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Nr. 17.
34. Jahrgang.
Expedition und Verlag
v.. koppen
Heinsberg.
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9. Wegner
Heinsberg
Mittwoch, den 1. März 1911.
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K. K. Des Krieges Ende 1871.
Frieo=— so erscholl es in den ersten Märztagen des Jahres 1871 durch unser deutsches Vaterland. Isi allen Städten, allen Gauen fand es den freudigsten Widerhall. Blitzesschnell trug der elektrische Funke(d. i. der Telegraph) in die entlegensten Gegenden, wie zu Mitte Juli den Mobilmachungsbefehl, so jetzt die Freudenbotschaft, die in dem Telegramm Kaiser Wilhelms an die deutschen Fürsten ihren Ausdruck fand:„Mit dankerfülltem Herzen gegen die Vorsehung zeige ich Ihnen an, daß gestern(26. Februar) nachmittags die Friedenspräliminarten(d. h. die häuptsächlichsten, grundlegenden Bedingungen des Friedensausschusses) unterzeichnet worden sind, durch welche das Elsaß, Deutsch=Lothringen mit Metz an Deutschland abgetreten worden sind, fünf Milliarden gezahlt werden und Teile Frankreichs bis zur Abzahlung dieser Summe besetzt bleiben. Paris wird teilweise besetzt. Wenn die Ratifikation(Bestätigung) in Bordeaux(sprich Bordot, wo sich der damalige vorübergehende Sitz der französischen Regierung und det Nationalversammlung befand) erfolgt, so stehen wir am Ende dieses glorreichen, aber auch blutigen Krieges, der uns mit Frivolität(frevelhaft) ohnegleichen aufgezwungen wurde, und an dem Ihre Truppen so ehrenvollen Anteil nahmen. Möge Deutschlands Größe sich nun in Frieden konsolidieren(fefligen).“ Schon am 1. März, schneller als man geglaubt, war es dem französischen Staatsmann Thiers(Tiär) gelungen, die in Bordeaux tagende Nationalversammlung zur Annahme dieser Bedinzungen zu veranlassen und dadurch einen endgültigen Abschluß herbeizuführen.
Großer Mühen hatte es bedurft, und vielerlei Schwierigkeiten ernster Art waren zu überwinden, ehe dieses Ziel erreicht wurde. Zertrümmert und in die Gefangenschaft geführt waren zwar die Heere des ehedem so stolzen napoleonischen Kaiserreichs, vergeblich hatten seine Kriegsschiffe die deutschen Küsten bedroht; überall geschlagen und zum Teil ebensalls der Vernichtung anheimgefallen waren die neu gevildeten Armeen der Republik— was konnte Frankreich also noch von einer Fortsetzung des Kampfes erhoffen? Die Partei der einsichtsvollen und besonnenen Franzosen, an ihrer Spitze Thiers, war daher auch für den Frieden. Aber sie hatte eine nicht unerhebliche Anzahl lebhaft wühlender Widersacher, die den Krieg bis zum Aeußer
sten fortsetzen wollten und zu ihrem Wortführer den Diktator Gambetta, den bisherigen unumschränkten Machthaber, hatten. Dieser legte aber am 12. Februar die Geschüfte nieder.
Am 19. Februar traf Thiers mit Jules(sprich Schühl) Favre, den französischen Minister des Auswärtigen, in Versailles ein, um das für reich von ihm als aussichtslos erkannte Ringen dem Ende zuzuführen. Mit bewundernswerter und für ihn als französischen Patrioten verdienstvoller Zähigkeit kämpfte der greise Staatsmann, um möglichst günstige Friedensbedingungen für sein Vaterland zu erreichen. Aber er stieß auf einen harten Widersacher, den Kanzler Bismarck. Es fehlte nicht an erregten Ausein andersitzungen, namentlich als Thiers die Absicht äußerte. Englands Vermittelung in Anspruch nehmen zu wollen,— ein Ansinnen, welches Bismarck in deutlichster Form zurückwies. In zwei Punkten gelang es Thiers, etwas„abzuhandeln". Die Festung Belfort, die zu Elsaß gehörte, sollte französisa bleiben, und die Kriegsentschädigung, die auf 6 Milliarden Franks beziffert war, wurde auf deren 5 herabgesetzt. Alle weiteren Bitten der französischen Unterhändler aber fanden kein Gehör. Insbesondere der Einzug der deutschen Truppen in die überwundene, seindliche Hauptstadt, den Thiers und Favre gern verhindern wollten, den aber Kaiser Wilhelm als seinen Herzenswunsch bezeichnete, wurde in die welt geschichtliche Urkunde aufgenommen, die am 26. Februar gegen 6 Uhr abends in Versailles unterzeichnet wurde.
