Beueler Zeitung

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Beueler Bürgerzeitung Beueler Geschäfts=Ameiger Erschetnt Mitwogs und Samstage

Amtl. Publikations=Organ der Bürgermeisterei Beuel

Erscheint Samstags mit einer illustrierten Beilage.

Nr. 28

Für die Schriftleitung verantwortlich: Jos. Lueas in Beuel Druck und Verlag: Jos. Lucas in Beuel.

Telephon=Nr. 4736 Amt Bonn

Beuel a. Ah., 8. April 1931

27. Jahrgang

DieBeueler Zeitung kommt in folgenden Ortschaften zur Ausgabe: Beuel, Schwarz=Rheindorf, Vilich=Rheindorf, Vilich. Geislar. Pützchen. Bechlinghoven, Vilich=Müldorf, Limperich, Küdinghoven Ramersdorf, Nieder= u. Oberholtorf, mit einer Gesamteinwohnerzahl von 13000.

Nachrichten aus Beuel und Umgebung

Schiffsunfall auf dem Rhein. Als am vergangenen Samstagmorgen der zu Berg fahrende Schraubenschlepp dampferWorms seine Kähne ummanövrieren wollte und dabei einen der Kähne mit der Winde an seine Seite zog, wurde dem Kahn von der Backbordschraube des Schleppers die Steuerbordseite aufgerissen, vodurch der Kahn ein gro­ßes Leck erhielt. Am ein Untergehen zu verhindern, ließ man den beschädigten Kahn in der Nähe der Gärtnerei Köppler auf der Beueler Seite auf Grund laufen, wo die aus Weizen, Holz und Papier bestehende Ladung in ein leeres Schiff umgeladen wurde.

Fahrraddiebe sind wieder am Werk. Am Samstag vormittag wurde in der Combahnstraße ein Geschäftsrad entwendet, das mit einem Firmenschild versehen war. In einer schwarzen Ledertasche befanden sich 40 Pfund Mar­garine. Am Samstagnachmittag wurde sodann aus dem verschlossenen Flur eines Hauses in der Brückenstraße ein Herrenfahrrad gestohlen.

Wer muß Bürgersteuer zahlen? Vielsach herrscht Un klarheit darüber, wer Bürgersteuer zahlen muß, wann eine Befreiung eintreten kann usw. Im allgemeinen muß jeder gleichgültig ob er Einkommen hat oder nicht, für das Jahr 1930 Bürgersteuer zahlen, wenn er 20 Jahre alt und seit dem 10. Oktober 1930 hier ansässig ist. Befreit von der Bür­gersteuer ist, wer am 10. Januar oder 10. März Arbeits­losenunterstützung, Sozialrente bis zu 900 M. Jusatzrente nach Par. 88 des Reichsversorgungsgesetzes oder laufende öffentliche Unterstützung vom Wohlfahrtsamt bezog. Wer im Jahr 1929 einkommensteuerfrei war, zahlt für das Jahr 1930 nur die Hälfte der Bürgersteuer. Von der Zahlung der zweiten Rate der Bürgersteuer für 1930 sind ferner die Lohnempfänger befreit, die nachweisen, daß sie auch im Jahre 1930 lohnsteuerfrei geblieben sind. Für das nächste Jahr kann von der Bürgersteuer befreit werden, wer nicht selbständig auf eigene Rechnung lebt, wie das in den mei­sten Fällen bei Studenten zutrifst. Bereits zuviel gezahlte Bürgersteuer wird auf Antrag zurückerstattet.

Seidenbau als Erwerbsquelle! Herr Hauptlehrer E. Glaser in B. schreibt:Durch meine diesjährige Seiden­raupenzucht habe ich unseren Ortsbewohnern usw., trotz dem Für und Wider des deutschen Seidenbaues den vollen Be­Beweis erbracht, daß die Seidenraupenzucht in Deutschland mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden ist.(Vergl. heu­tige Anzeige.)

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Der Abbau der Handelsspanne.

