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Sonntag, den 28. Juni 1914.(Leo
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Die Eroberung der Insel Aisen.
29. Juni 1864.
Zwei leuchtende Sterne erster Größe am Ruhmeshimmel des preußischen Heeres zeigt uns der Feldzug von 1864, durch welchen die meerumschlungenen Herzogtümer Schleswig und Holstein dem deutschen Vaterlande wiedergewonnen wurden. Diese beiden Sterne sind die blutigen Tage von Düppel und Alsen. Beide sind durch eine besondere Eigenart ausgezeichnet. Bei Düppel handelte es sich um die Erstürmung einer dreifachen Linie sturmfreier Schanzen. Und bei Alsen galt es, angesichts eines in vorbereiteter Stellung stehenden Verteidigers und feindlicher Kriegschiffe einen Meeresarm zu überschritten und ohne die Unterstützung eigner Seestreitkräfte dem Feinde eine Insel zu entreißen.
Nach dem ursprünglichen Plane sollte die 13. Division(Wintzingerode) bei Ballegaard an der Alsener Föhrde übergehen und gleichzeitig zur Täuschung des Feindes die 6. Division(Manstein) beim Satruper Holz am Alsenfund eine Scheinbewegung ausführen. General von Manstein bat jedoch, bei Satrupholz wirklich übergehen zu dürfen. Da verschiedene Anzeichen darauf hindeuteten, daß die Dänen den Angriff von Ballegaard her erwarteten, entsprach General von Herwarth dieser Bitte und beschloß, den Uebergan im nördlichsten Teile des Alsensundes zu bewerkstelligen. Um sowohl die Brandenburger wie die Westfalen an den Ehren der zunächst in den Kampf tretenden Truppen teilnehmen zu lassen, wurde bestimmt: die 12. und die 26. Infanteriebrigade— Generale von Roeder und von Goeben— gehen mit der Karallerie und Artillerie der 6. Division unter dem General von Manstein zuerst über. Ihnen folgt General von Wintzingerode mit den Brigaden Nr. 11 und 25— von Canstein und von Schmid. Durch umsangreiche Batterieanlagen für 50 schwere Geschütze wurde auch die artilleristische Unterstützung des Ueberganges gesichert. Das Füsielierbataillon des 24. Regiments erhielt Befehl, in der Düppelstellung zu bleiben, um die Batterien zu decken und, sobald die Lage es gestatten würde, auf einigen bereitgestellten Booten nach Sonderburg überzusetzen. Den Befehl auf der Insel führte der General Steinmann. Zu seiner Versügung standen 10 000 Mann mit 24 Feldgeschützen und zahlreicher Festungs= und Küstenartillerie.
Die Nacht zum 29. Juni war so klar, daß man den Wasserspiegel bis zur jenseitigen Küste überblicken konnte, also fürchten mußte, bald entdeckt zu werden. Hinzu kam noch, daß ein leichter Westwind jedes Geräusch an der schleswigschen Seite nach Alsen herübertrug. Punkt 2 Uhr begann das Zuwasserbringen der Boote, um anfangs für die Fahrt noch Schutz durch die Dämmerung, für den Kampf aber schon Tageslicht zu haben. Fast überall mußten die Leute, Patrontaschen und Brotbeutel um den Hals gehängt, 50 bis 100 Meter weit, zum Teil bis an die Brust durch das Wasser waten, ehe sie die schwankenden Boote besteigen und diese flott werden konnten. Ein schwieriges Stück Arbeit war dieses Einbooten. Daß es ohne Unfall erledigt wurde, ist ein Beweis für die treffliche Zucht unsrer Mannschaften. Dann stießen die ersten Bootskolonnen ab, wobei natürlich die Tätigkeit der braven Ruderer ein unvermeidliches Geräusch verursachte. Kaum waren 100 Meter zurückgelegt, als die ersten Schüsse von den dänischen Posten abgegeben wurden. In wenigen Sekunden wurde es auf der Insel lebendig. Alarmsignale ertönten, Feuerzeichen flammten auf. Bald rollte von der seindlichen Küste ein kräftiges Gewehr= und Geschützfeuer herüber, welches durch die preußischen Batterien, das im großen Satruper Holz aufgestellte 1. Bataillon des 60. Regiments und die im Bug der Kähne postierten besten Schützen erwidert wurde. Ohne auf die schwirrenden Geschosse zu achten, arbeiteten die Ruderer mit aller Kraft vorwärts. Der Pionier Lieben von der 3. Kompanie des Brandenburgischen Pionierbataillons war der erste Mann, der hier den Heldentod sand. Er steuerte das vorderste Boot der rechten Flügelkolonne und fiel, in den Kopf getroffen, über Bord. Mit Lebensgefahr zogen die Kameraden den Entseelten aus den schäumenden Wogen.
