Beueler Zeitung

.. Erscheint Mittmochs und

Anzeigenpreise: Beueler Bürgerzeitung Beneler Geschäfts-Anzeiger

Reklamen: um 70.(90 mp..) Amtl. Publikations=Organ der Bürgermeisterei Beuel

Erscheint Samstags mit einer illustrierten Beilage.

Erscheint Mittwochs und Samstags Bezugspreis monatl. 60 Pfennig frei Haus Geschäftsstelle: Beuel, Wilhelmstr. 108.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Jos. Lucas in Beuel. Druck und Verlag: Jos. Lcas in Beurt.

Nr. 45

Telephon=Nr. 4736 Amt Bonn

Beuel a. Rh., 6. Juni 1931

27. Jahrgang

Achestetst adeutr Blich Müldorf. Limperich, Küdinahoven Ramersdorf, Nieder= u. Oberholtorf, mit einer

Bechlinghoven

Nachrichten aus Beuel und Umgebung

Die Fronleichnamsprozession nahm in diesem Jahre bei günstigem Wetter wieder einen überaus würdigen Ver­lauf. Auffallend und hocherfreulich war die überaus zahl­reiche Beteiligung der Männerwelt, die die der Frauen bei weitem übertraf. Man sollte meinen, als lösten die von antireligiöser und glaubensfeindlicher Seite geübten Anstrengungen bei der katholischen Männerwelt entgegen­gesetzte Kräfte aus, die auf eine stärkere Betätigung des Glaubenslebens hinzielen. Die Straßen naren prächtig mit Altären, Fahnen und Grün geschmückt. Es wäre zu wünschen, daß die Polizei einer jeden Störung der Prozession durch Autofahrer mit Entschiedenheit entaggen­tritt. Auch könnte man von der Siebengebirgsbahn ver­langen, daß sie in diesem Falle eine kurze Fahrtunterbre­chung auf sich nimmt.

Aufgefundener Ballon. Am Freitag morgen fand der Tapetendrucker Lohr auf dem Pfaffenpfädchen zu Lim­perich einen Ballon mit anhängender Postkarte mit der Inschrift auf der Vorderseite:Vive Piccard Altitude 16000 m. Auf der Rückseite stand:Méres exigez toutes La Tétine Sacie.: Es handelt sich also um einen klei­nen Reklameballon, den eine junge Dame, die kleine An­géle Cars in Brüssel, auffliegen ließ und den Finder bit­tet, eine anhängende Karte mit Datum, Ort und Zeit des Ballonniederganges zu versehen und ihr per Post zu­rückzusenden. Das wurde denn auch prompt und in hu­morvoller Form besorgt.

Von einem Motorrad erfaßt und zu Boden=geschleu­dert wurde gestern auf der Friedrichstr. vor dem Rathaus ein kleiner Junge, der die Straße überqueren wollte. Er trug eine klaffende Wunde am Kopf davon, die aber nicht lebensgefährlich ist.

Die Versteigerung der Plätze für die diesjährige Beue­ler Kirmes, die am Mittwoch, vorgenommen wurde, hatte wieder ein günstiges Ergebnis. Es haben sich wieder mey­rere größere Fahrgeschäfte u. a. die Achterbahn angestei­

gert.

Die Verleihung der Stadtrechte an Beuel.

Zu unserem unter obiger Spitzmarke gebrachten Ar­titel veröffentlichen wir noch nachfolgende Mitteilungen, die gegenwärtig durch die deutsche Presse gehen:

Vielfach erörtert wurde in der letzten Zeit in einer ganzen Reihe von kleinen Städten die Frage, ob sie zur Landgemeindeordnung übergehen sollten. Die Amwand lung einer Stadt in eine Landgemeinde tst bisher noch nicht zum Abschluß gekommen, da es sich hierbei um ein ziemlich umständliches Verfahren handelt. Es müssen nämlich die Kreis= und Provinzialinstanzen, die örtlichen Regierungsstellen und das Staatsministerium in Bewe gung gesetzt werden, ehe ein solches Amwandlungsverfah­ren zum Abschluß kommt. Am weitesten gediehen ist die Angelegenheit der brandenburgischen Stadt Lagow, Reg=Bez. Frankfurt a. d. Oder, die 663. Einwohner hat und bei der der Beschluß des Provinziallantags von Bran­denburg, der Amwandlung in eine Landgemeinde zuzu­stimmen, soeben die Bestätigung des Staatsministerium erhalten hat. Weiter schweben Verfahren oder Verhand­lungen über den Städten Sternberg Nm. Brätz, Grenzmark, Arneburg, Kreis Stendal, Lewin i.Schlesien, Damgarten, Kreis Franzburg, Günterberge, Anhalt, Fürstenwalde i. Sa., Berleburg, Reg.=Bez. Arnsberg. Aus der Tatsache, daß in den verschiedensten Ländern und Gegenden Deutschlands die Tendenz sichtbar ist, kleine Städte zu billiger verwalteten Landgemeinden zu machen, kann man wohl entnehmen, daß hierfür sehr sachliche zwin­gende Gründe maßgebend sind. Vor allem darf man wohl erwarten, daß bei den immer wieder erörterten Plä­nen einer Reform der Selbstverwaltung, der Tatsache Rechnung getragen wird, daß von einer Krisis der länd­lichen Selbstverwaltung nicht gesprochen werden kann, son dern daß diese ländliche Selbstverwaltung im Gegenteil einer ganzen Reihe von Städten die einzige Möglichkeit zur Erhaltung des kommunalen Eigenlebens bietet.

(Und diese Suppe, in der die andern ein Haar gesun­den haben, soll uns nunmehr erst vorgesetzt werden. Da heißt es, die Augen auf und streng nach allen Seiten ge­prüft. Der Bürger muß es nachher bezahlen. D. Red.)

Limpericher Wünsche. Von der Wasserwerkstraße in Limperich zieht sich zwischen den Gärten ein romantischer Weg bis zur Hinterfront des Mylendoncer Hofes. An die­sem Wege liegt in der Mitte ein altes Brünnlein, dessen Wasser heute in den gegenüberliegenden Obstwiesen ver­sickert oder Tümpel und Weiher bildet. Der Brunnen be­steht aus einem quadratischen, oben dachförmigen Unterbau, auf dem sich eine schlanke vierkantige Säule erhebt, die sich nach oben verjüngt. In dem Unterbau befindet sich die Brunnenöffnung, die jetzt durch eine eiserne Tür ver­schlossen ist. In dem Brunnen ist auf einem Steinbogen

die Jahreszahl 1668 eingemeißelt. Wir haben es hier al­

so mit einem Denkmal der Vergangenheit zu tun, dem man eine würdigere Amgebung wunschen möchte und dies wäre auch sehr leicht möglich. Die Limpericher wissen, daß die Gemeinde kein Geld für solche Zwecke hat und der Verschönerungsverein verschönert nur in Beuel und auf dem Ennert Vnn bitten die Limpericher nur um Aeber­lassung einer Anzahl alter Steine, deren genügend vorhan den sind und ebenfalls um ein altes Eisengitter. Eine Steineinfassung soll noch in der Erde liegen, auf der man weiter aufbauen kann. Die Arbeiten und Fuhren wollen die Limpericher selbst unentgeltlich ausführen. Als Hin­tergrund mußte Strauchwerk gepflanzt werden, um den hinter dem Brunnen befindlichen Lattenzaun zu verdechten. Hoffentlich gelingt es auch der Gemeinde, einen Abfluß des jetzt stagnierenden Wassers herbeizuführen. Ar­sprünglich gehörte der Brunnen zu den Gartenanlagen des Mylendoncer Hofes, der im 18. Jahrhundert Eigentum der Grafen von Nesselrode war. Von ihm wurden das Badehaus im Garten, die Wasserkünste und die Weiher gespeist.

