*

Nro. 37.(1.

Samstag, 16. September.

16. Jahrgang. 1893

Heinsberger Volkszeitung.

Veran wortlicher Redakteur, G. Real

(Organ der Centrumspartei des Kreises Heinsberg.)

Druck und Verlag von 23.

Erscheint jeden Samstag. Quartalpreis durch die Post(einschl. Bestellgeld) sowie durch Boten 85 Pfg. SonntagsblattLeo für Adonnenten 35 Pfg.,Schwarze Blatt" für Adonnenten 50 Pfg.

Für NichtabonnentenLeo 50 Pfg.Schwarze Blatt 90 Pfg.

Inseratio nspreis; die Petitzeile oder deren Raum 15 Pfg. Bei öfterer Wiederholung sowie bei großen Inseraten wird entsprechend Rabatt bewilligt. Reelamen werden 30 Pfg. pro Petttzeile berechnel.

Provinzielles.

Tüddern. In der Nacht von Samétag auf Sonntag verstard unser hochwürdiger Heer Pfarter Soumagne unerwartet in Folge einer starken Erkältung, die er sich auf der Rückreise von Köln, woselbst er am 30. August mit noch 26 Amts­brüdern sein silbernes Priesterjubiläum gefeiert hatte, zugezogen hatte. Gedoren am 27. Febr. 1844 zu Eupen, trat er nach Vollendung seiner theologischen Studien in Bonn in das Priester­Seminar in Köln ein, woselbst er am 24. August 1868 zum Priester geweiht wurde. Er wirkte nach­einander zunächst in Broichhausen, Dekanat Erpel, dann in Höngen, Dekanat Heinsberg und wurde am 18. Fedr. 1887 zum Pfarrer in Tüddern er­nannt. Am 13. ds. gedachte der Verstordene mit seinen Pfarrkindern das Andenken an den Tag, an welchem er vor 25 Jahren die hl. empfing, festlich zu degehen. Dieser Taa in nun sein Begrädnißtag geworden. Groß ist der Schmer# seiner Pfarrkinder über das frühzeitige Hinscheiden ihres seelenetfrigen wegen seiner großen Sanftmuth und tiefen Frömmigkeit allseitig dochverehrten See­lenhirten, dessen Andenken sie ia Ehren halten wer­ben. R. I. P.

Birgden. Am verflossenen Mittwoch feierte Herr Pfarrer Arez im Kreise seiner Pfarrkinder das Ai den­ken an den Tag. an welchem er vor 25 Jahren die hl. Priesterweihe empfangen. Um 10 Uhr wurde der Jubilar von der Schuljugend, der Schützengesellschaft, dem Cäei­lien=Vereine und den sämmtlichen anderen Vereinen des Ortes an seinem Hause begrüßt, wobet ein Schulkind eine Stola als Geschenk überreichte. In feierlichem Zuge wurde alsdann der Judilar zur Kirche zum Festgottes­dienst gelettet, bei welchem ein auswärtiger Mitdruder des Judilar die Festpredigt hielt. Das Hochamt schloß mit einem Tedeum. Nach demselden fand in der Pastorat die Gratulation sämmtlicher Körperschaften statt, und nahm alsdann in engerem Kreise das Fest seinen Ver­lauf Gegen Adend drachte die ganze Gemeinde ihrem Pfarrer einen glänzenden Fackelzug und die Bereine eine Serenade, bei der Gesang= und Musik=Vorträge abwech­selten. Herr Lehrer Petees richtete dadet herrliche Wo te des Glückwunsches an den Judilar, wofür dieser nicht verfehlte, in einer längeren Erwiderung seinen herzlichen Dank auszusprechen. Mit dieser schönen Kundgedung der Liede und Verehrung, welche die Birgdener auch durch zahlreiches Fliggen und inzig: Antheilnahme an dem Feste ihres Seeisorgers betundeten, fand das Fest seinen Abschluß.

Nachen. Von einer unmenschlichen That berichtet dasEcho d. Gaw.. Samstag Nachmit­tag wurde ein hiesiger Mann verhaftet, der seine leidliche Mutter aus einem Fenster ihrer Wohnung hinauswarf, so daß die Frau einen Schädeldruch erlitt und ins Mariahilfspital ver­dracht werden mußte, woselbst sie dereits am Mon­tag den erlittenen Verlitzungen erlag.

