Samstag, 13. April
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Verantwortlicher Redakteur W. Joppen.
Briefe von Stanley.
In Nr. 3 und 4 dss. Bl.(im Januar dis. I.) haben wir über die beiden Afrika=Reisenden Emin Pascha und Staulen ausführlich berichtet: Emin Pascha— von Geburt ein Deutscher, Namens Dr. Eduard Schnitzler— ist schon seit Jahren in Afrika und kämpft an der Spitze von ägyptischen Truppen gegen einen aufsändischen afrikanischen Häuptling, den„Mahdl“. Nachdem man längere Zeit hindurch keine sichere Nachrichten über das Schicksal des Emin Pascha mehr erhalten hatte, die früheren Nachrichten aber keinen Zweifel daran gelassen, daß derselbe sich in bedrängter Lage definde, sandte eine englische Gesellschaft den kühnen Afrika=Forscher Stanlen mit einer Expedition nach Afrika, um den Emin Pascha aufzusuchen und ihm Hülfe zu dringen. Lange Zeit hat man nun über beide keine zuverlässigen Nachrichten mehr erhalten und man war um das Schicksal Beider besorgt. Endlich sind nun Briefe Stanlen's in England eingetroffen. Dieselden sind vom 28. August datirt und" berichtet ausführlich über den Verlauf der Expedition, welche am 28. Juni 1887, 389 Mann zählend, zur Aufsuchung Emins von Bumduya aufdrach. Von Anbeginn an zeigten sich die Eingeborenen feindlich gesinnt, sie zündeten beim Heiannahen der Expedition ihre Dörfer an, griffen die Reisenden auf alle mögliche Weise an und bereiteten ihnen alle erdenklichen Hindernisse. Die Expedition marschirte aber trotzdem ohue Verluß drei Wochen vorwärts, ohne Rasttag zu halten.
Anfangs Auguß wurde nach höchst erfolgreichen Märschen a Urwaldgediet erreicht, wo„die Widerwärtigkeiten begannen. Zwei Mann desertirten, und mehrere starben. Am 13. August kam die Expedition an ein Dorf Air Sibda. Die Eingedorenen widersetzten sich dem Vordringen Stanley's und erschossen mit vergifteten Pfeilen 5 Mann; Lieutenant Stairs wurde schwer verwundet, kam aber schließlich mit dem Leden davon Die Schwirigkeiten nahmen von da an überhand Stanley hielt sich am Kongo, um den Sklavenjägern auszuweichen. Am 31. August begegnete Stanley aber doch einer Sklavenkarawane, und 26 Mann der Expedition liefen zu Ugarrowa über, wie der Führer derselben hieß. Ugarrowa hatte einen Landstrich ganz verwüstet und hielt nun mit schlimmen Adsichten in der Nähe Stanley's, welcher es gerathen fand, sich mit dem Sklarenhändler zu verständigen; 56 Somalis und 5 Gudanesen waren invalid und konnten nicht weiter maschiren; Stanley ließ sie auf ihren Wunsch bei Ugarrowa, welcher gegen Zahlung von fünf Dollars pro Kopf ihre Pflege uderhäh#n.
Am 18. September trennte sich die Expedition von Ugarrowa und betrat, auf 263 Mann zusammengesc molzen, das Gediet des dlutdürstigen Häuptling Killinga. Stanley fährt fort:
„Jurchtdart vier Wochen begannen für uns,— Wochen, welche kein Mitglied der Expedition, ob Weißer oder Schwarzer, jemals vergessen wird. 55 Mann verdungerten, wir nährten uns von Beeren, Rüssen und Schwämmen. Die Sklaven Abed Saluns im Killinga=Gediete verleiteten unsere Schwarzen, Gewehre und Munition und Alles für etwas Nahrung umzutauschen, und unsere Mannschaften waren von Allem entldößt und wir waren Bettler, als wir dieses Gediet verließen. Wir waren dabel körperlich so heradgekommen, daß wir unser Boot und unsere Waaren nicht weiter tragen konnten. Ich ließ daher Boot und Waaren unter Aufsicht des Arztes Packe und des Hauptmannes Reison zurück und zog mit 173 Mann weiter. Das Land lag ganz verwüstet, nicht eine Hütte hatten die gradischen Sklav njäger stehen gelassen, und was sie stehen gelassen, das hatten die Elephanten zerstört, so daß Alles eine furchtbare Wildniß war. Bis zum 12. November zogen wir unter unsagdaren Entbehrungen durch eine endlos scheinende Waldregion. Unser Hungerleiden hatte am 31. August begonnen und dauerte bis zum 12. Novemder. Wir litten entsetzlich von Hunger und waren zu Gerippen abgemagert, und Viele schienen unrettbar dem Tode geweiht. Von 289 Mann waren nur 174 verblieben, und der endlose Wald hatte diese Leute so entmuthigt, daß sie meinem Zuspruche, wir würden wieder offenes Land erreichen und reiche Nahrung fiaden, keinen Glauben schenkten. Wir hatten die Entmuthigten wie an ein Rette uns nachzuschleppen, sie waren ganz demoralisirt; wo sich Gelegenheit dot verkauften sie Gewehre und Munition fü. einize Maiskolden. Als ich sah, daß Zuspruch und Drohungen nichts halsen, mußte ich gewaltsam eingreifen; ich ließ zwei der schlimmsten Meuterer in Aller Gegenwart hängen. Endlich war die Wildniß zu Ende.“
Bis zum 5. Dezember“— so fährt Stanley fort—„waren wir im Schattenreiche des entsetz