Von allen Bedingungen empfanden die Franzosen den Einzug der siegreichen deutschen Truppen in Paris für den Augenblick am bittersten. Aber die Herausforderungen und Beleidigungen, welche die Pariser Bevölkerung und ihre Blätter sowie die Heißsporne der Nationalversammlung den Deutschen entgegengeschleudert hatten, machten die Besitzung zur einer Art Pflicht. Es galt, den braven Truppen eine Genugtuung, den Parisern aber den Beweis zu geben, daß sie unter der Gewalt des Stegers ständen. Von letzterer wurde allerdings dank der Großmut Kaiser Wilhelms nur ein sehr mäßiger Gebrauch gemacht. Nur der westliche Teil der Stadt mußte am 1. März nach einer Parade auf dem großen Platz Longchamps eine Besotzung von 30000 Mann des 6. und 11. preußischen sowie des 2. bayertschen Ammeekorps aufnehmen. Am 3. und 5 März sollten Stoffeln von gleicher Stärke
sich ablösen, doch kam es hierzu nicht mehr, da bereits am 1. März die Volksvertretung in Bordeaux mit 546 gegen 107 Stimmen die Friedensbedingungen angenommen hatte und die bezüglichen Urkunden am 2. März nachmittags zwischen den beiderseitigen Unterhändlern ausgetauscht worden waren.
Bei dem Bekanntwerdeu dieser freudigen Nachricht tat sich überall im neu geeinten Deutschen Reiche unermeßlicher, nicht endenwollender Jubel kund. Zum Ausdruck gelangte er besonders bei der feierlichen Verkündung des erfolgten Friedensschlusses am 3. März vor dem königlichen Palais in Berlin. In der zuversichtlichen Erwaitung, daß die Nachricht von der Bestätigung der Friedensbedingungen eintreffen müsse, hatte sich schon am Vormittage des 3. März eine wogende Menschenmenge„Unter den Linden“ versammelt. Freudig erregt und hochbegeistert hartte sie des Augenblicks, in dem die amtliche Bestätigung der Botschaft erfolgen solle. Dicht umringt war das Denkmal Friedrichs des Großen dessen Haupt ein frischer Lorbeerkranz zierte. Genau sechs Monate waren verflossen seit dem Tage, an dem zur Feier des Sieges von Sedan die Hauptstadt in Fahnen= und Flammenschmuck erglänzte, sechs Monate schweren Ringens, denen nun das Festgeläute des Friedens und des Sieges den Abschluß gab. Um 12 Uhr mittags traten die in Berlin anwesenden Generale auf die Rampe des Palais, voran der alte Feldmarschall Graf von Wrangel, und mit weit vernehmbarer Stimme, mehrfach von lauten Jubelrufen unterbrochen, las der stellvertretende Generalstabschef der Armee das von Seiner Majestät dem Kaiser an seine Hohe Gemahlin, gerichtete Telegramm vor:„Soeben habe ich den Friedensschluß ratisiziert (bestätigt), nachdem er schon gestern in Bordeaux von der Nationalversammlung angenommen worden ist. Soweit ist also das große Werk vollendet, welches durch siebenmonatliche siegreiche Kämpfe errungen wurde, dank der Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in allen seinen Teilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes. Der Herr der Heerscharen hat überall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und daher diesen ehrenvollen Frieden in Seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre! Der Armee und dem Vaterlande mit tief erregtem Herzen meinen Dank!“
ppre. Der Einzug der deutschen Truppen in Paris am 1. März 1871.
(Nachdr. verboten.)
