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Wochen=Zugabe:

Illustrirtes Unterhaltungsblatt.

Uro. 44. 1. Blatt.

Verantw. Redacteur: G. Real.

Assenbers, Heinsbersl(Waldfeucht

Organ der Centrumspartei des Kreises Leinsberg.

Erscheint jeden Samstag. Quartalspreis durch die Post(ein= Anzeigen werden dis spatestens Donnerstag Nachmittag er­

schließlich Bestellgeld) sowie durch Bosen 85 Pig. I. Cgmatag A. Agnemher beten. Inserationspreis die Petitzeile oder deren Raum

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abonnenten 50 Pig. 1 Reclamen werden mit 30 Pfg. pro Petitzeile derechnet

Monats=Zugabe:

Mittheilungen f. Haus= u. Landwirthschaft.

16. Jahrgang. 1893.

Druck u. Verlag v P. W. Joppen.

Lokales und Provinzielles.

Heinsberg. Am Dienstag Nachmittag haben auch hier, wie anderwärts im preußischen Staate, die Wahlen der Wahlmänner, welche die Vertreter zum Landtag zu wählen haben, stattgefunden. Hierbei sind die seitens des Centrums aufgestellten Candidaten in allen Klassen in der Mehrheit geblieben. Die Bethei ligung an der Wahl war leider eine ungemein schwache

Herr Reopresbyter J. Heinrichs von hier ist laut der jüngsten Nummer desKirchl. Anz. f. d. Erzd. Köln zum Vikar in Simmerath, Dekanat Montjoie, und Herr P. W. Hack, Pfarrer in Win­terscheid, zum Pfarrer in Tüddern ernannt worden.

Seitens eines hiesigen Bürgers war die Eisen­bahndirektion Aachen auf den schlechten Zustand des Weges zum Bahnhofe bei schmutzigem Wetter hingewiesen und um Abstellung des Uebelstandes ge beten worden. Darauf ist die Antwort erfolgt, daß der Direktion dieser Uebelstand bekannt sei, und auf Abstellung desselben Bedacht genommen werden würde. Vorerst müsse jedoch die Abrechnung über die beim Erweiterungsbau der Bahnhofsanlage stattgefundene Wegepflasterung vorliegen, bevor über das Weitere Beschluß gefaßt werden könne. Bis dahin werde auf die ordnungsmäßige Instandhaltung des Weges Be dacht genommen werden.

Tüddern. Daß man auch hier zu Lande in einem Jahre auf demselben Acker zweimal ernten kann, das hat der Versuch eines hiesigen Landwirthen bewiesen, der, nachdem er die Frühkar­toffeln von seinem Acker geerntet hatte, zum zweiten Male wieder Kartoffel auf demselben Stücke pflanzte. Dieselben gediehen günstig und bei der nunmehr er folgten zweiten Ernte zeigte sich, daß diese Kartoffel derjenigen der ersten Ernte weder an Größe noch an Geschmack nachstand.

Jülich, Der Herr Gerichts Assessor Minkenberg aus Hülhoven ist zur Rechtsanwaltschaft bei dem hie sigen Amtsgerichte zugelassen worden. Der­selbe wird demnach als Rechtsanwalt in Jülich Wohn sitz nehmen.

Düren. Zur Geschichte der Annehmlichkeiten der Perronsperre wird von einem Dürener Herren der nachstehende Beitrag geliefert. Am vergangenen Sonntag begleitete der Betreffende einen ihm befreun deten Herrn aus Köln zum Bahnhof. Nach einem Aufenthalt von etwa 5 Minuten vor der Sperre, ge langte unser Gewährsmann, selbstverständlich nach Entnahme einer Perronkarte mit seinem Freunde in den Wartesaat und vermeiste. mit demselben dart, bis der nach Köln fahrende Zug einlief. Als nun unser Gewährsmann den Bahnhof verlassen wollte und bei der Sperre seine Karte vorzeigen sollte, konnte er die selbe trotz eifrigsten Suchens in allen Taschen nicht finden. Sofort sah er sich von mehreren Beamten um ringt, die ihn trotz aller Betheuerungen, daß er im Besitz einer Perronkarte gewesen sei, diese aber ver loren haben müsse, nicht durchgelassen, sondern schließ lich unter Bedeckung wie irgend ein gefahrlicher Aus reißer zum Inspektionsbureau gebracht haben. Dort trug der Festgehaltene dem dienstthuenden Beamten die Sachlage vor und frug höflich, was er in dieser schwierigen Lage zu thun habe. Darauf erfolgte die niederschmetternde Antwort:Da müssen Sie einfach 6 Mark Strafe zahlen. Daß unser Gewährsmann ob solchen Ansinnens in nicht geringe Aufregung ge rieht, braucht wohl nicht besonders versichert zu wer den. Er ging zum Wartesaal zurück und fand glück licherweise die verlorene Perronkarte wieder, die ihn weiteren trüben Erfahrungen mit der Bahnhofsperre wenigstens für diesen Tag schützte. Diese kleine Ge schichte liefert einen neuen Beweis dafür, daß die Sperre unmöglich in der jetzigen Gestalt beibehalten werden kann.