Ein weiterer Wunsch der Limpericher geht dahin, daß das Kreuz mit den Namen der Gefallenen, von der durch den Autoverkehr sehr gefährdeten Stelle fortgenommen wird. Wir schlagen als Standort den PlatzAn der Linde vor. Auch hier würde mit einigen Steinen und der unentgeltlichen Arbeit der Einwohner dem Denkmal der Gefallenen eine würdigere Stätte bereitet, als jetzt an der schmalsten Stelle der Landstraße mit ihrer Autohatz und Raserei. Auch dieses Kreuz yat historischen Wert. Es stand früher oben auf demZinkel" über den Weinbergen und soll aus der Abtei Heisterbach stammen, wie so vieles in Limperich. Jedenfalls zeigt das Kreuz eine vorzügliche Arbeit und ist des andächtigen Schauens wert besonders aber schon im Hinblick auf die Ehrentafeln der im Welt­krieg gefallenen Limpericher.

Hoffentlich tragen diese Zeilen dazu bei, auch weitere Kreise für die Wünsche der Limpericher, die lebhaft für die Verschönerung ihres Ortes eintreten, zu interessieren.

M. W.

Billige Ausflugskarten an Mittwochnachmittagen. Nach Niederdollendorf, Königswinter, Rhöndorf, Honnef und Unkel werden neuerdings auch bei der Reichsbahn Fahrkartenausgabe in Beuel an Mittwochnachmittagen Rückfahrkarten zu den Preisen, wie für Sonntagskarten ausgegeben. Die Karten können von 12 Uhr ab benutzt werden. Die Rückreise muß bis 24 Uhr angetreten sein. Es handelt sich jedoch vorerst um einen Versuch. Die Ver­günstigung kann nur beibehalten werden, wenn sie aus­giebig in Anspruch genommen wird.

der Krisensteuer eine Gehaltssenkung auferlegt. Beide Maß­nahmen sollen mit Ende 1932 wieder aufgehoben werden.

Wie bereits der NameKrisensteuer sagt, ist die neue Abgabe dazu bestimmt, die durch die Krise entstandene außerordentliche Not zu lindern. Der Ertrag der Krisen­steuer wird auf jährlich 400 Millionen Mark und sogar noch auf mehr veranschlagt. Die Steuer soll gestaffelt sein und bei den höchsten Einkommensgruppen etwa 6 Prozent ausmachen. Sie wird kein bloßer Einkommensteuerzu­schlag sein, da der Besteuerung nicht das Nettoeinkommen (d. h. das Einkommen abzüglich eines Existenzminimums und anderer Aufwendungen) zugründegelegt werden soll, sondern das nach Abzug der reinen Werbungskosten ver­bleibende Einkommen. Näheres darüber wird erst die von der Reichsregierung angekündigte Notverordnung bringen.

Bekanntlich hatte das Kabinett Brüning versprochen, es werde etwa bestehende Fehlbeträge im Reichshaushalt nicht durch Steuererhöhungen oder Anleiheaufnahme, son­dern durch Ausgabenkürzungen ausgleichen. Dies Ver­sprechen kann, das soll unumwunden anerkannt werden, unter den katastrophal verschlechterten Verhältnissen nicht innegehalten werden. Immerhin hat es die Reichs­regierung vermieden, eine Erhöhung der Einkommen= und Körperschaftssteuer eintreten zu lassen. Eine solche Maß­nahme wäre ein formeller Bruch der Zusicherungen gewe­sen. die der Kanzler wiederholt in der Oeffentlichkeit ab­gegeben hat. Sie hätte auch wohl kaum anders als von bestimmten Einkommensstufen an vorgenommen werden können, hätte dann sehr hoch sein müssen, um genügende Ergebnisse zu liefern, und hätte eine erheblich konjunktur­lähmende Wirkung gehabt. Sie hätte auch nicht den Charakter der Einmaligkeit und der Außerordenlichkeit ge­habt; endlich wäre es der Regierung kaum gelungen, die Oeffentlichkeit davon zu überzeugen, daß solche Einkommen­steuerzuschläge zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder auf­gehoben werden sollen.

