu den Geduldigsten. Zu Zeiten der Wahl wird es sich zeigen, daß die an gesammelte Erkenntnis auch eine Macht beheutet.
Politische Tagesübersicht.
Düsseldorf, den 11. Dez. 1910.
6 Die Besteuerung der Eingeborenen in der Südsee
(Karolinen, Palan, Marianen und Marschallinseln) ist vom stellvertretenden Gouverneur Oßwald neu durch eine Verordnung geregelt worden, deren Wortlaut im Amtsblatt des Schutzgebietes Deutsch=Neuguinca vorliegt. Danach ist jeder erwachsene männliche Eingeborene, der sich im Inselgebiet ständig oder länger als drei Monate auf hält, steuerpflichtig. Ob unter den gleichen Voraussetzungen auch vermögende Frauen zur Steuer herangezogen werden sollen, bestimmt die örtliche Verwaltungsbehörde von Fall zu Fall. Die Steuerpflicht besteht in der Entrichtung einer Geldabaabe, die bei den nichteinheimischen Eingeborenen jährlich 20 Mk. beträgt, bei den Einheimischen den 15fachen Betrag des durchschnittlichen Tagelohnes ausmacht. An Stelle der Geldabgabe können die Einheimischen Steuerarbeiten leisten oder Naturerzeugnisse entrichten. Zu den Steuerarbeiten dürfen nur völlig arbeitsfähige männliche Eingeborene herangezogen werden; die Steuerarbeiten müssen öffentlichen Zwecken dienen, die Zahl der Arbeitstage darf 15 im Jahre nicht übersteigen. Ausgenommen von der Steuerpflicht sind: die Angehörigen der Polizeitruppe, Väter von mehr als vier unerwachsenen Kindern, endlich Nichteinheimische, für die als Vertragsarbeiter eine Anwerbegebühr entrichtet wird. Einheimischen können Steuer=Ermäßigungen und =Befreiungen bewilligt werden. Bei erhöhter Steuer leistungsfähigkeit kann die Steuer bis auf 40 Mk. pro Kopf erhöht werden. Die Häuptlinge oder Steuererheber erhalten für ihre Tätigkeit eine Vergütung, die bis zur Hälfte der Jahressteuerleistung ihres Bezirks betragen kann.
Berlin, 10. Dez.[Die Geschäfte des Reichstaas.] Nach den vorläufigen Anordnungen ist beabsichtigt, im Reichstage vom 10. Januar ab zunächst die erste Lesung der Novelle zum Strafgesetzbuch und die zweite Lesung des Hausarbeitsgesetzes vorzunehmen. Hierauf sollen die noch ausstehenden kleineren Vorlagen und das Arbeitskammergesetz in dritter Lesung erledigt werden und im Anschluß daran mit der zweiten Etatslesung be
gonnen werden. Da man annimmt, daß die zweite Etatslesung bis Mitte März erledigt sein kann, so soll die Reichsversicherungsordnung, die in der Kommission auch erst im Februar zu Ende beraten sein wird, erst nach dem Schluß der Etatsberatungen auf die Tagesordnung gesetzt werden. Das Einführungsgesetz zur Reichsversicherungsordnung, das gegenwärtig noch dem Bundesrate vorliegt, und das mit der Reichsversicherungsordnung in Verbin dung stehende Gesetz, betreffend die Aufhebung des Hilfs kassengesetzes, werden dem Reichstage erst Ende Januar zugehen, wenn die Reichsversicherungskommission sich dem Schlusse ihrer Beratungen nähern wird.