Rheydt. Der hiesige Commissar ist einer großen und verzweigten Diebesbande auf die Spur ge kommen. Acht Burschen, im Alter von 18 bis 23 Jahren, sitzen hinter Schloß und Riegel. Die Strolche schlichen sich z. B. in einen Hutladen und entwendeten dort fünf werthvolle Hüte, dann ging es zu einem Delikatessengeschäft, wo ihnen die feinsten Würste 2c in die Hände fielen. Nun wurde sich eine Fabrik aus erkoren, deren Thore die Bande erbrach und aus dem Lager 26 Stück wollene Decken stahl. Um einen großen Raubzug auszuuben und sich bei etwaiger Ergreisung zur Wehr setzen zu können, begaben sich einige der Diebe in eine Schlosserei und stahlen dort verschie dene Brecheisen. Da sie sich hier jedoch nicht mehr sicher fühlten, begaben sie sich nach Odenkirchen und brachen dort auch in verschiedene Geschäfte mit Er folg ein. Endlich wurde eine nächtliche Treibjagd von der Polizei abgehalten, und die jugendliche Bande fiel laut derD. Ztg. den Beamten in die Hande gerade als sie einen neuen Einbruch ausuben wollte

Neuß. Zum Morde der Maria Naß bemerkt dieNeuß. Grev. Zig" jetzt, daß durch die Düssel dorfer Polizei ein Mann ausfindig gemacht worden ist, welcher am Sonntage der That den Stockdick auf dem Damm gesehen haben will. Dem Düsseldorfer A. gehen in der Angelegenheit folgende Berichte zu: Die Zeugen, welche Stockdick, den muthmaßlichen Mörder der kleinen Naß, am Tage nach dem Morde in Bilk gesehen haben wollen, mehren sich. So soll Stockdick am Montag, dem Tage nach der Ermor dung, in einer Wirthschaft an der Bilker Kirche ge

sehen worden sein. Turch sein verdachtiges Benebmen iel der unheimliche Gast dem Wirthe auf, so daß er chon die Polizei benachrichtigen wollte. Inzwischen

machte sich der Mensch aber wieder davon. Er trug, was besonders auffällig war, den Daumen einer Hand verbunden. Am Montag erschien bei der Polizeibe hörde das junge Mädchen, welches in der Nähe von Hamm von Stockdick überfallen wurde. Es trug den in einem Neubau in Bilk gefundenen Schirm bei sich und behauptete bestimmt, daß der Mann, wel cher sie überfallen habe, diesen Schirm damals in der Hand hatte.

Düsseldorf. Ein umfangreicher Milch schwindel wurde hier durch Zufall entdeckt. Täglich kommen nämlich auf dem hiesigen Bahnhofe ca. 300 Liter Milch aus dem Bergischen an und werden von einem hier woynenden Knechte in Empfang genom men, der die Milch dann mit seinem Maulesel nach den Kunden brachte. Dieser nnecht muß nun ein ansehnliches Sümmchen bei diesemGeschäft erwor ben haben, denn er spekulirte auf einen Bauernhof und er machte dem Eigenthümer desselben ein schönes Anzahlungsgebot darauf. Seinem Herrn kam dieses zu Ohren: er untersuchte den Fall und gelangte zu dem Resultate, daß der ungetreue Knecht die Milch täglich mit 30 bis 40 Liter Wasser verdunnt hatte. Auf diese Art und Weise konnte sich der Betreffende dann leicht eine nette Summe Geld erwerben. Rech nen wir täglich 30 Liter Wasser und das Liter zu 20 Pfg., so macht dieses im Tag 6 Mk. und in einem Jahre 2190 Mt. Einfacher kann man wohl kaum in 23 Jahren zu einem Bauernhofe kommen!

