kr. 26. 1. Blatt. 35. Jahrgang.

Samstag, den 30. März 1912.

Heinsberger Volkszeitung,

Organ der Zentrumspartei

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Expedition, Druck und Verlag von P. W. Joppen, Heinsberg.

des Kreises Heinsberg.

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Verantwortlich für die Redaktion: Otto Deibel, Heinsberg.

Die heutige Nummer umfaßt 4 Blätter ie Mittelmeer-Reise des deutschen Faisers.

Die KaiserjachtHohenzoklern mit dem Kaiser. em Prinzen und der Prinzessin August Wilhelm = und der Prinzessin Viktoria Louise an Bord, ist am Dienstag früh 7 Uhr von Venedig abgefahren. Das nächste Ziet war die Insel Brioni, wo zur Zeit der österreichische Thronfdlger Erzherzog Franz Ferdinand weilt. DieHohenzollern mit dem Kai­ser und die Begleitschiffe trafen gegen 12 Uhr ein. Das österreichische Geschwader feuerte Salut. Nach­dem dieHohenzollern an der Boje festgemacht Die nam Erzherzog Franz Ferdinand au die Führu und ging bald darauf mit dem Kaiser an #, Prinz und Prinzessin August Wilhelm und Unzessin Louise folgten. Zur Begrüßung des deut schen Kaisers hatten die gesamten zur Zeit in Dienst befindlichen Schiffe der österreichisch=ungarischen Ma rine auf der Reede von Fasana und Brioni Auf­stellung genommen. Die Schiffe boten mit ihrer großen Flaggengala und der deutschen National flagge einen glänzenden Anblick dar. Um 1 Uhr fand beim Erzherzog eine Frühstückstafel statt. Nach dem Frühstück wurde in Automobilen eine Rund­fahrt auf der Insel unternommen. Hierbei be­sichtigte Kaiser Wilhelm auf Vorschlag des Erzher­zogs die an der Spitze von Peneda liegenden Be­festigungen und die Franz=Joseph=Gruppe; sodann wurde beim Leuchtturm von Peneda Halt gemacht, und von dort aus der Rundblick auf das brionische Gelände, den Kriegshasen von Pola und seine For­tifikation genossen und schließlich längs dem Uter der Insel entlang die Rückfahrt angetreten. Nach herzlichem Abschied vom Herzog Franz Ferdinand und seiner Familie schiffte sich Kaiser Wilhelm mit seiner Begleitung um 1/6 Uhr nachmittags wieder auf derHohenzollern ein, und unmittelbar da­rauf setzte sich die Kaiserjacht, begleitet vom aber maligen Geschützsakttt der vereinten Geschwader und den Hurrarufen der Schiffsbemannungen, gegen den, ihrem Reiseziel Korsu, zu, in Bewegung.

Am Mittwoch gegen 6 Uhr traf dieHohen­zollern nach herrlicher Fahrt bei schönstem Wetter vor Korfu ein. Die Forts feuerten Salut. Die Hohenzollern und der Kreuzer Kolberg gingen im Hafen vor Anker. Auf der Insel Korfu besitzt der Kaiser bekanntlich ein herrliches Schloß.

Auch der Reichskanzler wird anfangs nächster Woche zum Besuche des Kaisers nach Korfu abreisen.

In Abgeordnetenkreisen wird angenommen, daß die Reise Herrn von Bethmanns hauptsächlich zu dem Zweck erfolgt, damit der Kaiser ihn über die mit dem König von Italien gepflogenen Unter­redungen in Kenntnis setzt.

Die Unterhaltungen, welche die Monarchen in Venedig miteinander hatten, ohne dritte Personen hinzuzuziehen, dauerten insgesamt nahezu vier Stunden. König Viktor Emanuel traf be­reits wieder wohlbehalten in Rom ein.

In der italienischen Deputiertenkammer wird hartnäckig die Behauptung festgehalten, in der Mo­narchenaussprache zu Venedig sei die Möglichkeit einer Auflösung der Türkei ins Auge ge­faßt worden. In Venedig seien die Richtlinien der künftigen Mittelmeerpolitik auf breitester Grundlage festgesetzt worden. Man spricht auch von einer Schad loshaltung Deutschlands durch Gewährung einer Mit telmeerstation.

