Nr. 242 1. Blatt. 60. Jahrgang

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Erich

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insber

Volks­

Heinsberg, Freitag, 16. Oktober 1936

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heinsberger Zeitung

Heimatzeitung für die Kreise Geilenkirchen=Heinsberg und Erkelenz

Der Weltbolschewismus und Europa.

Die Unverschämtheiten Thorez' in Straßburg eine Priedenssabotage Mloskaus. Bolschewistischer Köder für westeuropäische Demokratien.

Reichsleiter Kosenberg spricht

bei einem Empfang des Außenpolitischen Amtes der

DNB Berlin, 15. Oktober.

Der Chef des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, Reichsleiter Alfred Rosenderg, hatte für Donnerstag abend die Vertreter der auswärtigen Diplomatie und Preuse zu einem Empfangsabend in den Terrassensaal des Adlon gebeten. Gleich zu Beginn des Abends ergriff Reichsleiter Alfred Rosenberg das Wort. Er führte u. a. folgendes aus:

Die NSDAP habe nicht zufällig bereits zweimal das Thema Bolschewismus und die Welt auf den Nürnberger Parteitagen behandelt. Sie habe im Jahre 1935 den weltpolitischen Zustand geschildert und habe an­gesichts der symbolischen Entwicklung der europäischen Politik auch in diesem Jahre das Wesen der bolsche­wistischen Tätigkeit gekennzeichnet und die wahren Füh­rei des Bolschewismus genannt. Neben den in Nürnberg geschilderten Methoden seien in letzter Zeit namentlich einige Losungen des Bolschewismus besonders stark be­tont worden. Es sei vor allen Dingen der Schlachtruf Kampf dem Faschismus. Unter diesem Sammelbegriff verstünde Moskau alle aktiven nichtbolschewistischen Kräfte in der Welt. Man habe die Hoffnung. daß die Vertreter des liberalistischen Zeitalters, die Gegner einer neuen nationalen Autorität seien, im Bolschewismus einen Bundesgenossen erkennen würden.

Der demokratische Staatsapparat solle die erwachten Kräfte aus dem Wege räumen, um freie Bahn für den Bolschewismus zu schaffen. Wie früher gewisse Revolutionäre von den Jakobinern abwechselnd in dem einen oder anderen Staate verschlungen worden seien, so spiele sich dieses Schauspiel heute, planmäßig inszeniert, in der ganzen Welt ab.

Der internationale Marxismus ist die Welt­

rage, ob Europa zu Grunde gehen soll, oder ob er noch die Kraft zum entscheidenden Widerstand findet.

Es ständen sich also nicht Proletariat und Bürgertum, nicht Bolschewismus und Faschismus gegenüber, sondern der Weltbolschewismus und Eurova über haupt. Der französische Schriftsteller Pierre Fervaque sei während des Krieges gemeinsam mit dem jetzigen rotenMarschall Tuchatschewski in Deutschland gefangen gewesen. Er teilt mit, Tuchatschewolt habe angesichts der revolutionären Zustände erklärt, es sei ihm gleich, ob er unter den weißen Generälen oder der roten Fahne kämpfe, er wolle jedenfalls alles niederreißen und einen Tisch machen. Hier trete der Haß als

Motor der Weltpolitik in Erscheinung, nicht nur in die­em einenMarschall der roten Armee, sondern als eine kollektive Erscheinung. Früher vielleicht unterbewußt vor­handen, heute durch Erschütterungen zu hellen Flammen angesacht: Der Haß der Steppe gegen alle europäische Staatlichkeit, verbündet in unserem Zeitalter mit einer jüdischen Weltverschwörung. Die Weltrevolution sei nach wie vor das eigentliche und wahre Schlachtgeschrei des Bolschewismus und angesichts dieses Phänomens könne es nur Mitleid erwecken, wenn man die Armee einer Weltzerstörung zu gutbürgerlichem Leben einer Biedermeierzeit überreden wolle. Ebenso gut könnte man einem Mann mit epileptischem Anfall dieKritik der reinen Vernunft zu lesen geben!

Ein weiterer Köder des Bolschewismus sei der Begriff eines unteilbaren kollektiven Frievens. Einige europäische Staatsmänner glaubten, vielleicht auf diese Weise eine Beruhigung der Welt herbeizuführen und erblickten in der Tatsache, daß der Bolschewismus sich scheinheilig diese Parole zu eigen mache, in ihm einen Bundesgenossen. Die Rede Litwinows in Genf aber habe nur den einen Willen gezeigt, alle Mächte gegen jene zu sammeln, die die bolschewistische Diktatur bei sich zu Hause überwunden hätten.