Köln, 19. Okt. Heute in der Frühe faßte man hierselbst einen Lehrling eines größeren Handels hauses ab, der gestern von Dortmund aus mit einem Geldbetrage von mehreren tausend Mark ausgerückt war, hier in Köln übernachtet hatte und nun heute Morgen seine Weiterreise antreten wollte. Der Vater des Entwichenen hatte die Spur aufgefunden und war heute mit dem ersten Zuge hier eingetroffen, recht zeitig genug, um den ungerathenen Schlingel von der Ausführung seines Vorhabens, mit dem gestohlenen Gelde ins Ausland zu flüchten, abzuhalten und per Schub wieder nach Hause zurückzuführen. Ein gar zu freudiges Wiedersehen war es nicht, als der Vater seinem Sohne gegenüber stand, die Mitfahrenden ver­nahmen einige schallende Ohrseigen und im selben Augenblicke saß das ungerathene Söhnchen in der Ecke eines Wagenabtheils, aus dem in der Begleitung des Vaters ein Entrinnen unmöglich war. Moge den Leichtsinnigen diese Lektion auf andere Wege führen!

Düren. Auf der hiesigen Polizeiwache befanden sich an einem Tage der vor. Woche nicht weniger als drei Soldaten, welche wegen Desertirens beziehungsweise Uebertretung des Urlaubs auf quisition der betreffenden Truppentheile fengenommen waren. Dieselben, ein Infanterist und zwei Kürassire, wurden im Laufe des Tages ihren Truppentheilen wieder zugeführt.

Hilden. Einem Herrn aus Düsseldorf, der im Jagdhandwerk noch ein Neuling war, passirte Don nerstag Morgen auf der Jagd hierselbst ein gräß liches Unglück. Derselbe hatte sich mit seinem Jagd genossen gegen 10 Uhr zum Frühstück hingesetzt und die Jagdflinte bei Seite gelegt. Als er seine Flinte, die leider nicht entladen und deren Hähne auch wohl aus Versehen nicht in Ruhe gesetzt waren, etwas näher an sich ziehen wollte, entlud sich diese, und die volle Schrotladung ging dem Bedauernswerthen in den Oberschenkel und verletzte ihn so schwer, daß er in Folge des Blutverlustes schon Abends seinen Leiden erlag

Trier. Zur Naturgeschichte der Kreis blätter theilt dieTrierische Landesztg. folgenden Vorfall mit: In Bernkastel fand am Sonntag den 22. Okt. eine von der Centrumspartei einberufene Wahlversammlung statt. U. A. sprach auch Herr Kauf mann Racke aus Mainz. Ueber dessen Rede berich tete nun dieBernkasteler Ztg."(zugleich amtliches Organ für den Kreis Bernkastel in ihrer Nummer vom 24. Okt.:Wir haben selten einen sachlicher spre chenden Herrn gehört, dessen Rede klarer disponirt und in echt rhetorischer anfänglicher Ruhe, gewurzt mit rheinischem Humor, dann sich bis zum Feuer der Begeisterung mit steigendem Pathos zum Vortragege langte. Der Eindruck auf die Zuhörer war ein über wältigender. Der Gedankengang der Rede, mit dem sich auch Andersdenkende vollig einverstanden erklären konnten war folgender:..* Eine solche Aner

kennung einerultramontanen Versammlung in einem Kreisblatte! So was war sicher noch nicht da! Na türlich hat dasamtliche Organ auch nicht lange auf seine Zurechtweisung zu warten brauchen. In seiner nächsten Nummer Nr. 126 vom 26. Oktober veröffentlicht es folgende Erklärung: Bernkastel. Okt Bezugnehmend auf das Referat, welches wir über die am Sonntag den 22. Oktober in dem Gassenschen Saale stattgehabte Wahlversammlung brachten, be merken wir hiermit, daß solches nur eine sachliche Wiedergabe des Verlaufs jener Versammlung sein sollte, daß wir damit nicht beabsichtigten, unsere eigenen(99 Anschauungen zum Ans druck zu bringen, wie vielfach sälschlich angenommen wurde, fühlen wir uns veranlaßt, aus letzterem Grunde besonders hervorzuheben. Die Redaktion." Diese Erklärungläßt tief blicken". Sie legt ein gewichti ges Zeugniß ab von der Abhängigkeit der Kreie blatter. Diese Abhängigkeit ist ja bekannt, aber es ist doch gut, wenn sie hie und da so offen zugegeben wird wie hier