Düren. Jn dem benachbarten Orte Gürzenich wurde Mittwoch Nachmittag vor. Woche ein deadsich­tiater Kindermord noch glücklich vereitelt. Bei dem Handelsmann Fr. in Gürzenich wohnte ein noch nicht 16 Jahre altes Mädchen aus Merzenich, dem die Wartung des einige Monate alten Kindes des Fr. anvertraut war. Dienstag Nachmittag nun erhod das Kleine, nachdem es kurz vorher gebadet und zu Bette gebracht worden war, ein durchdringendes Geschrei. Die Mutter des Kindes eilte hinzu, nahm das sit windende Kindchen aus dem Bettchen und suchte dasselbe zu beruhigen. Der Zustand des aimen Würmchens verschlimmerte sich aber fortwährend, dis plötlich eintretende Erbrechung anscheinend Erleichtirung brachte. Zugleich ader sahen die Mutter und die anderen hinzugekommenen Hausbewohner und Nach­barn, daß das Kleine eine geldliche Masse er­brochen hatte. Während man hierüder Ver­muthungen austauschte, lief plötzlich das Kinder­wädchen davon, und, als einige Personen ihr nacheilten, direkt in den Teich. Dort heraus­geholt, gestand es vor dem inzwischen herbeigeholten Ortsvorsteher, Herrn W., daß es die Absicht gehabt, das Kind, dessen Wartung ihm zu läßtig geworden, durch Eingeden von Schwefelholzköpfen aus dem Wege zu käumen. Die jugendliche Ver­drecherin wurde verhaftet und dem Amisgericht hierselbst übergeben. Getüchtweise verlautet, dieselbe Person habe im vorigen Jahre in Birkes­dorf als Kindermädchen Stellung gehabt; das derselben anvertraute Kind sei nach kurzer Zeit gestorden. Od der Tod dieses Kindes auch auf ein Verdrechen zurückzuführen ist, darüber wird wohl bald Aufklärung geschofft werden.

Köln. Eine recht aufregende Scene lockte Freitag Abend hunderte Passanten an den Rhein. Eine Frau hatt ihren Mann in einer am Ufer belegenen Wirthschaft in Gesellschaft lüderlicher Frauenzimmer angetrosfen, was die arme Person sich derart zu Herzen nahm, daß sie spornstreiche an den Strom eilte und mit ihrem zweijährigen

Kinde auf dem Arme durch einen Sprung in den Rhein den Tod suchen wollte. Bereits hatte die Frau die abschüssige Uferstelle erreicht, als mehrere Arbeiter hinzusorangen und sie gewalt­sam an der Ausführung ihres Vorhabens hinder­ten. Der Mann dieser bedauernswerthen Frau hatte diesem Vorgange ruhig zugeschaut, ergriff aber nunmehr schleunigst die Flucht, als die Ar­beiter Anstallen machten, ihn in nicht mißzuver­stehender Weise an seine Pflichten zu erinnern. Wie es heißt, ist dieser lüderliche Gatte Vater von 7 Kindern, die hungernd der Rückkehr ihrer Eltern harrten.

Lohmar. Von hier wird demSiegboten geschrieden:Folgendes verdient doch eigentlich be­kannt zu werden. Heute habe ich mich mit noch einigen glaubwürdigen Herren persönlich devon überzeugt. daß unter den auf dem zum Schießplatz Wahn gehörigen Gelände aufgestellten Scheiden besonders eine auf dem sogenannten Freuelsberg hervorragt. Die Scheibe stellt eine Kirche dar, groß und sein kolorirt, mit einem Thurm, einen Hahn auf der Spitze, und zum Aergerniß vieler Arbeiter, deren viele dort am Holz arbeiten, ist unten neben der Thüre in Lebensgröße ein Ordenspater gemalt, edenfalls kolorirt, und umgürtet mit einem Rosen­kranz an der Seite; verselde hält in den Händen ein Kruz fix mit dem Gekreuzigten. Auch Bilarie und Pastorat siad ebenfalls andei aufgebaut.

Düsseldorf. Einem in der Bilkerallee wohnenden jungen Manne war vor kurzem eine Summe Geldes aus seinem verschlossenen Koffir gestohlen worden, ohne daß es gelungen wäre, des Diedes habhaft zu werden. Anstatt nun für die Folge seine Ersparnisse an einem sichern Ort aufzube­wahren, legte er vor einigen Tagen wiederum co. 100 Mk. an dieselde Stelle, machte sich abervor­sichtsbalder an den oderen Geldstücken ein Zeichen, um den Diebstahl eventuell desto sicherer constatiren zu können. Als er nun am folgenden Morgen den Koffer öffgete, waren denn auch richtig die gezeichneten Geldstücke verschwunden und mit ihnen die gesammten übrigen. Diesen Fall hatte lautD. Z. derschlaue junge Mann aller­dings nicht vorgesehen und bis jetzt sucht er wieder vergedens nach dem Diede.