Material und Besatzung französisch.

(!) Paris, 15. Oktober.

Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Vordeaux sollen dort

drei marxistische spanische Handelsschiffe liegen, die die Ankunft von 50 sowjetrussischen Flugzeugen erwarten. In Bilbao soll in aller Eile ein zementierter Flugplatz eingerichtet werden. der als Operatiorobasis für diese Flugzeuge aus­ersehen sei.

Ferner wird behauptet, daß sowjetrussische Techniker die Verteidigungsstellung von Bilbao mit elektrisch ge­ladenen Drähten versehen hätten.

DieAction Francaise greift den Luftfahrtminister Pierre Cot wegen offensichtlicher Begünstigung der spa­nischen Marxistenregierung an.

Von einer Betätigung für einen wirklichen kollek­tiven Frieden sei nicht die Rede gewesen, sondern umgekehrt: Unter Litwinows Besehl habe neuer­dings der Kommunist er sage nicht Franzose Thorez eine empörende Rede gehalten, der die gleiche Tendenz zugrunde lag.

Thorez erklärte triumphierend in Straßburg. er stünde nur fünf Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und fuhr fort:Wir lieben das deutsche Volk eines Goethe, eines Marx, eines Engels, eines Heine und eines Thälmann, wir wollen es aber nicht verwechseln mit den nationalsozialistischen Nachbarn.

Ironisch fügte Reichsleiter Rosenberg hinzu, die Tat­sache, daß Thorez die Namen Goethes und Thälmanns in einem Atemzuge nennt, zeige, daß es auch eine Philo­sophie der Unterwelt gäbe, die für Werte und Rang­ordnung überhaupt kein Organ mehr habe.

Wir wollen, so fuhr Reichsleiter Rosenberg fort. das französische Volk aber nicht mit dem Thorez ver­wechseln der heute im Auftrage einer fremden Macht gegen Deutschland hett. Er versage sich, die Be­schimpfungen des Führers hier anzuführen. Er wolle

(Fortsetzung auf der 2. Seite.)

Das Blatt ist durch einen Augenzeugen daven ver­ständigt worden, dak am vergangenen Montan 27

ranzösische Flugzeuge in Barcelone

eingetrossen sind. In Barcelona lägen außerdem etwa 50 französische Flugzeugführer. Ein gewisser Midolle beschäftige sich nur mit dem Eindau von Maschinengewehren in die Flugzeuge.

DieAction Francaise" behauptet, daß fast alles bei den Luftstreitkräften der roten spanischen Regierung be­findliche Material und die Besatzungen französisch seien. Da keine Maschine ohne Erlaubnis des Luftfahrt­ministers französisches Gebiet verlassen dürse, sei der Be­weis erbracht, daß Pierre Cot unter Umgehung der Ge­setze und der Beschlüsse der Regierung die Staatsauto­rität in den Dienst seiner parteipolitischen Leidenschaft stelle und Frankreich in den spanischen Bürgerkrieg ver­wickele

Belgien wieder neutral.

Kaum ein halbes Jahr nach dem vorläufigen Abschluß des französischen Systems der gefährlichen Militärpakte erwachen die Pariser Urheber und Pfle­ger dieses Systems am 15. Oktober 1936 über der Schreckensnachricht, daß Belaien im Anschluß ar die Erhöhung seiner Militärdienstzeit durch seinen König dievöllige militarpolitische Selb­ständigkeit und Unabhängigkeit Bel­giens als den bestimmenden Orundsatz der zukünftigen belgischen Außenpoli­tik verkündet. Wenn die abgedroschene Redensart von der eingeschlagenen Bombe für Paris in den letzten Jahren jemals zutraf, dann bei dieser Ueberraschung aus Brüssel, die die Herren in Paris völlig, aber auch völlig unvorbereitet getrofsen hat. Die sensationelle Erklärung des Königs von Bel­gien stellt in schlichten Worten fest: Belgien lehnt eine Kriegsvorbereitung nur auf Grund einer Koalition, also für fremde Interessen rundweg ab, über­nimmt keinerlei militärische Verpflichtungen über die Gebote der eigenen Verteidigung hinaus und verwirft die Bündnispolitik, die auf Grund der französischen­sowjetrussischen These von der angeblichenUnteilbar­keit des Friedens", lediglich eine Verallgemeinerung des Krieges zur Folge haben muß. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als eine Absage an die Politik der militärischen Verpflichtung europäischer Staaten zu Gunsten Frank­reichs, ferner eine Absage an das Moskauer Spezialpakt=System und eine Rückkehr zur belgischen Neutralitätspolitik der Vorkriegszeit. Der König, der zwar die Verlän­gerung der Militärdienstzeit u. a. auch mit der Auf­hebung der entmilitarisierten Zone im Rheinland und derfast unmöglichen Anwendung des Völkerbunds­paktes zur Unterdrückung von Verfehlungen" begrün­dete, führte ganz klar als Grund für die Abkehr vor der bisherigen Bündnispolitik an, es bestehedie Ge­fahr, daß infolge der innern Unetnigkeiten bei gewissen Staaten Verwicklungen mit andern Staaten eintreten könnten, und auf diese Weise ein noch größerer Welt­brand entzündet werden könnte als der, den wir er­lebten. Die Politik Belgiens müsse so gerichtet sein, daß es außerhalb der Streitigkeiten seiner Nachbarn stehe. Hiermit sprach der König aus und das haben auch die französischen Blätter daraus verstanden, daß bei Frankreich in seiner Eigenschaft als Bundesgen osse Moskaus der größte Un­sicher heitskoeffizient für Belgien liegt.