Präsident Graf von Kalckreuth vom Reichslandbund hat anläßlich eines Presseempfanges erklärt, daß die Selbsthilfe der Landwirte nicht ausreiche, um die erforder­liche Rentabilität der agrarischen Produktion herbeizu­führen. Der Einfluß des Landwirtes auf die Produkte höre bei der Anlieferung an die Bahnstation auf. Die möglichst billige Belieferung der Verbraucherschaft sei also in der Hauptsache eine Aufgebe des Handels und der Konsumenten selber. In den meisten Ländern machen die den Produzenten zugute kommenden Preise 60 Prozent der vom Konfumenten zu bezahlenden Verbraucherpreise aus,

Dänemark sogar 75 Prozent; die deutschen Produzenren dagegen müßten sich mit dem niedrigen Satz von 50 Pro­ent begnügen.

Um Östern herum wird der Reichslandbund eine Kritik an den Faktoren veröffentlichen, die an den unge­nügenden Erzeugerpreisen und den überhöhten Ver­braucherpreisen die Schuld tragen. Dem Vernehmen nach hat das Spitzenorgan der deutschen Landwirtschaft sorg­fältig Material zur Klarlegung der bestehenden Verhältnisse gesammelt. Man wird annehmen können, daß die Ver­tretungen des Einzelhandels sich für das zu veröffent­lichende Material interessieren und sich bereit erklären werden, die abänderlichen Umstände wirklich abändern zu helfen. Aber ohne die Mitarbeit der Verbraucher selber kann das Ziel nicht erreicht werden.

Der kaufmännische Mittelstand erklärt, daß die der­zeitige, von den Produzenten und Konsumenten als uner­träglich hoch empfundene Handelsspanne nicht einmal die gesteigerten Unkosten decke, geschweige denn dem Ein­zelhändler einen ausreichenden Nutzen lasse. In diesen Tagen erleben wir wieder als Folge eines Ansteigens der Getreide= und Mehlpreise eine Bewegung, die auf Ver­teuerung des Brotes abzielt. Der Reichsernährungs­minister hat dieser Bewegung durch Erhöhung des Aus­mahlungssatzes von 60 auf 70 Prozent zu begegnen ver­sucht. Aber auch wenn es jetzt gelingen sollte, eine Ver­teuerung wichtiger Lebensmittel zu vermeiden, so wird der Gegensatz zwischen den Forderungen der Produzenten und Konsumenten auf der einen Seite, den von den Händ­lern vorgebrachten Wünschen auf der anderen Seite fort­bestehen, bis die allgemein=politischen und organisato­rischen Fortschritte erreicht sind, die es allen Gliedern des Erzeugungs= und Verteilungsprozesses ermöglichen, die Ware mit nur ganz geringem Zuschlag an die nächste Stelle weiterzugeben, und bis alle nicht unbedingt erforderlichen Zwischenglieder zwischen dem ersten Erzeuger und dem letzten Verbraucher ausgeschaltet worden sind.

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und der deutschen Not.

Als man vor dem Kriege noch als flotter Studio mit dem Wechsel des Herrn Papa nicht auskam und so zwischen dem 15. undUltimo jeglichen Monats allerlei schöne, aber nicht unbedingt zum Leben notwendige Dinge zum Leihhaus brachte, da lachte man wohl und pfiff sich eins auf dem Wege zu jenem Hause, das uns in irgendeiner versteckten Gasse erwartete und mit seinen blinden Fenster­scheiben und den dahinter aufgestapelten Waren äußerst geheimnisvoll vorkam. Heute in der schweren Not­zeit unseres Volkes ist die Inanspruchnahme der Leih­häuser zur Tragödie geworden. Aus der Statistik über den Besuch der Leihhäuser können wir die furchtbaren Prü­fungen unserer Mitbürger nur allzu deutlich ermessen und ersehen, wie die einzelnen Berufsklassen an der Inanspruch­nahme des Versatzamtes oder Leihhauses beteiligt sind. Nicht weniger als 26,34 Prozent gehören danach den selb­ständigen Berufen an. Ein Beweis, wie furchtbar gerade die Not in diesen Kreisen des einst gutfundierten Mittel­standes herrscht. Denselben Prozentsatz stellen die weib­lichen Rentner dar, die Witwen und Frauen, die einst bessere Tage sahen, deren Männer im Kriege geblieben sind oder an den Kriegsfolgen frühzeitig starben, jene Unzahl von Zimmervermieterinnen und stillen Dulderinnen, denen auch die kleine Rente und das, was sie sich mühsam hinzu­verdienen, nicht mehr zum Lebensunterhalt trotz allen viel­gepriesenenPreisabbaues reicht. Wie viele teure und mehr oder minder kostbare Gegenstände bleiben auf dem Leihhaus zurück, weil die Armen zur Einlösung nicht das nötige Geld mehr aufbringen können. Nicht viel anders ist es bei den kaufmännischen Angestellten, die 14,36 Prozent der Leihhausbesucher darstellen. Gehaltsabbau und noch viel mehr Entlassungen lassen hier die Not von Tag zu Tag dringlicher werden, und die aus besseren Tagen noch ver­bliebenen Gegenstände wandern, wenn gar noch Krankheit und anderes Ungemach ins Haus kommt, zum Versatzamt. Von den nun folgenden Kategorien finden wir die Beamten mit 6,74 Prozent, die Handwerker mit 7,84 Prozent, die freien Berufe mit 4,99 Prozent an der Besuchszahl der Leih­häuser vertreten. Dann erst kommen die männlichen Rentner mit 3,46 Prozent, ein verhältnismäßig geringer Anteil, der wohl darauf zurückzuführen ist, daß den männ­lichen Rentnern immer noch gewisse Möglichkeiten des Nebenverdienstes geboten sind. Die wissenschaftlichen Berufe sind erstaunlicherweise nur mit 3,19 Prozent am Besuche der Leihhäuser beteiligt, obgleich wir doch darüber nicht im unklaren sein dürfen, daß auch diese unter der allgemeinen Notlage schwer zu leiden haben. Der Arbeiterstand ist mit 3,78 Prozent verhältnismäßig gering vertreten.

