Nr. 10. 1. Blatt. 35. Jahrgang.

Srrebttton and Verlag

v. W. Joppen

Heinsberg

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Zwei Wochenzugaden:

Sterne und Blumen und mittwecbsbellage.

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Organ der Zentrumspartei des Kreises Heinsberg.

Lritte Wochenzugabe:

Religiöses SonntagsblatLeo urs Quartal 35 Sig

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Eine wirkungsvolle Zentrumsrede.)

Das preußische Abgeordneten=Haus erlebte in seiner Mittwochs=Sitzung eine hochinteressante Scene von dramatischer Wirksamkeit. DieKöln. Votg. bringt darüber folgendes Stimmungsbild:

Der Zentrumsabg. Dr. Bell hielt als erster Redner in der Generaldebatte eine glänzende Rede, lebendig im Vortrag, packend im Inhalt, vornehm in der Form. Von Minute zu Minute steigerte sich die Wirkung und das Interesse des Hauses. Als der Redner einmal einige Augenblicke zur Ord­nung des Manuskriptes aussetzen mußte, hielt das Haus in gespannter Erwaitung schter den Atem an. Lautlose Stille herrschte im Saal und auf den Teibünen bis zum letzten Satz, Nur die gegen Schluß der Rede sich immer mehr steigernden Hört, hört!=Rufe als Zeichen wachsender Entrüstung und lebhafter Zustimmung auf ber rechten Seite des Hauses unterbrachen den Redner. Als Dr. Bell schloß, ging eine Erregung durch den Saal. wie sie nur im Moment einer hoch­politischen Sensation und selbst dann hier im Hause nur selten zu bemerken ist.

Die Rede begann mit dem dringenden Wunsch, daß die so wichtige und sehnlichst erwartete Re­sorm derrheinischen Gemeindeordnung eine baldige Erledigung finden möge, und die rhei­nischen Abgeordneten bekräftigten den Wunsch mit lebhafter Zunimmung. Der Gedanke leitetete ihn über zu der Frage, ob nicht auch das kommu­nale Wahlrecht(Gemeinde=Wahlrecht) reform­ebedürftig set. Dr. Bell bejaht sie und stellt an die Spitze der Reformwünsche die entschiedene For­derung des geheimen Wahlrechts auch für die Gemeindewahlen. Als höchstes Beispiel für die parteipolitische Ausnutzung des Privilegiums der Drittelung, anstelle des einfachen den anderthalb­fachen Durchschnttt zu sitz n. nennt der Redner das Verhalten der liberalen Stadtverordneten in Kre­feld.Erregte Zuruse!"Liberale Ciquenwirt­schaft!" und Hört, hört!=Rufe gehen bei der Verlesung der rücksichtslos=brutalen Begründung des Krefelder liberalen Beschlusses der Entrüstung Ausdruck. Die Liberalen schweigen ver­legen und ihre Führer Schiffer und Fried­berg sticken die Köpfe zusammen. Die Kritik, die der Zentrumstedner den amtlichen Kreisblät­

* Dieser Artikel war bereits für die vorige Nummer fertig mußte aber in letzter Otunde wegen Raummangel zurück­gestellt werden

tern zuteil werden läßt, findet allgemeine Zu­stimmung im Hause, nicht minder die ernste Be­schwerde über unnötige Eingriffe der staatlichen Behörden in die Organe der Selbstverwaltung. Als Dr. Bell den Fall als Beispiel anführt, wonach ein Regierungspräsident sich die Kontvolle des Be streuens der Bürgerstreige bei Glatteis persönlich vorbehielt, erscholl ein herzliches Lachen über solche Bureaukratenweisheit im ganzen Hause. Auch Dr. Bell tadelt nochmals scharf, mie schon in der all­gemeinen Etatsberatung Abg. Herold getan hat, das Verbot der polnischen Versammlung beim Katholikentage in Beeslau.