Als die Boote am jenseitigen Strande aufliefen, sprangen die Leute mit donnerndem Hurra ins Wasser und stürzten sich auf die feindliche Stellung. Dem 1. Bataillon der 24er, Kolonne A, gebührt der Ruhm, zuerst den Boden Alsens betreten zu haben. Oberst Graf Hacke, ihr Regimentskommandeur, pflanzte dort gemeinsam mit dem Ingenieurleumant Petri die erste preußische Fahne auf. Die dänischen Deckungstruppen wurden im erster. Anlauf überrannt.
Um 3¼ Uhr standen die fünf Bataillone der Brigade Roeder und rechts von ihnen die ersten 2½ Bataillone der Brigade Goeben, 15er und 55er, am Südrande der Fohlenkoppel, einzelne Kompanien darüber hinaus vorgeschoben. General von Manstein, der sich mit seinem Stabe auf erbeuteten Pferden beritten gemacht hatte, befahl gegen 4 Uhr den weitern Vormarsch über Rönhof und nach Wegnahme dieses Dorfes auf Kjär. Hier und südlich des Gehölzes„Große Moose“ fand man hartnäckigen Widerstand, da nun die seindlichen Reserven eingriffen. Dies geschah jedoch nicht einheitlich, sondern durch verschiedene, zwar tapfere, aber zusammenhanglose Vorstöße, die jedesmal blutig abgewiesen wurden. Bei diesen Angriffen, welche dänischerseits von Tombüllgaard und Bagmoose her untemnommen wurden, fielen den Brandenburgern zahlreiche Gefangene in die Hände; das dänische 4. Regiment wurde fast aufgerieben. Den Westfalen trat südlich von Kjär die dänische Brigade Bülow entgegen. Sie wurde von den 15ern, 55ern und den 3. Jägern umklammert und unaufhaltsam über Möllestedtgaard nach Sonderburg gedrängt, wo das Gefecht zum Stehen kam. Um 6 Uhr wurde auch dieser Ort, gegen den vom Düppeler Brückenkopf her die 24er Füsiliere und mehrere Batterien ihr Feuer richteten, genommen.
Hier hielt General von Manstein für einige Zeit die Brigade Gaeben an und ließ die Brigade Roeder nebst den inzwischen übergegangenen Teilen der Division Wintzingerode— je ein Bataillon 13er, 53er und 35er— auf Ulkebüll und Wollerup vorgehen, um den Feind von der Halbinsel Kekenis abzudrängen. Die dänische Brigade Kauffmann erkannte die ihr drohende Gefahr und eilte auf Hörupkirche=Hörup zurück. Auch hier hielt sie nicht lange stand, sondern setzte, nachdem sie einige hundert Gefangene eingebüßt hatte, ihren Abmarsch fort. Kurz nach 9 Uhr vormittags war die Insel völlig im Besitz der Sieger. Die der Gefangenschaft entgangenen Dänen waren auf der Halbinsel Keke nis oder in eiliger Flucht dorthin, wo Transportdampfer für sie bereit standen. Prinz Friedrich Karl, der bei Sonderburg überzegangen war und um 9 Uhr bei Höruphaff eintraf, nahm von einem, sicher sehr verlustreichen Angriff auf die Befestigung des sogenannten„Drei“, das heißt des Dammes zwischen Insel und Halbinsel, Abstand. Er ließ die 13. Division aus dem eroberten Eiland, während die Brandenburger nach dem Festlande zurückkehren sollten. Da den übermüdeten Rudern bis 5 Uhr nachmittags Ruhe gewährt werden mußte, konnte der Rücktransport an diesem Tage nur teilweise bewirkt werden.