Am 26. Februar 1871 war im Schlosse zu Versaibes der Präliminarfrieden zwischen den Verbündeten und Frankreich geschlossen worden und am 1. März folgte der Einzug der siegreichen Truppen in Paris. Schon in der frühesten Morgenstunde drängte sich mehr und mehr Milttär zusammen, Patrouillen streiften längs der Landstraße hin und Gensdarmen ritten beständig auf und ab. Plötzlich— es war fast 11 Uhr— ward unter den auf Posten stehenden Soldaten eine lebhafte Bewegung bemerkbar. Schon kurz vorher hatte die Kavallerie= und Infanteriestabs=Wache samt den Pferden des Kaisers die von einer Schwadron Königshusaren besetzte und an ihren Posten mit flatternden Preußenfahnen geschmückte Brücke passiert. Jetzt aber drängten die Gensdarmen die wenigen Zuschauer, welche sich im Laufe der Zeit eingefunden hattev, mit ihren Pferden zurück und „.: kutser rommt!“ lief es lauter und lauter von Mund zu Mund. Da ward auch schon der Vorreiter des Kaisers sichtbar, staubaufwirbeld und von einem schallenden Hurrah der Soldaten empfangen näherte sich rasch ein vierspänniger Wagen und in ihm der Kaiser in Generaluniform mit Helm, Waffenrock und Schärpe,: einer kleinen Suite(Gefolge). Nach kurzem Aufenthalt setzte der schimmernde Zug über die Brücke, Soldaten aller Waffengattungen strömten und drängten nach zur Rennbahn von Longchamps, marsch in
Es war unbeschreiblicher den Kronprinzen und gefolgt von einer wohl über vierbundert Köpfe zählenden, in allen Farben glänzenden, den ersten Geschlechtern Deutschlands angehörenden Sutte, die lange Front der in zwei Treffen aufgestellten Truppenmassen von der Rechten zur Linken herabgaloppierte. Ein donnernder Jubelruf empfing ihn, die Musikchöre der ganzen Armee intonierten„Heil dir im Siegerkranz“, wie ein Sturm saufte und glänzte und dlitzte der Zug an den Augen der Zuschauer vorüber und die Standarten wallten im Winde, manche freilich nur mit zerfetzten Resten, so gut es eben gehen wollte — es war ein großartiger Moment und gewiß jedem unvergeßlich, der das Glück hatte, ihn zu erleben und seiner Zeuge zu sein. Nachdem der Kaiser das zweite Treffen wieder heraufgeritten war, nahm er Stellung etwas rechts von der großen Tribüne, und nun begann der Vorbeimarsch der einziehenden Truppen unter der Anführung des Krooprinzen als preußtschen Feldmarschall und Oberbefehlshaber der dritten Armee. Den Beginn machte das sechste Korps(General v. Tümpling), dann folgte das elfte Korps unter dem General v Schlachtmeyer und den Schluß bildete das zweite dayrische Korps unter dem General v. Hartmann. Da die Teuppen in Bataillonskolonnen vorbeimarschierten, so dauerte die Parade wohl ungefähr zwei Stunden, und es gehörte eine echte Soldatennatur, wie die des Kaisers Wilhelm das ist, Lazu, eine so mächtige Siegerschar während so langer Dauer mit immer gleichem Interesse an sich vorbeidesilieren zu lassen,— nte müde, die Rechte grüßend an den Helm zu legen, nie ein Auge von der Mannschaft wendend, und noch die letzte Schwadion mit der selben Aufmerksamkeit musternd, mit welcher er dem Vorbeimarsch des 1. Bataillons gefolgt war.
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wo der Kaiser Heerschau über die zum EinParis bestimmten dreißigtausend Mann hielt. ein geradezu überwältigender, in seiner Art Anblick, als der greise Kaiser, zur Linken
Natürlich dürfen Sie! 0, wie schön, daß Sie kommen, freue mich schrecklich darauf.
Lächelnd blickte der Rittmeister auf das liebliche, laudernde Kind an seiner Seite. Es war ihm, als bste sib der Druck der auf seinem Herzen lag, immer ehr und mehr, als schimmere es sonnengoldig vor ihm Auf, als winke ihm das so lang entbehrte, lang gesuchte Blück. Er dachte des Tages, als er über die sonnenimmernde Hoide fuhr und die Stimme des holdseligen ndes, das ihm jetzt so strahlend zur Seite schritt ihm herüber hallte. Was sang sie doch gleich?
Von hellem Hoffen das Herz geschwellt Ein kecker Knade zog in die Welt,
Daß er das Glück drin erjage:
Wie füllig die Kraft, sein Wünschen so weit!
Das war in der wonnigen Matenzeit,
Und der Weißzdorn sprießte am Hage.
Wohl zog er vorüber am Haidehaus;
Die schmucke Schenkin schaute heraus,
Auf den Lippen manch' kosende Frage.
Der Bursch' aber hegte stolzen Sinn;
Halb trotzig nickt' er und schritt dahin—
Und der Weißdorn blühte am Hage.
Das war ein Ringen gar schwer und heiß,
Die Mühen so reich und so arm der Preis,
And so nichtig all' Sorgen und Plage—
Ein leises Wehen durchzieht die Brust Von der Haideschenke verschwiegener Lust Und dem biühenden Weißdorn am Hage.
Und es kam der Herbst und mit ihm das Glück,
Nin freue dich, Seele, wir fahren zurück,
Wo Kummer nicht herrschet noch Klage.
Und da erreicht der trauliche Ort,
Das Haus ist zerfallen, die Schenkin ist fort,
Und der Weißdorn verblühte am Hage.
Ach könnt' ich noch ein's in die Welt hinab Nicht zög' ich vorüber am Haidehaus,
Ich rastete Tag' um Tage! Derweil das Glück der Jugendmut wirbt,
Verduftet der Wein, und die Liede stirbt,
Und der Weißdorn welket am Hage.
„Was denken Sie, Herr von Niendorf!“ fragte otte wie in geheimer Angst.
„Freundliches,“ entgegnete er ungeheuer ernst.„Ich dachte an ein liebes, kleines Madchen, das singend über die Haide schritt, während ein Mann, den sie für einen
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