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Wenn man in den Großstädten durch die prächtige Reihe der stattlichen Häuser schreitet und zwar nicht nur in der Reichshauptstadt Berlin empfindet man mit Schrecken, daß es von Monat zu Monat mehr freie sog. Großwohnungen von 7, 8 und mehr Zimmern gibt, als unser verarmtes deutsches Volk an Mietszins bezahlen kann. Noch vor wenigen Jahren waren die größten Wohnungen von den Neureichen sehr begehrt und mancher, der sein letztes Geld während der Inflation verloren hat, bekam eine ansehnliche Abschlagszahlung, wenn er seine einstigen Prachträume verließ und sich mit einer kleinen Wohnung begnügte. Heut ist es gerade umgekehrt. Kein Mensch kann die Wohnungsmieten dieser Luxusräume be­zahlen. Manche halten sich noch mit knapper Not dadurch

über Wasser, daß sie einige Räume an Untermieter ab­geben. Aber auch diese Zeit wird bald vorüber sein. Ein weiterer Blick auf die Aushangschilder an den Haustoren zeigt das Ueberangebotgemütlicher oder selbsthoch­eleganter Zimmer mit allem Komfort". Dadurch sinken naturgemäß die Mietspreise für möblierte Zimmer erheb­lich. Es stehen allein 5000 Wohnungen in Berlin leer aber alle sind viel zu groß und können nicht bezahlt werden. Nach billigem Kleinwohnraum schreit der unter zahllosen Steuern und Abgaben niedergebrochene Groß­städter. Selten nur ist es möglich, größere Altwoh­

nungen so zu teilen, daß der Preis für den Ambau nicht fur Jahre hinaus den Mietspreis verschlingt. Neu­banuwohnungen dagegen wieder haben allerlei andere Nachteile, ganz abgesehen davon, daß man selbst als dringlich vorgemerkt, nicht allzu bald zu seinem Recht kommt. Zahllose Siedlungen haben durch Mißwirtschaft und leichtfertige Finanzgebarungen viele hoffnungsfreudige Wohnungssuchende enttäuscht. So ist die hier kurz wieder­gegebene Lage am Wohnungsmarkt, wie besonders betont sein moge, nicht nur allein in Berlin eine Katastrophe und bedarf trotz aller Geldschwierigkeiten einer ganz energischen Reform. Der siegreiche Kampf gegen den Kulturboische wismus für Heim und Familie steigt und fällt mit der Beschaffung gesundheitlich einwandfreier Wohnräume. Das mogen sich die Stellen gesagt sein lassen, die anscheinend immer noch nicht merken, wohin der Kampf linksstehender Radikalen sich richtet.

Von den schönsten Konieten.

Von Dr.