* Kiel, 9. Dez.[Das Kabel Emden Valentia.] Der Postetat für 1911 fordert einen Betrag von 500000 Mark, um das im Jahre 1900 außer Betrieb gesetzte deutsche Kabel Emden=Valentia nach Brest um zulegen und auf diese Weise für den deutschen Kabel verkehr, nach voraufgegangener Instandsetzung, wieder nutzbar zu machen. Das deutsche Kabel von Emden nach der Westküste Irlands in Valentia ist 1600 Kilo meter lang. Es wurde im Jahre 1882 ausgelegt, um Deutschland einen direkten Anschluß an die von Valentia nach Nordamerika gehenden eng lischen Aubei zu verschaffen. Diesem Zweck hat das Kabel 18 Jahre lang gedient. Als Deutschland im Jahre 1900 ein eigenes Kabel über die Azoren nach Nem York legte und dadurch im Verkehr mit Nordamerika von den englischen Kabeln unabhängig wurde, wurde dieses Kabel überflüssig und zehn Jahre lang ist es nicht benutzt worden. Am Tage der Eröffnung des deutschen Kabels nach New.York wurde der Betrieb auf diesem Kabel eingestellt. Wenn es jetzt nach Brest um gelegt wird, so geschieht dies einmal, um das Kabel überhaupt wieder dem Telegraphenverkehr nutzbar zu machen und zum anderen bietet sich die Möglichkeit, da durch einen Anschluß an das französische Kabelnetz, das in den letzten Jahren erheblich erweitert worden ist, zu erreichen. über Brest führt das fran zösische Kabel nach Nordamerika, und Brest ist auch Ausgangspunkt für andere französische Kabel.
k. Tresden, 10. Dez.[Das gewerbliche Schulwesen in Sachsen.] Das Königliche Mi nisterium des Innern hat soeben eine für die Weiter entwickelung des gewerblichen Schulwesens bedeutsame Verordnung erlassen, welche bezweckt, die Organisation der gewerblichen Fach= und Fortbildungsschuten derart zu gestalten, daß allen Anforderungen, die für eine gründliche Ausbildung der Jugend als notwendig er achtet werden müssen, genügt werden kann. Die Ver ordnung bestimmt u. a., daß die Unterrichtsdauer in allen Fällen auf drei Jahre auszudehnen und die wo chentliche Stundenzahl auf mindestens acht für die jungen Leute, die einer zeichnerischen Ausbildung bedürfen, und auf mindestens sechs für die übrigen Schüler festzusetzen ist. Für die Verteilung des Lehrstoffes wird ein NormalLehrplan aufgestellt und später den Schulen übermittelt. Die Schülerzahl soll in den einzelnen Klassen im allge meinen nicht mehr als 25 betragen. Überschreitet sie die Zahl 30, so muß die Klasse geteilt werden. Schulver waltungen und Lehrer sollen ferner darauf bedacht sein auch außerhalb des eigentlichen Unterrichtsbetriebes auf die Schüler einen erziehlichen Einfluß zu gewinnen, z. B durch Wanderungen in Verbindung mit Besichtigungen, durch Turnspiele und dergleichen, sowie durch Anregung zum Lesen geeigneter Bücher und Veranstaltung von Vortragsabenden. Das Ministerium hat finanzielle Beihilfen in Aussicht gestellt und sich bereit erklärt, den so organisierten Schulen die Bezeichnung Gewerbeschule zu erteilen.
Feuilleton.
Viertes großes Orchester=Konzert
unter Leitung von Professor Panzner.
Das vierte große Konzert des verstärkten Orchesters nahm einen besonders interessanten Verlauf. Zunächst führte der städtische Musikdirektor, Professor Karl Panzner seiner großen Stammgemeinde als Neuheit für hier den sinfonischen Prolog zu einer Tragödie für großes Orchester von Max Reger vor. Die groß angelegte, in Aufbau und Ausdruck gleich fesselnde, ausgezeichnet klangwirksam instrumentierte Komposition, über welche wir anläßlich verschie dener Aufführungen auswärts, auch in Dortmund, ausführlich berichtet haben, hinterließ einen bedeutenden Eindruck und fand in der allerdings auch ganz prachtvollen Wiedergabe seitens unseres Meisterdirigenten und seines Orchesters eine begeisterte Aufnahme.
Dann gestaltete sich das Debüt des neunzehnjährigen Violinvirtuosen Adolf Busch zu einem Ereignis in unserem Musikleben. Wir haben schon in einem Hinweis auf das Auftreten des Künstlers einiges über ihn und seinen Werbegang mitgeteilt. Seine Wiedergabe des Brahmsschen Violinkonzerts aber, das übrigens vom Orchester vortrefflich begleitet wurde, erfullte auch die höchstgespannten Erwartungen selbst der anspeuchsvollsten Hörer. Die technische überlegenheit, die Sicherheit der manuellen Ausfüyrung, die Abgeklärtheit des Violintones, die Reife der Auffassung des schwierigen Werkes verrieten den genialen Geiger, der berufen erscheint, die höchsten Aufgaben der Kunst in fesselnder Weise zu lösen und der schon jetzt zu den ersten der jüngeren Meister der Violine zu zählen ist. Des Beifalles war nach jedem Satze schier kein Ende; Adolf Busch hat es verstanden, das nicht allzu leicht zu erwarmende niederrheinische, verwöhnte Publikum bei seinem ersten Auftreten für sich zu gewinnen. Als Abschluß der Konzerte kam die schöne Ouvertüre zu Benvenuto Cellini von Berlioz in klangatter, sein durchdachter Ausführung zu Gehör.