Aus den Meldungenwelche die französischen Blätter aus der italienischen Hauptstadt und Venedig veröffentlichen, geht hervor, daß auch sie zugeben müssen, daß die Begegnung zwischen Kaiser Wil­helm und König Viktor Emanuel einen überaus herzlichen Charakter trug, so daß, wie ver­schiedene Organe mit sauersüßer Miene meinen, man daraus schließen könne, daß mindestens die Bezie­hungen zwischen Deutschland und Italien die alten

geblieben sind, und daß mit einem Aufhören des )reibundes nicht gerechnet werden kann. Viel bemerkt wird es auch, daß König Viktor Emanuel dem Kaiser ein Dokument über­reichte. Man möchte gar zu gerne wissen, was das eigentlich für ein Schriftstück war.

Deutsches Reich.

Der Reichstag und preußische Landtag sind am Donnerstag bis zum 16. April in die Osterfe­rien gegangen. Im Reichstag wurde zuvor noch der Etat der Post und der Reichsdruckerei erledigt. Alle die Verbesserung der Lage der UIn­terbeamten und der Telegraphenarbeiter erstreben­den Anträge wurden angenommen und verschiedene Postreform vorgeschlagen. Der Landtag ist mit dem Kultusetat nicht ganz fertig geworden. Kapitelhöhere Lehranstalten" blieb uner Wiederzusammentritt am 16. Aptil

kommt zunächst der Eisenbahnetar zur Ver­

handlung.

Ueber die Vielrederei im Reichstage schreibt Abg. Dr. Oertel in derDeutschen Tages­zeitung":

Drei Arten von Rednern sind es, die am ödesten wir­ken. Das sind zuerst die sogenannten Fragenredner. Die benützen irgend eine passende oder unpassende Gelegen­heit, um eine große Frage grundlegend zu erörtern Einen parlamentarischen Zweck verfolgen sie mit ihren Ausfüh­rungen nur selten. Sie wollenlehren" und tragen den plaudernden oder schreibenden oder auch abwesenden Abge­ordneten eine sorgfältig ausgearbeitete, mitunter auch teil­weise abgelesene Abhandlung vor. Am gefährlichsten sind in dieser Beziehung die Schulherren, die in der Regel nicht unter einerKurzstunde sprechen. Zu den Fragerednern kommen dann die Zettelkastenredner. Sie besteigen die Redekanzel gewöhnlich mit einem umfangreichen Päck­chen von Z itungsausschnitten, um ihre Bemerkungen daran zu knüpfen. Den meisten Kennern der politischen Verhält­nisse sind diese Zeitungsausschnitte längst bekannt. Aber der Abgeordnete fühlt das Bedürsnis, seinen Senf dazuzu­geben. Endlich gibt es eine dritte Art von Redn: das sind die sogenannten Unterstreichungsreden. Der Abgeordnete hegt eine begreifliche Scheu vor dem Vor­wurfe, sich in Wiederholungen ergangen zu haben. Deshalb vermeidet er das WortWiede holung und benützt dafür den AusdruckUnterstreichungen". Man kann gut und gern darauf wetten, daß in jeder dritten oder vierten Reichs­tagsrede der Redner beteuert, daß er die Be pflichtung in sich fühle, irgeud etwas seinerseits zum fünften Male zu

zulnträchen, de war de nicht schhn, det ein füddat­cher G. nosse das Hohe Haus am Königsplatze als Quas: elhaus bezeichnete. Es ist auch nicht nett, wenn man von der klappernden Mühle des Reichstages spricht oder wenn man das Parlament spöttisch zumPlappera­ment" wandelt. Aber diese Bosheiten kommen immer wieder dem in den Sinn, der das Geräusch der parlamen­tarischen Beredsamkeit an seinen Ohren vorbeiziehen lassen muß.

Einzelheiten aus der Wehrvorlage. DieKreuz­zeitung schreibt: Wie wir hören, sind in der Heeres­vorlage an Landwehr=Inspektionen gesor­dert: in Preußen fünfzehn, in Sachsen zwei, in Württemberg eine, in Bayern vier. Auch die noch bestehenden sogenannten kleinen Regimenter, sol len je einen Oberstleutnant erhalten, die Stäbe aller Regimenter, zu drei Bataillonen je einen wei­teren Stabsoffizier mit den Gebührnissen eines Bataillonskommandeurs. Bei der Feldartil­lerie sollen in den Brigaden ein Regiment einen weiteren Oberstleutnant, das andere Negiment einen Hauptmann mehr erhalten. Die normale Zahl der Oberleutnants soll bei der Infanterie vermehrt wer­den. Alle diese Maßnahmen werden die Aufstellung von Kriegsformationen wesentlich erleichtern, sie be deuten außerdem eine momentane ebenso gerecht­sertigte als schon vielfach anerkannte Aufbesserung der Beförderungsverhältnisse. Allerdings nur eine augenblickliche.