12. Jehrgang. 1889.
(Organ der Centrumspartei des Kreises Heinsberg.)
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Druck und Verlag von W9. Joppen.
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lichen Waldgediets unter Baumriesen bis zu 180 Fuß hoch mit kaum durchdringlichem Unterholze von dornigen Sträuchern, der Boden mit gefallenen, verfaulenden Baumriesen übersäet, Ameisen und Insekten aller Farden und Formen schwirrten umher, Affen und Schimpansen ließen aus den Baumkronen ihre befremdlichen Laute vernehmen. Von allen Seiten waren wir von Thieren und Vögeln umgeben, oft scheute uns das Krachen des Unterholzes unter dem schweren Tritte der davoneilenden Glephanten. Im Gebüsch verborgen lauerten die Zwerge des Wambulli=Geschlechts mit ihren vergifteten Pfeilen. Ab und zu stand wie ein Baumstamm regungslos einer der großen braunen Eingeborenen vor uns, mit seinem scharfen Sperr zum Wurf erhoben. Eine schwüle beklemmende Luft füllte den Wald. Man athmete schwer, der Regen rieselte fast täglich nieder, das Tageslicht brach nie durch, und in einem unheimlichen Halbdunkel zog man so hungernd und vom Fiederfrost geschüttelt Woche um Woche weiter.
Endlich begann sich der endlose Kongowald zu lichten, und als wir am 10. Dezember seine Grenze erreichten und wieder offenes Land sahen, brachen wir alle in Jubel aus, wir jauchzten, sprangen und liefen unter unseren Lasten fröhlich auf dem Grasland umher wie befreite Gefangene. Wir dadeten uns im warmen Sonnenscheiv. Alle hatten ihren Muth wiedergefunden und sahen zuversichtlich der Zukunft entgegen.
Am 9. kamen wir zum Lande des mächtigen Häuptlings Mozamboni. Die Dörfer waren über einen großen Elächenraum so dicht zerstreut, daß es keinen anderen Weg gad, als durch ihre Dörfer und Felder. Aus weiter Gntfernung hatten die Eingedorenen uns bemeikt; sie waren vorbereitet. Wir desetzten einen Hügel, als wir im Centrum dieser Masse von Dörfern angekommen waren, um 4 Uhr Nachmittags des 9. Dezember und setzten uns hier fest, indem wir ein Zarida bauten, so schnell die Beile das Buschweik schlegen konnten. Die Kriegsruse von Hügel zu Hügel waren schrecklich; sie schallten über die dazwischen liegenden Thäler hinweg, die Leute sammelten sich zu Hunderten auf jeder Spitze, Kriegshörner und Tcompeten verkündeten, daß ein Kampf bevorstand. Eingeborene, die zu kühn waren, wurden von uns mit Leichtigkeit zurückgejagt, und ein Scharmützel endete mit der Gefangennahme einer Kuh, deren Kleisch das erste Rindfleisch seit dem Verlassen des Occans war. Die Nacht verlief friedlich; beide Parteien rüsteten sich für den Morgen. Am Morgen des 10. versuchten wir offene Verhandlungen. Die Ongeborenen waren begietig. zu erfahren, wer w.r waren, und wir waren begierig. Nachrzchen einzusammeln über ein Lank,
das unsere Erpedition zu vernichten drohte. Stunden waren mit Sprechen vergangen, wärrend beide Parteien sich in achtungsvoller Entfernung von einander hielten. Die Eingedorenen erzählten, sie seien Unterthanen Ugande's, aber Kabda=Rega sei ihr thatsächlicher König. Sie nahmen schließlich Zeug und Kupferstade an, um sie ihrem König Mazamboni zu zeigen. Seine Antwort sollte am folgenden Tage erfolgen. In der Zoischenzeit sollten alle Zeindseligkeiten eingestellt werden.