Ein großer Komet mit langer Schleppe, der zu der schönsten Himmelserscheinungen gehört, wäre eigentlich wieder fällig, denn wir haben einen solchen lange nicht mehr gesehen. Den Hauptbestandteil eines Kometen, den Kern, faßt man heute nicht als einen einzigen Körper, sondern als eine Wolke einzelner kleiner Teilchen auf. Betrachten wir einige der letzten glänzendsten Kometen: Wohl der schönste Komet aller Zeiten muß der vom September 1882 gewesen sein. Er wurde in unmittelbarer Nähe der Sonne zur Mittagszeit gesehen und konnte bis zum Eintritt in den Rand der Sonnenscheibe ver­folgt werden. Sein Kern zerlegte sich allmählich in vier ge­trennte Teile. Er braucht 843 Jahre, um einmal die Sonne zu umkreisen. Einen schönen Anblick bot der Donatische Komet, der anfangs Oktober 1858 seinen größten Glanz er­reichte. Sein Schweif überspannte mehr als ein Drittel des Himmelsgewölbes, welche Länge in Wirklichkeit 80 Millionen Kilometern entsprach. Der Durchmesser des Kerns betrug Ende September gegen 2000 Kilometer und verkleinerte sich

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am 28. Februar in Italien und Amerika wegen seiner Hellig­keit mit bloßem Auge vier Grad von der Sonne entfernt beobachten konnte. Er streifte fast deren Oberfläche und benötigt zu einem Umlauf 538 Jahre. Sein Schweif er­streckte sich über 65 Vogengrade, welche Länge etwa 250 bie 300 Millionen Kilometern entspricht. Er läuft mit den gres

Kometen von 1880 und 1882 in einer Bahn. Schließlich ist der schöne Komet von 1811(September) zu erwähnen der ungefähr in 3000 Jahren die Sonne umwandert. Der Kopf(Kern und Nebelhülle) hatte einen Durchmesser von über Millionen Kilometern, und sein Rauminhalt über­traf den der Erde anderthalb Millionen Mal. Der Schweif umfaßte 90 Bogengrade oder über 160 Millionen Kilometer Das vorletzte Mal mag er sich wohl zur Zeit des Trojanischen Krieges gezeigt haben, bei seinem nächsten Eintreffen wird er über Ruinen noch ungeborener Reiche leuchten.

Ein einziges Schiff erlegt tausend Wale.

Der norwegische Dampfer Sir James Clark Roß, ein ehemaliges deutsches 16000 Tonnen=Schiff, traf in Christ­church auf Neuseeland mit einer Beute von 100000 Barrels ungefähr 15000 Tonnen Oel ein. Das entspricht einer erfolgreichen Jagd auf nicht weniger als tausend Wale. Das cifr ist für die Verarbeitung von Walen in musterhafter Weise ausgerichtet. Die gewaltigen Tiere werden an Bord

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Wege noch rascher vollzogen werden als im nördlichen Eis­meer. Die Ausbeute des erwähnten Schiffes ist allerdings eine Höchstleistung. Sie übertrifft bedeutend den Fang eines Schwesterschiffes, das vor zwei Jahren mit 63.500 Faß Oel in Tasmanien eintraf. Im Verlauf der ersten elf Wochen hatte die Anglo=Norwegische Holding=Flotte abgesehen von der angeführten Beute eines einzigen Schiffes schon 134 600 Faß Oel eingebracht, die einen Marktwert von fast 12 Milli­onen Mark haben. Wenn das so weitergeht; werden die Wal­metzger auch das südliche Eismeer bald von dem gewaltigsten befreit haben. Der Völkerbund beabsichtigt tat­sächlich schon einen Naturschutzpark für Wale. Er moge damit rascher verfahren als bei der Abrüstung. Sonst kommt er

Der General als Vagabund.

Der berüchtigtechristliche General Feug wandert seit einiger Zeit als Landstreicher durch das Reich der Mitte. In schmutzige Lumpen gehüllt, zieht er mit stoischer Gelassen­heit seines Weges. Angeblich lebt er vom Verkauf kleiner Glasmalereien, die er mit künstlerischem Geschmack ausführt. Ein fünf Zoll langer Bart hat das Gesicht des Generals fast unkenntlich gestaltet. Er haust meistens bei Kulis und Klein­bauern, denen er sich gern zu erkennen gibt, und hofft, dereinst mit ihrer Hilfe eine neue Armee aus dem blutgetränkten Boden Chinas stampfen zu können.