Die Erhöhung der Mannschaftslöhne in der deut­

schen Armee soll 27 Pfg. pro Tag und Mann be­tragen.

Frivoles Spiel mit den Arbeiter=Interes­sen. War die ganze Art und Weise schon, wie der Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet von sozialdemo­kratischer Seite inszeniert undgeleitet wurde, ein frivoles Spiel mit den wirklichen Arbeiter­interessen, so war am unverantwortlichsten die Art der Beendigung des Streiks Man halte fest: Die Grubenverwaltungen forderten gegen Ende der ersten Streikwoche die einzelnen Bergleute auf, die Arbeit wieder aufzunehmen. Wer die Arbeit nicht wieder aufnehme, erhalte die Kontraktbruchstrafe, das ist der Lohn für 6 Schichten, eingehalten. Die Führer desDrei­bundes aber forderten die Streikenden auf, sich daran nicht zu stören, sondern weiterzu­streiken. Es sei das nur ein Schreckschuß, die Sache der Streikenden stehe gut. Am Freitag erließen der sozialdemokratische Parteivorstand und die Generalkommission der sozialdemokratischen Gewerkschaften, also die höchsten Spitzen im sozial­demokratischen Lager, noch einen gemeinsamen Aufruf. um den Streikenden beizuspringen, Samstag fordertedie Generalkommission der sozialdemokratischen Gewerkschaften ihre Genossen zur kräftigen finanziellen Unterstützung der Strei­kenden auf. Sonntag stellte das Hauptorgan der sozialdemokratischen Gewerkschaften, dasKor­respondenzblatt, der Generalkommission, als das bisherige Ergebnis des Streiks dieZertrümmerung des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter fest. In den Versammlungen wurde kräftig zum Weiter­streiken angefeuert und am Dienstag der Abbruch des Streiks beschlossen. Man wartete, bis die Kontraktbruchstrafe verfallen war und beschloß dann den Abbruch des Streiks. Am Samstag war die Kontraktbruch­strafe noch zu retten. Wer am Samstag die Ar­beit wieder aufnahm, brauchte die Kontraktbruch­straße nicht zu zahlen. Die Dreibundsleitung verhinderte aber die Aufnahme der Arbeit. Sie forderte auf. nicht zu arbeiten, obwohl der Streik offensichtlich verroren war. So­bald aber die Frist vorbei war, schon am Dienstag, wurde der Abbruch des Streiks beschlossen. So

etwasstehtin der Arbeiterbewegungein­zig da Durch die falsche Taktik der Dreibunds­leitung sind die Streikenden um 4 bis 5 Millionen geschädigt worden. Das nennt sich danneinzig richtige Warnehmung der Arbeiter=Interessen!

Frankreich.

Klosterschnüffler in Frankreich. Einige Frei­maurer hatten bei dem Gerichte angezeigt, daß 14 Geistliche, die vor der Auflösung des Jesuiten ordens in diesem wirkten und nun einzeln in Frankreich als Seelsorger wirken, Zusammen künfte abhielten, wodurch erwiesen sei, daß sie noch immer eine Kongregration bildeten. In der Tat hatten diese ehemaligen Ordensleute die freund­schaftlichen Bande aufrechterhalten, die esie einst im Kloster verbanden, und trafen einander zum Austausch von Erfahruugen, zu wissenschaft­lichen Erörterungen. Das Gericht erklärt in seinem freisprechenden Urteil, das gegen die Kongregations­niederlassungen gerichtete Gesetz walle nicht den Menschen verbieten, Freunde zu sein