Schon jetzt hatte sich das Haus rasch gefüllt und war mit sichtlichem Interesse jedem Satze des Redners gefolgt. Was Dr. Bell aber nunmehe vorbrachte, wurde zur Sensation des Hauses. Unter dem Decknamen(angenommenen Schriftsteller­namen)Germanicus ist im letzten Johre ein Werk erschtenen: Bülow und seine Zeit. Glaubhaften Gerüchten zufolge führte die Spur der Urheberschaft in die intimsten Kreise der katho­likenfeindlichen Täglichen Rundschau hinein. Das Machweik ist ein Pamphlet, voll der ungezo­gensten und unflätigsten Ausdrücke gegen das Zentrum und die Katho­liken, gegen den ehemaligen Minister v. Studt, gegen den Staatssekretär von Thpitz und in der zweiten Auflage auch gegen die Konservativen, die in der ernen Auflage vor dem Zusammenbruch des Blocks noch mit Schmeicheleien bedacht worden waren. Nur die Nationalliberalen werden als die Partei gepriesen, in welcher am reinsten und besten die nationalen Gedanken zum Ausdruck kommen, was vom ganzen Hause mit schallender Heiterkeit erwidert wird. Dr. Bell verliest eine kleine Reihe von Kraftstellen aus dem Michwerk Die Erregung steigt von Sotz zu Satz. Fehr von Zedlitz eilt zu seinen liberalen Freunden hinaus und beratschlagt mit ihnen.

Als Abg. Dr. Bell ein amtliches Schreiben aus dem Ministerium des Innern, unterzeichnet mit dem Namen des Ministers v. Moltke vorliest, der selbst dieses Machwerk noch amtlichem: pfahl, da packt helle Aufregung auch die Konservativen. Der Unterstatssekretär Hoftz redet erregt auf den Minister ein, immer wieder auf das Empfehlungsschreiben zeigend. Der Mi­nister sitzt am Platze unbeweglich und scheinbar unachtsam, als ob ihn die ganze Sache nichts an­ginge. Mit dem Wunsche, der Minister möge eine

beruhigende Aufklärung geben, schließt De. Bell seine eindrucksvolle R de, durch die das ganze Haus noch lange in Atem gehalten wird.

Sofort erhebt sich jetzt Minister v. Moltke ohne ein Zeichen äußerer Eeregung, nur daß er unver­ständlich leise die paar Worte der Eatschuldigung buchstäblich herausstottert, und ferner mit einer unwilligen Handbewegung ein Manuskeipt seines Unterstaatssekretäts zurückgibt, kann man als Zeichen seiner inneren Ecregung deuten. Ee habe das Buch nicht gelesen, nur durchgeblättert und manche Stellen darin hätten Amüsantes über poli­tische Tagesfragen enthalten. Auch Fürst Bülow habe ja das zuseinem Lob geschriebene Buchempfohlen.

Das geht aber auch den Konservativen zu weit, und ihr Aba. v. Pappenheim macht seiner Entrüstung sogar in lebhiften Zwischenrufen Luft. Ohne ein Zeichen des Beifalls segt sich der Minister nach der Rede wieder.

Sofort greift Abg. v. Pappenheim den Fall auf und verurteilt ihn auf das schärfste. Ich habe ihn noch nie in solcher Etregung gesehen. Die Worte übe stürzten sich förmlich, als er dem Minister zu­zief: So etwas ist für uns unverständ­lich! Das Schreiben ist eine amtliche Empfehlung und wir können unmöglich annehmen, daß ein preußischer Minister sich mit einem solchen Buche gleichstellt. Erregt schlägt v. Pappenheim bei diesen Worten mit der Faun auf den Tisch und die Konservativen spenden demonstra­tiv stürmischen Beifall.

Leutscheo Peich.

Die Wahlrechts=Kommission beriet am 22 Fhr. einen konservatt ven Antrag, wonach die Ab­geordneten durch Wahlmänner gewählt wer­den sollen. Bei der darauf folgenden Besprechung erklätte das Zentrum, daß es zu Opfern gegen­über dem konserv tiven Antrag bereit sei, wenn von den Konservativen die geheime Wahl zugestanden werde. Der freisinnige Redner ver­teidigte die direkte Wahl. Der Redner der Sozialdemokratie wirft dem Zentrum vor, daß es ohne weiteres(?) die direkte Wahl opfere. Der Minister des Innern erklärte darauf, die Regierung habe in der direkten Wahl einen Fortschritt gesehen; winn die indirekte Wahl wieder hineingebracht und dafür die geheime Wahl eingeführt werden solle, so sei das Zu­stanbekommen im höchsten Mane gefähr­