A. E. S.
Lustspielhaus.
„Der Pfeffersack.“
Düsseldorf, den 11. Dez. 1910.
Das Lustspielhaus ist unter die Entdecker gegangen. Gestern hatte es schon wieder einmal eine Uraufführung. Das neue Licht, das unser Lustspielhaus unter dem Scheffel hervorholen wollte, heißt Georg Hollstein. Der Verfasser scheint ein großer Optimist zu sein. Er denkt von seinem Publikum das Beste, denn er meint, es könnte auf einmal einen mehr als drei Akte vertragen. Er ahnt nicht, welches Mißtrauen er sät, wenn er dem modernen Publikum vier Akte verspricht.
Aber Herr Hollstein denkt auch von sich nicht schlecht. Er nennt sein Stück„Lustspiel“, und das Lustspielhaus sagte in einer seiner Ankündigungen, dieses„Lustspiel“ wolle ernst genommen werden, was natürlich nur heißen soll, der Verfasser möchte nicht für einen der subalternen Schwankschreiber gehalten werden. Es ist aber besser, wir nehmen Herrn Hollstein nicht zu ernst, denn an größerem Maßstaoe würde er erhedlich zu kurz geraten. Dieses Stück ist weder ein Lustspiel, noch ein Schwank, noch eine Posse, noch ein Volksstück, aber es ist vor allem etwas. Es hat manche guten Ansätze, aber es ist ohne Technik und ohne Komposition. Eine dünne Handlung wird mit allem möglichen bunten Krimskrams behängt, so daß sie unter der Last zusammen bricht, und dieser Krimskrams stammt aus sehr billigen Läden. Dazu verliert der Verfasser manchmal den Witz und fängt an zu predigen. Solch eine Predigt für die neue Zeit nimmt sich an einer Stelle im Munde eines jungen Mädchens zum Schaden des Verfassers sehr komisch aus.
Das Stück spielt in einer ostpreußischen Hafenstadt. Der Dialekt sollte dem Verfasser wohl seine billige Mithilfe leihen. Die Firma Waagentrab feiert ihr 50jähriges Geschäftsjubilaum. Zunächst werden uns alle Verwandten des Firmeninhabers als Pumpgenies vorgeführt. Dann ist plötzlich davon die Rede, daß Christian Wilhelm Waagentrab vor 50 Jahren Vermögen und Geschäft seines Onkels geerbt hat unter der Bedingung, daß er nach 5 Jahrzehnten den Gewinn in einer Stiftung für bedürftige Verwandte anlegt. In Wirklichkeit ist keiner der Verwandten bedürftig, denn
der Onkel„Pfeffersack“ hilft jedem, aber als die Nichten und Neffen von der Stiftung hören, wollen sie alle bedürftig sein. Onkel Pfeffersack soll zahlen, aber dessen Sohn erklärt schließlich, es seien erst 49 Jahre verflossen und ein Jahr müßten sich die lieben Verwandten noch gedulden. Als dann nach einem Jahr alle wiederkommen, ist überhaupt kein Barvermögen da, denn der Sohn hat die Konjunktur ausgenutzt und 700000 Mark in Pfeffer angelegt. Die Verwandten müssen sich also mit Pfeffer abfinden oder den Kaufleuten das Geschäft lassen und den heimlichen Anleihen bei Onkel Pfeffersack den Vorzug geben. Mit einer Verlobung und allgemeiner besserer Einsicht schließt das Stück, das von Direktor Schreiner geschickt inszeniert worden war und im ganzen freundlich ausgenommen wurde.