Die ihrer Art nach in der Kriegsgeschichte einzig dastehende Waf fentat: die Eroberung einer verschanzten und stark besetzten Meeresinsel lediglich durch Landstreitkräfte rief, wie zehn Wochen vorher die Erstürmung der Düppeler Schanzen, im ganzen Preußenlande lauten Jubel hervor. Jedermann fühlte, daß Truppen, die vor derartigen Wagnissen nicht zurückschreckten und solche Schwierigkeiten zu überwinden wußten, eine glanzvolle Zukunft beschieden sein müsse. Die Ereignisse der folgenden Jahre haben gezeigt, daß diese Empfindung, der sich auch das Ausland nicht erwehren konnte, vollbegründet war. Nicht unerhebliche Verluste hatte das kühne Unternehmen gekostet. Auf preußischer Seite waren 7 Offiziere, 77 Mann tot, 26 Offiziere, 255 Mann verwundet, 7 Mann vermißt. Dagegen büßten die Dänen 37 Offiziere, 637 Mann an Toten und Verwundeten ein, zu denen an Gefangenen etwa 2500 Mann traten. Außerdem sielen 99 schwere Geschütze, 2 Feldgeschütze und große Mengen von Kriegsgerät aller Art in die Hände der Sieger. Mit Recht zeichnete letztere der oberste Kriegsherr durch Verleihung eines besondern Gedenkkreuzes des Alsenkreuzes, aus. Nicht zahlreich mehr sind die Veteranen, deren Brust heute noch dieses schöne Ehrenzeichen schmückt. Deutlicher und eindringlicher als Worte wird es die Tapfern am bevorstehenden 50. Jahrestage des Alsen= Ueberganges an ihre damalige Heldentat erinnern.
Von Hah und Fern.
* Düsseldorf. 23. Juni. Wegen der Führung der neuen Hafenbahn zum Nordhafen ist nunmehr zwischen der Stadt und der Eisenbahnverwaltung eine Einigung erzielt worden. Der Anschluß an dem neuen Hafen soll am Bahnhof Derendorf erfolgen und über die neue Strecke Derendorf—Rath führen, die viergleisig ausgebaut werden soll. Beim Block Vogelsang zweigt die Hafenbahn ab und wird zu dem östlich der Amsterdamerstraße zu errichtenden Hafenbahnhof geleitet. Sämtliche Straßen, die die Hafenbahn passiert, sollen unterführt werden; Schwierigkeiten bestehen wegen der Ueberführung der Bahn über die Duisburger Strecke. Diese Strecke soll demnächst hochgelegt werden, es ist daher beabsichtigt, die Hafenbahn einstweilen über eine provisorische Holzbrücke über die Duisburger Straße zu leiten. In dem ministeriellen Erlaß über die Genehmigung der neuen Hafenanlagen, die teilweise auf Kaiserswerther Gebiet zu liegzen kommen, wird ein gemeinsames Vorgehen des Stadt= und Landkreises angeregt, um etwaigen Unzuträglichkeiten vorzubeugen. Die Staatsregierung werde nicht bereit sein, Aenderungen in kommunaler Hinsicht zuzustimmen. Damit soll wohl von vornherein etwaigen Eingemeindungsgelüsten Düsseldorfs nach Norden hin vorgebeugt werden.(K. V. Z.)
* Wickrath, 28. Juni. Der diesjährige Fohlenmarkt verbunden mit Fohlenschau wird am Dienstag, 8. Juli, morgens 8 Uhr, hier abgehalten.
Gerichtssaal.