Der Morgen des 11. brach an, und früh um 8 Uhr hörten wir mit Bestürzung einen Mann ausrufen, es sei Mazomdoni's Wunsch, daß wir aus dem Lande zurückgetrieben werden sollten. Diese Mittheilung wurde von den Leuten in den Thälern rings herum mit betäubenden Geschrei entgegengenommen.„Kanwana“ heißt dort Friedensschluß,„Kurwana“ Krieg. Wir waren deshalb in Zweifel oder vielmehr wir hoffien, uns verhört zu haben. Wir schickten einen Dolmetscher etwas näher, damit er genau erkunde, od es Kanwana oder Kurwang heiße, was sie schrien.„Kurwana“ antworteten sie, und um den Ausdruck zu verdeutschen, schossen sie zwei Pfeile auf ihn ab, die jeden Zweifel beseitigten. Es war keine Zeit zu verlieren. Ein Trupp von 40 Mann unter Lieutenant Stairs wurde ausgesandt, um das dreitere Thal anzugreifen. Herr Jephson wurde mit 30 Mann nach Oßten gesandt. Eine ausgewählte Truppe von Scharfschügzen wurde ausgesandt, um den Muth derer auf die Prode zu stellen, welche den Abhang der höchsten Hügelreihe hienabstiegen. Stairs drang vor, überschritt einen tiefen und engen Bach im Angesicht von Hunderten von Eingedorenen, griff das erste Dorf an und nahm es ein. Die Scharfschützen arbeiteten sehr wirkungsvoll und trieben die auf dem Abstieg befindlichen Eingedorenen so stark zurück, daß es eine allgemeine Flucht wurde. Inzwischen war Jephson nicht müßig, er marschitte geradeaus nach Osten, trieb die Leute zurück und nahm ihre Dörfer eins nach dem anderen ein. Um 3 Uhr Nachmittags war nirgends mehr ein Eingedorenet sichtdar, außer auf einem kleinen Hügel, anderthald Meilen westlich von uns.
Am Morgen des 12. setzten wir unsern Marsch fort; während des Tages hatten wir vier kleine Gefechte. Am 13. ging der Marsch gerade nach Osten. Wir wurden in jeder Stunde von neuen Streitkräften angegriffen dis zum Mittag, wo wir Halt machten, um uns zu erfrischen. Um 1 Uhr marschirten wir weiter. Fünf Minuten später rief ich:„Bereitet euch vor den Albert Nyanza=See zu sehen!“ Um 1 Uhr 30 Min. lag der See zu unseren Füßen. Kovalli, das Hauptziel der Expedition, war sechs Meilen in der Luftlinie von uns entfernt.
Wir befanden uns 5200 Fuß über dem Meere; der Albert=Ryanza=See lag mehr als 2900 Fuß unter uns. Nach einer kurzen Ruhepause, in der wir den herrlichen Anblick genossen, begannen wir den rauhen Abstieg. Kaum war der Nachtrupp 100 Fuß hinabgestliegen, so drangen die Reger der Hochebene, die wir eben verlassen hatten, auch schon auf denselben ein. Hätten sie auf der Edene ebensoviel Muth und Ausdauer bewiesen, als sie jetzt zeigten, so hätten sie uns ernstlich schaden können. Der Nachtrupp wurde durch sie in Athem gehalten, dis wenige hundert Schritte von der Nyanza=Edene. Wir lagerten am Fuße der Hochebene; die Barometer zeigten 2500 Fuß über Meereshöhe an. Ein Nacht=Angeiff wurde von unseren Lagerposten abgeschlagen. Am 14. Dezember, um 9 Uhr Vormittags, nährrten wir uns dem Dorfe Kakone2, am Südwestufer des Albertsee's. Drei Stunden lang bemühten wir uns, die Einwohner zu Freunden zu machen; es gelang uns aber nicht. Sie wollten uns den Zugang zum See nicht geKatten, aus Besorgniß, wir könnten ihr Weidevieh erschricken. Sie wollten keine Blutsdruderschaft mit uns machen, weil sie noch nie gehört hatten, daß vom Westen her gute Menschen kämen. Sie wollten auch keine Geschenke von uns annehmen, weil sie nicht wußten, wer wir seien. Sie waren nur geneigt, uns Trinkwasser zu geben und uns den Weg nach Ryam=Sassie zu zeigen. Von diesen seltsamen Leuten erfuhren wir jedoch, daß sie von der Anwesenheit eines weißen Mannes in Unyoro vernommen hätten, aber nie davon, daß es auf der Westseite weiße Männer gäbe; auch hatten sie noch keine Dampfer auf dem See demerkt. Es gäde auch keine größeren Kanoes u. s. w.— Wir fanden keine Ursache, mit den Leuten zu streiten; sie waren im Allgemeinen ganz höflich, trugen aber kein Verlangen nach unserer Gegenwart. Wir ließen uns daher den Weg zeigen, verfolgten denselben einige Meilen weit und schlugen dann unser Lager eine halde Meile vom See auf. Wir überlegten jetzt unsere Lage, wie sich dieselbe nach den von Einwohnern von Kakongo erhaltenen Nachrichten gestaltete.“