det. Der Vertreter der Konservativen betont, seine Partei sei nach wie vor Anhängerin der öffentlichen Wahl, da aber die Kommission die geheime Wahl beschlossen habe, so würden sie die indirekte Wahl auch dann annehmen, wenn die Wahl der Wahlmänner geheim vor­genommen werde. Nach einer längeren Debatte wurde in der Abstimmung der Kompromiß­antrag der Konservativen und des Zentrums gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozial­demoktaten angenommen Zu§ 12 Regierungsvorlage, der einzelne Bestimmungen über die Wahlhandlung enthält, wurde ein Antrag des Zentiums angenommen, wonach Einsprüche gegen die Aufstellung der Wahllisten nicht mehr innerhalb einer Woche, sondern in zehn Tagen eingebracht werden müssen. Zu § 17, der von Termins= und Fristwahl handelt, beantragen die Freisinnigen, die Wahl­männer nur in Form der Fristwahl zu wählen. Für den Antrag erklären sich die Redner des Zentrums, der Nationalliberalen. Sozial­demokraten und Polen, der darauf mit 15 gegen 13 Stimmen angenommen wird. Weitere Sicher­ungen der Wahl werden die Freisinnigen noch in der zweiten Lesung vorschlagen. Bei der Frage, ob die Wahl der Abgeordneten durch Stimm­zeitel erfolge solle, kam es zu einer längeren lebhaften Erötterung, die jedoch zu keiner Ent­scheidung führte. Die Besprechung wird am 24 Februar fortgesetzt.

* Zeutrums fieg in Mülheim=Wipperfürth.

Bei der Reichstagsstichwahl am 26. Februar wur­den an Stimmen abgegeben für Marx(Zte.) 21.466 und für Ecdmann(Soz.) 13.382. Ersterer ist somit gewählt.(Die außergewöhnliche Bedeut­ung dieser Wahl haben wir schon früher in Nr. 13 eingehend gewürdigt.)

Bei der Hauptwahl am 15. Februar hatten er­halten Oberlandesgerichtsrat Marr(Düsseldorf. Ztr) 20.375, Schriftsteller Dr. Erdmann(Coln, Soz.) 10,922, Rechtsanwalt Dr. Falk(Cöln, natl) 8462 und Pfarter Hoemann(Gummersbach, christ­lichsoz.) 1135 Stimmen. Aus diesem Eegebnis geht hervor, daß cu. 3000 Nationalliberale dem Sozial­demokraten ihre Stimme gegeben haben, während der größte Teil Stimmenthaltung übte.

*<space> U n s e r e n<space> n a t i o n a l e n<space> L i b e r a l e n<space> w i d m e t<space> dieDeutsche Tageszieitung wegen der liberalen Stichwahlparole im Kreise Mülheim Wipperfürth­Gummersbach folgende trefsenden Worte:

Der FallRkru.

Kriminalroman von Wilhelm Kranzhoff. *)(Nachdruck verboten.)

Wie lange betreibt er denn schon diese eh Liebhaberei? fragte Bracker.

PNomer zog die Schultern hoch:Als er zu mir übersiedelte, brachte er ja seine Zwinger und Käfige gleich mit. Möglich aber, daß da auch noch einiges aus der Hinterlassenschaft seines Vaters mit bei war. Der war ja von berufswegen Ti.rbändi er, oder Dompteur, wie er es nante.

Was Sie sagen!

Gott weiß, wie er dazu gekommen. Er neigte schon sehr früh zu allerbhand Extravaganzen, mein Bruder. Als achtzehnjähriger Bursche schloß er sich einer herum­ziehender Komödiantentruppe an und reiste mit dieser in der Wilt herum. Später kam er dann zu einem Zirkus, wo er eine Inderin kennen lernte, die er später heiratete.

Und nach einem Verwandten seiner Frau nannte er, Ihr Bruder, seinen Sohn Akru, wie Sie sagen?

Ja Ich habe mich aber stets dagegen gesträubt,

meinen Neffen so zu rufen. Sein wirklicher Name ist, wie gesagt, Joseph.