Z. Neuß, 27. Juni. Vor dem Schöffengericht erhob eine Ehefrau von hier Einspruch gegen eine von der Polizeibehörde festgesetzte Geldstrase in Höhe von 5 c. Sie wurde beschuldigt, am 16. Mai ds. Is. nach Ladenschluß noch verkauft zu haben. Das Gericht sprach sie frei.— Mit einem Lockvogel und Leinruten haben vier Arbeiter von hier am 13. April den Singvögeln nachgestellt. Sie müssen 10 q Geldstrafe zahlen.— Ein Fabrikarbeiter aus Holzbüttgen hat am 21. Februar in Neuß auf der Niederstraße von einem Schneidermeister eine Mark verlangt. Wegen Bettelns wurde er in zwei Wochen Haft genommen.— Zwei Anstreichergehülfen von hier sind am 13. Mai nachts in einen Neubau an der Parkstraße eingedrungen. Es war zur Zeit des Anstreicherstreiks, und die Angeklagten wollten den Arbeitswilligen Streiche spielen. Wegen Hausfriedensbruch muß jeder 20 Mark, wegen Sachbeschädigung jeder 10 c Geldstrase zahlen.— Ein Wirt aus Büttgen wurde zu 15 M Geldstrafe verurteilt, weil er am 17. April einem Betrunkenen Schnaps auf Borg verabfolgt hat.— Ein Bauführer aus Rheydt erhob Einspruch eine von der Behörde festgesetzte Geldstrafe von 10 M. Ihm wird zur Last gelegt, in Dormagen ohne Arbeitsgenehmigung ein Gleise an einem Sonntage verlegt zu haben. Die Verhandlung wurde vertagt.— Eine von der Polizeibehörde festgesetzte Geldstrafe in Höhe von 5 A ist einem Metzger aus Düsseldorf wegen Befahrens eines verbotenen Privatwegs in Nievenheim auferlegt worden. Das Gericht verwarf den Einspruch des Beschuldigten.— Ein Bauarbeiter aus Dormagen hat am 23. Februar einem Mann ins Gesicht geschlagen und einem Gendarm, der ihn verhaftete, Widerstand geleistet. Dann hat er den Gendarm beleidigt. Er wurde in eine Gefängnisstrafe von einer Woche genommen.— 5 Tage Gefängnis muß ein Klempner von hier verbüßen, der einem Kollegen Schuhe und Rock stahl.
Kokale Hachrichten.
Neuß, 28. Juni.
Das Wetter der Woche. Während der letzten acht Tage blieb die Witterung in Deutschland fast durchgeyend sommerlich, wenn auch veränderlich und zu häufigen Niederschlägen geneigt. Besonders hohe Temperaturen kamen nur an einzelnen Tagen vor; das Quecksilber sank aber auch nie nennenswert unter die für die Jahreszeit normalen Werte.
Vor acht Tagen hatte sich über Nordwestrußland sowohl wie über Mitteleuropa hoher Luftdruck ausgebildet, wogegen von Island aus eine Depression herannahte. Diese entsandte einen Ausläufer in südöstlicher Richtung bis zum Kanal, wodurch in Nordwestdeutschland in der Nacht zum vorigen Sonntag Trübung eintrat. In Hamburg fiel Nachts Regen. Sonntag früh herrschte in ganz Norddeutschland bei Winden aus östlichen Richtungen heiteres, zum Teil wolkenloses Wetter mit schon ziemlich hohen Morgentemperaturen. Memel hatte 22 Grad Wärme. Während im Laufe des Tages der Ausläuser der Islanddepression sich völlig von dem Hauptminimum löste und ins Innere Deutschlands eindrang, fanden nachmittags im Rhein= und Wesergebiet sowie in Bayern zahlreiche Gewitter statt. Auch in Brandenburg und Ostpreußen kamen vereinzelte elektrische Entladungen vor; sonst blieb in Mittel= und Ostdeutschland das Wetter heiter und trocken. In Königsberg i. Pr. wurden 30, an vielen anderen Orten Nord= und Mitteldeutschlands 26 bis 28 Grad Wärme erreicht. Montag früh war es nach dem Vorbeigang der Teilpression in Westdeutschland noch regne