Es erscheint ohne weiteres begreiflich, daß die Mel­dungen über die Vorgänge in Brüssel, von denen das offizielle Frankreich buchstäblich erst aus den Zeitungen Kenntnis erhielt, die Pariser Zentrale in größte Erregung und Bestürzung versetzt haben. Und wenn man den Dingen auf den Grund geht, dann er­geben sich zwei Gründe für diese erregte Bestür­zung. Erstens sieht man die Norwestecke in dem bisher anscheinend ganz soliden Bau der französischen Mili­tärpakte in Paris herausbrechen, obwohl man doch durch die der Regierung nahestehenden Blätter gerade in den letzten Wochen noch wiederholt Belgien geradezu beschworen hatte, es möchte doch um Gottes willen seine dringlichsten Lebensnotwendigkeiten erkennen und die französische Maginot=Linie der riesigen An­griffsfestungen nun endlich auf belgischem Gebiet in gleicher Stärke fortsetzen. Zweitens aber sagt man sich offenkundig in Paris, daß Belgien eine derart weit­gehende Schwenkung seiner Militär= und Außenpolitik keinesfalls vorgenommen hätte, wenn es nicht die ewigen französischen Einflüsterungen von derdeut­schen Gefahr genau so in ihrem eigentlichen Zweck er­kannt hätte wie die französisch=bolschewistischen Theo­rien von der Sicherheit und dem unteilbaren Frieden Mit anderen Worten, Paris sagt sich, daß Belgien die Aufrichtigkeit der deutschen Frie­denspolitik mit dem Ernst zu würdigen begonnen haben muß, den sie zu bean­pruchen hat. Und das ist das allerletzte, was den jetzt noch in Frankreich maßgeblichen Kräften in den Kram paßt.

Und doch sollte man, ganz abgesehen von der dokn mentarisch festliegenden deutschen Friedenspolitik, meinen, daß Paris von dem Umschwung in Belgien gar nicht einmal so überrascht sein dürfte. Man denke nur daran, daß Belgien am 24. Februar 1929 vor der Welt in die peinlichste Lage versetzt wurde, als ihm auf Grund der Utrechter Dokumente ein ge heimes Militarbündnis mit Frankreich vom 7. Sep­tember 1920 und ein dazugehöriges Interpretatione abkommen vom Jahre 1927 nachgesagt und die euro­päische Oeffentlichkeit darüber wochenlang in Atem ge­halten wurde. Daß mehrere Unterschriften angeb­licher hoher Militärs sich schließlich als gesälscht er­wiesen, hinderte nicht, daß für Belgien an der Affäre ein fataler Nachgeschmack hängen blieb. Seit jener Zeit verstärkte sich auch in Kreisen der belgischen Ge­neralität die Abneigung gegen eine allzu enge Bindung an die egoistische französische Politik; u. a. sprachen sich schon damals, also 1929, General Mahieu u a. hohe Offiziere in Brüsselgegen die miltäri­

In Frankreich streiken die Schiffer, sie blockleren durch Schifissperren die Flüsse.

Hier eine Sperre auf der Seine in Paris unter der Austerlitz-Brücke.(Photo: Scher)

Krankreich und Rußland liefern massenweise Plugzeuge für die Marxisten.