Man wird die Veröffentlichung der Reichsregierung abwarten müssen, ehe man ein abschließendes Urteil über diese Steuer wird abgeben können. Eines ist aber bereits heute klar: es wird sich um eine Maßnahme von einschnei­dendster Schärfe handeln. Sie kann dem deutschen Volke nur dann zugemutet werden, wenn mit eisernem Besen alle Mißbräuche aus der Sozialversicherung und der Sozialfür­sorge ausgefegt werden. Sie setzt weiter voraus, daß wir unseren Reparationsgläubigern erklären, der Young=Plan sei nicht länger erfüllbar und müsse gründlich abgeändert werden. Das Ausland und insbesondere die Reparations­gläubiger tragen eine starke Mitschuld an den wirtschaft­lichen und finanziellen Schwierigkeiten, die jetzt die Reichs­regierung zu außerordentlichen Maßnahmen zwingen....

Abnahme um

Alle Opernfreunde, die künftig sich der Einrichtung der Kölner Vereinigung auswärtiger Opernfreunde" bedienen wollen, müssen sich bis zum 15. Juni bei der Ortsgruppen­Geschäftsstelle Heinz Weimer, Beuel, Friedrichstraße, an­melden.

Gotteedienstordnung

Katholische Pfarrgemeinde Beuel.

Sonntag, den 7. Juni 1931. 3. aloysianischer Sonntag. 6 Uhr erste hl. Messe, 7,15 Uhr Kommunionmesse der Männer mit Predigt, 8,30 Uhr Kindermesse mit Predigt, 9,30 Uhr Hochamt, 11 Uhr hl Messe mit Predigt. 8,30 A. hl. Messe in der Fabrikstraße mit Predigt. 2,15 und 6 A. Andacht.

Wochentags hl. Messen um 6, 7 und 8 Uhr.

Montag bis Donnerstag 7,30 Uhr Andacht zum aller­heiligsten Altarssakrament. Freitag(Herz Jesu=Frei tag) Aussetzung des Allerheilgsten zur Anbetung von 6 bis 8,30 Uhr. Sonntag gemeinsch. hl. Kommunion der Zünglinge und Jungmänner.

Jünglings= und Jungmännerverein. Donnerstag 8,30 Uhr rel. Vortrag im Vereinshaus.

Evangelische Pfarrgemeinde Beuel.

9,30 Uhr Gottesdienst, 11 Uhr Kindergottesdienst.

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(Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.)

Die Reichsregierung ist, damit kann nunmehr mit ziemlicher Gewißheit gerechnet werden, entschlossen, neve Ausgabesenkungen auch Einnahmesteigerungen einstreten zu lassen. Der wichtigste Teil des Einnahmesteigerungs­programms soll eineKrisensteuer sein, die von allem Ein­kommenbeziehern erhoben werden soll, deren Einnahmen einen Mindestbetraa übersteigen. Den Beamten wird sia

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Mascagnis Künstlerneid.

Mascagni und Leoncavallo, die ungefähr gleichwertigen Vertreter der sogenannten neuitalienischen Opernrichtung, waren zeitlebens gut befreundet. Was sie aber naturgemäß keineswegs daran hinderte, daß der eine immer auf den letzten Erfolg des andern nach einer weit verbreiteten Künstlerunsitte eifersüchtig war. Mascagni wohnte der sehr erfolgreich ver­laufenen Mailänder Uraufführung der Leoncavallo=Oper Zaza bei, war aber vorerst überhaupt nicht dazu zu be­wegen, auf die Bühne zu gehen und seinen Kameraden zu be­glückwünschen. Gemeinsame Freunde gingen nun ans Werk und bohrten so lange, bis sich der Komponist derCavalleria rusticana breit schlagen ließ, Leoncavallo aufzusuchen:Schön denn, wenn es unbedingt sein muß. Ich kann ja einmal zu ihm gehen. Ich sage ihm aber gar nichts; ich denke nicht daran, den Mann zu beglückwünschen. In Begleitung mehrerer Berufsgenossen ging nun Mascagni zu Leoncavallo, drückte ihm herzlich die Hand und sagte laut und vernehm­lich:Ich sage Dir nichts!