Trier. Ein Baner aus der Umgegend brachte vorige Woche ein Fuder Viez(Apfelwein) nach Trier,

um es zu verkaufen. Das bochste Gebot, welches ihm

nach langem Hin und Herfahren gemacht wurde, betrug 15 Mark. Aergerlich darüber, antwortete er, daß er es dann noch lieber verschenken wolle. Unser Bäuerlein fuhr nun, so erzählt dieTrier. Ldsztg.. nach der Maximin Caserne, fragte dort die Wacht meister vom Husaren=Regiment, ob er den Mann­schaften das Fuder Viez schenken dürfe. Diese hatten dagegen nichts einzuwenden und machten es den Mann­schaften bekannt. Alle Mannschaften, welche zur Stelle waren, traten nun sofort mit Stalleimern an, und in einer Stunde hatte der Bauer sein Faß leer.

Eine für Wirtbe wichtige Entscheidung fällte dieser Tage die Dortmunder Strafkammer Einem Wirthe in Werne war von einem seiner Gäste ein Stammseidel übergeben worden, welches# weniger als das übliche Quantum faßte. Das Schöf­fengericht, welches über den Fall zu urtheilen hatte. sprach den Wirth frei. Die Kgl. Staatsanwaltschaft fand aber an der Freisprechug kein Gefallen; sie legte daher Berufung ein und drang auch damit durch Die Strafkammer hob das erstinstanzliche Urtheil auf und verurtheilte den Wirth auf Grund der §§ 1 und 5 des Reichsgesetzes vom 20. Juli 1881 zu 1 Mark Strafe, Tragung der Kosten beider Instan zen und Einziehung des betr. Seidels

Mainz Wieder Einer! Der bekannte sozial­demokratische Agitator Miedreich ist auf Veranlassung der hiesigen Staatsanwaltschaft verhaftet worden. Es handelt sich um sehr bedeutendeUnregelmäßigkeiten in einer ihm unterstellten Arbeitercasse

Mainz. Unter den neulich eingezogenen Retruten des 11. Pionierbataillons befindet sich auch ein Frank furter Rekrut von 197 Pfund Schwere. Da keine passende Kleidung für ihn zu schaffen war und er trotz aller Anstrengungen nicht die Exercierübungen mit machen kann, so wurde er von allen Uebungen vor läufig dispensirt und wird wahrscheinlich, weil er nach Aussage seiner Vorgesetzten vollständig un brauchbar ist, demnächst ganz entlassen werden

Volkswirthschaftliches und Sociales.