Die Verfolgung der katholischen Kirche in Frankreich. Das Ministerium Poincaré hat endlich die Maske fallen lassen und den von Briand begonnenen Vernichtungskampf gegen die freie, d. h. katholische Schule neuerdings aufgenommen. Die der Kammer vorgelegten drei neuen Schul­gesetzentwürfe zielen darauf hin, auch den letzten Rest der Unterrichtsfreiheit zu zerstören. Das erste Projekt sieht seine Aufgabe in der angeblichenVer­teidigung der Laienschule und wendet sich gegen die Unterdrückung der Familienväter, die man zwin­gen will, ihre Kinder aus der Laienschule herauszu­nehmen, die Kinder aber zur Rebellion gegen ihre Lehrer und den Gebrauch gewisser Lehrbücher verleitet. So jetzt wissen wenigstens die Bischöfe und die katholischen Familienväter, welche gewisse Bücher verurteilten und dagegen reklamierten, was ihnen be­vorsteht. Denn der zweite Gesetzentwurf bringt sehr energische Maßregeln, vie den Besuch der Laienschule von Seiten aller Kinder gewährleisten und die Exi­stenz und Errichtung freier katbolischer Schulen verhindern sollen. Diesem letzteren Beginnen soll noch ein drittes Projekt, welches dieKontrolle des privaten Unterrichts organisiert, zu Hilfe kommen. DieOrganisation ist aber schon so eingerichtet, daß unter ihrerKontrolle überhaupt kein anderer, als der staatlich konzessionierte Unterricht oone Gott aufkommen kann.

Zu dem Prozeß in Tschenstochau wird der Germania aus Tschenstochan, 21. März, gemeldet: P. Pius Przezdziecki reist in diesen Tagen nach Rom, um als Delegierter des Priors dem Hl. Vater über den Verlauf der Verhandlungen im Prozeß Macoch Bericht zu erstatten. Im Auf­trage des Priors wird die Zelle Nr. 38, in welcher Macoch gelebt und den Mord ausgeführt hat, ver­mauert werden. An der Stelle, wo die Tür wär, wird ein Kreuz angebracht werden. Was die letz# Haussuchung im Kloster betrifft, so hatte sie nach einer Version zum Zweck, festzustellen ob das Kloster nicht direkte Beziehungen zum Vatikan unterhalte, vor allem, ob das päpstliche Dekret, wodurch die drei Verbrecher aus dem Kloster gewiesen und über Macoch die Erkommunikation ausgesprochen wurde, nicht entgegen der Konvention (Vereinbarung) mit Rom direkt dem Prior zugestellt wurde. Nach einer zweiten, weniger wahrscheinlichen Darstellung, handelte es sich für die Regierung darum, sich die Denkschrift zu ver­schaffen, welche von P.-Przezdziecki dem Hl. Vater überreicht werden soll.

Der Mindestlohn im englischen Bergbau gesichert.

Nun hat auch das Ober haus in zweiter Lesung die Mindestlohnbill angenommen; an ihrer enogultigen Annahme besteht kein Zweisel mehr. Inzwischen haben din Grubenbesitzer, obwohl sie die Bill(Gesetz) für einenhöchst bedenklichen Ein griff in einen privaten Streit" ernaren, beschlos sen nach Möglichkeit die Durchführung des Gesetzes zu fördern. Da auch die Gruden­ arbeiter schon erklären, die Festsetzung des Min­destlohnes durch die Distriktsämter sei ein Erfolg des Streiks und ein Preis, der den langwierigen und kostspieligen Kampf gelohnt habe, so kann man heute schon sagen, daß der Frieden im englischen Kohlenbergbau vor der Türe steht. Die Dele­gierten der Gruvenarbeiter haben beschlossen, den Bergarbeitern selbst die Entscheidung über die Fra ge, ob weiter gestreikt werden, oder die Mindestlohn bill als ausreichender Erfolg anerkannt werden soll, zu überlassen. Es findet eine Abstimmung statt, deren Schluß nicht vor Mittwoch nächster Woche festgestellt werden kann. Mittlerweile kehren die Bergleute zu Tausenden in die Gruben

zurück, hier und dort von der Bevölkerung mit Jubel beglrüßt. Um Krawallen vorzubeugen, die sich aus diesemStreikbruch ergeben könnten, hat die Regierung Militär in die gefährdeten Be­zirke gesandt. Sie ist entschlossen, denen, die arbeiten wollen, ausreichenden Schutz zu gewähren, lehnt es aber ab, auf die Grubenbesitzer einen Zwang in der Richtung auszuüben, daß sie die Gruben all­gemein wieder öffnen müssen, um so die Streikenden zur Wiederaufnahme der Arbeit anzuregen.