Düsseldorf. Ja einem hiesigen Gasthofe logirte ein polnischer Graf, der seine Ziche nicht bezah­len konnte, deßhalb mit Zurückhallung seiner Ef­fekten auf die Straße gesetzt wurde. Er bezog einen andern Gasttof und telegrophirte um Geld. Am fol­genden Morgen kamen 200 M. für ihn an und als der Hauskaecht ihm die Nachricht aufs Zimmer brachte, hatte sich der Graf mit seinen Hosenträzern an der Thür erhängt.

Tanten. Die Nachricht, der auf den Antrag des Justizwinisters von Berlin entsandte Criminal= commissar Rautenderg habe in der Knadenmord= geschichte von neuem die Untersuchung gegen Buschoff zu eröffgen, ist, falsch. Wie derK. Zig. von unterrichteter Seite versichert wird, hat der Ceiminalcommissar die Aufgade, an der Hand neuer hervorgetretener Momente Verhöre und Nach­forschungen anzustellen, die zur Gatdeckung des Mörders führen könnten. Die Weiterführung der Untersuchung rictet sich nicht gegen Buschhoff.

Bonn. Ein erhedliches Eisenbahn=Unglück ge­schah in der Nacht von Sonntag auf Montag auf dem huesigenBahnhof. Der Güterzug Nr. 619 Bingerbrück=Köln, entgleiste bei der Einfahrt an der Poppelsdorfer Allee. Die Locomotive wurde durch die Gewalt des nachdtängenden Tenders und der Wagen vollkändig umgedreht und dann um­geworfen. Drei Güterwagen wurden in= und über­einander geschoben und ganz zertrümmert. Noch Mittags 12 Uhr, bot die Unglücksstätte ein Bild großartiger Verwüstung. obwodl man mit den Auftäumungsarbeiten unmittelbar nach dem Eintritt des Unfalls begonnen und dieselben ununterdro­chen eifrig fortgesetzt hatte. Drei Beamte siad verletzt worden, davon zwei schwer. Der Heitzer ge­rieth deim Umftürzen der Lokomotive unter diese, erlitt schwere innere Verletzungen und wurde von den ausströmenden heißen Wasserdämpfen erhedlich verdrüht; mit Mühe wurde er aus seiner Lage defreit und in die Universitätsklinik geschafft, an seinem Aufkommen wird gizweifelt. Der Zugführer erlitt einen Rippenbruch und eine Berlitzung am Fuß; auch er wurde der Klinik übergeben. Am desten kam der Lokomotivführer davon, der aur eine Verletzung am Kopf erlitt, die in der Klinik verdunden nurde und seine Weiterreise am Mor­gen gestattete.

Coblenz. Am Samstag Abend wurde eine hie­sige junge Dame, die nahe Anverwandte eines de­kannten Weinwirthes, durch die Klugbeit eines

Hundes vor einem schrecklichen Tode gerettet. Die Dame begab sich, wie gewöhnlich nach ihrem in der oberen Etage des Hauses gelegenen Schlaf­zimmer. Auf der Treppe wurde sie plötzlich von einer Ohnmacht befallen und stürzte zu Boden, wobei die kleine Petroleumlampe, welche sie in der Hand trug, auf ihre Kleider stil und diese entzün­dete. Der die Dame begleitende Hund erhob nun, als er das Feuer sah. ein schreckliches Geheul, die Hausbewohner eilten herzu, und unter großer An­strengung gelang es, das Feuer zu löschen und so die vollständig Bewußtlose vor dem Tode des Ver­drennens zu bewahren. Leider hat die Dame durch den Unfall sehr erhedliche Brandwunden in der Seite davongetragen.

Rellinghausen. Die Familie der Wirthes Köhne lebte seit 14 Tagen in steter Angst, da in ihrer Behausung dreimal Feuer ausbrach. Zum Glück gelang es, dasselbe im Entstehen zu löschen. Offen­dar lag hier mutdwillige Brandstiftung vor. In die Enge getrieben, bekannte denn auch, wie dieRh.=W. Ztg. meldet, die 16jährige Magd des Köhne, welche von ordentlichen Eitern ist, daß sie die Brandstifterin sei und das Feuer angelegt habe, um aus dem Dienst zu kommen.

Bochum. Ein heiteres Vorkommniß ereignete sich kürzlich in einer hiesigen Wirthschaft. Eine Anzahl Gäste sitzen dort deim Bier. Auf ein­mal kommt eine Frau hereingestüczt, ergreift einen der Gäste bei den Ohren und schüttelte ihn ge­hörig, indem sie ausruft:Segg es, Du Supsten­gel, es et noch ken Tied no Hus? Hierauf gro­ßes Gelächter, sie hatte den Unrechten gepackt. Ihr Mann war gar nicht unter den Gästen. Be­schämt zog die Ecregte von dannen.