risch und kühl; Aachen hatte nur 12, Metz 13 Grad Wärme. In der östlichen Hälfte des Landes war es dagegen noch heiter und sehr warm; Memel hatte morgens schon wieder 25 Grad C. Hier wurden tagsüber 29, in Königsberg und Berlin 30 Grad Wärme erreicht. Nachmittags und in der Nacht entluden sich dann, während das im Innern Deutschlands befindliche flache Minimum sehr langsam nordostwärts weiterzog, in sast allen Landesteilen wieder Gewitter, die namentlich im Nordwesten von ergiebigen Regenfällen begleitet waren. Borkum hatte 21, Kiel 20, Aachen 18, Hamburg 15 Millimeter Regen. Das Teilminimum war bis Dienstag früh in die Nähe der Weichsel gelangt, sodaß nur im Nordosten die Temperaturen bei heiterem Himmel noch hoch waren. Memel und Danzig hatten wieder eine Morgentemperatur von 23 Grad, wogegen in Mittel= und Norddeutschland die Morgentemperaturen meist meist zwischen 14 und 15 Grad lagen. Noch kühler war es im Rheingebiet, wo die Temperaturen den ganzen Tag niedrig blieben. In den übrigen Landesteilen stiegen sie jedoch bald vom Neuen empor und überschritten vielfach wieder 20 Grad. In Ostpreußen wurden nochmals 27 bis 28 Grad Wärme erreicht, worauf auch dort zahlreiche Gewitter und ergiebige Regenfälle der Hitze ein Ende machten. Auch im Nordwesten des Landes kam es unter dem Einfluß eines neuen, nach der Nordsee vorgedrungenen Teilminimums nachmittags wieder zu Gewittern und Regenfällen, die sich in der Nacht zum Mittwoch auch auf das obere Rheingebiet ausdehnten. An der Küste fiel auch auf das obere Rheingebiet ausdehnten. An der Küste fiel auch Mittwoch früh Regen; sonst hatte es sich jedoch im nördlichen Binnenlande wieder überall aufgeheitert, und die Temperaturen waren meist von Neuem gestiegen, da ein neues atlantisches Maximum hinter der abgezogenen Tiefdruckfurche sogleich bis nach Oesterreich= Ungarn vorgedrungen war. Dadurch erfolgte eine rasche Rückdrehung der Winde nach Süden und eine entsprechende Erwärmung, die noch durch die Annäherung weiterer Teildepressionen verstärkt wurde. Deren Vorbeigang rief in den meisten Gegenden neuerdings Gewitter und zum Teil sehr ergiebige Regenfälle hervor, die in manchen Gegenden sehr lange anhielten. So hatte Borkum 22, Berlin 19 Millimeter Niederschlag. Nur im östlichen Ostseegebiet blieb das Wetter im Allgemeinen trocken und ziemlich heiter; während der Nacht zu Donnerstag erfolgte jedoch auch in den anderen Landesteilen wieder Aufheiterung, da inzwischen das neue Atlantische Maximum ganz Mitteleuropa in seinen Bereich aufgenommen hatte. Die Witterung war Donnerstag gegen den Vortrag wenig vérändert; namentlich in Westdeutschland fanden wieder am Nachmittag zahlreiche Regenfälle statt. Während der Nacht klärte es
sich dort zwar auf: bei Nordwinden blieben aber die Temperaturen verhältnismäßig niedrig, und Aachen hatte wieder nur 12, Memel aber Freitag Morgen schon 22 Grad Wärme. Auch sonst waren die Tem peraturen vielfach etwas gestiegen. Freitag vief der Vorbeigang eines Skandinavien bedeckenden neuen Teiltiefs wieder zahlreiche Regenschauern mit Gewittererscheinungen namentlich im Osten hervor. Die Annäherung eines neuen Islandwirbels dürfte aber zunächst zu ständigerem warmen Hochdruckwetter führen, da das neue Tief des südlich von ihm verlagerte Hochdruckgebiet anscheinend völlig auf den Konti nent verschieben wird. Wahrscheinlich wird sich dann auch während einiger Tage sehr große Hitze entwickeln, zumal jetzt in ganz Europa bis hinauf in den höchsten Norden, sommerliche Temperaturen Platz gegriffen haben.