Ich begreife nun auch, weshalb Ihr Neffe keinen Sinn für geordnete Arbeiten haben kann Sicher hat Ihr Bruder, bei dem unsteten Leben, das er führte, seinem Sohne keine ausreichende Erziehung angedeihen lassen können; vielleicht hat er nicht einma die nötigste Schulbildung genossen, nicht lesen noch schreiben gelernt. Es sollte mich wundern, wenn es anders wäre.

Al Erziehung hat es ihm allerdings gefehlt, leider nur zu sehr. Indessen mit Lesen und Schreiben ist er doch vertraut, wenn auch nur mangelhaft.

Bracker glaubte genug erfahren zu haben Uebrigene merkte er, daß es an der Zeit war, seine Fragen über den Neffen zu beendigen, wenn er bei dem Alten kein Mißtrauen wachrufen wollte. So machte er endlich eine Bewegung, die andeuten sollte, d ß ihn das alles eigent lich wenig interessiere, und griff nach seinem Hute.

Na, also darf ich doch hoffen, seine Tiersammlung

einmal zu Gesicht bekommen? Das ist schließlich die Hauptsache, bemerkte er noch lächelnd.

Gewiß, darauf dürfen Sie rechnen. Ich werde ihn auf Ihren Besuch aufmerksam mache.

Tu. Sie dos. In einigen Tagen will ich wieder vorsptechen. Sollte ich dann irgendein Tier zu sehen bekommen, das ihr Neffe bereit ist selbstverständlich gegen entsprechende Vergütung mir für mein Ter­rarium zu überlassen, so wird es mich doppelt freuen, Sie kennen gelernt zu haben, Herr Römer.

Er verneigte sich höflich gegen den andern und schritt ur Tür, bis wohin ihn Römer unter wiederholten zücklingen begleitete.

Im letzten Augenblick aber schien diesem noch etwas ein ufallen.

Um Vergebung, Herr eh Bracker, in Hin­sicht auf unsere geschäftliche Besprechung wird es viel­leicht nich vor Ihrer Wiederkunft nötig sein, daß ich Ihnen eine Nachricht zukommen lasse wohin dürfte ich dann adressieren.

Ich befinde mich bei dem Herr Generaldirektor Mohrmann auf Beinkhaus zu Besuch, entgegnete Bracker etwas oberflächlit indem er seine Handschuhe zuknöpfte

Ah so so! Romer rieb seine Händ und schien von dieser Auskunft ganz besonders erfreut

Draußen bestieg Bracker den Wagen wieder, um sich jetzt nach Brinkhaus fahren zu lassen. In dem Augen­blick aber, wo er den Schlag hinter sich zuschlug und sich auf die Polster riederlassen wollte, fiel sein Blick durch die Scheibe gegenüber auf einen Mann, der auf der andern Seite der Straße stand, und er zuckte zusammen

Noch während der Fahrt sah er im Geiste deutlich das grinsende Gesicht osephs vor sich, das sich ihm für einen Augenblick zugekehrt hatte.

5.

Eine überraschende Wendung.

Steiner, der Oheim des verstorbenen Heinrich Scholl hielt sein Versprechen und fand sich etwa in der dritten Woche nach dem Begräbnisse auf Brinkhaus wieder ein. Als Bracker von einem seiner verschwiegenen Gänge heimkehrte, fand er diesen Herrn anwesend und ließ sich

durch Mohrmann als einGeschäftsfreund Bracker von der Metallindustrie Müller u. Ko. aus Berlin" vor­stellen. Da er schon dem alten Römer gegenüber sich so genannt hatte, hielt es der Detecktiv für zweckmäßig, auch für Steiner niemand anders zu sein, und hatte erst vor­gestern den Direktor entsprechend informiert.