Bochum. Ein merkwürdiger Vorfall hat sich hier jüngst zugetragen, wie dasMärk. Volksblatt erzählt. Bei der Reparatur des Glocken­Ruhles in der Marienkirche hierselbst war auch ein Hamburger sozialdemokcatischer Arbeiter beschäftigt, der jede passende oder unpassende Gelegenheit be­nutzte, um seinen Gottes= und Glaubenshaß kund­zugeben. Der letztere Beweggrund mag ihn auch wohl veraulaßt haben, daß er sich eines Tages an einem in einer Glocke eingegossenen Christus­bilde virgriff und dasselde zu zerstören trachtete. Mit einem Meißel beschädigte er dasselde an Kopf, Seite und Knieen. Nicht gar lange nachher hatte der Arbeiter das Unglück, aus der Höhe des Glocken­suhles auf das Kirchengewölde zu fallen. Schwer­verletzt mußte er zum Hospital überführt werden. Der die Ardeit überwachende Reister hat sich de­hufs Wiederherstellung des Christusdildes Abzeich­nungen von den beschädigten Stellen genommen. Bei einem Besuche des Verunglückten erzählte der Meister der darmherzigen Schwester jines Vorkomm­niß und zeigte derselden auch die ausgenommene Zeichnung. Diese antwortete verwundert, daß der verunglückte Arbeiter auch am Kopf, Seite und Knieen sehr schwere Verlitzungen hade. Ge defindet sich heute noch im Hospitale. Ja der That ein meilwürdige: Vorfall.

Hagen. Die erste Prodenummer von Zus­angels neuer ZeitungWestdeutsche Volkszeitung ist erschienen. Diese Rummer wimmilt von Ja­seraten auf den acht Seiten und dabei zeigt der Herausgeber an, daß er in Folge des massenhaften Inseratenandranges den zweiten Theil der ersten Probenummer erst am Dienstag herausgeben könne. Diesmal scheint Zusangel unerhörtes Glück zu ha­den, denn auch die Abonnenten kommen mühelos, so daß die neue Zeitung sofort in einer Auflage von 15.000 Exemplaren erscheinen muß. Die Abonnement####nadung der Zeitung ist sehr orgi­nell. Es heißt datin, daß die Grundsätze des Her­ausgeders bekannt seien und daß die Zeitung steie in erster Reihe zu ftaden sein werde, wenn ee darauf ankomme, die Wihrheit zu sagen, die Freiheit zu vertheidigen, das Richt zu be­haupten. Die Zeitung proklamitt unter gewissen Bedingungen das Recht auf Arbeit und die Einführung der Gewinndetheiligung der Arbeiter: das Blatt will das Organ des kleinen Mannes sein. Auc eine neue nationalliderale Zeitung soll hier ins Leben gerufen werden, indeß sind durch Sammlungen unter den Großindustriellen irst 23.000 M zusammen gekommen.

Cholera=Nachrichten.

Köln. Ein zweiter von der Cholera Befalle= ner ist Montag Vormittag gestorden. Die Feststel­lung der Choleta durch daktersologische Untersuchung war dereits am Samsatg Vormittag durch einen diesigen Arzt geschehen; am Abend traf von Bonn die Bestätigung ein. Der Verstordene war Ein­wohner von Ghrenfeld, Ardeiter und Witwer von

50 Jahren. Er befand sich schon im Hospital an der Schönsteinstraße, als der Italiener, welcher der Krankheit zuerst erlag, dort untergebracht wurde.

Boppard. Donnerstag Mittag gegen 12 Uhr stard auf dem vor St. Soar liegenden Dampfer Mathias Stinnes Nr. VI die Ehefrau des Kapi­täns Titz an asiatischer Cholera. Der Dampfer hatte den Hafen von Ruhrort am 4. d. M. ver­lassen. Die Erkrankung der Frau erfolgte am Abend des 7. Septemder in der Nähe von Oberspay. Als das Schiff am folgenden Tage gegen 10 Uhr nach St. Soar kam, lag die Frau bereits im Sterben.