Eine schnellere Bezahlung der Rechnungen,

als bisher vielfach üblich ist, wird mit Recht von den Handwerkern und Gewerbetreibenden ge wünscht und mit aller Kraft angestrebt. In Münster hat sich vor längerer Zeit ein Comitee von Kauf leuten und Gewerbetreibenden zur Erreichung dieses Zieles gebildet. Vor einigen Wochen hat dieses Comitee folgende nachahmenswerthe Bekanntmachung veröffent licht:ur Verbesserung der Zahlungs sitten. Das unterzeichnete Comitec für Reform der Zählungssitten in jetzt beim Herannuhen des Biertel jahresschlusses in der Lage, mittheilen zu können, daß seine Bemulungen zur Herbeiführung kürzerer Zah lungsfristen im Detailverkehre sowohl in Kreisen der Kaufleute, als auch bei Handwerkern sehr gute Auf nahme gefunden hat. Weitaus die meinten Geschafte haben sich dazu bereit erklart, vierteljährlich Rechnungen auszuschreiben und damit jetzt am 1. Ot tober, soweit es nicht schon geschieht, zu beginnen. Nach den Aeußerungen, welche uns aus dem großen Publikum und besonders aus den Beamtenkreisen zuge gangen sind, haben wir die Ueberzeugung gewonnen, daß man unser Vorgehen überall symphatisch begrußt und es nicht zu erwarten ist, daß den Gewerbetrei benden wegen der vierteljährlichen Rechnungen gute Kundschaft verloren gehe. Sollte aber im Publikum bei dem Einen oder Anderen die vierteljährliche Ab rechnung seiner Lieferanten jetzt Befremden erregen, so möchten wir alle diese hiermit darauf aufmerksam gemacht haben, daß das bisberige lange Borgsystem für manchen fleißigen strebsamen Mann der Hemm schuh gewesen ist an seinem Fortkommen, daß der gesammte kleinere und mittlere Gewerbe= und Handels stand seither schwer darunter leidet und dadurch nicht in der Lage ist, seine Waare so billig herzustellen oder abzugeben, als es durch die auf strenge Baarzahlung haltenden Consumvereine und großen, mit reichem Capital ausgenatteten Geschafte geschicht. Steht aber dem Geschaftsmanne in kurzer Frin der Werth seiner Waare zur Verfügung, dann kann er sich selbst seine Rohmaterialien billig beschaffen und es unterliegt keinem Zweifel, daß er dann auch neben den Geschäften genannter Art mit Erfolg bestehen kann. Der Vor theil davon liegt aber nicht zum kleinsten Theile auf Seiten des kaufenden Publikums! Es wird die Wohlthat dieser Einrichtung bald selbst an seinen Einkaufen und der befriedigenden Ausfuhrung seiner Bestellungen wahrnehmen, andererseits wird sich aber auch in den eigenen Verhallnissen eine großere Re gelung der Ausgaben den regelmäßigen Einnahmen entsprechend angenehm fühlbar machen. und das Be wußtsein hervorrufen, seine Anschaffungen und Auf wendungen, sowie die Rechnungen der Lieferanten einer steten Kontrolle nach jeder Richtung hin unter werfen zu konnen. Wir fordern daber im dringendsten Interesse weiter Kreise auf beiden Seiten, sowohl die Produzenten id. i. die Handwerker und Fabrikanten als die Konsumenten das kaufende und brauchende Publikum und Handler auf, sich unterer Bewegung anzuschließen: die Konsumenten, indem sie vorzugs weise solchen Geschaftsleuten und Handwerkern ihre Aufträge zuwenden, von denen sie schnellste Abrechnung erhalten können; die Handwerker und Kaufleute aber wollen um vierteljährliche Abrechnung bemuht sein, damit dem Publikum durch rechtzeitiges Senden der Rechnungen der Verkehr erleichtert und die vor gedachten Vortheile geschaffen werden. Nur dadurch ist eine Besserung der vielbeklagten Lage möglich, und

daher heißt es jetzt für jeden strebsamen und einsichts­vollen Mann, selbst mit Hand anzulegen, den Krebs­schaden unserer Verhältnisse zu beseitigen. Wenngleich sich auf unsere Rundfragen bei verschiedenen Gruppen der hiesigen Gewerbetreibenden einige Wenige noch nicht vollständig entschließen konnten, unserem Vor gehen beizutreten und ferner auch noch diesbezügliche Beschlüsse mehrerer zu Anfang Oktober abzuhaltender Innungs Versammlungen ausstehen, so liegen denn doch Kundgebungen des weitaus größten Theiles der Gewerbe, sowie der hiesigen Handelsleute schon vor, worin sich die Mitglieder mit großer Mehrheit zustimmend ausgesprochen haben.

Vermischtes.

Für die neu errichteten 175 Halb=Vataillone

werden, wie dieBörs=Zeitung mittheilt, neue Fahnen im Kriegsministerium zu Berlin angesertigt. Dieselben sollen nach den bisherigen Dispositionen in feierlicher Weise durch den Kaiser im Stadtschlosse zu Potsdam den Truppen übergeben werden. Der Nage­lung wiro auch die Kaiserin und der Kronprinz bei­wohnen.

Ano dem Reicheversicherungsamt. Der 28jah­rige Besitzersohn St. aus Strohn war in dem land­wirthschaftlichen Betriebe seiner Mutter thätig, leistete aber hausig gegen Engelt andern Besitzern beim Bieh­schlachten Hilfe. Eines Tages war er wieder zu einem Nachbarn bestellt worden, um ein Schwein zu schlachten. Wahrend er sich zu Hause das Messer hierzu schliff, schnitt er sich in den Finger. Die Wunde verschlitmerte sich später, ging n Eiterung über, und der Finger mußte schließlig=lbgenommen werden. Die Rheinische