Stanley, der nur noch wenig Munition hielt es für gerathen, sich nach seiner früheren Position bei Idwiri zurückzuziehen, von wo er den Lieutenant Stairs mit hundert Mann zur Abholung Dr. Park='s und Relson's aussandte. Stanley wurde dann krank und war noch sehr leidend, als nach 47 Tagen Stairs mit Parke und Nelson mit dem Boote und den Waaren ankamen; von den 38 bei Parke gelassenen Leuten kamen nur 11 zurück. Am 26 April kam die Expedition abermals in Mazamdoni's Reich, der diesmal Blutsfreundschaft schloß,— ein Beispiel, das alle anderen Häuptlinge nachahmten.„Nahrungsmittel wurden gratis geliefert und so viel Geflügel, Rinder, Schafe und Ziegen gespendet, daß wir königlich ledten. Als wir noch eine Tagereise von Nyanza entfernt waren, kamen die Eingedorenen von Kawali und sagten, ein weißer Mann, Namens Walewa, hade ihrem Häuptlinge ein schwarze## Packet für mich gegeben; ob ich ihnen folgen wolle. „Ja, morgen,“ erwiderte ich, und wenn Ihr die Wahrheit sprecht, mache ich Guch reich.“ Die Nachricht war richtig, und am nächsten Tage hielt Stanley einen Brief Emin's in seinen Händen. Emin hatte von Stanley's Kommen gehört und war per Dampfer nach Kavad gefahren. Die Eingeborenen flohen erschrickt vor ihm; nur die Frau des Nyamissie=Häuptlings olieb, und von ihr erfuhr Emin, daß Sianley in Mozamdoni's Land gesehen worden sei. Emia ließ darauf den Brief zurück, der vom 26. März 1888 datirt war, und In welchem er Stanley dat, dort zu bleiden, wo Cmin den Brief hinterließ. Am 26. Aptil wurde Lieutenant Jephson per Boot nach Mawa, der südlichsten Station Emias, gesandt und dort von der Garnison Emins mit Judel empfangen. Am 29 April sah Stanley einen Khedivedampfer, deren Eain bekanntlich noch mehrere besitzt, auf dem Albert Nyanza herandampfen, und um 7 Uhr schuttelte er Emin und Casati die Hände. Es war eine ergreifende Begegnung, und die drei Männer saßen bis lange in die Nacht hinein beisammen. Emin blied nun dis zum 25 Mai bei Stauley und derieth sich eingehend mit Lezterem. Er war nicht abgeneigt, seine Provinz zu räumen.
Die Schwierigkeiten, seine Armee mit den 10.000 Soldatenweidern und Kindern in Sicherheit zu bringen, waren aber zu große. Ailein mochte Emin nicht zlehen, und jen wollte er auch nicht ihrem Schicksale überlassen. Er sagte, es hieße sie ihrem Verderden überliefern.„Ich müßte ihnen ihre Waffen lassen“— so sagte Emin—„mit der Disziplin wäre es dann zu Ende, und die Ehrgeizigen würden sich zu Führern aufwerfen. Sie würden sich in Kämpfen unter einander at freiden. Ich muß bleiden.“ Casati erklärte, mit Emin bleiden und sein Schicksal theilen zu wollen. Beide waren voll Buoersicht, daß sie Wadelai halten und die Herrschaft in der Acquatorial=Provinz behaupten können. Stanlen konnte ihren Entschluß nicht erschüttern und trat am 1j. Juni von Fort Bodo aus mit 111 Zanzidariten und 101 ägyptischen Soldaten Emin's den Rückzug an, der ziemlich gut verlief. Am 10. August erreichte Stanley wieder Ugarrowa's Lager, wo von den zurückgelassenen Leuten nur noch 17 am Leben waren. Am 17. August stieß er auf Bonny, der von der von ihm geführten Expedition allein übrig geblieben war; alle Vorräthe waren verloren.