Den Schauspielern ist Gelegenheit gegeben, gute Wir kungen aus einigen Rollen herauszuholen. So schuf Direktor Sturm eine feine Verkörperung der Devise, „Leben und leben lassen". Direktor Schreiner gab breit und polternd einen ostpreußischen Agrarier, Fritz Kugelbera mit allen Eigenschaften eines Cerberus den Hüter des Geldschrankes. Paul Schäfer und Fritz Tachauer spielten mit feinem Geschick ein paar Handelsjuden, Vater und Sohn. Von den zahlreichen Mitwirkenden seien noch Flora Jolanda und Erich Erharor=Platen genannt.
H. A. L.
Sport. Spiel und Turnerei.
Düsseldorf den 11. Dez. 1910.
Fußball.
Liga=Resultate.
F.=Kl. M.=Gladbach—Alemannia Aachen 1:3 in M.=Gladbach.
Kölner F.=Kl. 99— Kölner Ballspielklub 1:3 in Köln.
Preußen=Duisburg—Essener Turnerbund 1:4 in Duisburg.
Düren—Bonn in Düren 0:5.
Düsseldorfer F.=Kl. 99—Duisburger Spielverein 0: 4 in Düsseldorf.
D. F.=Kl. Union gegen Rheydter Spielverein 2:2.
Das am heutigen Sonntag auf dem Union=Sportplatze zur Entscheidung gekommene Meisterschaftsspiel zwischen
den vorgenannten Vereinen hatte bei schönem Fußball wetter, welches anfänglich nur von einigen Niederschlägen bedroht schien, einen zahlreichen Besuch zu verzeichnen. Rheydts Mannschaft, welche sich im Verlauf des Treffens als sehr flink und ausdauernd erwies, war vollständig er schienen und lieferte den prächtig kombinierenden Joniern ein heißes Spiel.
Der Anstoß der Gäste sieht Union schnelles Vorgehen zeigend, gleich vor dem Tor Rheydts, dessen linker Verteidiger der wuchtigen Einleitung noch eben rechtzeitig zu begegnen vermag. Es folgen eine Anzahl scharfer Schüsse auf das gegnerische Heiligtum, welche jedoch in der Aufregung abgegeben, hart an Pfosten oder Stange vorüberziehen. Das Spiel gestaltet sich nun ausgeglichen, beide Parteien haben gleichviel von demselben. Der Entschlossenheit und dem raschen Vorgehen von seiten der Schwarz=Weißen kann Düsseldorf mit prächtigem Zusam menspiel begegnen, sein Torhüter Kolvenbach, sowie der rechte Verteidiger Kohl zeigen vorzügliches Können und hübsche Leistungen. Die 7. Minute bringt einen raschen Lauf der blauschwarzen Linksaußen, er flankt rechtzeitig ein und Miller gelingt es unhaltbar einzusenden. Mehrere Ecken auf beiden Seiten verlaufen mit negativem Ergebnis und der Kampf geht auf und ab. Einem vor bildlich getretenen Eckball in der 25. Minute folgt durch Unions rechtem Verbindungsstürmer das zweite Goal. Mit 2:0 für Düsseldorf kommt die Pause herbei,
Rheydt greift nun des öfteren hart an und es kommt gut vor. Ein Eckstoß wird durch den blauschwarzen Ver teidiger abgewiesen und das Leder geht„aus". Es soll Torabstoß erfolgen und der Schiedsrichter will die bezügliche Anordnung treffen, als der der Gegenpartei angehörende Linienrichter mit der Angabe, es sei von Düsseldorf„Hand“ gemacht, erscheint. Der zweifelhafte Unparteiische erkennt nach erregter Debatte lediglich den Angaben des besagten Linienrichters auf einen Elfmeter stoß, der zwar von Düsseldorfs Torwart gehalten wird, aber seinen Händen entgleitet und Rheydt zum Erfolg, Union gleichzeitig zum Protestgrund bringt. Das Spiel nimmt seinen Fortgang und beide Gegner sind eifrig bemüht, ihren Gewinn zu erweitern.
Ein vor dem Tor Unions sich abspielendes heftiges Gedränge bringt Rheydt das ausgleichende Goal. Das Ende der Spieler sieht beide Teile unentschieden, ein vom Linksaußen Düsseldorfs nach hübschem Laufe eingesandtes