landwirt hschäftliche Berufsgeuossenschaft lehnte die Gewährung der Rente ab, indem sie ausfuhrte: St. sei berussmaßiger Schlachtei, und ein Unfall, der ihn bei diesem Berufe treffe, könne als ein landwirth­schaftlicher nicht angesehen werden. Wenn man selbst annehmen wolle, daß er beim Schlachten in dem land­wirthschaftlichen Betrieb desjenigen, dem das zu schlach­tende Vieh gehöre, übertrete, so komme das doch dier nicht in Betracht, weil er gar nicht beim Schlachten selbst, sondern bei den Vorbereitungen dazu in sei­ner engeren Wohnung verunglückt sei. Auf die Berufung des Verletzten sprach ihm jedoch das Schiedsgericht zu Daun die Rente zu. Dasselbe erachtete die Annahme, daß Kläger ein berufsmäßiger Schlachter sei, für unzu­trefsend, da er weder eine Ausbildung in dem Schlach­terhandwerk erfahren habe, noch Gewerbesteuer zahle, auch nur hie und da bei kleinen Ackersleuten beim Schiachten behilflich sei. Er Liolis als ein gewöhnlicher Arbeiter anzusehen, der jedesmal in de jenigen Betrieb übertrete, in welchem er gegen Entgelt beschäftigt werde Nun sei es allerdings richtig, daß er in diesen Betried noch nicht eingetreten gewesen sei. Aber er habe doch bereits zu Hause Vorbereitungen für denselben getrof­sen, und das musse für gleichwerthig erachtet werden, zumal Klager eine bestimmte Arbeitsstelle überhaupt nicht gehabt habe. Gegen diese Entscheidung legte die Berufsgenossenschoft Rekurs ein und zwar mit gün­stigem Erfolg. Das Reichsversicherungsamt hob am 16. Oktober er. die Vorentscheidung auf und wies den Klager ab, da er den Unfall nicht in einem landwirthschaftlichen Betriebe erlitten habe.

Wohin dae Trinken führt, zeigt folgendes Bei­spiel: Das sonst so stille eljassische Dorichen Liebenz­weiler war am 11 Oktober der Schauplatz eines auf­regenden und widrigen Auftritts. Gegen 10 Uhr erton­ten plotzlich die Sturmglocken: auf dem Speicher des Wohnhauses des dortigen Mitburgers A. Bertle war Feuer ausgebrochen, und der Rauch quoll zu den Gie­belfenstern und allen Riten des Daches heraus. Das Feuer auf dem Speicher war durch einen dem Schnaps­trunke sehr ergebenen Meuschen angezundet worden Der­selbe hatte im Laufe der letzten Tage unmaßig viel Schnaps vertilgt, sich dann Abends vorber auf dem Daaboden des genannten Burgers gegen dessen Willen festgesetzt und die Oeffnung der auf den Speicher fuh­renden Treppe bis auf eine kaum mannesbreite Lücke verschlossen und so verrammelt, daß ein Eindringen un­moglich wurde. Bei der kleinen Oeffnung saß der vom dehrium tremens(Säuferwahnsinn) ergriffene Unmensch. bewehrt mit einem Rebpfahl und einer etwa meterlan­gen Eisenstange, und schlug jeden Eindringling undarm­herzig nieder. Drei beherzte Manner, die den Versuch wagten, in die Behausung des Wutdenden einzudringen, erhielten nacheinander von demselben so wuchtige Keu­enschlage auf den Kopf, daß zwei von ihnen, aus ge­fährlichn Kopfwunden blutend, ohnmächtig die Treppe hinabsturzten. Dann trug der Unmensch einen Haufen Werg und Spane zusammen und zundete denselben an.

dieser Noto stiegen einige Manner mittels Leitern auf das Dach, deckten dasselbe theilweise sab und dran­gen, immer gegen den Unvold kämpfend. auf den Spei­wer Der im Sauferwahnsinn rasende Meusch wurde mit Hilfe der herbeigeeilten Gendarmerie sestgenommen und einstwelen im Wachtlokal des Gemindehauses un­teigebracht

richtigung

Irrthumlich ist in derHeinsb Volkozig vom

14 Oct. c., Nro. 41, I. Bl., in dem Festberichte über das 50jähr Priesterjubilaum in Wassenberg, am reiches Geschenk der Klosterschwestern von Birgelen erwähnt worden. Wohl in von auswarts, aber nicht auf Kosten des Klosters, ein werthvolles Rocklein ge­schenkt worven#us Dankbarteit der Schwestern.

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