Die Persönlichkeit desOnkels" hielt Bracker, nach­dem er kaum einige Worte mit ihm gewechselt hatte, nach mehreren Seiten hin für des Interesses wert. Zunächst erkannte auch er, daß Steiner wohl das Aus­sehen und Benehmen eines Lebemannes hatte, dabei aber durch seine Kleidung nur unvollkommen darüber hinweg­zutäuschen vermochte, daß gegenwärtig seine Barmitttel nicht mehr hinreichten, um sich einen vielleicht von früher gewohnten Luxus zu gestatten. Dabei kombinierte Bracker, daß Leute solchen Schlages nicht nur arm, sondern in der Regel auch arg versch ldet zu sein pflegen. Somit war er einer von jenen, die Geld, und zwar möchlichst viel Geld gebrauchen konnten. Es lohnte sich also für den Detektiv, diesem Manne seine Auf­merksamkeit zu schenken, un so mehr, als er es gewesen der dem Direktor von iner Anzeige bei Gericht abge­raten hatte.

Mit Ungeduld wartete Bracker auf ein Alleinsein mit Mohrmann, damit er erfuhr, ob Steiner denver­gessenen. Brief zurückerstattet habe. Gerade heute aber schien es, als ob ihm ein solcher Augenblick nicht ver­gönnt sei, weil Mohrmann, nach Erledigung seiner beruflichen Tätigkeit, seine Zeit ziemlich ausschließlich seinem Gaste Steiner widmete.

Gegen Mittag lieferte der Postbote eine Anzahl Briefe ab, und als der Direktor sich damit behufe schnellerer Erledigung auf sein Zimmer zurückziehen wollte, gelang es endlich Bracker, ihn auf dem Flur abzufassen.

Ich wollte Sie nochmals um den bewußten Brief bitten, sagte er ohne Umschweife.Ich darf ja wohl annehmen, daß Herr Steiner ihn mitgebracht hat.

Haben Sie es so eilig? lächelte Mohrmann Allerdings hat Herr Steiner ihn mir zurückerstattet. Gedulden Sie sich aber noch zehn Minuten, bis daß ich das hier er zeigte af die Briefedurchgesehen habe. Dann bringe ich Ihnen den Brief hinauf.

Bracker wars zufrieden. Er kehrte auf sein Zimmer zurück und wartete. Aber es dauerte doch fast eine ganze Stunde, ehe sich Mohrmann bei ihm blicken ließ, und als er endlich erschien, bemerke der Detektiv sofort, daß inzwischen eine Umwandlung in dem ganzen Wesen des alten Herrn vor sich gegangen war.

Sie bringen mir den Brief? fragte er nichte­destoweniger sehr gelassen, indem er dem Eintretenden entgegenging.

Nein, lautete die etwas unsicher gegebene Antwort. Mohrmann setzte sich sofort au. einen Stuhl und blickte dem andern mit unruhigen Augen ins Gesicht.Ich bin vielmehr gekommen, um Ihnen eine Eröffnung zu machen die Sie vielleicht auf den ersten Augenblick etwas eh unverständlich finden werden. Ich danke Ihnen recht sehr für den Eifer, mit dem Sie die Ver­folgung unserer Angelegenheit aufgenommen haben, aber hier lächelte er gezwungenwir hätten uns die Mühe sparen könen. Ich bin jetzt zu der Ueber­zeugung gekommen, daß die Diagnose der Aerzte doch zutreffend ist und von einem Verbrechen nicht die Rede sein kann.

Bracker blieb äußerlich ruhig, obgleich ihm bei dieser Mitteilung insgeheim allerhand seltsame Gedanken durch den Kopf zogen.

Sehr merkwürdig! äußerte er erst nach einer Pause, ohne einen Blick vor dem alten Herrn zu lassen. Diese Ueberzeugung müssen Sie dann erst vor ganz kurzer Zeit gewonnen haben. Vor einer knappen Stunde also vor Durchsicht der letzten Post, glaube ich, besaßen Sie sie noch nicht.

Nun ja, nehmen Sie an, in einem jener Briefe sei die Aufklärung für mich enthalten gewesen, ent­gegnete Mohrmann mit einer leisen Bewegung des Unbehagens.

Sie muß dann aber doch verzeihen Sie! wunderbaren Inhalts sein, diese Aufklärung. Darf ich sie hören?

Ich kann Ihnen leider nichts Näheres mitteilen aus Gründen persönlicher Natur. Aber ich denke, es genügt Ihnen doch, wenn ich sage, daß die ganze Angelegenheit ihre befriedigende Erledigung gefunden hat.