Berlin. Berlin ist wieder cholerafrei. Die vier Cholerapatienten und die drei zur Beobachtung eingelieferten Personen, die sich Samstag in dem Krankenhause Moabit befanden, sind zum Theil am Sonntag, zum Theil Montag früh entlassen worden. Neue Einlieferungen haben weder in Mo­abit noh in den Krankenhäusern am Friederichshain und am Urdan stattgefunden, von denen bereits gemeldet worden ist, daß die dort eingerichteten Cholerabaracken leer stehen. Die Cholerastation des Krankenhauses Moadit ist nunmehr auch aufge­löst worden.

Wallfahrt nach Rothberg.

Mit Genehmigung des hochwürdigsten General= Bika­riats Köln wird hierselbst von Sonntag den 17. dieses dis zum darauf folgenden Sonntag den 24. die Fest­oktav der 7 Schmerzen Marich feierlichst begangen werden.

An den beiden Sonntagen findet die 1. hl Messe um 7 Uhr, die 2. um halb 9 und das feierliche Hochamt mit Predigt um 10 Uhr statt, und der Nachmittagsgottesdienst zu Ehren der schmerzhaften Mutter wird um 3 Uhr ge­halten werden.

An den Werktagen wird die 1. hl. Messe um 6 Uhr, die 2. um hald 8 und das Hochamt mit Festpredige um halb 10 und der Nachmittagsgottesdienst um 5% Uhr gehal­ten. An letzten Sonntag der Oktav wird die Feier mit dem amdrosianischen Lodgesange geschlossen. Die Predig­ten werden von einem Ordenspriester gehalten werden. Am Voradende der Festoktav und an allen Tagen wäh­rend derselben ist Morgens und Nachmittags Gelegenheit zum Beichten

Sr. Heiligkeit Papst Leo XIII hat unter dem 23. Feb. 1893 allen Christgläudigen, welche während der obenge­nannten Oktav die hiesige Pfarrkirche besuchen, an einem beliedigen Tage derselden Oktav unter den gewöhnlichen Bedingungen einen vollkommenen Ablaß und an den übrigen Tagen einen solchen von 7 Jahren verliehen, welcher auch den armen Seelen im Feafeuer fürbittweise zugewendet werden kann. Möchten recht viele Verehrer der schmerzhaften Mutter sich dieser Gnadenschätze theil­haftig machen.

Nothbera, den 7. Sept. 1893.

L. Michels, Pfarter.

Von der Chicagoer Weltausstellung.

Es kann heute als eine feststehende Thatsach­angesehen werden, daß die Einnahmen der Welt­ausstellung erhedlich hinter den Ausgaben zurück bleiden und daß darum das ganze Unternehmen ver­krachen wird. Alle Erwartungen, welche bisher auf einen Besuch, der die Kasse der Ausstellung einiger­maßen gefüllt hätte, auf Zuzug von Europa und anderen Erdtheilen gesetzt worden sind, haden sich als übertrieden herausgestellt. Der Gesammtbesuch erreicht noch nicht 2 derjenigen Ziffer, welche nöthig wäre, um den Actionären zur Rückerstat­tung ihres Geldes zu helfen. Die Thatsche ist an sich aus verschiedenen Gründen bedauerlich. In dem Actienkapitel der Weltausstellung stecken viel­fach die Ersparnisse kleiner Leute, und gerade diese sind seldstverständlich als verloren zu betrach­ten.

Die früher aufgestellte Behauptung, daß die Chieagoer=Ausstellung für Deutschland einen außerordentlich wichtigen Faktor für die deutschen Welthandelsbeziehungen darstelle, wird durch diese Thatsache in keiner Weise derührt. Die amerikanische und außeramerikanische Geschäfts­welt ist in Chieago gewesen oder geht dorthin, und sie allein ist es, welche für den deutschen Ausstiller sich von Bedeutung erweist; was immer noch dringend zu wünschen ist, das ist ein ver­stärkter Besuch der deutschen Aussteller selbst, dezm deutscher Fabrikanten, Gewerdetreidenden und Kauf­leute. Der deutsche Staat hot in dieser Bezie­hung unstreitig das Seinige geleistet. An Staats­beamten und Fichgelehrten, welche von Deutschland aus zum Studium der Ausstellung nach Chieage gegangen sind, in kein Mangel. Wenngleich sich daraus wichtige Resultate auch für den Handel ergeden werden, so können die detreffenden Berichte doch die eigene Anschauung des Gewerbetrei­denden und Raufmanns nicht ohne weiteres erse­zen. Die Resultate einer Chicago=Reise für den Gewerbetreidenden und Kaufmann liegen nicht blos im Vergleich des aufgehäuften Ausstellungs= materials amerikavischer oder anderet Herkunft, sondern vor allem in der Möglichkeit, in das ams­tikanische Geschäftsleden und seine Ersordernisse einen Gindlick zu gewinnen.