Stanley sagt:„Ich din nun beinahe nackt und ohne Lebensmittel im Herzen Afrika's; über die Hälfte meiner Leute sind umgekommen; zwei Hüte, ein Flanellhemd, vier Paar Stiefel besitze ich noch und so ausgerästet, will ich quer durch Afrika zurück zu Emin Pascha. Ich werde einen neuen Weg einschlagen.“
Mit einer geographischen Beschreibung der durchschrittenen Gediete schließt der Brief.
Locales und Provinzielles.
Gangelt(Eingesandt.) Dem Vernehmen nach wird die Theater=Gesellschaft zr Hastenrath bei Gangelt am Oftermontag, den 22. April a. c. ene scggung veranstalten. Das aus 5 Aufzügen bestehende Schauspiel unter dem Titel„Siegespalmen“ wird der Gegenstand der Aufführung bilden. Dies Drama ist in neuester Zeit von Auguß Dirking. Kaplan zu Reklinghausen, verfaßt worden. In die Oeffentlichkeit gebracht, wurde es in allen Kreisen wohlwollend und beifällig ausgenommen, und namentlich verdienen die Sklavess ollen als höchst interessant und unterhaltend bezeichnet zu werden.— Es ist dies ein Drama, welches zu seiner Aufführung tüchtige Spieler verlangt, und ist daher von mehreren Vereinen als zu schwer durchführdar abgelehnt worden. Aber die Gesellschaft von Hastenrath hat dessenungeachtet dennoch dieses Stück gewählt, und dürfte man einen sichern, perfecten und eleganten Verlauf dieser Aufführung verdürgen, da die früheren Bühnenspiele derselben, die den Wünschenseines Jeden gerecht gewrorden sind, diese Annahme rechtfertigen. So haben wir denn nach so langer Zurückgezogenheit mal wieder einen genußreichen Abend zu erwarten und wünschen der Gesellschaft viel Glück zu ihrem Unternehmen und einen zahlreichen Besuch!
Nachen. Aus den Schwurgerichtsverhandlungen vom 8. April berichtet das„Echo d. S“ über die Verhandlungen gegen den 52 Jahre alten Landdriefträger Hudert R. aus Waldenrath, welcher angeklagt war, in den letzten Jahren im Postbezirk Waldenrath mehrfache Unterschlagungen, theilweise unter Vornahme von Urkundenfälschungen und bei Unterlassung der vorgeschriebenen, zur amtlichen Kontrole nothwendigen Eintragungen verüdt, ferner auch fortgesetz! Sendungen von Briefen und Drucksachen unterdrückt zu haben. Ee handelte sich hier durchweg um geringere Beiräge, welche der Angeklagte„aus Noth“ veruntreut zu haben vorgidt. Ein Rothstand wurd: bei dem Ang-klagten auch seitens des Gerichtshofes und der Staatsanwaltschaft anerkannt, indem derselbe nur ein Gehalt von monatlich 47 Mark bezog. wovon er aber monatlich 25 Maik zur Tilgung einer Schuld verwenden mußte. Unter Anerkennung mildernder Umst,ände lautete das Urtheil des Gerichtshofes auf eine Gefängniß= strafe von 20 Monaten bei Verlusßt der Zähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter für die Dauer von 3 Jahren.
Köln 8. April. Das Schwurgericht verhandelte am 2. dss. gegen die Ehefrau Br. von hier; dieselbe ist beschuldigt, ihr am 3. Dezember 1878 geborenes und am 9. Aptil 1885 gestordenes Kind fortgesetzt mißhandelt und in einer das Leden gefährdenden Weise behandelt zu haben, die dessen Tod im Gefolge hatte. Nach den Schilderungen der Zeugen sperrte die Angeklagte das arme Wesen ganze Tage allein in ein Zimmer ein, ihm als Nahrung nur ein Stück trockenes Brod zurücklassend. Einer Z=ugin llagte das Kind, daß seine Mutter ihm die Zähre aus dem Munde geschlagen habe; sein Leid war mit blauen Flecken bideckt, und Hund und Kage aßen mit dem armen