—“ Staats-Eisenbahnverein. Die Eisenbahndirektion hat dem Staatseisenbahnverein in diesem Jahr wieder 3 Sonderzüge gestellt. Der Verein macht mit diesen seine Ausflüge am 1., 8. und 15. Juli näch Düren.
* Ein Jahrbuch für das deutsche Vortragswesen gibt die Gesell
schaft für Verbreitung von Volksbildung. Berlin, N.W. 52, Lüneburgerstraße 21, seit längerer Zeit heraus. Die Gesellschaft hat damit ein wichtiges Hilfsmittel zur Förderung der freiwilligen Volksbildungsarbeit geschaffen. Das Jahrbuch enthält Mitteilungen über 284 Vortragende, die über die verschiedensten Gebiete sprechen (Bildungswesen, Literatur und Literaturgeschichte, Musik und Musikgeschichte, Kunst, Philosophie, Geschichte, Volkswirtschaft, Frauenfrage, Naturwissenschaften, Erd= und Völkerkunde, Technik u. a.). Der erste Teil des Jahrbuches enthält Vortragende, die berufsmäßig sich der Volksbelehrung und Volksunterhaltung widmen, der zweite Teil führt Vortragende auf, die nur gelegentlich ihre Vortragstätigkeit, zumeist in bestimmten Gegenden, ausüben. Bei den einzelnen Vortragenden wird neben den Vortragsgegenständen und der Art der Vorträge (wissenschaftliche Vortragsreihen, wissenschaftliche Einzelvorträge, volks tümliche Vorträge usw.) auch der Lebens= und Bildungsgang der Vortragenden kurz stizziert. Das Buch ist den Leitern aller Vereine, die für die Fortbildung und Unterhaltung ihrer Mitglieder tätig sind, seit lange ein unentbehrlicher Ratgeber. Es wird an alle Vortragsvereine. die der Gesellschaft als Mitglieder angehören, kostenfrei abgegeben
* Neuc 20 Mark= Reichsbanknoten. Wie das Reichsbankdirektorium bekannt gibt, werden in nächster Zeit neue Reichsbanknoten zu 20 Mark zur Ausgabe gelangen, die sich von den jetzt im umlauf befindlichen Zwanzigmarknoten wie folgt unterscheiden: 1. Der blaue Faserstreifen befindet sich am linken Rande der Rückseite anstatt wie bisher am rechten Rande der Vorderseite. 2. Außer dem künstlichen Wasserzeichen haben die Noten noch ein natürliches fortlausendes Wasserzeichen, welches aus der von Ornamenten umgebenen Ziffer 20 und dem seitlich angebrachten Worte Mark besteht. Datum und Unterschrift der Noten lauten: Berlin, den 19. Februar 1914. Reichsbankdirektorium Havenstein, v. Glasenapp, Schmiedicke, Korn, Maron, v. Lumm, v. Gramm Kauffmann, Schneider, Budczies.
* Moderne Einbrecher. Die zahlreichen in der letzten Zeit
in verschiedenen deutschen Städten verübten Geldschrankeinbrüche haben der Königl. Brandversicherungskammer in Dresden Veranlassung gegeben, in einem Aufsatz das Publikum über die Arbeitsmethode der Einbrecher aufzuklären und es aufzufordern, Schutzmaßregeln zu treffen, um derartigen Einbrüchen vorzubeugen. Von allgemeinem Interesse ist, was die Brandversiche. rungskammer über die modernen Einbrecher sagte:„Die Zunft der Einbrecher huldigt eifrig dem Fortschritt. Ihre Werkzeuge sind nach und nach verfeinert. Der Einbrecher selbst hat sich in der Aufmachung verbessert und macht in den meisten Fällen einen eleganten, weltgewandten Eindruck. Von den Anstrengungen bei der„Arbeit“ ist heute in den wenigsten Fällen zu sprechen. Das Knallgasgebläse, auch Schneidebrenner genannt, erzeugt durch gemeinsames Verbrennen von Wasserstoff und Sauerstoff Stichflamme, die Panzerplatten, wie Wachs zum Schmelzen
bringt. Die hierzu erforderlichen Gasflaschen können bequem