Die Aussichten für eine Wiederaufnahme der Arbeit sind recht gut. Es stellt sich heraus, daß fast überall die streikenden Bergleute gern wieder in die Gruben einfahren möchten Vor allem in Schottland, Durham, Yorkshire und Staffordhshire. Die Grubenarbeiter in Warwiekshire haben bekannt gemacht, daß sie die Abstimmung nicht abwarten, sondern sofort zur Arbeit zurückkehren wollen. Man erwartet, daß die Mehrzahl der Leute.(rwa 10(0, heute die Arbeit wieder aufnehmen. Die Besitzer sind bereit, die Gruben zu öffnen. In Lanarkihire und Nordwales sollen voraussichtlich am Donnerstag ungefähr 13000 Arbeiter wieder in die Gru­ben einfahren. Als die Arbeiter ir der Millfield-Grube, die den ganzen Tag hindurch gearbeitet hatten, wieder zu Tage kamen, brachte ihnen die Bevölkerung eine Ovation dar.

Italien.

Eine regelrechte Prügelei gab es in der Depu­liertenkammer; das herkömmliche Duell wird nach­folgen. Die Geschichte fing damit an, daß der Re­publikaner Chiesa anläßlich einer Interpellation über einen Ausstand der Arbeiter der Minengesell­schaft Elba den Radikalen Luzzato beschuldigte, als Administrator der Gesellschaft den Staatsschatz um einen Teil der Eintragungsgebühren betrogen zu haben. Luzzatos Antwort war sehr handgreif­licher Natur, und bald war die schönste Keilerei im Gange, sodaß der Präsident die Sitzung unter­brechen mußte. Luzzato hatte dem Chiesa auch noch seine Duell=Zeugen gesandt.

Fürkei.

In Benghasi sollen die Türken wieder einen glanzenden Sieg erfochten und das italienische La­ger erobert haben. Die Nachricht stammt aus tEr­kischer Quelle.

Amerika.

Zum Burgerkrieg in Mexito wird von

Seite berichtet, daß die Regierungstrupp am Sonntag den Rückzug auf Torreo angetreten hätten, dicht gefolgt von General Orozco. Die Re­gierung gebe zu, daß General Salazar, der Füh­rer der Regierungstruppen, Selbstmord verübt habe, halte aber seine Niederlage nicht für schwer. Des­gleichen bestreite die Regierung die Richtigkeit der Meldungen von der Gefangennahme zahlreicher Of­fiziere und Mannschaften durch die Aufständischen. Der Korrespondent desNewyork Herald. der Zeuge des Gefechtes von Montag gewesen ist, teilt mit, daß die Regierungstruppen in einem verzweifelten Zustand gewesen und von allen Seiten umzingelt worden seien. Sie hatten 400 Tote und zahlreiche Verwundete, die Auf­ständischen 100 Tote und viele Verwundete. Nach­her wird dann von der Regierung erklärt, daß nach späteren Depeschen der Kampf bei Jimenez, der zuerst als eine Niederlage angesehen wurde, sich schließlich zu einem Siege der Regierungs­truppen gestaltete, als diese die Nachhut der Auf­ständischen angriffen, die die Truppen Salazars verfolgten. Die Regierung hält die Macht der Auf­ständischen, die in diesem Kantpfe 1000 Mann ver­loren hätten, für gebrochen und bedauert, daß Sa­lazar unnötig Selbstmord begengen habe. Bei der heutigen Lage in Merikos darf man#sch nichts mehr wundern, was odi dopther wird.

Chiner.

Wie die deutschen Staate###

Bei

##ch über

berichtet

tetenter, die Lage in China beurteilen. Bei Bckatung des Etats

für Kiautschou in der Budgetkommission des Reichs­tages erklärte Unterstaatssekretär des Aus­wartigen Amtes Zimmermann über die politischen Umwälzungen in China:

Der Präsident Junauschikai sei wohl ein Mann, der Vertrauen verdiene. Allerdings habe auch er sich der Schwierigkeiten bei den jüngsten Truppen­melttereien und den Unruhen nicht ganz ge­wachsen gezeigt. Es fehlte an Geld. Die Regierung werde der Lage Herr werden, falls sie schleunigst Geld erhalte. Die von Junanschikai er­strebte 60 Millionen=Anleihe habe et teilweise er­langen können. Die deutsche Regierung verfolge in vollstem Einvernehmen mit den Abrigen Mäch­ten das Prinzip der Nichteinmischung und eventuell Verständigung über genzeinsame Aktionen. Deutsch land werde gegen alle Versuche. China aufzuteilen, eintreten. Das Reich müsse als Ganzes erhalten und in wirtschaftlicher Beziehung diePolitik der offenen Tür, garantiert werden Die Unruhen sind noch keineswegs beendet. Bon, viesen Seiten